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Persona 3 -After the Years-

von

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XVII - Aidens Trumpf, die Macht der Wild Card erwacht


 

~~~Donnerstag 05. Mai 2016~~~

~~~Kindertag~~~

 

Mit einem synchronen Seufzer saßen Aiden, Luca, Miyuki und Mirai mit Hikari in einer Eisdiele in der Paulownia Mall. Aiden hatte den Kopf auf die Tischplatte gelegt und wurde von seiner Schwester skeptisch gemustert, während sie ihren zweiten Eisbecher verputzte. Sie zerbrachen sich alle den Kopf über die Sache mit Haruka, denn trotz des Schlüssels waren sie nicht weitergekommen und das brachte ihre Köpfe wortwörtlich zum Rauchen.

Luca hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, während er missgelaunt vor sich hin murrte: „Irgendwas haben wir übersehen, aber was? Jemand ne Idee?“

„Nein“, kam es von den beiden Damen des Teams, von den Miyuki den Kopf auf ihre verschränkten Arme gebettet und Mirai das Kinn auf ihrer Handfläche abgestützt hatte.

Die Kleinste in der Gruppe sah sich um und verstand nicht so wirklich, was mit ihrem Bruder und seinen Freunden los war, weshalb sie einfach nachfragte: „Warum guckt ihr denn alle so komisch? Ist was passiert?“

 

„Hm? Oh, nichts, keine Sorge. Wir, ähm...“, begann Aiden zu stottern und suchte nach einer Ausrede, welche Luca ihm brachte: „Ach weißt du, einer unserer Mitschüler hat uns ein Rätsel gegeben und darüber zerbrechen wir uns jetzt den Kopf.“

„Es ist wie ein Puzzle, in dem uns ein Teil fehlt. Verstehst du, was wir meinen?“, versuchte nun auch Miyuki zu helfen und tatsächlich nickte die Kleinste nach einer Weile, in der sie angestrengt das Gesicht verzogen hatte: „Ja, das ist wie bei den Puzzles, die ich früher mit Onii-chan gemacht habe. Immer hat ein Teil vom oberen Rand gefehlt, weshalb wir nie fertig geworden sind.“

„Oh, das war ein Gezeter zu Hause“, murrte der Braunhaarige, als er sich an die Abende mit seiner Schwester zurück erinnerte, bei denen Kari mehr als einmal geweint hatte, weil das Spiel unvollständig war.

Mit einem Seufzer bettete er den Kopf auf seine Arme und murmelte vor sich hin: „Wenn das Licht des Mondes erlischt... Wieso habe ich das Gefühl, dass das so einfach ist und wir den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen?“

„Vielleicht ist ja wirklich der Mond gemeint?“, murmelte die Grünhaarige, was den Spanier mit dem Kopf schütteln ließ: „Ich weiß nicht, das wäre viel zu simpel.“

„Vielleicht ist es gerade deswegen die richtige Lösung, weil wir sie für zu simpel halten und daher ausschließen“, merkte nun Mirai an und legte die Stirn in Falten, doch schüttelte sie dann den Kopf.

 

Da es bereits spät wurde, machte sich die Gruppe auf den Rück weg und am Bahnhof verabschiedeten sie sich nach der Zugfahrt von Luca, der murmelnd davon trottete. Aiden und seine drei weiblichen Mitbewohner gingen zum Wohnheim zurück, wo Kari plötzlich zu jammern anfing und sich den Bauch rieb.

„Onii-chan, ich hab Bauchweh...“, klagte sie ihr Leid, was den Älteren nur Seufzen ließ: „Das kommt davon, dass du unbedingt nach einem zweiten Becher betteln musstest.“

„Aber es war so lecker“, schniefte das Mädchen und bekam von Mirai Rückendeckung: „Schieb ihr nicht die Schuld zu, Aiden, du hast ihr den zweiten Becher gekauft. Hättest ja Nein sagen können.“

„Das ist echt nicht hilfreich, Mirai! Na komm, Kari, ich geb dir was gegen die Magenschmerzen und dann legst du dich ins Bett“, bestimmte der Braunhaarige und seine Schwester folgte ihm gehorsam, wobei sie sich dauernd den Bauch rieb.

 

Etwas später am Abend hockte Aiden in der kleinen Sitzecke vor dem Gang zu seinem Zimmer und starrte auf einen Getränkeautomaten. Dem Teil war vermutlich nicht mehr zu trauen, weshalb er sich lieber etwas zu trinken aus der Küche geholt hatte. Er nippte an dem Tee und fuhr sich durch die Haare, denn irgendwas schien ihm zu fehlen. Er wusste nicht warum, aber irgendwo hatte er diesen Satz schon einmal gehört, doch wo sollte das gewesen sein? Er legte den Kopf auf seine Arme und schloss die Augen, als er ein seltsames stechen im Kopf hatte...

