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Persona 3 -After the Years-

von

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XIII - Vernichtend geschlagen


 

~~~Donnerstag 28. April 2016~~~
 

Der Unterricht war seit einigen Minuten vorbei, als Aiden in Sportkleidung auf dem Fußballfeld der Gekkoukan High School stand und sich warm machte. Es hatte gerade geklingelt, als Luca in sein Klassenzimmer gestürmt war und ihn mit sich gezogen hatte. Eine Erklärung hatte Aiden vergeblich verlangt, bis sein Freund ihm erzählt hatte, dass am Samstag ein Freundschaftsspiel gegen eine andere Schule angesetzt wurde und er sich vorbereiten wolle. So ganz war dem Blauäugigen nicht klar, warum der Spanier ihn gefragt hatte, denn schließlich war es Jahre her, dass er einen Fußball gekickt hatte. Davon hatte der Grünäugige nichts hören wollen und hatte ihn daraufhin einfach auf den Fußballplatz gezerrt, wo sie jetzt zusammen Aufwärmübungen machten. Nachdem beide sich sorgfältig gedehnt hatten, griffen sie sich jeweils einen Fußball und stellten sich nebeneinander.

 

Das Training eröffneten sie mit ein paar leichten Dribbelübungen, bei der sie mehrere Runden um das Fußballfeld liefen. Aiden hatte nichts gegen ein bisschen körperliche Betätigung, dennoch war ihm schleierhaft, warum Luca ihn um Hilfe gebeten hatte. Sie hatten früher zusammen in einem Verein gespielt, aber das war schon Jahre her und seither hatte Aiden auch keinen Fußball mehr angerührt. Diese Zeit sah man ihm auch an, denn der Ball tat alles, aber nicht das, was der Braunhaarige wollte und das brachte ihm einige komische Blicke seines Freundes ein. Das Laufen war nicht das Problem, denn er war regelmäßig mit Kari joggen gegangen, zwar nur kleine Runden, aber immerhin, das Ballgefühl war allerdings komplett weg. Nach einer Weile schaffte er es zu laufen, ohne den Ball ins Nirwana zu befördern, weshalb sie zum nächsten Schritt übergingen. So viel Zeit hatte der Braunhaarige gar nicht fürs Training nutzen wollen, aber sein Freund wollte immer und immer weiter machen, was fast schon an Besessenheit grenzte.

 

Nach zwei Stunden saßen die beiden mit Handtüchern um den Hals und Wasserflaschen in der Hand auf einer Bank und versuchten wieder zu Atem zu kommen.

Aiden trank aus seiner Flasche und wandte sich an seinen Partner: „Erzählst du mir mal, warum du so versessen darauf warst, mit mir zu trainieren?“

Kurz sah der Spanier zur Seite und kratzte sich am Hinterkopf, bevor er leise murmelte: „Weil ich nach jeder Möglichkeit suche, um besser zu werden. Ich bin immer noch gefrustet, weil wir unser letztes Turnier verkackt haben.“

„Inwiefern das denn?“, wollte der Blauäugige wissen und hob eine Augenbraue, denn nachdem, was er gesehen hatte, war Luca alles andere als schlecht und das erklärte er auch: „Das war ein Turnier in Inaba Ende Oktober letzten Jahres, war voll stolz, dass ich trotz der Tatsache, dass ich ein Erstklässler bin, mitmachen durfte. Wir hatten einen echten Mangel an Verteidigern, weißt du? Ich bin jetzt kein schlechter Verteidiger und wir sind ohne Probleme ins Finale gekommen, aber... man, gegen das Sturmduo der Jûgoya High hab‘ ich echt kein Land gesehen.“

„Jûgoya? Die liegt glaube ich in Kagaminomachi, oder? Wieso hast du kein Land gesehen?“, hakte Aiden nach und sah seinen Freund an, der den Kopf auf die Knie legte: „Diese beiden Typen, Makoto und Nagase, die waren einfach nur ekelhaft. Im Eins gegen Eins habe ich beiden die Show gestohlen, aber dann haben die beiden mit Zwei gegen Einen angefangen…So ein schnelles und präzises Passspiel und dann auch noch solch eine Schusskraft. Ich kam mir vor wie ein Anfänger...“

„Es gibt immer jemanden, der besser ist als du und mit Zwei Spielern Einen auszuspielen ist auch nicht verboten“, kommentierte der Oberschüler, was Luca ein leises Murren entlockte: „Du hast dich verändert.“

 

Erstaunt sah Aiden zu seinem Freund, denn mit dieser Aussage hatte Luca ihn hart getroffen: „W-wie meinst du das?“

„Früher warst du ganz anders. Du warst aufgeweckt, liebenswert und bist immer auf andere zugegangen, aber jetzt... Man merkt es zwar nicht so einfach, aber du bist kalt geworden“, erklärte der Spanier und sah seinem Sitznachbarn direkt ins Gesicht, was diesen zusammenzucken ließ.

Leider war der Fußballer noch nicht fertig und setzte nach: „Bei Nobiro zeigst du es nicht so, was wohl daran liegt, dass ihr Mitbewohner seid, aber bei allen anderen bist du so... Abwehrend und kalt. Als würdest du jeden von dir fernhalten wollen.“

Neugierig wartete Luca auf eine Reaktion seines Freundes, die er in Form von verkrampfenden Händen bekam, mit denen Aiden sich in die Oberschenkel krallte. Wenn Luca nur wüsste, wie recht er mit seiner Aussage hatte. Es war nicht so, dass Aiden keinen Kontakt zu anderen Leuten haben wollen würde, er hatte einfach die Nase voll davon verletzt zu werden.

Bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, redete Luca weiter: „Weißt du, ich habe dieses Training auch vorgeschlagen, weil ich gehofft hatte, dass wir wieder etwas Zeit miteinander verbringen. Seit du hier bist, bleibst du selbst zu mir auf Distanz. Ich dachte wir wären Freunde.“

Auf die Aussage gab er keine Antwort, denn er wusste ganz genau, dass sein Freund ins Schwarze getroffen hatte, doch der Spanier grinste wieder und schlug ihm sanft gegen die Schulter: „Hey, auch wenn du jetzt momentan ein Eisklotz bist, geb ich nicht auf. Ich kitzel den alten Aiden aus dir heraus. Warte es nur ab!“

 

Erstaunt sah der Braunhaarige auf und spürte ein warmes Gefühl in seiner Brust, als Luca auf sein klingelndes Handy schaute und mit einem erschrockenen Laut aufsprang: „Oh scheiße! Das habe ich ja total vergessen! Sorry, Amigo, ich muss los, aber wir müssen das auf jeden Fall wiederholen, ja? Wir sehen uns morgen!“

Damit griff er sich seine Sporttasche und hechtete davon, wodurch Aiden alleine zurück blieb und auf seine Füße starrte. Er schloss die Augen und dachte über die Worte seines Freundes nach, die bei ihm genau ins Schwarze getroffen hatten. Es stimmte, dass er sich von seinen Mitmenschen fern hielt, aber das tat er nur, weil er immer und immer wieder verletzt worden war und das wollte er einfach nicht. Ganz zu schweigen davon, dass er sich immer um seine Schwester kümmern musste, da konnte er sich so einen zusätzlichen Stress nicht leisten. Was hatte er also für eine Wahl gehabt? Aber war das wirklich die richtige Entscheidung gewesen? Mit einem Kopfschütteln erhob er sich und schulterte seine Tasche, bevor er sich auf den Rückweg machte. Während er den Weg zum Bahnhof ging, nahm er seine Umgebung nicht so wirklich wahr, bis ihn jemand an der Schulter packte und als er aufsah, stand er nur Millimeter von einem Stahlpfeiler entfernt.

Erschrocken riss er die Augen auf, als eine weibliche, leicht gereizte Stimme in sein Ohr drang: „Pass auf, wo du hinrennst, oder willst du dir die Nase brechen?“

 

Erschrocken fuhr Aiden herum und sah in ein leuchtend rotes Auge, welches ihn irritiert musterte: „Oh... Hallo, Mirai.“

„Was ist denn los, Aiden? Du schaust aus, als wäre dir ne Laus über die Leben gelaufen. Ich habe keine Lust dir zuzuschauen, wie du dir das Hirn einrennst!“, murrte die Silberhaarige und sah ihren Freund mit einer hochgezogenen Augenbraue an, der sich nur am Hinterkopf kratzte.

Das Gespräch mit Luca hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen und dabei hatte er seine Umgebung komplett aus den Augen gelassen. Wenn Mirai ihn nicht gestoppt hätte, hätte er sich wohl wirklich an dem Stahlpfeiler den Kopf gestoßen, wenn er nicht sogar später vor den Zug gerannt wäre.

Er stieß einen langen Seufzer aus und kratzte sich erneut am Hinterkopf, bevor er sich an die Silberhaarige wandte: „Danke, Mirai... Ich bin nicht ganz bei mir.“

„Das habe ich ja gar nicht gemerkt!“, merkte die Silberhaarige extrem sarkastisch an und ging neben dem Braunhaarigen zum Bahnsteig, wo sie ihn aus dem Augenwinkel musterte: „Also, was ist los?“

 

Kurz fuhr sich der Angesprochene durch die Haare, eher er aufseufzte und eine Antwort gab: „Ich hatte ein Gespräch mit Luca darüber, wie sehr ich mich verändert habe und... dass ich wohl kaltherzig geworden bin.“

„Und? Bist du es?“, kam es von der jungen Frau, woraufhin ihr Gesprächspartner nur mit den Achseln zuckte: „Ich weiß es nicht... aber irgendwas sagt mir, dass Luca recht hat.“

„Na und? Leute ändern sich eben mit der Zeit und das muss man hinnehmen. Wenigstens wisst ihr beide, wie ihr früher wart und wie ihr euch verändert habt. Im Gegensatz zu mir“, warf die Silberhaarige beiläufig ein und strich sich durch den Pony, doch ließ dieser Kommentar Aidens Laune in den Keller sinken: „Es tut mir leid... Ich wollte nicht, dass du dich meinetwegen schlecht fühlst. Du hast es am schwersten von uns allen.“

„Genau, also hör auf so rum zu jammern und stell dich mal hin wie ein Mann!“, fauchte Mirai und stieß dem Braunhaarigen unsanft in den Rücken, wodurch er sich richtig hinstellte: „Okay, ist ja gut. Danke, Mirai.“

„Kein Problem, dafür kaufst du mir gleich mein Mittagessen, ich habe heute nämlich noch nicht viel in den Magen bekommen“, sprach die junge Frau ein Machtwort und winkte ihren Begleiter gebieterisch hinter sich her, der nur lachen konnte und ihr grinsend folgte.

 
 

