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Persona 3 -After the Years-

von

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XII - Ohne Schweiß, kein Preis


 

~~~Dienstag 26. April 2016~~~

~~~Schattenreich~~~

 

Vorsichtig betrat die Gruppe den großen Raum und sofort schlug ihnen eine Welle aus heißem Dampf entgegen. Aiden versuchte sich mit der Hand etwas Luft zu zufächeln, doch wirklich helfen tat es nicht. Er sah kurz zu seinen Freunden, die alle mehr oder weniger gut mit der Hitze klarkamen, besonders Luca wankte gefährlich.

Mirai stöhnte genervt auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn: „Was geht denn hier ab? Sind wir hier in einer Sauna, oder was?“

Aiden wagte sich weiter in den Raum vor, doch durch den ganzen Dampf konnte er nicht wirklich etwas erkennen.

Er drehte den Kopf nach hinten, als er leise Schritte hörte, doch war es nur Luca, den er anhand des erschöpften Stöhnens erkannte: „Pass auf, wo du hintrittst, Luca. geht es bei dir?“

Von dem Spanier kam ein zustimmendes brummen und der Anführer ging weiter in den Raum, als er eine seltsam verzerrt klingende Stimme hörte: „Ooooh, was haben wir denn hier für zwei Zuckerschnütchen. Da wird mir ja ganz heiß!“

Die beiden sahen sich hektisch um und spürte etwas an ihrem Rücken, doch konnten es nur die Mädchen sein, weshalb sie sich doch etwas sicherer fühlten und in den Raum riefen „Wer ist da? Zeig dich!“

 

Ein leises Lachen schallte aus dem Dampf zu ihnen, als ein heftiger Windstoß diesen wegfegte und den gesamten Blick auf den Raum freigab. Er war groß und quadratisch mit Nieten beschlagenen Wänden, an denen große Wassertropfen hinab liefen. An vielen Stellen waren mit Gitter versehende Löcher im Boden, aus denen der heiße Dampf aufstieg. Zeitgleich entdeckten die beiden Jungs in der Mitte des Raumes eine Person, die sie mit einem für Aiden undefinierbarem Blick anstarrte.

Luca stieß seinem Freund leicht in die Seite und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich glaube, da haben wir unseren Shadow. Das ist aber nicht Tenno.“

Der Anführer schüttelte nur den Kopf und betrachtete die Person in der Mitte des Raumes, bei der es sich um ein junger Mann mit nach hinten stehenden, hellblonden Haaren und einer Narbe über dem linken Auge handelte. Er trug eine schwarze Schuluniform und darunter einen blauen Pullover mit einem weißen Totenkopf darauf. Am seltsamsten wirkten seine gelb leuchtenden Augen, die die Gruppe förmlich durchbohrten.

 

Mirai und Miyuki schlossen zu den Jungs auf und betrachteten ebenfalls den Fremden, der nun einen angewiderten Gesichtsausdruck aufsetzte: „Würg, also ihr beiden Püppchen versaut die gesamte Stimmung. Ich sehe hier aber zwei süße Hotties, die mir gut gefallen. Willkommen, in meinem Dampfparadies.“

Dabei zwinkerte er den beiden Braunhaarigen zu, die schlagartig mehrere Schritte zurückwichen.

Aiden bekam eine Gänsehaut und Luca zitterte trotz der Hitze am ganzen Leib: „Amigo, der meint doch nicht etwa uns, oder? Äh, Nobiro, du kriegst das doch bestimmt auch ohne uns hin, oder?“

Die Grünhaarige sah überrascht zur Seite und musste feststellen, dass sie dem Fremden alleine gegenüberstand.

Empört drehte sich die Schützin zu ihren Kollegen um, die sich, zu ihrem Erstaunen, hinter Mirai versteckten: „Das ist doch nicht euer ernst, oder? Ihr helft mir gefälligst, oder es setzt was!“

Sie betrachtete ihre Freunde, die sich offenbar beratschlagten, was sie tun sollten, bis Aiden eine Antwort auf Lager hatte: „Ich nehm die Prügel von dir.“

„Gleichfalls“, stimmte Luca seinem Freund zu und versteckte sich wieder hinter dem Rücken der Silberhaarigen.

