Unlimited von Farbenmaedchen ================================================================================ Kapitel 3 --------- Wenn ich mir jemals in meinem Leben eine Entführung vorgestellt habe, dann endete sie darin, dass man in einen dunklen Keller mit Schimmel gesperrt wurde und ein schmutziges Stück Stoff in den Mund geschoben bekommt.  Aber nicht das.  Definitiv nicht das. »Mr Carter, der Boss wird Sie in wenigen Minuten empfangen. Würden Sie mir bitte folgen?«, fragt Adrian und deutet in die Richtung, in die ich ihm folgen soll. Doch ich beachte ihn gar nicht. Meine Augen hängen an der verglasten Wand im Eingangsbereich, die direkt zum türkisfarbenen Pool dahinter blicken lässt. Der dunkle Marmor des Bodens spiegelt die sanfte, aber kalte Beleuchtung wieder. »Mr Carter?«, fragt Adrian hartnäckiger.  Mir steht nur der Mund weit offen. Die schwarzen Büsten um uns herum färben sich in das eisige Licht. Und wenn ich meinen Kopf in den Nacken lege, dann sehe ich mich in den Spiegeln, die die gesamte hohe Zimmerdecke ausmachen. Ich glaube, ich werde verrückt..., schaffe ich es wieder einen Gedanken zu fassen. Das ist kein Haus. Das ist ein Kunstwerk. Da ist ein Pool vor meiner Nase... hinter Glas. In einem Haus. In einem schimmernden Palast... »Beweg‘ deinen Hintern!«, werde ich von Elliot angeranzt und schrecke wach, wenn er mich grob an der Schulter packt und hinter sich her zerrt. Doch Adrian geht dazwischen, schlägt die Hand seines Kumpanen von mir. Dann teilt er einen bösen Blick aus, der Elliot die Augen verdrehen lässt. Ich streiche mir hingegen über die schmerzende Schulter. Zeitgleich wird mir wieder bewusst, warum mir der halbe Ärmel fehlt - Ein Kampf, viel, viel Blut und... die Verletzung, welche ich notgedrungen verbunden habe. »Bitte folgen Sie mir jetzt, Mr Carter«, versucht es Adrian ein weiteres Mal. Aber durch seine feste Stimme und den strengen Augen weiß ich, dass es das letzte Mal sein würde. Also nicke ich brav und laufe im Sandwich mit den beiden Männern am verglasten Poolzimmer vorbei. Obwohl die Spiegel im schmalen Flur aufhören, fühle ich mich weiterhin von den leuchtend weißen Wänden und der dämmrigen blauen Beleuchtung eingeengt. Alles ist steril. Außer einigen abstrakten schwarz-weiß Gemälden ist der Gang vollkommen leer. Das soll sein Haus sein...?, denke ich angestrengt nach. Nachdem ich mich dazu entschieden habe, mein Leben für die fremde, verletzte Frau bei der 19ten wegzuschmeißen, wurde ich erneut in den Van verfrachtet und hierhergebracht. Meine beiden Entführer sagten, sie würden mich zum Haus ihres Bosses bringen... Es erinnert mich eher an eine Galerie. Was bedeuten die seltsamen Vierecke und Abdrücke auf den Bildern überhaupt?  Ich werde zu einem Raum im Gang gebracht, der von außen genauso leblos wie alle anderen aussieht. Als Adrian mir die Tür aufhält, erstreckt sich allerdings ein weiteres Kunstwerk vor mir. Ein enormes Aquarium ist der Höhepunkt des Raumes. Lila Fische, neongrüne, gelb-gepunktete, welche die leuchten, welche die aussehen, als tragen sie einen schweren Mantel und andere, die wie kleine Glühwürmchen wirken - Sie schwimmen graziös zwischen den bunten Korallen, tanzen anmutig mit ihren glitzernden Flossen. »Der Meetingraum des Bosses«, erklärt mir Adrian, bevor ich überhaupt fragen kann. Wie von selbst setzen sich meine Beine in Bewegung und tragen mich um die lange Tafel mit den etlichen Stühlen herum. Meine Finger finden langsam an das Glas, wodurch sich eine Gruppe von Fischen versammelt und genauso neugierig nach draußen starrt, wie ich hinein. »Bitte warten Sie hier einen Moment«, meint Adrian. Ich reiße mich los und drehe mich um. Meine Entführer, die bereits gehen wollen, bleiben stehen. »Was passiert jetzt?«, frage ich, verfluche mich für meine ehrfürchtige Stimme. Adrians Blick trifft genau auf meinen. »Ich weiß es nicht. Aber selbst wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen nicht sagen.