Persona 3 -After the Years- von fubukiuchiha ================================================================================ Kapitel 25: XXV - Tierische Probleme ------------------------------------ ~~~Mittwoch 25. Mai 2016~~~   Der Tag hatte alles andere als gut angefangen, als die Gruppe nach ihrer erfolglosen Suchaktion heimgekehrt waren. Da sie alle extrem erschöpft gewesen waren, hatte sich sofort in ihre Zimmer verzogen, in denen sie nach einer viel zu kurzen Nacht von einem gnadenlosen Wecker aus dem Schlaf gerissen worden waren. Bei der Rückkehr hatte niemand damit gerechnet, dass das gemeinsame Frühstück zu einer Katastrophe ausarten könnte, als jedoch Kiara und Kako aufeinandertrafen, war es mit der gewünschten Ruhe vorbei gewesen. Die Hündin hatte sofort angefangen, die Katze durch das Wohnheim zu jagen, wobei Kiara auf ihrer Flucht über die Schränke einige Stücke Geschirr zertrümmert hatte. Kako war nicht besser, denn sie hatte mehrere Stühle umgeworfen und an einigen Stellen die Tapete zerkratzt, weil sie an die Katze heranwollte, bis Mirai und Aiden ihre Haustiere endlich zu fassen bekommen hatten. Leider war der Sturm noch nicht vorbei gewesen, denn sofort hatten sich die beiden Teenager in die Haare bekommen und ihrem Ärger Luft gemacht. Während Mirai Kako aufgrund ihrer Verletzungen sachte angefasst hatte, hatte Aiden sie angemahnt, ihr Tier unter Kontrolle zu halten. Der ganze Morgen hatte sich um laute Diskussionen gedreht, wobei Mirai darauf plädierte, dass Kako nun einmal ein Hund sei, doch Aiden legte dar, dass Kiara vorher hier gewesen sei und es daher ihr Revier wäre. Miyuki und Haruka hatten versucht, die beiden Streithähne zu beruhigen, doch war es darin geendet, dass Aiden seine Sache genommen und alleine zur Schule gegangen war. Die Silberhaarige hatte sich aus Frust mit ihrem Hund in ihr Zimmer verzogen, weshalb die verbliebenen Mädchen sich mit betrübten Gemütern ebenfalls auf den Weg gemacht hatten.   Aiden hatte den ganzen Tag kein Wort mit Miyuki gewechselt und war auch nicht dazu gekommen, als sich die Grünhaarige mit Luca und Haruka auf dem Dach getroffen hatte. Mit gemischten Gefühlen hatten die beiden Mädchen ihrem Kollegen berichtet, was am Morgen vorgefallen war und Luca sah danach betrübt zu Boden, während er die Wangen dick aufblies. Er kannte Aiden bereits seit Jahren und auch wenn er sich etwas verändert hatte, sah es ihm überhaupt nicht ähnlich, direkt so an die Decke zu gehen. Miyuki ließ die Beine etwas in der Luft baumeln und seufzte traurig auf, denn sie hasste diesen Stress zu Hause, ebenso wie Haruka, die das mit ihrer Mutter zur Genüge hatte. „Ich kann ja verstehen, dass Kurosaki-kun sich Sorgen um seine Katze macht, aber gleich so auszurasten ist doch etwas übertrieben“, brummte die Brünette und stützte das Kinn auf den Handflächen ab, was ihre grünhaarige Freundin ihr gleichtat: „Irgendwie schon, er hätte nicht so rumschreien müssen, auch wenn ich zugeben muss, dass er schon recht hatte.“ „Das ist eine verdammt blöde Situation. Aiden hält zu seiner Katze und Mirai zu ihrem Hund, natürlich wird da keiner irgendwie die Schuld bei seinem eigenen Tier suchen“, murmelte der Spanier und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während er sich rücklings auf die Sitzbank fallen ließ und in den Himmel sah. Die drei saßen eine Weile da, ehe sie zeitgleich einen synchronen, langgezogenen Seufzer ausstießen und sich ihre Gedanken zu dem Thema machten.   