Gegen alle Widerstände von Traumschreiberin (Star Trek (2009)) ================================================================================ Prolog: -------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Gegen alle Widerstände „Prolog“ ★ * . * . * . * . * . ☾ . * . * . * . * . * ★ Das Auditorium der Sternenflottenakademie war bis auf den letzten Platz besetzt und aufgeregtes Stimmengewirr erfüllte den gesamten Raum. Die Kadetten, wie auch ihre Familien und die Lehrkräfte der Akademie unterhielten sich gleichermaßen angeregt untereinander, wie es an einem so wichtigen Tag nicht anders zu erwarten war. Kyle Russell saß gemeinsam mit den anderen Kadetten seines Jahrgangs in der ersten Reihe, während ihren Verwandten die Sitzplätze unmittelbar hinter ihnen vorbehalten waren. Die hinteren Ränge sowie die Stehplätze waren für jene Kadetten bestimmt, die ihre Ausbildung an der Akademie noch nicht abgeschlossen hatten. Ihnen stand nicht nur ein langes, hartes Studium bevor, sondern auch die schwere, nervenaufreibende Zeit der Prüfungen, doch die Besten von ihnen würden am Ende dieses mühevollen Weges ebenfalls mit diesem unvergesslichen Tag belohnt werden. Auch für Kyle selbst waren die vergangenen vier Jahre alles andere als einfach gewesen und mehr als nur einmal hatte er an seinen Entschluss, sich der Sternenflotte anzuschließen, gezweifelt. Immerhin hatte er aufgrund der Tatsache, dass er an einen Rollstuhl gebunden war, noch größere Schwierigkeiten gehabt, überhaupt an der Akademie aufgenommen zu werden, als die meisten anderen Kadetten. Schon als kleiner Junge hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als eines Tages auf einem Schiff der Sternenflotte zu dienen und den Weltraum zu erforschen, doch als er gerade sechzehn Jahre alt geworden war, hätte ein schwerer Unfall seinen großen Traum beinah für immer zerstört.. Nachdem er erfahren hatte, dass er den Rest seines Lebens in einem Rollstuhl verbringen und nie wieder würde laufen können, hatte er lange mit seinem Schicksal gehadert, doch schließlich war der Lebensmut in Kyle langsam wieder erwacht und mit ihm auch seine Entschlossenheit, allen Schwierigkeiten zum Trotz weiter an der Verwirklichung seines Traumes zu arbeiten. Sobald er den Umgang mit seinem neuen Rollstuhl in allen Situationen sicher beherrschte, hatte er sich an der Sternenflottenakademie beworben und die Admiralität in einem langen, ausführlichen Gespräch davon überzeugen können, dass er trotz seiner Behinderung in der Lage sein würde, die Ausbildung zum Offizier der Sternenflotte zu absolvieren, worauf er tatsächlich an der Akademie aufgenommen worden war. Zwar ihm die Mehrzahl der Lehrkräfte und der übrigen Kadetten anfangs mit Scheu und teilweise sogar mit Ablehnung begegnet, aber Kyle hatte trotz alledem nicht aufgegeben und nun zahlte sich seine Beharrlichkeit aus. Schon in wenigen Minuten würde er nicht mehr Kadett Russell sein, sondern Ensign Russell und nach der Abschlusszeremonie würde er von einem der Admiräle erfahren, welchem Schiff er zugeteilt wurde und was seine Aufgabe dort sein würde. Ein zufriedenes Lächeln fand den Weg in Kyles Gesicht, als er seinen Blick durch vollbesetzte, von Sonnenlicht durchflutete Auditorium schweifen ließ. Die Zeit des Zweifelns war vorüber. Er hatte es geschafft. =/= Alle Gespräche im Raum verstummten und auch der junge Mann tauchte aus seinen Gedanken auf, als Admiral Cormack das Podium betrat, um die Abschlussrede zu halten. Sein Blick glitt zunächst ebenfalls über die Ränge der Anwesenden, bevor er die Absolventen einen nach dem anderen ansah und schließlich das Wort ergriff. „Sehr geehrte Kadetten, Angehörige und Lehrkräfte, erneut haben die Kadetten eines Jahrgangs ihr Studium an der Akademie erfolgreich abgeschlossen und wir haben uns heute hier versammelt, um dieses bedeutende Ereignis zu feiern. Mit dem heutigen Tag beginnt für Sie, die Absolventen, ein neuer, wichtiger Abschnitt Ihres Lebens: eines hoffentlich lange und erfolgreiche Karriere in der Sternenflotte. Zu einem Offizier der Sternenflotte ernannt zu werden, ist eine außerordentliche Leistung und Sie haben allen Grund, stolz auf sich zu sein. Sie alle, die Sie Ihre Ausbildung an der Akademie erfolgreich abgeschlossen haben, repräsentieren von nun an das Beste, das die Vereinte Föderation der Planeten ihren Einwohnern und der gesamten Galaxie zu bieten hat. Seit Anbeginn ist die Sternenflotte eine Organisation, die seit nunmehr vielen Jahrzahnten, sogar seit vielen Jahrhunderten nach Individuen sucht, die über herausragende Fähigkeiten verfügen. Wir würdigen die Ingenieure und Techniker, die Wissenschaftler und die Anführer, deren Begabungen es uns ermöglichen, unsere Galaxie zu erforschen und ihren Bewohnern Frieden und Wohlstand zu bringen. Sie alle haben sich im Laufe Ihrer Ausbildung durch harte Arbeit, Disziplin und innere Stärke ausgezeichnet und wir sind fest davon überzeugt, dass Sie der Sternenflotte und Ihren Idealen zu allen Zeiten Ehre machen werden. Im Namen der Leitung sowie aller Lehrkräfte der Akademie gratuliere ich Ihnen zu Ihrem Erfolg. Sie alle haben ihn sich verdient.“ Lauter Beifall erfüllte das Auditorium, als Admiral Cormack seine Rede beendete und es dauerte einige Zeit, bis dieser verebbte und wieder Ruhe einkehrte. Als sich der Admiral daraufhin erneut anschickte, das Wort zu ergreifen, spürte Kyle, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Nun war es soweit. Der Augenblick, auf den er so lange gewartet hatte, war gekommen. „Kadett Russell, treten Sie bitte vor.“ Für den Bruchteil einer Sekunde wurde Kyle ängstlich zumute, als er sich vorstellte, wie ihn alle Anwesenden anstarren würden, wenn er sich in seinem Rollstuhl auf das Podium begab, doch er drängte die aufkeimende Angst energisch zurück. Dies war sein Tag, sein Augenblick und er würde ihn sich von nichts und niemandem verderben lassen. Mit einem tiefen Atemzug setzte er den Rollstuhl in Bewegung, lenkte ihn mühelos hinauf auf das Podium und kam schließlich vor Admiral Cormack zum Stehen. „Kadett Russell, von allen Absolventen Ihres Jahrgangs haben Sie die größte und bemerkenswerteste Leistung vollbracht, denn Sie sind nicht nur der erste Kadett im Rollstuhl, der an der Akademie aufgenommen wurde, Sie haben Ihr Studium obendrein als Bester Ihres Jahrgangs abgeschlossen. Wir sind stolz, Sie heute zu einem Offizier der Sternenflotte zu ernennen. Sind Sie bereit, den Diensteid abzulegen?“ „Das bin ich, Sir“, erwiderte Kyle mit fester Stimme und hob seine rechte Hand, um auf ein ermutigendes Nicken des Admirals fortzufahren. „Ich, Kyle Russell, schwöre hier und heute feierlich, dass ich die Ideale und Interessen der Sternenflotte zu allen Zeiten ehren und vertreten werde. Ich werde niemals lügen, betrügen oder stehlen, noch jene tolerieren werde, die so etwas tun, denn Ehre, Plicht und Wahrheit sind die Grundpfeiler dieser Organisation. Ein Offizier der Sternenflotte ist eine Person von Integrität. Er steht für das ein, was richtig ist, sagt stets die Wahrheit und sorgt dafür, dass die Wahrheit, sei es die wissenschaftliche, die geschichtliche oder die persönliche, bekannt wird. Er ist gerecht in allem, was er tut und gibt niemals weniger, als sein Bestes. Er respektiert die Herkunft und die Kultur aller Lebensformen, er verkörpert Exzellenz, ohne dabei arrogant zu sein und er ehrt die Ideale der Sternenflotte wie auch die der Vereinten Föderation der Planeten. Hiermit schwöre ich feierlich, dass auch ich diese Ideal stets in Ehren halten und mit all meiner Kraft für sie eintreten werde.“ Als der junge Mann geendet hatte, trat Admiral Cormack zu ihm, um ihm sein Offizierspatent und sein erstes Rangabzeichen zu überreichen. „Von diesem Augenblick sind Sie ein Offizier der Sternenflotte“, verkündete er feierlich. „Ich gratuliere Ihnen nochmals zu Ihrem Erfolg, Ensign Russell.“ Während Kyle die Hand drückte, die ihm der Admiral entgegenstreckte, brandete erneuter Beifall auf, der das gesamte Auditorium erfüllte, worauf der junge Mann stolz und glücklich lächelte. Dies war ohne jeden Zweifel einer der schönsten Augenblicke seines Lebens. Für ihn fing nun eine neue und strahlende Zukunft an, dessen war er sich sicher. Ein neues, aufregendes Abenteuer lag vor ihm. .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Gegen alle Widerstände „Kapitel 1“ ★ * . * . * . * . * . ☾ . * . * . * . * . * ★ Während sich nahezu alle Lehrkräfte und Kadetten im Auditorium der Akademie befanden, um der diesjährigen Abschlusszeremonie beizuwohnen, stand eine einsame Gestalt an der Balustrade hoch über den Rängen und beobachtete von dort aus, wie die Absolventen ihre Offizierspatente und Rangabzeichen verliehen bekamen. Jim Kirk befand sich, gemeinsam mit dem Rest seiner Crew, gerade auf einem dreimonatigen Landurlaub und hatte beschlossen, an die Akademie zurückzukehren, um sich die Abschlussfeierlichkeiten anzusehen und einen ersten Blick auf die Absolventen zu werfen. Immerhin bestand durchaus die Möglichkeit, dass einer der frischgebackenen Offiziere in naher Zukunft seinen Dienst auf der Enterprise antreten würde, weshalb er sie nun eingehend betrachtete und versuchte, sich einen ersten Eindruck von ihnen zu verschaffen. Jeder Einzelne machte auf Jim einen fähigen und kompetenten Eindruck, doch sein Blick ruhte vor allem auf einem jungen Mann im Rollstuhl, den Admiral Cormack zuerst aufgerufen und als Jahrgangsbesten ausgezeichnet hatte. Zwar war ihm in den vergangenen vier Jahren mehr als einmal zu Ohren gekommen, dass angeblich ein Kadett, der an den Rollstuhl gebunden war, die Ausbildung an der Akademie absolvierte, doch bislang hatte er das für nichts weiter als ein Gerücht gehalten. Nun, da er sich jedoch mit Augen von der Wahrheit überzeugen konnte, war er überrascht und skeptisch zugleich. Zwar hegte Jim keinen Zweifel daran, dass der ihm noch unbekannte junge Kadett – Offizier, verbesserte er sich in Gedanken – tatsächlich hervorragende Leistungen erbracht hatte, denn allein die Tatsache, dass die Ausbildung trotz seiner Behinderung erfolgreich abgeschlossen hatte, war Beweis genug dafür. Aber was würde nun aus dem jungen Mann werden? Seine Willensstärke und Hingabe mochten bewundernswert sein, doch obwohl er von allen Absolventen der Beste war, würde er mit größter Wahrscheinlichkeit einen Posten in der Verwaltung erhalten und der Sternenflotte hinter dem Schreibtisch in irgendeinem Büro dienen. Immerhin konnte ein Rollstuhlfahrer nicht ernsthaft erwarten, dass ihm erlaubt wurde, auf einem Raumschiff zu leben und zu arbeiten! Welcher kommandierende Offizier würde sich eine solche Last aufbürden? Jim würde so etwas auf keinen Fall tun. Die Missionen im All, die oft mehrere Jahre dauerten, wären viel zu gefährlich und die Schiffe der Sternenflotte waren für Rollstuhlfahrer nicht gebaut. Für einen Offizier mit einer Behinderung war es schlichtweg unmöglich, im aktiven Dienst tätig zu sein. Irritiert von dem Pfad, den seine Gedanken ohne sein Zutun eingeschlagen hatten, schüttelte der Captain der Enterprise energisch den Kopf. Warum sollte er sich über das Schicksal dieses jungen Offiziers den Kopf zerbrechen? Er würde von der Admiralität irgendeinen Posten zugewiesen bekommen und Jim ging die ganze Angelegenheit nicht das Geringste an. Er wollte viel lieber die feierliche Atmosphäre genießen, die ihn unwillkürlich an den Tag seines eigenen Abschlusses zurückdenken ließ. Für ihn fühlte es sich an, als wäre es erst gestern gewesen. =/= Hätte Kyle auch nur geahnt, dass der Blick des jüngsten und berühmtesten Captains der Sternenflotte auf ihm ruhte und wie dieser sich seine weitere Laufbahn vorstellte, wäre ihm wohl recht beklommen zumute gewesen, doch im Augenblick beschäftigte den jungen Mann etwas ganz anderes. Vor wenigen Minuten war Admiral Pike auf ihn zugekommen und hatte ihn in sein Büro gebeten. Nun saß Kyle ihm gegenüber und konnte ihn nur ein paar Minuten lang über seinen Schreibtisch hinweg sprachlos und ungläubig anstarren, von der Nachricht, die ihm der Admiral gerade überbracht hatte, vollkommen überrumpelt. „Sir, ist das wirklich wahr?“ brachte er schließlich ungläubig hervor, worauf Pike wohlwollend lächelte, denn er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sehr er den jungen Offizier mit seinen Neuigkeiten überrascht haben musste. „Selbstverständlich Ensign. Es ist mein voller Ernst. Sie wurden der U.S.S. Enterprise zugeteilt und werden dort Captain Kirk als persönlicher Yeoman zur Seite stehen.“ Zwar hatte Kyle die Worte des Admirals schon beim ersten Mal deutlich gehört, doch erst jetzt, als er sie zum zweiten Mal hörte, drang deren Bedeutung zu ihm durch und raubte ihm den Atem. Nicht genug damit, dass er auf dem Flaggschiff der Sternenflotte dienen würde, er würde obendrein dem Captain zur Seite stehen, Tag für Tag mit ihm zusammenarbeiten! Der junge Mann konnte sein Glück kaum fassen. „Ensign Russell?“ Pikes Stimme hatte einen leicht besorgten Tonfall angenommen und er sah den jungen Offizier vor sich fragend an. „Ist alles in Ordnung?“ „Sir, das…“ Kyle war sichtlich bemüht, seine Aufregung zu verbergen. „Das ist eine große Ehre und eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Womit habe ich das verdient?“ Das Lächeln des Admirals wurde noch eine Spur wärmer und als er antwortete, klang seine Stimme beinah väterlich. „Nur keine falsche Bescheidenheit, Ensign. Immerhin sind Sie dieses Jahr nicht nur der Absolvent mit dem besten Notendurchschnitt , sondern Sie haben schon während Ihrer Ausbildung zur Genüge bewiesen, dass Sie mehr als fähig sind, auf einem Raumschiff zu dienen. Sie haben sich diesen Posten redlich verdient, glauben Sie mir.“ Nun konnte sich Kyle nicht länger zurückhalten und ein strahlendes Lächeln fand den Weg in sein Gesicht. Einen Moment lang schien es sogar, als wollte er dem Admiral um den Hals fallen. Pike, der den Gefühlsumschwung des jungen Mannes bemerkt hatte, nickte ihm wohlwollend zu. „Melden Sie sich in einem Monat bei Ihrem Captain zum Dienst“, sagte er freundlich und überreichte dem frischgebackenen Offizier ein gedrucktes Dokument. „Aber jetzt genießen Sie die Feierlichkeiten. Das ist ein Befehl.“ „Ja, Sir“, gab Kyle noch immer strahlend zurück und wendete seinen Rollstuhl, wandte sich jedoch noch einmal zu Pike um. „Und vielen Dank für alles.“ Mit diesen Worten verließ er das Büro und schloss die Tür hinter sich. =/= Lächelnd sah Admiral Pike dem jungen Offizier hinterher, als dieser sich auf den Weg zurück zu den Feierlichkeiten machte, um seinen Eltern die Neuigkeit zu überbringen. Er freute sich aufrichtig über Kyles offenkundige Freue und auch über seinen Erfolg, den er war einer der wenigen, die den jungen Mann von Anfang an unterstützt hatten. Der Admiral war sowohl von Kyles Mut als auch von seiner Entschlossenheit, trotz seiner Behinderung eine Laufbahn in der Sternenflotte anzustreben, tief beeindruckt gewesen und hatte sich, wann immer es nötig war, für ihn eingesetzt. Die Tatsache, dass Kyle sein Studium an der Akademie als Jahrgangsbester abgeschlossen hatte, bewies Pike deutlich, dass es richtig gewesen war, ihm eine Chance zu geben und er zweifelte nicht daran, dass der junge Mann auf der Enterprise gut zurechtkommen würde, auch wenn er es für wahrscheinlich hielt, dass es einige Zeit dauern würde, bis sich alle an Bord an ihren neuen Kameraden gewöhnt hatten. Der Admiral erinnere sich nur zu gut an den harten Kampf, den Kyle hatte ausfechten müssen, um die Ausbildung an der Akademie absolvieren zu dürfen. Leider war die Mehrheit der Admiräle und auch der Lehrkräfte davon überzeugt gewesen, dass ein Rollstuhlfahrer für den Dienst in der Sternenflotte und ganz besonders auf einem Raumschiff nicht geeignet war und dass Kyle wahrscheinlich schon nach wenigen Wochen das Handtuch werfen würde. Aber der junge Mann hatte ihnen allen das Gegenteil bewiesen und aus diesem Grund hatte sich Pike auch dafür eingesetzt, dass Kyle der Enterprise zugeteilt wurde und somit einen Posten erhielt, der seinem Erfolg angemessen war. Andernfalls wäre höchstwahrscheinlich trotz seiner bemerkenswerten Leistungen mit einem Bürojob abgespeist worden, der in den Augen der Admiralität der einzig geeignete Posten für einen Offizier im Rollstuhl war. Aber Kyle hatte es mehr als verdient, auf einem Raumschiff zu arbeiten und diese Chance sollte er bekommen. Pike schüttelte leicht den Kopf und konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Wahrscheinlich stand ihm ein ähnlich harter Kampf bevor, wie damals dem jungen Mann, wenn er dem Captain der Enterprise mitteilte, wer sein neuer Yeoman war. Im Stillen hoffte er jedoch, dass er Jim von seinem Standpunkt würde überzeugen können und dass dieser seine Beweggründe verstehen würde. =/= Wäre er dazu in der Lage gewesen, wäre Kyle wahrscheinlich vor Freude in die Luft gesprungen, nachdem er Admiral Pikes Büro verlassen hatte, um in den Festsaal zurückzukehren. Er konnte nach wie vor kaum glauben, was vor wenigen Minuten geschehen war und blickte immer wieder staunend auf das Dokument, das ihm der Admiral überreicht hatte. Seine Versetzungsbestätigung. Trotz seiner Leistungen in den vergangenen vier Jahren und trotz seines ausgezeichneten Abschlusses hatte der junge Mann insgeheim damit gerechnet, entweder eine Lehrstelle an der Akademie oder einen Posten in der Verwaltung der Sternenflotte zugewiesen zu bekommen, ein Schicksal, das ihn mit Grauen erfüllt hatte. Doch entgegen aller Befürchtungen war sein größter Wunsch endlich in Erfüllung gegangen: er würde wirklich und wahrhaftig auf einem Raumschiff dienen und obendrein auf dem Flaggschiff der Sternenflotte! Natürlich würde er als persönlicher Yeoman des Captains auch dort vor allem administrative Aufgaben zu erfüllen haben, aber das störte den jungen Mann nicht im Geringsten, solange er nur auf einem Schiff arbeiten und gemeinsam mit seinen Kameraden das Weltall erforschen konnte. Kyle wusste nur zu gut, dass er Admiral Pike diese Chance zu verdanken hatte und er war fest entschlossen, ihn nicht zu enttäuschen. „Kyle!