 

Die Silberhaarige sah vollkommen irritiert zwischen Miyuki und den Jungs hinter sich hin und her, bevor sie genervt die Stimme erhob: „Aiden, Luca, ihr wollt Miyuki doch nicht wirklich alleine lassen, oder? Seid ihr von allen guten Geister verlassen?“

Die beiden Braunhaarigen sahen sich beschämt an, doch wollten sich ihre Beine einfach nicht bewegen.

Mit einem enttäuschten Seufzer senkte die Grünhaarige den Blick und hob ihren Bogen: „Tolle Freunde seid ihr... Na, dann muss ich es wohl regeln. Ich hoffe, das klappt.“

Sie fixierte den Shadow mit festem Blick, doch dieser betrachtete die Schützin nur mit einem herablassenden Blick: „Also, pass mal auf Grünling, zu dir komm ich garantiert nicht. Wenn du mich jetzt entschuldigst, da hinten warten zwei stramme, junge Männer auf mich. Juhu, ich komme!“

Er machte demonstrativ einen Schritt in Richtung der männlichen Persona-User, doch würde die Grünhaarige ihn nicht so einfach an ihre Freunde ranlassen. Sie hob den Bogen und wollte einen Pfeil auf ihren Gegner fliegen lassen, doch ein weiteres Mal landete das Geschoss im Boden. Der Shadow sah sie mit einem verachtenden Blick an und machte einen Satz auf sie zu, was die Grünhaarige so überraschte, dass sie einen Schlag in den Bauch bekam. Der Schlag raubte der jungen Frau den Atem und zwang sie in die Knie, doch bekam sie kurz darauf einen Tritt in die Seite, der sie komplett zu Boden riss.

 

Luca versuchte zu seiner Kollegin zu laufen, doch wollten seine Beine sich einfach nicht bewegen. Mirai knirschte mit den Zähnen und verfluchte sich für ihre eigene Unfähigkeit, als Aiden sich hinter aufrichtete. In seinem Inneren verspürte er immer einen tiefen Ekel gegen seinen Gegner, doch aus irgendeinem Grund verflog dieser. Offensichtlich hatte der Shadow sie noch vor dem Kampf irgendwie manipuliert, doch hatte dieser Effekt jetzt anscheinend nachgelassen. Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck stürmte der Braunhaarige auf den Shadow zu und zog aus vollem Lauf sein Katana, mit dem er zuschlagen wollte, doch der Shadow bemerkte ihn und packte seine Handgelenke.

Die beiden rangen ein wenig miteinander, als der Gelbäugige süffisant zu grinsen begann: „Oh was hast du für kräftige Arme! Da werd ich ja ganz schwach.“

Erneut überkam den Jungen ekel, doch dieses Mal würde er sich nicht abschrecken lassen. Er verlagerte sein Gewicht nach hinten und zog seinen Gegner über sich, nur um ihm mit beiden Füßen einen Tritt in die Magengrube zu verpassen und zu Boden zu werfen.

 

Mit einem seltsamen Glucksen sah der Shadow zu seinem Gegner, der gerade seiner Teamkollegin auf die Beine half: „Das wirst du noch bereuen, mein Hübscher.“

Der Braunhaarige richtete sein Katana auf seinen Gegner und knirschte wütend mit den Zähnen: „Spar dir das Gespräch, jetzt bist du fällig!“

Luca hatte es mittlerweile ebenfalls geschafft, dem Einfluss seines Gegners zu entkommen und stürmte mit gezogener Waffe in den Kampf. Der Shadow lachte jedoch nur einmal auf und schien auf den ersten Angriff der Gruppe zu warten. Aiden bewegte sich langsam um ihn herum, als Luca zum Angriff überging. Er holte mit der Hellebarde aus und stach zu, doch wich sein Gegner mit einer Drehung aus und verpasste dem Spanier einen heftigen Kinnhaken. Von dem Hieb getroffen, taumelte der Braunhaarige etwas zurück, nur um im nächsten Moment von einem Klappstuhl am Kopf getroffen und zu Boden geworfen zu werden. Ein weiteres Mal hob der Shadow den Stuhl, doch irritierte ein weiterer Fehlschuss seitens Miyuki ihn so lange, dass Aiden angreifen und ihn in die Defensive zwingen konnte.