Als es nach zehn Minuten immer noch still war, ergriff Haruka das Wort: „Und was machen wir jetzt? Wir müssen als Team zusammenhalten, wenn wir Setsuna-kun finden wollen. Das klappt nicht, wenn sich Mirai und Kurosaki-kun an die Gurgel gehen.“ „Das stimmt, aber was sollen wir denn machen? Sobald die beiden sich sehen, fängt der Streit wieder an und ich rede jetzt nicht nur von Kako und Kiara-chan“, brummte die Grünhaarige und sah traurig in die Runde, als Luca aufstand und sich einmal streckte: „Wir müssen uns was überlegen. Wir werden irgendwie zwischen den beiden vermitteln müssen, aber vor allem müssen wir die beiden Tierchen davon abhalten, sich zu zanken.“ „Wie willst du das machen? Soll Kiara die ganze Zeit in einer Box sitzen oder Kako einen Maulkorb bekommen?“, warf die Mechanikerin ein und schüttelte über die Methoden selbst den Kopf, doch hatte ihr Klassenkamerad eine andere Idee: „Nein, aber ich weiß jemanden, der uns helfen kann. Wir gehen nach der Schule zu ihm und fragen ihn um Hilfe.“ „Aber ich hab Kyūdō“, jammerte die Grünhaarige, was sofort mit einer ausgestreckten Hand des Braunhaarigen erwidert wurde: „Hast du nicht. Unten am schwarzen Brett hängt ein Aushang, dass der Sportkomplex gereinigt werden muss und die Clubs heute und am Freitag ausfallen.“ Mehr als ein leises „Oh“ hatte die Schülerin nicht als Antwort, bevor sie mit den Achseln zuckte und der Sache zustimmte.   Während der zweiten Hälfte des Tages versuchte Miyuki immer wieder, Aiden zum Sprechen zu bewegen, doch stieß sie dabei nur auf taube Ohren, weshalb sie es nach der zweiten Stunde aufgab und versuchte, dem Unterricht zu folgen. Der Tag verlief ruhig und als er zu Ende ging, machte sich Aiden alleine auf den Weg, ohne Miyuki zu fragen, ob sie ihn begleiten wolle. Ganz schien die Grünhaarige ihm aber nicht egal zu sein, denn sie konnte genau hören, dass er leise „Wir sehen uns später“ gemurmelt hatte. Sie kannte ihn vermutlich nicht so gut wie Luca es tat, aber nach der Aktion in Harukas Dungeon, bei der er, ohne auf seine und ihre Gesundheit zu achten, losgeprescht wäre, wusste sie, dass er sich schnell schuldig fühlte. Sie wollte ihm helfen, so gut und schnell es ging, weshalb sie die Klasse verließ und sich mit Luca und Haruka traf. Der Braunhaarige führte sie zum Fußballplatz, wo sie einen weiteren Schüler mit braunen Haaren entdeckten, der ein paar Bälle überprüfte und dabei leise pfiff. Die beiden Mädchen tauschten einen schnellen Blick und ließen ihrem Kollegen den Vortritt, welchen dieser auch sofort übernahm und die Hand hob: „Hey, Kapitän, kann ich dich was fragen?“ Überrascht drehte sich der Schüler um und die beiden Schülerinnen im Hintergrund erkannten nun, wer das war: Der Präsident ihrer Schülervertretung.   Luca grinste wie üblich, was seinen Bekannten schmunzeln ließ: „Sicher doch, was kann ich für dich tun, Silva? Du hast doch nicht wieder die Mädchen irgendwie komisch angesprochen, oder?“ „Nein, nicht dieses Mal“, brummte Haruka eine leise Verteidigung für Luca, welche dieser seufzend annahm: „Danke, Tenno... Senpai, du hast doch einen Hund, oder?“ „Hä? Natürlich habe ich einen Hund, du hast ihn doch schon des Öfteren gesehen, Silva“, lachte der Schüler leicht verlegen auf und verschränkte dann die Arme vor der Brust: „Warum fragst du mich das überhaupt?“ „Noch eine Frage vorab, dein Hund ist ein Shiba Inu, richtig?