Unlimited von Farbenmaedchen ================================================================================ Kapitel 8 --------- »Ihr macht einen großen Fehler«, raune ich, richte meinen Blick starr auf den glatzköpfigen Mann, der sich ans Geländer klammert, um nicht von seinem Alkoholrausch umzukippen. »Ich weiß wer du bist.« Er schwankt ein paar Schritte näher. Mit seiner rauen Hand packt er mein Kinn. »Die Gerüchte brodeln wie ein ausbrechender Vulkan. Du bist sein neues Spielzeug, nicht? Wie viel hat er dir geboten, damit er dich ficken kann?« Ich ziehe den Speichel hoch und spucke dem Typen mitten ins Gesicht. Seine Züge zucken gefährlich und er verzieht den Mund. Mit dem Handrücken wischt er sich meinen Sabber von der Wange, dann verengen sich seine Augen zu Schlitzen. Er verpasst mir eine kräftige Ohrfeige, sodass mein Kopf zur Seite fliegt. Gleich darauf wird mein Kinn erneut gepackt. Ich muss mein Blick wieder auf ihn richten. Wir stehen uns in nichts nach, was das böse Anstarren angeht. »Sag mir, wie das ist… alles zu haben und zu wissen, dass man es nur verlieren kann.« »Keine Ahnung wer ihr seid, aber Victor wird nicht zulassen, dass auf seiner Yacht Unruhe gestiftet wird.« Der Mann lacht amüsiert auf. »Ein Bengel, der den Boss nicht mal zwei Tage kennt, will mich belehren? Du bist einer von vielen. Wenn er dich satt hat, ist nicht nur der Luxus, den er dir bietet weg, dann hast du dein Leben verwirkt. Denkst du, er kommt und rettet dich?« Ein belustigtes Raunen geht durch die Leute hinter mir. Ich schnaufe verächtlich, dann richte ich mich in dem festen Griff, der meine Arme hinter dem Rücken hält, auf. »Vielleicht hast du das falsch verstanden. Ich muss nicht gerettet werden.« Es ist ein schmerzvolles Röcheln, was der Kehle des Glatzköpfigen entrinnt, wenn ich mein Bein anspanne und ihn schwungvoll in den Schritt trete. Nach Luft ringend geht er zu Boden. Dann winde ich mich mit ganzem Körpereinsatz. Durch den überraschenden Moment schaffe ich mich loszureißen und nach vorne zu stolpern. »Aua… Ah… L-Lasst ihn nicht entkommen…!«, klagt der Glatzköpfige jämmerlich. Leider kann ich keine Sekunde durchatmen, da stürzen sich seine Leute schon auf mich. Sie hetzen mir über das Deck nach. Zwar bin ich durch den kurzen Adrenalinschub schneller als sie, allerdings bleiben mir nicht viele Optionen, wenn ich an der Spitze des Decks stehe und von vier Leuten eingekesselt werde. Das Geländer drückt mir in den Rücken, wenn ich mich nach hinten presse und schwer atmend nach einem Ausweg suche. »Niedlicher Versuch. Wirklich, das muss man sagen. Fast wie ein drolliges Kätzchen«, gluckst der Glatzköpfige und zieht sich mühevoll auf die Beine. »Wir sollten dem Kater die Krallen stutzen.« Ich kann nicht ausweichen, wenn einer der Männer vorprescht und mir abermals die Arme auf den Rücken verdreht. Dann drückt er mich auf die Knie, sodass ich nur noch böse nach oben starren kann.  In der Kraft unterliege ich ihnen, schießt es mir durch den Kopf. Ein weiteres Mal versuche ich mich zu winden, allerdings ist die Überraschung nun nicht mehr auf meiner Seite, sodass sich die Hände an mir nicht rühren. Kann ich jetzt wirklich nur noch hoffen? Wo sind denn die ganzen verdammten Gäste?  »Reicht das?