« Dann geht er zusammen mit Elliot. Jetzt bin ich alleine. Was soll ich nur in diesem Anwesen? Was will dieser Boss von mir? Ist er sauer, weil ich gesagt habe, dass ich die Mafia nicht fürchte?, geht es mir durch den Kopf, während ich beobachte, wie zwei der größeren Doktorfische hinter einen moosbedeckten Stein tauchen. Wenn er mich umbringen wollen würde, hätte er es auch sofort tun können. Dafür hätte er mich nicht hierhergebracht. Das ergibt einfach keinen Sinn. Ich schaue mich im restlichen Raum um. Wie im gesamten Anwesen gibt es kaum Wärme, kaum Einrichtung, die zeigt, dass hier jemand Lebendiges wohnt. Nur einen langen Tisch an dem zwölf Stühle stehen. Ein Meetingraum. Ein kalter, gefühlsloser Meetingraum. Und jetzt warte ich... auf was auch immer mir bevorsteht?, schießt es mir durch den Kopf. Doch eine Antwort habe ich längst, denn ich begebe mich zur Tür und drücke die Klinke herunter. Tatsächlich lässt sie sich öffnen. Deshalb stecke ich den Kopf heraus und linse in beide Richtungen. Da die Luft rein ist, schleiche ich heraus und den Gang entlang, den wir eben auch langgegangen sind. Zwar lausche ich an jeder Tür, an der ich vorbeikomme und versuche sie zu öffnen, aber sie sind verschlossen. Deshalb gehe ich weiter bis ich an der Ecke zum Eingangsbereich stehenbleibe. Denn dort steht niemand Geringeres als der Boss. Er unterhält sich sich mit Adrian, doch ich kann nicht verstehen worüber. Sie brauchen nicht lange, kaum einige Sekunden später, biegt der Boss in den Gang an der rechten Seite ab und Adrian tritt nach draußen. Scheiße!, fluche ich innerlich und verziehe den Mund. Warum muss er genau vor der Tür stehen!? Da kann ich nicht mehr raus. Ich könnte auch noch die Treppe neben dem Poolzimmer nehmen, aber was bringt mir das? Fenster habe ich bisher keine gesehen. Also bleibt nur noch... Ich schlucke den Kloß im Hals herunter, dann tipple ich auf leisen Sohlen in den Gang, den auch der Boss genommen hat. Sofort sticht mir das sanfte, orangene Licht ins Auge, das aus einem Zimmer dringt, dessen Tür einen Spalt breit offen steht. Obwohl ich weiß, dass ich das mächtig bereuen werde, packt mich die Neugier. Ich schleiche heran und werfe einen Blick hinein. Ein weiterer Meetingraum, der Tafel zufolge. Diesmal allerdings mit einer Wand aus Bücherregalen und Ordnern, mit denen ich nichts anfangen kann. Meine Aufmerksamkeit liegt im Moment auch auf etwas ganz anderem. Oder eher auf jemand... Der Boss. Er steht mit dem Rücken zu mir. Ich sehe nur, wie er seinen Hut am anderen Ende des Zimmers auf das Sideboard legt. Wie bei unserer ersten Begegnung trägt er einen schwarzen Anzug, der diesmal aber am Arm zerrissen ist. Und mein eigener Ärmel liegt zu einem Verband darüber gebunden. Zuerst zieht er diesen ab und befördert ihn zu seinem Hut. Das ganze Rot lässt mich schlucken. Zum Glück scheint die Blutung zumindest gestoppt zu haben. Er zieht sich die Krawatte vom Hals, schmeißt sie achtlos zum Sammelsurium auf das Sideboard. Danach streift er das Jackett vom breiten Kreuz und deckt somit ein weißes Hemd auf. Er... zieht sich aus..., hallt es nervös in meinem Gehirn. Ich lecke unbewusst über meine Lippen. Durch das Hemd kann ich seine Muskeln erahnen, wenn sie sich an den Armen oder dem oberen Rücken abzeichnen. Das muss eine Menge Sport gewesen sein... Sein Körper sieht so fest aus... Warte... was denke ich da!? Der Boss knöpft das Hemd auf, ich höre es.  