Urisen von MAC01 ================================================================================ Kapitel 25: Offenbarung ----------------------- Es war schon spät, als Kaibas Smartphone sich meldete. Es war eine automatisierte Nachricht, dass der Aufzug sich gerade in Richtung seines Penthouses in Bewegung gesetzt hatte. Also stand er von seinem Schreibtisch auf und verließ sein Heimbüro. Als er vor dem Aufzug ankam, erreichte dieser gerade das Stockwerk. Langsam glitten die Türen zur Seite und gaben den Blick auf Jonouchi frei. Ein Lächeln umspielte Kaibas Mundwinkel. "Willkommen", begrüßte er den Blonden, der aus dem Aufzug stieg. Sein Blick war zum Boden gerichtet. Doch Kaiba fiel auf, dass Jonouchi endlich einen gescheiten Parka trug und auch die Jeans schien neu zu sein. "Frau Honda hat jetzt die Vormundschaft für mich übernommen", meinte Jonouchi leise. "Das klingt doch gut", erwiderte Kaiba, der eine einladende Geste Richtung Wohnzimmer machte. Doch Jonouchi rührte sich nicht von der Stelle. "Sie und ihr Mann haben mir das alte Zimmer von Hondas Schwester gegeben und mir ein paar Klamotten gekauft", erzählte der Blonde leise weiter. Immer noch war sein Blick zu Boden gerichtet. "Ist das schlecht?", fragte Kaiba verwirrt nach. "Es ist sehr großzügig", antwortete Jonouchi. "Aber?", hakte der Jungunternehmer nach. Er befand, dass Jonouchis Verhalten nicht wirklich zu den Nachrichten passte, die er ihm gerade erzählte. "Kein aber. Sie verlangen keine Gegenleistung. Tatsächlich geben sie mir sogar Taschengeld", kam es mit brüchiger Stimme von Jonouchi. "Aber du wirkst nicht gerade so, als würdest du dich freuen", merkte Kaiba behutsam an. "Es ... es gab nur eine Person, die ... die wusste, womit ich mich über Wasser gehalten habe", setzte Jonouchi an und sofort wusste Kaiba, worum es ging. Betroffen senkte er seinen Kopf und kratzte sich am Hinterkopf. Eine dicke Träne kullerte über die Wange des Blonden. "Du hast mir versprochen, dass du es niemanden sagen würdest." "Ich hab es niemanden gesagt", erwiderte Kaiba und wusste, dass seine Argumentation faktisch richtig, aber tatsächlich falsch war. "Honda ... ist von alleine darauf gekommen." "Nachdem du mit ihm vor dieser Scheißgasse geparkt und Andeutungen fallen gelassen hast", kam es jetzt etwas energischer von dem Blonden. "Wir haben dich gesucht und ich habe befürchtet, dass du anschaffen würdest", gestand Kaiba ehrlich. "Ich bin Honda einfach nicht losgeworden." "Ich ... ich hab dir vertraut", flüsterte Jonouchi kaum hörbar. "Hat er dich darauf angesprochen?", fragte Kaiba. Jonouchi nickte. Weitere Tränen kullerten ihm über das Gesicht. Der Anblick zerriss Kaiba fast. "Und ... was hat er gesagt?" "Das er froh ist, dass ich nie wieder etwas tun muss, dass ich nicht will", wisperte der Blonde. "Sonst nichts?", hakte Kaiba interessiert weiter nach. Jonouchi schüttelte den Kopf. "Aber, ... ist das nicht gut? Er weiß es und hat dich nicht weggestoßen oder schätzt dich geringer", wandte Kaiba hoffnungsvoll ein. "Das ... das konntest du nicht wissen. Was, wenn er es seiner Mutter oder meinen Freunden erzählt hätte? Was wenn meine Schwester davon erfahren hätte?", zischte Jonouchi verzweifelt. "Aber das hat er nicht. Und sie wird es erst erfahren, wenn du denkst, es ihr erzählen zu können", versuchte Kaiba zu argumentieren. Auf einmal konnte sich Jonouchi nicht länger beherrschen und schluchzte laut auf. Er schlug sich die unverletzte Hand vor das Gesicht. Jetzt konnte auch Kaiba sich nicht länger bändigen. Er überwand, was sie trennte und zog Jonouchi in eine Umarmung. Kaiba stellte eine Tasse frischen Tee vor Jonouchi auf den Tresen, bevor er sich neben ihn setzte. Jonouchi starrte in seine Tasse und gelegentlich tropfte eine Träne von