“ Eine ihm nur allzu vertraute Stimme riss den jungen Offizier aus seinen Gedanken, sobald er den Festsaal erreicht hatte und ein liebevolles Lächeln fand den Weg in sein Gesicht, als er seinen Freund David entdeckte, der mit schnellen Schritten auf ihn zueilte. Sobald er bei Kyle war, beugte er sich zu diesem herunter und küsste ihn kurz, aber nicht weniger zärtlich auf den Mund, was der Andere lächelnd geschehen ließ. Obwohl die Beiden seit nunmehr drei Jahren ein Paar waren, begnügten sie sich in der Öffentlichkeit meist mit Umarmungen oder Händehalten und tauschten nur selten innigere Zärtlichkeiten vor den Augen anderer aus, aber dies war ein besonderer Anlass, der es verdiente, gebührend gefeiert zu werden. „Wo hast du gesteckt?“ war Davids erste Frage, sobald sie sich voneinander gelöst hatten. „Du warst ganz plötzlich verschwunden und ich konnte dich nirgendwo finden.“ „Admiral Pike wollte mich sprechen“, erklärte Kyle sichtlich aufgeregt. „Es ging um meine Versetzung.“ Bei diesen Worten stahl sich ein geheimnisvolles Lächeln auf sein Gesicht, das sofort Davids Neugier weckte. „Nun?“ hakte er aufgeregt nach, als sein Freund keine Anstalten machte, noch etwas zu sagen. „Erzähl schon. Was hat der Admiral gesagt?“ „Ich bin der Enterprise zugeteilt worden“, verkündete Kyle überglücklich und ungläubig zugleich, als könnte er noch immer nicht glauben, dass all das wirklich geschah. „Als persönlicher Yeoman des Captains.“ „Kyle…“ Für einen Moment war David sprachlos und konnte seinen Freund nur mit offenem Mund anstarren, bevor sich auch auf sein Gesicht ein strahlendes Lächeln legte. „Das ist wundervoll.“ Da es für ihn keine Worte gab, die auch nur annähernd hätten beschreiben können, wie glücklich David über die Neuigkeiten seines Freundes war, brachte er seine Freude zum Ausdruck, indem er Kyle erneut an sich zog und vor aller Augen küsste, dieses Mal deutlich länger und inniger, als noch vor wenigen Augenblicken. „Ich freue mich so sehr für dich.“ „Das merke ich“, gab Kyle grinsend zurück. „Ich hoffe, Mom und Dad werden ebenso glücklich sein.“ „Davon bin ich überzeugt“, versicherte David ihm und die Beiden machten sich auf, um Kyles Eltern die großartige Nachricht zu überbringen. =/= Während Kyle gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Freund die Abschlussfeierlichkeiten genoss, war die Stimmung in Admiral Pikes Büro zur selben Zeit alles andere als fröhlich und ausgelassen. Gerade hatte der Admiral Jim eröffnet, welcher an diesem Tag ernannte Offizier von nun an auf seinem Schiff dienen würde und wie er im Stillen bereits befürchtet hatte, war dieser ganz und gar nicht begeistert. Unruhig lief Jim vor dem Schreibtisch des Admirals auf und ab, die Stirn in Falten gelegt und die Arme vor der Brust verschränkt, was Pike mehr als deutlich verriet, wie angespannt der junge Captain innerlich war. „Habe ich das richtig verstanden, Chris?“ wollte Jim schließlich wissen und warf dem Admiral einen scharfen Blick zu. „Meiner Crew wurde ein Offizier mit einer Behinderung zugeteilt?“ „Jim…“ „Und du hast nicht einmal versucht, das zu verhindern?“ Pike musste wohl oder übel einsehen, dass bei Jims gegenwärtiger Stimmung jeder Beschwichtigungsversuch erfolglos sein würde und nahm eine entschlossene Haltung ein, sprach jedoch so ruhig wie noch kurz zuvor. „Nein, Jim, ich habe nicht versucht, es zu verhindern. Im Gegenteil, ich habe dafür gesorgt.“ Abrupt unterbrach der junge Captain seine unruhige Wanderung und sah seinen Vorgesetzten fassungslos an. „Aber warum, Chris?“ wollte er wissen, als er seine Stimme widergefunden hatte. „Du solltest doch am besten wissen, dass ein Rollstuhlfahrer einfach nicht für das Leben und den Dienst auf einem Schiff geeignet ist. Er wäre für die übrige Crew nur eine Last, weil alle ständig Rücksicht auf ihn nehmen müssten und er wäre uns ganz sicher keine Hilfe.“ Während er sprach, gestikulierte Jim wild mit den Händen in der Luft, als reichten Worte allein nicht aus, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen, aber Pike ließ sich auch davon nicht aus der Ruhe bringen. „Ensign Russell hat bereits während seiner Ausbildung auf einem Schiff gedient“, erklärte er nach wie vor geduldig. „Sowohl der Captain als auch die Crew haben seine Anwesenheit als Bereicherung empfunden und sich nur lobend über ihn geäußert. Außerdem wird er vorwiegend die Aufgaben deines persönlichen Assistenten übernehmen und das wird ohne Zweifel auf einem Schiff ebenso tun können, wie in irgendeinem Büro.“ „Er müsste fast ständig in meiner Nähe sein und mir an Bord fast überallhin folgen“, wandte Jim beharrlich ein. „Ganz sicher wird er das mit seinem Rollstuhl nicht können.“ „Du kennst ihn nicht, Jim. Er ist weitaus geschickter und einfallsreicher, als du vielleicht denkst.“ Der Admiral sah Jim eindringlich an, doch dieser dachte nicht daran, so einfach aufzugeben. „Schön und gut, aber was passiert, wenn wir angegriffen werden? Natürlich ist die Enterprise vor allem ein Forschungsschiff, aber der erste Kontakt mit einer fremden Spezies verläuft nicht zwingen friedlich. Im Falle eines Angriffs könnte er das Überleben der gesamten Crew gefährden, wenn sich andere in Gefahr begeben, um ihn zu schützen oder zu retten.“ Verwundert runzelte Admiral Pike die Stirn und als er antwortete, klang seine Stimme deutlich strenger und nachdrücklicher. „Wären in einer solchen Situation nicht alle Crewmitglieder gleichermaßen in Gefahr? Würde nicht jeder einzelne von ihnen versuchen, seinen Kameraden zu helfen, ungeachtet der Gefahr für das eigene Leben?“ Jim biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick. Pikes Worte entbehrten durchaus nicht der Wahrheit, doch sie halfen auch nicht im Geringsten, seine Bedenken zu zerstreuen. Er blieb nach wie vor dabei, dass ein Rollstuhlfahrer einfach nicht auf ein Raumschiff gehörte. Aber wie sollte er den Admiral davon überzeugen? „Jim.“ Dieses Mal klang Pikes Stimme beinah väterlich, als er erneut das Wort ergriff. „Alles, was ich von dir erwarte, ist, dass du Ensign Russell eine faire Chance gibst. Sobald du ihn kennenlernst und mit eigenen Augen siehst, wie er sein Leben meistert, wirst du deine Meinung ändern und verstehen, warum ich mich so sehr für ihn einsetze. Er ist für die Enterprise mehr als geeignet, glaub mir.“ Der junge Captain musste wohl oder über einsehen, dass jeder weitere Widerspruch vergeblich sein würde und nickte ergeben. „Also gut“, murmelte er schließlich. „Ich werde ihm eine Chance geben. Weil du es bist, Chris.“ „Sehr gut“, gab Pike erleichtert zurück. „Ensign Russell wird sich in einem Monat auf der Enterprise zum Dienst melden.“ Jim stumm und unterdrückte mit Mühe ein Seufzen, als er das Büro des Admirals verließ. .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   Gegen alle Widerstände   „Kapitel 2“   Disclaimer:   Die bekannten Charaktere und Orte in dieser Geschichte gehören Gene Roddenberry bzw. Paramount/Viacom und der Inhalt ist frei erfunden. Ich verdiene mit dieser Story kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude.   Danksagung:   Ein ganz liebes Dankeschön geht an dieser Stelle an Suesse01 und SeraMis für Ihre lieben Reviews zum letzten Kapitel. Vielen Dank euch beiden! Tut mir leid, dass es mit dem neuen Kapitel so lange gedauert hat, aber ich hoffe, ihr lest trotzdem weiter.   ★ * . * . * . * . * . ☾ . * . * . * . * . * ★   Das Herz schlug Kyle bis zum Hals, als er seinen Rollstuhl an Bord des Shuttles lenkte, das ihn auf die Enterprise bringen würde.   Insgeheim war er ein wenig verstimmt darüber, auf einem so vergleichsweise umständlichen Weg auf das Schiff zu gelangen, anstatt einfach an Bord zu beamen, aber da er der erste Rollstuhlfahrer im aktiven Dienst der Sternenflotte war, hatten die Techniker ernste Bedenken gehabt, ihn mitsamt seines Rollstuhls auf die Enterprise zu beamen, hatten sie in dieser Hinsicht bislang keinerlei Erfahrung und daher auf seiner Anreise im Shuttle bestanden.   Der junge Offizier war davon nicht gerade begeistert, denn er ahnte bereits, dass ihm seine neuen Kameraden aufgrund seiner Behinderung mit einem gewissen Maß an Skepsis und Zurückhaltung begegnen würden, wie es bereits in der ersten Zeit seiner Ausbildung der Fall gewesen war. Die Tatsache, dass er nicht wie all anderen den Transporter benutzen konnte, um an Bord zu gelangen, würde seinen Stand bei ihnen sicher nicht unbedingt verbessern, sondern sie sehr wahrscheinlichen in ihren von Vorurteilen geprägten Erwartungen bestätigen.   Kyle seufzte leise und fuhr sich mit einer Hand durch die kurzen, dunkelblonden Haare. So hatte er sich seinen Dienstantritt ganz und gar nicht vorgestellt.   Als das Shuttle jedoch kurz darauf abhob und der junge Mann durch eines der Fenster sehen konnte, wie die Erde unter ihm immer kleiner wurde, schienen auch seine Sorgen, zumindest für den Moment, zu schwinden, bis er seine Befürchtungen beinah ganz vergessen hatte.   Was nützte es ihm, sich den Kopf zu zerbrechen und mit seinem Schicksal zu hadern? Er würde die Dinge einfach auf sich zukommen lassen und sein Bestes geben. Schließlich hatte er bereits als Kadett auf einem Raumschiff gedient und dort nach anfänglichen Schwierigkeiten sowohl den Captain als auch die Crew  davon überzeugen können, dass ihn seine Behinderung nicht davon abhielt, seinen Pflichten nachzukommen.   Es würde vielleicht eine Weile dauern, aber sicher würde er auch auf der Enterprise seinen Platz finden.   =/=   Der Flug mit dem Shuttle war kurz und verlief ereignislos, doch als er schließlich den Hangar der Enterprise erreicht hatte, spürte Kyle erneut, wie ihn die Nervosität überkam.   Nun war es also soweit. Der Moment der Wahrheit war gekommen.   Sobald die Rampe des Shuttles vollständig heruntergelassen worden war, fuhr der junge Mann hinaus in große Halle, wo er bereits von einem Sicherheitsoffizier erwartet wurde.   „Willkommen an Bord, Ensign Russell“, sagte dieser, als Kyle ihn erreicht hatte. „Ich bin Lieutenant Hendorff, Leiter der Sicherheitsabteilung. Der Captain erwartet Sie bereits. Ich bringe Sie zu ihm.“   Kyles Aufregung legte sich ein wenig, sobald er merkte, dass Hendorff zwar ohne Umschweife auf den Punkt kam, seine Stimme jedoch freundlich klang und er ihm auch keinen skeptischen Blick zuwarf.   Auch als er dem Sicherheitsoffizier durch die Gänge der Enterprise folgte, stellte der junge Mann erleichtert fest, dass all Crewmitglieder, denen sie begegneten, weiter ihrer Arbeit nachgingen, ohne vom ihm Notiz zu nehmen, als wäre ein Rollstuhlfahrer auf einem Raumschiff etwas ganz Alltägliches.   Insgeheim hatte er sich vor den überraschten, skeptischen oder gar mitleidigen Blicken seiner neuen Kameraden gefürchtet, weshalb er nun froh war, dass sie ihn, zumindest vorerst, nicht weiter beachteten.   Vielleicht würde sein Dienstantritt auf der Enterprise doch nicht so schlimm werden, wie er zunächst angenommen hatte. Den Weg vom Shuttlehangar zur Brücke legten die beiden Männer schweigend zurück, doch als Kyle schließlich hinter Hendorff den Turbolift verließ, ertappte er sich dabei, wie er auf dem letzten kurzen Stück zum Bereitschaftsraum des Captains den Blick scheu zu Boden gerichtet hielt. Im Stillen schalt er sich selbst dafür, doch er brachte es nicht über sich, die Mitglieder der Brückencrew direkt anzusehen und deren wahrscheinlich abschätzenden Blicken zu begegnen, auch wenn er wusste, dass sich ein solches, unhöfliches Verhalten für einen Offizier der Sternenflotte nicht ziemte.   Das flaue Gefühl in seinem verstörte sich jedoch zusätzlich, als er an der Tür des Bereitschaftsraumes angelangt war und Hendorff den Türbuzzer betätigte.   =/=   Zur selben Zeit stand Jim am Fenster seines Bereitschaftsraumes und beobachtete gedankenverloren, wie die Sterne draußen vorbeizogen.   Vorkurzem hatte er Lieutenant Hendorff in den Shuttlehangar geschickt, damit er Ensign Russell zu ihm brachte, sobald dieser das Schiff erreicht hatte.. Schon in wenigen Minuten würde sich sein neuer Yeoman bei ihm zum Dienst melden und Jim war sich nach wie vor nicht sicher, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte.   In den Wochen, die seit dem Gespräch mit Admiral Pike vergangen waren, hatte der Captain der Enterprise fast unaufhörlich darüber nachgedacht, dass ein Offizier im Rollstuhl auf seinem Schiff dienen sollte, doch er konnte sich an diesen Gedanken einfach nicht gewöhnen.   Im Gegenteil,  sein Ärger darüber, dass ihm und seiner Crew eine solche Last aufgebürdet wurde, war in dieser Zeit nur noch größer geworden.   Zwar erinnerte sich noch gut an die Worte des Admirals, sein neuer Yeoman würde ihm schon beweisen, dass er gut genug für die Enterprise war, aber Jim hatte nach wie vor seine Zweifel daran. In seinen Augen war ein Raumschiff einfach nicht der richtige Ort für einen Rollstuhlfahrer und diese Meinung würde er sehr wahrscheinlich niemals ändern.   Kurz darauf  riss das Summen des Türbuzzers Jim abrupt aus seinen Gedanken und ließ ihn erschrocken zusammenfahren. Ein schweres Seufzen entkam ihm,  als ihm bewusst wurde, dass dieses Geräusch nur eines bedeuten konnte. Der Augenblick, den er gerne noch hinausgezögert hätte, war gekommen und nun musste er sich einer neuen, unerwünschten Herausforderung stellen .   Der Captain der Enterprise straffte seine Schultern und wandte sich der Tür zu, musste aber noch einmal kräftig schlucke, bevor er seine Stimme wiederfand und antworten konnte.   „Herein.“   =/=   Sobald sich die Tür des Bereitschaftsraumes auf sein Kommando hin öffnete, fiel Jims Blick auf einen Mann, der nur ein paar Jahre jünger als er selbst war und nun seinen Rollstuhl zwar langsam, aber dennoch sicher und gewandt hereinlenkte.   Dies also war sein neuer Yeoman.   Während der junge Mann langsam auf ihn zukam, ließ ihn Jim keinen Moment aus den Augen und musste Admiral Pike, wenn auch widerwillig, Recht geben. Anscheinend konnte sein Gegenüber  wirklich gut mit dem Rollstuhl umgehen und war deshalb in seiner Freiheit längst nicht so eingeschränkt, wie der Captain der Enterprise anfangs gedacht hatte.   Aber dies war natürlich nur ein erster Eindruck und Jim wusste zu gut, dass dieser längst nicht  ausreichte, um sich ein verlässliches Urteil bilden zu können. Nur die Zeit konnte und würde zeigen, ob der junge Mann wirklich mit dem Leben auf einem Raumschiff zurechtkam und die Aufgaben, die sein Posten mit sich brachte, würde erfüllen können.   Trotzdem kam Jim nicht umhin, mit einem Anflug von Zufriedenheit festzustellen, dass sein Gegenüber zumindest äußerlich ruhig wirkte und wenn er nervös war, dies gut zu verbergen wusste. Zwar hegte er noch immer Zweifel daran, dass Pike die richtige Wahl getroffen hatte, aber immerhin war der erste Eindruck von seinem neuen Yeoman um einiges besser, als er erwartet hatte.   Jim ahnte nicht, das Kyle bei weitem nicht so ruhig war, wie er sich äußerlich gab.   