~~~Freitag 29. April 2016 - Showa Tag~~~
 

Die Sonne stand hoch am Himmel, als sich die Gruppe um Aiden herum am Naganaki Schrein traf und sie beratschlagten sich, wie es jetzt weitergehen sollte. Der Anführer hielt zwei gefüllte Taschen in den Händen, deren Inhalt er gerade eben mit Mirai und Miyuki noch besorgt hatte und hoffentlich würde ihnen das Zeug auf der anderen Seite etwas nützen. Für jedes Teammitglied hatten sie eine kleine Umhängetasche gekauft, die man entweder um die Hüfte oder an der Schulter tragen konnte, denn irgendwo mussten sie ja ihre Medizin unterbringen. Neben ein paar Snacks und Getränken hatte Miyuki auf einen kleinen Erste-Hilfe-Kasten für alle bestanden, allerdings bezweifelte Luca, dass Bandagen einem bei Frostbeulen oder Elektroschocks helfen würden. Um nicht in einen Streit verwickelt zu werden, packte der Spanier dennoch brav alles ein, was seine Kolleginnen ihm reichten. Aiden sortierte seine Sachen und klemmte sich eine kleine Metallbox an den Gürtel, in die er die Tarotkarten packte, die Amalia und Igor ihm irgendwie aufs Auge gedrückt hatten. Zwar war er darüber immer noch verwirrt, aber für irgendwas mussten die Dinger ja gut sein, weshalb er sie einfach sicher verstaute und sich an seinem Team zuwandte.

