Die drei Sonnen von Arlon von Lillithia-Symphonia ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Ich sitze auf einem Hocker, der mit zwei Fellen belegt und dadurch ziemlich bequem ist. Emiras und die Wirtin sitzen so, dass wir zusammen ein Dreieck bilden, Emiras links von mir, die Wirtin mittig vor uns. „Ich habe davon gehört. Die Geschichte breitet sich aus, wie ein Lauffeuer und bald werden auch Luxia und Moordal davon hören, wenn sie es nicht schon getan haben.“ Mir fällt auf, dass ihre Stimme melodisch klingt, als würde sie gleich anfangen zu singen. Bestimmt können sie und die anderen Naîrih wunderbar Geschichten und Märchen erzählen. „Was geschieht denn, wenn die anderen Inseln davon erfahren?“, frage ich. Eigentlich herrscht Frieden zwischen Arlon und den beiden Nachbarinseln. Würde sich das ändern, wenn diese vom Verschwinden der Sonnen Wind bekommen? Die Wirtin sieht zu mir rüber und mustert mich einen kurzen Moment mit leicht zusammen gezogenen Augenbrauen. Von Emiras hat sie vor wenigen Minuten erfahren, welche Rolle ich in dieser Geschichte spielen soll. Das Mädchen, das sich auf den Inseln auskennt und die anderen über die Inseln führen soll. „Sollte nur einer der Inseln einen Krieg anzetteln, schwebt Arlon in großer Gefahr. Unsere Waffen sind unschlagbar, aber führen können wir sie nicht. Es ist wie eine Art Fluch, der auf uns lastet.“ Das Seufzen der Wirtin klingt schwer. Emiras führt ihre Erzählung fort: „Deswegen gibt es die drei Sonnen. Sie sind wie eine Art Friedensangebot und halten alles im Gleichgewicht, wie eine Waage. Sobald nur eine der Sonnen fehlt, kippt die Konstruktion und alles stürzt ins Chaos. Jetzt, wo alle drei nicht mehr an ihrem Ort sind, wird dieses Chaos ganz sicher über unsere Welt brechen.“ „Wie lange wird es dauern?“, frage ich. „Das wissen wir nicht. Aber wir schätzen in weniger als 6 Monde.“ Wir haben also gerade einmal ein halbes Jahr Zeit, um einen Krieg zu verhindern, der drei Inseln in den Abgrund stürzen und alle Bewohner mitziehen wird. In meiner eigenen Welt ist es schon unmöglich, einen Krieg binnen von so wenigen Monaten zu beenden. Wie kann es also in einer Welt, in der es hauptsächlich darum geht zu kämpfen, möglich sein? Habe ich wirklich keine Besonderheit? Eine Fähigkeit, die mich von Anderen abhebt? Meine Gedanken schweifen langsam ab, in eine Richtung, die mich selbst nur runterzieht. Es muss doch einen Grund geben, dass man mich hier hergeholt hat. Ich kann doch nicht hier sein, nur um die Navigatorin zu spielen. Sicher, kenne ich mich hier aus, auch wenn es aktuell ein ganz anderer Blickwinkel ist. Zu Hause gucke ich in der Vogelperspektive, also von oben, auf das Geschehen. Hier stehe ich unmittelbar davor. Trotzdem erkenne ich vieles auf Anhieb wieder und weiß, wohin es geht. „Was soll ich dann tun?“, kommt es flüsternd von mir und ich drehe den Kopf leicht in Emiras Richtung. „Es ist von Vorteil, jemanden an der Seite zu haben, der sich gut auf den einzelnen Inseln auskennt. Kimba gehört in ihrer Welt zu den besten Spielern. Wir gehen davon aus, dass viele Gefahren auf uns zukommen, deswegen muss sie zuerst lernen mit einer Waffe umzugehen.“ Überrascht hebe ich den Kopf und sehe Emiras mit leicht geweiteten Augen an. Soll das meine Stärke sein? Mich auf den Inseln und in den einzelnen Orten auszukennen? Doch er hat gar nicht so Unrecht. Wenn man sich nicht auskennt, kann man den ersten Schritt nicht machen. Sollte man es doch tun, läuft man Gefahr sich zu verlaufen und wenn das passiert, kann man eine Menge Zeit verlieren, die wir sicher nicht haben. „Ich schlage vor, ihr Zwei bleibt über Nacht und morgen geht ihr zum Waffenhändler. Danach wird Sanatras euch das Kämpfen lehren.“ Die letzte Aussage richtet die Naîrih hauptsächlich an mich. „Aber hieß es nicht, dass ihr keine Kämpfer seid?“ unterbreche ich die Wirtin vorsichtig. Sie erzählt mir, dass Sanatras der Einzige auf Arlon ist der kämpfen kann, denn er hat es sich von Kindesbeinen an selbst beigebracht. Und es liege auch daran, dass er kein Naîrih ist. „Er ist ein Ausgesetzter“, kommt es seitlich von Emiras, zu dem ich mich neugierig umdrehe. Diesen Begriff höre ich zum ersten Mal. Ein Ausgesetzter, so erfahre ich kurz darauf, ist jemand, der keine Gedanken an seine Vergangenheit hat und nicht weiß woher er stammt. Vom Aussehen unterscheiden sie sich zudem von allen Rassen. Während Emiras mir von Ausgesetzten erzählt, frage ich mich, zu welcher Rasse er überhaupt gehört. Zu den Einwohnern von Arlon kann es nicht sein. Seine braunen Augen sprechen gegen diese These. Bevor ich hier gelandet bin, war er einfach nur mein Begleiter, der mir geholfen hat. Nie habe ich mir Gedanken um seine Rasse gemacht, sobald ich aber genauer darüber nachdenke, fällt mir auf, dass er zu keiner Bekannten Rasse gehören kann. Ich spüre immer mehr Fragen aufsteigen, die Emiras Herkunft betreffen und stelle zum wiederholten Male fest, dass ich ziemlich wenig über ihn zu wissen scheine. Dafür kam die Nacht hier in diesem Wirtshaus wie gerufen. Die Wirtin lässt uns allein und weist mir vorher das Zimmer zu, in dem wir uns befinden, Emiras bekommt das Zimmer gegenüber. „Können wir uns unterhalten? Ich möchte nicht mit einem Fremden unterwegs sein. Auch wenn du im Spiel mein Begleiter warst, kenne ich dich nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)