In dem Augenblick, als sich die Tür des Bereitschaftsraumes öffnete, spürte er, wie sich sein Magen zu einem Knoten zusammenballte und sich sein Herz vor Aufregung fast überschlug. So sehr er sich während des Shuttlefluges eingeredet hatte, dass er die Dinge einfach auf sich zukommen lassen wollte, konnte er nun nichts gegen die Unruhe tun, die erneut von ihm Besitz ergriff.   Schließlich war sich nur allzu bewusst, wie entscheidend das erste Zusammentreffen mit seinem neuen Captain war und das umso mehr, da er Tag für Tag sehr eng mit diesem Mann würde zusammenarbeiten müssen.   Kyle musste ihn einfach davon überzeugen, dass er seinem neuen Posten und den Aufgaben, die dieser mit sich brachte, gewachsen war und dass es keinen Unterschied machte, ob er an den Rollstuhl gebunden war oder nicht. Offen zur Schau getragene Nervosität würde ihm dabei ganz sicher nicht helfen und deshalb, bemühte er sich, so ruhig und selbstbewusst wie nur möglich zu erscheinen, während er sich langsam dem Schreibtisch des Captains näherte.   Als er schließlich vor diesem zum Stehen kam, sah Kyle überrascht, wie sein gegenüber zu zögern schien, als wüsste er nicht recht, was er sagen sollte und wenn er ehrlich war, musste Kyle zugeben, dass es ihm ähnlich erging.   Nachdem die beiden einander einen Augenblick lang schweigend gemustert hatten, fasste sich der Jüngere schließlich ein Herz und beschloss, den ersten Schritt zu tun.   „Ensign Kyle Russell meldet sich zum Dienst, Captain“, begann er und bemühte sich erneut, seine Stimme so ruhig und fest wie möglich klingen zu lassen.   Jim nickte daraufhin knapp als Antwort, während er sich in Gedanken selbst dafür schalt, dass er seinen neuen Yeoman nicht zuerst begrüßt hatte, wie es eigentlich seine Pflicht gewesen wäre. Ein Teil von ihm war beinah verärgert darüber, dass ihm der junge Mann einfach zuvorgekommen war, doch er wusste, dass es für ihre Zusammenarbeit ganz sicher kein guter Anfang gewesen wäre, ihn wegen einer vergleichsweise unbedeutenden Sache in die Schranken zu weisen und unterdrückte daher die ungehaltene Antwort, die sich ihm auf die Lippen drängte.   Ganz gleich, wie unzufrieden er mit der Situation war, er musste sie akzeptieren und versuchen, das Beste daraus zu machen.   „Willkommen an Bord, Ensign“ erwiderte er deshalb und bemühte sich um ein Lächeln, das jedoch ein wenig gezwungen ausfiel. „Wie mir Admiral Pike mitgeteilt hat, wurden sie der Enterprise als mein persönlicher Yeoman zugeteilt.“   „Ja, Sir.“   Kyles Stimme klang nach wie vor  ruhig und professionell, doch gleichzeitig konnte er weder etwas gegen den Anflug von Stolz tun, der darin mitschwang, noch gegen das leichte Lächeln, das den Weg in sein Gesicht fand, als er daran dachte, dass er auf dem Flaggschiff der Sternenflotte dienen sollte.   „Ich war überrascht, als er mir die Nachricht überbrachte.“   „Das kann ich mir vorstellen.“   Bei diesen Worten klang Jims Stimme beinah kühl, das gezwungene Lächeln verschwand aus seinem Gesicht und er wurde ernst.   „Der Admiral hat mir außerdem erzählt, dass Sie bereits einen Teil Ihrer Ausbildung auf einem Schiff absolviert haben.“   „Das habe ich, Captain. Wie alle anderen Kadetten auch.“   Den letzten Satz hatte Kyle hinzugefügt, bevor er sich zurückhalten konnte, denn obwohl der Captain seine Zweifel nicht laut aussprach, glaubte er förmlich, sie zu spüren und wollte sie bereits im Keim ersticken.   Leider hatten seine Worte jedoch den gegenteiligen Effekt, den sie ließen erneut Ärger in Jim aufsteigen, den dieser nur mit Mühe verbergen konnte.   Wie kam Ensign Russell dazu, sich mit seinen Kameraden vergleichen zu wollen? Schließlich war er nicht wie alle anderen Kadetten und er würde es auch niemals sein!   Doch der Captain der Enterprise behielt diese Gedanken für sich und fuhr unbeirrt fort, die Bemerkung seines Gegenübers ignorierend.   „Im letzten Jahr Ihrer Ausbildung waren Sie auf der USS Excelsior stationiert und hatten dort offensichtlich keine Probleme.“   „Nicht meiner oder weniger als meine Kameraden, Sir“, bestätigte Kyle und konnte nicht verhindern, dass langsam, aber sicher ein Anflug von Frustration in ihm aufstieg. Zwar hatte er sich inzwischen mehr oder weniger an die Zweifel gewöhnt, mit denen er sich seit seiner Aufnahme auf der Akademie immer wieder konfrontiert sah, aber trotzdem schmerzte es ihn  nicht weniger, dass das Hauptaugenmerk seiner kommandierenden Offiziere nur allzu oft auf seiner Behinderung lag.   „Auch in meinem Rollstuhl konnte ich mich ohne Schwierigkeiten in allen Bereichen des Schiffes bewegen und sowohl Captain Finnegan als auch seine Crew waren stets mit meinen Leistungen zufrieden.“   Verwundert und erschrocken zugleich sah der junge Mann, wie bei der Erwähnung dieses Namens ein kaltes, beinah hasserfülltes Funkeln in die Augen des Captains trat, das jedoch so schnell wieder verschwand, dass er nicht sicher sein konnte, es wirklich gesehen zu haben. Dennoch wurde seine Beobachtung gleich darauf bestätigt, als sein Gegenüber noch kühler als zuvor weitersprach.   „Woraufhin Admiral Pike Sie für die Enterprise vorschlug. Er hält offensichtlich große Stücke auf Sie.“   „Davon weiß ich nichts, Captain“, gab Kyle zurück, fest entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. „Ich weiß nur, dass auf der Enterprise ein Yeoman für den Captain gesucht wurde und deshalb bin ich hier. Der Admiral ist der Meinung, dass dies der beste Posten für mich ist und ich werde hier ebenso zurechtkommen, wie auf der Excelsior.“   „Das wird sich zeigen“, entgegnete Jim ernst, worauf die beiden Männer einander erneut schweigend ansahen, bis der Captain nach einem endlos erscheinenden Moment erneut das Wort ergriff.   „Ich denke, das genügt für heute, Ensign“, sagte er mit einem Hauch von Resignation in der Stimme, als hätte er gerade einen entscheidenden Kampf verloren und würde sich nun in sein Schicksal ergeben. „Sie haben sicher noch einiges zu tun, bevor Ihr Dienst offiziell beginnt. Mr. Hendorff wird Sie zu Ihrem Quartier bringen. Melden Sie sich morgen früh zu Beginn der Alphaschicht hier bei mir.“   „Ja, Captain.“   Kyle nickte ihm noch einmal kurz zu, bevor er seinen Rollstuhl wendete und den Raum verließ, wobei er deutlich spüren konnte, dass der Blick des Captains unablässig auf ihm ruhte.   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.     Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   Gegen alle Widerstände   „Kapitel 3“   Disclaimer:   Die bekannten Charaktere und Orte in dieser Geschichte gehören Gene Roddenberry bzw. Paramount/Viacom und der Inhalt ist frei erfunden. Ich verdiene mit dieser Story kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude.   Danksagung:   Ein ganz herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle an Suesse01, Ti Leyni Miju und SeraMis für Ihre lieben und hilfreichen Reviews zum letzten Kapitel. Vielen Dank euch allen! Ich hoffe, euch gefällt auch das neue Kapitel.   Anmerkung:   Wenn ihr Anregungen oder Wünsche habt, wie die einzelnen Mitglieder der Crew Kyle empfangen bzw. wie ihre jeweilige Beziehung zu Kyle aussieht, könnt ihr mir eure Vorschläge gerne per Mail schicken – ich habe zwar schon einige eigene Ideen, aber vielleicht kann ich ja eure Vorschläge teilweise mit einbauen.   ★ * . * . * . * . * . ☾ . * . * . * . * . * ★   Nachdem Kyle den Bereitschaftsraum verlassen hatte, saß Jim noch lange regungslos an seinem Schreibtisch und dachte über das Gespräch nach, das zwischen ihm und seinem neuen Yeoman stattgefunden hatte.   Der Captain der Enterprise war sich nur allzu sehr darüber im Klaren, dass ihre erste Begegnung nicht gerade optimal verlaufen war und wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er sich eingestehen, dass er daran nicht unschuldig war. Immerhin hatte er selbst während dieses ersten, kurzen Zusammentreffens keine Gelegenheit ausgelassen, dem jungen Offizier zu zeigen, dass seine Meinung, was ihn betraf, bereits feststand.   Dabei konnte Jim sich selbst nicht einmal wirklich erklären, warum er seinem neuen Yeoman derart ablehnend gegenüberstand und so fest davon überzeugt war, dass dieser nicht auf ein Raumschiff gehörte. Eigentlich war der junge Captain von Natur aus nicht jemand, der zu Vorurteilen neigte, doch aus irgendeinem Grund, den er selbst noch nicht kannte, fiel es ihm unendlich schwer, Kyle als Mitglied seiner Crew zu akzeptieren.   Gleichzeitig musste er sich, aller Voreingenommenheit zum Trotz, jedoch eingestehen, das in dem jungen Mann weitaus mehr zu stecken schien, als er erwartet hatte und im Stillen bewunderte Jim ihn sogar dafür, wie tapfer er sich bei dem gerade stattgefundenen Gespräch geschlagen hatte. Die meisten anderen wären angesichts Zweifel, die er nicht einmal versucht hatte zu verbergen, nervös geworden, doch Kyle hatte sich tapfer gehalten und sich, zumindest nach außen hin, nicht verunsichern lassen.   Bei der Erinnerung daran musste der Captain der Enterprise beinah ein wenig lächeln. Der junge Mann wusste sich zu wehren und war offensichtlich eine Kämpfernatur. Das gefiel ihm.   Im nächsten Moment verhärteten sich Jims Züge jedoch wieder, als ihm ein ganz bestimmter Name einfiel, der im Laufe ihres Gespräches gefallen war.   Finnegan.   Allein der Gedanke an diesen Namen, von dem Mann, zu dem er gehörte, ganz zu schweigen, ließ eine unbändige Wut in Jim aufsteigen, die dieser kaum bezähmen konnte. Doch es war nicht der Captain der Excelsior, gegen den sich sein Zorn richtete,  sondern dessen Sohn, Jake Finnegan.   Während ihrer gemeinsamen Zeit an der Akademie war dieser so etwas wie Jims Erzfeind gewesen, hatte ständig auf ihm herumgehackt und ihm bei jeder Gelegenheit das Leben schwer gemacht.   Aus diesem Grund behagte es Jim überhaupt nicht, dass sein neuer Yeoman auf  demselben Schiff ausgebildet worden war, auf dem Jakes Vater der Captain war. Immerhin war es durchaus möglich, dass Captain Finnegan seinem Sohn von einem Kadetten im Rollstuhl erzählt hatte und von diesem daraufhin dazu ermutigt worden war, besagten Kadetten für die Enterprise vorzuschlagen.   Vielleicht entsprach auch der Bericht des Captains nicht ganz der Wahrheit…   Gleichzeitig wusste Jim jedoch, dass Admiral Pike eine derart unlautere Vorgehensweise niemals unterstützt und auch niemals dafür gesorgt hätte, dass Kyle auf die Enterprise kam, wenn dessen Leistungen nicht wirklich bemerkenswert gewesen wären.   Dieser Gedanke beruhigte ihn wieder ein wenig und bestärkte ihn in seinem Entschluss, vorerst abzuwarten, was die kommenden Tage bringen würden. Sobald er Kyle arbeiten sah, würde er sich ein eigenes Bild von dessen Fähigkeiten machen können.   Ganz konnte der Captain der Enterprise seine Neugier jedoch nicht bezwingen, weshalb er sein PADD zur Hand nahm, um auf Kyles Akte zuzugreifen und den Bericht über die Ausbildungszeit des jungen Mannes auf der Excelsior aufzurufen.   Föderationsraumschiff USS Excelsior, Sternzeit 2261.51, Captain Sean Finnegan   Kadett Kyle Russell, derzeit im dritten Jahr seines Studiums an der Akademie, hat in den vergangenen sechs Monaten unter meinem Kommando einen Teil seiner praktischen Ausbildung absolviert.    Während dieser Zeit umfasste sein Aufgabengebiet vor allem administrative Tätigkeiten, zu denen die Bearbeitung der Korrespondenz, die Durchsicht und Korrektur von Berichten, die Entgegennahme von Subraumübertragungen, die Aushändigung von Dokumenten an die betreffenden Crewmitglieder, die Koordination von Terminen sowie die Aufzeichnung von Logbucheinträgen gehörten.   Mit einem Anflug von Zufriedenheit stellte Jim fest, dass Kyle bereits während seiner Ausbildung mehr oder weniger dieselben Tätigkeiten ausüben musste, die ihn auch auf der Enterprise erwarteten. Somit hatte sein neuer Yeoman genug Zeit und Gelegenheit gehabt, sich mit seinen Aufgaben vertraut zu machen und würde höchstwahrscheinlich nicht mehr eingearbeitet werden müssen.   Auch die Tatsache, dass es sich um Arbeiten handelte, die der junge Mann größtenteils am Schreibtisch würde erledigen können, war für Jim eine zusätzliche Beruhigung, denn auf diese Weise  würde er sich, zumindest während seiner Dienstzeit, nicht allzu viel auf dem Schiff bewegen müssen und konnte somit auch kaum in gefährliche Situationen geraten.   Aber wie sah es mit seinen Leistungen aus?   Aus dem vorangegangenen Gespräch mit Kyle wusste der junge Captain bereits, dass dessen Beurteilung durchweg positiv ausgefallen sein musste, aber gegen seinen Willen war er, nachdem er den ersten Absatz gelesen hatte, nur noch neugieriger gewesen und wandte sich erneut dem Bericht zu.   Während seiner Ausbildung an Bord der Excelsior hat sich Kadett Russell innerhalb weniger Tage sehr gut in seine neuen Aufgaben eingearbeitet und seine Arbeit stets voll zufriedenstellend verrichtet, wobei er sich vor allem durch außerordentliche Gründlichkeit ausgezeichnet hat.   Auch außerhalb seiner Dienstzeit war Kadett Russell immer bereit, die Mitglieder der Crew bei ihrer Arbeit zu unterstützen und hat oft freiwillig im Maschinenraum ausgeholfen, wo er den Technikern zur Hand ging.   Als er den letzten Satz gelesen hatte, war Jim zum ersten Mal aufrichtig überrascht. Ein Kadett im Rollstuhl, der die Akademie absolvierte und später als Offizier auf einem Raumschiff diente, war für ihn schon unglaublich genug, aber nun war er geradezu sprachlos.   Wie war Captain Finnegan nur auf eine derart hirnrissige Idee gekommen? Wusste er denn nicht, dass es im Maschinenraum für einen Rollstuhlfahrer viel zu gefährlich war?   Ungläubig und aufgebracht zugleich schüttelte Jim den Kopf. Er war Captain Finnegan zwar nie persönlich begegnet, aber wenn dieser ein Mitglied seiner Crew leichtfertig einer solchen Gefahr aussetzte, war er offensichtlich vom gleichen Schlag, wie sein Sohn.   Der Apfel fiel eben doch nicht weit vom Stamm.   Zwar glaubte der Captain der Enterprise, nun alles erfahren zu haben, was er wissen wollte, doch er entschloss sich trotzdem, auch noch den Rest des Berichtes zu lesen.   Von seinen bemerkenswerten Leistungen abgesehen, ist Kadett Russell auch durch seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft aufgefallen, durch die es ihm schnell gelang, Freunde innerhalb der Crew zu finden.   Seine Ausbildungszeit an Bord der Excelsior war in jeder Hinsicht eine Bereicherung und ich empfehle ihn ohne Vorbehalte jedem kommandierenden Offizier.   Nun konnte Jim ein leises Schnauben nicht mehr unterdrücken, denn es wunderte ihn nicht im Mindesten, dass Captain Finnegan, zusätzlich zu seiner geradezu überschwänglichen Beurteilung, obendrein eine solche Empfehlung abgab. Immerhin war es ohne Zweifel dieser Bericht gewesen, der Admiral Pike dazu bewogen hatte, den jungen Ensign auf die Enterprise versetzen zu lassen.   Gleichzeitig kam Jim jedoch nicht umhin, verwundert festzustellen, dass Kyles Behinderung in dem gesamten Bericht mit keinem Wort erwähnt wurde.   Als wäre er ein Kadett wie jeder andere gewesen.   Außerdem musste Captain Finnegans Beurteilung der Wahrheit entsprechen, denn der Leitung der Akademie und somit auch der Admiralität wäre es zweifellos aufgefallen, wenn sich Kyles Leistungen auf der Excelsior nicht mit jenen auf der Akademie gedeckt hätten und auch Admiral Pike hätte sich wohl kaum so sehr für den jungen Offizier eingesetzt, wenn er nicht von dessen Fähigkeiten überzeugt gewesen wäre.   Trotz aller seiner Bedenken wurde der Captain der Enterprise nun doch ernsthaft nachdenklich. Vielleicht steckte in seinem neuen Yeoman wirklich mehr, als auf den ersten Blick zu erkennen war. Auf jeden Fall würde Jim ein wachsames Auge auf ihn haben und in den kommenden Tagen und Wochen sehen, wie gut der junge Mann wirklich war.   =/=   In der Zwischenzeit war Kyle in seinem Quartier angekommen, das es, wie er erfreut festgestellt hatte, allein bewohnen würde. Für gewöhnlich war es auf den Raumschiffen der Sternenflotte üblich, dass sich die Offiziere mit niedrigeren Rängen zu zweit ein Quartier teilten, aber offensichtlich brachte es gewisse Vorteile mit sich, der persönliche Yeoman des Captains zu sein.   Dieser Gedanke entlockte Kyle zum ersten Mal seit Stunden ein Lächeln. Zwar hätte es ihn nicht gestört, sein Quartier gemeinsam mit einem anderen Crewmitglied zu bewohnen, denn er hatte nichts gegen Gesellschaft und hatte bislang auch außerhalb seines Dienstes gerne Zeit mit seinen Kameraden verbracht, aber er war trotzdem froh darüber, nach einem langen, anstrengenden Tag einen Rückzugsort zu haben, an dem er alleine sein konnte.   Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, sah sich Kyle in dem Raum um, der von nun an sein Zuhause sein würde und stellte überrascht fest, dass dieser zwar schlicht und zweckmäßig eingerichtet, gleichzeitig aber merklich geräumiger war, als alle anderen Quartiere der Sternenflotte, die er bisher bewohnt hatte. Somit würde er mit seinem Rollstuhl keinerlei Probleme haben, worüber der junge Mann sehr erleichtert war.   Sein Quartier auf der Excelsior war um einiges kleiner gewesen und er hatte es sich außerdem mit einem anderen Kadetten teilen müssen. Dort war er zwar auch zurechtgekommen, aber auf der Enterprise würde sein Leben, zumindest was seinen Bewegungsspielraum betraf, um einiges einfacher sein.   Dieses Schiff war wirklich zu Recht das Flaggschiff der Sternenflotte.   Erneut musste der junge Offizier lächeln. Er konnte nach wie vor kaum glauben, dass er auf diesem atemberaubenden Schiff leben und arbeiten würde.   Wenn David jetzt bei ihm sein und ihn so sehen könnte…   Bei diesem Gedanken  wurde Kyles eben noch glückliches Lächeln ein wenig wehmütig, denn sein Freund war der USS Farragut zugeteilt worden und die Trennung war ihnen beiden unendlich schwer gefallen. Schon während ihrer gemeinsamen Zeit an der Akademie hatten sie gemeinsam ein Zimmer auf dem Campus bewohnt und waren, insbesondere seit sie ein Paar geworden waren, unzertrennlich gewesen.   Bereits die sechsmonatige Trennung, als sie ihre praktische Ausbildung auf verschiedenen Schiffen absolvieren mussten, war für sie beide kaum zu ertragen gewesen und ihr Abschied, bevor sie beide zu ihren jeweiligen neuen Posten aufgebrochen waren, war noch um einiges schmerzlicher gewesen, da keiner von ihnen wusste, wann sie wieder zusammen sein würden.   Kyle entfuhr ein trauriges Seufzen, als er daran dachte. Er hatte von Anfang an gewusst, wie gering die Chance war, dass sie beide auf dasselbe Schiff versetzt werden würden, aber tief im Innersten hatte er doch gehofft, dass es so kommen würde.   Wenigstens konnten sie über den Chat und gelegentliche Videogespräche in Kontakt bleiben, bis sie sich wiedersehen würden. Diese Aussicht tröstete den jungen Mann ein wenig. Es war vielleicht nicht dasselbe, wie seinen Freund wirklich bei sich an Bord der Enterprise zu haben, aber es war besser als nichts. Außerdem gab es in der Sternenflotte viele Paare, die auf verschiedenen Schiffen dienten und wenn sie mit einer so langen Trennung fertig wurden, dann würde ihnen beiden das auch gelingen.   Von diesem Gedanken ermutigt, öffnete Kyle seinen Koffer und begann, seine Sachen auszupacken.   =/=   Einige Zeit später, nachdem er alle seine Habseligkeiten verstaut und ein schnelles Abendessen aus dem Replikator zu sich genommen hatte, machte Kyle es sich mit seinem PADD auf dem Schoß in seinem neuen Bett gemütlich.   Sein erster Tag auf der Enterprise war, wenn auch noch nicht allzu ereignisreich, denn aufregend und anstrengend gewesen und sein offizieller Dienstantritt am kommenden Tag würde noch um einiges anstrengender werden. Deshalb hatte der junge Offizier beschlossen, früh schlafen zu gehen, aber vorher wollte er David noch eine Nachricht schreiben, wie er es ihm vor seiner Abreise versprochen hatte und ihn wissen lassen, dass er wohlbehalten auf der Enterprise angekommen war.   Insgeheim hoffte er, dass sein Freund ebenfalls gerade online war, damit sie noch kurz miteinander schreiben konnten und als er die Chatfunktion auf seinem PADD aufrief, sah er, dass sein Wunsch in Erfüllung gegangen war. Offensichtlich hatte sein Freund dasselbe gedacht wie er, denn noch bevor Kyle auch nur ein Wort hätte tippen können, ging bereits eine Nachricht bei ihm ein.   David: Hey, bist du gut auf der Enterprise angekommen? Kyle: Ja, ich bin vor etwa einer halben Stunde mit Auspacken fertig geworden. Zum Glück ist mein Quartier hier größer, als das auf der Excelsior und ich habe es ganz für mich allein. David: Das klingt schon mal nicht schlecht. Hast du schon einige deiner neuen Kameraden kennengelernt? Wie haben sie dich aufgenommen?   Als er diese Nachricht las, musste Kyle lächeln. Es war typisch für David, sich sofort danach zu erkundigen, ob Kyle von seinen Kameraden akzeptiert wurde. Schon während ihrer Ausbildung war es nicht anders gewesen und zeugte deutlich von dem starken Beschützerinstinkt, den sein Freund ihm entgegenbrachte.   Doch genau aus diesem Grund zögerte Kyle mit seiner Antwort. Schließlich war sein erstes Zusammentreffen mit dem Captain der Enterprise nicht gerade zum besten verlaufen, aber er wollte David, zumindest vorläufig, nichts von dessen unverhohlener Skepsis erzählen, damit sich sein Freund keine Sorgen um ihn machte.   Deshalb bemühte er sich um eine ehrliche, aber gleichzeitig möglichst unverfängliche Antwort, als er erneut zu tippen begann.   Kyle: Bis jetzt habe ich nur mit dem Captain gesprochen und kann über die Crew noch nichts sagen, aber möglicherweise werde ich, wie üblich, etwas Überzeugungsarbeit leisten müssen. Dieses Mal war es David, der augenscheinlich eine Weile über seine Antwortnachdenken musste, doch kurz darauf wurde auf Kyles PADD erneut eine eingehende Nachricht angezeigt. David: Mach dir keine Sorgen. Du wirst den Captain und die Crew der Enterprise ebenso von dir überzeugen, wie alle anderen, die in den vergangenen vier Jahren an dir gezweifelt haben. Außerdem bin ich auch noch da und egal, was passiert, ich halt zu dir.   Erneut musste Kyle lächeln, als er die Worte seines Freundes las. Obwohl sie nun fast vier Jahre zusammen waren, erstaunte es ihn immer wieder, mit welcher Leichtigkeit es David schaffte, seine Sorgen zu beschwichtigen und ihm Mut zu machen. Auch dieses Mal gaben seine Worte Kyle neue Zuversicht. Auch wenn sie Lichtjahre voneinander entfernt waren, mit David an seiner Seite würde er alles schaffen.   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.     Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   Gegen alle Widerstände   „Kapitel 4“   Disclaimer:   Die bekannten Charaktere und Orte in dieser Geschichte gehören Gene Roddenberry bzw. Paramount/Viacom und der Inhalt ist frei erfunden. Ich verdiene mit dieser Story kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude.   Danksagung:   Ein ganz herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle an SeraMis für Ihr liebes Review zum letzten Kapitel und an Suesse01 für ihre hilfreichen Vorschläge zu Kyles Rollstuhl, von denen ich ein paar in dieses Kapitel eingebaut habe und im weiteren Verlauf vielleicht noch weitere einbauen werde. Vielen Dank euch beiden! Ich hoffe, euch gefällt auch das neue Kapitel.   Anmerkung:   Leider habe ich auf meinen ersten Aufruf zu Beginn des vorherigen Kapitels noch keine Vorschläge bekommen, wie die einzelnen Mitglieder der Crew Kyle empfangen bzw. wie ihre jeweilige Beziehung zu Kyle aussieht, deshalb erinnere ich euch hier noch einmal daran, dass ihr mir eure Vorschläge gerne per Mail schicken könnt, wenn ihr wollt – ich kann zwar nichts versprechen, aber vielleicht kann ich etwas davon in die Geschichte einbauen.   ★ * . * . * . * . * . ☾ . * . * . * . * . * ★   Der nächste Morgen brach für Kyles Geschmack viel zu früh an.   Am Abend zuvor hatte er noch eine gute Stunde lang mit David geschrieben, bevor er sich schweren Herzens von seinem Freund verabschiedet hatte, um für seinen ersten Arbeitstag so ausgeruht wie möglich zu sein. Doch sobald er sein PADD beiseite gelegt und mit einem Befehl an den Schiffscomputer das Licht in seinem Quartier ausgeschaltet hatte, war er, trotz des aufregenden Tages, den er hinter sich gehabt hatte, plötzlich hellwach gewesen und hatte lange nicht einschlafen können. Erst weit nach Mitternacht hatte die Müdigkeit schließlich die Oberhand gewonnen und Kyle war in einen unruhigen Schlaf gefallen.   Umso schwere fiel es ihm an diesem Morgen, um sechs Uhr Schiffszeit aufstehen zu müssen und als ihn das Piepen des Weckers zu dieser frühen Stunde unsanft aus dem Schlaf riss, fühlte er sich, als hätte er nur an paar Minuten geschlafen. Mit einem missmutigen Grummeln wühlte sich der junge Mann aus seiner Bettdecke, in die er sich im Laufe der Nacht gewickelt hatte und streckte die Hand aus, um mit einem Knopfdruck das nervtötende Geräusch abzustellen.   Am liebsten wäre Kyle einfach im Bett geblieben und hätte diesen Tag verschlafen, denn nach seinem ersten Zusammentreffen mit dem Captain der Enterprise freute er sich nicht mehr so sehr darauf, seinen Posten als dessen Yeoman anzutreten, wie noch vor wenigen Wochen. Zwar hatten Davids Worte am vergangenen Abend ihm Mut gemacht, aber trotzdem war ihm bei der Aussicht auf die nächste, unmittelbar bevorstehende Begegnung mit Kirk, von einer engen Zusammenarbeit ganz zu schweigen, ein wenig unwohl zumute.   Gleichzeitig wusste der junge Mann jedoch, dass er keine Wahl hatte und auch, dass der Captain seine Meinung über ihn ganz sicher nicht ändern würde, wenn er zu spät zum Dienst erschien, vor allem an seinem ersten Tag. Nach kurzem Zögern setzte er sich daher in seinem Bett auf und rieb sich verschlafen die Augen.   „Computer, Licht auf 25 Prozent.“   Auf seinen Befehl wurde das gerade noch dunkle Quartier von Helligkeit erfüllt, worauf Kyle für einen Moment die Augen zusammenkneifen musste.  Sobald diese sich an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, schlug er die Bettdecke zurück, schob die Hände unter seine gelähmten Beine und  hob diese über die Bettkante.   Von dort aus in seinen Rollstuhl zu gelangen, der direkt vor seinem Bett stand, fiel dem jungen Mann ebenfalls nicht schwer, hatte er dies in den Jahren seit seinem Unfall doch bereits so oft getan, dass es inzwischen etwas vollkommen Alltägliches für ihn war. Er brauchte sich nur mit den Händen auf beiden Seiten des Rollstuhls abzustützen, sich mithilfe seiner kräftigen Arme hochzustemmen und mit einer schnellen Drehung auf die Sitzfläche zu schwingen.   Sobald er sicher saß, fuhr Kyle in das angrenzende Bad und stellte erleichtert fest, dass er ohne Probleme hineingelangen konnte. Zwar konnte er seinen Rollstuhl in dem kleinen Raum nicht drehen und würde deshalb rückwärts wieder hinausfahren müssen, aber er konnte problemlos sowohl auf die Toilette als auch auf den Hocker gelangen, der offensichtlich eigens für ihn in die Dusche gestellt worden war und auch an das Waschbecken direkt neben der Tür heranreichen, womit er mehr als zufrieden war.   Insgeheim war der junge Mann froh darüber, einen ergonomischen, an ihn angepassten Rollstuhl zu haben, der kaum breiter als sein Körper war und dabei gleichzeitig leicht und stabil, sodass  er sich darin schnell und wendig fortbewegen und nahezu überallhin gelangen konnte. Mit den deutlich breiteren und schwereren Modellen, die er bereits des Öfteren auf der Straße gesehen hatte, wäre das Leben um einiges schwerer für ihn und ohne seinen maßangefertigten, sportlichen Rollstuhl wäre es ihm kaum möglich, auf einem Raumschiff zu leben und zu arbeiten.   Natürlich gab es nach wie vor Augenblicke, in denen Kyle mit seinem Schicksal haderte und mit dem Gedanken, nie wieder laufen zu können, doch in solchen Momenten rief er sich immer wieder ins Gedächtnis, wieviel er, allen Widrigkeiten zum Trotz, bereits erreicht hatte und ermahnte sich selbst, nicht aufzugeben. Außerdem hatte er noch David und seine Familie und mit ihnen an seiner Seite würde er alles schaffen.   =/=   Nach einer kurzen morgendlichen Wäsche in der Schalldusche verließ Kyle das Bad wieder und kehrte in sein Quartier zurück, wo er zum ersten Mal seine neue Uniform anzog. Ein heftiger Anflug von Stolz stieg in ihm auf, als er ehrfürchtig das rote Shirt glattstrich.   Vier Jahre hatte er auf diesen Augenblick gewartet und nun würde er diese Uniform jeden Tag tragen, solange er in der Sternenflotte diente.   Der junge Mann konnte nach wie vor kaum glauben, dass er nun wirklich ein vollwertiges Crewmitglied der Enterprise war, aber gerade dieser Gedanke half ihm auch, seine Nervosität zumindest für eine Weile zu vergessen.   Ganz gleich, was Kirk oder irgendjemand sonst denken mochte, er gehörte auf dieses Schiff, zu dieser Crew und das würde er allen beweisen.   =/=   Noch beim Aufwachen war Kyle fest überzeugt gewesen, dass er an diesem Morgen keinen einzigen Bissen hinunterbekommen und deshalb das Frühstück ausfallen lassen würde, doch der Stolz, den seine neue Uniform mit sich brachte, beflügelte ihn so sehr, dass er wenigstens eine Scheibe Toast mit Marmelade und eine Tasse Kaffee aus dem Replikator zu sich nehmen konnte.   Eine halbe Stunde vor Beginn der Alphaschicht verließ der junge Offizier sein Quartier und machte sich auf den Weg zur Brücke. Zwar hatte er es nicht weit bis dorthin und würde merklich früher zum Dienst erscheinen als nötig, doch das war ihm nur recht, denn so würde er genügend Zeit haben, von Kirk Befehle und Anweisungen für seinen ersten Arbeitstag einzuholen, bevor sein Dienst offiziell begann.   Gleichzeitig hoffte er jedoch, dass er nicht schon vor dem Captain auf der Brücke eintreffen würde, da es sicher keinen guten Eindruck machen würde, wenn er früher zum dienst erschien, als sein Vorgesetzter.   Während Kyle seinen Rollstuhl schnell und gewandt durch die Gänge der Enterprise lenkte, bemerkte er, dass ihm deutlich mehr Blicke folgten, als am Tag zuvor. Offensichtlich hatte sich die Neuigkeit von seiner Ankunft bereits auf dem Schiff verbreitet.   Zwar war dem jungen Mann diese Art von Aufmerksamkeit immer ein wenig unangenehm, doch er kämpfte gegen die aufkeimende Verlegenheit an und nickte den Crewmitgliedern, an denen er vorbeikam, freundlich zu. Es war nur verständlich, dass sie neugierig waren, schließlich sah man einen Rollstuhlfahrer im aktiven Dienst auf einem Raumschiff wahrlich nicht alle Tage.   Mit der Zeit würden sie sich bestimmt an seinen Anblick gewöhnen, wie es schon auf der Akademie und auf der Excelsior der Fall gewesen war und er wollte es sich nicht mit seinen neuen Kameraden verderben, indem er sich ihnen gegenüber aus falschem Stolz abweisend verhielt.   =/=   Wenig später stellte sich heraus, dass Kyles Gebete erhört worden waren, als der Captain zeitgleich mit ihm den Turbolift erreichte, der sie beide zur Brücke bringen würde.   „Ensign“, grüßte er knapp und nickte dem jungen Offizier flüchtig zu, doch dieser bemerkte, dass die Stimme seines Vorgesetzten immerhin nicht mehr so kühl klang, wie noch am Tag zuvor.   „Captain“, erwiderte er daher ruhig und erwiderte das Nicken, bevor er seinen Blick wieder geradeaus richtete, worauf Kirk dem Computer ihr Ziel angab.   „Brücke.“   Insgeheim dachte sich Kyle, dass dieser Tag durchaus schlimmer hätte anfangen können denn die zwar distanzierte, aber dennoch professionelle Haltung des Captains war um einiges besser als die Kälte und das Misstrauen, die dieser bei ihrem ersten Zusammentreffen an den Tag gelegt hatte.   Vielleicht würde sein Dienst als Kirks Yeoman doch nicht so furchtbar werden, wie er zunächst befürchtet hatte.   Sobald sie die Brücke erreicht hatten und den Turbolift verließen, wies Jim den jungen Mann an, ihm zu folgen, bevor er zielstrebig seinen Bereitschaftsraum ansteuerte, in dem bereits ihr erstes Gespräch stattgefunden hatte.   Während Kyle sich beeilte, ihm zu folgen, grüßte er, wie bereits zuvor auf dem Gang, die auf der Brücke anwesenden Crewmitglieder mit einem freundlichen Lächeln und einem Nicken. Zwar hatte er bislang noch keine Gelegenheit gehabt, auch nur einen von ihnen persönlich kennenzulernen, aber höchstwahrscheinlich würde er auch mit diesen Personen recht eng zusammenarbeiten müssen und er hoffte, mit der übrigen Brückencrew einen besseren Start zu haben, als mit dem Captain.   Trotz seiner Neugier wagte der junge Mann jedoch nicht, anzuhalten und etwas zu sagen, sondern beeilte sich, Kirk zu folgen.   „Laut Captain Finnegans Bericht sind Sie mit den Aufgaben eines Yeoman bereits vertraut, Ensign“, begann Jim ohne Umschweife, sobald sich die Tür des Bereitschaftsraumes hinter den beiden Männern geschlossen hatte. Insgeheim war er stolz auf sich, dass es ihm gelang, diesen verhassten Namen auszusprechen, ohne sich seine Abneigung anmerken zu lassen.   „Ja, Captain“, bestätigte Kyle ohne zu zögern. „Auf der Excelsior hatte ich die meiste Zeit derartige Aufgaben zu erfüllen.“   Jim nahm diese Antwort mit einem erneuten, knappen Nicken zur Kenntnis, bevor er zu seinem Schreibtisch hinüberging. Zu Kyles Verwunderung blieb er jedoch dahinter stehen und schob lediglich einen Stapel Datenträger zu ihm hinüber.   „Dann wissen Sie sicher, was Sie zu tun haben. Sehen Sie sich diese Daten an und versuchen Sie, Ordnung hineinzubringen. Ich habe heute Morgen etwas anderes zu erledigen und lasse Sie rufen, wenn ich Sie brauche.