Der Preis des Erfolgs von Chai-Cherry-Tea ================================================================================ Ein kühler Blick musterte den Blonden, von oben bis unten. Dann ein zustimmendes nicken von Seto. „Sogar die Fliege ist akkurat gebunden, sehr schön Joey.“, lobte er seinen Verlobten. „Zum Anbeißen.“, setzte er murmelnd hinzu und wandte sich zum Gehen. „Warte, halt. Wie war das?“, japste Joey und eilte dem Größeren nach, griff nach dessen Hand und verschränkte ihre Finger. „Du hast mich schon verstanden.“, grinste Seto. Er zuckte die Schultern. „Möglicher Weise willst du ja zu deiner eigenen Heirat zu spät kommen?“, neckte er ihn. „Das wäre schon schön blöde, vor allem, wenn man keine Ausrede hat.“, zwinkerte er dem Brünetten zu, während sie die Treppe hinab liefen. Wenn man schon über ein so großes Vermögen verfügte, wie eine gewisse Zeichentrick Ente, dass man darin schwimmen können konnte, war es kein Luxus, den Standesbeamten ins eigene Haus zu bestellen. Seto wollte einfach keine große Sache daraus machen und bevorzugte, zumindest für die Trauung am Vormittag, einen privateren Rahmen. Zum erlesenen Kreis gehörten, neben Mokuba, auch zwei von Setos loyalsten Angestellten, Roland und Fuguta, man könnte sagen er betrachtete sie als Freunde, und Joeys ganze Familie. Außerdem war Michelle mit von der Partie. Aber sie musste sich zusätzlich noch um das Mittagessen kümmern. Das Stimmengewirr in der Eingangshalle endete abrupt als die beiden in Sichtweite kamen. Sie trugen die Farben ihrer Drachen, Joey in einem schwarzen Anzug mit einer roten Fliege, Seto hatte seinen Anzug in weiß gewählt und mit einer blauen Krawatte kombiniert. Michelle und Mokuba, die die Hochzeitsvorbereitungen an sich gerissen hatten, sobald sie von der Verlobung erfahren hatten, unterdrückten ihre Groupie Geräusche und glucksten verräterisch. Joeys Mum wischte sich ein Tränchen aus dem Augenwinkel, sie war sehr stolz auf ihren Sohn. Sein Vater lächelte verlegen und hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben, hatte aber nichts gegen ihre Verbindung einzuwenden. Serenity und Mokuba waren die Blumenmädchen und Ringträger. Trotz der Schlichtheit war alles perfekt, der Blonde konnte sich keine besseren Rahmen wünschen. Die Empfangshalle, der Gästesaloon und der Garten, wo sie später mit ihren Freunden, in einer größeren Runde feiern würden, waren in dezentem Silber und mit roten Rosen geschmückt. Feierlich, aber nicht dekadent. Der Blonde wäre sich auch etwas dumm vorgekommen, hätten sie sich an Deko überladen. Da war er nicht der Typ für, Seto noch weniger. Vermutlich war Seto, die am wenigsten aufgeregte, oder nervöse Person unter ihnen und Joey bewunderte ihn für seine Coolness. Konnte sich dann aber nicht verkneifen, süffisant zu grinsen, da er wusste, wie heiß es unter der Oberfläche brodelte. Der Brünette fing seinen Blick ein und schickte die Andeutung eines wissenden Lächelns zurück. Dann standen sie vor dem Standesbeamten, der die Trauung, ohne viel Kitsch und sachlich korrekt vornahm. Es war Seto wichtig, schon wegen seiner eigenen Erfahrungen, dass sie beide in ihrer Beziehung auch juristisch abgesichert waren. Zudem war er dankbar, dass der Beamte seine Ansprache kurz hielt, alles andere wäre für ihn auch Zeitverschwendung gewesen. Joey beobachtete ihn aus dem Augenwinkeln. Wahrscheinlich hätte er sich nicht darüber gewundert, wenn Seto genervt mit den Augen gerollt hätte. Aber dann kam der schöne Teil, sie durften sich gegenseitig die Ringe anstecken. Sie waren golden und mit zwei kleinen Edelsteinen versehen. Ein Rubin, der für die reinste Liebe stand und den Träger gegenüber seinem Partner sensibilisierte, sowie einem Aquamarin, der für wahre Liebe und Treue stand. Vor allem waren die Steine in den Augenfarben ihrer Lieblingsdrachen gewählt. Joeys Hände zitterten nervös, als er Seto den Ring über den Finger streifte. Wieder einmal fiel ihm auf, wie lang und elegant seine Finger waren, mit kurzen Nägeln, die schön in Form gefeilt worden waren. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, weil ihm bewusst wurde, dass dieser harte, schöne und hoch intelligente Mensch ihm nun anvertraut wurde. Wenn alles gut lief, bis zum Ende ihres Lebens. Fast hätte er sich verschluckt und räusperte sich, was der Größere schmunzelnd wahrnahm. „Als ob ein Drache seinen Schatz je freiwillig wieder herauszurücken würde.