“, hakte der Spanier nach und wartete, bis sein Kapitän nickte, ehe er fortfuhr: „Sehr gut. Es ist so, Senpai: Wir haben zwei Freunde, Mirai und Aiden. Aiden hat eine Katze, Kiara, und Mirai einen Hund, Kako. Kako war eine Weile abhandengekommen, aber jetzt hat Mirai sie wieder und...“ „Bleib beim Thema, Silva!“, zischte Haruka und stieß dem Schüler in den Rücken, als Miyuki einschritt und weiterredete: „Es ist jetzt leider so, dass Kiara und Kako wortwörtlich wie Hund und Katze zueinanderstehen.“ „Ah, ich versteh schon. Dieser Hund, Kako, ist ein Shiba Inu, richtig?“, fragte jetzt der andere Braunhaarige nach, was ihm von Luca mit einem Nicken bestätigt wurde: „Genau und ich dachte, du hättest vielleicht eine Idee, wie man das wesenstechnisch beim Hund irgendwie in den Griff bekommt. Du bist der einzige, den ich kenne, der so einen Hund hat.“ „Ich verstehe, der Ansatz ist schon mal nicht verkehrt, aber ich bin selbst kein wirklicher Hundeprofi. Zumal das sehr schwer werden kann. Shiba Inu sind nämlich Jagdhunde“, erklärte der Schülersprecher und sah in die Runde, was Haruka etwas erschrocken dreinschauen ließ: „Das klingt nicht gut für Kiara-chan.“   „Ich will den Hund jetzt nicht als Killermaschine darstellen, das dürft ihr so nicht auffassen. Ich sage nur, dass diese Hunderasse einen stärker ausgeprägten Jagdtrieb hat und diesen abzugewöhnen schwierig bis unmöglich ist“, stellte der Oberschüler klar und musterte die Jüngeren, von denen Luca wieder die Hände hinter dem Kopf verschränkte und in den Himmel schaute: „Dein Hund kam mir nie wie ein großer Jäger vor. Der ist eher der bequeme Typ.“ Einen Moment kratzte sich der Schülersprecher am Kopf und lachte dann auf: „Ja, das ist gut möglich, aber Koromaru ist ja auch schon zehn Jahre alt. Wenn ich so darüber nachdenke, war er nie sonderlich wild und sowas. Er hatte schon immer eine besondere Persönlichkeit.“ „Ja, okay. Koromaru ist was ganz Besonderes, ich habe es kapiert, Amada-senpai, aber was machen wir wegen Kako?“, kam der Spanier wieder zum Thema zurück, was Amada nachdenklich werden ließ: „Die einzige Lösung, die mir jetzt einfällt ist, dass ihr Kako irgendwie antrainieren müsst, dass sie Kiara nicht als Beute sehen darf, sondern als Freund.“ „Okay, das leuchtet ein, aber wie machen wir das? Sollen wir sie mit so einer Sprühflasche nass machen, wenn sie knurrt?“, wunderte sich nun Miyuki und tippte sich nachdenklich ans Kinn, doch schüttelte der Ältere direkt den Kopf: „Nein, bloß nicht! Warum kommt jeder mit dieser Sprühflasche? Versucht es mit positiver Bestärkung.“   Als die drei Schüler sich nur fragend ansahen lachte Amada kurz auf und fuhr dann fort: „Es ist ganz einfach, wenn ihr sie mit Wasser bestraft, wenn sie die Katze jagt, könntet ihr dem Hund den ganzen Jagdtrieb kaputt machen, sofern der gewollt antrainiert ist. Ihr müsst ihr nur zeigen, dass sie gelobt und belohnt wird, wenn sie nett zu dem Kätzchen ist. Am besten mit Leckerlies oder so etwas.“ „Verstehe, sie darf jagen, aber sie soll Kiara mit was Schönem verbinden. Hoffentlich kriegen wir das hin“, murmelte die Grünhaarige und zeichnete mit ihrem Fuß Kreise am Boden, doch war Haruka zuversichtlich: „Kopf hoch, Miyuki. Das schaffen wir schon. Ich glaube, es wird eher schwieriger, Mirai und Kurosaki-kun wieder zu versöhnen.“ „Ach, überlasst Aiden nur mir, Ladys. Ich mach das schon!“, meinte Luca und deutete mit seinem Daumen auf seine Brust, doch rollte die Brünette nur mit den Augen und wandte sich zum Gehen: „Glaub mir, Silva, deine Aussage beruhigt mich nichts ansatzweise so viel, wie du vielleicht glaubst. Danke, für die Hilfe, Amada-senpai.