Swipe right for love! von Skadii ================================================================================ Kapitel 5: Match! ----------------- Ich stelle die Tasse unter den Automaten und betätige den Knopf, nachdem er sich aufgewärmt hatte. Er brüht so laut, dass ich glaube anstelle dessen einen Aggregat angeworfen zu haben. Gähnend, strecke ich mich und lasse meinen Nacken knacken, flüchtig werfe ich einen Blick in den Kühlschrank. Da drinnen herrschte dürre, die Sachen die Sakura für mich eingekauft hatte waren alle schon verbraucht. Nach der Tasse gegriffen ärgere ich mich darüber, dass die hälfte des Kaffees zur Seite geläppert war, weil ich Vollidiot es mal wieder nicht geschafft hatte die Tasse mittig zu stellen.    Wie sollte ich es auch können, eigentlich machte sie mir immer Kaffee und Frühstück. Ich war kaum aus dem Bett gefallen, da roch die Küche bereits nach Kaffeebohnen und ein dampfendes Omelett wartete liebevoll angerichtet auf einem Teller am Esstisch auf mich. Sie wartete lächelnd, während sie im Tagesblatt las. In der Türschwelle lehnend, gähnend und träge begrüsste sie mich stets herzlich und lud mich zu Tisch ein: „Guten morgen Liebling.“, statt meine Maske abzunehmen stöhnte ich: „Mmmorgn.“, das lächeln das sie mir schenkte bekam sie nichtmal annähernd von mir zurück. Bis ich meinen faulen Hintern endlich neben sie setzte vergingen gefühlte Stunden, weil ich Idiot einfach immer viel zu langsam war. Wie ein Sack ließ ich mich nieder und begann mit meiner Gabel in dem Omelett herum zu stochern. Ihre zarten Finger wanderten von der Zeitung herunter und umschlossen meine, behutsam und fürsorglich vergewisserte sie sich: „Ist alles in Ordnung? Schmeckt es dir nicht?“. Ich hätte sie ansehen sollen, hätte den Kopf heben sollen und ihr klar machen müssen: „Es schmeckt köstlich! Danke! Es ist alles in Ordnung so lange du hier bist, bei mir!“, aber ich habe es nie getan. Ich habe meinen Mund nie auf bekommen, stattdessen murmelte ich ein flüchtiges: „Alles gut.“, gab ihr einen Kuss in den ich nie genügend Gefühle packte. Zumindest die Küsse hätten sprechen müssen, wo ich doch verbal viel zu flach und nüchtern unterwegs war. Ihre Wangen färbten sich in einem zarten Fliederton, als sie sich anstandslos der Tageszeitung widmete. Sie sah bezaubernd aus und egal wie viele Jahre an uns vorbei gezogen waren sie war keinen Tag gealtert. Ihre Seele blieb jung, liebevoll und freundlich wie immer. Ganz ehrlich ich hatte sie in Gedanken schon etliche male zum Altar getragen, schließlich waren wir seit sieben Jahren ein Paar. Aber letztendlich hat mir immer der Mut dazu gefehlt. Ich weiß sie sehnte sich nach einer Familie, wo wir doch beide keine mehr hatten. Sie hat es zwar nie zur Sprache gebracht, weil sie mich nicht unter Druck setzen wollte, aber ich habe sie oft dabei erwischt wie sie den Bäuchen der anderen Frauen sehnsüchtig hinterher blickte. Ich hab es gesehen und bewusst weg gesehen. Wie konnte ich dem Menschen den ich Liebe diesen sehnlichsten Wunsch nur verweigern, indem ich die Zeit an mir vorbeiziehen ließ.    Zurück im jetzt, aber in Gedanken versunken nippte ich an meinem Kaffe, der scheußlich schmeckte. Der Zeiger der Wanduhr über dem Eingang der Küche tickte so laut, dass ich am liebsten aufgestanden und ihn aus gerissen hätte. Die Zeit und ich waren nunmal keine Freunde. Die Zeitung von vor drei Wochen lag auf dem Tisch, wir hatten vergessen sie weg zu werfen, als Sakura und ich hier sauber gemacht hatten. Hastig griff ich danach und zerknüllte sie, holte aus und warf sie in das Spülbecken. Nicht der richtige Platz dafür, aber das war mir egal. Die Einsamkeit erdrückte mich, Haruno hatte das schon richtig erkannt. Ich zückte das Mobiltelefon aus meiner Hosentasche und betrachtete es eine Weile bis ich es entriegelte. Was genau sollte ich jetzt tun, etwa die leere die eine Frau hinterlassen hat einfach mit einer neuen füllen? Mich darauf einlassen und jemanden neues kennenlernen? Vielleicht würde mir die Kommunikation und Gefühle zu zeigen auf diese weise leichter fallen. Vielleicht sollte ich das ganze auch einfach lockerer sehen, schließlich lernten sich laut Erzählungen viele über das Internet kennen. Es sagte ja auch keiner das ich Rin völlig vergessen sollte oder? Rin würde immer in meinem Herzen bleiben...und sie war meine erste große Leidenschaft. Ach verdammt wieso machte ich daraus so ein großes Ding? Alle machen das so!  