“   Mit diesen Worten trat der Captain der Enterprise wieder hinter seinem Schreibtisch hervor, ging an Kyle vorbei zur Tür und verließ den Bereitschaftsraum, ohne sich noch einmal umzusehen.   =/=   Nachdem Kirk gegangen war und die Tür sich mit einem Zischen hinter ihm geschlossen, betrachtete Kyle einen Moment lang die Disks, die sich vor ihm auf dem Schreibtisch stapelten und seufzte schwer.   Höchstwahrscheinlich würde es den ganzen Tag dauern, alle diese Daten durchzusehen und zu ordnen.   Bei diesem Gedanken spürte der junge Mann förmlich, wie seine Laune sank und sein vorsichtiger Optimismus immer mehr schwand. Natürlich wusste er, dass derlei unliebsame Arbeiten nun einmal zu den Aufgaben eines Yeoman gehörten, ob es ihm gefiel oder nicht, doch er wurde das Gefühl nicht los, dass Kirk genau dies bezweckt hatte, als er ihm diese Aufgabe zugewiesen hatte.   Immerhin hätte er vor allem den Captain begleiten und ihm bei seiner täglichen Arbeit zur Seite stehen sollen, wie er bereits auf der Excelsior unter dem Kommando von Captain Finnegan getan hatte. Sein neuer Vorgesetzter schien ihn jedoch nicht in seiner Nähe haben zu wollen, wenn es sich vermeiden ließ und die Tatsache, dass Kirk gerade so lange mit ihm im selben Raum geblieben war, wie unumgänglich notwendig gewesen war, hatte dem jungen Mann dies mehr als deutlich gezeigt.   Außerdem hatte er Kyle mit genug Arbeit versorgt, um ihn für den Rest des Tages nicht mehr sehen zu müssen und dass er Kirk nach ihm rufen würde, hielt er für sehr unwahrscheinlich.   Vielleicht schämte sich der Captain sogar dafür, einen Yeoman zu haben, der im Rollstuhl saß.   Bei diesem Gedanken spürte Kyle, wie Bitterkeit in ihm aufstieg und einmal mehr verfluchte er das Schicksal, dass so unerbittlich zu ihm gewesen, doch er drängte dieses Gefühl energisch zurück, denn er wollte sich nicht von seinen Zweifeln überwältigen lassen.   In Selbstmitleid zu versinken. Würde ihm nicht weiterhelfen. Er musste dem Captain zeigen, was in ihm steckte und diese Aufgabe zu seiner Zufriedenheit zu erfüllen, konnte bereits ein erster wichtiger Schritt sein. Schließlich hatte es auch seine Zeit gedauert, bis er Captain Finnegan von seinen Fähigkeiten überzeugt und sein Vertrauen gewonnen hatte.   Vielleicht wollte Kirk ihn auch nur testen, um zu sehen, was er wirklich konnte.   Von diesem Gedanken ermutigt fuhr Kyle um den Schreibtisch herum, schaltete den Computer darauf ein und griff nach der ersten Disk. Ganz gleich, wie lange es dauerte, er würde jeden einzelnen dieser Datenträger durcharbeiten.   =/=   Nachdem er den Bereitschaftsraum verlassen hatte, kehrte Jim zum Turbolift zurück und fuhr hinunter in den Maschinenraum. Auf dem Weg dorthin, schweiften seine Gedanken ungewollt zu seinem neuen Yeoman, der nun zweifellos in seinem Bereitschaftsraum saß und sich durch die Daten kämpfte, die er ihm gegeben hatte.   Fast schämte sich der Captain der Enterprise ein wenig dafür, dass er den jungen Mann nicht nur einfach allein gelassen, sondern ihm obendrein jene Arbeit aufgebürdet hatte, die er selbst am meisten verabscheute.   Andererseits war er jedoch erleichtert darüber, dass dieser sogenannte „Papierkram“ nun nicht mehr an ihm hängenblieb, da sich sein Yeoman von nun darum kümmern würde. Immerhin gehörte dies zu seinen Aufgaben und solange Kyle am Schreibtisch saß und arbeitete, konnte er sich wenigstens nicht im Maschinenraum herumtreiben, was er auf der Excelsior offenbar regelmäßig getan hatte. Auf der Enterprise würde er etwas derart Leichtsinniges nicht tun, dafür würde Jim sorgen. Niemand unter seinem Kommando würde leichtfertig sein Leben aufs Spiel setzen und im Maschinenraum war es für den jungen Mann viel zu gefährlich.   Das war jedoch nicht der einzige Grund, weshalb Jim seinen Yeoman beauftragt hatte, diese Daten durchzuarbeiten. Bereits vor einiger Zeit war ihm bei der Überprüfung der Inventar- und Versorgungslisten aufgefallen, dass mit den Zahlen darauf irgendetwas nicht stimmte, doch bislang hatte er nicht herausfinden können, was genau es war.   Für solche Dinge hatte der Captain der Enterprise einfach keinen guten Blick und hoffte daher, dass Kyle vielleicht mehr darüber herausfinden würde. Immerhin ging er vollkommen unvoreingenommen an diese Aufgabe heran und würde deshalb möglicherweise eher erkennen, was genau mit diesen Daten nicht stimmte, als Jim selbst. Außerdem konnte der junge Mann auf diese Weise zeigen, ob er sich wirklich für seinen neuen Posten eignete.   Zufrieden mit sich selbst verließ Jim den Turbolift, als dieser auf dem Maschinendeck hielt und betrat gleich darauf den Maschinenraum.   Bald würde sich zeigen, ob Captain Finnegans Bericht der Wahrheit entsprach.   .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.     Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   Gegen alle Widerstände   „Kapitel 5“     Disclaimer:     Die bekannten Charaktere und Orte in dieser Geschichte gehören Gene Roddenberry bzw. Paramount/Viacom und der Inhalt ist frei erfunden. Ich verdiene mit dieser Story kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude.     Danksagung:     Ein ganz herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle an Suesse01 für ihr Review zum letzten Kapitel und ihre hilfreichen Vorschläge. Vielen Dank an dich! Ich hoffe, das neue Kapitel gefällt dir – und allen anderen Lesern natürlich auch.     ★ * . * . * . * . * . ☾ . * . * . * . * . * ★     Wie Kyle bereits vermutet hatte, handelte es sich bei den Disks, die zu bearbeiten Kirk ihm aufgetragen hatte, um eine Vielzahl unterschiedlichster Dokumente, die scheinbar ohne jedes System einfach auf einen Haufen geworfen worden waren. Schon, als er sich einen ersten, oberflächlichen Eindruck verschaffte, fand er auf den einzelnen Datenträgern neben Missionsberichten und Logbucheinträgen auch Berichte der Krankenstation, Abhandlungen der Wissenschaftsabteilung und Inventarlisten der einzelnen Abteilungen des Schiffes. Innerhalb weniger Minuten sah der junge Offizier seine Vorahnung bestätigt und wusste, dass es tatsächlich den ganzen Tag dauern würde, Ordnung in dieses Durcheinander zu bringen. Als er sah, wie unbedacht Kirk mit diesen wichtigen Dokumenten umging, indem er sich einfach achtlos auf einen Haufen warf, schüttelte Kyle ungläubig den Kopf, konnte jedoch gleichzeitig ein belustigtes Lächeln nicht unterdrücken. Ganz offensichtlich hielt der Captain der Enterprise absolut nichts davon, sich mit solchem „Papierkram“ zu befassen, was den jungen Mann nicht sonderlich überraschte. Captain Finnegan war nicht anders gewesen und Kyle war insgeheim überzeugt, dass die Mehrheit, wenn nicht gar alle kommandieren Offiziere der Sternenflotte diese Einstellung teilten. Doch als Kirks persönlicher Yeoman war er nun für diese Dinge verantwortlich und ob es ihm gefiel oder nicht, er konnte sich nicht davor drücken. Seufzend wandte sich der junge Mann wieder seiner Arbeit zu und begann, die vor ihm liegenden Datenträger so zu ordnen, dass alle Missionsberichte, Logbucheinträge, wissenschaftlichen Abhandlungen, Patientenberichte und Inventarlisten auf jeweils einem Stapel lagen. Nachdem er sich auf diese Weise einen besseren Überblick verschafft hatte, hielt er einen Augenblick inne und überlegte. Welchen Dokumentenstapel sollte er sich zuerst vornehmen? Am liebsten hätte er mit den Missionsberichten angefangen, denn er wollte zu gerne mehr über die zweifellos aufregenden Abenteuer wissen, die seine neuen Kameraden bereits erlebt hatten. Da er an den Rollstuhl gebunden war, war es beinah ausgeschlossen, dass er jemals mit einem Außenteam auf einen unerforschten Planeten hinunterbeamen würde, da niemand wusste, welche Gefahren dort lauerten. Ein solches Unterfangen wäre für ihn viel zu gefährlich, doch er wollte wenigstens etwas über alle diese fremden Welten lesen, wenn er sich schon nicht mit eigenen Augen sehen konnte und auf diese Weise an den Abenteuern seiner Kameraden teilhaben. Vorerst bezwang Kyle seine Neugier jedoch und beschloss, sich stattdessen die Inventarlisten näher anzusehen. Schließlich war es das Wichtigste, die Ausrüstung und Vorräte auf dem Schiff im Blick zu haben, denn selbst der kleinste Engpass zur falschen Zeit konnte verhängnisvoll sein. Ohne noch länger zu zögern nahm der junge Mann daher eine der Disks von dem entsprechenden Stapel, steckte sie in das Laufwerk des Computers und betrachtete kurz darauf eingehend die Daten, die auf dem Bildschirm erschienen. Bereits auf den ersten Blick erkannte er, dass es sich um eine Auflistung des Materialverbrauchs auf der Krankenstation handelte, die sich über die vergangenen sechs Monate erstreckte. Zunächst fiel Kyle nichts Außergewöhnliches auf, als er die einzelnen Listen durchsah, aber er beschloss dennoch, sich die Daten noch einmal ganz genau anzusehen und öffnete deshalb alle Listen nebeneinander auf dem Bildschirm, um sie besser vergleichen zu können. Langsam und konzentriert glitt sein Blick jede einzelne Zeile entlang und nach einer Weile fiel ihm auf, dass sich die Daten der vergangenen Monate nur äußerst geringfügig voneinander unterschieden, als wären in diesem Zeitraum auf der Krankenstation so gut wie keine Hyposprays, Medikamente oder sonstiges Material verbraucht worden. Für einen unerfahrenen Betrachter mochte es so aussehen, als hätte es während dieser Zeit auf der Enterprise beinah keine Krankheitsfälle oder Verletzungen gegeben, aber das konnte der junge Offizier nicht glauben. Ganz gleich, wie gut und erfahren die Crew eines Schiffes auch sein mochte, geringfügige Verletzungen und leichte Erkrankungen, die behandelt werden mussten, gab es eigentlich immer, weshalb auf der Krankenstation ständig etwas zu tun war und zwangsläufig auch Material verbraucht wurde. Da sich das alles ereignet hatte, bevor Kyle auf die Enterprise versetzt worden war und ihm ältere Daten momentan nicht zur Verfügung standen, waren die tatsächlichen Hintergründe für ihn nur schwer nachzuvollziehen, doch sein Misstrauen war geweckt. Er würde die Augen offenhalten und nach weiteren Ungereimtheiten suchen.     =/=     In den folgenden Stunden beschäftigte sich der junge Offizier eingehend mit den übrigen Inventarlisten, fand jedoch zunächst keine weiteren Auffälligkeiten. Die Auflistungen der Wissenschafts- und der Sicherheitsabteilung waren in sich stimmig und nachvollziehbar, sodass er für Kyle keinen Grund gab, an deren Richtigkeit zu zweifeln. Fast wäre er sogar bereit gewesen zu glauben, dass es sich bei den Unstimmigkeiten, die er in den Auflistungen der Krankenstation entdeckt hatte, lediglich um einen Übertragungsfehler handelte und er sich unnötig Sorgen gemacht hatte. Als er jedoch bei den Inventarlisten aus der Technikabteilung und dem Maschinenraum angekommen war, fand er dort dieselben auffallen geringen Veränderungen der Daten, wie bereits zuvor bei der Krankenstation und nun glaubt Kyle nicht länger an einen Irrtum oder ein Versehen. Immerhin gehörte die Technikabteilung und insbesondere der Maschinenraum, ebenso wie die Krankenstation, zu den wichtigsten Bereichen eines Raumschiffes und die Arbeit stand dort Tag und Nacht nicht still, weshalb der Materialverbrauch zwangsläufig höher war, als in den anderen Abteilungen. Diese Daten  jedoch sprachen eine vollkommen andere Sprache und der junge Offizier war zutiefst verwundert darüber, dass dieser Widerspruch dem Captain offensichtlich nicht aufgefallen war. War ihm die Verwaltung seines Schiffes derart gleichgültig, dass er sich diese Listen in den vergangenen Monaten nicht ein einziges Mal richtig angesehen hatte? Oder hatte Kirk diese Daten selbst zusammengestellt, um ihn auf die Probe zu stellen und zu sehen, ob er  diese Unstimmigkeiten bemerken und die richtigen Schlüsse daraus ziehen würde? Immerhin war er alles andere als erfreut darüber, dass ihm Kyle als Yeoman zugeteilt worden war und suchte deshalb zweifellos nach einer Möglichkeit, ihn schnell wieder loszuwerden. Vielleicht hoffte Kirk insgeheim, dass der junge Mann bereits an seiner ersten Aufgabe scheiterte und ihm somit einen Grund gab, ihn auf ein anderes Schiff versetzen zu lassen. Dann könnte er Kyle durch jemanden ersetzen, der seinen Vorstellungen von einem Yeoman entsprach. Aber wenn es kein Test war, dann stimmte auf diesem Schiff irgendetwas ganz und gar nicht und er musste die Wahrheit herausfinden, für die Sicherheit des Schiffes und der gesamten Crew.   =/=     Nachdem Kyle schließlich sämtlich Inventarlisten durchgesehen und nochmals überprüft hatte, stellte er überrascht fest, dass es laut Schiffszeit bereits Mittag war. Den ganzen Morgen war er so in seine Arbeit vertieft gewesen, dass er überhaupt nicht bemerkt hatte, wie die Zeit vergangen war, doch obwohl seine letzte Mahlzeit bereits einige Stunden zurücklag, hatte er noch keinen Hunger. Aber was war mit dem Captain? Von seinem Dienst auf der Excelsior wusste Kyle aus Erfahrung, dass ein Captain oftmals so viel Arbeit hatte, dass er grundlegende, aber wichtige Dinge wie Essen oder Schlaf sträflich vernachlässigte. Bei Captain Finnegan war dies des Öfteren der Fall gewesen und bei Kirk würde es sicher nicht anders sein. Zwar hatte der Captain klar und deutlich gesagt, dass er Kyle rufen würde, wenn er ihn brauchte, aber es war seine Aufgabe als Yeoman, sich um ihn zu kümmern. Mit den restlichen Dokumenten konnte er sich auch später noch befassen. Somit hatte der junge Offizier seine Entscheidung getroffen. „Computer, wo ist sich der Captain?“ Nur wenige Sekunden später erhielt er die gewünschte Antwort. „Captain Kirk hält sich zurzeit in seinem Quartier auf.“ „Wo befindet sich das Quartier des Captains?“ „Auf Deck 12, Quartier 3F121.“ Nachdem ihm der Computer auch diese Frage beantwortet hatte, warf Kyle noch einen Blick in den Bericht von Kirks letzter ärztlicher Untersuchung, auf die er als Yeoman ebenfalls Zugriff hatte, um nachzusehen, ob der Captain gegen irgendwelche Speisen allergisch war oder ob bei seiner Ernährung sonst etwas beachtet werden musste. Tatsächlich fand er darin einen Vermerk des Ersten Medizinischen Offiziers, eines gewissen Doktor Leonard McCoy, dass der Captain in dem kommenden Wochen vor allem Gemüse und Salat essen sollte, da er laut seiner letzten, alle drei Monate stattfinden Routineuntersuchung aufgrund seiner recht einseitigen Ernährung an Vitaminmangel litt. Der junge Offizier hatte beinah Mitleid mit seinem Captain, denn er selbst aß genauso gern Fleisch, wie es Kirk vermutlich tat und daher konnte er sich lebhaft vorstellen, dass dieser von der Aussicht, sich wochenlang nur von Grünzeug ernähren zu müssen, ganz und gar nicht begeistert sein würde. Insgeheim hoffte er, dass Doktor McCoy den Captain der Enterprise wenigstens vorgewarnt hatte und er somit wusste, dass er in der nächsten Zeit nur Kaninchenfutter bekommen würde.       =/=     Nachdem Kyle alles erfahren hatte, was er wissen musste, verließ er, ohne noch länger zu zögern, den Bereitschaftsraum und machte sich auf den Weg in die Offiziersmesse. Dort nahm er eine große Portion Salat für den Captain mit und begab sich anschließend zu dessen Quartier. Erleichtert stellte er fest, dass er den Türbuzzer ohne Schwierigkeiten betätigen konnte, indem er einfach seinen Arm ausstreckte und als sich auf ein knappes „Herein“ die Tür öffnete, lenkte Kyle seinen Rollstuhl in die Privaträume des Captains, die er bis dahin noch nie betreten hatte. Kirk saß gerade an seinem Schreibtisch und war sichtlich überrascht, als sein Yeoman mit einem Tablett auf dem Schoß hereinkam. Wahrscheinlich, so vermutete Kyle, war er den ganzen Morgen viel zu beschäftigt gewesen, um an ihn zu denken, denn er hatte auch kein einziges Mal nach ihm gerufen. „Was gibt es, Ensign?“ Kirks Stimme riss den jungen Mann abrupt aus seinen Gedanken. „Sind Sie mit der Bearbeitung der Dokumente fertig?“ „Noch nicht, Sir“, erwiderte Kyle vorsichtig. „Aber ich habe bereits einen großen Teil durchgesehen und werde den Rest sicher heute Nachmittag schaffen.“ Der Captain der Enterprise nickte stumm und sah seinen Yeoman fragend an. „Warum sind Sie hier, wenn Sie Ihre Arbeit noch nicht beendet haben, Ensign? Soweit ich mich erinnern kann, habe ich Sie nicht gerufen.“ „Nein, Sir“, antwortete Kyle fast ein wenig kleinlaut. „Aber es ist bereits Mittag und ich dachte mir, dass Sie wahrscheinlich noch nichts gegessen haben.