 
 

~~~Velvet Room~~~

 

Immer noch seufzend hielt ich die Augen geschlossen, als ich ein leises Quietschen vernahm, gefolgt von einer leisen Arie. Nee, oder? Sofort riss ich die Augen auf und sah mich dem langnasigen Mann Igor gegenüber, der mich mit seinem üblichen Grinsen musterte. Was würde mich wohl dieses Mal erwarten?

„Willkommen im Velvet Room, mein Junge. Wie es scheint, stehst du vor deiner nächsten Prüfung und das Tor ist bereit, sich zu öffnen“, ergriff der Mann nun das Wort und ließ mich stutzen.

Das Tor war bereit, sich zu öffnen? Wie denn? Das Schlüsselloch war immer noch zu und das Glas zeigte keine Anzeichen dafür, irgendwie kaputt zu gehen. Wie also sollte das Tor bereit sein, sich zu öffnen? Wie immer hatte ich das Gefühl, als ob Igor mehr darüber wusste, als er zugeben wollte. Erneut ertönte ein leises Quietschen, was mich aufschauen ließ. Kurz schweifte mein Blick durch die Umgebung, bis mein Blick auf Amalia fiel, die summend an dem Teleskop stand und in die Sterne schaute.

 

„Meister, »Orion« leuchtet sehr schön und scheint bereit, noch heller zu erstrahlen. »Vulpecula« und »Hydra« zeigen sich in voller Pracht“, säuselte die Blondine und ich hob nur eine Augenbraue, während Igor grinste: „Wie sieht es mit »Virgo« aus, Amalia?“

„Sie ist noch hinter den Wolken verborgen, aber ob diese sich verziehen und sie leuchten wird... Das wird die Zeit zeigen“, erwiderte die Blondine und trat von dem Teleskop zurück, um sich neben Igor zu stellen und mich anzuschauen: „Sei gegrüßt, Aiden-sama.“

„Hallo“, brummte ich nur und sah an die Glaskuppel, während ich mir meine Gedanken machte: „Hydra? Das ist doch eine mehrköpfige Schlange, oder? Amalia, bedeutet Vulpecula zufällig Fuchs?“

Die Frau verneigte sich vor mir und ließ ihr Glöckchen klingeln, was mich wieder in Gedanken versinken ließ: „Eine mehrköpfige Schlange und ein Fuchs. Warte mal... die Shadows von Miyuki und Luca!“

Die Erinnerung an die Begegnung mit den beiden Shadows kam mir wie ein Geistesblitz und mir kam dieser Tag in den Sinn, an dem ich auch wieder in diesem Raum gelandet war.

„»Wenn das Licht des Mondes erlischt, wachsen die Schatten«, das hast du damals zu mir gesagt, nicht wahr, Igor?“, wandte ich mich an den Mann mit der langen Nase, der wieder sein leicht irres Grinsen aufsetzte: „Habe ich das? Hm, ja, ich kann mich erinnern. Sagen dir die Worte etwas?“

 

„Sag es mir, Igor. Diese Glaskuppel, die uns daran hindert zu Tenno zu kommen... sie wird beim nächsten Neumond verschwinden und dann können wir da rein. Hab ich recht?“, wurde ich direkter und sah den Mann an, der wieder grinste und mit der rechten Hand gestikulierte: „Du scheinst die Resonanz erfasst zu haben, mein junger Freund. Allerdings, beim nächsten Neumond soll sich dein Schicksal entscheiden.“

Ich senkte den Blick, bevor ich entschlossen nickte und mich von meinem Stuhl erhob: „Gut, dann weiß ich ja, was ich zu tun habe. Ich glaube es nicht, dass ich das sage, aber... Danke, ihr beiden.“

Noch während ich mich wieder aufrichtete, begann der Raum um mich herum sich langsam aufzulösen, während Igor breit grinste: „Unsere Zeit für heute ist vorbei und es liegt an dir, ob wir uns wieder sehen. Bis dahin, Lebewohl.“

 
 

~~~Wohnheim~~~

 

Ruckartig fuhr Aiden auf seinem Platz hoch, als Mirai ihn an der Schulter rüttelte: „Hey, Aiden! Geh doch lieber ins Bett.“

Etwas verwundert musterte der Braunhaarige seine Bekannte, bevor er sich kurz durch Gesicht fuhr: „Mirai, wann ist der nächste Neumond?“

„Was? Was ist das denn jetzt für ein Thema? Keine Ahnung!“, fauchte die Silberhaarige etwas sauer und musterte ihren Freund, der sein Handy zog und einen Mondkalender suchte: „Neumond... Neumond... Da ist er! 06. Mai 2016. Das ist morgen.“

„Was ist morgen? Rede gefälligst deutlich, sonst setzt es was!“, zischte die Silberhaarige und sah zu, wie ihr Freund aufstand und in Richtung seines Zimmers ging: „Ich erkläre euch morgen alles, wenn Luca dabei ist und ich glaube, du würdest Igor erwürgen, wenn du ihn treffen könntest. Gute Nacht, Mirai.“

Damit schritt er davon, während die junge Frau sich an den Kopf fuhr: „I...gor?“

 
 

~~~Freitag 06. Mai 2016~~~

~~~Neumond~~~

 

Am späten Abend saßen die vier Teenager im Foyer des Wohnheims und lauschten Aidens Erklärung, der versuchte ihnen klar zu machen, dass sie heute Haruka würden retten können.

„Du gehst also wegen bloßen Mutmaßungen davon aus?“, tat Mirai ihre Meinung kund und wirkte dabei recht skeptisch, doch Luca und Miyuki waren da etwas zuversichtlicher.

Die Grünhaarige nickte verstehend und schloss die Augen: „Wenn das mit dem Neumond stimmt und davon gehe ich aus, denn es wäre zu seltsam, um ein Zufall zu sein, dann sollten wir heute Abend gehen und uns auf das Schlimmste vorbereiten.“

„Nobiro-chan hat recht, wir können nicht untätig rumsitzen. Also, legen wir los!“, rief Luca und sprang auf die Beine, was die beiden Frauen seufzen, aber leicht grinsen ließ.

 

Aiden stieg noch einmal kurz die Treppe nach oben, wo Kari in seinem Zimmer hockte und am Schreibtisch ihre Hausaufgaben machte: „So, genug für heute. Du musst ins Bett.“

„Du doch auch“, versuchte die Kleine sich zu wehren, doch blieb ihr Bruder eisern: „Ich bin älter, also darf ich länger aufbleiben.“

„Das ist fies“, murrte die Brünette und schlüpfte in ihren Schlafanzug, bevor sie ins Bett krabbelte, um sich zudecken zu lassen: „Wenn du älter bist, darfst du auch länger wach bleiben. Hey... ich weiß, dass dir das gemein vorkommt, aber ich will, dass du weißt, dass ich dich lieb habe.“

Er wusste nicht wieso, aber bei dem Gedanken an das, was ihm bevorstand, stiegen ihm Tränen in die Augen. Aiden wusste ganz genau, wie gefährlich Shadows waren und dieses gute Nacht könnte das Letzte sein, was er seiner Schwester sagen würde.

Er nahm sie in den Arm und strich ihr sanft über den Kopf: „Egal was du hörst oder denkst, ich hab dich ganz doll lieb, Kari. Vergiss das nie.“

„Ich hab dich auch lieb, Onii-chan. Du bist der beste Bruder der Welt, schließlich kannst du alles!“, grinste die Kleine fröhlich und kuschelte sich in ihre Decke: „Du kommst aber auch bald ins Bett, oder?“

„Wenn du morgen aufwachst, liege ich hier neben dir, versprochen!“, versicherte der Braunhaarige, ehe er sich mit einem warmen Gefühl in der Brust erhob und zur Tür ging: „Bis morgen, Kari.“

„Gute Nacht, Onii-chan und mach es nicht so dramatisch, du guckst doch nur Fernsehen oder gehst spazieren“, lachte das Mädchen und schloss die Augen, um ins Reich der Träume zu verschwinden.