“ „Ja, vielen Dank, aber wir sollten jetzt los“, verabschiedete sich auch Miyuki mit einer Verneigung von dem Älteren, der nur nickte und zum Abschied die Hand hob: „Keine Ursache und haltet mich auf dem Laufenden, okay?“ „Okay!“, riefen die beiden Mädchen und zogen ab, als Luca bemerkte, dass er stehen gelassen worden war, weshalb er sich auch verneigte und dann hinter seinen beiden Kolleginnen herrannte.   Nach einer kurzen Zugfahrt und einem schnellen Fußmarsch erreichten die drei das Wohnheim, in welchem sie auf Mirai stießen, die sich um die Verletzungen ihrer Hündin kümmerte. Luca trat sofort auf sie zu und grinste sie an: „Hey, Mirai, wir sind wieder da. Wie geht‘s dem Wauzi?“ „Naja, sie hat sehr viele Wunden, die ich behandeln muss und dafür muss ich wohl zum Tierarzt, was eine Menge doofer Fragen aufwerfen wird und das will ich nach Möglichkeit vermeiden“, murmelte die Silberhaarige und strich ihrer Gefährtin über den Kopf, während Haruka vorsichtig den Blick schweifen ließ und dann das Wort ergriff: „Wo ist denn Kuroaki-kun?“ „Keine Ahnung, der war noch nicht hier und es ist mir auch lieber so“ bekam sie eine kühle Antwort, was nun Miyuki auf den Plan rief: „Das meinst du doch nicht ernst, Mirai.“ „Todernst!“, zischte die junge Frau zurück, was auch ihren Hund kurz mit den Ohren zucken ließ, ehe sie begann um die Gruppe herum zu trotten. Während Luca und Haruka sich darüber Gedanken machten, wie man die beiden Streithähne wieder versöhnen könnte, versuchte Miyuki krampfhaft dem Hund aus dem Weg zu gehen. Was die vier nicht wussten war, dass Aiden sich gar nicht so weit vom Wohnheim entfernt aufhielt und seinen eigenen Gedanken nachhing.   Der Anführer der Gruppe lief den Weg entlang und streichelte Kiara, die ihm auf dem Heimweg aus einer Hecke heraus begrüßt hatte. Die Sache von heute Morgen bereitete ihm immer noch Magenschmerzen und er schämte sich selbst dafür, dass er Miyuki, Haruka und Luca wegen seiner schlechten Laune mit Schweigen strafte. Er hatte gemerkt, wie sehr sein Schweigen Miyuki verletzt hatte, aber wenn er in seiner gereizten Stimmung was Verletzendes gesagt hätte, wäre es noch schlimmer geworden. Natürlich war ihm bewusst, wie viel Mirai der Hund bedeuten musste, aber dafür würde er nicht die Gesundheit seiner Katze aufs Spiel setzen. Mit Kiara im Schlepptau ging er zu dem Spielplatz am Naganaki Schrein und setzte sich auf eine der Schaukeln, wo er einen kleinen Wedel nahm und damit vor seiner Katze herum wedelte, um sie zu bespaßen. Das Tier versuchte immer wieder, das gefiederte Ende des Wedels zu fassen zu bekommen, bevor Aiden es in eine andere Richtung hielt und sie erneut zur Jagd ansetzte. „War ich vielleicht doch zu hart? Klar, Mirai hat Kako wieder, aber sie weiß nichts über den Hund. Wir beide sind seit drei Jahren zusammen und du warst immer bei mir“, murmelte der Braunhaarige vor sich hin und sah Kiara an, die seinen Blick mit ihren blau-grünen Augen erwiderte und leise miaute. Er hatte schon oft das Gefühl, als würde seine Katze deutlich mehr wahrnehmen, als er dachte, denn sie schien in Gesprächen genau zu wissen, worum es ging. Er wedelte noch ein paar Mal mit dem Spielzeug, bevor ein Geräusch ihn über die Schulter schauen ließ. Auf einer Holzbank hockte eine junge Frau mit braunen Haaren, die ihn mit einem skeptischen Blick fixierte und dabei eine Augenbraue in die Höhe zog.   