 

Immer wieder schlug der Braunhaarige mit dem Katana zu, doch konnte der Shadow seinen Stuhl wie einen Schild benutzen und jeden Angriff abblocken. Die beiden Kontrahenten lieferten sich einen kurzen Schlagabtausch, bevor der Persona-User sich zurückzog, um erst mal die Lage zu analysieren. Ihr Gegner war ihnen von der Kraft her eindeutig überlegen und seine ständiges Anmache in Richtung der beiden männlichen Schüler machten es ihnen nicht gerade leichter, sich zu konzentrieren. Er sah zu seinen Teamkollegen und die beiden schienen trotz der Heiltränke, die sie gefunden hatten, so langsam am Ende ihrer Kräfte zu sein.

Sie mussten diesen Kampf schnell beenden, denn wenn das noch lange so laufen würde, wäre das mit Sicherheit ihr Tod: „Kommt schon Leute, wir lassen uns hier nicht so einfach besiegen. Luca, wir greifen an! Nobiro, versuch ihn irgendwie zu treffen, oder zumindest abzulenken.“

 

Nach seiner Anweisung versuchte der Oberschüler erneut, seinen Gegner zu umkreisen, während er aus dem Augenwinkel beobachtete, wie sein bester Freund zum Angriff überging. Dieses Mal jedoch beschwor er Alphard, der beide Arme hob und die Schlangen daraus hervorkommen ließ, um seinen Gegner mit einigen Eissplitter zu bombardieren. Der Shadow lachte hämisch auf und ließ über seiner Hand eine rot schimmernde Karte erscheinen, die er mit der Faust zerschlug und damit ein riesiges, schwarzes Wesen heraufbeschwor. Die Persona war muskulös, hatte ein Skelettmuster auf dem Körper und hielt einen großen, gelben Blitz in der rechten Hand. Mit einem lauten Schrei riss das Überwesen den Arm hoch und ließ einen Blitzregen auf die Gruppe niedergehen, der Luca zurückdrängte und Aiden mit einem Schmerzensschrei in die Knie gehen ließ.

 

Miyuki und Mirai standen vollkommen erstarrt da und konnten nicht fassen, was eben geschehen war, als die Grünhaarige leise wimmerte: „Das darf doch nicht wahr sein... Wieso kann ein Shadow eine Persona beschwören?“

Der Silberhaarigen wollte darauf nichts einfallen und erneut verfluchte sie sich dafür, dass sie nicht helfen und nur zuschauen konnte. Luca hatte auf die Frage seiner Partnerin leider keine Antwort, aber eines stand fest: Dieser Shadow war nicht normal. Aiden lag noch immer am Boden und versuchte das unkontrollierte zucken in seinem rechten Arm zu unterdrücken, als sich die gegnerische Persona über ihm aufbaute und mit der Faust ausholte. Der Oberschüler konnte nur noch die Augen zusammenkneifen und betete um ein schnelles Ende, während er die Schreie von Mirai und Luca in den Ohren hatte. Das nächste, was er spürte, war jedoch kein Hieb oder ähnliches, sondern ein Schwall heißer Luft, als der schwarze Hüne von einem Feuerball getroffen und zur Seite geworfen wurde.

 

Alle Blicke fuhren zur Seite, wo Miyuki panisch die Augen zusammen gekniffen hatte und sich dennoch die Pistole an die Stirn drückte, während über ihr die Fuchsfrau in der braunen Kleidung schwebte.

Der Shadow schlenderte zu seiner Persona und sah die Gruppe mit einem abwertenden Blick an: „Ist das alles was ihr könnt? Ich bin enttäuscht, meine süßen Schnuckelchen.“

Die Gruppe sah zu ihrem Gegner und alle drei rangen schwer nach Atem, denn sie konnten einfach nicht mehr kämpfen, als Mirai die Stimme erhob: „Mina, ihr dürft nicht aufgeben! Ich weiß, dass ihr es schaffen könnt!“

Die Persona-User sahen ihre Begleiterin erstaunt an, doch der Shadow lachte wieder auf: „Warum schlüpfst du nicht noch in ein Cheerleader-Kostüm und wedelst mit bunten Puscheln? Das würde mehr helfen.“

Mit diesen Worten hob die Persona des Shadows wieder den Blitz und schleuderte ihn auf die Silberhaarige, doch bevor er sie erreichen konnte, tauchten die Persona der drei Schüler auf und beschützten die Silberhaarige.

