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You'll be in my heart

von

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stumme Gespräche

Seiya

 

Nachdem ich sicher bin, dass Yuuiren tief und fest schläft verlasse ich so lautlos wie möglich das Zimmer. Als ich aus unserer Wohneinheit in die kühle Nachtluft hinaus trete kann ich in der Ferne noch immer die Musik des Festes hören. Es klingt nicht so, als würde sie bald verklingen. 

 

Ich wende mich in die andere Richtung und lasse das Hauptgebäude des Palastes hinter mir. Die vielen kleinen gedrungenen Steinhütten, die sich danach aneinanderreihen, sind die Unterkünfte der Palastwachen und Bediensteten. Ich kenne die engen, von großen Pflastersteinen gesäumten Gassen der Festung seit meiner Kindheit. 

 

Es ist eigenartig wieder hier zu sein. In den stillen Straßen kommen in jeder Ecke Erinnerungen hoch. Alles fühlt sich vertraut an und doch irgendwie fremd, obwohl sich nichts verändert hat. Als wäre es aus einem anderen Leben...

 

Ich habe kein bewusstes Ziel und doch laufe ich wie ferngesteuert durch die Straßen, bis ich die Gebäude hinter mir gelassen habe. Noch immer rastlos wandere ich durch die Palastgärten. Als ich mich umsehe wird mir klar, dass die Dunkelheit die größten Unterschiede zwischen Kinmoku und der Erde verschwimmen lässt. Vielleicht war ich deshalb auch auf der Erde so gerne nachts unterwegs. 

 

Die Natur und Umgebung mögen eine andere sein, aber hier wie dort taucht die Nacht Pflanzen und Gebäude in zahllose Schattierungen von Grau. Der Sternenhimmel weist zwar andere Konstellationen auf, aber er erfüllt mich seit jeher mit Ruhe und Sehnsucht zugleich. Das Funkeln der Sterne war für mich schon immer ein Zeichen der Hoffnung.

 

Ich folge ihrem Leuchten hinauf auf den Hügel, an dessen Spitze ein Schrein tront. Weiter kann ich nicht. Auf der anderen Seite des Hügels versperren die Festungsmauern den Weg. Hinter ihnen gibt es nur steile Klippen und den tosenden Ozean. 

 

Ich schaue zurück und sehe hinter mir die funkelnden Lichter der Stadt. Ein Feuerwerk erhellt den Himmel. Ich blicke auf die Weite des Ozeans vor mir. In den Ohren nur das donnernde Geräusch der Wellen, die gegen die Klippen prellen.

 

Hier in der Stille der Nacht gewinnt die Sehnsucht wieder Überhand. 

Ich lasse mich hinter dem Schrein ins Gras sinken und blicke hinaus auf den Ozean.

 

Mein Blick schweift vom Horizont hinauf zum Sternenhimmel. 

Jupiter…

 

Dahinter ist der blaue Planet, dem eigentlich meine Sehnsucht gilt. Aber es ist noch zu früh um ihn zu sehen. 

 

Seit unserem Abschied ist auf der Erde eine Woche vergangen. 

Ob für sie schon wieder der Alltag eingekehrt ist? 

 

Es muss jetzt Montagmorgen sein. Ich stelle mir, vor was ich tun würde, wenn ich noch auf der Erde wäre. Das erste Bild, das ich vor Augen habe ist Bunny... Natürlich wird sie wieder einmal zu spät zur Schule kommen. Wie fast jeden Tag. Bei dem Gedanken muss ich schmunzeln und gleichzeitig krampft sich mein Herz zusammen. 

 

Es tut weh zu wissen, dass das Leben einfach so weitergeht, als wären wir nie dagewesen. Genauso schmerzt die Vorstellung, dass wir es einfach so hätten weiterleben können. 
 

 

Bunny

 

Wie jeden Abend seit eurem Abschied stehe ich auf meinem Balkon und blicke hinauf zu den Sternen. Es ist noch zu früh um Kinmoku zu sehen, deswegen suche ich nach Jupiter und stelle mir vor, dass du gerade das gleiche tust. 

 

Sieben Tage sind vergangen, seit du gegangen bist. Die Menschen können sich nicht daran erinnern was passiert ist.

Deshalb ist mein Leben seitdem mit erstaunlicher Geschwindigkeit wieder zur Normalität zurückgekehrt. Als wäre nichts passiert. 

 

Ich kann die Vorstellung nicht akzeptieren, dass eure Gegenwart so unbedeutend gewesen sein soll.

Als wärt ihr nie hier gewesen... 