“ Bei diesen Worten bemerkte Jim zum ersten Mal bewusst das Tablett, dass sein Yeoman mitgebracht hatte und seine Augen weiteten sich erstaunt. War der junge Mann nur hergekommen, um sicherzugehen, dass er etwas zu Mittag aß? Und anstatt ihn einfach daran zu erinnern, hatte er sich sogar die Mühe gemacht, ihm etwas zu essen zu holen? Das hatte bislang noch kein Mitglied seiner Crew für ihn getan. Ohne dass er es wollte, berührte diese einfache und doch so fürsorgliche Geste irgendetwas tief in seinem Inneren. Außerdem konnte er nicht leugnen, dass Kyle mit seiner Vermutung richtig lag, denn er hatte seit dem Morgen wirklich nichts mehr gegessen. Wie auf Kommando begann sein Magen genau in diesem Moment, laut und vernehmlich zu knurren und machte ihm so bewusst, wie hungrig er war. Der Captain der Enterprise räusperte sich verlegen. „Ja, ich…könnte wirklich etwas zu essen vertragen.“ Als er das hörte, stahl sich ein vorsichtiges Lächeln auf das Gesicht des jungen Offiziers und er war insgeheim zutiefst erleichtert, denn er hatte befürchtet, dass Kirk ihn sofort wieder hinauswerfen würde, was ihn, nach dem Verlauf ihrer bisherigen Begegnungen, nicht sonderlich überrascht hätte. Ein wenig beruhigt lenkte er seinen Rollstuhl näher an den Schreibtisch heran und stellte das Tablett behutsam darauf ab. Schon im nächsten Moment verzog Kirk das Gesicht und betrachtete den Salat vor sich mit einem so angewiderten Gesicht, dass Kyle beinah hätte lachen müssen. Wie es schien, hatte Doktor McCoy ihn nicht vorgewarnt, was die Umstellung seiner Ernährung betraf. „Was. Ist. Das?!“ fragte der Captain der Enterprise empört und deutete anklagend auf das offensichtlich  verhasste Grünzeug vor seiner Nase. „Das ist Salat, Captain“, stellte Kyle das Offensichtliche fest, wobei er nur mit Mühe ein Grinsen unterdrücken konnte. „In dem Bericht Ihrer letzten Routineuntersuchung stand, dass Sie in den kommenden Wochen möglichst auf Fleisch verzichten und vor allem Salat und Gemüse essen sollen.“ Mit einem gequälten Aufstöhnen schloss Jim die Augen und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Auch ohne die Bemerkung des jungen Offiziers hätte er sofort gewusst, wem er diese unliebsame Diät zu verdanken hatte und er nahm sich vor, mit einem gewissen Schiffsarzt so bald wie möglich ein ernstes Wort zu reden. „Ich weiß selbst, was gut für mich ist“, brummte er missmutig und starrte den verhassten Salat, der vor ihm auf dem Tisch stand, weiterhin finster an. „Um mich muss sich niemand kümmern.“ „Bei allem Respekt, Captain“, entgegnete Kyle vorsichtig, aber dennoch mit fester Stimme, „aber Doktor McCoy ist als Erster Medizinischer Offizier für Ihre Gesundheit verantwortlich und wird für diese Anordnung sicher einen guten Grund haben. Außerdem liegt Ihr Wohlergehen ihm sicher ebenso am Herzen, wie das der übrigen Crew.“ Einen Moment sah es so aus, als würde Kirk widersprechen, denn er hob abrupt den Kopf und öffnete den Mund, um etwas zweifellos wahrscheinlich Unfreundliches zu sagen, schloss ihn jedoch gleich darauf wieder. „Also gut“, murmelte er, sich in sein Schicksal ergebend und seufzte schwer. „Ich werde dieses…Kaninchenfutter essen.“ Der Captain der Enterprise wollte gerade die Hand nach der Gabel ausstrecken, um genau das zu tun, hielt jedoch noch einmal inne und sah seinen Yeoman aufmerksam an. „Haben Sie heute Mittag schon etwas gegessen, Ensign?“ „Noch nicht, Sir“ antwortete der junge Offizier wahrheitsgemäß und spürte bei diesen Worten zum ersten Mal, wie sich der Hunger auch bei ihm bemerkbar machte. „Dann tun Sie das, bevor Sie sich wieder an die Arbeit machen“, meinte Kirk in beinah freundlichem Tonfall. „Ja, Captain.“ Kyle wendete seinen Rollstuhl, um den Raum zu verlassen, als ihn Kirks Stimme zurückhielt. „Ensign.“ Der junge Mann drehte sich noch einmal um und  sah seinen Captain fragend an. „Danke“, sagte Jim schlicht und zum ersten Mal lag ein Hauch von Wärme in seiner Stimme, als er mit seinem Yeoman sprach. Kyle lächelte zaghaft und nickte ihm zu, bevor er sich abwandte und das Quartier verließ. .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   Gegen alle Widerstände       „Kapitel 6“       Disclaimer:       Die bekannten Charaktere und Orte in dieser Geschichte gehören Gene Roddenberry bzw. Paramount/Viacom und der Inhalt ist frei erfunden. Ich verdiene mit dieser Story kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude.       Danksagung:       Ein ganz herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle an Suesse01  und an Ti Leyni Miju für ihre Reviews zum letzten Kapitel und ihre hilfreichen Vorschläge.   Mein besonderer Dank gilt außerdem Ti Leyni Miju für ihre hilfreichen Ideen, die sie mir per PN geschickt hat und die diese Geschichte in den kommenden Kapiteln um einiges interessanter machen werden.   Vielen Dank euch beiden! Ich hoffe, das neue Kapitel gefällt euch – und allen anderen Lesern natürlich auch.       ★ * . * . * . * . * . ☾ . * . * . * . * . * ★     Nachdem Kyle das Quartier verlassen und die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, saß Jim noch einige Zeit tief in Gedanken versunken an seinem Schreibtisch, von den Ereignissen, die gerade stattgefunden hatten, verwirrt und beschämt zugleich. Seit Kyle auf der Enterprise angekommen war, hatte ihm der junge Captain nicht ein einziges Mal das Gefühl gegeben, als Teil seiner Crew akzeptiert zu werden, geschweige denn willkommen zu sein. Stattdessen hatte er die Fähigkeiten des jungen Mannes bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Zweifel gezogen und ihn deutlich spüren lassen, wie skeptisch er der Tatsache gegenüberstand, dass ihm ein Rollstuhlfahrer als Yeoman zugeteilt worden war. Bei dem Gedanken daran, dass er Kyle nicht einmal den anderen Brückenoffizieren vorgestellt hatte, wie es eigentlich seine Pflicht gewesen wäre, sondern ihn einfach allein in seinem Bereitschaftsraum zurückgelassen hatte, spürte Jim ein unwohles Gefühl in seinem Magen. Er hatte sich nicht mit seinem neuen Yeoman und dessen Behinderung auseinandersetzen wollen und war ihm deshalb aus dem Weg gegangen, aber trotz allem war der junge Mann zu ihm gekommen, um ihm sein Mittagessen zu bringen. Der junge Captain war aufrichtig überrascht gewesen, als Kyle mit diesem Tablett auf dem Schoß in seinem Quartier erschienen war, als wäre es das Selbstverständlichste im Universum. Doch es war nicht nur diese kleine, fürsorgliche Geste, die ihn berührt hatte, sondern auch die Tatsache, dass sich Kyle trotz seines abweisenden Verhaltens nicht davon hatte abbringen lassen. Wäre Jim an seiner Stelle gewesen, hätte er wahrscheinlich nicht den Mut gehabt, einen Captain, der ihn derart kalt und abweisend behandelt hatte, wegen etwas so Unwichtigem wie einer Mahlzeit aufzusuchen. Außerdem hätte es ihn in so einem Fall wohl auch kaum gekümmert, ob sein Vorgesetzter etwas aß. Zum ersten Mal, seit er das Kommando über die Enterprise innehatte, traf Jim die schmerzliche Erkenntnis, dass es nicht nur Vorteile mit sich brachte, unmittelbar vom Kadetten zum Captain befördert zu werden. Anders als Kyle hatte er nie erfahren, wie es sich anfühlte, als Ensign auf einem Schiff zu dienen, die Befehle seiner kommandierenden Offiziere zu befolgen und sich mühsam durch die einzelnen Ränge hochzuarbeiten. Diese Erfahrungen wären ihm nun sicher eine große Hilfe gewesen, was den Umgang mit seinem neuen Yeoman anging. Trotz allem kam der junge Captain jedoch nicht umhin zu bemerken, dass offenbar mehr in Kyle steckte, als er zunächst angenommen hatte. Vielleicht war der Bericht über Kyles Dienst auf der Excelsior doch nicht vollkommen aus der Luft gegriffen.       =/=     Der Anweisung des Captains zum Trotz war Kyle, nachdem er dessen Quartier verlassen hatte, in den Bereitschaftsraum zurückgekehrt und betrachtete nun erneut eingehend die Inventarlisten der Krankenstation und der Technikabteilung. Die Ungereimtheiten, auf die er an diesem Morgen gestoßen war, hatten ihm keine Ruhe gelassen und er wollte sich die betreffenden Daten unbedingt noch einmal genauer ansehen. Auch bei seiner zweiten Überprüfung stellte der junge Mann fest, dass die Auffälligkeiten, die er zuvor entdeckt hatte, nicht zu leugnen waren und inzwischen hatte er sich auch einen Plan zurechtgelegt, wie er in dieser Angelegenheit vorgehen würde. „Computer, wer ist für die Zusammenstellung der Inventarlisten an Bord der Enterprise verantwortlich?“ „Lieutenant Commander Benjamin Finney, Computeroffizier.“ „Verbindung aufbauen.“ Der junge Mann musste nur wenige Sekunden warten, bis er die Stimme des Computeroffiziers durch das Intercom hörte. „Finney hier, Captain.“ Im ersten Moment war Kyle erstaunt, denn Finney wusste zweifellos, dass die Verbindung vom Bereitschaftsraum des Captains ausging und musste daher zwangsläufig davon ausgehen, dass Kirk persönlich ihn sprechen wollte doch seine Stimme klang merklich kühler und weniger respektvoll, als es dem Captain gegenüber angemessen gewesen wäre. Legte der Computeroffizier Kirk gegenüber immer ein derart respektloses Verhalten an den Tag oder hatte Kyle ihn gerade bei etwas Wichtigem gestört? „Lieutenant Commander Finney, hier spricht Ensign Russell“, antwortete er und bemühte sich, seine Stimme ruhig und selbstbewusst klingen zu lassen. „Ich habe auf Befehl des Captains die von Ihnen aufgestellten Inventarlisten durchgesehen und bin dabei auf einige … auffällige Ungereimtheiten gestoßen.“ „Tatsächlich, Ensign?“ gab Finney zurück und klang beinah höhnisch, als er Kyles Rang aussprach. Dem jungen Mann war ein derartiges Benehmen nicht gänzlich unbekannt, denn leider gab es in der Sternenflotte auch einige Offiziere, die auf Kadetten und Offiziere niedrigeren Ranges hinabsahen und diese deutlich spüren ließen, dass sie sich ihnen überlegen fühlten. In diesem Fall war Kyle jedoch nicht bereit, sich so leicht geschlagen zu geben, denn er zweifelte nicht daran, dass Finney irgendetwas über diese Auffälligkeiten in den Inventarlisten wusste und ein Fehler seinerseits unter Umständen die gesamte Crew gefährden konnte. „In der Tat, Lieutenant Commander“, bestätigte er deshalb nachdrücklich, wobei er Finneys Rang ebenfalls besonders betonte. „Zufällig bin ich der persönlich Yeoman des Captains und wenn es Ihnen lieber ist, kann ich mich mit dieser Angelegenheit auch direkt an ihn wenden. Ich wollte Ihnen vorher lediglich die Chance einräumen, diese...Fehler zu korrigieren.“ Einen endlos erscheinenden Moment lang herrschte Stille am anderen Ende der Leitung und Kyle begann bereits, sich zu fragen, ob er noch eine Antwort bekommen würde oder ob Finney die Verbindung einfach beendet hatte, als er die Stimme des Computeroffiziers schließlich doch noch durch das Intercom hörte. „Also gut, Ensign. Ich werde mir die betreffenden Daten noch einmal ansehen und sie gegebenenfalls berichtigen.“ „Werden Sie noch heute damit fertig?“ hakte der junge Offizier nach, da er fürchtete, dass Finney keinen Finger rühren würde, wenn er nicht auf eine sofortige Korrektur der Daten drängte. „Bis zum Ende der Betaschicht“, bestätigte der Computeroffizier und dieses Mal schwang ein unterschwelliges Knurren in seiner Stimme mit. „Dann werde ich die Daten heute Nachmittag abholen.“ Die einzige Antwort, die Kyle daraufhin bekam, war das leise Klicken des Intercoms, das ihm verriet, dass Finney die Verbindung beendet hatte. Der junge Mann seufzte tief und schüttelte den Kopf. Finneys Verhalten war ihm ein einziges Rätsel. Nicht genug damit, dass der Computeroffizier dem Captain offensichtlich nicht den nötigen Respekt entgegenbrachte, er hatte außerdem nicht einmal versucht, die Auffälligkeiten in den Inventarlisten abzustreiten. Spätestens jetzt sah sich Kyle in seiner Vermutung bestätigt, dass es sich bei dieser Angelegenheit nicht um ein Versehen handeln konnte. Allmählich beschlich ihn sogar das ungute Gefühl, dass Finney die Daten absichtlich manipuliert und nicht die Zahlen in die Inventarlisten eingetragen hatte, die ihm von der Krankenstation und der Technikabteilung übermittelt worden waren. Während er über diese mehr als komplizierte Situation nachdachte, begann der junge Offizier, an seiner Vorgehensweise zu zweifeln. Hätte er sich mit dieser Angelegenheit nicht besser sofort an den Captain wenden sollen? War es richtig, zu versuchen, eine möglicherweise sehr wichtige Sache hinter seinem Rücken zu regeln? Einen kurzen Moment erwog Kyle ernsthaft, Kirk sofort von seinem Verdacht in Kenntnis zu setzen, verwarf diesen Gedanken jedoch gleich darauf wieder. Schließlich hatte er keine Beweise dafür, dass Finney tatsächlich etwas im Schilde führte und der Captain würde wohl kaum auf einen bloßen Verdacht hin irgendetwas unternehmen. Immerhin war Kyle erst einen Tag an Bord der Enterprise und er bezweifelte, dass Kirk ihm genügend Vertrauen entgegenbrachte, um sein Wort über das eines erfahrenen Offiziers zu stellen. Außerdem war Finney durch ihr Gespräch mit Sicherheit alarmiert worden und würde nun wahrscheinlich alles tun, um seine Spuren zu verwischen. Daher beschloss Kyle, vorerst abzuwarten, ob der Computeroffizier die versprochenen Korrekturen wirklich an diesem Nachmittag fertig haben würde. Vor allem aber würde er von nun an ein sehr wachsames Auge auf Finney haben und falls in den nächsten Inventarlisten erneut Ungereimtheiten auftraten, würde er Kirk sofort in Kenntnis setzen. Ein lautes Knurren seines Magens riss den jungen Offizier abrupt aus seinen und ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es laut Schiffszeit bereits weit nach Mittag war. Seine letzte Mahlzeit hatte er am frühen Morgen zu sich genommen und die Probleme mit Finney und den Inventarlisten hatten seine Gedanken so sehr in Anspruch genommen, dass er seinen Hunger vollkommen vergessen hatte. In dieser Hinsicht waren Kirk und er vielleicht gar nicht so verschieden. Da er vorläufig jedoch nichts weiter tun konnte, würde er endlich der Anweisung des Captains Folge leisten und etwas essen. Alles andere konnte warten.   =/=     Als Kyle dieses Mal den Bereitschaftsraum verließ, begab er sich auf direktem Weg zur Offiziersmesse, wo er bereits das Mittagessen für den Captain geholt hatte. Zuerst hatte er mit dem Gedanken gespielt, in sein Quartier zurückzukehren und dort etwas zu essen, denn er fühlte sich auf der Enterprise nach wie vor ein wenig verloren und kam sich inmitten der ihm noch unbekannten anderen Crewmitglieder beinah fehl am Platz vor. Letztendlich hatte er sich jedoch selbst ermahnt, dass er seinen neuen Kameraden niemals kennenlernen würde, wenn er sich immer nur in seinem Quartier versteckte und somit doch den Weg zur Offiziersmesse eingeschlagen. Als der junge Mann seinen Rollstuhl in den großen, weitläufigen Raum lenkte, war die Mittagszeit längst vorüber und es hielten sich daher nicht so viele Crewmitglieder dort auf, wie zu den Hauptmahlzeiten. Dennoch waren zahlreiche Tische besetzt, wie Kyle feststellte, als er sich flüchtig in dem Raum umsah und anschließend zu einem der Replikatoren hinüberfuhr , die in der Wand links von ihm installiert worden waren. Dort replizierte er sich eine Portion Hackfleisch mit Gemüse, wobei er nicht umhin kam, Kirk zu bedauern, der auf unbestimmte Zeit nur Grünfutter zu sich nehmen durfte. Er selbst verschmähte Salat und Gemüse zwar nicht, auf Fleisch wollte er aber trotzdem ungern verzichten. Sobald er das gewünschte erhalten hatte, fuhr der junge Mann zu einem freien Tisch an einem der Fenster hinüber und stellte sein Tablett darauf ab. Dann positionierte er sich mit seinem Rollstuhl so, dass er aus dem Fenster sehen, gleichzeitig aber auch das Geschehen in der Offiziersmesse beobachten konnte. Erneut sah er sich kurz in dem Raum um, bevor er zu essen begann. Zufrieden stellte er fest, dass ihm die warme Mahlzeit tatsächlich  dabei half, sich zu entspannen und seine Sorgen zumindest vorübergehend zu vergessen. „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“ Eine ihm nicht unbekannte männliche Stimme riss Kyle aus seinen Gedanken und als er überrascht aufsah, fiel sein Blick auf Hendorff, der ihn am Tag zuvor vom Shuttlehangar zur Brücke begleitet hatte und der nun zu ihm an den Tisch getreten war. „Natürlich, Mr. Hendorff.“ Dankbar für etwas Gesellschaft nickte Kyle und deutete auf den noch freien Stuhl an seinem Tisch. Der Sicherheitschef kam der stummen Aufforderung nach und setzte sich dem jungen Mann gegenüber, bevor er das Gespräch mit ihm suchte. „Nun, Mr. Russell, wie gefällt es Ihnen an Bord der Enterprise?“ „Ich kann mich nicht beklagen“, erwiderte Kyle mit einem leichten Lächeln. „Leider hatte ich bis jetzt noch nicht die Gelegenheit, mir das Schiff anzusehen und bisher habe ich auch nur mit dem Captain und jetzt mit ihnen gesprochen.