 

Aiden ging die Treppe nach unten, wo seine Freunde bereits auf ihn warteten und ihn ansahen, als er die Faust nach vorne streckte: „Los geht’s, Leute, holen wir Tenno!“

Mit einem zuversichtlichen Nicken machte sich die Gruppe auf den Weg zum Naganaki Schrein, um ihre Mitschülerin ein für alle Mal aus diesem Alptraum zu erlösen.

 
 

~~~Schattenreich~~~

 

Mit schnellen Schritten hechtete die Gruppe durch die Straßen nahe der Paulownia Mall und entledigte sich jedes Shadows, der sich ihnen in den Weg stellte. Sie wollten so wenig Energie wie möglich verschwenden, weshalb sie nach Möglichkeit dem Kampf aus dem Weg gingen. Zum Glück erreichten sie die Werkstatt unbeschadet und sahen sich mit einem kurzen Nicken an, ehe Mirai sie mit Hilfe des Altars ins Innere teleportierte. Nachdem das grüne Licht verblasst war, standen die vier vor dem großen Vorhang, doch ihre Blicke galten eher dem Schlüsselloch, dessen schützende Glaskuppel tatsächlich verschwunden war.

„Es ist weg! Wir können rein!“, rief Luca und setzte das Ende seiner Hellebarde auf den Boden, während Miyuki ihre Bogensehne ein wenig dehnte: „D-das kriegen wir hin! Holen wir Tenno-san da raus!“

Aiden nickte seinen Freunden noch einmal zu, ehe er das Diadem aus der Tasche zog und es in das Schlüsselloch setzte. Vorsichtig versuchte er es zu drehen, bis es ein lautes Klick gab und der Kopfschmuck aus dem Loch gedrückt wurde. Schnell musste der Braunhaarige es auffangen, ehe er bemerkte, wie erst das Schlüsselloch und dann der Vorhang sich auflöste. Noch einmal sah die Grupe sich an, ehe sie den Raum betraten.

 

Der große Raum, der sich nun vor ihnen erstreckte, war voller alter und verrosteter Metallblöcke, während der Boden voller schwarzer Pfützen war, die vermutlich aus Öl bestanden. Die Gruppe ließ den Blick schweifen, als sie im hinteren Teil des Raumes eine große Bühne entdeckten, auf die sie sofort zusteuerten.

Noch während sie auf ihr Ziel zu rannten, konnten sie eine schluchzende Frauenstimme hören: „B-bitte... sei still.“

Aww, kann die kleine Schönheitskönigin die Wahrheit nicht ertragen? Aber leider werde ich dir diesen Gefallen nicht tun, Haruka-chan“, flötete eine weitere, leicht verzerrte Stimme, die einem einen kalten Schauer über den Rücken jagte.

Die Gruppe beschleunigte ihre Schritte, bis sie die Bühne erreichten, auf denen sie Haruka entdeckten, die an ein schwarzes Kreuz gefesselt war. Die Augen der Brünette waren rot und geschwollen, da ihr dicke Tränen übers Gesicht liefen, doch am seltsamsten an der Szene war die zweite Person, die Haruka extrem ähnlich sah, ja sogar fast identisch war. Aiden musterte die zweite Haruka, die sich in ein rosafarbenes, etwas zu klein geratenes Kleid gekleidet hatte, welches an vielen Stellen eingerissen war. Dem Braunhaarigen war sofort klar, dass dies das Kleid war, dass sie damals bei ihrem gewonnenen Wettbewerb getragen hatte. Auch die Schuhe passten dazu, jedoch fehlte auf ihrem Kopf das Diadem aus seiner Tasche. Was diese Haruka allerdings so furchteinflößend machte, waren die giftgelben Augen, die sich nun an die Gruppe wandten.

 

Mit einem leisen Summen warf sich Shadow-Haruka die Haare zurück und lächelte dann: „Sieh an, unsere Preisrichter sind da. Haruka-chan, lächel doch mal, sonst bekommst du eine schlechte Wertung.

Die Brünette hob den Blick und entdeckte nun auch die Gruppe, bevor sie leise hauchte: „K-kurosaki-kun? Silva-kun?“

Ach, wie niedlich. Da kommen endlich mal zwei Jungs zu dir gelaufen und dann nicht aus dem Grund, aus dem du es dir vielleicht wünschst. So ein Jammer“, säuselte der Shadow und musterte sein echtes Ebenbild, die erbärmlich wimmerte: „Bitte... sei doch endlich still. Ich will das nicht hören!“

Ach Herrje, jetzt spielt sie wieder den Märtyrer. Lasst mich euch etwas sagen: Egal, was ihr vorhabt, dieses Balg ist es nicht wert!“, zischte die Gelbäugige nun bedrohlich, was Aiden nur mit dem Kopf schütteln ließ: „Mir ist es egal, was du zu sagen hast. Wir sind hier, um Tenno nach Hause zu bringen und wenn du uns im Weg stehst, haben wir ein Problem mit dir!“

Oh, hast du das, ja? Dann sag mir, ist es das wirklich wert, euer Leben für eine Person zu riskieren, die ihrer eigenen Mutter den Tod wünscht?“, sprach der Shadow mit kalter Stimme weiter und beobachtete sichtlich gut gelaunt, wie der echten Haruka sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich: „D-das... das stimmt nicht...“

 

„Hör sofort auf, sie zu quälen!“, trat Miyuki einen Schritt vor, doch unter den gelben Augen des Shadows wich sie sofort wieder zurück: „Quälen? Ich glaube, du missverstehst die Lage, du kleines Mauerblümchen. Ich sage lediglich die Wahrheit und wenn meine kleine Haruka ihre eigenen Gedanken nicht ertragen kann, dann ist das doch keine Quälerei von mir.

„Doch, denn du sorgst erst dafür, dass sie diese Qualen hat!“, mischte sich nun Luca ein, doch wieder wehrte der Shadow nur ab und schüttelte den Kopf: „Ich bereite ihr diese Gedanken? Mitnichten, Silva-kun, alles was ich ihr sage, ist schon seit langem in ihrem kleinen, wuscheligen Köpfchen. Ich setze ihr also nichts in den Kopf, denn es ist schließlich schon da. Nicht wahr, Haruka-chan?

„N-nein... d-das stimmt nicht...“, jammerte die Brünette mit brüchiger Stimme, was den Shadow nun wütend zu machen schien: „Das stimmt nicht! Das stimmt nicht! Das ist alles, was du hier von dir gibst, du miese Heuchlerin! Hast du nicht damals deiner Mutter gesagt, dass lieber sie statt deinem Vater hätte sterben sollen? Hast du sie nicht so oft zum Teufel gewünscht?

