Urisen von MAC01 ================================================================================ Kapitel 24: Gefunden -------------------- Nachdem sie auch das Krankenhaus und dessen unmittelbare Umgebung abgesucht hatten, hatte Kaiba Honda heim gefahren und war dann selbst nach Hause zurück gekehrt. Nachdem er sich geduscht und legere Kleidung angezogen hatte, legte er sich zu seinem Bruder ins Bett, zog diesen vorsichtig in seine Arme und drückte ihn sanft an sich. Mokuba brummte kurz, bevor er aufwachte. "Hast du ihn gefunden?", fragte Mokuba verschlafen. "Nein", antwortete Kaiba ehrlich. "Das tut mir leid. Ich hab ihm eine Nachricht geschrieben, dass er zu uns kommen kann, aber er hat nicht geantwortet oder ist aufgetaucht", erzählte der Jüngere müde. Kaiba küsste ihn sanft auf das Haar. "Gut mitgedacht", lobte der Ältere seinen Bruder. "Wenn er sich nicht helfen lassen möchte, dann können wir das nicht ändern", ergänzte Mokuba traurig und Kaiba sah ihn an. Dafür, dass sein Bruder fünf Jahre jünger war, war er ganz schön weise. Er lächelte traurig, dann zog er Mokuba wieder an seine Brust und kraulte ihn sanft im Nacken. So schliefen sie schließlich erschöpft ein. Die Nacht war kurz gewesen und trotzdem wirkte Kaiba frisch und fit. Jedenfalls für jene, die ihn nicht gut kannten. Seit er aufgestanden war, hatte er bereits vier Telefonate geführt und Leute auf die Suche nach Jonouchi angesetzt. Als Mokuba schließlich im Badezimmer fertig war und sie gefrühstückt hatten - wobei Kaiba kaum etwas zu sich genommen hatte, nicht mal seinen Kaffee - brachte er erst Mokuba zur Schule und versprach ihm Bescheid zu sagen, sobald er etwas Neues erfuhr. Dann hatte Isono ihn zu seiner Schule gebracht. Er begehrte kurz auf, dass er doch nicht einfach seinen Alltag angehen konnte, solange Jonouchi verschwunden war, doch Isono hatte nur stoisch erwidert, dass er ihn informieren würde, sobald sich etwas Neues ergab. Für einen kurzen Augenblick fühlte sich Kaiba etwas veräppelt, hatte er doch eben genau das gleiche zu seinem jüngeren Bruder gesagt. Also war er ausgestiegen und hatte sich auf den Weg zur Klasse gemacht. Auf diesem traf er Honda an den Spinden, an denen sie ihre Schuhe wechseln mussten, denn im Inneren des Schulgebäudes waren Straßenschuhe nicht erwünscht. Honda sah - höflich ausgedrückt - scheiße aus. Sie wechselten nur einen Blick miteinander und es wurde klar, dass keiner von ihnen etwas Neues zu berichten hatten. Also trennten sie sich wortlos und Kaiba ging Richtung Klassenzimmer. Gerade als er das Zimmer betreten wollte blieb er abrupt stehen, als hätte ihn der Schlag getroffen. Honda, der wenige Meter hinter ihm ging, schloss auf und wollte schon fragen, was los sei, als er über Kaibas Schulter ins Klassenzimmer sah und Jonouchi erblickte. Er trug seine Schuluniform, saß auf seinem Platz und plauderte mit Yugi und Ryou. Vorsichtig gab Honda Kaiba einen Stoß, so dass dieser einen Schritt nach vorne stolperte und Honda an ihm vorbei konnte. "Jou?", kam es überrascht von Honda. Jonouchi blickte zu seinem besten Freund und grinste, wie ein Honigkuchenpferd. "Überraschung", meinte der Blonde nur. "Bin gestern schon entlassen worden." Noch während er log sah er Kaibas kritischen Blick und wusste sofort, dass dieser die Wahrheit kannte. Dennoch brach sein Grinsen nicht ab. Kaiba ging zu seinem Platz und ließ sich nichts weiter anmerken. Er nahm sein Smartphone und schrieb Isono und Mokuba eine Nachricht, damit sie wussten, dass