 

Die drei Kämpfer wandten sich an ihren Gegner und feuerte ihre Persona an, die sich auf ihren Gegner stürzten und den schwarzen Muskelberg mit Wind, Eis und Feuer eindeckten.

Aiden spürte immer mehr, wie die Schläge, die Rigel einstecken musste, an seiner Ausdauer zehrten, als Mirai sich wieder einmischte: „Konzentriert euch nicht auf die Persona, besiegt den User!“

Die beiden Braunhaarigen nickten sich kurz zu und stürmten noch einmal nach vorne und schlugen mit ihren Waffen zu, doch gelang es ihrem Gegner erneut, die Attacken abzuwehren, indem er die Hellebarde mit dem Stuhl abfing und den Schwertkämpfer am Handgelenk packte. Er grinste siegessicher, als ein Pfeil ihn mitten in die Brust traf und zum Röcheln brachte.

Genau in dem Moment, in dem der Pfeil in die Brust eingeschlagen war, löste sich die Persona auf und der Shadow keuchte heiser: „Wie konnte das denn passieren?“

Dann löste sich der Feind in einem schwarz-roten Nebel auf und damit verschwand auch der restliche Dampf, der im Raum hing. Die Schüler sackten in sich zusammen und grinsten sich an, während sie versuchten, zu Atem zu kommen.

 

Es vergingen zwei Minuten, bis die Silberhaarige sich vorsichtig an ihre Freunde wandte: „Es tut mir leid. Ich bin euch einfach nur eine Last und ihr müsst mich immer beschützen.“

„Keine Zeit darüber nach zu denken, gehen wir weiter!“, erwiderte Aiden und erhob sich, um weiter zu gehen, als Luca ihn am Arm packte und zurück hielt: „Das ist nicht dein ernst, oder? Amigo, wir können nicht mehr! Wir sollten für heute Schluss machen.“

Der Anführer fuhr herum und blaffte seinen besten Freund wütend an: „Geht‘s noch? Wenn wir aufhören, könnte es für Tenno schon zu spät sein. Ist dir ihr Leben vollkommen egal?“

Langsam ließ der Spanier seinen Freund los und sprach ruhig auf ihn ein: „Nein, sie ist mir nicht egal und Nobiro bestimmt auch nicht, aber wir sind alle am Ende und wenn wir weiter gehen, werden wir sterben. Sei bitte vernünftig, Mann! Der Kampf jetzt war für uns schon fast zu viel.“

Aiden wollte gerade wieder Paroli bieten, als Mirai seine Hand ergriff: „Aiden, hör auf Luca und lass es gut sein. Es hilft keinem, wenn ihr blind in euren Untergang rennt. Denk mal an die Gesundheit der anderen und vor allem an deine eigene!“

Für einen Moment sah der Oberschüler zu seinen Freunden und realisierte erst jetzt, in was für einem furchtbaren Zustand beide waren: „Was rede ich hier eigentlich? Es tut mir leid, Leute, ich war nicht ganz bei mir. Ich hasse es, aber ihr habt recht...lasst uns zurückgehen.“

 

Mirai holte die Jungs zu sich und schloss die Augen, als die ganze Gruppe von einem grünen Licht umhüllt wurde. Es war so grell, dass sie alle die Augen zusammenkneifen mussten und als Aiden dann wieder seine Augen öffnen konnte, standen sie vor der Werkstatt.

