Der Preis des Erfolgs von Chai-Cherry-Tea ================================================================================ „Na endlich, ich dachte schon, ich müsste nachhelfen.“, grinste Mokuba zu seinem Bruder auf und löste sich aus der Umarmung. Er hatte in der Küche, an der Theke gesessen und Hausaufgaben gemacht, als Seto mit Joey nach Hause kam und ihm von ihrer, nun offiziellen, Beziehung erzählten. „Was meinst du denn damit?“, wollte der Brünette wissen. „Also echt Seto. Du bist mein großer Bruder und ich kenne dich. War doch offensichtlich, dass Joey was Besonderes für dich ist. Im Prinzip nur eine Frage der Zeit, bis ihr tatsächlich zusammenkommt.“, freute sich der Kleinere, als wäre Weihnachten auf diesen Tag im Sommer gefallen. Joey war erleichtert, denn es war klar, für wen sich Seto im Zweifelsfall entschieden hätte. „Ok, dann ist ja gut. Ich werde hoch gehen, der Ausflug war anstrengend.“, meinte Seto und streichelte Mokuba noch mal durchs Haar, ehe er die Küche verließ. „Du bist dir ja ganz schön sicher, dass Seto schon früher was für mich übrig hatte. Wie kommst du denn darauf? So viele Steine, wie er mir in der Vergangenheit immer in den Weg gelegt hatte. Wollte er nicht mal, dass du dafür sorgst, dass ich zu einem Duell zu spät komme und disqualifiziert werde?“, wollte Joey nun neugierig wissen. Der Schwarzhaarige fing an zu lachen, bis die Tränen kamen und er sich den Bauch halten musste. „Wie kann man nur mit solchen Scheuklappen durch die Gegend laufen? Du bist mir ja einer, Joey.“ Mokuba knuffte den Blonden belustigt in die Seite. Nun setzte Joey einen schmollenden Ausdruck auf. Man merkte bei Mokuba die 16 sehr deutlich. „Also gut Joey, ich erzähl dir jetzt mal was, dass du vermutlich nicht mitbekommen hast.“ Da spitzte der Blonde die Ohren und beide setzten sich an die Theke. „Das ganze liegt jetzt schon ein paar Jahre zurück du ich erinnere mich auch nicht mehr so genau daran, was überhaupt los war, aber damals war ja ständig was los. Einmal sind wir in der Stadt auf Tristan, Tea und dich getroffen. Dein Freund hatte dich getragen, weil du bewusstlos warst. Seto hatte einen dummen Spruch gemacht, später hab‘ ich verstanden, dass er einfach nur eine Reaktion von dir provozieren wollte. Um zu sehen, wie ernst es bei dir ist. Als von dir nichts kam, hat Seto auf dich aufgepasst. Du wärst nämlich beinahe von Tristans Rücken gerutscht, und wenn du so auf die Straße gefallen wärst, hättest du dich sicher verletzt. Aber Seto hat dich aufgefangen und da hat’s bei mir Klick gemacht.“ Der Kleinere grinste auf seine schräge, einnehmende Art, die zeigte, wie stolz er auf seinen großen Bruder war. Zum Ende hin war Joey vor Verlegenheit knallrot angelaufen. Das hatte er alles nicht gewusst. Und seine tollen Freunde hatten ihm von dieser Begegnung, auch mit keinem Wort berichtet. Jetzt brauchte er ‘ne Cola. Eiskalt! Kurz darauf hatte sich Joey wieder beruhigt und berichtete Mokuba von seinem Vorhaben, bei Michelle eine Kochausbildung zu machen. In diesem Zug horchte er den Kleineren gleich mal aus, welche Gerichte Seto besonders gern hatte. Mokuba zwinkerte ihm verschwörerisch zu und verriet Joey alles, was er wusste. Der Blonde freute sich über seinen neuen Verbündeten. „Nur mit Süßigkeiten musst du bei Seto vorsichtig sein. Die waren verboten, als Gozaburo noch lebte. Vor allem die westlichen. Und die Strafen, wenn wir erwischt wurden waren drakonisch, deshalb hat Seto sie jedes Mal komplett auf sich genommen, um mich zu beschützen.“ Der Kleinere überlegte kurz. „Ich glaube, das einzige was ich ihm seither schmackhaft machen konnte, ist salziges Popcorn. Aber auch davon isst er höchstens eine Handvoll.