 

Luca hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und sah auf den Baum, der sie ins Reich der Shadows bringen würde, doch etwas schien ihn zu stören: „Warum sind wir nicht gestern gegangen, dann hätten wir außerdem heute den Tag zum erholen nutzen können. Außerdem dachte ich, dass man nur nachts dadurch kann.“

„Wie kommst du denn auf diese Schnapsidee, Luca?“, wunderte sich Mirai und hob skeptisch eine Augenbraue, bevor sie erklärte, dass die Zeit bei dem Portal keine Rolle spielte, schließlich war sie auch mitten am Tag heraus gekommen.

Mit der Erläuterung gab sich Luca zufrieden und sah sich noch einmal um, damit er sicher gehen konnte, nicht beobachtet zu werden. Als die Gruppe sich sicher war, dass niemand sie ausspionierte, nahmen sie ihre Sachen und sprangen nacheinander durch das Portal.

 
 

~~~Schattenreich~~~

 

Nacheinander kamen die Teenager aus dem Baum gesprungen und als erste Amtshandlung wurde die Umgebung gesichert, nicht dass sie wieder von einem dieser Reiter überrascht würden. Nach einigen Minuten waren sie sich sicher, dass die Luft rein war, weshalb sie die Tür zum Schrein öffneten und daraus ihre Waffen und die Pistolen zogen. Damit sie diese nicht in ihren Zimmern würden bunkern müssen, hatten Luca und Aiden die Tür zum Schrein aufgebrochen und die Sachen dort zwischengelagert. Luca ließ seine Hellebarde ein paar Mal kreisen und er schien sich damit wohl zu fühlen. Aiden hatte immer noch ein wenig mit seinem Schwert zu kämpfen, denn es war deutlich schwerer als die Übungswaffen, die er im Kendounterricht benutzte, ganz zu schweigen davon, dass er in der Schule beide Hände benutzte. Am meisten machte er sich allerdings Sorgen um Miyuki, die zwar jetzt im Kyūdō-Club war, aber dennoch war er unsicher, wie die Schülerin mit der Situation an sich klar kam. Anscheinend war die Grünhaarige vollkommen in Ordnung, weshalb die Gruppe sich auf den Weg zu der Werkstatt machte, in der Haruka momentan gefangen war.

 

Mit den Mofas kam das Vierergespann schnell an ihr Ziel und mit einem Lächeln stellte Luca fest, dass alle Shadows vor ihnen flüchteten. Vor der Werkstatt stellten sie die Mofas in einer Ecke ab und sahen sich noch einmal prüfend um, ehe sie sich zum Eingang vorwagten.

Der Spanier hob plötzlich den Arm und deutete auf ein grün leuchtendes Objekt neben dem Werkstatttor: „Hey, was ist das denn für ein Ding? Das war beim letzten Mal nicht da, oder?“

Die beiden Männer gingen etwas näher heran und betrachteten das Objekt, dass eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Altar hatte.

Aiden konnte nicht wirklich einen Nutzen in dem Objekt entdecken, weshalb er wieder den Mädchen zuwandte und auf den Altar deutete: „Hey Mirai, hast du ne Idee, was das hier für ein Ding sein könnte?“

Die Silberhaarige strich sich kurz den Pony zur Seite, ehe sie mit verschränkten Armen zu ihren Kollegen stieß: „Dieser Altar ist eine Teleportpunkt, der bringt dich in kürzester Zeit zu seinem Gegenstück. Das müsste eigentlich da sein, wo wir den Dungeon verlassen haben.“

 

Aiden nickte kurz und Miyuki machte auf die Aussage einen freudigen Hüpfer: „Das heißt, wir müssen den ganzen Weg nicht noch mal rennen? Genial! Das spart uns Zeit und Energie.“

Die Jungs und Mirai nickten zustimmend und alle berührten den Altar, der sie daraufhin in ein helles, grünes Licht hüllte und ihnen die Sicht raubte. Als die Gruppe wieder etwas erkennen konnte, standen sie mitten in der Metallsauna, in der es noch immer brütend heiß und feucht war.

„Gehen wir weiter, ich schwitze jetzt schon wie ein Schwein und hab noch nichts gemacht“, scheuchte Aiden seine Freunde zur Eile, denn diesen Temperaturen wollte er sich nicht länger als notwendig aussetzen.

Keiner seiner Freunde hatte etwas einzuwenden, weshalb sie so schnell es ging, aus dem Raum flüchteten und den nächsten Abschnitt betraten.

 

Der zweite Teil des Dungeons war vollkommen anders, als die Gruppe ihn sich vorgestellt hatte, denn es war kein Metall mehr an den Wänden. Stattdessen war der Weg links und rechts mit großen rosafarbenen Gardinen behangen und die Wände waren in einem hellen Beige-Ton gestrichen. Zu allem Überfluss waren an der ganzen Decke entlang Spotlights angebracht, die einem das Gefühl gaben, alle würden einen anstarren.

Aiden und Luca sahen sich mit einem vollkommen irritierten Blick an und keiner von beiden wusste, was er dazu sagen sollte.

Miyuki betitelte die Umgebung mit einem „Süß“, jedoch schien Mirai die Aufmachung ganz und gar nicht zu gefallen, denn sie stieß einen Würgelaut aus und rieb sich die Schläfen: „Oh Gott, ich bekomme Augenkrebs! Igitt... aber sagt mal, sieht es hier nicht ein wenig aus, wie auf einer Bühne?“

 

Aiden ließ den Blick schweifen und war mit seiner Meinung eher bei Mirai, als bei Miyuki, sowohl bei der Optik, als auch bei der Sache mit der Bühne. Er schritt langsam den Gang entlang und seine Freunde folgten ihm vorsichtig, als sie bereits nach kurzer Zeit die erste Kreuzung erreichten. Der erste Weg endete ziemlich schnell in einer Sackgasse und auch der zweite Pfad stellte sich als Sackgasse heraus.

Dieser Weg hielt allerdings eine Schatzkiste bereit, die Aiden vorsichtig öffnete und zwei kleine Ampullen hervorzog, die er vorsichtig in seiner Tasche verstaute: „Die kann man immer gebrauchen. Bleibt nur noch ein Weg übrig, gehen wir.“

Als sie den dritten Weg einschlugen, ertönte in der Ferne eine leise, ungehaltene Frauenstimme „Wann hörst du endlich auf, in dieser Werkstatt zu arbeiten und dich dreckig zu machen? Das gehört sich nicht für eine Dame! Hör endlich auf dich so unmöglich zu benehmen, du blamierst mich in der ganzen Nachbarschaft!

 

Die Gruppe sah sich fragend um und als die Stimme verstummte, war es einige Zeit sehr still, bis Luca die Stille durchbrach: „Was zum Geier war das denn? Ich habe noch nie mitbekommen, dass die Nachbarn irgendein Problem mit Tenno hätten.“

Miyuki versteckte sich schnell hinter Mirai und zog ihren Bogen, während Aiden, in Erwartung eines Gegners, ebenfalls eins seiner Katana ein Stück aus der Scheide schob: „So langsam glaube ich, dass Tennos Mutter einen an der Klatsche hat... Seid vorsichtig, beim letzten Mal waren die Shadows nicht weit!“