Luca sah sich völlig irritiert um und bekam den Mund nicht mehr zu: „Was war das denn gerade?“

Miyuki neigte den Kopf zur Seite und ließ ihren Blick zu der Silberhaarigen wandern: „Vielleicht eine Teleportation? Bist du das gewesen, Miri-chan?“

Die junge Frau warf sich nur ihre silberne Haarmähne zurück und grinste zufrieden, während Aiden etwas geistig abwesend auf den Boden starrte und nur am Rande mitbekam, wie Luca ihn auf die Füße zog: „Lasst uns zurückgehen und hoffentlich lassen uns die Shadows in Ruhe.“

Die Gruppe machte sich auf den Weg zum Naganaki Schrein, wobei sie erneut die Roller zur Fortbewegung nutzten. Keiner der Schüler ahnte, wie sehr diese Aktion eben ihren Anführer mental mitgenommen hatte.

 
 

~~~Mittwoch 27. April 2016~~~
 

Müde und ausgelaugt gingen Aiden und Miyuki auf ihre High School zu, wobei keiner von beiden auch nur ein Wort über den vorherigen Abend verlor. Seit seinem seltsamen Verhalten gestern Abend, hatte der Braunhaarige kein Wort mehr mit seinen Freunden gewechselt und das sah man ihm an. Er schämte sich für das, was er gesagt hatte und konnte immer noch nicht fassen, dass er bereit war, die Gesundheit seiner Freunde aufs Spiel zu setzen. Was ihn aber am meisten beunruhigte, waren die verschwommenen Bilder die er gesehen hatte. Er dachte den ganzen Tag darüber nach, solange, dass er nicht bemerkte, wie seine Lehrerin wütend vor ihm stand und schon zum vierten Mal seinen Namen rief. Leider hing er weiter seinen beunruhigenden Gedanken nach und sah dabei aus dem Fenster.

 

Als Mrs. Toriumi allerdings ihr Lehrbuch auf seinen Tisch knallen ließ, fuhr Aiden erschrocken hoch und sah sich hektisch in der Klasse um. Als sein Blick zu seiner Lehrerin hinaufging musste er einmal schwer schlucken, denn jetzt saß er definitiv in der Klemme.

Seine Klassenlehrerin verzog verstimmt das Gesicht und sprach mit einer äußerst distanzierten Stimme: „Kurosaki-Kun, ist mein Unterricht so langweilig, dass du die ganze Zeit aus dem Fenster starrst?“

„Ich... Sie... nein, so ist das nicht...“, versuchte der Schüler sich irgendwie aus der Affäre zu ziehen, doch seine Lehrerin beendete das Gespräch mit einem letzten Kommentar: „Sie kommen nach der Stunde nochmal zu mir. Jetzt schlagen sie ihr Buch auf und lesen sie den ersten Abschnitt laut vor.“

Aiden sah kurz zur Seite, wo Miyuki ihm zeigte, auf welcher Seite sie waren. Den Rest der Stunde versuchte er so gut es ging aufzupassen, denn offensichtlich war er jetzt ins Visier seiner Klassenlehrerin geraten. Als die Schulglocke endlich den Unterricht beendete, machten sich die meisten Schüler auf und davon. Die Grünhaarige warf ihrem Mitbewohner beim Hinausgehen noch einen besorgten Blick zu und verließ dann ebenfalls das Klassenzimmer, denn hier konnte sie ihm nicht beistehen.

Aiden selbst schulterte seine Tasche und ging zu seiner Lehrerin, die ihn leicht besorgt ansah: „Was ist denn heute mit dir los, Kurosaki-Kun? Das bin von dir gar nicht gewohnt.“

 

Aiden suchte nach den richtigen Worten uns rieb sich nervös den Nacken: „Ich hab einiges um die Ohren in letzter Zeit... es tut mir leid, es wird nicht wieder vorkommen. Versprochen.“

Mrs. Toriumi seufzte einmal auf und fuhr sich durch die Haare, bevor sie ihrem Schüler einen verständnisvollen Blick schenkte: „Ich kann eure Situation verstehen, es ist nicht leicht Schüler zu sein und dann noch an einer neuen Schule, aber das kann ich dir leider nicht durchgehen lassen. Du wirst heute eine Strafarbeit verrichten und dann ist gut.“