« Meine Augen legen sich auf einen Mann, der aus der Ecke einen Anker zieht und ihn schwer keuchend vor die Füße des Glatzköpfigen wirft. Sogleich beschleunigt sich mein Herzschlag. »Perfekt. Holt die Seile von den Sonnenschirmen und bindet ihm Arme und Beine zusammen«, weist dieser Glatzköpfige an, der anscheinend sowas wie der Anführer der kleinen Gruppe ist. Meine Augen weiten sich, als seine Befehle befolgt und meine Gelenke schmerzhaft miteinander verbunden werden. Mit offenem Mund muss ich zuschauen, wie der Anker an den Seilen befestigt wird. Schweiß tropft von meiner Stirn. Ich kann nichts tun. Ich bin bewegungsunfähig. »Victor wird euch umbringen«, meine ich, während ich auf die Beine gezogen und gegen die Brüstung gepresst werde. Mein Körper beginnt zu zittern, als ich einen Blick zum Wasser riskiere. Ich will nicht sterben… Scheiße… »Das tut er sowieso«, sagt William, lehnt sich grinsend neben mich. »Wir alle hier hassen Victor Lassini. Unser Boss hat uns auf eine Mission geschickt und du bist da irgendwie reingeraten. Nimm nicht persönlich, dass wir dich kaltmachen müssen.« Der Kerl packt meine Schulter und drückt mich weiter nach hinten, sodass ich mich auf die Zehenspitzen stellen muss, um nicht über das Geländer zu kippen. Mein Herz springt mir beinahe aus der Brust. Wennich in das Wasser falle ist es vorbei. Da komme ich nicht mehr raus. Was soll ich tun? Lass dir was einfallen! Jetzt! Schnell, bevor es zu spät ist… »W-Wartet«, sage ich, wodurch William die Brauen hochzieht. Wahrscheinlich kann man mir die Furcht nun an meinen großen Augen und dem abgehetzten Atem ablesen. Ich schaffe es nicht mehr sie zu verbergen. »Überlegt doch mal… Das wäre kein kluger Schachzug, oder? Victor wird wissen, wer die Verräter in seinen Reihen sind, solltet ihr mich töten.« »Woher? Wenn du tief auf den Grund sinkst, kann niemand sagen, wie du dahin gekommen bist. Wir verwischen all unsere Spuren. Mach’s gut, mein Freund.« Mir bleibt das Herz stehen, als sie den Anker hochheben, um ihn über die Brüstung zu werfen. Ich will mit brüllen anfangen, als mir plötzlich Rauch in die Nase steigt. Mein Kopf wirbelt augenblicklich herum, bis meine glasigen Augen an der Glut einer Zigarre hängenbleiben. »Was für ein langweiliges Spiel.« Die Gruppe von Verrätern erstarrt, als die kalte, raue Stimme durch den sternklaren Nachthimmel zu uns dringt. Wie in Zeitlupe drehen sie sich um und geben ein Keuchen von sich, wenn sie Victors mordlustiger Blick trifft. »Ich dachte, das wird interessanter«, raunt der Mafiaboss verschwörerisch, bevor er einen genüsslichen Zug seiner Zigarre nimmt und den Rauch als helle Wolke auspustet. Eine Hand steckt lässig in der Hosentasche, während er seelenruhig auf uns zu schlendert. »Amateure wie ihr bilden sich ein, unbemerkt in ein Netzwerk von erfahrenen Verbrechern schleichen zu können? Lächerlich. Wer hat euch geschickt? Der alte Carlos? Natürlich war er es, dieser Narr.« Ich schließe für einen Moment die Augen, um meinen zittrigen Atem zu beruhigen. Dabei höre ich, schnelle Schritte vom Inneren aufs Deck laufen. Wenn ich meine Lider wieder öffne, sehe ich, wie sich Adrian, Elliot und weitere Männer hinter Victor aufbauen und ihre Waffe auf die Verräter richten. Gerade will ich erleichtert die Schultern hängen lassen, da spüre ich plötzlich einen gewaltigen Zug an meinem Körper. Und ehe ich mich versehe, dreht sich die Welt um 180 Grad. Oder nein, ich bin es, als ich dem Anker über die Brüstung folge und kopfüber auf das Meer zurase. »Jess…!«, dringt nur noch an meine Ohren, ehe ich mit einem lauten Klatschen ins Wasser eintauche.  