“ „Oh man, dass klingt echt nach einer harten Kindheit. Ihr hattet es nicht leicht bei diesem Verrückten.“ Mokuba zuckte mit den Achseln. „Einmal wollte Gozaburo meine Haare abschneiden, da gab es einen riesigen Krach zwischen ihm und Seto, der dazu führte, dass mein Bruder sich aus Trotz, die Haare grün gefärbt hatte.“ Stimmt, das war zu Beginn ihrer Schulzeit, Joey hatte es vergessen, da es so lange schon her war. „Das ging aber nur kurze Zeit so, Gozaburo hat jeden Widerstand gebrochen und deshalb ist Seto jetzt emotional so verkrüppelt.“ Die Beklemmung machte Joey das Herz schwer. „Jetzt verstehst du bestimmt, weshalb ich mich so freue, dass ihr zusammengefunden habt. Du bist immer so fröhlich, dass ist ansteckend und du kannst Setos Herz bestimmt heilen. Besser als ich, ich kann nur für ihn da sein.“ Später, nachdem Mokuba mit seinen Schularbeiten fertig war, fragte er Joey, ob dieser mit ihm zocken wollte. Der Blonde freute sich darüber, dass Mokuba ihn nicht nur als Anhängsel von seinem Bruder ansah, sondern als neues Familienmitglied willkommen hieß. Mit seiner Schwester hatte Joey nie Videospiele gespielt, von daher fand er es ziemlich cool. „Was ist es denn?“, wollte der Blonde wissen und machte es sich auf der Couch im Wohnzimmer bequem während Mokuba einen zweiten Controller ein stöpselte und dann an ihn weiterreichte. „Man löst Rätsel in verschiedenen Dungeons. Du kannst Magier oder Krieger sein. Jede Klasse hat unterschiedliche Eigenschaften. Mit den Magiern kann man die Fallen in den Dungeons unschädlich machen, sie haben eine hohe Verteidigung. Mit den Kriegern besiegt man die wilden Tiere, Monster oder Drachen, die in den Dungeons leben, sehr einfach, da sie einen hohen Verteidigungswert haben. Ziemlich klischeehaft, entweder Muskeln oder Hirn.“, lachte der Jüngere. „Aber die Rätsel sind cool und ich mag das Design.“ Joey entschied sich dafür ein Krieger zu sein, ohne, dass er wusste, welche Klasse Mokuba spielte. Die Gestaltungsmöglichkeiten der Figuren waren schon ein bisschen überfordernd für den Blonden. Schließlich hatte er sich einen ansehnlichen Ritter zusammengebastelt und beendete das Menü um ins Game einzusteigen. „Wow, war ist das denn für ‘ne schöne Elfe?“ Mokuba kicherte amüsiert. „Das ist meine Magierin. Glotz ihr bloß nicht auf den Hintern, wenn sie vor uns rum fliegt.“ Warnte er Joey. „Ich hab‘ sie Belle genannt und sie kann einen Wiederbelebungszauber, also verscherz es dir nicht mit ihr.“ *** „Morgen Seto. Morgen Joey. Hübsches Bild, soll ich es euch einrahmen?“, fragte Mokuba und winkte den beiden mit der Tageszeitung zu, als sie zum Frühstück in die Küche kamen. Der Brünette nahm ihm die Zeitung ab und schmunzelte. „Wenn du die nächsten Tage nicht in die Schule möchtest, ist das ok.“, bot er an. Aber der Schwarzhaarige lehnte ab. „Das ist lächerlich, Seto. Schulskandale und Intrigen halten sich höchstens eine Woche, dann kommt schon was neues. Außerdem bin ich kein kleines Kind mehr.“ „Also gut. Aber sag mir Bescheid, sollte es Probleme wegen mir geben.“ An diesem Morgen gab es ein englisches Frühstück mit Speck, Bohnen, Rührei und Würstchen, sowie Toast. Gestärkt verkroch sich Seto in seinem Arbeitszimmer, bis ein Videoanruf für Joey ankam. Er wurde automatisch von einem elektronischen Newsticker, im oberen Bildschirmrand informiert und rief den Blonden zu sich. „Yugi, für dich.“, sagte er kalt und deutete an, dass Joey sich auf seinen Platz setzen sollte, um den Anruf, der in den Warteschleifen hing, anzunehmen. „Ich bin mir nicht sicher, was ich sagen soll.