die Suche vorbei war. Die Glocke läutete zur Pause und Kaiba ging, wie gewöhnlich, auf das Dach. Er zog sein Lederetui hervor und entnahm eine Zigarette der Marke Red Apple. Gerade als er sie sich zwischen die Lippe klemmte und sein Feuerzeug zückte, um sie anzustecken, hörte er hinter sich die Tür. Doch davon ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen, zog einmal an dem Glimmstängel und steckte dann das Feuerzeug wieder in seine Hosentasche. "Du weißt, dass dich das Zeug irgendwann umbringt, oder?", hörte er die erschöpfte Stimme des Blonden, der sich neben ihn gesellte. "Dich doch auch", konterte er nur. "Ich bin nur Gelegenheitsraucher", erwiderte Jonouchi. "Ich auch", gab Kaiba zurück. "Wirklich?", hakte Jonouchi skeptisch nach. Kaiba sah kurz aus dem Augenwinkel zu dem Blonden und dieser schaute zurück. Es verging ein langer Moment. "Wenn du es dir wünschen würdest, würde ich auf der Stelle damit aufhören und nie wieder anfangen", meinte Kaiba schließlich mit belegter Stimme. Jonouchis Miene blieb unverändert. "Ja, ich würde es mir wünschen", meinte Jonouchi ruhig. Ohne Hast nahm Seto die Kippe aus dem Mund und drückte die Glut aus. Dann zog er sein Lederetui, steckte die angerauchte Zigarette wieder hinein, schloss es und warf es über den Sicherheitszaun. Dem Etui folgte das Feuerzeug. Jonouchi sah ihn ehrlich überrascht an, denn er hätte nicht gedacht, dass Kaiba es ernst meinen würde. "Wo warst du heute Nacht?", fragte Kaiba ihn schließlich. "Ich hab da ein Plätzchen", meinte Jonouchi nur schwammig. "Warum bist du nicht zu mir gekommen?", hakte Kaiba vorsichtig nach. "Wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen", war die simple Antwort des Blonden. "Schwierigkeiten?", kam es verwirrt von dem Jungunternehmer. "Meine Mutter weiß, dass du mir dein Gästezimmer angeboten hast. Wenn das Krankenhaus sie informiert hätte, dann wäre sie doch zuerst bei dir aufgeschlagen und hätte mich gezwungen, mit ihr zu gehen und hättest du dich ihr in den Weg gestellt, dann ... hätte sie dir Schwierigkeiten machen können", erklärte der Blonde leise. "Du magst ja mittlerweile 18 sein, aber ich werde es erst im neuen Jahr." "Ich kann dir helfen", meinte Kaiba nach einem langen Augenblick der Stille. "So?", kam es skeptisch von Jonouchi. "Wir könnten für die paar Wochen eine vorläufige Mündigkeit beantragen", meinte Kaiba. Überrascht blickte Jonouchi nun Kaiba an. Dann lächelte er bitter. "Hab kein Geld für einen Anwalt, der das erwirken kann", wiegelte er wieder ab. "Geld soll nicht das Problem sein, Jonouchi", meinte Kaiba sanft. Jonouchi musterte ihn. Als die Schulglocke zum Abschluss klingelte räumten die Schüler und Schülerinnen ihre Sachen in die Tasche und strebten dann zu den Spinden, in denen ihre Straßenschuhe und Jacken hingen. Kaiba folgte der Clique, was nicht unbemerkt blieb. "Wir haben einen Stalker", meinte Otogi spottend. Jonouchi wandte sich etwas um und sah was der Schwarzhaarige meinte. "Er ist kein Stalker", wandte der Blonde ein. "Er ist ein Freund." Überrascht blickten Yugi, Ryou und Otogi den Blonden an, Honda schmunzelte nur. Für ihn war das keine Neuigkeit. "Ach echt?", kam es zweifelnd von Ryou. "Jap, echt", bekräftigte Jonouchi. "Auf ihn kann man sich verlassen." Kaiba wusste nicht wieso, aber sein Herz machte einen Hüpfer. Natürlich wirkte er nach außen unverändert und hätte man es ihm doch angesehen, hätte er es nie zugegeben. Aber tatsächlich bedeutete es ihm eine Menge, dass Jonouchi ihn