Die Gruppe stand still und starr in dem Gang und wartete auf das Erscheinen ihrer Feinde, doch als nach einigen Minuten immer noch nichts passierte, setzte sich die Gruppe wieder in Bewegung. Der lange, gerade Weg endete in einem runden Raum, in dem nur vier gedeckte Tische an den Wänden standen.

Aiden peilte direkt den weiteren Weg an, doch Miyuki nahm einen der Tische unter die Lupe, auf dem ein Teeservice stand und von dem ein angenehmer Duft aufstieg: „Hm, der Tee riecht aber gut, was meinst du, Mirai?“

„Hm, stimmt, riecht wirklich gut, da kriegt man irgendwie Lust auf ein Stück Kuchen“, erwiderte die Silberhaarige und stellte sich neben die Grünhaarige, um den Geruch des Tees zu genießen.

 

Die beiden Braunhaarigen sahen sich kurz skeptisch an, als beide eine Bewegung in ihrer unmittelbaren Nähe bemerkten. Als sie sich zum Gehen wandten, mussten sie feststellen, dass zwei der Tische den Platz gewechselt hatten und nun den Weg blockierten. Sofort zogen Jungs ihre Waffen, während Aiden den Blick auf die beiden Mädchen richtete, die immer noch an dem Tee schnupperten. Sie waren so sehr von dem Tee fasziniert, dass sie nicht bemerkten, wie der Tisch sich in einen Shadow verwandelte und sich vor ihnen aufbaute. Auf dem Tisch war nun die typische Maske zu sehen, während das Gedeck über der Tischplatte kreiste.

Sofort rannten die beiden Jungs dazu und griffen an: „Miyuki! Mirai! Geht von dem Tisch weg!“

Die zwei Mädchen sahen kurz nach hinten, ehe sie sich einen skeptischen Blick tauschten und wieder zu dem Tisch schauten, der sofort zum Angriff überging. Bevor er irgendeinen Schaden anrichten konnte, wurde er allerdings von einem Katana und einer Hellebarde in vier Teile geschlagen und löste sich auf.

 

„Sorry, Jungs...“, murmelte Miyuki und zog schuldbewusst den Kopf ein, während sich die beiden Jungs wieder in den Raum drehten, wo sich die verbleibenden drei Tische ebenfalls in Shadows verwandelt hatten.

Mit einem hellen Blitz erschienen Rigel und Alphard in dem Raum und stürzten sich auf zwei Shadows, die sich trotz der heftigen Angriffe aus Speer und Eis als äußerst hartnäckig herausstellten.

„Die sind echt hart im nehmen..“, murmelte Luca verärgert, was Aiden mit einem Nicken kommentieren konnte.

Mirai kaute auf ihrer Unterlippe herum und dachte angestrengt nach, denn irgendwie musste sie ihren Freunden doch helfen.

Dann hatte sie den rettenden Geistesblitz: „Ich weiß es, diese Shadows sind gegen Schwerter resistent und Schläge und Stiche blocken sie ganz ab, aber bei Feuer werden sie schwach. Verbrennt sie einfach!“

Miyuki nickte entschlossen und zog die Kanone, bevor sie sich zu ihren Freunden gesellte: „Feuer? Dann kann ich vielleicht was machen. Los geht’s, Anser, Feuer frei!“

Über der Grünhaarigen erschien die Fuchsmagierin und hob die Kristallkugel, woraufhin jedem Shadow nacheinander ein Feuerzauber an den Kopf geschossen wurde, bis keiner mehr übrig war.

Die Schützin tanzte kurz vor Freude und klatschte: „Es hat geklappt, ich hab es wirklich geschafft!“

Die verbleibenden drei klopften der Bogenschützin auf die Schulter und man sah ihr an, wie sehr sie sich über dieses Lob freute, denn sie war tatsächlich nützlich gewesen.

 

Mit deutlich besserer Laune setzten die vier ihren Weg durch die Gänge fort, als plötzlich mehrere, körperlose Stimmen ertönten, die definitiv nach Frauen klangen: „Da ist schon wieder dieses Mannsweib, sieh dir mal ihre Haare an!

So wie die sich benimmt, bekommt die nie einen Freund!

Die ist total komisch, mit der will ich nichts zu tun haben!

Miyuki sah sich mit verzogenem Gesicht um und tippte immer wieder mit ihrem Absatz auf den Boden: „Alter, was haben die bitte für ein Problem?“

Aiden hatte leider keine Antwort auf diese Frage und so langsam bekam er eine Gänsehaut, wenn er diese Stimmen hörte: „Keinen Schimmer, aber ich will ehrlich gesagt nicht länger als nötig hier sein. Es ist Tenno gegenüber nicht fair. Lasst uns gehen!“

Der Rest der Gruppe konnte nur zustimmen, weshalb sie sich weiter ins Innere des Dungeons aufmachten.

 

So langsam verlor Aiden jegliches Zeitgefühl und auch seine Füße schmerzten ziemlich. Soweit er das beurteilen konnte, ging es seinen Freunden nicht anders, denn Miyuki jammerte immer wieder leise vor sich hin. Mirai gab sich größte Mühe, ihre Freunde bei den Kämpfen mit hilfreichen Tipps zu unterstützen, denn ansonsten kam sie sich relativ nutzlos vor. Schwer keuchend kam die Gruppe bei einer weiteren Kreuzung an, an der sie nur noch einen Weg nehmen konnten, da die anderen in einer Sackgasse geendet hatten und so langsam ging ihnen die Puste aus. Der verbleibende Weg entpuppte sich als meterlange Gerade, an dessen Ende man eine große Tür erkennen konnte. Als die Gruppe das Ende erreichte, entpuppte sich die Tür als gigantischer Vorhang, in dessen Mitte eine Art Schlüsselloch, dass von einer Glaskuppel verdeckt war, befand. Neben dem Vorhang glühte ein weiterer grüner Altar, der von Luca und Miyuki neugierig unter die Lupe genommen wurde, während sich Aiden und Mirai das Schlüsselloch vornahmen: „Was hältst du davon, Mirai?“

Nachdenklich musterte die Silberhaarige den Vorhang und zuckte dann mit den Achseln: „Ich weiß nicht so ganz, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir unserem Ziel ganz nahe sind. Das Mädchen ist da drin, es bleibt nur die Frage, wie wir da rein kommen. So wie es aussieht brauchen wir einen Schlüssel und dann müssen wir irgendwie noch diese Kuppel da los werden.“

Miyuki kam zu den beiden und musterte die Wände : „Warum hat sich der Dungeon eigentlich so krass verändert? Anfangs sah es noch wie eine Werkstatt aus, aber das hier ist eher... ich weiß nicht.“

„Eine Art Bühne? Mirai hatte das eben schon erwähnt und so langsam kriegt man wirklich das Gefühl, als wenn es eine wäre“, warf Luca ein und stieß zu seinen Freunden, die immer noch den Vorhang anstarrten und sich wunderten, warum das Schlüsselloch so eine komische Form hatte.

Aiden schüttelte kurz den Kopf und ging in die Hocke, um das Glas zu untersuchen: „Es sieht aus, als wäre der Schlüssel eine Art... Ring? Oder irgendwas Großes und Rundes. Hat jemand ne Idee?“

Als er mit der Hand über die Glaskuppel strich, durchfuhr ihn ein solcher Kopfschmerz, dass ihm schwarz vor Augen wurde und er rückwärts umkippte.

 
 