Panisch will ich nach Luft schnappen, allerdings läuft mir das eiskalte Wasser in die Lungen. Wild herumfuchtelnd muss ich feststellen, dass ich mit beängstigendem Tempo sinke. Das Bild vor meinen Augen ist getrübt. Ich erkenne lediglich die glitzernde Oberfläche, von der ich mich mit jeder Sekunde weiter entferne. Die Luft wird knapp. Ich habe zu viel Wasser eingeatmet, rasen meine Gedanken. Mit ruckartigen Bewegungen reibe ich meine Handgelenke aneinander, beim Versuch sie vom Seil zu lösen. Von oben höre ich gedämpfte Schüsse, doch meine Sinne schwinden. Ich kriege sie nicht ab! Das klappt nicht! Mein Kopf tut weh! Meine Brust schmerzt so doll… Auf einmal zerschellt das Meer erneut, als ein anderer Körper eintaucht. Es ist zu dunkel, ich kann kaum sehen, was passiert. Ich erkenne nur Arme, die sich durch das Wasser kämpfen und den großen Körper, der näherkommt. Mühsam stecke ich meine Hände nach ihm aus. Aus meinem Mund dringt die letzte Luft als zarte Blasen, als ich ihn zu mir rufen will. Dann kann ich etwas berühren. Ich spüre Haut an meinen Fingern, schließe sie um das kantige Gesicht dieser Person. Er streicht an meinen Schultern entlang, taucht tiefer zu meinen Füßen. Wir sinken beständig. Es wird dunkler, immer mehr. Aus den Augenwinkeln sehe ich Metall aufblitzen – ein Messer? Er ritzt am Seil. Es will sich nicht lösen. Er schneidet weiter, bis es sich in einer springenden Bewegung von meinen Beinen löst. Ich schaffe es nicht, ist mein letzter Gedanke, als der Anker nun ohne uns zu Boden sinkt. Allerdings bleiben meine Augen nicht geöffnet und meine Gliedmaßen spüre ich nicht mehr. Alles um mich herum verblasst. Mit einem Mal wird mein Gesicht von großen Händen umschloss. Ihre plötzliche Wärme verleitet mich dazu, die Lider nicht zu schließen. Mein Blick hebt sich mühevoll, bis er auf leuchtend grünen Augen liegt. Daraufhin wird mein Rumpf umschlossen und Lippen legen sich auf meine. Unwillkürlich öffne ich sie.  Dann bekomme ich wieder Luft. Ich kann ein bisschen atmen. Und ich kann den Blick nicht von Victor abwenden, wenn er mich küsst. Sein Griff wird stärker, als er sich löst. Er drückt mich fester gegen sich, dann ringt er uns mit einem Arm nach oben. Es wird heller. Die Geräusche von draußen werden klarer. Wir tauchen auf. Ich schnappe sofort nach Luft und huste schmerzhaft, dem Ersticken nahe. Das Wasser, das sich in den Lungen gesammelt hat, kann endlich raus und Platz für Sauerstoff machen. »Victor…«, ist das erste was ich keuche, wenn ich mich langsam gefangen habe. Er sieht mich direkt an. Seine nassen Haare tropfen mir ins Gesicht. Seine Wangen sind vom Tauchen ganz blass. Die Kälte bohrt sich wie Nadeln in unsere Haut. Aber das ist alles egal. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und küsse ihn. Er lässt nicht lange auf sich warten und erwidert meinen stürmischen Kuss. »Sir!« Wir lösen uns keuchend voneinander. Ich schaue zu Adrian auf, der sich über das Geländer der Yacht lehnt und erleichtert durchatmet, wenn er uns entdeckt. Neben ihm taucht Elliot auf. In einer fließenden Bewegung wirft er eine Hängeleiter zu uns hinunter, deren Ende er fest am Eisen verknotet. Victor deutet mir mit einem Kopfnicken an, nach oben zu klettern, was ich nach kurzem Zögern tue. Meine Beine zittern von der Kälte und Aufregung, sodass ich beinahe die erste Stufe nicht treffe. Aber ich reiße mich zusammen und steige oben angekommen über die Brüstung, woraufhin mir Victor wenige Momente später folgt. »Wir konnten alle einfangen, Sir«, erklärt Adrain. Ich lasse meinen Blick über das Deck schweifen, um zu sehen, wovon er spricht. Die Verräter sitzen jetzt allesamt an der Wand zum Innenraum gelehnt, bewusstlos wie es scheint. Ich seufze erschöpft, als ich feststellen kann, dass ich heute nicht auch noch eine Leiche sehen muss… »Sollen wir sie ins…«, beginnt Adrian erneut, doch sein Boss scheint ihm gar nicht zuzuhören. Dessen Augen liegen abschätzig auf mir und auch ich wende mich ihm wieder zu.  »Du musst aus den nassen Sachen raus«, bestimmt er, packt mich am Arm und zieht mich hinter sich her. Gezwungenermaßen muss ich Victor einmal quer durch die Yacht folgen. Die Gäste mustern uns verwirrt, wenn wir klitschnass an ihnen vorbeikommen, trauen sich aber nichts zu sagen. Und dann werde ich neben diesem Konferenzraum, in welchem sich die Verräter gesammelt hatten, in ein Badezimmer geschoben. Es ist um einiges kleiner als das in Victors Haus, aber nicht weniger luxuriös. Die Armaturen sind vergoldet, die Badewanne am Fenster steht frei im Raum und unter die Regendusche passen sicherlich vier Personen. »Zieh dich aus«, befielt Victor und streift das Jackett von seinen Schultern. Zuerst wende ich mich ab und erstarre, aber angesichts der Situation habe ich keinen Nerv darüber nachzudenken, was Victor sehen oder denken könnte, wenn ich nackt vor ihm stehe. Deshalb beginne auch ich mich auszuziehen. Dann gehe ich zur Dusche, die ich einschalte und erzittere, wenn das warme Wasser auf meine Brust trifft. »Das ist zu heiß.« Victor tritt neben mich und dreht den Hahn um, sodass das Wasser nunmehr lauwarm ist. »Du musst deinen Körper daran gewöhnen, sonst vermengen sich die Gefäße zu schnell.« Ich senke den Kopf. Mein Herz findet keine Ruhe und wenn Victor jetzt neben mir steht, setzt es wieder einen Sprung aus. Hat er noch Sachen an?, schießt es mir durch den Kopf. Doch ich traue mich nicht nach rechts zu sehen. Im Moment traue ich mich nicht mal, mich zu rühren. Meine Gliedmaßen fühlen sich an, wie aus Beton. Als ich aus den Augenwinkeln mitbekomme, dass Victor neben mir beginnt sich zu bewegen, riskiere ich einen schnellen Blick, den ich sogleich bereue. Denn er trägt nichts.  Duschen wir jetzt zusammen…? Ich habe keine Kraft mehr mich zu wehren…, denke ich und trete einen Schritt vor, damit ich weiter unter dem Wasser stehe, das jetzt meine Arme und Beine hinabläuft. Im Moment spielen meine Gedanken verrückt. Auch mein Körper beruhigt sich nicht – ich zittere von oben bis unten. »Diese Leute…«, beginne ich nach kurzer Zeit des Schweigens in dieser seltsamen Situation. »Wer waren sie? Sie hätten mich beinahe… Also wenn du nicht…« Was rede ich da?Warum wird er nicht fertig?, rasen meine Gedanke, wenn ich immer noch die schönen Mosaikfliesen an der Wand anstarre, um nichts anderes anzustarren. Das ist so unangenehm… Macht er das mit Absicht? Hat er schon rübergeguckt? Natürlich hat er! Das lässt er sich bestimmt nicht nehmen… Ich drehe mich um und will aus der Dusche treten. Zwar bin ich noch nicht richtig aufgewärmt, aber das sollte erstmal reichen. Besser als weiter mit Victor zu duschen. Allerdings schnappt mich etwas am Handgelenk und zieht mich zurück. Ich werde an die Fliesen gedrängt und zucke zusammen, als Victor sich vor mir aufbaut. »Wo willst du hin?«, raunt er. Aus Reflex rutschen meine Augen über sein breites Kreuz, die starke Brust, über sein Sixpack hinüber zu seinem besten Stück, das mich schlucken lässt. »Gefällt dir, was du siehst?« Sofort reiße ich die Kopf nach oben und presse meine Lippen schmerzhaft fest aufeinander, wenn ich rot anlaufe. Victor schmunzelt verschlagen, stützt seine Hände neben meinen Kopf an der Wand ab und lehnt sich vor. Ich ziehe die Schultern hoch und presse mich zurück. »Also mir sagt sehr zu, was ich sehe«, flüstert Victor. Trotz des warmen Wassers, das kontinuierlich auf uns niederprasselt, kann ich es verstehen. Er nimmt meine Hand in seine, dann führt er sie zu seiner Brust. Ich verkrampfe sogleich. »Wenn ich dir gefalle, kannst du gerne mehr sehen, oder fühlen, ganz wie du willst.« Sofort ziehe ich meine Hand weg, als hätte mich Victors heiße Haut verbrannt. Dann kneife ich die Augen zusammen und wispere: »Ich will nach Hause, Victor.