Coup d'Etat von rokugatsu-go ================================================================================ Epilog: Alles braucht seine Zeit -------------------------------- „Okay, was gucke ich mir da gerade an?“ Ino kam gerade von einer weiteren Besprechung der Informationsabteilung zur Tür herein und fand ihren Freund inmitten dutzender Seiten Papier im Wohnzimmer sitzen. Es war ein langer Tag für sie gewesen. Die Ne waren noch viel härter zu knacken als gedacht und noch reichten Inos Fähigkeiten nicht an die ihres Vaters heran, weswegen sie immer wieder ihr Vorgehen beim Verhör neu besprechen mussten. Sie hatte sich auf ein paar ruhige Stunden zur Erholung zu Hause gefreut, aber das da sah nicht nach Erholung aus. Sai blickte von seinen Papieren freudig zu ihr hinauf. „Guten Abend, Ino. Wie war dein Tag? Gibt es etwas Neues?“ „Eigentlich ganz okay. Bis jetzt nicht viel“, antwortete sie immer noch irritiert auf seine Fragen. „Was ist das hier? Ich dachte, du hattest heute deinen freien Tag?“ Tsunade hatte Sai nach dem Stress der vergangenen Wochen einen Tag Auszeit verordnet, damit er sich mal ein bisschen erholen konnte. So wenig Sai dies auch wollte, er wusste, dass er gegen Tsunade keine Chance hatte und hatte die Zwangspause mit der Bemerkung, sie sinnvoll zu nutzen, akzeptiert. „Ich war den ganzen Tag bei Hinata“, erklärte er stolz, „und habe sie bei der Versorgung Borutos beobachtet und Fragen gestellt.“ „Meine Güte, Sai“, Ino fasste sich mit einer Hand an den Kopf, „an freien Tagen macht man Dinge, die einem Spaß machen.“ „Ich weiß“, erwiderte er freudestrahlend. „Ich hatte heute viel Spaß.“ „Du bist echt von einem anderen Planeten.“ Ino schmunzelte, bevor ihr plötzlich siedend heiß wurde, als ihr etwas einfiel. „Moment. Du hast Hinata Fragen gestellt? Was für Fragen? Geht es Hinata gut?“ Sai ging seine Unterlagen durch und hob einen Stapel Blätter auf. „Das hier ist der Extrakatalog mit Fragen, von denen ich denke, dass du sie besser mit ihr durchgehen solltest.“ Erleichtert atmete Ino aus. „Puh, du hast mitgedacht.“ „Ich habe Hinata die Fragen gezeigt und als sie eine interessante Pinktönung im Gesicht annahm, schlussfolgerte ich, dir das besser zu überlassen.“ „Da hast du immerhin den richtigen Schluss gezogen. Dann zwingst du mich nicht mehr, die ganzen Bücher zu lesen?“ Sie deutete auf den riesigen Stapel Eltern-Kind-Ratgeber, die sich vor dem sowieso übervollen Bücherregal türmten. „Ich würde dich nie dazu zwingen“, entgegnete Sai. „Ich würde es nur für vollkommen verantwortungslos halten, nicht mal einen Blick in sie hinein zu werfen.“ Ino stöhnte einmal lang und tief. „Es ist wie Shikamaru gesagt hat: Ich hätte wissen müssen, worauf ich mich einlasse, wenn ich mich mit jemandem von Team Sieben einlasse.“ „Haben wir wirklich eine Art Ruf?“, stutzte Sai. „Ihr seid das berüchtigtste Team von Konoha. Ein vorlautes Waisenkind, ein traumatisierter Uchiha, drei verkorkste Anbu … nichts für ungut. Meine Güte, Sakura mit ihren Komplexen ist echt die Normalste von euch … nichts für ungut. Ihr seid wie ein Mikrokosmos an Katastrophen. Ein seltsamer Haufen. Und trotzdem beneidet euch jeder, um das besondere Verhältnis, das ihr habt. Ich meine, wir standen Asuma auch sehr nahe und Shikamaru und Choji sind für mich natürlich weit mehr als nur Teamkameraden. Aber ihr von Team Sieben, ihr seid mehr wie eine Art Organismus, der nicht überleben kann, wenn nicht alle Teile beisammen sind.“ Sai hörte den Worten seiner Freundin aufmerksam zu. „Irgendwie“, sagte er nach einer Weile der Nachdenklichkeit und lächelte dabei, „irgendwie gefällt mir das.