Verzweifelt versuchte Haruka sich von dem Kreuz zu befreien, während sie immer stärker schluchzte: „D-das habe... Das habe ich nie ernst gemeint... Sie ist immer noch meine Mutter...“

Natürlich... eine Mutter, die sich einen Scheiß darum schert, was du möchtest! Es sind gar nicht die Wettbewerbe, die du so hasst. Eigentlich magst du sie doch, stimmt‘s? Endlich wurdest du mal als Mädchen angesehen und auch die Jungs, die du mochtest, haben dich mal bemerkt. Aber immer wieder dieser Druck von deiner Mutter. Kein Wunder, dass du den Spaß verloren hast und sie tot sehen willst“, plauderte das Shadow-Mädchen munter weiter, was Aiden langsam wütend machte: „Jetzt hör endlich auf! Sie leidet schon genug, musst du da auch noch nachtreten? Lass sie frei!“

 

Sie frei lassen? Ich halte sie doch nicht mal fest. Sie muss doch nur einmal ehrlich sein, dann wäre sie sofort von hier weg“, erwiderte die Gelbäugige und starrte Aiden mit kalten Augen an, der unsicher einen Schritt zurückwich und auf die echte Haruka schaute, die um ihre Stimme rang: „D-das ist alles nicht wahr... D-du weißt gar nichts über mich.“

Mit einem glucksenden Lachen trat die Gelbäugige an ihr Ebenbild heran und legte ihr sanft die Hände anm die Hüfte, ehe sie leise zischte: „Ich weiß also nichts über dich? Lass mich dir eins sagen, Haruka-chan: Ich weiß alles über dich! Jeder einzelne Gedanke, der in deinem kleinen, braunen Wuschelkopf steckt, ist mir bestens bekannt und weißt du auch warum?

Erschrocken sah Haruka in die gelbe Augen ihres Ebenbildes, die wieder grinste und dann weiter sprach: „Ich bin du.

Die Gruppe suchte einen Weg auf die Bühne, was ihnen aufgrund der Höhe nur Mühsam gelang, als Haruka wild mit dem Kopf schüttelte: „N-nein... Das ist nicht wahr, das kann nicht stimmen!“

Schnell hastete die Gruppe zu den beiden Brünetten, als Miyuki und Luca panisch ausriefen: „Sag es nicht!“

„Du bist nicht ich! Das kann überhaupt nicht sein!“, schrie Haruka verzweifelt aus und sofort herrschte Stille im Raum, ehe der Shadow hysterisch zu lachen begann.

Die Gelbäugige wurde plötzlich in eine schwarz-rote Aura gehüllt, welche sich immer stärker ausbreitete und die Gruppe mit einer Druckwelle von der Bühne fegte.

 

Aiden kämpfte sich mühsam wieder auf die Beine, als sein Blick zur Bühne ging, wo ein riesige, von Blitzen umgebene Frau schwebte. Die Frau trug ein komplett zerrissenes, rosafarbenes Kleid, dass kaum noch ihren Körper bedeckte und damit einige, gewagte Einblicke erlaubte. Von dem Kleid wickelten sich je zwei zerrissene Bänder um Arme und Beine. Ihr langes, blondes Haar wehte wild und kraus in alle Richtungen und immer wieder zuckten Blitze aus den Haar- und Fingerspitzen. Neben dem Braunhaarigen kamen nun auch seine Freunde wieder auf die Beine, welche ebenfalls ihren Widersacher erblickten.

„Das... ist Tenno? Meine Fresse, die sah auch schon mal besser aus“, murmelte Luca und stemmte sich an dem Schaft seiner Waffe nach oben, während Miyuki sich etwas Dreck aus den Haaren fischte: „Ich glaube nicht, dass das Aussehen uns jetzt interessieren sollte. Das wird gefährlich.“

Der Shadow schwebte ein Stück über der Bühne und seine Stimme schallte bedrohlich durch den Raum: „Ich bin ein Schatten, das wahre Ich! All jene, die mir vorschreiben, wie ich sein soll, sollen vom Antlitz dieser verdammten Erde getilgt werden!

„Ich denke mal, die Zeit der freundlichen Gespräche ist vorbei, Leute“, murmelte Luca und ging in Kampfhaltung, als Aiden seinen Evoker zog und an die Schläfe setzte: „Wir sind so weit gekommen und wir werden jetzt definitiv nicht verlieren!“

„Niemals!“, stimmten seine beiden Freunde mit ein, während sie ebenfalls ihre Pistolen zogen und an ihre Köpfe setzten.

Kurz darauf schallten drei Stimmen durch den Raum, begleitet von drei blauen Lichtblitzen: „Persona!“

 

Shadow-Haruka knurrte leise, als Rigel, Anser und Alphard auf sie zuschossen und zum Angriff übergingen. Aidens Persona griff sich seinen Speer und stach auf seinen Gegner ein, der jedoch mit einer schnellen Drehung auswich, nur um im nächsten Moment von zwei Schlangen gepackt zu werden. Alphard zog an dem Shadow, welcher kurz darauf von drei Feuerbällen getroffen wurde, die von Miyukis Persona kamen. Luca freute sich schon über den Treffer, doch verging ihm das Lachen, als Shadow-Haruka mit einem Blitzangriff konterte, der durch alle drei Persona ging und deren User mit einem lauten Schmerzensschrei zu Boden gehen ließ. Besonders Aiden schrie vor Schmerz auf, als die Blitze durch seinen Körper zuckten und rang um Atem, während Luca seine Persona wieder zum Angriff vorschickte. Der Anführer der Gruppe zitterte vor Schmerz, als Miyuki zu ihm gelaufen kam und ihre Persona herbei rief. Die Grünhaarige war sehr froh, dass ihre Persona in der Lage war, den Skill »Dia« einzusetzen, denn damit konnte sie die Schmerzen ihres Kameraden wenigstens ein bisschen lindern. Nur sehr mühsam kam der Braunhaarige auf die Beine, während sein Kollege versuchte, sich mittels Persona und Hellebarde gegen den Shadow zu verteidigen, von dem allerdings nur ein hämisches Lachen kam. Es schien so, als hätte Shadow-Haruka nur auf ihren Gegner gewartet, denn kaum stand Aiden wieder, ließ sie einen weiteren Blitzangriff folgen, dem die beiden Wohnheimbewohner nur entgehen konnten, da Mirai sie im letzten Moment hinter einen der Metallblöcke zog.

 

