Urisen von MAC01 ================================================================================ Kapitel 21: Mutterliebe ----------------------- Schon als Kaiba aus dem Aufzug stieg schlug ihm eine Stimme entgegen, die er irgendwoher kannte. Sie war laut, keifte rum und klang wie das Geräusch, welches eine Kreissäge beim Aufsetzen auf Metall von sich gab. Nach ein paar Schritten wurde ihm klar, dass sie aus Jonouchis Zimmer kam und zu dessen Mutter gehörte. Als er das Einzelzimmer des Blonden erreichte sah er, warum die Stimme ungehindert im ganzen Stockwerk zu hören war: Die Frau stand im Türrahmen. "Was soll das heißen, dass du nicht mehr bei ihm wohnst?", keifte sie ins Zimmer. "Bitte beruhigen Sie sich doch", hörte Kaiba plötzlich eine weitere Frauenstimme aus dem Zimmer, die ihm nicht geläufig war. Kaiba schob sich an Jonouchis Mutter vorbei, die kurz erschrak und ihn dann scharf musterte. Kaiba erkannte, dass Honda und eine rundliche Frau im Zimmer am Bett von Jonouchi standen. Fragend blickte er zu Honda und dann zu Jonouchi. "Das heißt, dass ich meine Sachen dort geholt habe und nicht vorhabe, jemals wieder zu ihm zurück zu gehen", kam es nun kämpferisch von Jonouchi selbst. "Du bist minderjährig. Das heißt, du hast gar keine andere Wahl, als zu ihm zurück zu gehen. Er ist dein Vater!", erwiderte seine Mutter laut. "Das wird aber nicht passieren", erwiderte der Blonde zischend. "Selbst wenn du mich an den Haaren hin zerren würdest, würde ich dort nicht bleiben. Bei der erstbesten Gelegenheit würd ich wieder die Kurve kratzen." "Und wo willst du wohnen? Deine Schwester sagte, dass dir jemand ein Gästezimmer angeboten hat. Meinst du dessen Eltern würden dich einfach so mit durchfüttern?", kam es ungehalten von der Frau im mittleren Alter. "Frau Jonouchi, ich bitte Sie", versuchte erneut Frau Honda einzuhaken. "Dieses Gespräch führt so zu nichts." Böse funkelte Jonouchis Mutter die von Honda an. Sie verschränkte die Arme vor sich. "Ich kenne Sie nicht und verstehe daher auch nicht, was Sie sich in dieses Gespräch einmischen", kam es nur gepresst von ihr in Richtung Hondas Mutter, bevor sie sich erneut an ihren Sohn wandte. "Und zu dir: Ich werde jetzt deinen Vater anrufen und ihm sagen, dass er dich hier abholen soll. Sicherlich fragt er sich schon, wo du abgeblieben bist." Jonouchi musste trocken auflachen. "Wovon träumst du nachts?", warf er ihr schließlich verletzt und bitter entgegen. "Der ist doch froh, dass ich weg bin. Der bedauert höchstens, dass er jetzt keinen Sandsack mehr zum Einprügeln hat." Als ihm bewusst wurde, was er gesagt hatte zuckte er zurück und zog den Kopf zwischen die Schultern. Peinlich berührt blickte er zu Hondas Mutter, die ihn geschockt ansah. "Was meinst du damit, Großer?", fragte sie sofort besorgt. "Gar nichts meint er damit. Er lügt, sobald er den Mund aufmacht", grätschte sofort Frau Jonouchi rein. Verwirrt sah Frau Honda zu ihr und dann zu dem Blonden. Vorsichtig legte sie eine Hand auf seine Schulter. "Jonouchi-kun? Schlägt dich dein Vater?", fragte sie behutsam, während Jonouchis Mutter theatralisch seufzte, als könne sie nicht glauben, dass jemand auf das Schauspiel ihres Sohnes herein fiel. Jonouchi schluckte und schlang seinen unverletzten Arm um sich. "Ja, das tut er", kam es auf einmal von Honda, der sofort einen Blick mit weit aufgerissenen Augen von seinem besten Freund erntete. "Sorry, Kumpel. Aber in den letzten drei Jahren sind die Prügel von deinem Vater immer schlimmer geworden und ich will nicht, dass er irgendwann so fest zu schlägt, dass du nicht mehr aufstehst." "Du wusstest davon?", kam es entsetzt von Hondas Mutter. Dieser nickte. "Ich hab es mir gedacht", gestand Honda. "So oft, wie du mit blauen Flecken im Gesicht angekommen bist oder sie auch auf dem Rücken und im Bauchbereich hattest." Der Blonde zog seinen Kopf verlegen weiter zwischen die Schultern. "Katsuya hat sich schon immer gerne in Schwierigkeiten gebracht", wandte seine Mutter plötzlich ein. "Es könnte also