~~~???~~~

 

Langsam kam Aiden wieder zu sich und stellte fest, dass er auf dem Boden lag, weshalb er sich zitternd aufrichtete und sich mit der Hand an den Kopf fuhr. Seine Augen mussten sich erst einmal an die Helligkeit gewöhnen, doch als er wieder etwas erkennen konnte, stellte er fest, dass er alleine war. Luca war verschwunden, ebenso wie Mirai und Miyuki... er war wirklich alleine. Als er sich umsah stellet er fest, dass er sich auf einer Art Plattform befand, die aus einem gelblichen Stein bestand.

Um ihn herum war nicht als schwarze Leere, was ihn ziemlich verunsicherte, während er sich langsam erhob: „Wo zum Geier bin ich denn hier gelandet? Luca? Miyuki? Mirai! Irgendwer?“

Er horchte in die Stille, doch blieb es still. Er war allein. Mit an die Hüfte gestemmten Händen sah sich der Braunhaarige um und suchte einen Ausweg, doch wo sollte er denn hin? Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und war mit seinem Latein am Ende, als ein blaues Leuchten seine Aufmerksamkeit erregte. In der Luft flatterte ein kleiner blauer Schmetterling, der ein Stück vor ihm seine Kreise zog und anscheinend auf ihn wartete. Vorsichtig ging Aiden auf den Schmetterling zu, der über den Rand der Platte schwebte und sofort bildete sich eine weitere Platte. Langsam aber sich bildeten sich immer mehr Platten, bis sich in dem Nichts vor dem Oberschüler eine Art Pfad gebildet hatte.

 

Immer weiter folgte Aiden dem blauen Schmetterling in den Raum und nach einem kleinen Stück entdeckte er eine große, goldene Tür. Der Blick des Braunhaarigen war fest auf den Schmetterling geheftet, der erst zu der Tür und dann einfach durch sie hindurch flog und verschwand.