„Wie sollen wir denn an sie herankommen, wenn sie so mit Blitzen um sich schießt?“, begann Miyuki zu verzweifeln, während Mirai sich auf die Unterlippe biss: „Shit! Aiden, du bleibst von ihr weg. Deine Persona ist offensichtlich anfällig für Blitz-Attacken. Du nimmst also deutlich mehr Schaden als die anderen beiden!“

„Was soll ich denn machen? Soll ich hier einfach nur rumsitzen und abwarten?“, zischte der Schüler und wagte einen Blick auf seinen Gegner, der sich anscheinend nach ihnen umsah.

Ein Stück von ihnen entfernt krabbelte Luca in Deckung und rang schwer nach Atem: „Ernsthaft, dieses Vieh ist einfach nur abartig! Spürt das Teil unsere Angriffe eigentlich?“

„Vermutlich schon, sie machen nur kaum Schaden“, murmelte Mirai und überlegte krampfhaft, was sie tun sollten, als Aiden zur Bühne schaute: „Miyukis Shadow konnten wir ändern, nachdem ihr Shadow sie losgelassen hatte. Vielleicht macht es sie schwächer, wenn wir Tenno von dem Kreuz da befreien.“

„Okay, dann übernimm du das, Aiden-kun. Silva-kun und ich lenke sie ab!“, stimmte Miyuki der Idee zu und tauchte aus der Deckung auf, nur um sofort wieder zurück zu kommen und einem Blitz zu entgehen: „Das ist gar nicht so einfach!“

„Keine Panik, Nobiro-chan, ich bin auch noch da. Alphard, los!“, rief der Spanier und ließ seine Persona mehrere Eisbrocken abfeuern, während die Grünhaarige ihn mittels Ansers Feuerbällen unterstützte.

 

„Los!“, zischte Mirai und stieß ihren Freund in Richtung der Bühne, auf die der Braunhaarige zu sprintete und dann mit einem großen Satz das Gerüst erklomm.

Er drehte einmal den Kopf nach hinten und zum Glück war seine Gegnerin zu sehr damit beschäftigt, Feuerbällen und Eisbrocken auszuweichen, als ihn zu bemerken. Mit einigen schnellen Schritten war er bei dem Kreuz, an dem die echte Haruka schluchzend und wimmernd hing und anscheinend kurz davor war, den Verstand zu verlieren.

„Hey, Tenno! Bist du okay? Kannst du mich hören?“ Vorsichtig klatschte Aiden der Brünette gegen die Wange, welche nun den Kopf hob und ihn mit verweinten, leeren Augen ansah: „K-kurosaki-kun?“

„Keine Sorge, wir holen dich hier raus. Ich muss dich nur irgendwie von diesem Ding loskriegen“, murrte der Braunhaarige, während er nach einer Kette oder etwas Ähnlichem suchte, mit dem Haruka an dem Kreuz gehalten wurde, doch war nichts dergleichen zu sehen.

Es war, als wäre sie an dem Objekt festgeklebt, denn egal wie sehr der Oberschüler zog und zerrte, die Brünette bewegte sich keinen Millimeter. Was Aiden während seiner Aktion nicht bemerkte war, dass Harukas Shadow Luca und Miyuki erfolgreich abgewehrt und zu Boden geworfen hatte.

Der Shadow wandte sich nun den beiden Braunhaarigen auf der Bühne zu, während sie leise kicherte: „Na, na, na, du willst doch hier nicht die Hauptakteurin von der Bühne holen, oder? So etwas gehört sich nicht!

 

Die Haare des Shadows begannen zu knistern, ehe sie den Arm hob und einen gewaltigen Blitz aus dem Himmel direkt auf Aiden niedergehen ließ. Der Braunhaarige schrie sich die Seele aus dem Leib, während er auf die Knie sank und sich an das Kreuz klammerte, um nicht komplett zu fallen.

Immer stärker zitternd versuchte der Braunhaarige, sich wieder auf die Beine zu kämpfen, als er leise die Stimme von Haruka hörte: „Bitte... renn weg! Ich bin das nicht wert. Rettet euch selbst.“

„V-vergiss es... Ich habe jemandem versprochen, dass du… nach Hause kommst“, würgte Aiden hervor und zog sich wieder hoch, als der Shadow erneut den Arm hob: „Du bist ja immer noch hier. Jetzt verschwinde von der Bühne, du zweitklassiger Amateur!

„Aiden-kun, renn weg!“

„Mach, dass du da wegkommst, Amigo!“

„Aiden, hau endlich ab!“

Die Stimmen seiner Freunde drangen in seine Ohren, doch konnte er nicht mehr reagieren, bevor ein weiteres Mal ein Blitz in seinen Körper einschlug und ihn rücklings von Haruka wegriss. Aiden wusste nicht mehr, was um ihn herum geschah. Alles war irgendwie verschwommen und auch die Geräusche um ihn herum wirkten etwas dumpf.

Während er dort auf dem Holz lag und aus weiter Ferne jemanden seinen Namen rufen hörte, gingen seine Gedanken zu dem blauhaarigen jungen Mann zurück, der ihn davor gewarnt hatte, hierher zu kommen. Am Ende war er also doch zu schwach gewesen, um jemandem helfen zu können.

 

Seine Augenlieder wurden immer schwerer und gerade als sie komplett zufallen wollten, traf ihn etwas im Gesicht.

Mühsam hob er den Kopf leicht an und sah in die roten Augen von Mirai, die ihn besorgt musterte: „Du darfst nicht aufgeben! Die anderen brauchen dich. Bitte, steh auf!“

„Mirai... Luca... Miyuki...“, er biss die Zähne zusammen und versuchte sich aufzurichten, doch konnte er sich lediglich auf den Bauch drehen.

Sein Atem ging immer schneller, als ihm die Gespräche mit seiner Schwester und Sakura in den Sinn kamen.

Ich hab dich auch lieb, Onii-chan. Du bist der beste Bruder der Welt, schließlich kannst du alles!

Hey, mach dir keine Sorgen. Tenno wird schon wieder auftauchen. Vertrau der Polizei und es wird alles wieder gut.

„Ich... habe Kari versprochen zurück zu kommen... und ich habe Sakura versprochen, dass Tenno wieder nach Hause kommen wird. Ich darf... hier nicht verlieren... Ich werde hier nicht verlieren!“, schrie Aiden aus und schlug mit voller Kraft mit seiner Faust auf die Bühne, woraufhin das Holz unter ihm zersplitterte.