So redete ich es mir ein. Wieso also sollte sich ich, der abgeflachteste Typ von ganz Konoha, deswegen so einen Kopf machen?  Es ist verdammt nochmal nur eine App! Sogar Rin tat es, wie sich gestern heraus gestellt hatte. Es so vor Augen geführt zu bekommen fühlte sich an wie ein Stich direkt ins Herz. Am meisten nagte ich daran das sie mich dafür verließ wer ich eigentlich war. Der unpünktliche, abgeflachte Kakashi Hatake.  Ich weiß das sind nicht unbedingt die besten Punkte die man mit sich bringen kann, nichts was einen Menschen liebenswert macht. Ich betrachtete mein Profil, was Haruno für mich angelegt hatte. Ich fühlte mich unwohl mit dem Bild auf dem mein gesamtes Gesicht zu sehen war, aber weil ich nicht wusste wie man es wieder löschte ließ ich es bleiben. Zu ersten mal warf ich einen Blick auf den Steckbrief den sie zu mir verfasst hatte:   >Entschuldigt, ich bin spät dran. Hab mich wohl auf dem Weg des Lebens verlaufen.<   Ich schmunzle darüber, dass die Pinkhaarige meine schlechte Ausrede nicht vergessen hatte, die ich ihnen stetig als Sensei für mein zu spät kommen aufgetragen hatte. Das kurze Zitat, was aber hier als Steckbrief diente beschrieb mich sehr gut in nichtmal zwei Zeilen. Seit ihrem Besuch musste ich daran denken, was mir aufgefallen war. Sie verhielt sich merkwürdig in letzter Zeit, vielleicht waren meine Sticheleien zu viel für sie geworden.   Auf dem Weg zum Markt, welcher als einziger Sonntags geöffnet hatte und mir eine Möglichkeit auf etwas frisches zu essen bot, vertrieb ich mir die Zeit indem ich Swipte. Ich hatte bereits so viele Frauenprofile gesehen, mehr als zum Sommerschlussverkauf auf der Ladenstraße in Konoha. Männer sperrten sich an diesem Tag in ihren vier Wänden ein und trauten sich nicht auf die Straße um womöglich von einer Horde wild gewordener Rabatt-Zombies überrannt zu werden. Ich wusste genau wovon ich sprach, ich hatte vor zwei Jahren fast mein Leben für ein letztes Paar Schuhe in 38 verloren. Rin wollte sie unbedingt, also habe ich mich mit fünfzehn Schnäppchen-Zombies angelegt. Es schien beinahe aussichtslos, denn sie hatten mich umzingelt. Jede von ihnen fixierte den Schuhkarton den ich fest an meine Brust presste und mit meinem Leben beschützte. Es wurde mucksmäuschenstill im Laden, man konnte die Schlüpfer im Zwischengang fallen hören, als eine von ihnen auf mich los stürmte und brüllte: „Ich hab sie zuerst gesehen!“, und damit gab sie den Startschuss zur Schnäppchen-Jagt. 15 Wild gewordene Jägerinnen hetzten mich durch das Kaufhaus. Die prall gefüllten Taschen, von der ausbeute die sie bereits gemacht hatten, dienten als Waffe und sie warfen sie nach mir aus. Panisch wich ich nach rechts und link aus, stieß die getürmten Kartonagen um, die sich ihnen wie Hindernisse in den Weg stellten. Einige war ich los geworden, da sie stolperten. Die anderen folgten mir weiter bis in die Wäscheabteilung, sie griffen nach Tangas, deren Funktion sie zu einer Schleuder umwandten. Sie klemmten Haarklammern und andere kleine, spitze plastische Artikel dazwischen, die sie nach mir schleuderten. Ich wurde einige male am Kopf getroffen, doch aufgeben war keine Option. Zu weit hatte ich es geschafft und die Kasse war nur noch wenige Abteilungen entfernt. Ich glitt unter den Beinen der Schaufensterpuppen hindurch, welche die neueste Bademode präsentierten. Sprang Bock über die letzten Socken-Wühltische, stieß mich mit voller Kraft am Boden ab und machte einen gewaltigen Salto über die anstehende Menge an der Kasse. Sie hoben ihre Köpfe , brüllten: „Ich war zuerst!“, „Hey stell dich hinten an!“, „Sicherheitsdienst!“, als ich vor dem ersten Kunden landete und das Paar Schuhe über den Scanner zog. Ein lautes ''Piep'' erfüllte den Laden. Blitzschnell kramte ich meine letzten zwanzig Yen aus meiner Tasche und schnaufte: „Stimmt so!