« »Na schön, dann lass uns gehen. Das Boot dreht bereits. Wir fahren nur ein paar Minuten, bis…« »Nein!«, meine ich entschieden und wische mir durchs Gesicht. »Verstehst du denn nicht? Diese Leute… sie hätten mich beinahe getötet. Und du denkst nur an eins.« »Ich hatte alles unter Kontrolle.« »Ach ja? Deswegen banden sie einen Anker um meine Beine und warfen mich ins Wasser? Das nennst du Kontrolle?« »Ich wusste, dass sie Verräter waren. Aber ich ließ sie gewähren, um ihren Plan herauszufinden.« Entsetzt sehe ich zu Victor auf, der seine Augen verengt. »Du wusstest es und hast es trotzdem zugelassen?« »Das nennt sich Taktik.« »Das ist keine Taktik, das ist… Grrh!«, brülle ich und schlüpfe unter seinen Armen hindurch. Wieder werde ich gepackt und zurückgezogen – direkt an Victors Brust. »Du treibst es zu weit, Jesse«, raunt er dunkel. Bei meinem Namen überkommt mich Gänsehaut. »Ich habe deine Launen ertragen, weil du etwas Besonderes bist. Aber meine Geduld ist ausgeschöpft. Bald werde ich nicht mehr fragen, sondern mir nehmen, was ich will.« Er drängt meinen Kopf zur Seite, sodass sich seine Lippen an meinen Hals legen und zu saugen beginnen. Ich stemme mich keuchend gegen ihn, will mich wegdrücken. Tatsächlich lässt er mich nach einigen Momenten los, weshalb ich nach hinten taumele. »Ich will nach Hause«, wiederhole ich langsam und balle die Hände zu Fäusten. Wenn Victor abermals nach mir schnappen will, weiche ich aus. »Ich will zu meinemZuhause. Verstehst du? Ich bin komplett erschöpft.« »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich das erlauben würde?«, hakt er amüsiert nach und greift nach mir. Diesmal schafft er es, mich wieder an die Wand zu drücken. Ich weiche seinem einschüchternden Blick nicht aus. »Du kannst es dir aussuchen: Entweder lässt du mich jetzt gehen, oder ich werde niemals mit dir schlafen.« Victors Züge zucken gefährlich. Diese Widerworte kann er nicht leiden, sie machen ihn wütend. Deshalb lehnt er sich vor, die Augen zu Schlitzen verengt, und haucht mir ins Ohr: »Nein, dukannst es dir aussuchen: Entweder gibst du mir, was ich von dir verlange, oder ich nehme keinerlei Rücksicht mehr.« »Dann tue es«, sage ich mit aufrechtem Kreuz und festen Worten. »Du willst mich zwingen?« Ich breite meine Arme zu den Seiten aus, als würde ich mich Victor präsentieren. »Gegen dich kann ich mich nicht wehren. Mach was immer du willst.« Jetzt bin ich es, der die Augen verengt. »Aber behalte dabei immer im Hinterkopf, dass ich dich hassen werde, wenn du das durchziehst. Und dann bekommst du niemals, was du dir wünschst.« Victors Lippen kräuseln sich, seine Augen zucken, auf seiner Stirn tritt eine pulsierende Ader hervor und seine Züge sind so finster, wie ich sie noch nicht erlebt habe. Dann hebt er die Faust und lässt sie auf mich zurasen. Ich fahre zusammen und kneife die Augen zusammen, in der Befürchtung gleich geschlagen zu werden. Allerdings schlägt seine Faust neben mir in die Wand ein. Und wenn ich mich blinzelnd traue zu der zitternden Hand zu schauen, schlucke ich hart. Blut läuft von den Knöcheln herab, die durch den Aufprall geplatzt sind. »Du weißt nicht, wann Schluss ist.« Victors Stimme bebt unter seinem Zorn. Langsam richte ich meinen Blick wieder auf ihn. »Ich werde niemals aufhören und nachgeben.« Victor mahlt mit den Zähnen, während wir uns gegenseitig starr in die Augen sehen. Vielleicht vergehen nur wenige Sekunden, aber es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, bis er schließlich meint: »Zieh dich an. Ich werde dich zu deiner Wohnung bringen lassen.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)