“   „... und ich bin mir so sicher, dass wir jetzt auf dem richtigen Weg sind. Jun konnte heute sein Chakra schon ein paar Minuten ganz kontrolliert fließen lassen. Bald wird er seine Kräfte unter Kontrolle haben, echt jetzt.“ Hinata betrachtete selig lächelnd, wie Naruto Boruto badete und dabei gar nicht mehr aufhörte zu erzählen. Seine gute Laune ging auf Boruto über, der, statt wie sonst das Baden mit lautem Gebrüll zu kommentieren, fröhlich gluckste. „Das freut mich zu hören, Naruto. Wie lief die Unterweisung bei Tsunade?“ Auf Hinatas Frage hin zog der Angesprochene eine Grimasse. Neben dem Training mit seinem Schüler musste auch Naruto wieder zum Lernen antreten. Naruto hatte Kakashi von seinen Sorgen rund um seinen Traum Hokage zu werden, erzählt, worauf Kakashi ihn zu Tsunade geschickt hatte. Naruto hatte es beiden geschworen, sich mit noch mehr Elan in die Arbeit reinzuhängen, damit er es irgendwann wirklich schaffen konnte, seinen Traum wahr werden zu lassen. Auf Kakashis - von Tsunade mit einem Grummeln kommentierten - Vorschlag hin sollte Naruto von ihr schon mal ein paar Einweisungen in die wesentlichen Strukturen der Arbeit eines Hokage erhalten. Nun, da die Ne-Krise zwar noch nicht ganz ausgestanden war, aber zumindest abebbte, hatte sie etwas Zeit dafür. Wenn auch nicht nicht die Nerven. Naruto war dabei, als sie die Anbu für die weitere Verfolgung der Ne einteilte und ebenso bei jeder Besprechung nach den Befragungen. Shizune raunte ihm bei jeder Gelegenheit Erklärungen zu und wäre nicht irgendwann Shikamaru zu ihnen gestoßen, um die Abläufe gleichermaßen zu lernen, Naruto wäre mit Sicherheit wieder verzweifelt. Mit Shikamarus Nachhilfe jedoch gab es ein Licht am Ende des Tunnels. Ein schwaches, aber ein vorhandenes. „Gut … denke ich“, antwortete Naruto schließlich. „Wir … arbeiten daran. Aber lass uns lieber von was Anderem reden“, wechselte er schnell das Thema, um nicht zugeben zu müssen, wie anstrengend und kompliziert er die Unterweisungen fand. Aber es gab keinen einfachen Weg, um Hokage zu werden. Und er würde jeden Umweg nehmen, wenn es ihn seinem Traum ein Stück näher brachte. Dies hatte er nun mehr als je zuvor verstanden. „Wie war dein Tag?“ „Ääh ...“ Hinatas Gesicht verfärbte sich dezent rosa. „Sai war hier und wollte etwas über Babybetreuung lernen.“ „Was hat der Kerl zu dir gesagt? Muss ich ihm mal wieder sagen, was sich gehört und was nicht?“ Hinata winkte verlegen ab. „Nein, nein, so schlimm war es nicht. Er war ein Gentleman und eigentlich ziemlich süß. Er hat sich über alles Mögliche Notizen gemacht. Er fragte auch, ob er noch einige Sachen mit dir durchgehen kann, wenn du Zeit hast.“ „Oh Mann, dieser Sai.“ Naruto lachte. „Ich hatte ihm schon gesagt, dass sich alles fügen wird, wenn das Kind erst mal da ist, aber wenn es ihn beruhigt, will ich gerne noch mal mit ihm reden. Ich freue mich ja, dass ich jetzt endlich eine Korysphäre auf einem Gebiet bin“, sagte Naruto und hörbarer Stolz schwang mit. „Ähm, Naruto?“ „Ja?“ „Es heißt Koryphäe.“ „Echt jetzt?? So ein Mist!“ Boruto gluckste noch etwas fröhlicher als zuvor.   Langsam schlug Kakashi die Augen auf und … seufzte. „Bitte sag mir, dass du mich nicht beim Schlafen beobachtest.“ Yamato, der an seinem Bett im Krankenzimmer saß, lachte verdächtig. „Was? Also, wirklich, wie kommst du denn auf so was? Ich bin eben gerade erst zur Tür reingekommen und überhaupt würde ich doch nicht … wäre das denn so schlimm?“ Unter einigem Ächzen setzte Kakashi sich etwas auf. Wenn seine Bewegungen so aussahen, wie sich sich anfühlten und anhörten, dann hatte Naruto momentan allen Grund dazu, ihn einen alten Mann zu nennen. „Erzähl mir lieber, was es Neues gibt.