Die Frau kam ihm bekannt vor und er musste eine Weile überlegen, bevor ihm wieder einfiel, dass es sich bei der Dame um Miyukis Senpai aus dem Kyūdō-Club handelte: Katō Yui. Bereits damals hatte sie keinen sonderlich sympathischen Eindruck hinterlassen, da sie in seinen Augen Miyuki eher niedergemacht als unterstützt hatte. Aber auch wenn sie eine etwas andere Sicht der Dinge hatte, hatte sie seine Mitbewohnerin in den Club aufgenommen. Unter dem missmutigen Blick hob Aiden kurz die Hand, um seinen Senpai zu begrüßen: „Guten Tag, Katō-senpai.“ „Redest du immer mit dir selbst?“, murrte die junge Frau und sah wieder auf ihr Handy, wo sie anscheinend etwas las und dann auf das Display eintippte. „Also... eigentlich habe ich mit meiner Katze geredet“, verteidigte sich der Braunhaarige und kratzte sich verlegen an der Wange, was ihm einen sarkastischen Kommentar einbrachte: „Wow, wo Katzen ja auch so toll antworten können.“ Der Kommentar ließ den Oberschüler leicht zusammen zucken, doch dann tat er etwas, was ihn selbst erstaunte: „Kann ich dich etwas fragen, Katō-senpai?“ Erst bekam er nur ein Augenrollen als Antwort, bevor die Brünette seufzte, aber weiter auf ihr Handy schaute: „Ich kann es dir ja schlecht verbieten, oder?“   Erneut zuckte Aiden gescholten zusammen, doch dann setzte er sich neben die Frau und faltete die Hände in seinem Schoß zusammen: „Es ist so: Meine Mitbewohnerin hat einen Hund, der sich nicht mit meiner Katze verträgt und deshalb haben wir uns gestritten.“ „Wer kommt auf die Idee einen Hund und eine Katze in eine WG zu bringen, ohne zu überlegen, ob die sich vertragen?“, unterbrach Yui den Braunhaarigen, der sich kurz durch die Haare fuhr und seufzte: „Es war hektisch und alles... Ist schwer zu erklären.“ Mehr als ein leises Brummen hatte die Brünette nicht übrig, während sie auf den Rest wartete, den Aiden nun preisgab: „Ich habe mich heftig mit ihr gestritten, weil sie anscheinend keine Probleme damit hat, dass meine Katze gejagt wird. Aber warum muss mein Tier leiden, damit ihres bleiben darf?“ Langsam änderte sich der Gesichtsausdruck von Yui von desinteressiert zu besorgt, doch sah sie einfach wieder zur Seite: „Lass mich raten, du hast jetzt ein schlechtes Gewissen, weil ihr beide wie kleine Kinder gestritten habt, richtig? Gott, es ist nur eine Katze.“ „Kiara ist mehr als nur eine Katze. Sie ist meine beste Freundin, seit ich sie vor drei Jahren bekommen habe. Ich will jetzt nicht zu viel in der Vergangenheit schwelgen, aber sie ist mir sehr wichtig“, gab er eine kurze Erklärung ab, die jedoch mit weiterem Desinteresse abgetan wurde: „Ich will auch nicht deine Lebensgeschichte hören, Kurosaki. Und wobei soll ich dir jetzt genau helfen? Soll ich den Vermittler spielen?“ „Nein, aber vielleicht hast du eine etwas neutralere Sicht auf die Dinge als ich. Ich habe da glaube ich ein wenig überreagiert.“   „Ein bisschen? Ein bisschen viel, würde ich sagen. Man sollte nicht meinen, dass ihr junge Erwachsene seid. Ist nur meine Meinung, aber du solltest deine Schuld eingestehen“, murrte Yui und spielte weiter an ihrem Handy herum, was Aiden sauer machte: „Was? Warum soll ich denn die Schuld auf mich nehmen? Sie hat auch ihren Teil dazu getan!“ „Hab ich was davon gesagt, dass du alleine dran schuld bist?“, brummte die Brünette und warf ihm einen derart kalten Blick zu, dass er kurz schluckte und verstummte, ehe sie weiter redete: „Ihr seid beide Schuld, aber es ist deutlich leichter so ein Gespräch anzufangen, wenn man sich seine eigene Schuld eingesteht, als wenn man der anderen Person Vorwürfe macht.