Er hob den Blick und musterte den Shadow, während er sich langsam aufrichtete: „Es kümmert mich nicht, ob andere mich für zu schwach halten. Ich werde das hier gewinnen, egal, was es mich kostet!“

 

Nun bemerkte auch der Shadow, dass der Braunhaarige sich wieder aufgerichtet hatte und starrte ihn mit giftigen, gelben Augen an: „Du bist immer noch da? Wenn eine Teilnehmerin von der Jury abgewählt wird, hat sie die Bühne zu räumen! Verschwinde!

Ein weiteres Mal jagte ein Blitz auf Aiden zu, der nur stumm die Lippen bewegte und im nächsten Moment getroffen wurde. Luca und Miyuki starrten panisch auf die Bühne, doch als die Rauchwolke von dem Einschlag sich verzog, stand Aiden unberührt an Ort und Stelle.

Was? Nein, du bist ausgeschieden, also verschwinde!“, schrie der Shadow und feuerte drei weitere Blitze ab, die jedoch alle drei einfach von dem Braunhaarigen abprallten.

Aiden wurde von mehreren ungläubigen Blicken angestarrt, als er den Evoker an den Kopf setzte und abdrückte. Erneut fegte der Wirbel aus blauen Splittern um den jungen Mann, doch erschien dieses Mal nicht Rigel, sondern ein gelber Tiger, dessen Hinterleib in einen gezackten Blitz überging. Luca, Miyuki und Mirai rissen die Augen auf, denn keiner von ihnen verstand, wie Aiden eine komplett andere Persona hatte rufen können. Der Shadow fauchte wütend und feuerte erneut drei Blitze auf Aiden ab, doch schoss der Tiger im Zickzack hin und her und fing die Angriffe einfach ab, wodurch sie komplett verpufften.

 

Luca und Miyuki tauschten einen vollkommen verblüfften Blick, als Aiden den Arm nach vorne stieß und seine Persona anfeuerte: „Pack sie dir, Raijuu!“

Der Tiger knurrte bedrohlich und schoss im Zickzack nach vorne auf seine Gegnerin zu, die mit einem Hieb versuchte, sich die Gefahr vom Leib zu halten, doch war die Persona zu schnell und rammte den Shadow in den Magen. Auf einen weiteren Befehl hin, biss sich die Persona in der Schulter seiner Gegnerin fest. Mit ein paar Schlägen konnte sie sich allerdings befreien und schüttelte den Tiger ab, bevor sie von Anser mit einem Feuerball beschossen wurde.

Als der Shadow sich der Bogenschützin zuwandte, riss Aiden sofort den Arm hoch: „Raijuu, »Blue Wall«!“

Der Tiger schoss einmal um die Grünhaarige herum, welche von einer blau schimmernden Barriere umgeben wurde, die im nächsten Moment einen Blitz abprallen ließ, der auf die Schülerin gerichtet war.

 

Der Shadow wurde sichtlich wütender, als Aiden denselben Skill noch einmal anwandte, jedoch bei sich selbst und dann den Evoker erneut an seine Schläfe setzte: „Es ist mir egal, was ich dafür einsetzen muss... Ich werde hier nicht verlieren! Change!“

Er drückte ab und Raijuu wurde mitten im Flug von einem blauen Wirbel umgeben, der von einer Dämonenfrau mit lilafarbener Haut, langen schwarzen Haaren und zwei Schwertern auseinander gerissen wurde.

„Los, Yaksini!“, feuerte der Braunhaarige seine neue Persona an, die sich sofort in den Kampf stürzte und mit beiden Klingen auf ihren Gegner einschlug.

Immer weiter wurde der Shadow zurück gedrängt, weshalb sie ein weiteres Mal einen Flächenblitz losschickte, der Aiden und Miyuki kaum störte, aber dafür Mirai und Luca nur um Haaresbreite verfehlte. Die Grünhaarige hatte sich zu ihrem spanischen Kollegen durchkämpfen können, denn er brauchte dringend eine heilende Hand, als der Anführer erneut die Persona wechselte und den Tiger erscheinen ließ. Dieser schoss wieder nach vorne, allerdings war dieses Mal Luca sein Ziel, um diesem ebenfalls einen Schild zu geben.

 

Euphorisch sprang der Braunhaarige auf die Füße und zog seinen Evoker: „Okay, Leute, jetzt oder nie!“

Er sah kurz zu der Grünhaarigen neben sich, die ihm zunickte und dann in die entgegengesetzte Richtung rannte, damit sie den Gegner einkeilen konnten. Die drei Schüler tauschten einen kurzen Blick, ehe Aiden zu Mirai schaute, die hinter ihm beim Kreuz stand und versuchte Haruka zu befreien.

„Machen wir sie fertig! Los, Raijuu!“, schrie der Braunhaarige und ein weiteres Mal krachte der Tiger in die Shadow-Frau, welche das Tier packte und beiseite schleuderte.

Genau in dem Moment bekam sie einen Eisbrocken in den Rücken, weshalb sie schreiend herumfuhr und versuchte, Luca mit einem Blitz zu erschlagen, doch prallte dieser von seinem Schild ab. Miyuki setzte sofort nach und ließ Anser einen Feuerball nach dem anderen schießen, welche das Monster in die Seite trafen und gegen einen der Metallblöcke beförderten: „Silva-kun, jetzt!“

„Das musst du mir nicht zweimal sagen, Nobiro! Alphard, mach sie kalt!“, feuerte er seinen Kimonoträger an, der einige Eisbrocken abfeuerte und damit den Shadow weiter gegen den Metallklotz drückte.

Als das Bombardement nachließ, versuchte der Shadow sich zu erheben, doch ein Blick nach unten zeigte, dass sie durch die Angriffe Alphards am Metall festgefroren war.

 

Mit einem triumphalen Grinsen riss der Grünäugige die Faust hoch und wandte sich an seinen besten Freund: „Komm schon, Amigo, mach sie fertig!“

„Los, Aiden-kun, du kannst das!“, feuerte auch Miyuki ihren Anführer an, während sie selbst erschöpft zu Boden sank, doch hatte der Schüler auf der Tribüne bereits seinen Evoker an seine Schläfe gesetzt: „Das ist das Ende! Rigel!“