Der Braunhaarige riss erschrocken die Augen auf und gestikulierte wild mit den Händen: „Ja aber... ich habe doch jetzt eigentlich Kendotraining.“

Seine Lehrerin schien das herzlich wenig zu interessieren, denn sie winkte nur mit der Hand ab: „Ich werde Munemasa-kun Bescheid sagen, dass du nicht kommst. Du gehst jetzt in den Raum der Schülervertretung und hilfst bei der Ablage alter Unterlagen.“

Der Oberschüler seufzte enttäuscht auf, konnte aber nichts gegen die Strafe unternehmen, weshalb er sich auf den Weg machte.

 

Vor dem Raum der Schülervertretung stoppte er kurz und wusste ehrlich gesagt nicht, was ihn da drin erwarten würde, doch es half alles nichts und er musste da durch. Er klopfte an die Tür und zog sie dann auf, wobei er eigentlich erwartete, viele Schüler zu sehen, doch zu seiner Überraschung war nur eine einzige Person anwesend. Der Schüler im Raum hatte rot-braunes Haar, dass ihm hinten vom Kopf weg stand.

Irgendwie wurde Aiden das Gefühl nicht los, den Jungen schien einmal gesehen zu haben, doch dann erhob er die Stimme: „Ähm, Entschuldigung? Ich soll mich hier wegen meiner Strafarbeit melden.“

Der Angesprochene hob den Kopf und musterte den Neuankömmling, bevor er genervt seine Dokumente beiseitelegte: „Spricht sehr für den Neuling, wenn man sich bereits innerhalb eines Monats Strafarbeit einhandelt.“

Aiden knirschte wütend mit den Zähnen, doch hielt er seinen Kommentar zurück und sah zur Seite: „Was soll ich machen?“

Der Rot-braunhaarige hob eine Augenbraue und deutete dann auf einen Schrank in der Ecke: „Da drin sind Akten über alte Schulclubs, deren Register ausgetauscht werden müssten. Fang an und mach so viel, wie du kannst, wenn du das hinkriegst.“

 

Der herablassende Unterton, der in der Stimme des Schülers mitschwang, gefiel Aiden überhaupt nicht, doch er schluckte es einfach hinunter und machte sich an die Arbeit. Bereits nach fünf Minuten stellte der Braunhaarige fest, dass er hier eine extrem dämliche Beschäftigungstherapie bekommen hatte. Er musste geknickte oder zerrissene Registerkarten neu beschriften und einsortieren und das war eine extrem eintönige Arbeit.

Immer wieder hob er den Blick und musterte den Rot-braunhaarigen, der auf die Uhr und dann zur Tür sah: „Wo steckt sie denn heute? Reichlich spät.“

Bevor der Braunhaarige sich darüber Gedanken machen konnte, wer gemeint sein könnte, ging die Tür zum Raum auf und Miyuki trat ein.

 

Die Grünhaarige hob winkend die Hand und sah den Rot-braunhaarigen an: „Hey, Katzu! Deine Mutter ist unten und sagt, dass ihr noch einen Termin habt.“

„Ernsthaft? Ich hab ihr doch gesagt, dass... Ach, vergiss es! Sieht aus, als hättest du noch einmal Glück gehabt“, murrte Katzumi und warf Aiden einen verstimmten Blick zu, bevor er sich erhob.

Der Braunhaarige räumte schnell die Ordner weg, als er noch einen bissigen Kommentar bekam: „Die Arbeit wirst du nachholen.“

„Was? Das ist nicht fair!“, erwiderte der Braunhaarige und bekam Hilfe von Miyuki, die unschuldig pfiff: „Er kann doch nichts dafür, dass du weg musst. Sei nicht so, Katz... Samejima-kun.“

Dem Oberschüler sah man an, dass ihm das gewaltig gegen den Strich ging, doch dann schüttelte er nur den Kopf und scheuchte seine Mitschüler aus dem Raum, um die Tür abzuschließen.

Während Katzumi den Gang hinunterlief, sah Aiden Miyuki danken an: „Danke für die Hilfe, Nobiro. Das war echt nett von dir.“

„Ach, keine Ursache. Dafür könntest du mir einen Gefallen tun. Komm bitte mit“, erwiderte die junge Frau und lief los, was ihren Kollegen etwas verwirrte.

 