“ „Du meinst also, ich soll damit anfangen und sagen, dass ich einen Fehler gemacht habe und nicht hätte überreagieren dürfen und dass sie das dazu animiert, mir entgegen zu kommen?“, wunderte sich der Braunhaarige und sah die Ältere an, die genervt mit dem Kopf nickte: „Das habe ich gerade gesagt. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich habe noch was zu erledigen. Schönen Abend noch.“ Die junge Frau erhob sich und machte sich schon auf den Weg, als Aiden ebenfalls aufstand und sich vor ihr verneigte: „Danke für die Hilfe, Katō-senpai. Du bist doch netter, als ich gedacht habe.“ Für einen Moment hielt Yui inne und man merkte ihr an, dass sie sich umdrehen wollte, doch dann warf sie nur die Arme in die Luft und stapfte davon: „Bild dir bloß nichts darauf ein! Boah, das war das letzte Mal, dass ich mich auf so ein Gespräch eingelassen habe.“ Damit stapfte sie davon und ließ Aiden mit Kiara alleine, wobei der Oberschüler leicht auflachte: „Wie man sich in Leuten täuschen kann. Sie hat so eine seltsame Art an sich, aber dennoch... hilft sie. Auf ihre verschrobene Art und Weise.“ Plötzlich riss er die Augen auf, als in seinem Kopf eine leise Stimme erklang, die ihm seit neuestem sehr vertraut war: „Ich bin du... Du bist ich...“ Um seine Aufmerksamkeit zu bekommen stieß Kiara ein lautes Miauen aus, was ihr Herrchen kurz aufschrecken und zu ihr schauen ließ: „Was? Oh, sorry. Na komm, wir gehen heim. Du hast bestimmt Hunger, außerdem müssen wir was klären.“   Mirai hockte im Foyer des Wohnheims und hörte sich die Ideen von Luca, Miyuki und Haruka an, wie sie Kako davon abhalten könnten, hinter Kiara herzujagen. Wirklich überzeugt war sie nicht, was auch eher daran lag, dass sie im Moment nur mit halbem Ohr zuhörte und sich immer noch über Aiden ärgerte. Sie würde gar nichts versuchen, bis er sich bei ihr entschuldigen würde für das, was er gesagt hatte. So langsam schienen auch die anderen drei zu begreifen, dass sie momentan gegen eine Wand redeten, weshalb sie sich mit einem synchronen Seufzer auf ihren Plätzen zurücklehnten. Sie hatten auf Zuspruch gehofft, doch leider lief das Gespräch in eine komplett andere Richtung und die Stimmung sank sogar noch weiter, als die Tür aufging und Aiden das Wohnheim betrat. Mirai und Aiden sahen sich sofort an, während ihre drei Freunde angespannt die Blicke zwischen ihnen hin und her huschen ließen, doch dann ergriff der Braunhaarige das Wort: „Können wir uns unterhalten, Mirai? Unter uns, wenn es geht.“ Von der Silberhaarigen kam nur ein Schnauben, doch dann erhob sie sich und verließ, von Kako begleitet, das Wohnheim: „Von mir aus.“ Was sofort auffiel war, dass die Hündin Kiara im Blick hatte, welche leise fauchte, doch dann von Aiden zu Miyuki gebracht wurde: „Kannst du auf sie aufpassen, bis ich wiederkomme?“ „Sicher doch, aber... bitte streitet nicht mehr. Okay?“, gab die Grünhaarige zurück und war sichtlich besorgt, doch konnte Aiden diese Sorge nicht beseitigen: „Kann ich nicht versprechen.“   Vor dem Wohnheim standen sich die beiden anschließend gegenüber und Mirai verschränkte mit verstimmter Miene die Arme vor der Brust: „Du wolltest reden?“ Aiden musste sich noch einmal Yuis Rat in Erinnerung rufen, bevor er leise seufzt und zu seiner Entschuldigung ansetzte: „Ich wollte mich entschuldigen. Ich hätte wegen Kako nicht so ausflippen dürfen. Du hast alles aus deiner Vergangenheit vergessen und jetzt endlich etwas wiedergefunden. Mir hätte klar sein müssen, wie verdammt wichtig dir das ist. Es tut mir leid.