seinem Gesicht in das Heißgetränk. "Es tut mir aufrichtig leid, Jonouchi", kam es schließlich von Kaiba. "Schon gut", erwiderte der Blonde mit rauer Stimme. "Nein, ist es nicht", widersprach der etwas Ältere. "Ich hab die Konsequenzen nicht bedacht. Aber ich war mir sicher, dass Honda ein aufrichtiger und echter Freund ist." "Ich sagte doch: Schon gut", wiederholte Jonouchi. Tatsächlich war er auf dem Weg hier her so enttäuscht und wütend auf Kaiba gewesen, doch jetzt war davon nichts mehr übrig. Wahrscheinlich hatte diese Info Honda veranlasst seine Mutter erst auf die Idee mit der Vormundschaft zu bringen. Jedenfalls wollte Jonouchi das glauben. Dann wäre Kaibas Verrat kein wirklicher Verrat gewesen und seine Gefühle würden nicht so stark im Widerspruch zueinander stehen. "Ich bin in dich verliebt", kam es kaum hörbar von Jonouchi und Kaiba blickte ihn überrascht an. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. "Schon seit dem ersten Tag in der Oberschule." "Warum ... erzählst du mir das?", fragte Kaiba vorsichtig. "Weiß nicht", kam es ehrlich von Jonouchi. "Weil ich wenigstens eines meiner Geheimnisse selbst offenbaren wollte?" Mit verweinten Augen hob er endlich seinen Blick zu Kaiba und sah etwas, was er nicht erwartet hätte: Kaiba lächelte ihn glücklich an. Es brauchte einen langen Moment, bevor es bei dem Blonden Klick machte. "Du ... bist in mich verliebt?", kam es unsicher von ihm. "Seit dem ersten Tag in der Oberschule", gestand Kaiba immer noch breit lächelnd. "Deshalb wolltest du mir helfen", erkannte der Blonde schließlich. "Das ... waren keine Almosen. Du wolltest mir helfen, weil du etwas für mich empfindest." "Es tut mir leid, dass ich nicht den Mut hatte, es dir zu sagen", meinte Kaiba aufrichtig, während sein Lächeln verblasste. "Ich hatte befürchtet, dich mit einem Liebesgeständnis zu verschrecken." "Hättest du vermutlich auch", gestand Jonouchi und blickte wieder auf seinen Tee. Er hob die Tasse an und nahm endlich einen Schluck. Der Tee schmeckte herrlich und die Wärme tat ihm echt gut. "Und jetzt?", fragte Kaiba vorsichtig. "Jetzt?", kam es verwirrt von dem Blonden. "Wenn ... ich dich um ein Date bitten würde, würde dich das verschrecken?", hakte er mit etwas Unsicherheit in der Stimme nach. "Du ... bist immer noch an mir interessiert?", fragte Jonouchi geschockt. "Warum nicht?", erwiderte Kaiba verwirrt. "Weil du all diese Dinge über mich weißt", kam es schamhaft von Jonouchi. "Dennoch bist du immer noch du. Daran hat sich nichts geändert", meinte Kaiba und seine Stimme war wieder sanft geworden, so wie auf dem Schuldach am Mittag. Jonouchi schien einen langen Moment darüber nachzudenken, dann sah er zu Kaiba auf. "Nein, es würde mich jetzt nicht verschrecken", kam es plötzlich von dem Blonden. Das ließ Kaiba wieder lächeln. "Jonouchi?", haucht er ihm entgegen. "Ja?", fragte der Blonde. "Darf ich dich küssen?", fragte Kaiba gerade so laut, dass Jonouchi ihn verstehen konnte. "Wenn du das willst", kam es ebenso leise von Jonouchi. "Nein ... nur wenn du es willst", erwiderte der Brünette ruhig und strich seinem Schwarm mit dem Daumen sanft über die Wange, während die restlichen Finger der Hand um das Ohr fassten und in den Haaransatz glitten. "Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich küssen würdest", meinte Jonouchi schließlich. Kaiba beugte sich langsam vor, bis sich ihre Lippen fast berührten. Ihr Blickkontakt war so intensiv und er konnte in Jonouchis Blick die Angst ablesen, dass er ihn jetzt auflaufen lassen würde. "Ich liebe dich, Katsuya", wisperte Kaiba, bevor er seine Lippen auf die des Blonden legte, der zaghaft den Kuss erwiderte und vor Glück erneut Tränen vergoss. ~ Owari . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)