Die beiden liefen zum Sportkomplex, wo Miyuki vor einem der Türen anhielt und leicht zögerte: „Weißt du... ich habe nachgedacht und vielleicht sollte ich diesem Club beitreten. Also, um euch besser helfen zu können.“

Aiden hob den Blick und sah auf die Aufschrift des hier ansässigen Clubs: „Kyudo? Oh, wegen dem Bogen? Könnte klappen, aber warum brauchst du dann mich?“

„Na ja, mich übersehen doch alle andauernd und du musst auf mich aufmerksam machen“, gab die Grünhaarige zurück, was den Braunhaarigen glucksen ließ: „Soll ich ein Schild mit der Aufschrift ‚Achtung, hier kommt Nobiro‘ hochhalten?“

„Haha, sehr lustig. Nein, du sollst nur nach dem Teamkapitän suchen und ihn ansprechen“, gab die junge Frau sarkastisch zurück und betrat mit ihrem Mitbewohner die Sporthalle.

In der Halle standen mehrere Schüler, wobei einige sich am Rand unterhielten und andere auf die entfernt aufgestellten Scheiben schossen.

 

Die beiden Schüler sahen sich um, bis Aiden sich an zwei Schülerinnen wandte: „Entschuldigung, wir suchen den Kapitän dieses Clubs. Wo finden wir ihn?“

„Wir? Ähm, unser Kapitän ist Katō-senpai, die steht da hinten“, erklärte eine der Schülerinnen und deutete auf eine junge Frau mit dunkelbraunen, zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren, die gerade einen der Bögen kontrollierte und probehalber spann.

Aiden und Miyuki sahen sich an und traten an die Brünette heran, wobei beide sich höflich verneigten und der Braunhaarige das Wort ergriff: „Entschuldigung, Katō-senpai?“

Die Brünette wandte sich den beiden zu und sah etwas genervt aus, während ihre Augen über ihre Gäste huschten. Ihre Augen waren dunkelbraun und hatten einen leichten Grünstich und unter ihrem rechten Auge hatte sie zwei kleine Leberflecken.

Mit vor der Brust verschränkten Armen sah die junge Frau die Zweitklässler an, von denen sich die Grünhaarige vorwagte: „I-ich heiße Nobiro Miyuki und... ich möchte gerne dem Kyudo-Club beitreten.“

 

Die Kapitänin wirkte völlig desinteressiert und musterte die Grünhaarige noch einen Moment, ehe sie seufzte und zu den Zielen schaute: „Mhm... schon mal mit einem Bogen geschossen?“

„Ein oder zweimal“, murmelte die Zweitklässlerin, als ihr von der Kapitänin ein Bogen in die Hand gedrückt wurde: „Dann solltest du die Grundlagen ja kennen, oder?“

Etwas überfordert sah Miyuki auf den Bogen und dann zu der Zielscheibe, die ihr am nächsten Stand.

Sie hob das Sportgerät und wollte schon nach der Sehne greifen, als Katō sie zurückhielt und ihr einen Armschutz und einen Handschuh hinhielt: „Ich würde auch so anfangen, wenn ich mir Arm und kaputt machen wollte.“

Aiden verzog bei dem Tonfall der Brünetten das Gesicht, denn sie wirkte nicht so, als wäre sie gut im motivieren, ganz zu schweigen davon, dass sie sich wohl nicht viel um neue Anwärter scherte. Die Grünhaarige hingegen legte die Ausrüstung an und hakte einen Pfeil in die Sehne, den sie allerdings nur einen Meter nach vorne geschossen bekam.

Auf den misslungenen Schuss brachen einige der Clubmitglieder in schallendes Gelächter aus, was die Grünhaarige rot anlaufen und die Brünette seufzen ließ: „Kompletter Anfänger... wie alle hier.“

 

Aiden fand diesen Kommentar ziemlich mies und eigentlich sollte sie als Kapitänin ihre künftigen Mitglieder ermutigen und nicht fertig machen, aber sie schien ihn gar nicht zu beachten. Einige der anderen Clubmitglieder sahen Miyuki für den Schuss mitleidig an, andere lachten sie aus, was die Grünhaarige sichtlich fertig machte.