“ Das Gespräch mit Finney erwähnte der junge Mann vorsichtshalber nicht, denn diese unter Umständen heikle Angelegenheit ging nur Kirk etwas an und er wusste nur zu gut, dass Diskretion eine der obersten Pflichten eines Yeoman war. Hendorff nickte stumm, sah den jungen Offizier jedoch sehr aufmerksam, beinah eindringlich an. „Wie sind Sie bisher mit dem Captain zurechtgekommen?“ wollte er nach einer Weile wissen und seine Stimme klang bei dieser Frage beinah besorgt. „Anscheinend ist er über Ihre Anwesenheit auf dem Schiff nicht sehr erfreut.“ Dieses Mal antwortete Kyle nicht sofort, denn obwohl er gerne mit jemandem über seine Sorgen gesprochen hätte und sein Gefühl ihm sagte, dass er Hendorff vertrauen konnte, kannte er diesen noch nicht wirklich und er wollte nicht den Eindruck erwecken, er wäre den Herausforderungen, die ihn auf der Enterprise erwarteten, nicht gewachsen. „Es ist nicht so schlimm“, erwiderte er deshalb so ehrlich und neutral wie möglich. „Der Captain muss sich noch an mich gewöhnen und das wird er sicher auch, wie alle meine Vorgesetzten und Kameraden zuvor.“ Der Sicherheitsoffizier nickte verständnisvoll und streckte die Hand aus, um dem jungen Mann in einer aufmunternden Geste auf die Schulter zu klopfen. „Falls sie irgendwann einmal jemanden zum Reden brauchen, habe ich immer ein offenes Ohr“, sagte er freundlich, worauf Kyle ihn dankbar ansah. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft fühlte er sich auf der Enterprise  wirklich willkommen und schöpfte neue Hoffnung, dass er seinen Platz in dieser Crew finden würde.       =/=     Schon bald waren die beiden Männer so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass Kyle dem Geschehen in der Offiziersmesse keine Beachtung mehr schenkte und so auch die finsteren Blicke nicht bemerkte, die ihm drei Männer von einem Tisch auf der anderen Seite des Raumes aus zuwarfen. „Seht euch das an, Jungs“, flüsterte einer von ihnen seinen Kameraden in halb ungläubigem, halb gehässigem Tonfall zu. „Es ist also wahr, was man sich erzählt. Ein Krüppel dient an Bord der Enterprise.“ „Nicht nur das“, ergänzte der Zweite, der direkt neben ihm saß, spöttisch. „Ich habe gehört, dass er unmittelbar dem Captain unterstellt ist. Als dessen persönlicher Yeoman. Wie ist er wohl an diesen Posten gekommen?“ „Wie ist es ihm überhaupt gelungen, an der Akademie aufgenommen zu werden und die Ausbildung abzuschließen?“ fügte der Dritte ebenso herablassend hinzu. „Ganz zu schweigen davon, wie er es geschafft hat auf die Enterprise zu kommen.“ „Das liegt doch auf der Hand“, meinte der Zweite daraufhin höhnisch, beinah angewidert. „Die Admiralität hat ihm diesen Posten aus Mitleid zugeteilt und wir müssen nun darunter leiden und uns mit einem Krüppel herumschlagen.“ „Keine Sorge, Jungs“, meldete sich nun der Erste wieder zu Wort und seine Lippen verzogen sich zu einem boshaften Grinsen. „Für einen wie den ist kein Platz in der Sternenflotte und schon gar nicht auf einem Raumschiff. Das wird ihm schon sehr bald klar werden.“ .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Gegen alle Widerstände „Kapitel 6“ Disclaimer: Die bekannten Charaktere und Orte in dieser Geschichte gehören Gene Roddenberry bzw. Paramount/Viacom und der Inhalt ist frei erfunden. Ich verdiene mit dieser Story kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. Danksagung: Ein ganz liebes Dankeschön geht an dieser Stelle an Suesse01 und an SeraMis für ihre Reviews zum letzten Kapitel bzw. dem letzten Kapiteln. Vielen Dank euch beiden! Ich hoffe, ihr lest trotz der längeren Unterbrechung weiter und das neue Kapitel gefällt euch. ★ * . * . * . * . * . ☾ . * . * . * . * . * ★ Kyle und Hendorff waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie kaum bemerkten, wie die Zeit verging und die Offiziersmesse erst zwei Stunden später verließen, um zu ihrem jeweiligen Dienst zurückzukehren. Bevor sich ihre Wege jedoch wieder trennten, verabredeten sich die beiden Männer für denselben Abend erneut, um gemeinsam in der Offiziersmesse zu essen, worauf sich Kyle bereits freute. Er hatte es genossen, sich ganz ungezwungen mit Hendorff unterhalten zu können und hoffte insgeheim, in dem Sicherheitsoffizier einen Freund und Vertrauten an Bord der Enterprise gefunden zu haben. Nachdem sich die beiden Männer schließlich voneinander verabschiedet hatten, stellte Kyle überrascht fest, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Betaschicht bald zu Ende gehen würde und machte sich deshalb auf den Weg zu Finney, um nachzusehen, ob dieser sein Wort gehalten und die Inventarlisten korrigiert hatte. Als er kurz darauf das Büro des Computeroffiziers erreichte, saß dieser an seinem Schreibtisch und war offensichtlich so sehr in seine Arbeit vertieft, dass er Kyle überhaupt nicht bemerkte, was dem jungen Mann die Gelegenheit gab, ihn eingehend zu betrachten. Auf den ersten Blick war an Finney nichts Außergewöhnliches oder gar Auffälliges zu bemerken, doch als er näher hinsah, stellte Kyle mit einem Anflug von Verwunderung fest, dass der Computeroffizier um einiges älter war, als bei einem Mann seines Ranges zu erwarten gewesen wäre, denn sein Haar war bereits deutlich ergraut und auf seiner Stirn zeichneten sich einige Falten ab. Was jedoch mehr als alles andere Kyles Aufmerksamkeit erregte, war die Tatsache, dass Finney selbst für jemanden, der mit höchster Konzentration arbeitete, ungewöhnlich verbissen, beinah grimmig aussah, was sicher nicht nur an der Aufgabe lag, mit der er gerade beschäftigt war. Vorläufig hatte der junge Mann jedoch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn er hatte selbst noch einiges an Arbeit zu erledigen, bevor die Betaschicht zu Ende ging und deshalb wollte er diese Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich bringen. Da Finneys ganze Aufmerksamkeit jedoch nach wie vor auf den Bildschirm seines Computers gerichtet war, räusperte sich Kyle schließlich leise, um sich bemerkbar zu machen. „Lieutenant Commander Finney?“ Der Angesprochene fuhr erschrocken zusammen und hob endlich den Kopf. Als sein Blick auf Kyle fiel, weiteten sich seine Augen und er war sichtlich überrascht, was ihm der junge Mann nicht einmal verdenken konnte. Offenbar hatte sich die Nachricht über das neue Crewmitglied im Rollstuhl doch noch nicht überall auf dem Schiff herumgesprochen. Der Augenblick der Verwunderung ging jedoch schnell vorüber und innerhalb weniger Sekunden war das Gesicht des Computeroffiziers wieder genauso ernst und verschlossen, wie zuvor. „Ensign Russell, nehme ich an.“ Finney formulierte es als Feststellung, nicht als Frage und obwohl er sich um einen neutralen Tonfall bemühte, entging Kyle der kühle, beinah spöttische Unterton nicht, der in seiner Stimme mitschwang. Unwillkürlich fühlte sich der junge Mann an ihr erstes, kurzes Gespräch über das Intercom an diesem Morgen erinnert, in dessen Verlauf die Stimme des Computeroffiziers ganz ähnlich geklungen hatte. Dennoch war er fest entschlossen, sich von Finneys Verhalten nicht einschüchtern zu lassen. Wie sollte er Kirk jemals davon überzeugen, dass er auf die Enterprise gehörte, wenn er bei der geringsten Schwierigkeit aufgab? „Das stimmt, Sir“, antwortete er deshalb mit fester Stimme und bemühte sich, so selbstbewusst wie möglich aufzutreten. „Ich bin hier, um die Inventarlisten abzuholen.“ Bei diesen Worten blinzelte Finney verwundert, als wüsste er nicht, wovon Kyle sprach, doch wie bereits zuvor hatte er sich im nächsten Moment wieder gefangen und nickte knapp. „Ich bin gerade mit der Korrektur fertig geworden. Alle Fehler sind nun behoben, Ensign.“ Mit einer Hand schob er dem jungen Mann die betreffenden Datenträger über seinen Schreibtisch hinweg zu und dieser nahm sie mit einem kurzen Nicken seinerseits entgegen. „Vielen Dank, Sir. Ich bin überzeugt, dass sich derlei Fehler in Zukunft nicht wiederholen werden.“ Ruhig, aber nachdrücklich sprach Kyle diese Worte aus, doch Finney schien einen unterschwelligen Vorwurf aus ihnen herauszuhören und für einen Moment sah es so aus, als wollte er auffahren und etwas ohne Zweifel sehr Ungehaltenes erwidern, doch er beherrschte sich und lehnte sich stattdessen in seinem Stuhl zurück. „Es wird nicht wieder vorkommen“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich werde von nun an noch aufmerksamer sein.“ „Davon bin ich überzeugt, Sir“, gab Kyle ruhig zurück, wobei er abermals den spöttischen Tonfall in Finneys Stimme ignorierte. Dann wendete er seinen Rollstuhl und verließ den Raum. =/= Sobald er wieder im Bereitschaftsraum des Captains war, machte sich der junge Mann unverzüglich daran, die korrigierten Inventarlisten noch einmal gründlich durchzusehen und stellte erleichtert fest, dass es dieses Mal tatsächlich nichts zu beanstanden gab. Die Zahlen, die er nun vor sich auf dem Bildschirm sah, entsprachen ohne Zweifel jenen, die von der Krankenstation und vom Maschinenraum zusammengestellt worden waren. Zufrieden und zumindest vorläufig beruhigt legte Kyle schließlich die entsprechenden Datenträger beiseite und wandte sich den übrigen Dokumenten zu. Doch so sehr er sich auch darauf freute, mehr über das Leben auf der Enterprise und über die Planeten zu erfahren, die seine Kameraden bereits erforscht hatten, ganz zu schweigen von den Abenteuern, die sie dort erlebt hatten, konnte er nicht verhindern, dass seine Gedanken immer wieder zu Finney abschweiften. Nach wie vor kam ihm das Verhalten des Computeroffiziers mehr als seltsam vor und wann immer er sich ihre Begegnung in Erinnerung rief, stieg ein Gefühl des Unbehagens in ihm auf, das er nicht unterdrücken konnte. Kyle hatte sich bemüht, möglichst selbstbewusst aufzutreten, da er nach dem kurzen Gespräch mit Finney über das Intercom mit weiteren Problemen gerechnet hatte, aber ihm war gleichzeitig bewusst, dass sein verhalten einem ranghöheren und dienstälteren Offizier gegenüber nicht ganz angemessen gewesen war. Umso überraschter war er, dass der Computeroffizier sowohl auf seinen Tonfall als auch auf seine Anspielung auf die Fehler in den Inventarlisten kaum eingegangen war und dass er die Korrekturen tatsächlich vorgenommen hatte. Damit hatte Kyle nicht gerechnet, doch insgeheim vermutete er, dass seine Ankündigung, sich mit dieser Angelegenheit direkt an den Captain zu wenden, für Finneys Entgegenkommen verantwortlich war. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, Kirk trotz allem von dem Vorfall zu erzählen, verwarf ihn jedoch gleich darauf wieder. Was sollte er dem Captain sagen? Immerhin hatte er keinen einzigen sicheren Beweis dafür, dass Finney irgendetwas im Schilde führte und er ahnte, dass Kirk nicht erfreut sein würde, wenn das neueste Crewmitglied ohne ersichtlichen Grund Anschuldigungen gegen einen ranghöheren Offizier erhob. Mit größter Wahrscheinlichkeit würde er Kyles Bedenken als unbegründet abtun und Ihr Verhältnis würde noch angespannter werden, als es ohnehin schon war. Der junge Mann seufzte tief, als ihm erneut bewusst wurde, wie einsam er an Bord dieses Schiffes, inmitten dieser Crew noch immer war und einmal mehr wünschte er sich, jemanden an seiner Seite zu haben, dem er sich anvertrauen und mit dem er über seine Sorgen sprechen konnte. Natürlich hatte er immer noch David, mit dem er täglich Nachrichten austauschen konnte, aber nicht einmal seinem Freund konnte er etwas von dieser Sache erzählen. Immerhin handelte es sich hierbei um eine streng vertrauliche Angelegenheit und er durfte nicht riskieren, dass irgendjemand, mit Ausnahme des Captains, etwas davon erfuhr. Daher blieb ihm nichts anderes übrig, als Finney, so gut er konnte, im Auge zu behalten und sich an Kirk zu wenden, sobald er etwas Verdächtiges bemerkte. Bis dahin hatte er alles getan, was er tun konnte. =/= .Bis zum Ende der Betaschicht war Kyle damit beschäftigt, die Logbucheinträge und Missionsberichte zu überprüfen, was sich als eine sehr viel angenehmere Arbeit herausstellte, als es die Kontrolle der Inventarlisten gewesen war. Er musste lediglich die einzelnen Einträge der jeweiligen Abteilung zuordnen, was ihm genügend Zeit ließ, sich die einzelnen Berichte genauer durchzulesen. Den ganzen Tag hatte er sich darauf gefreut und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als er die detaillierten Beschreibungen der Forschungsreisen las, die seine Kameraden bereits unternommen hatten. Gleichzeitig verspürte er jedoch auch einen Anflug von Wehmut, denn er wusste nur zu gut, dass er niemals einen der fremden Planeten, zu denen ihre Reisen sie führen würden, mit eigenen Augen sehen würde. Die Begleitung eines Außenteams gehörte nicht zu seinen Aufgaben und als Yeoman und selbst, wenn es anders wäre, würde der Captain eine derartige Unternehmung für einen Rollstuhlfahrer als viel zu gefährlich ansehen und niemals seine Zustimmung geben. Der junge Offizier schüttelte energisch den Kopf, um die aufkeimende Traurigkeit zu vertreiben und schalt sich im Stillen selbst. Er hatte keinen Grund, sich zu beklagen, er hatte nicht nur trotz seiner Behinderung einen Posten auf einem Raumschiff bekommen, sondern obendrein auf dem Flaggschiff der Sternenflotte und er hätte niemals auch nur zu hoffen gewagt, dass er eines Tages auf der Enterprise dienen würde. Mehr konnte er wahrlich nicht verlangen. =/= Zur selben Zeit hatte Jim einen großen Teil des Nachmittages damit verbracht, in den verschiedenen Abteilungen des Schiffes nach dem Rechten zu sehen, sich von seiner Crew Bericht erstatten zu lassen und sich nach eventuellen ungewöhnlichen Vorkommnissen zu erkundigen. Nachdem er auf die Brücke zurückgekehrt war und seinen Platz auf dem Kommandostuhl eingenommen hatte, ertappte er sich mehr als einmal dabei, wie sein Blick zur Tür seines Bereitschaftsraumes hinüberglitt, doch er widerstand dem Drang, hineinzugehen und nach Kyle zu sehen. Zwar war der Captain der Enterprise aufrichtig neugierig und wollte wissen, wie es seinem neuen Yeoman im Laufe des Tages ergangen war, aber er wollte Kyle nicht das Gefühl geben, ihn zu überwachen. Er würde sich bis zum Ende der Betaschicht gedulden und dann würde er sehen, ob und wie der Jüngere seine Aufgabe gemeistert hatte. Unwillkürlich musste Jim wieder daran denken, wie Kyle ihn an diesem Mittag in seinem Quartier aufgesucht hatte, um ihm sein Essen zu bringen und er konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken. Eine innere Stimme sagte ihm, dass ein Crewmitglied, das sogar für das leibliche Wohl seines Captains sorgte, sicher auch seine anderen Aufgaben mit gleicher Sorgfalt ausführen würde. =/= Kurz bevor die Betaschicht zu Ende ging, kehrte Jim schließlich in seinen Bereitschaftsraum zurück und fand Kyle dort, wie er es erwartet hatte, an seinem Schreibtisch sitzend vor. Anscheinend hatte er seine Arbeit gerade erst beendet, denn er lehnte sich in seinem Rollstuhl zurück und streckte sich ausgiebig wandte sich jedoch sofort zur Tür um, als diese sich öffnete. Jim musterte den Jüngeren einen Moment lang eingehend und stellte überrascht fest, dass dieser trotz des langen, arbeitsreichen Tages nicht so erschöpft aussah, wie er erwartet hatte und wie er selbst sich fühlte. Wahrscheinlich war sein neuer Yeoman einfach für eine solche Arbeit geboren. „Nun, Ensign“, ergriff Jim nach kurzem Schweigen das Wort. „Wie ich sehe, haben Sie Ordnung in die Daten bringen können, die ich Ihnen gegeben habe.“ Bei diesen Worten warf er einen flüchtigen Blick auf die Datenträger, die ordentlich aufgestapelt auf seinem Schreibtisch lagen. „Ja, Captain“, bestätigte Kyle, wobei ein kleines, zaghaftes Lächeln seine Lippen umspielte. „Es war ein ziemliches Durcheinander, aber nun ist alles wieder in Ordnung.“ Der junge Offizier lenkte seinen Rollstuhl ein Stück zurück, um dem Captain Platz zu machen, der daraufhin sofort zu ihm an den Schreibtisch trat, um sich Kyles Arbeit anzusehen. Schon ein flüchtiger Blick auf den Bildschirm des Computers zeigte Jim, dass sein Yeoman im Laufe des Tages wirklich sämtliche Dokumente durchgearbeitet und zugeordnet hatte. Als er genauer hinsah, stellte er erstaunt fest, dass Kyle außerdem jedes einzelne Dokument in seinen entsprechenden Platz in der Datenbank des Schiffscomputers eingefügt hatte, sodass sie alle schnell zu finden waren und jeder, der sie brauchte, leicht darauf zugreifen konnte. Somit hatte er nicht nur seine Aufgabe erfüllt, sondern weitaus mehr getan, als Jim von ihm erwartet hatte. „Gute Arbeit, Ensign“, sagte der Captain schließlich und nickte seinem Yeoman anerkennend zu, worauf sich Kyles Lächeln vertiefte. „Danke, Captain. Aber es gibt ein Dokument, das ich nicht bearbeitet habe.