Der Preis des Erfolgs von Chai-Cherry-Tea ================================================================================ Yugi lächelte seinen Freund an. Es war sicher hart für Joey keine gute Karte gezogen zu haben und nun dem unausweichlichen Ende entgegen zu treten. „Mach schon Joey, spiel deine Karte. Es war ein gutes Match!“ Mutlos hob der Blonde seinen Blick, ganz langsam. Die ganze Halle erwartete seinen letzten Spielzug und das Scheinwerferlicht brannte im heiß im Gesicht. Alle dachten, er zitterte, weil er am Verlieren war. Tatsächlich war Joey würde sich selbst erschrocken, dass er in Betracht zog die Karte zu spielen. Er hielt das Herz der Karten eines anderen in der Hand. War es dann wirklich sein sieg? Worauf hatte er sich eingelassen? Der Feldrichter schaute ihn ernst an. „Sie müssen jetzt ihren nächsten Zug machen.“, ermahnte dieser ihn. Nagut, wenn sie alle so scharf darauf waren ihn verlieren zu sehen… Wie angewurzelt starrte Yugi auf die strahlend helle Projektion die sich auf dem Spielfeld zwischen ihnen materialisierte, wie eine Mauer. Er hielt den Atem an, denn es war zwar ein Drache – aber eben nicht Joeys Drache! „Joey, was?“ Yugis Stimme war unangenehm laut in der totenstillen Halle. Nach dem Angriff rauschten seine Lebenspunkt auf Null und das einzige was Joey noch auf de Beinen hielt war da Adrenalin in seinen Adern. Sein Herz raste, seine Gedanken rasten. Dann trat der Feldrichter an ihn heran. „Mister Wheeler, bitte händigen Sie uns ihr Deck zur Überprüfung aus.“ „Was? Aber ich hab doch gewonnen!“, knirschte Joey sauer. „Nein, noch nicht. Im Moment haben wir den Verdacht, dass Sie sich durch das Turnier geschummelt haben.“ Perplex reichte Joey dem Schiedsrichter das Kartendeck. Danach wandte er sich zu Yugi um. Der war von seiner Konsole zurückgetreten und war Kreidebleich. Tristan und Tea hatten ihm tröstlich die Hände auf die Schultern gelegt. „Warum Joey? Warum hasst du mich so sehr?“, fragte Yugi du trotz der Entfernung und dem Murmeln in der Halle konnte er jedes Wort verstehen. Dem Blonden rutschte das Herz in die Hose, was hatte er da angerichtet? Jetzt sah ihn jeder. Wie egoistisch und selbstsüchtig er war. Warum hatte er auch gewinnen wollen? „Ganz toll Joey!“, schrie Tristan, den er von all seinen Freunden am längsten kannte. Der wie ein Bruder für ihn war. „War es das Wert? Nein – vergiss es einfach. Wenn du Yugi so verletzte, dann sind wir vermutlich die nächsten, richtig? Denk nicht mal dran noch mal bei uns angekrochen zu kommen. Ich hasse Kotzbrocken wie dich die nicht wissen wer ihre wahren Freunde sind.“ „Mister Wheeler! Bitte folgen sie uns in das Büro der Turnierleitung.“ Der Blonde war fast dankbar, dass man ihn aus seiner Schockstarre gerissen hatte und folgte den Feldrichtern. Die Halle leerte sich ebenso. Keine Siegesfeier für Joey. Security und weitere finster dreinschauende Männer ließen ihn wie einen Schwerverbrechen keine Sekunde aus den Augen. Einer der Männer, der telefoniert hatte legte den Hörer zurück und griff sich dann ein kleines Stückpapier auf dem er eine Notiz machte. Joey rutschte unbehaglich auf seinem harten Plastikstuhl hin und her. Dann kam der Kerl zu ihm. „Herr Kaiba hat bestätigt, dass er ihnen die Karte geliehen hat. Dass es sich um das Original handelt.“ „Klar ist er Original, das Duell System hätte die Karte sonst gar nicht erst akzeptiert. Und dachtet ihr Hampelmänner ernsthaft man könnte Kaiba seinen Drachen stehlen? Macht euch nicht lächerlich!“ „Mister Wheeler, ich hätte gut und gerne Lust Ihnen das Preisgeld nicht auszuzahlen. Nach dieser beschämenden Vorstellung.“, sagte der Mann und gab Joey den Scheck den er zuvor unterzeichnet hatte. „Danke Mann, wurde aber auch Zeit.“, keiferte der Blonde beleidigt und verließ das Gebäude so schnell er konnte. „Arschgeigen.“, schimpfte er wüten während er sich fragte wie es Yugi ging und was die anderen jetzt wohl machten. „So eine Scheiße.