Doch warum beschleunigt sich auf einmal mein Puls und warum findet auf einmal mein Finger zum Mund, damit ich aufgewühlt daran kauen kann? Sofort reiße ich meine Hand herunter, wenn ich es realisiere. Scheiße, warum reagiert mein Körper so? Was tue ich hier...? Es fällt zu Boden. In einer fließenden Bewegung. Sein breiter Rücken ist nun ganz entblößt und frei für meine Sicht, die sich nicht von ihrem losreißen kann. Wenn er den Arm hebt, um nach vorne zu greifen, betrachte ich das Muskelspiel seines Bizeps mit großen Augen. Jede Regung scheint, als würde sie seinen ganzen starken Körper erbeben lassen. Meine Wangen werden ganz heiß. Meine Händen werden feucht. Ich schlucke abermals hart. Das ist dein Entführer, du Idiot! Reiß dich gefälligst zusammen!, mahne ich in Gedanken, doch kann nicht damit aufhören, meine Hände an der Hose abzuwischen. Willst du hier abhauen, oder dich von ihm flachlegen lassen? Beweg deinen Arsch hier weg, und zwar dalli! »Gefällt dir, was du siehst?« Ich zucke erschrocken zusammen. Meine wackligen Knie geben plötzlich nach und ich kippe nach vorne in den Raum, direkt auf alle viere. Doch ich reiße meinen Kopf hoch und blicke zum Boss, der mich über die Schulter mustert. Das winzige Lächeln auf seinen Lippen lässt mich erzittern. »E-Es... m-mir...«, stottere ich zusammen und versuche hastig aufzustehen. Mein Kopf glüht jetzt vor Hitze, Scham und Furcht zusammen, während meine zitternden Arme versuchen sich hochzustemmen. Als Schritte durch den Raum hallen, halte ich krampfhaft inne, bis Schuhspitzen in meinem Sichtfeld halten. Wenn ich aufschaue, wird mir eine Hand entgegengestreckt.  Ernsthaft?, rasen meine Gedanken, während mir der Boss ruhig die Hand reicht. Doch ich gebe schluckend nach, leg meine eigene Hand in seine. »D-Danke?«, frage ich mehr, als ich es sage, wenn ich mir hochhelfen lasse. Doch kaum stehe ich wieder auf den Beinen, erfasst mich schlagartig der nächste Ruck. Ich verstehe gar nicht was passiert, da werde ich schon herangezogen, bis sich ein Arm von hinten um mich schlingt und festhält. Ich quieke erschrocken, beiße mir schnell auf die Lippe, damit es in einem ängstlichen Raunen untergeht. Was, was, was!? Was ist jetzt? Was passiert hier?, versucht mein völlig überfordertes Gehirn den Grund herauszufinden, warum ich dem Boss auf einmal so nahe bin, dass ich seinen festen Bauch an mir spüre. Weil mir keine andere Möglichkeit bleibt, muss ich die Arme auf der erhitzten, nackten Brust ablegen. Mit schwummrigen Blick sehe ich in die grünen, amüsiert glitzernden Augen. »Jesse Carter...«, raunte er meinen Namen dunkel, dass sich meine Nackenhaare aufstellen und über meinen Rücken ein Schauer läuft. Wir sind uns so nah, realisiere ich. Wie beim ersten Mal, an dem es wir uns begegnet sind, trennt uns nur ein winziges Stück. Sogar seinen Atem kann ich spüren. Mir wird schon wieder so heiß... Ich muss Fieber bekommen... Ja, Fieber... »W-Was...«, versuche ich zwischen zitternden Lippen hervorzupressen. Ich weiß nicht, warum ich in seinem Arm bleibe, warum ich mich nicht herauswinde. Obwohl er eine Wunde hat, hält er mich unnachgiebig fest, vielleicht deswegen... »Was wollen Sie von mir? Sie haben mich verfolgen lassen. Sie haben mich hierherbringen lassen. Ich will endlich wissen, was das Ganze soll.« »Du bist anders.«, haucht er. »Ich verstehe nicht...« »Und Personen, die anders sind, finden früher oder später zu mir. Damit ich sie besitzen kann.« Endlich finde ich meinen klaren Verstand wieder und stoße mich von dem großen Mann ab, taumele ein paar Schritte zurück. Mein Gesicht brennt wie Feuer, dennoch verstehe ich langsam wieder, dass ich mich in großer Gefahr befinde. Genau, das ist dein Entführer. Du bist verdammt nochmal entführt worden, du Idiot! Bleib aufmerksam! Er setzt sich in Bewegung. Obwohl ich bereits fürchte, dass er zu mir kommt, läuft er stattdessen um den Tisch herum, an dessen Ende er Platz nimmt. Dann verschränkt er die Hände. »Eigentlich hatte ich unser Gespräch anders geplant - und ich hasse es, wenn etwas nicht nach Plan läuft - aber jetzt bist du hier. Neugierig und mutig, oder dumm und töricht... Ein sehr schmaler Grad.« »Sprechen Sie nicht so erhaben!«, platzt es irgendwie aus mir heraus, weil ich die Anspannung nicht mehr aushalte. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. »Ich weiß ja nicht mal, wer Sie sind! Spucken Sie schon aus, was Sie wollen!« »Ausspucken...«, wiederholt er gelassen mit einem kalten Schmunzeln, das alleine reicht, um die Temperatur des Raumes um gefühlte zwanzig Grad sinken zu lassen. Mein Körper verkrampft erneut. »Ich soll nicht so erhaben sprechen? Na gut, dann werde ich es so sagen, dass du es verstehst«, beginnt der große Mann, den ich bisher nur als Boss kenne. »Ich will dich so lange in deinen süßen Hintern ficken, bis du nicht mehr laufen kannst.« »Äh...«, kommt es aus meinem offenem Mund. Mehr bringe ich in diesem Moment nicht zu standen. F...Ficken... Das hat er gerade gesagt... oder? Er hat gesagt, dass er mich... ich, äh..., versuchen sich meine Gedanken in meinem leergefegten Kopf zu sammeln. »Und nun die erhabene Version«, sagt der Boss am Ende der Tafel. Sein Schmunzeln wirkt jetzt zufrieden, weil er mich erfolgreich eingeschüchtert hat. »Ich gehe mit bestimmten Leuten eine Art Geschäft ein. Beide Seiten profitieren davon.« »M-Moment...«, sage ich und hebe die Hände. »S-Sie wollen also... Sie haben mich...« »Ich habe dich hierher eingeladen, um in Ruhe über diese Dinge sprechen zu können.« »Keine besonders freundliche Einladung«, schnaube ich verächtlich. »Bei mir wirst du kein Kerzenschein oder Rosen finden. Es zählt nur die Sache, das Drumherum ist überflüssig. Also gewöhne dich schon mal an freundliche Begegnungen«, erwidert er gelassen, als wüsste er genau was er tut, weil er es zu oft tut. Einen Augenblick ist Stille. Ich muss verarbeiten, was ich gehört habe. Schwer schluckend überlege ich, wie ich weiter vorgehen kann. Doch meine Stimme ist mal wieder schneller: »Was glauben Sie, wer Sie sind?« »Wie bitte?« »Ich meine... Sie lassen mich beschatten, entführen und dann wollen Sie, dass ich mit Ihnen schlafe?« »Genau das will ich.« Verständnislos schüttele ich den Kopf. »Aber warum?« »Weil du anders bist. Ich hasse es, mich zu langweilen.« »Wie arrogant kann man bitte sein?«, frage ich zynisch. »Das hat mich bisher noch niemand gefragt, dem sein Leben lieb war.« »Dann wird es aber Zeit.«  Ich sehe seine Augen zucken. Er beißt die Zähne aufeinander. Wahrscheinlich hat dieser Mann noch nie Widerworte bekommen. Und wahrscheinlich bekommt er auch nie wieder welche, wenn er mich dafür umgelegt hat. »Sie sind doch verrückt. Wir kennen uns nicht! Sie wissen ja nicht mal, ob ich... schwul bin oder so!« »Und? Bist du es?«, fragt er ganz unverhohlen. Wieder bleiben mir meine vorlauten Worte im Hals stecken und mein Gesicht läuft dunkler an. Er nimmt mein Zögern wohl als Bestätigung. »Also, was spricht dagegen?« »Vielleicht, dass wir uns immer noch nicht kennen und Sie mich entführt haben? Ganz nebenbei bemerkt?« Mir entflieht ein ungläubiges Lachen, obwohl der kalte Schweiß auf meiner Stirn davon zeugt, das ich das alles nicht witzig finde. Das glaube ich einfach nicht. Er will mit mir schlafen... so richtig Sex... bin ich in einem Film? »W-Was... wenn ich Ihr Geschäft ausschlage?«, hake ich nach, obwohl für mich niemals eine andere Möglichkeit infrage käme. Auch nicht für... echt tolle Muskeln und einem attraktiven Gesicht. Natürlich nicht. Nein... »Das wirst du nicht.« Er lehnt sich entspannt im Sessel zurück. Anscheinend ist er sich da ja sehr sicher. »Und das wissen Sie woher?