Aidens Persona sprang in die Luft, wo sie in einem blauen Wirbel von Rigel ersetzt wurde, der seinen Speer in der Hand wirbelte und dann im Sturzflug auf seinen Gegner zuraste. Der Shadow konnte nur noch die Augen aufreißen, bevor sie mitsamt dem Metallklotz von dem Speer durchbohrt wurde und mit einem lauten Schmerzensschrei zusammensackte. Noch während sie an dem Block zu Boden sank, strömte eine schwarz-rote Aura aus ihrem Körper aus und ließ sie komplett zusammenbrechen.

Im selben Moment löste sich Haruka von dem Kreuz und wurde vorsichtig von Mirai gefangen, welche sie sanft auf dem Boden absetzte: „Ganz ruhig, es ist alles okay.“

 

Luca machte mit seiner Hellebarde eine Art Stabhochsprung und landete ein Stück hinter Aiden auf der Bühne, während Miyuki versuchte alleine auf das Gerüst zu klettern.

Haruka lag schwer atmend am Boden und wischte sich über die Augen, wobei sie leise wimmerte: „Bitte... ich will hier weg.“

„Keine Sorge, Tenno-chan, wir bringen dich nach Hause“, versuchte der Spanier seine Klassenkameradin zu beruhigen, welche dennoch nicht ruhiger wurde: „Ihr... ihr habt das alles gehört, nicht wahr?“

Das Quartett sah sich schuldig an, denn es war nicht richtig gewesen, auf diese Art in Harukas Privatleben rein zu platzen.

Bevor die Situation noch merkwürdiger werden konnte, setzte sich Mirai in Bewegung: „Leute, lasst uns von hier verschwinden. Ihr könnt nachher darüber diskutieren, wer hier in wessen Privatleben rumschnüffelt.“

Die Gruppe nickte und Miyuki stieß einen leisen Seufzer aus: „Dabei bin ich doch gerade erst auf diese doofe Bühne geklettert...“

„Dann jetzt wieder runter“, scheuchte Mirai die Grünhaarige wieder nach unten, während die beiden Herren sich um Haruka kümmerten und ihr von dem Holzgerüst halfen.

 

Sie wollten alle nur noch hier weg, doch als sie ungefähr in der Mitte des Raumes waren ertönte eine leise Stimme neben ihnen: „Du stößt mich erneut weg?

Erschrocken schrie die Brünette kurz auf und sah zur Seite, wo sie ihren Shadow entdeckte, der sie mit traurigen Augen ansah.

Eigentlich hatte die Brünette einen Schritt nach hinten machen wollen, doch wurde sie von Luca aufgehalten: „Renn nicht weg. Du musst da durch, Tenno.“

Als sich die Brünette jedoch nur auf die Unterlippe biss, schob Miyuki sie sanft nach vorne: „Glaub mir, ich weiß, wie du dich fühlst, aber es wird dir helfen. Vertrau mir.“

„Keiner von uns denkt schlechter von dir wegen dem, was wir hier gehört haben“, gab nun Aiden seinen Kommentar dazu ab, was Haruka zu Boden schauen und leise murmeln ließ: „Es ist alles wahr... Jedes einzelne Wort und ich wollte es einfach nicht sehen. Ich fühle mich so schäbig. Was für ein Mensch wünscht seiner eigenen Mutter den Tod?“

„Ein furchtbar trauriger, der zu früh etwas wichtiges verloren hat. Auch wenn es dir weh tut, es ist ein Teil von dir, den du nicht verstoßen darfst. Sei ehrlich zu dir selbst, sonst belügst du nicht nur dich, sondern auch alle anderen“, sprach der Shadow, der mit einem traurigen Blick zu Boden sah, als sie plötzlich von Haruka umarmt wurde: „Es... es tut mir so leid. Ich war einfach nur tot unglücklich, weil ich meinen Vater verloren hatte, meine Mutter mir nie wirklich zugehört hat und alle mich immer so komisch anschauen. Aber das gibt mir kein Recht, meiner Mutter so etwas zu sagen. Ich bin nun einmal wie ich bin und das ist auch gut so. Ich werde Mamas Meinung niemals akzeptieren, aber ich werde mich bei ihr entschuldigen. Außerdem werde mich nicht mehr belügen, sondern zu dem stehen, was ich sage und denke. Danke, dass du mir das gezeigt hast und bitte verzeih mir.“

Kein Problem, du hast es ja immerhin eingesehen. Aber du darfst eins nie vergessen: Wenn du wieder anfängst, dich zu verleugnen, komme ich wieder und hole dich“, grinste das Shadow-Mädchen und legte den Kopf schief, ehe sie in ein helles blaues Licht gehüllt wurde.

 

Als das Licht verblasste, schwebte vor Haruka eine junge Frau in einem langen, weißen Kleid, welches ihre nackten Füße freigab und platinblonden Haaren. Die Haare reichten der Frau bis zum Po und waren ab dem Nacken zu einem dicken Zopf geflochten. Ihr Gesicht war von einer metallenen Maske verdeckt und um ihre Stirn legte sich ein Stirnreif, der aussah, als wäre er aus mehreren Metallteilen zusammengeschweißt worden. An dem Stirnreif war ein Haarreif in Form eines Zahnrades befestigt, der ihr die Haare aus dem Gesicht hielt. Die rechte Brust der Frau war mit einem Brustpanzer in Form eins Zahnrades bedeckt, wobei der Panzer sich über den ganzen Rücken zog. Aus dem Rücken ragten ein paar klingenartige Flügel, und unter dem Kleid lugten ein paar Stromkabel hervor. Der linke Arm und das linke Bein der Persona sahen aus, als wären sie aus Metall gefertigt, während sie ihre normale Hand leicht nach ihrem anderen Ich ausstreckte. Die Brünette schloss die Augen und faltete die Hände vor der Brust, als die Persona sich in einem blauen Splitterregen auflöste und in ihren Körper zurückkehrte.

„Danke, dass du bei mir bist, Spica“, flüsterte die Brünette, bevor sie aufgrund eines leichten Schwächeanfalls in die Knie ging.

Mirai und Miyuki stützten die Brünette, bevor sie sich allesamt auf den Rückweg machten. Sehr zum Erstaunen der Gruppe war weit und breit kein Shadow mehr zu sehen, weshalb die Rückreise schnell und problemlos vonstattenging. Haruka war etwas erstaunt darüber, dass sie durch einen Baum gehen sollte, doch war die Silberhaarige recht ungeduldig und schubste sie einfach durch das Portal.

 
 