“, sagte er zu sich selbst und atmete tief ein und aus. Freud und Schmerz lagen so nah beieinander und das Kartendeck in der Tasche seiner Jeansjacke wog ungewöhnlich schwer. Er steuerte seine Hausbank an und gab den Scheck zur Einzahlung ab. Wieder wurde ungläubig zum Telefon gegriffen und nach einer Bestätigung verlangt. Nach einer halben Stunde konnte Joey den Saftladen endlich wieder verlassen, er hatte alles erledigt was es zu tun gegeben hatte. Der klägliche Rest von 20.000 Yen hatte sich der Blonde in Bar geben lassen. Wie gewonnen so zerronnen, dachte Joey wehmütig und ging nach Hause. Sein Alter erwartete ihn bereits in bedauernswertem Zustand. „Hey Dad.“, begrüßte Joey seinen Vater leise. „Gute Neuigkeiten, wir werden nicht aus der Wohnung geschmissen.“ Auf dem Weg zum Küchentisch hob er einige leere Bierdose auf und packte sie in einen Sack. „Die musst du noch zurück in den Laden bringen, da ist Pfand drauf.“ Nachdem er grob Ordnung gemacht hatte lüftete Joey und holte zwei Fertigmahlzeiten aus dem Kühlschrank um sie in die Mircowelle zu stecken. „Ich hab gewonnen, Dad. Du könntest mich wenigstens beglückwünschen.“, meinte er niedergeschlagen. „Ha. Das Einzige was du heute gemacht hast, war das Essen nicht anbrennen zu lassen.“ Joey schnaubte. „Wir konnten es uns bisher nicht leisten, aber jetzt kannst du in eine Klinik.“ Er zog einen zerknickten alten Flyer aus der Tasche und schob ihn über den Tisch zu seinem Vater. „Die Anzahlung hab ich schon gemacht, du könntest Morgen schon dort hin.“ Womit der Blonde nicht gerechnet hatte, war dass sein Vater völlig ausrastete. Joey wurde angebrüllt, Teller flogen in seine Richtung und dann landete er plötzlich vor der Türe. „Hau ab! Verpiss dich. Ich geh in keine Scheiß Klinik.“ Wenig später, eine Straßenecke weiter, wählte Joey eine Telefonnummer die er stets auf einem kleinen gefalteten Papier in seiner Geldbörse mit sich herumtrug. Es ging ewig keiner ran, aber es war auch schon spät. „Ähm, hallo Mai. Ich bin es Joey. Du wirst mir nicht glauben, aber irgendwie bin ich vom Peck verfolgt und jetzt hat mich auch noch mein alter Herr vor die Türe gesetzt.“ „Joey? Weißt du wie spät es ist? Ich b r a u c h e meinen Schönheitsschlaf! Außerdem solltest du dir bei dem Preisgeld doch ein Hotel leisten können. Düüüüp---“ Aufgelegt? Einfach so! Joey hängte den Hörer wieder in die Gabel ein. Die Frau für die er seit Jahren heimlcijh schwärmte hatte ihn genauso abserviert wie seine Freunde, vermutlich sollte er sie auch in Gedanken nicht mehr so nennen. Ihm war schlecht! „Fuck.“ Joey ließ die Schultern hängen. Mittler Weile war es Abend geworden, sicher nach 23 Uhr. Verzweifelt überlegte er wo es jetzt noch einen Platz für ihn geben würde. Und Joey wusste ganz sicher, dass es nicht richtig war, aber er hatte nur noch die Klamotten am Leib und einen Schlüssel in der Tasche. Es war Routine die Alarmanlage auszustellen, doch den Burger Laden bei Nacht und ohne Mitarbeiter oder Gäste zu betreten war etwas gruselig. Jeder Schatten ließ Joey zusammenzucken. Er machte kein Licht, aber das war auch gar nicht nötig, die Fensterfront ließ genug Helligkeit herein. Draußen blickte eine Neonreklame und die Innenstadt war sowieso Taghell erleuchtet. Ein trockenes Brötchen, Salat und Tomaten aus dem Vorratslager waren sein Nachtessen nachdem zuvor die Hälfte auf Boden und Wände verteilt worden war. Joey hockte sich auf eine der gut gepolsterten Sitzbänke, hier würde man es schon eine Nacht oder zwei aushalten. Doch dazu kam es nicht. Schon wenige Stunden später weckte ihn jemand unsanft. „Joey, das kann doch einfach nicht wahr sein?!