auch sein, dass die gar nicht von seinem Vater stammen." "Wie können Sie so etwas über ihren eigenen Sohn sagen?", kam es nun verständnislos von Frau Honda, die ihre freie Hand in die Seite stemmte. "Als Mutter haben Sie immer ihrem Kind zu glauben, wenn es kommt und sagt, dass man ihm weh tut. Immer." "Sie sind aber auch reichlich naiv", kommentierte Jonouchis Mutter die Ansichten der anderen Mutter. "Hey", kam es plötzlich angriffslustig von dem Blonden. "Du kannst meinetwegen mit mir so reden, aber nicht mit Frau Honda, denn sie war in den letzten Jahren mehr Mutter zu mir, als du in meinem ganzen Leben." Von dem plötzlichen Ausbruch ihres Sohnes erschrocken war sie einen Schritt zurück gewichen und blickte ihn empört an. "Wie kannst du es wagen, so etwas zu behaupten", zischte sie ihrem Sohn zurück. "Nicht doch, beruhigen Sie sich und du auch, Jonouchi-kun", bat Frau Honda erneut. "Sie wird mir nicht glauben", begehrte Jonouchi verzweifelt auf. "Selbst wenn ich ihr die ganzen Krankenhausakten vorlegen würde, würde sie mir nicht glauben." Mit Schmerz in den Augen sah Frau Honda zu dem Blonden und dann zu dessen Mutter. "Warum sind Sie ihrem Sohn gege...", weiter kam Hondas Mutter nicht, als Jonouchis Mutter ihr ins Wort fiel. "Nennen Sie ihn nicht meinen Sohn", fauchte sie. "Hätte ich gewusst, was mal aus ihm werden würde, dann... " "Obacht", zischte nun Frau Honda. "Ich rate Ihnen ganz dringend, diesen Satz unvollendet zu lassen." "Wissen Sie eigentlich, was er ist?", fragte Frau Jonouchi provozierend und halb triumphierend. Verwirrt sah Frau Honda wieder den Blonden an, der erneut seinen Kopf zwischen die Schultern zog. "Was meinen Sie?", fragte Frau Honda immer noch etwas konfus. "Willst du es ihr sagen, oder soll ich?", kam wieder die rhetorische Frage seiner Mutter, bevor sie zur Antwort ansetzte. Doch Kaiba hob seine Hand und ließ sie sich an ihrem ersten Wort verschlucken, was dazu führte, dass sie husten musste. "Wie wär es, wenn Sie sich nicht noch mehr rausnehmen, als Ihnen zusteht?", kam es in einem eisigen Tonfall von dem Geschäftsmann. Empört blickte sie zu ihm, nachdem sie das Husten überwunden hatte. Kaiba trat an Jonouchi heran und legte nun eine Hand auf die Schulter des gebrochenen Armes. Doch dieser schüttelte nur den Kopf. Er konnte Frau Honda nicht sagen, dass er homosexuell war. Was, wenn sie ähnlich reagieren würde, wie seine Mutter. "Willst du wirklich so feige sein?", fragte Frau Jonouchi ihn ernst und kassierte erneut einen bösen Blick von Kaiba. "Ich denke, Sie sollten jetzt gehen", meinte er ernst. "Wie bitte?", hakte sie nach. "Sie haben mich schon verstanden", kam es weiterhin eiskalt von Kaiba. "Oder müssen wir erst den Sicherheitsdienst des Krankenhauses rufen?" "Wie kannst du es wagen...", kam es empört von der älteren Frau. "Ich bin immerhin..." "Was? Seine Mutter? Das weisen Sie aber bei jeder Gelegenheit von sich. Und soweit ich weiß liegt das Sorgerecht bei ihrem Ex-Mann. Im Grunde haben Sie nicht mehr Rechte, als wir andere, die Jonouchi besuchen." Jonouchis Mutter wurde rot im Gesicht, bevor sie aus dem Zimmer stürmte und die Tür endlich zufallen konnte. Kurz sah der Blonde zu dem Jungunternehmer auf und dankte ihm wortlos. "Jonouchi-kun", hörte er dann aber die Stimme von Hondas Mutter, das ihn daran erinnerte, dass sie immer noch eine Antwort oder Erklärung erwartete. "Großer, was meinte deine Mutter?" Er zog seinen Kopf noch mehr zwischen die Schulter. "Jonouchi, es gibt nichts, wofür du dich schämen musst", hörte er Kaiba ihm gut zureden. Er blickte kurz zu ihm auf und der Brünette lächelte ihn sanft und bestärkend an. Dann schaute er zu Frau Honda. "Ich... bin... homosexuell", meinte er und erwartete, dass die Frau sofort ihre Hand von seiner Schulter zog und ihn ebenfalls ablehnen würde. "Und weiter?", fragte sie. "Was ist jetzt das Schlimme?" Verwirrt blickte Jonouchi sie nur an, bevor sie ihn in den Arm zog und ihn fest drückte. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)