einen Freund nannte. Als sie ihre Straßenschuhe endlich an hatten, sie in ihre Jacken und Mäntel geschlüpft waren und ihre Schulschuhe in den Spinden verstaut hatten verließen sie das Schulgebäude. Just in dem Moment, in dem sie ins Freie traten, wurde Jonouchi mulmig zumute. Es war nichts greifbares, was ihm auf den Magen schlug, nur eine Art Vorahnung. Und als sie sich zum Schultor wandten, wusste er auf Anhieb, dass es nichts Gutes bedeuten konnte, dass vor dem Schultor seine Mutter, Hondas Mutter und eine weitere, streng gekleidete Frau standen. Er wollte auf dem Absatz kehrt machen, doch hinter ihm ging Kaiba, der seine Hände auf Jonouchis Schulter legte. "Bleib ruhig", meinte er nur sanft zu Jonouchi, der ihn verwirrt ansah. Honda trat neben Jonouchi und griff nach seiner Hand des gesunden Armes. "Alles wird gut", versprach er seinem besten Freund. Die anderen der Clique sahen nicht verstehend zu ihnen. Jonouchis Herz schlug bis zum Hals und als er sich an die letzten beiden Treffen mit seiner Mutter erinnerte wurde ihm schlecht. Bei dem ersten hatte sie ihn vor seiner Schwester geoutet, beim zweiten vor Hondas Mutter. Zum Glück hatten sich die beiden als nicht so intolerant wie seine eigene Mutter erwiesen. Doch wie würden Yugi, Ryou und Otogi reagieren, wenn sie erfahren würden, dass er schwul war. Das wollte er nicht rausfinden und so versuchte er sich loszureißen. Doch Kaiba und Honda hielten ihn weiterhin auf. "Hab doch Vertrauen", bat Kaiba ihn und etwas, was Jonouchi noch nicht deuten konnte, schwang in seiner Stimme mit. Langsam wandte Kaiba ihn wieder in Richtung des Tores und schob ihn vorsichtig vorwärts. Jonouchi hätte sich am liebsten übergeben, doch er hatte nichts im Magen, was er hätte hochwürgen können. "Jonouchi Katsuya", fragte die ihm fremde Frau, als sie das Schulgelände endlich verließen und Jonouchi war klar, dass sie von der Fürsorge kam. Er presste seine Lippen fest aufeinander und kämpfte gegen die Tränen an. "Ja, das ist er", meinte seine Mutter in einem unerbittlichen Tonfall. Hondas Mutter kam zu ihm und strich ihm eine verlorene Haarsträhne hinter das Ohr, bevor sie sich neben ihn stellte und einen Arm um ihn legte. Die fürsorgliche Art der Mutter seines besten Freundes tat gut. "Mein Name ist Sagisawa Mitsuko. Ich arbeite für die Fürsorge. Wir haben erfahren, dass Ihre gegenwärtige Unterbringung bei ihrem Vater nicht ausreichend gesichert ist und er Ihnen eine gewisse Grundversorgung vorenthält", begann die fremde Frau. Jonouchis Wangen röteten sich vor Verlegenheit. Es mochte die Wahrheit sein, aber deswegen musste sie es doch nicht vor seinen Freunden hinaus posaunen. "Ich komme klar", versuchte er mit unsicherer Stimme die Frau abzuwimmeln. "Ich fürchte, dass entspricht nicht den Tatsachen", meinte die Angestellte der Stadt. "Würden Sie uns bitte begleiten, dann reden wir in aller Ruhe darüber." Der Fluchtimpuls wurde wieder stärker. Giftig sah er seine Mutter an. Warum machte sie sein Leben noch komplizierter, als es ohnehin schon war. "Wo... wozu der ganze Aufwand. In ein paar Wochen werde ich 18", versuchte sich Jonouchi dem ganzen Thema zu entziehen. "Jonouchi, es wird alles gut, ich versprech es dir", meinte Frau Honda in einem ruhigen Tonfall und wie immer, konnte er sich gegen die liebevolle Art dieser Frau nicht erwehren. Also ließ er sich von ihr mitziehen und folgte der Frau von der Fürsorge und seiner Mutter in ein nahes Cafe. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)