“, versprach er ihm leise, doch Joey hörte es und bekam rote Ohren. Verzweifelt unterdrückte er ein hysterisches Glückslachen. Das Einzige was ihn in diesem Moment am Boden hielt, war Setos Hand, die seine sanft hielt und ihm denselben Dienst erwies. Ihn mit Liebe erdete. Und plötzlich war der Blonde, völlig frei von den wirbelnden Gedanken. Geankert von den blauen Augen und der Gewissheit, dass nur er selbst ihre Tiefe ergründen durfte. Der Ring an Joeys Finger glitzerte, ebenso seine bernsteinfarbenen Augen. Nach einem kurzen aber liebevollen Kuss, badeten die beiden in einem rauschenden Blütenmeer. Ihre jüngeren Geschwister sparten nicht und überhäuften die beiden frisch vermählten mit weißen Rosenblättern, deren Duft die Halle erfüllte, während sie sanft zu Boden flatterten. Am Nachmittag, als alle ihre geladenen Gäste eingetroffen waren, verlagerten sie die Gesellschaft nach draußen, in den Garten, wo Joey ein besonderes Geschenk erhalten sollte. Was er merkwürdig fand, da Seto materielle Geschenke, gewöhnlich für unsinnig hielt. Er konnte ohnehin alles kaufen, was er haben wollte, egal ob es eine neue Duell Monsters Karte, oder eine Konkurrenz Firma war. Und für Jahrestage und andere Jubiläen, dass hatte der Brünette schon zu beginn ihrer Beziehung klargestellt, hatte er auch nichts übrig. Seto wollte die kleinen Gesten an Aufmerksamkeit und Wertschätzung lieber jeden Tag. Manchmal, wenn der Brünette sich in seinem Arbeitszimmer verschanzt hatte, schob er kleine Liebesbriefe unter der Türe hindurch, hatte Joey, Tristan vor einiger Zeit verraten. Falls der andere mal wieder im Büro festhing, ließ der Blonde es sich nicht nehmen, seinem Boss persönlich einen kleinen Snack vorbei zu bringen. Nicht ohne die Warnung, ihn direkt auf dem Schreibtisch zu vernaschen, sollte Seto seine Arbeit lieber haben als ihn. Yugi und Tea waren als Paar gekommen, genauso wie Tristan und Duke. Die vier standen bei Joey und sollten ihm die Augen zuhalten, bis Seto die Überraschung enthüllte. Beziehungsweise, die Überraschung per Fernsteuerung angeflogen kam. Der Blonde spürte den scharfen Luftzug und eine warme Windböe, als etwas dumpf auf dem Boden aufkam, begleitet von einem mechanischen Surren. „Wow, Wahnsinn.“ Und „Der Oberhammer!“ waren die Kommentare seiner Freunde und Joey versuchte sich ihre Hände von Gesicht zu ziehen. Er schaffte es und blieb wie angewurzelt stehen. Da standen ihre Drachen! Wie zum Leben erweckt! Atemlos stolperte er einen Schritt darauf zu, er musste sie einfach anfassen, sich überzeugen, dass die etwas zwei Meter großen Modelle echt waren und kein Hirngespenst. „Das sind Duell Monsters Mobile Suits.“, sagte Seto, mit einem breiten, stolzen Grinsen. „Dein Halloween Kostüm damals, hat mich auf die Idee dafür gebracht. Sicher kommt es gut an, wenn die Menschen nicht nur mit ihren Lieblingsmonstern spielen, sondern auch in ihre Rollen hineinschlüpfen können.“ „Man kann die anziehen?“, fragte Joey ungläubig. Und auf einen Knopfdruck hin öffnete sich der Rumpf des schwarzen Rotaugendrachens. „Sicher doch, dafür sind sie ja da. Allerdings können nur unsere beiden Prototypen auch richtig fliegen. Das wäre zu gefährlich für die Besucher von Kaiba Land, die werden damit nur auf dem Boden herumlaufen.“ „Das ist echt verdammt genial. Ich kann nicht glauben, dass ich dich auf die Idee gebrach habe.“, meinte Joey gerührt und schlang seinem Mann die Arme um den Hals, um ihn in einen innigen Kuss zu ziehen. „Guuut.“, kam es schwärmend von Michelle. „Dann kann das Paar ja jetzt auch den Brauttanz eröffnen.“ Sie gab das Zeichen und das Streichquartett spielte einen Walzer ein. Wenn sie schon auf das Brautstraußwerfen verzichten musste, wollte sie wenigstens Nachschub für ihre homoerotischen Fantasien von den beiden. Sie war, neben Mokuba und Serenity, das selbsternannte größte Fangirl der zwei und ließ das auch jeden wissen. Michelle tanzte mit Joeys Vater, mehr aus Mitleid, als aus romantischem Interesse. Denn Joeys Mum und Mokuba, der mittlerweile Hosen und ein Hemd mit Krawatte trug und wie eine Miniversion seines Bruders aussah, schwangen das Tanzbein. Die Musik war nun flotter und lockte auch Serenity und Mai zu einer kleinen Einlage. Etwas abseits und wesentlich ruhiger, wiegten sich Roland und Fuguta im Takte der Musik. Keiner blieb allein. Und wenn sogar ein Gletscher schmolz, konnte das Klimawandel sein - Oder Joey Wheeler. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)