„Was hab ich für eine große Wahl? Augen zu und durch“, murmelte er und trat an die Tür, um nach den Griffen zu greifen und sie zu öffnen. Ein grelles Licht drang durch die Tür, als Aiden hindurch ging und sich in einem großen goldenen Raum wiederfand, der anscheinend ebenfalls im großen Nichts lag. Was Aidens Blick dieses Mal auf sich zog, war eine weitere goldene Tür, die jedoch von einer schwarzen Statue, die mit Dornenranken gekreuzigt wurde, versperrt wurde. Vorsichtig wagte er sich näher an die Tür heran, als plötzlich etwas von der anderen Seite dagegen schlug und zum Erzittern brachte. Panisch wich Aiden ein Stück zurück und das Herz schlug ihm bis zum Hals, denn er wusste nicht mal, was da überhaupt war, doch er wollte es auch nicht wirklich rausfinden.

„Keine Sorge, sie kommt nicht raus.“

Erschrocken sah der Braunhaarige zur Seite und entdeckte einen jungen Mann mit blauem Haar, der auf einer Mauer neben der Tür hockte und ihn mit einem undefinierbaren Blick anstarrte. Er wusste nicht warum, aber er hatte das Gefühl den Jungen schon einmal gesehen zu haben. Er nahm sein Gegenüber genauer unter die Lupe: Sein blaues Haar hing ihm über das rechte Auge, er trug dieselbe Schuluniform wie Aiden und um den Hals trug der Junge ein paar Kopfhörer und einen alten, tragbaren Musikspieler. Eine Weile sahen die beiden sich einfach nur an, doch dann traf es den Braunhaarigen wie ein Schlag: Das war die Person, die er in der Boutique im Spiegel gesehen hatte.

 

„Wer bist du und was ist da hinter der Tür? Du meintest ja, sie würde nicht raus kommen. Bist du dir da sicher?“ Der Blauhaarige zeigte keine einzige Gefühlsregung, stattdessen sprang er von der Mauer, schritt durch den Raum und blieb zwischen Aiden und der Tür stehen: „Nichts, was dich im Moment stören sollte. Aber ich will dir eine Warnung geben.“

Sichtlich überrascht zog der Braunhaarige den Kopf etwas ein und murmelte leise: „Eine Warnung? Wovor willst du mich warnen?“

Der Blick des Blauhaarigen wurden kalt, als er die Hände in die Hosentasche steckte: „Wenn du in deinem jetzigen Zustand weiter machst, wirst nicht nur du, sondern auch deine Freunde, einen qualvollen Tod sterben. Auch wenn du körperlich fit wärst, hast du gegen den Shadow des Mädchens keine Chance.“

Aiden wich fassungslos einen Schritt zurück und ballte vor Zorn die Fäuste, das seine Knöchel weiß hervortraten: „Willst du damit andeuten, dass wir schwach sind?“

Der Fremde sah Aiden in die Augen und gab eiskalt Antwort: „Ich deute gar nichts an, ich sage dir das direkt ins Gesicht. Solange du deine verborgene Kraft nicht hervorbringst, wirst du niemanden retten können. Weder dich, noch andere.“

So langsam stieg die blanke Wut in dem Oberschüler hoch. Was dachte sich dieser Kerl eigentlich?

Er wusste doch überhaupt nichts über ihn und das sprach er auch aus: „Was bildest du dir eigentlich ein? Du weißt überhaupt nichts über meine Fähigkeiten, oder wozu ich in der Lage bin!“

 

Der Blauhaarige spannte den Körper an und ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen: „Dann beweis mir doch, das ich mich irre.“

Aiden griff nach der Kanone an seinem Gürtel und nutzte sie direkt zur Beschwörung, was Rigel auf den Plan rief, der seinen Speer umher wirbelte und in Stellung ging: „Dir werde ich schon zeigen, wozu ich in der Lage bin.“

Der Fremde lächelte kurz und schob seine Jacke ein Stück beiseite, wodurch das gleiche Pistolenholster zum Vorschein kam, welches Aiden an seinem Gürtel trug. Mit einem schnellen Griff hatte er die Pistole gezogen, die exakt so aussah, wie die, die Aiden eben selbst verwendet hatte und hielt sie sich an die Schläfe: „Ja, zeig mir wozu du in der Lage bist. Komm, Orpheus!“

Der Blauhaarige drückte ab und hinter ihm entstand ein hellblauer Wirbel, aus dem eine große, weiße Gestalt erschien. Sie hatte dieselbe Frisur wie ihr Besitzer, in seinem Oberkörper saß ein Lautsprecher und auf dem Rücken trug die Persona eine große Harfe. Das Überwesen stieß einen lauten Kampfschrei aus und ging vor ihrem Beschwörer in Position, während sein Blick fest auf seinem Gegner ruhte. Aiden betrachtete die beiden eine Weile und suchte nach einem Schwachpunkt, doch konnte er nicht sagen, ob diese Persona überhaupt eine hatte. Ganz zu schweigen, dass er nicht wusste, wo er nach einem Schwachpunkt suchen sollte.

„Was soll‘s, los, Rigel! Schnapp ihn dir!“ Die Persona stieg in die Luft und stürzte sich auf seinen Gegner, der seine Harfe vom Rücken nahm und damit den Speer abblockte. Der Braunhaarige knurrte kurz, ließ aber nicht locker und feuerte Rigel immer weiter an, doch war Orpheus in der Lage jeden Hieb mit Leichtigkeit zu parieren.