“, schrie sein Chef mit hochrotem Gesicht. Grinsend richtete der Blonde sich auf und wollte seine missliche Lage erklären, doch er wurde unsanft am Armgepackt und aus dem Laden gezerrt. „Wir haben hier Hygieneauflagen, du darfst hier nicht schlafen. Oder dir einfach was zu essen nehmen. Das ist Diebstahl, verflucht noch eins. Ich, ganz bestimmt die ganze Stadt, hat deinen Auftritt gestern mitbekommen. Denkst ich könnte dich nach der Nummer noch hier arbeiten lassen? Du bist gefeuert Joey, verschwinde und wenn ich dich hier noch mal erwische-“ Sein Chef ließ die Drohung unvollendet. Zumindest war es Morgen, nicht früher als acht. Vielleicht sollte er die verfluchten Karten zurückbringen. Ach quatsch – an den Karten lag es nicht. Er rieb sich die Augen aus und gähnte. Am liebsten würd Joey sich in irgendein Loch verkriechen und schlafen bis Gras über die Sachen gewachsen war. Aber es nützte nichts. Er musste sich der Tatsache stellen, dass er jetzt zwar einen Meisterschaftstitel trug jedoch alles was ihm einmal etwas bedeutet hatte verloren hatte. Seine Füße trugen ihn wie automatisiert durch die Stadt zur Kaibavilla an deren Toren er diesmal von Roland empfangen und ins Haus gebracht wurde wo er – gefühlt seit Tagen – das einzige freundliche Gesicht sah. „Hey Joey, meinen Glückwusch.“, rief Mokuba, wieder in kurze Schlafsachen gekleidet, ihm freudestrahlend entgegen. „Trotzdem hatte ich nicht so früh mit dir gerechnet. Nimm doch Platz und eine Waffel. Magst du Tee oder Kaffee?“, wollte er wissen und wuselte durch die geräumige Küche mit der gemütlichen Theke. Beinahe fühlte sich Joey hier schon heimisch. „Wir haben dein Match gesehen und du hast alle verblüfft.“ „So könnte man es auch sagen.“ Dann hob Joey ungläubig den Blick. „Du meinst Seto hat sich dazu herabgelassen sich mein Spiel anzusehen?“ „Sei doch nicht immer so negativ Joey. Natürlich hat er zugeschaut. Seto war sogar richtig begeistert, als endlich wieder sein Drache das Spielfeld dominiert hat.“ Du kennst ja Worte, dachte Joey. Dennoch war der Vergleich passend. Die Präsenz des weißen Drachen mit eiskaltem Blick war ihm wie ein Nervenfeuer durch und durch gegangen. „Seto hatte seit langen mal wieder richtig Spaß. Ich denke du hast jetzt was gut bei ihm. Mir hat zwar seine miese Lache nicht gefallen, als Yugi zusammengebrochen ist, aber er lief dann ja mit den anderen von dem Podest weg, also denke ich wars nicht so schlimm für ihm.“ Wie war das? Yugi war zusammengebrochen – wegen ihm? Das hatte Joey gar nicht mitbekommen. Beschämt senkte er die Lieder wieder und schaute auf seine angebissene Waffel. „Kopf hoch Wheeler, das ist der Preis des Erfolgs.“ Die wohl vertraute Stimme klang gehässig und Joey drehte sich sofort mit einer schnippischen Antwort auf den Lippen um. Zu spät bemerkte er, wie nah Kaiba ihm dabei schon war und stieß mit dem Kopf gegen dessen Brust. „Bist du verrückt Kaiba?“, blaffte Joey ihn an und setzte sich zurück auf seinen Barhocker. Belustigt über die Grimasse die der Blonde schnitt platzierte sich Seto erneut auf der anderen Seite der Theke. „Wenn hier einer irre ist, dann derjenige der meine Waffeln aufisst.“, belehrte Seto ihn und schenkte sich einen Filterkaffee aus der großen Kanne ein. „Zumal derjenige offensichtlich nicht mal die Uhrzeit lesen kann und dauernd zu unpassenden Zeiten hier aufschlägt. Seh ich aus als gäbe es hier betreutes Wohnen?“ „Ehrlich Seto, brech jetzt bitte keinen Streit vom Zaun. Ich hab heute nen vollen Terminkalender.“, kam es von Mokuba und Joey schaute verwirrt zwischen ihm und seinem Bruder hin und her. Irgendwas stimmte hier nicht und der Blonde hatte wenig Lust es herauszufinden nachdem ohnehin schon alles den Bach runterlief. Kurzerhand packte er die Box mit Setos Deck auf die Theke. „Das wars. Ich bin fertig damit.“ „Fertig, Wheeler? Ich sag dir wann du fertig bist.“ Setos Stimme war kalt und schnitt wie ein Skalpell. Joey starrte ihn an, doch Kaibas Augen funkelten seltsam. „Weißt du, es hat mir ziemlich gut gefallen, wie du den kleinen Yugi an der Nase herumgeführt und fertig gemacht hast. Daher will ich, dass du die Karten vorerst behältst.“ Die Dringlichkeit von Setos Worten nahm zu. Dabei schob er das Deck zurück in Joeys Richtung. Als dieser es annahm berührten sich kurz ihre Fingerspitzen. Es war wie ein Packt mit dem Teufel und der Blonde konnte nicht leugnen, dass irgendwas in ihm vorging. „Ich will, dass du jetzt für mich Pegasus fertig machst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)