“ „Tsunade ist immer noch nicht erfreut darüber, dass ich dir vom Tagesgeschehen berichte, während du dich eigentlich ausruhen sollst.“ „Das ist nichts Neues. Weiter.“ Seufzend schüttelte Yamato den Kopf. „Na schön. Es gibt leider auch nicht sehr viel Neues. Der Anführer des Putsches würde nach wie vor lieber sterben als etwas zu verraten und die anderen lieferten bislang keine neuen Hinweise, denen wir nachgehen könnten. Die Lage im Dorf scheint sich dafür zu beruhigen. Soweit scheint der Großteil der Bewohner froh darüber zu sein, dass du immer noch unser Hokage bist.“ Ein kleines Lächeln legte sich bei diesen Worten auf sein Gesicht, ehe er fortfuhr: „Und Sai arbeitet an einem Programm, frühere Ne-Mitglieder besser in Konoha integrieren zu können. Er hat einige der nun inhaftierten Ne auch noch nicht aufgegeben. Es scheint ihm sehr wichtig zu sein, sie zu retten.“ „Das klingt sehr edel von ihm, aber wir sollten aufpassen, dass er sich nicht übernimmt.“ „Ja, das ist wahr.“ „Hat er mit dir noch einmal über deine Ne-Vergangenheit gesprochen?“ „Nicht direkt. Ich denke, er will schon, aber vielleicht weiß er nicht so recht, wie er es ansprechen soll.“ Nachdenklich fügte er hinzu: „Wenn ich geahnt hätte, dass Sai so viel daran liegt, hätte ich ihm wahrscheinlich früher von meiner Zeit bei den Ne erzählt.“ „Wir wollen doch mal festhalten, dass du ihm nicht davon erzählt hast“, entgegnete Kakashi. „Wir beide wissen, dass du nicht gerne darüber sprichst und ich kann es dir auch nicht verdenken. Aber ich glaube, es tut ihm gut zu wissen, dass es noch jemanden wie ihn gibt.“ „Ich hoffe nur, Sai ist nicht so nachtragend wie Naruto, was unsere … na ja, etwas widerwillige Bereitschaft zur Mitteilung anbelangt.“ „Ich fürchte, bei Sai nimmt das einfach andere Züge an.“ Kakashi seufzte ein weiteres Mal und unter erneutem Ächzen griff er nach einem Buch auf seinem Nachttisch. „'Optimieren Sie Ihre Kommunikationsfähigkeiten'“, las Yamato laut vor und lachte, bevor er in seine hintere Tasche griff und ein Buch herausholte. „Mir hat er 'Öffne dich der Welt und die Welt öffnet sich dir' in die Hand gedrückt.“ „Und wie macht Naruto sich?“ Kakashi bekam zwar fast jeden Tag Besuch von Naruto, jedoch wollte dieser dabei nicht so gern zugeben, dass die Dinge etwas chaotisch liefen. Jun hatte er anfangs auch einmal dabei gehabt und der Junge hatte sich unter Tränen bei Kakashi entschuldigt und ihm geschworen, ein so großartiger Ninja zu werden wie sein Lehrer. Kakashi hatte nun noch weniger als zuvor Zweifel daran, dass Naruto und er dies schaffen würden. „Wenn er nicht bei Jun ist, läuft er brav hinter Tsunade her und hat auf Shikamarus Rat hin sogar angefangen, sich Notizen zu machen“, berichtete Yamato. „Das klingt doch vielversprechend.“ Kakashi lehnte sich wieder zurück. „Naruto hat noch einen weiten Weg vor sich“, dämpfte Yamato seine Hoffnungen. „Das ist mir bewusst. Ich habe begonnen, mich mit dem Gedanken anzufreunden, den Job noch eine ganze Weile machen zu müssen.“ „Anzufreunden?“, hakte Yamato erstaunt nach. „Na ja, sagen wir, abzufinden“, korrigierte Kakashi und Yamato schüttelte belustigt den Kopf. „Naruto soll sich keinen Druck mehr machen und außerdem hat er eine eigene Familie, mit der er noch so viel Zeit wie möglich verbringen soll, daher ….“ Kakashi setzte dazu an, lässig mit den Schultern zu zucken, doch die Bewegung führte zu noch mehr Ächzen. „Ich kenne da jemanden, der sich auch noch mehr Zeit lassen muss“, scherzte Yamato. „Nicht wahr, Opa Kakashi?“ „Haahhhhhnnnngghh.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)