« Ich weiche zurück, als er sich nun doch umentscheidet und aufsteht. Er schlendert heran, bleibt nahe vor mir stehen. Unwillkürlich legt sich mein Blick an seine offene Wunde, die ihm eigentlich eine Menge Schmerzen bereiten sollte. Entweder ist er ein talentierter Schauspieler, oder so abgehärtet, dass ihn das nicht mal juckt. Jesse, jetzt konzentriere dich auf das eigentliche Problem!, schelle ich mich innerlich. Ich sehe auf, in die stechend grünen Augen, gleite weiter zu den schmalen, leicht geöffneten Lippen, über die er sich nun leckt. Mein Herzschlag beschleunigt sich. Wie würde es sich wohl anfühlen, wirklich mit ihm zu schlafen, meine Fingerspitzen über die Haut wandern zu lassen...? Würden sich vielleicht viele Narben darunter abzeichnen, oder eine Menge Tattoos? »Du hast gerade daran gedacht«, lässt mich seine tiefe Stimme zusammenfahren. Ich taumele überrascht nach hinten. Er folgt mir, bis ich mit dem Rücken an die Wand stoße. Ich kann nicht weg. Ich bin gefangen. Er beugt sich über mich. Er ist so viel größer und stärker als ich. Mein Atem geht stockend. Ich erzittere, als seine Lippen neben mein Ohr finden und hauchen: »Du hast daran gedacht, wie wir es tun.« »Nein!«, entgegne ich wie aus der Pistole geschossen. Mein Körper kann sich nicht rühren. Mir wird immer heißer. »Deine Augen glänzen und deine Atmung geht flach. Du bist erregt. Was werde ich sehen, wenn ich einmal weiter unten nachschaue?«, raunt er dunkel, heiser. Seine Hände wollen sich regen, aber ich schnappe sie sofort und halte sie davon ab, tatsächlich tiefer zu rutschen. »Lassen Sie das. Ich werde nicht mit Ihnen schlafen«, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, weil ich doch selbst am besten weiß, wie es in meinem Schritt aussieht. Mit einem letzten Schmunzeln löst sich der Boss von mir. Dann schlendert er ebenso gelassen, wie er gekommen ist, zurück zu seinem Platz am Ende der Tafel. Ich zappele hastig an meiner Hose herum, um die ersten Anzeichen irgendwie verstecken zu können. »Du sollst nicht leer ausgehen.« Mein schwummriger Blick legt sich auf den Boss, der so selbstgefällig dasitzt und mich mit diesem wissenden Lächeln betrachtet... »Wie meinen Sie das?« »Ich weiß alles über dich. Du hast finanzielle Probleme, lebst in einer Sozialwohnung. Wenn du dich darauf einlässt, würde ich dir... unter die Arme greifen.« »Die Hilfe von Kriminellen brauche ich nicht.« »Natürlich nicht«, schnaubt er verächtlich. »Du solltest dir deine Antwort gut überlegen.« »Weil Sie mich ansonsten töten, wenn ich ablehne?« »Bisher hat dieses Haus jeder entweder tot oder unter meiner Hand verlassen.« Was jetzt? Ich weiß nicht weiter. Wenn ich nein sage, wird er mich umlegen! Und wenn ich..., beginnen meine Gedanken sich wie von selbst zu spinnen. ...zustimmen würde... Nein. Nein, natürlich nicht! Ich verkaufe doch nicht meinen Körper, soweit kommt es noch. Aber er ist echt sexy und Geld würde ich anscheinend auch noch dafür bekommen... AH! Gedanken, hört auf damit! Das will ich nicht! »Ich muss nachdenken«, sage ich schließlich, um vielleicht etwas Zeit herausschlagen zu können. »Nein«, entgegnet mir der Boss bestimmt. »Wie soll sich jemand in wenigen Minuten für sowas entscheiden können?«, dränge ich weiter. Tatsächlich verengen sich seine Augen, als würde er nachdenken. Dann meint er: »Na schön. Du darfst bis morgen überlegen.« Ich will bereits erleichtert ausatmen, da fügt er auf einmal an: »Aber natürlich wirst du die Nacht hier verbringen, in einem meiner Gästezimmer.« »Was?«, sage ich entsetzt. »Ich lasse mein Besitz nicht gerne aus den Augen.« »Haben Sie sich mal selbst reden hören?«, keife ich, balle die Hände zu Fäusten. Also bleibt mir im Grunde doch gar keine Wahl, als ihm zuzustimmen! Nicht, wenn ich hier gefangen bin - Das will er hören. »Sie werden mir Ihren Willen nicht aufzwingen können«, sage ich mit entschlossener Stimme. »Das brauche ich gar nicht. Wenn du dich mir erst hingegeben hast, wirst du an nichts mehr anderes denken können, als an mich. Du wirst mich wollen, du wirst mich begehren, bis jede Faser deines Körper sich nach mir sehnt.« Ich drehe den Kopf hastig weg, während mein Herz gegen meinen Brustkorb hämmert. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mitzuspielen und in der Nacht abzuhauen. Aber warum um alles in der Welt bin ich so aufgeregt...? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)