“, dann stürmte ich aus dem Laden und wurde zum meist verhassten Mann des Tages. Außerdem bekam ich Lebenslanges Hausverbot. Aber darum ging es nicht, es ging darum das ich sie glücklich machen konnte.  Rin.   Mit voll gepackten Tüten kehrte ich nach Hause zurück. Ich war dankbar, während meines ausgangs keinem bekannten Gesicht begegnet zu sein, um mich auf ein unangenehmes Gespräch einlassen zu müssen. Die sich stetig wiederholenden Fragen war ich satt:  „Wie geht’s dir?“  „Bist du okay?“  „....wenn du Hilfe brauchst melde dich, ja?“  Keiner von Ihnen wollte wirklich helfen. Sie sagten das rein der Höflichkeit halber. Wieso ist das so typisch für unsere Gesellschaft geworden. Die Dinge aus reiner Höflichkeit zu sagen? Konnten wir nicht einfach nichts sagen?! Nichts zu sagen war immer noch ehrlicher als irgendetwas zu sagen. Welchen Wert hatten Worte unter diesen Voraussetzungen überhaupt noch? Deshalb las ich lieber, denn in Büchern schrieb der Autor genau das nieder, was er fühlte und sich vielleicht nie traute zu sagen.    Ich biss in einen der Äpfel die ich gekauft hatte und ließ mich auf mein Sofa fallen. Mein Fuß ragte lässig über dem Rückteil des Mobiliars heraus, als ich erneut das Mobiltelefon zückte. Inzwischen war es wie ein Zeitvertreib geworden. Sonst hatte ich ja nichts besseres zu tun und für ein neues Buch musste ich meinen Arsch schon in die Buchhandlung bewegen. Ich las neugierig die Profile der Ladys durch, manche von ihnen erweckten meine Aufmerksamkeit und ich verpasste ihnen ein ''recht''. Tatsächlich waren da auch einige Frauen aus den Nachbardörfern dabei und ich fragte mich ob eine Fernbeziehung für mich in Frage kommen würde. Entschied mich aber die Antwort darauf hinten anzustellen. Ich Swipte und Swipte, als würde es keinen morgen geben, da sprangen mich plötzlich aus dem Bildschirm ein paar Smaragdgrüne Augen an. Ich verschluckte mich an dem Stück Apfel, das ich soeben abgebissen hatte. Hustend versuchte ich das fehlgeleitete Stückchen aus der Luftröhre zu befreien. Ich klopfte mir ruckartig auf die Brust, da löste es sich und ich konnte wieder beruhigt aufatmen. Beruhigt war ich dennoch nicht ganz, denn das Mädchen auf dem Mobiltelefon starrte mich förmlich an. Ihre Augen sahen in mich hinein, so wie sie es sonst auch taten. Ihr Pinkes Haar war etwas kürzer auf dem Bild, als ich es in Erinnerung hatte, umspielte aber ihre lieblichen Gesichtszüge. Sie trägt ein rotes Haarband und einen weiten Minzfarbenen Pullover. Die Backen sind rot angehaucht und sie sieht einfach nur bezaubernd aus.  Es war Sakura.    Hatte ich die kleine Haruno soeben als bezaubernd empfunden? Alter, Perverser Sack!, beschimpfte ich mich in Gedanken selbst und verpasste mir eine Schelle.   Meine Augen verweilten neugierig auf ihr, dabei wurde ich das Gefühl nicht los ihr gerne in die rosa abgetupften Backen zu kneifen. Kindisch wie ich sein konnte deutete ich einen imaginären Backenkniff an und fuhr mit meinen Fingern über den Touchscreen. Kurz darauf war ihr Bild plötzlich vom Screen verschwunden und das einer anderen Frau folgte. Blitzartig setzte ich mich auf und rutschte vom Sofa, der Apfel rollte durch das Wohnzimmer. „Was zur Hölle...“, fluchte ich, „Wo ist sie hin?“ Ein schriller Klingelton spielte, der Banner klappte auf und ein kurzer Text stand dort geschrieben: „Sie haben ein Match auf Jinder!“, las ich laut vor. Hastig tippte ich darauf, so fest das ich befürchtete mit meinem Finger auf der anderen Seite wieder raus zu kommen. Das Mobiltelefon sprang für mich in ein neues Fenster über. Eine automatische Nachricht war dort verfasst worden:   »Kakashi Hatake und Sakura Haruno! Herzlichen Glückwunsch zu eurem Match! Ihr scheint beide aneinander interessiert zu sein, also nutzt die Gelegenheit euch hier kennenzulernen. Viel Spaß! Euer Jinder-Team!«   Schockiert und unergründbar wie es dazu gekommen sein konnte starrte ich. Eine ganze Weile starrte ich, hoffte das mein starren den Akku entleeren würde. Ich kniff mich selbst in meinen Oberschenkel um sicher zu gehen, dass ich nicht auf dem Sofa eingeschlafen war und das alles geträumt hatte. Aber vergebens.   Was hatte ich mir da nur eingebrockt....   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)