“ Man konnte der Silberhaarigen ansehen, dass sie mit vielem, aber nicht damit gerechnet hatte, denn ihr klappte leicht der Mund auf. Sie hatte sich wirklich schon darauf eingestellt, dass es jetzt wieder zu einer Diskussion kommen würde, doch das hier brachte sie aus dem Konzept. Noch einmal strich sie sich durch ihren Pony, bevor sie leise eine Antwort gab: „Ich war vermutlich auch nicht ganz unschuldig... Kiara ist dir bestimmt so wichtig, wie mir Kako wichtig ist und ich hatte nicht bedacht, dass mein Hund deine Katze verletzen könnte. Ich hatte mich einfach so gefreut, sie wieder zu sehen, dass ich nicht an euch andere gedacht habe.“ „Dafür kann dir beim besten Willen niemand einen Vorwurf machen. Ich würde dich nur bitten, dass du auch auf Kiara und mich Rücksicht nimmst. Ich weiß nicht, ob dir das bewusst ist, aber Shiba Inus sind Jagdhunde“, setzte Aiden nach und musterte die Hündin, die neugierig an einer Hecke schnüffelte, während Mirai leicht bedrückt zur Seite schaute: „Doch, das weiß ich noch, aber... Ich weiß leider nicht, wie ich Kako trainiert habe. Ob sie genau das machen soll, oder ob ich dabei war, es ihr abzugewöhnen. Ich hatte einfach Angst, dass ich etwas falsch mache und sie vergraule.“   Daran hatte der Braunhaarige gar nicht gedacht, weshalb nun er leicht verunsichert dreinschaute und zu Boden sah. Tiererziehung war eine heikle Sache, wenn man an das entsprechende Tier geriet und hier war das Problem, das Mirai bereits angesprochen hatte: Sie wusste nicht, was Kako bereits für eine Erziehung hatte. Wenn er all das bedachte, war es wirklich die richtige Entscheidung gewesen, sich zu entschuldigen, denn hier konnte man Mirai wirklich keinen Vorwurf machen. „Okay, ich sehe, wo das Problem ist, aber... Kako muss ja irgendeine Erziehung gehabt haben und du wirkst auf mich nicht wie eine Person, die eine blutrünstige Killermaschine erzogen hat. Könntest du aber bitte versuchen, während der Erziehungsphase Kiara nicht zu gefährden?“ „Ich versuche es und ich glaube, dass die anderen drei dazu schon eine Idee haben“, lenkte Mirai ein und kratzte sich leicht verlegen an der Wange, was Aiden etwas irritierte: „Warum glaubst du das?“ Auf die Frage räusperte sich die Silberhaarige und rieb sich pfeifend den Nacken, während Kako einen fragenden Laut von sich gab: „Weil die drei eben die ganze Zeit gelabert haben, aber... ich hab nicht zugehört, oder besser gesagt, nicht ganz.“ Aiden brauchte einen Moment, ehe er in schallendes Gelächter ausbrach und sich den Bauch halten musste. Noch einmal schnappte er nach Luft, bevor er sich beruhigte und auf die Tür deutete: „Na komm, dann wollen wir doch mal schauen, was Luca und die beiden Mädels für eine Idee ausgetüftelt haben.“ „Ja, aber erwähn bitte nicht, dass ich nicht zugehört habe. Ich will ihre Gefühle nicht verletzen. Eine Sache noch, willst du mir erzählen, warum du bei Kiara immer so empfindlich reagierst?“, erkundigte sich die junge Frau und folgte Aiden zur Tür, wo dieser einen Moment innehielt und dann grinste: „Vielleicht ein andermal. Jetzt sollten wir uns mal um Kako kümmern.“ Die beiden grinsten sich noch einmal an, ehe sie ins Wohnheim zurück gingen, um sich mit dem Rest ihrer Gruppe zu beratschlagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)