It's A Long Way To Archieve Change von Aphrodi ================================================================================ Part 2 ------ Enji hatte es geschafft herunter zu kühlen, bis sie den Saal erreichten, auf dem das Charity-Event stattfand. Trotzdem war er nicht überzeugt. Ein Blick zu Hawks gab immerhin Aufschluss darüber, dass er nach wie vor völlig gelassen war und überhaupt keinen Zweifel an all dem zu haben schien. Als sich ihre Blicke trafen, lächelte der Blonde ihm entgegen, wurde kurz darauf aber in ein Gespräch verwickelt. Eine junge Dame hatte sie am Eingang empfangen und führte sie nun durch das Gebäude.  Während der Großteil ihrer Aufmerksamkeit Hawks entgegenkam, folgte Enji ihnen einfach stillschweigend und hörte mit, was sie erklärte.   Sie erklärte, dass sie dieses Event jährlich abhielten und vorher eine Spendengala veranstalteten, um Weihnachten für bedürftige Kinder ein wenig schöner zu machen. Für die Kleinen aus armen Familien und dem Waisenhaus war es natürlich schon ein Highlight einen Profihelden zu sehen und ein paar Worte mit ihm wechseln zu können. Und obendrauf gab es noch ein Geschenk für jedes Kind. Ihr Job war es also den Kindern einen schönen Moment zu bescheren und ihnen ein Geschenk aus den großen Jutesäcken zu übergeben, die längst im Raum verstaut waren.   „Das ist machbar, nicht wahr, Endeavor-san?“, fragte Hawks ihn heiter und blieb mit ihm auf dem Gang stehen, auf ein Signal der jungen Dame wartend.   Enji schwieg.   „Du kannst mir das Sprechen überlassen, wenns dir schwerfällt. Ich kann genug für uns beide reden, kein Problem“, warf der Blonde schließlich ein, scheinbar wissend, dass er da einen von Enjis Schwachpunkten erwischt hatte. „Und wenn dir danach ist… sprich einfach.“ In Hawks‘ Welt durfte das alles sehr einfach sein, dachte sich Enji und war nach wie vor nicht überzeugt, doch Geschenke verteilen, das würde er hinbekommen. Er zweifelte auch nicht daran, dass Hawks einen guten Alleinunterhalter abgab. Er würde die Kinder schon anziehen ganz der Magnet, der er war. Das war einfach Teil seines großen Charmes – nur ein Teil von vielen, die sie zwei unterschieden wie Tag und Nacht.   Die Tür des großen Saals öffnete sich und schon bevor sie eintraten konnte Enji Weihnachtsmusik und Kinderlachen hören, die ihm förmlich entgegenschallten. Ein Jubelstrom setzte ein, als Hawks und er hineintraten, ausgelöst von diesem kleinen Meer aus Kindern, das sich im Saal breit gemacht hatte. Für den Moment hatten sich alle Augen auf sie gerichtet. Enji sah, wie Hawks lässig die Hand hob und den Kindern zuwinkte, während er so in die Menge lächelte. Er selbst schaffte es immerhin seinen Arm zu heben, um es seinem gefiederten Partner ansatzweise gleichzutun. Er konnte bei all den Freudenrufen immer wieder einzelne Fetzen hören, Dinge wie „Hawks ist so cool!“, „Das ist der echte Endeavor!“, „Der ist riesig!“ oder „Die sind super stark!“, häufig waren es aber auch einfach nur ihre Namen, die aus den Kindermündern kamen. Es war leicht zu sehen, dass sich für die meisten Kinder das Kommen schon gelohnt hatte. Enji konnte es nicht erklären – auf der einen Seite fühlte er sich beruhigt, wissend, dass sich die Kinder tatsächlich über seine Anwesenheit freuten. Auf der anderen Seite aber fühlte er sich schuldig. Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann er seine eigenen Kinder so aufgeregt und glücklich gesehen hatte. In seinem Haushalt hatte er mehr als ein Jahrzehnt kein Kinderlachen mehr gehört – nicht in seiner Anwesenheit.   „Endeavor-san“, riss ihn eine Stimme aus den Gedanken. Er blickte zur Seite und lokalisierte Hawks, der ihm einen der großen Jutesäcke in die Hand drückte. Seine goldfarbenen Augen hielten noch einen eindringlichen Moment an ihm fest, dann wandte sich der Jüngere ab und begann sich mit einem eigenen Sack aufzustellen. Die Kinder mussten eine Schlange bilden und schafften es verblüffend gut nicht zu drängeln bei aller Aufregung.   Enji überreichte ein Geschenk nach dem anderen, während Hawks sich zusätzlich darum kümmerte, ein paar Worte mit den Kindern zu wechseln, bevor sie weitergehen mussten. Diese Arbeitsteilung funktionierte gut, er merkte, wie sich seine Schultern entspannten. Viele von den Kindern konnten es kaum erwarten dran zu sein und ihr Geschenk abzuholen, anders als das kleine Mädchen, das nun mit Sicherheitsabstand vor ihm stand und nicht so recht zu wissen schien, was es tun sollte. Enji hatte auch keine Ahnung, was er nun tun sollte. Ihr einfach das Geschenk entgegenstrecken, hoffend, dass sie es nehmen würde? Etwas sagen? Aber was? Er fühlte sich wie versteinert, starrte auf das Mädchen runter, das hingegen ihn anstarrte, keine Miene verziehend. Hawks sah zur Seite, betrachtete die Szene einen kurzen Moment und begann dann sich einzumischen – zu Enjis Erleichterung.   „Hey, kleine Dame“, begann er und hockte sich mit einem freundlichen Lächeln zu ihr runter. In einer Hand hielt er ein Geschenk, das er ihr entgegenhielt. „Willste ein Geschenk von Santa Hawks?“   Sie schüttelte den Kopf. Enji sah die Gesichtszüge des Blonden kurz entgleisen, bevor er sich theatralisch an die Brust fasste. Seine Flügel hingen förmlich an ihm herunter, um diese Geste zu unterstützen. „Ich habe einen Korb bekommen…“ Der Blick des Blonden hellte schnell wieder auf, genau wie der Rest seiner Körpersprache. Es war eben nur Schmierentheater.   „Verrätst du mir, womit ich dich sonst glücklich machen kann?“, fragte er schließlich und schaute neugierig auf das kleine Mädchen herunter. Enji konnte nicht verstehen, was sie sagte, als sie sich zu Hawks hinüberbeugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Er konnte nur sehen, wie sich Hawks‘ Augen ein Stück weiteten und auf ihn richteten.   Enji merkte, dass sich Nervosität in ihm breit machte, sein Gesicht verfinsterte sich automatisch ein wenig mehr. „Was ist los?“, kam es ungehalten grummelig aus seinem Mund, bevor er es überhaupt merkte. Und direkt bereute er es. Sein Blick glitt kurz zu dem kleinen Mädchen, hoffend, dass er sie nicht noch mehr verschreckt hatte als eh schon. Aber sie wirkte zum Glück unverändert. Wobei, konnte man hier von Glück reden?   Hawks richtete sich aus der Hocke auf und grinste ihn süffisant an. „Sie will die Flammen~“   „Was?“ Er war für einen Moment so irritiert, dass er ein kleines Aufflammen an seinem Bart nicht unterdrücken konnte. Enji blickte zu dem Mädchen herunter, sah, wie ihre Augen großer wurden, immer noch zu ihm hochstarrend. Diese ganze Situation fühlte sich einfach nur unangenehm an.   „Okay, wer will alles die Flammen des Nummer 1 Superhelden sehen?“, fragte Hawks gewandt an die Kinder und erntete dafür einen Schwall aus Jubelschreien und in die Luft gereckte Hände.   „Was ist mit dem Kostüm?“, fragte der Flammenheld schließlich, wissend, dass er sich eigentlich deswegen zurückhalten sollte. Er erntete dafür ein Schulterzucken des Blonden.   „Wen interessierts? Gib den Kindern, was sie wollen, Nummer 1~ … Und ihr geht alle mal ein Stück weit nach hinten“, forderte Hawks die Kinder auf, damit sie einen gewissen Sicherheitsabstand einhielten und half selbst mit sie nett zurückzudrängen. Es sollte schließlich kein Kind zu Schaden kommen. Enji stand währenddessen einfach nur da, fühlte sich ein wenig wie eine Attraktion im Zirkus, aber das gehörte dazu, oder? Was würde All Might jetzt tun? Vermutlich eine richtige Show draus machen, sich in verschiedene Posen werfen… Definitiv nichts, was er machen wollte. Er legte das Geschenk in den Jutesack zurück und nahm selbst ein bisschen Abstand davon, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte. Er würde einfach dastehen und-   „Warte, du trägst was Feuerfestes drunter, oder?“   „Natürlich!!!“, schimpfte Enji aufgebracht und ehe er sich versah, stand sein ganzer Körper in Flammen. von dem Kostüm war in wenigen Sekunden nichts mehr zu sehen außer ein Haufen Asche, der sich um ihn herum gesammelt hatte. Hawks lachte und Enji bildete sich ein, er hörte ein „Zu schade…“ aus seiner Richtung. Aber bei all den heiteren Kinderstimmen war es sowieso schwierig, noch etwas zu verstehen.   Er brachte die Flammen unter Kontrolle und verteilte so die übrigen Geschenke. Abschließend unterhielten sie die Kinder noch und sie durften Fragen stellen, was zu manch peinlichem Moment führte. Auf die Frage „Was kannst du noch gut außer Schurken besiegen?“ wusste er keine Antwort, während Hawks ihn mit einem sehr überzeugten Grinsen ansah, so als käme ihm eine in den Sinn.   Zum Abschluss brachte der Blonde die Kinder noch dazu auszutesten, wie stark der Flammenheld Endeavor wirklich war, indem er ein Gewisse Anzahl von ihnen gleichzeitig tragen sollte. Fliegend und mithilfe seiner Federn verteilte er dabei ein Kind nach dem auf Enji, aufpassend, dass keins wieder runterfiel. Enji musste zugeben, dass Hawks wusste, was Kinder wollten und woran sie Spaß hatten. Und deswegen waren sie schließlich dort – um ihnen einen schönen Weihnachtstag zu bereiten. Er konnte nicht sagen, wie er das ohne ihn über die Bühne hätte bringen sollen. Aber irgendwie war es gut verlaufen. Sie verließen den Raum und tauschten ein paar Worte mit dem Personal aus, das ihnen für ihr Kommen dankte und ebenfalls zufrieden klang.   „Und? Immer noch der Meinung, dass es eine schlechte Idee war?“, fragte Hawks ihn mit viel zu großer Selbstüberzeugung, nur einen kurzen Blick von ihm dafür erntend, während sie das Gebäude verließen.   „Nein.“   Der Blonde schaute direkt noch viel selbstzufriedener drein. Enji wollte sein Ego nicht noch weiter befeuern, also sparte er sich den Dank, denn ja, er wusste, dass er das ohne ihn nicht geschafft hätte und ja, er konnte auch danken, wenn er es als gerechtfertigt empfand. Aber der Blonde war so... Nein.   „Siehst du, Endeavor-san? Ich bin gut für deine Publicity“, begann er sich weiter aufzuplustern, während er neben ihm herging. „Und nun zu Punkt zwei der Tagesordnung.“   Enji, der gerade die Autotür aufschließen wollte, blickte irritiert zu ihm herüber. „Punkt zwei?“ Hawks hatte ihm bisher nichts von einem weiteren Tagespunkt erzählt. Es ging lediglich um dieses Event und das war abgehakt.   „Unser gemeinsames Weihnachts-Dinner natürlich“, klärte ihn der Blonde schließlich auf und das mit einer Selbstverständlichkeit als wäre es lange abgemacht gewesen. Nur mit dem Haken, dass man ihn gar nicht gefragt hatte – nicht das erste Mal übrigens. Enji konnte verhindern, dass ihm nicht die Gesichtszüge entgleisten. Auch, als Hawks völlig selbstzufrieden zu ihm hochgrinste. „Du schuldest mir was.“   Er hätte doch einfach „Danke“ sagen sollen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)