 

Der Junge nahm seine Kopfhörer und setzte sie sich auf die Ohren: „So wird das nichts, Aiden.“

Der Braunhaarige sah das auch so und ging zu magischen Angriffen über, bei dem Rigel seinen Gegner nun immer wieder mit Windstößen bombardierte. Einige der Zauber trafen auch und stießen die weiße Persona zurück, doch zeigte sich der Fremde davon relativ unbeeindruckt. Kurz hob der Blauhaarige den Kopf und sofort begannen Orpheus Augen zu leuchten, woraufhin eine Feuerexplosion nach der anderen auf Rigel niederging und ihn zersplittern ließ. Aiden ging unter Schmerzen zu Boden und rollte sich schnell aus dem Weg, um nicht noch weiter getroffen zu werden. Hektisch sah er sich nach einer Deckung um, doch gab es absolut nichts, wohinter er sich verstecken könnte. Als er den Kopf hob, musste er feststellen, dass sein Gegner keine Anstalten machte, ihn noch einmal anzugreifen. Langsam richtete sich der Braunhaarige wieder auf und er wusste nicht mehr, was er noch gegen seinen Gegner machen sollte. Sowohl seine körperlichen, als auch seine Windattacken hatten nicht wirklich geholfen

„Der Typ verarscht mich doch! Was mach ich jetzt... warte mal! Rigel kann doch noch einen Zauber, auch wenn die ziemlich ungenau ist... was hab ich noch zu verlieren? Rigel, Mudo!“

Der Mantelträger erschien in einem blauen Licht und ließ eine schwarz-lilafarbene Rune vor Orpheus auftauchen, die sich um den Harfenspieler formte und ihn verschwinden ließ. Zeitgleich ging der Blauhaarige zu Boden und sog scharf die Luft ein.

Kurz leuchtete etwas in der Tasche des Blauhaarigen auf, doch dann erhob er sich auch schon wieder: „Puh, das war knapp. Er scheint es wirklich nicht anwenden zu können, dann werde ich ihn wohl ein bisschen mehr fordern müssen. Vielleicht kann ich es aus ihm raus kitzeln.“

 

Aiden setzte ein triumphales Grinsen auf und zeigte auf seinen Gegner: „Jetzt kenn ich deinen Schwachpunkt! Bist du immer noch der der Meinung, dass ich schwach bin?“

Langsam nahm der Blauhaarige die Kopfhörer ab und schüttelte leicht den Kopf: „Du hast wohl immer noch nicht begriffen, dass ich nicht von deiner körperliche Stärke gesprochen habe, oder? Aber wir sind noch nicht fertig.“

Aiden schlug einmal mit der Hand durch die Luft und sah zu seiner Persona: „Stimmt, aber ich sitze am längeren Hebel. Rigel!“

Der Speerträger setzte zu einem weiteren Finsterniszauber an, als der Blauhaarige erneut die Pistole an seine Schläfe setzte: „Du hast noch eine Menge zu lernen, bevor du deine Aufgabe erfüllen kannst. Persona Change, Thanatos!“

Mit einem grellen Blitz erschien eine neue, schwarz gekleidete Persona über dem Fremden. Ihre Arme und Beine waren in weiß gekleidet und sein Gesicht war von einer Metallmaske verdeckt. Um seine Schultern hingen mehrere mannsgroße Särge und in der Hand hielt die Persona ein langes Schwert. Aidens Zauber zeigte dieses Mal keine Wirkung und die neue Persona stieß ein bedrohliches Brüllen aus, welches dem Jungen das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Er wich ein Stück zurück und starrte fassungslos auf seinen neuen Gegner: „Wie... wie geht das denn? Wie kann der Kerl zwei Persona beschwören?“

 

Der Blauhaarige strich sich einmal mit der Hand durch die Haare und fixierte seinen Gegenüber mit einem strengen Blick: „Ich würde es dir ja erklären, aber das würde gegen deinen Vertrag verstoßen. Ich kann dich lediglich in die Richtung drehen, in die du gehen musst. Ob du es tust oder nicht, das hängt von dir ab. Jetzt ist es aber Zeit, dass du aufwachst. Denke über meine Worte nach, Aiden.“

So ganz wusste der Oberschüler nicht, was er sagen sollte, als der Blauhaarige die rechte Hand hob und auf ihn deutete: „Thanatos, Door of Hades!“

Die Persona brüllte erneut auf und sofort öffneten sich alle Särge, die um seine Schultern hingen. Aiden konnte sich vor Schreck nicht bewegen, als vor ihm eine große schwarz-weiße Energiesphäre entstand und langsam begann, die Umgebung einzusaugen. So sehr der Braunhaarige es versuchte, er schaffte es nicht, sich in Sicherheit zu bringen, weshalb er die folgende Explosion der Energiesphäre direkt abbekam. Der Boden brach in Stücke und mit einem lauten Schrei stürzte Aiden in die Tiefe, als Thanatos nachsetzte, ihn am Kragen packte und zu sich zerrte. In den Augen des Braunhaarigen stand die blanke Panik, denn im nächsten Moment packte die Persona ihr Schwert und holte zum Schlag aus, doch verlor er vorher das Bewusstsein.