 

Am Tag nach eurem Abschied sind wir wieder in die Schule gegangen. Ich bin wieder einmal zu spät gekommen. Als ich in die volle Klasse reingeplatzt bin, ist dein leerer Platz noch mehr aufgefallen…
 

 

Die Mädchen in der Schule machen alle ein Drama daraus, dass Three Lights nicht mehr auftreten. Im Radio spielen sie eure Lieder deshalb fast noch öfter als zuvor. 

Jedes Mal, wenn ich die Melodie unvorbereitet höre, fühlt es sich so an als würde mir jemand einen Hieb in den Magen versetzen...

 

Ich frage mich, wie es dir wohl geht. Seid ihr schon zu Hause angekommen? 

 

Ich versuche mir vorzustellen, was du jetzt wohl machst und dabei wird mir erst bewusst, dass du mir nie von deinem Leben auf eurem Planeten erzählt hast. 

Ich habe keine Ahnung wie dein Alltag aussieht. 

Du hattest ein ganzes Leben und ich weiß nichts davon…
 

 

Seiya

Ach Schätzchen…

Wenn du nur wüsstest...

 

Wenn ich noch auf der Erde wäre… oder sie hier... 

Wenn es einen Ort gäbe, an dem ich sie treffen könnte. 

Ich müsste keine Sekunde überlegen, mein erster Weg wäre zu ihr... 

 

Genauso wie ich damals das Bedürfnis hatte alles aufzuklären, möchte ich sie jetzt unbedingt wissen lassen, dass wir angekommen sind. 

 

Von dem unglaublichen Geschenk, dass ich bei dieser Rückkehr erhalten habe. 

Von der Achterbahn an Gefühlen, die ich seit unserem Abschied durchlebe.

 

Ich stelle mir vor, dass ich mit dir reden kann, wie damals bei dem Konzert, als du uns vom Riesenrad aus zugesehen hat. 

 

Ich erzähle von Yuuiren. Gleichzeitig erkläre ich, warum ich in all unseren Gesprächen nie von Yuuiren oder meiner Familie erzählt habe. Ich habe es nicht übers Herz gebracht an sie zu denken oder gar ihre Namen auszusprechen. Ich habe das Gefühl, dass ich dir diese Erklärung schuldig bin.

 

Ich erzähle von meinen Schuldgefühlen, weil ich Yuuiren einfach zurückgelassen habe. Ich werde es mir nie verzeihen können, dass sie unsere Eltern allein begraben musste. Es macht mich traurig, dass sie viel zu früh und vor allem auf diese Weise erwachsen werden musste. 

 

Jetzt habe ich sie tatsächlich wieder. 

 

 

 

Ich wünschte, du könntest sie kennenlernen. 

Ich wünschte, du hättest die Freude der Menschen heute sehen können.

… weil wir das alles dir zu verdanken haben.

Ich wünschte, du wärst hier...
 

 

Bunny

 

Es ist schon komisch Seiya. Es gibt so viele Fotos, Videos und Lieder von euch. Dein Gesicht ist fast überall. 

Ich erwarte fast, dass du um die Ecke gelaufen kommst, mit einem frechen Spruch auf den Lippen, so wie du es immer getan hast. Du hast mich wirklich manchmal fast zur Weißglut getrieben…

 

Jetzt wäre ich glücklich darüber. 

Ist es nicht komisch, dass man manche Dinge erst vermisst, wenn sie nicht mehr da sind?

 

Es ist nicht nur dein leerer Platz, es ist der Vergnügungspark, das Cafe, der Club, der Park in dem wir uns zum ersten Mal begegnet sind, das Softballfeld.

 

Selbst wenn ich in den Sternenhimmel sehe, habe ich deine Worte im Ohr.

Wie soll ich je zur Normalität zurückkehren, wenn du allgegenwärtig bist?

 

Gestern Nacht habe ich ein Geräusch vor meinem Fenster gehört. 

Mein erster Gedanke war, dass du zurückgekommen bist. 

Aber es war wohl nur der Wind...

“Ich habe dein Gesicht gesehen. Das macht mich glücklich!”

 

Ich starre weiter stumm auf den Himmel, bis ich hinter Jupiter der Stern aufleuchtet, auf den ich gewartet habe. 

“Gute Nacht, Seiya! Ich hoffe es geht dir gut!”
 

 

Seiya

 

Hinter Jupiter fängt ein Stern an zu funkeln und ich stelle mir vor, es ist ein Gruß von dir. 

“Gute Nacht, mein Schätzchen…,” murmele ich und seufze.. 

Ich stehe auf und mache mich auf den Weg zurück. 

 

Als ich mich schließlich schlafen lege ist mein letzter Gedanke die stumme Bitte dich in meinen Träumen wiederzusehen.

 



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