~~~Naganaki Schrein~~~

 

Ein erleichterter Seufzer entwich dem Quartett, als sie den Schrein erreichten, während ihre Zielperson gedankenverloren in den mondlosen Nachthimmel schaute. Sie konnte es immer noch nicht so wirklich glauben, was ihr da gerade alles widerfahren war, doch sie genoss einfach die kalte Nachtluft.

„Ich schwöre euch, Leute, egal was meine Mutter im Moment macht, ich schmeiß mir zu Hause ein paar Churros in die Friteuse!“, rief Luca und streckte sich ausgiebig, was Aiden auflachen ließ: „Da hätte ich auch mal wieder Bock drauf. Bring mir morgen welche mit.“

Die beiden Braunhaarigen lachten erleichtert auf, wobei sie von den Damen ihrer Gruppe beobachtet wurden: „Die beiden sind ziemlich sorglos, meinst du nicht, Miyuki?“

„Ich hätte auch gerne so einen guten Freund, wie die beiden es sind, also einen zum Rumblödeln“, erwiderte die Grünhaarige, was die Silberhaarige nur mit den Augen rollen ließ: „Na, dann such mal schön.“

„Solche Freunde findet man selten, aber man muss sie in Ehren halten“, kam nun Haruka dazu, die sichtlich müde wirkte und Aiden und Luca betrachtete, wobei ersterer ihren Blick erwiderte: „Du hast doch auch so eine Freundin. Nozaki.“

 

Kurz wirkte die Brünette etwas überrascht, doch dann lächelte sie sanft: „Ich glaube, du hast recht. K-kann ich vielleicht mit zu euch kommen? Ich... will noch nicht nach Hause.“

„Klar doch, du kannst...“, setzte Aiden an, doch fuhr ihm Mirai barsch über den Mund: „Nein, es ist besser, wenn du woanders hingehst. Diese Hirnis haben deinem Opa schon genug erzählt. Was glaubt ihr denn, wie die Polizei euch die Tür einrennt, wenn ein verschwundenes Mädchen plötzlich in eurem Wohnheim sitzt?“

„Oh, soweit habe ich nicht gedacht...“, brummte der Anführer und kratzte sich am Hinterkopf, als Haruka kurz lachte: „Ihr seid ja eine lustige Truppe. Ich werde Saku anrufen und fragen, ob ich heute bei ihr bleiben kann.“

Die Gruppe nickte kurz, ehe Luca auf eine Telefonzelle deutet: „Nimm die da hinten, dein Handy hat in der Zeit vermutlich den Geist aufgegeben. Hier, geht auf mich.“

Damit hielt er der Brünette ein paar Münzen hin, die diese sichtlich verblüfft annahm: „Du... bist viel netter, als ich geglaubt habe, Silva-kun.“

„Da siehst du mal, Tenno-chan und jetzt kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich dich mal auf was eingeladen habe“, lachte der Spanier freudig auf, was die Brünette nur das Gesicht verziehen ließ: „Ich nehme zurück, was ich eben gesagt habe.“

 

Die Gruppe brach in schallendes Gelächter aus, bevor sie sich aufteilten. Luca machte sich auf den Heimweg, Mirai entschied sich dazu, ein Auge auf Haruka zu haben bis diese von Sakura abgeholt werden würde und Aiden und Miyuki machten sich auf den Weg zum Wohnheim.

Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen seufzte die Grünhaarige erleichtert auf: „Ich glaub es immer noch nicht, dass wir das geschafft haben!“

„Ich auch nicht. Ich dachte echt eine Zeit lang, dass wir drauf gehen. Aber wir haben es geschafft“, grinste der Braunhaarige erleichtert, was ihm seine Mitbewohnerin gleichtat: „Ja, aber jetzt muss ich echt ins Bett... ich glaube, ich werde morgen definitiv verschlafen.“

Die beiden stiegen die Treppe hinauf und wünschten sich eine gute Nacht, bevor Aiden in sein Zimmer ging und dort seine schlafende vorfand. Ein warmes Lächeln huschte ihm übers Gesicht, als er sich einfach mitsamt seinen Klamotten ins Bett legte und sofort einschlief.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: ShioChan
2021-12-29T18:13:12+00:00 29.12.2021 19:13
Hallo Fubuki-kun,

da bin ich wieder. xD Gleich mit dem nächsten Kommentar. x'D

Da muss sich die Gruppe ganz schön den Kopf zerbrechen, wie sie nun weiter voran kommen. Echt ärgerlich. Aber Sie sind der Lösung ja doch näher, als sie denken. Irgendwie. Und Kari hat natürlich keine Ahnung worum es geht. x'D Armes Kind.

Was zum-!? Hat Aiden wirklich gerade einen Tipp von Igor bekommen? O___O Das geht? Oh mein Gott. Sowas muss man sich rot im Kalender anstreichen. Wunder passieren ja doch...
Und Mirai ist nun vollkommen verwirrt. x'D Danke Aiden.

Der Shadow hat es ganz schön in sich gehabt. >___< Arme Haruka. Sie sitzt irgendwie ziemlich zwischen den Stühlen. Was?
Der Kampf war aber echt genial. *___* Wirklich toll geschrieben und echt spannend. Auch wie Aiden endlich die Fähigkeit der Wild Card einsetzt war Hammer. Dadurch haben sie es aber endlich geschafft Haruka zu befreien. ^___^ Yay und sie hat ihren Shadow akzeptiert. Ein Glück.

Mirai ist ziemlich ungeduldig. x'D Stößt sie einfach Haruka durch den Baum.

Endlich haben sie diesen Dungeon geschafft. Wenn sie wüssten, dass das erst der Anfang war. x'D Ähm ja...

ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.
bis dahin
LG
Shio~


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