 
 

~~~Schattenreich~~~

 

Aiden kam langsam wieder zu sich, war jedoch zu schwach um die Augen zu öffnen.

Er hörte leise Stimmen, die er seinen Freunden zuordnen konnte, als und ihm jemand hart ins Gesicht schlug: „Aiden, komm zu dir!“

„Mirai, warum haust du ihn denn? Davon wird er auch nicht aufwachen.“

„Naja, wenn Mirai’s Watsche nicht hilft, könnt ihr ja versuchen, ihn wach zu küssen.“

Verärgert brummend öffnete Aiden die Augen, um seine Freunde zu betrachten, die gerade dabei waren, Luca anzupflaumen: „Das nächste Mal bitte nicht so hart, Mirai.“

Damit richtete Aiden sich langsam auf und wurde sofort von seinen Freunden mit Fragen gelöchert, ob es ihm denn gut ginge.

Er schüttelte bloß den Kopf und betrachtete die große, mit Vorhängen versehene Tür, wobei er sich den Kopf rieb: „Es ist alles in Ordnung, ich bin nur erschöpft.“

Luca erhob sich und sah in die Runde, denn sie wirkten alle extrem erschöpft: „Ich glaube wir sollten für heute Schluss machen, die Tür lässt sich sowieso nicht öffnen.“

 

Vorsichtig sah er dann in Richtung seines Anführers und befürchtete schon, dass dieser wieder überreagieren würde, doch zu seinem Erstaunen nickte Aiden bloß zustimmend.

Der Braunhaarige ließ sich von Mirai auf die Beine helfen und betrachtete die Tür nachdenklich: „Ja, lasst uns gehen. Warum geht die Tür nicht auf, haben wir was vergessen?“

Miyuki aktivierte den Altar und brachte die Gruppe zum Eingang der Werkstatt, von wo aus sie den Rückweg zum Schrein antraten. Keiner der Freunde sprach auch nur ein Wort, denn zu sehr kreisten ihre Gedanken um die verschlossene Tür. Am Naganaki Schrein angekommen verstaute die Gruppe ihre Waffen im Inneren des Schreingebäudes und Luca war der erste, der durch den Baum zurückging. Miyuki streckte sich einmal, um die Müdigkeit los zu werden, ehe sie dem Braunhaarigen folgte. Aiden konnte immer noch keinen klaren Gedanken fassen, zu sehr bedrückte ihn die Niederlage gegen den fremden Persona-User.

Erschrocken zuckte er zusammen, als Mirai ihm gegen den Arm tippte: „Bist du sicher, dass du in Ordnung bist?“

„Kann ich nicht unbedingt behaupten, wenn ich ehrlich bin, aber ich komme schon klar. Hast du ne Idee, was wir vergessen haben könnten? Wegen der Tür meine ich.“

„Keine Ahnung, darüber zerbreche ich mir schon die ganze Zeit den Kopf, aber wir kriegen das schon raus“, erwiderte die Silberhaarige und schenkte Aiden ein freundliches Lächeln.

 

Aiden drehte sich in Richtung Baum und wollte schon verschwinden, als Mirai noch einmal das Wort ergriff: „Ich bin ganz ehrlich, ich verstehe euch drei einfach nicht.“

Neugierig sah der Braunhaarige über die Schulter und drehte sich dann um: „Was genau meinst du?“

„Ihr kennt dieses Mädchen überhaupt nicht, genauso wenig, wie ich mich kanntet, aber dennoch bringt ihr euch in Lebensgefahr, um ihr und mir zu helfen. Ich begreife nicht warum!“, brachte die junge Frau ihre Meinung da und erhielt einen überraschten Blick.

Aiden nickte und steckte die Hände in die Hosentasche, während er über die Frage nachdachte: „Also, hm.... wenn nicht wir, wer dann? Ich weiß, das klingt wahrscheinlich ziemlich dämlich, aber ich kann niemanden in solch einer Situation im Stich lassen. Ich hätte in dieser Situation auch gerne, das mir jemand hilft. Tenno kann sich nicht gegen die Shadows wehren, ebenso wie du, aber ihr beide braucht Hilfe. Luca, Miyuki und ich haben die Möglichkeiten dazu, also halte ich es für angemessen, dass wir zumindest versuchen, euch zu helfen. Ist dir das als Antwort genug, Mirai?“

Die Silberhaarige verschränkte die Arme vor der Brust und blähte die Wangen auf: „Ich bin mir sicher, ihr habt alle ne Schraube locker, aber ich weiß es zu schätzen. Ich weiß, dass ich nur eine Last bin, aber es bedeutet mir alles, dass ihr mir helft. Wenn ich meine Erinnerungen wieder habe, werde ich es euch irgendwie vergelten. Versprochen!“

Nun verschränkte der Braunhaarige die Arme vor der Brust und grinste: „Du hast ne Schraube locker, wenn du glaubst, dass wir was dafür als Widergutmachung verlangen. Na komm, gehen wir heim.“

Die beiden sahen sich kurz an, als in Aiden Kopf eine leise Stimme widerhallte: „Ich bin du... du bist ich...“

Während die junge Frau vorging, warf der Braunhaarige einen Blick in seine neue Kartenbox und diese offenbarte den neuen Social Link, den Mirai einnahm: den Tod.

 
 

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Kleine Schleichwerbung am Ende: Die am Anfang erwähnte Jûgoya High ist die Schule aus der Geschichte Persona: Shadow of Mirror von ShioChan. Wenn irh sie noch nicht gelesen habt, dann solltet ihr das auf jeden Fall tun. ^.^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: ShioChan
2021-08-22T09:48:22+00:00 22.08.2021 11:48
Huhu Fubuki,

Vielen Dank für die Schleichwerbung. XD

Das Kapitel war cool. :)
Oha, das war wirklich sehr direkt von Luca. Aber klar, Wenn sich jemand so extrem verändert, macht man sich als Freund natürlich Gedanken. Ob Aiden es schafft, das mal vor allen anzusprechen?
Mirai ist irgendwie auch ne ziemliche Tsundere. XD Oder? Aber wenigstens hat sie Aiden wieder etwas aufgemuntert.

Uh Reise in die Schattenwelt Am hellichten Tag. XD Da Hauptsache sie wurden nicht entdeckt. XD Aber zumindest sibd sie mittlerweile beim Bossraum angekommen. Auf den Bosskampf bin ich echt gespannt.

Oha... Minato wird sich doch wohl nicht zu einem heimlichen Bossgegner entwickeln. XD Auch wenn er es nur gut meint. Aiden scheint es aber anzustinken, dass er gegen ihn verloren hat. Bin ja mal gespannt, was er eigentlich für ne Rolle spielt. :)

Freue mich schon auf das nächste Kapitel.
bis dahin

Shio~



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