“, gab er unsicher zu und schaute fragend zu Seto. „Tja, das kann ich dir auch nicht beantwortenden. Wäre der Anruf nur an mich gerichtet, hätte ich ihn abwimmeln lassen.“, kam es unterkühlt von dem Brünetten. Joey seufzte und klickte auf das grüne Symbol, um Yugi auf den Bildschirm zu holen. Sein alter Freund erschien und sah sogleich überrascht aus, dass er Seto hinter Joey stehen sehen konnte. Stotternd begrüßte er beide und winkte überflüssigerweise in die Kamera. „Also was willst du?“, fragte Joey unschlüssig, wie er mit diesem Anruf umgehen sollte. Wollte er sich entschuldigen, oder ihm verspätet gratulieren? „Ja, ähm, Joey. Ich dachte nach dem Turnier echt, du hättest dich mit Kaiba verbrüdert, weil du mich so sehr hasst. Aber da ihr ein Paar seid-“ Er hob dabei besagte Zeitung kurz in die Höhe. „ist mir jetzt auch klar, warum du mit dem Weißen Drachen gespielt hast.“, brabbelte Yugi unkonzentriert und wurde seinerseits von Seto unterbrochen. „Tja, da muss ich dich korrigieren. Zu dem Zeitpunkt, waren wir noch nicht zusammen.“ Plötzlich sprangen Tristan und Tea ins Bild, die beiden hatten sich wohl in einem Totenwinkel zur Kamera befunden. „Waaas? Das gibt’s doch nicht?“, brüllte Tristan aufgebracht. Joey schüttelte den Kopf, sich zu verstecken war echt kindisch. „Erstens ist es erlaubt, VOR jedem Duell, sein Deck neu aufzustellen. Es gibt keine Regel die besagt, man darf ein ganzes Turnier, nur mit demselben Deck spielen, dass wäre ja auch mehr als unsinnig. Die einzige Vorschrift ist, dass man nur mit Originalkarten spielen darf. Und es gibt genug Duellanten, die ihre Karten von Firmen gesponsert bekommen und kein eigenes Deck besitzen. Also hab ich ganz fair gewonnen und du bist ein wirklich schlechter Verlierer, dass hat mich sehr verletzt, Yugi. Gerade du!“ Der Angesprochene ließ den Kopf hängen. „Das tut mir leid, Joey. Entschuldige bitte.“, sagte er ganz kleinlaut. „Gut, Yugi, danke.“ Danach beendete sie das Gespräch, so schnell wie es begonnen hatte und Joey verließ das Arbeitszimmer grübelnd. *** Am Abend kam Michelle in die Villa, um das Essen zuzubereiten und Joey eröffnete ihr, dass er die Ausbildung machen wollte. „Ich würde gerne was für Seto kochen, zum Abendessen.“ Er druckste herum, aber Michelle grinste ihn wissen an, sie hatte schon längst verstanden und nahm ihn kumpelhaft in den Schwitzkasten. Sie war gröber als Tristan und Joey jammerte. „Du meinst ein romantisches Essen? Dann solltest du wissen, dass die meisten arbeitenden Menschen abends lieber schlafen, als Sex zu haben. Wenn du also mehr als Kuscheln haben möchtest, dann verleg das Ganze auf den Mittag und ihr könnte den Rest des Tages auskosten.“, lachte sie süffisant wie immer. „Also Michelle!“, japste Joey mit hochrotem Gesicht. „Nichts zu danken, Joey. So schüchtern wie du manchmal guckst, könntest du den ein, oder anderen Sex Tipp von mir bestimmt gut gebrauchen.“ Der Blonde schlug die Augen nieder. „Ok, aber vielleicht machst du das ein kleines bisschen diskreter. Bei dir hört sich das so an, als ob du über ein Rezept sprichst.“, murmelte Joey. „Jaaa, das ist schon typisch japanisch. Aber keine Sorge, ich lass nichts anbrennen.“, gluckste Michelle mit einem Augenzwinkern. „Liebe geht durch den Magen, wer wüsste das besser als ich?“, sagte sie und reichte Joey eine Kochschürze und eine passende Haube dazu. Sogar sein Name war bereits darauf eingestickt. „Woher hast du gewusst, dass ich es machen werde?“, wollte er verblüfft wissen. „Weil ich an dich glaube, Joey. Du schaffst das schon.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)