“ Die Verlegenheit stand dem jungen Offizier deutlich ins Gesicht geschrieben, als er Jim den einzigen Datenträger überreichte, mit dem er sich nicht näher befasst hatte. „Es handelt sich um einen Eintrag aus Ihrem persönlichen Logbuch“, fügte er erklärend hinzu, als er den fragenden Blick des Captains bemerkte. „Was immer Sie darin geschrieben oder aufgezeichnet haben, ist nicht für meine Augen und Ohren bestimmt.“ Jim nahm den betreffenden Datenträger an sich und sah seinen Yeoman lange sehr ernst und forschend an, doch schließlich fand zum ersten Mal, seit Kyle ihn kannte, ein aufrichtiges Lächeln den Weg in sein Gesicht. „Das war sehr umsichtig von Ihnen, Ensign“, erwiderte er mit warmer Stimme und legte Kyle in einer anerkennenden Geste eine Hand auf die Schulter. „Danke.“ Der junge Mann erwiderte das Lächeln seines Captains und hatte zum ersten Mal an diesem Tag das Gefühl, dass er wirklich auf dieses Schiff gehörte und seinen Platz in dieser Crew finden konnte. „Ruhen Sie sich jetzt aus“, fuhr Jim nach einer Weile freundlich fort. „Für heute ist Ihr Dienst beendet.“ „Das werde ich, Captain.“ Kyle lenkte seinen Rollstuhl zur Tür, wandte sich dort jedoch noch einmal um und nickte seinem Captain lächelnd zu, dann erst verließ er den Bereitschaftsraum. .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O.   Gegen alle Widerstände       „Kapitel 8“       Disclaimer:       Die bekannten Charaktere und Orte in dieser Geschichte gehören Gene Roddenberry bzw. Paramount/Viacom und der Inhalt ist frei erfunden. Ich verdiene mit dieser Story kein Geld, sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude.       Danksagung:       Ein ganz liebes Dankeschön geht an dieser Stelle an SeraMis für ihr Review zum letzten Kapitel. Vielen Dank an dich! Ich hoffe, dir gefällt auch das neue Kapitel.       Widmung:       Dieses Kapitel widme ich Ti Leyni Miju, die mir die Idee hierzu gegeben und somit wesentlich zum weiteren Verlauf der Story beigetragen hat. Sie ist gewissermaßen die Co-Autorin dieses Kapitels und war mir mit ihren Anregungen eine große Hilfe. Vielen Dank nochmal an dich – ich hoffe, dir gefällt, was ich aus diesem Kapitel gemacht habe.       ★ * . * . * . * . * . ☾ . * . * . * . * . * ★     Ein glückliches Lächeln umspielte Kyles Lippen, als er durch die Gänge der Enterprise fuhr und einen Moment lang war er sogar versucht, leise vor sich hin zu summen. Sein erster Tag als Yeoman des Captains war anstrengend und ereignisreich gewesen, abder der junge Mann konnte nicht leugnen, dass ihm die Arbeit Spaß gemacht hatte. Es hatte ihn noch nicht einmal sonderlich gestört, dass er den größten Teil des Tages allein verbracht hatte, denn so hatte er immerhin genug Zeit gehabt, sich in aller Ruhe mit seinen neuen Aufgaben vertraut zu machen. Hätte ihm Kirk die ganze Zeit über die Schulter gesehen, wäre er mit Sicherheit nervös gewesen und hätte es wahrscheinlich nicht geschafft, alle Dokumente an einem Tag durchzuarbeiten. Dennoch war sich Kyle der Tatsache nur allzu bewusst, dass ihn sein neuer Captain nicht deshalb allein gelassen hatte, weil er Rücksicht auf ihn hatte nehmen wollen, sondern vielmehr, um seine bloße Anwesenheit besser verdrängen zu können. Deshalb freute sich der junge Mann umso mehr darüber, dass es ihm gelungen war, Kirk zu überraschen. Zwar waren damit noch längst nicht alle Schwierigkeiten überwunden, aber der Captain der Enterprise war von Kyles Arbeit offensichtlich beeindruckt und auch sein Lob war aufrichtig gewesen. Vielleicht hatte der junge Offizier bereits einen ersten, wichtigen Schritt getan, um das Eis zwischen ihnen zu brechen und Kirks Vertrauen zu gewinnen. Wenn nur die Sache mit Finney nicht wäre. Insgeheim hoffte Kyle inständig, dass sich der Computeroffizier nicht von sich aus an den Captain wenden und sich über das nicht ganz angemessene Verhalten des jungen Mannes beschweren würde. Zwar hatte er lediglich seine Pflicht als Yeoman des Captains erfüllt, doch er konnte nicht einschätzen, wie Kirk diese Angelegenheit beurteilen und auf wessen Seite er sich stellen würde. Tief im Innersten war Kyle jedoch davon überzeugt, dass Finney kein Wort über das Geschehene verlieren würde, denn wenn er tatsächlich etwas zu verbergen hatte, würde er es unter allen Umständen vermeiden, das Misstrauen des Captains zu wecken und dessen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Der junge Mann wusste nicht einmal, woher er diese Sicherheit nahm, aber er hegte nach wie vor keinen Zweifel daran, dass es sich bei den Ungereimtheiten, auf die er bei der Überprüfung der Inventarlisten gestoßen war, nicht um ein Versehen handelte, sondern dass Finney diese ganz bewusst manipuliert hatte. Aber warum? Was hatte er vor? Welchen Vorteil hatte er davon? Kyle schüttelte energisch den Kopf, um die beunruhigenden Gedanken zu vertreiben. Sich unaufhörlich den Kopf zu zerbrechen, brachte ihn nicht weiter. Er konnte nur versuchen, irgendetwas über den Computeroffizier in Erfahrung zu bringen, das dessen Verhalten erklärte und darüber hinaus würde er seine Pflichten einfach weiterhin so gewissenhaft erfüllen, wie er nur konnte.       =/=     Als Kyle schließlich wieder zurück in seinem Quartier war, stellte er fest, dass er bis zu seinem Treffen mit Hendorff noch etwas mehr als zwei Stunden Zeit blieben und beschloss deshalb, den Fitnessraum aufzusuchen. Schon während seiner Zeit an der Akademie und auf der Excelsior war es ihm immer sehr wichtig gewesen, regelmäßig Sport zu treiben, da er im Gegensatz zu seinen Kameraden nicht herumlaufen und sich die Beine vertreten konnte. Deshalb hatte es sich der junge Mann nicht nehmen lassen, jeden Tag, sobald sein Dienst beendet war, im Fitnessraum seine Arme und seinen Oberkörper zu trainieren und an dieser Gewohnheit wollte er auch an Bord der Enterprise festhalten. Sobald er seinen Entschluss gefasst hatte, verlor Kyle daher keine Zeit und holte seine Sportbekleidung aus dem Schrank, bevor er zu seinem Bett hinüberfuhr, auf dem er sich schnell und geschickt umzog. Nachdem ihm der Bordcomputer Auskunft darüber gegeben hatte, wo sich der Fitnessraum befand, verließ der junge Mann sein Quartier wieder und machte sich auf den Weg dorthin. So schnell er konnte, fuhr er durch die Gänge des Schiffes und freute sich bereits darauf, beim Sport seine Sorgen zumindest für eine Weile zu vergessen. Für ihn war es wie ein Stück Vertrautheit in einer ihm noch fremden Welt.       =/=     Kyle hatte es so eilig, in den Fitnessraum zu kommen und sein gewohntes Training wieder aufzunehmen, dass er kaum auf seine Umgebung achtete und nicht bemerkte, dass erneut ein alles andere als freundlicher Blick auf ihn gerichtet war. Ein junger Mann, der nur wenige Jahre älter war als Kyle selbst, sah dem neuen Crewmitglied abschätzig, beinah finster hinterher, die Augen zu Schlitzen verengt und schnaubte verächtlich. Noch immer konnte er kaum glauben, was sich direkt vor seinen Augen abspielte. Es war schon schlimm genug, dass ein Krüppel in die Sternenflotte aufgenommen und obendrein auch noch der Enterprise zugeteilt worden war, aber zu allem Überfluss benahm er sich auch noch, als würde er hierher gehören! Er schien wirklich zu glauben, dass er genauso war, wie alle anderen auf diesem Schiff. Dem anderen Mann stieg die Galle in die Kehle, als er den Neuankömmling beobachtete und am liebsten hätte er ihn sofort zur Rede gestellt und ihn gefragt, was er hier zu suchen hatte, entschied sich dann jedoch dagegen. Ein boshaftes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er an das Gespräch mit seinen Freunden in der Offiziersmesse zurückdachte. Dieser Krüppel würde noch früh genug zu spüren bekommen, dass er auf diesem Schiff nicht willkommen war.       =/= Wenig später erreichte Kyle, der noch nichts von den feindseligen Gedanken ahnte, die einige Mitglieder der Crew gegen ihn hegten, den Fitnessraum und stellte erleichtert fest, dass er diesen, zumindest vorläufig, für sich allein hatte. Zwar hoffte er nach wie vor, bald Anschluss bei seinen neuen Kameraden zu finden, doch er wusste aus Erfahrung, dass er sich, wann immer er einer neuen Crew zugeteilt wurde, unweigerlich vielen neugierigen und ungläubigen Blicken ausgesetzt sehen würde. Insgeheim hatte sich der junge Mann fast ein wenig davor gefürchtet, von allen Anwesenden angestarrt zu werden, sobald er in den Fitnessraum kam und war deshalb umso erleichterter, diesen verlassen vorzufinden und in Ruhe trainieren zu können. Zielstrebig lenkte er seinen Rollstuhl zu einer der Fitnessbänke hinüber, an der eine Halterung mit Gewichten angebracht war. Mit einer schnellen, geübten Drehung schwang er sich auf die Bank, griff nach den Gewichten und begann, diese zu stemmen. Schon im nächsten Moment war er so sehr auf sein Training konzentriert, dass er alle Aufregungen des Tages vergessen hatte und lächelte zufrieden. Es tat gut, wieder zu seiner vertrauten Routine zurückkehren zu können und allmählich begann er, sich an Bord der Enterprise wohlzufühlen.   =/= Kyle war so sehr mit seinem Fitnesstraining beschäftigt, dass er das Geschehen um sich herum beinah vollkommen ausblendete. Das leise Zischen, als die Tür sich öffnete und ihm verriet, dass irgendjemand gerade den Raum betreten hatte, hörte er nur aus weiter Ferne, doch er kümmerte sich nicht weiter darum und konzentrierte sich nur auf seine Übungen. „Hey, Krüppel!“ Wie ein Peitschenhieb hallte eine männliche Stimme, in der unverhohlene Verachtung mitschwang, durch den Raum und machte die angenehme Atmosphäre abrupt zunichte. „Hat dir deine Mommy nicht gesagt, dass der Weltraum nur etwas für richtige Männer ist?“ Auf diese Frage drang höhnisches Gelächter an Kyles Ohren und als dieser so unauffällig wie möglich in die Richtung schaute, aus der die Stimmen kamen, sah er drei Männer, die nicht weit von ihm entfernt standen und ihm spöttische Blicke zuwarfen. Ihre Worte und die deutlich spürbare Geringschätzung, mit der sie ihm begegneten, versetzten dem jungen Offizier zwar einen Stich, doch er ließ sich nicht beirren und stemmte weiterhin konzentriert die Gewichte, ohne auf die Beleidigungen der drei Männer einzugehen. Für ihn war dies bei weitem nicht die erste unangenehme Begegnung und die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass seine Widersacher irgendwann aufgeben würden, wenn er ihre provozierenden Bemerkungen einfach ignorierte. Bereits während seiner Ausbildung war es oft genug vorgekommen, dass ihm seine Kameraden zunächst mit Skepsis und Unglauben begegnet waren und auch vereinzelte Hänseleien hatte er sich gefallen lassen müssen, doch nach einiger Zeit hatten die meisten dieser Skeptiker begonnen, sich ihm vorsichtig anzunähern. Mit der Zeit war es Kyle gelungen, sich den Respekt seiner Kameraden zu verdienen und er hatte unter ihnen sogar einige Freunde gefunden. Auch die Crew der Enterprise würde sich früher oder später an ihn gewöhnen und bis es soweit war, würde er einfach durchhalten. Unglücklicherweise schienen die drei Crewmitglieder, die nun vor ihm standen, jedoch fest entschlossen, ihm das Leben schwer zu machen. „Mensch, Jefferson, ich glaube, der Krüppel hat nicht nur kaputte Beine, sondern ist auch noch taub. Vielleicht sollten wir ihm helfen und seine Ohren freimachen, damit er uns hören kann.“ Der Angesprochene erwiderte nichts darauf und wirkte plötzlich sogar ein wenig unsicher, doch an seiner Stelle ergriff der Mann neben ihm das Wort. „Gute Idee, Marten.“ Die beiden Männer traten einen Schritt auf Kyle zu, hielten jedoch inne, als Jefferson schließlich doch noch zögernd seine Meinung äußerte. „Jungs, ich will mir wegen dieses Krüppels keinen Ärger einhandeln. Ein paar Sprüche sind eine Sache, aber ihn zusammenzuschlagen geht zu weit.“ „Dann bleibst du eben da stehen und siehst zu, du Feigling!“ gab Marten zugleich belustigt und verächtlich zurück. „Komm, Bennett, wir nehmen uns den Kleinen vor.“ Gemächlich schlenderten die beiden Männer zu Kyle hinüber, der nach wie vor sein Training absolvierte, während Jefferson das Geschehen mit sichtlichem Unbehagen beobachtete, gleichzeitig jedoch keine Anstalten machte, einzugreifen und seine Freunde aufzuhalten. Sobald sie die Fitnessbank erreicht hatten, versetzte Marten dem Rollstuhl des jungen Mannes einen kräftigen Tritt, sodass er ein gutes Stück von der Bank wegrollte. Kyle, der die drei Männer die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen hatte, konnte nicht verhindern, dass sein Herz schneller schlug und sich ein ungutes Gefühl in seinem Magen ausbreitete, als zwei von ihnen auf ihn zutraten. Sein Unbehagen verstärkte sich noch, als sich der Rollstuhl außerhalb seiner Reichweite befand und eine Flucht für ihn somit unmöglich war. Darauf, dass seine Widersacher soweit gehen würden, war der junge Mann nicht gefasst gewesen, denn er war sich sicher gewesen, dass sie es bei ein paar gehässigen Sprüchen belassen würden. In diesem Augenblick wünschte er sich zum ersten Mal, nicht allein im Fitnessraum gewesen zu sein, als die drei Männer hereinkamen. Etwas Derartiges hätten sie mit Sicherheit nicht gewagt, wenn noch andere Crewmitglieder anwesend gewesen wären. Dennoch war Kyle fest entschlossen, sich so gut er konnte zu wehren, falls es nötig werden sollte. Innerlich bereitete er sich auf die unmittelbar bevorstehende Auseinandersetzung vor, denn Marten streckte bereits seine Hand aus und machte Anstalten, Kyle am Nacken zu packen. „Hey, halber Mann, kriegst du ihn eigentlich noch…“ Marten kam jedoch nicht mehr dazu, diesen Satz zu beenden, denn schon im nächsten Augenblick heulte er erschrocken auf und sank mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Knie, als ihm Kyle mit einem gekonnten Griff den Daumen verdrehte. Bennett versuchte, seinem Freund zu helfen, indem er Kyle von der anderen Seite angriff, hatte jedoch nicht mit dessen Schnelligkeit gerechnet. Nur wenige Sekunden später war es ebenso wie Marten in Kyles schmerzhaftem Griff gefangen und fand sich in derselben unangenehmen Lage wieder. Jefferson, der sich als einziger nicht an dem Angriff beteiligt hatte, beobachtete fassungslos das Geschehen und war nicht imstande, sich von der Stelle zu rühren, geschweige denn, seinen Freunden zu helfen. Einen flüchtigen Moment lang glaubte Kyle sogar, neben Fassungslosigkeit so etwas wie Respekt in den Augen des anderen Mannes zu sehen, doch er nahm sich nicht die Zeit, weiter darüber nachzudenken. Stattdessen wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Marten und Bennett zu, die vergeblich versuchten, sich aus seinem harten Griff zu befreien. „Meine Herren, wie mir scheint, müssen Sie über Menschen mit Handicap noch sehr viel lernen. Ich mag vielleicht im Rollstuhl sitzen und meine Beine nicht benutzen können, aber deswegen bin ich weder dumm noch taub und erst recht nicht wehrlos. Also lassen Sie mich endlich in Ruhe! Ich möchte meine freie Zeit in Ruhe verbringen.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, versetzte Kyle den Händen der beiden Männer einen energischen Ruck, der sie noch weiter zu Boden sinken ließ und ihnen einen weiteren Schmerzenslaut entlockte. Dann erst ließ er sich wieder los, in der Hoffnung, dass sie ihre Lektion gelernt hatten und widmete sich wieder seinem Training. „Was ist hier los?“ Kyle, der die ganze Zeit so sehr mit seinen Widersachern beschäftigt gewesen war, dass er nicht bemerkt hatte, wie eine weitere Person den Raum betreten hatte, zuckte erschrocken zusammen, als eine ihm nur allzu bekannte Stimme an seine Ohren drang und den Anflug von Triumphgefühl, den er gerade noch verspürt hatte, im Keim erstickte. Der junge Mann hob den Kopf, um Kirk anzusehen, der in der Tür des Fitnessraumes stand, sank jedoch mit einem resignierten Seufzen wieder zurück auf die Bank, als er die mühsam unterdrückte Wut sah, die in den Augen des Captains loderte. Auch das noch. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Zwar konnte Kyle nicht mit Sicherheit sagen, ob sich Kirks Zorn gegen seine Angreifer oder gegen ihn selbst richtete, doch er schien alles andere als begeistert darüber zu sein, dass der junge Mann zwei Crewmitglieder in der Mangel hatte. Noch schlimmer konnte dieser Tag wirklich nicht werden. .o°O°o. _____________________________ .o°O°o..O.o° °o.O¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ O.o° °o.O. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)