„Komm schon, Nobiro, lass dir das nicht gefallen! Ich weiß, dass du das kannst!“, feuerte Aiden seine Mitbewohnerin an, die kurz zu ihm und dann zu den Sportlern sah.

Plötzlich machte ihr Gesicht eine 180 Gradwende und sie griff sich einen zweiten Pfeil, den sie in die Sehne einhakte und dabei die Position ihres Körpers änderte. Kurz zielte die Schützin und versengte den Pfeil im nächsten Moment genau in der Mitte der Zielscheibe, was das Gelächter schlagartig verstummen ließ.

Katō hob sichtlich überrascht eine Augenbraue, bevor sie ein Klemmbrett zur Hand nahm und es Miyuki reichte: „Du hast ja doch ein bisschen was drauf, oder du hast immenses Anfängerglück. Trag dich hier ein und dazu deine Kleidergröße. Deine Ausrüstung müsste dann nächste Woche da sein, das Training findet Montags, Mittwochs und Freitags statt, also sieh zu, dass du da bist, sonst fliegst du.“

Damit wandte sich die Brünette ab und schritt davon, was Aiden murren ließ: „Man, ist die reizend.“

 

Sichtlich mit sich zufrieden machten sich Miyuki und Aiden auf den Rückweg, als der Braunhaarige etwas zur Sprache brachte: „Sag mal, Nobiro, warum hast du gelogen?“

„Hä? Ich hab doch gar nichts gemacht“, erwiderte die Schülerin verwirrt, was ihrem Mitbewohner ein leises Schnauben entlockte: „Ich kenne mich mit Bogenschießen nicht wirklich aus, aber... Der Schuss gegen den Shadow gestern und jetzt vorhin, das war kein Anfängerglück, das kauf ich dir nicht ab. Du kannst sehr wohl mit einem Bogen umgehen, oder?“

Ertappt sah die Grünhaarige zu Boden und spielte nervös mit ihren Fingern, bevor sie leise murmelte: „Hasst du mich jetzt?“

„Nein, ich will nur wissen, warum du es verheimlicht hast“, erwiderte der Kendoka und sah die Bogenschützin dabei neugierig an.

Miyuki seufzte traurig und senkte den Blick: „Ich habe in meiner Kindheit schon mal Unterricht im Bogenschießen gehabt. Anfangs hat es mir wirklich gefallen, aber nach einer Weile war der Spaß weg. Die Erwartungen an mich wurden immer höher und ich konnte sie nicht erfüllen, deshalb habe ich Kyudo hingeschmissen.“

Der Braunhaarige hörte aufmerksam zu und nickte immer wieder, bis er das Wort ergriff: „Als du den Bogen gefunden hast, sind diese ganzen Erinnerungen an die schlechte Zeit hoch gekommen, oder? Wenn es dir so schlecht damit ging, warum hast du nicht darauf bestanden was anderes zu nehmen? Wenn du uns gesagt hättest was das Problem ist, hätten wir bestimmt nicht nein gesagt. Und warum hast du gegen diesen Shadow am Ende so gut geschossen?“

Mit verschränkten Fingern starrte die Grünhaarige zu Boden und suchte nach den richtigen Worten: „Ich... ich habe doch eine Waffe gebraucht, mit der ich umgehen kann und... wenn ich nichts gemacht hätte, wärt ihr beide bestimmt verletzt worden und das wollte ich nicht.“

 

Sie hob den Blick, doch wagte sie es nicht, Aiden direkt anzusehen: „Es tut mir leid, dass ich euch angelogen habe. Bitte, hasse mich nicht.“

„Warum sollte ich dich hassen? Okay, du hast Luca und mir ein bisschen mehr Arbeit gemacht, aber wir haben dich ja auch ungewollt alleine im Kampf gelassen. Am Ende warst du aber für uns da. Ich sollte mich eher dafür entschuldigen, dass ich so ein Thema angesprochen habe“, erwiderte der Braunhaarige und sah zu Boden, was seine Mitbewohnerin erstaunte: „Ich... hab das bisher noch keinem erzählt und hatte deshalb Angst. Danke, dass du mich verstehst. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich könnte mit dir über alles reden.“

„Findest du? Na, solange du dich besser fühlst, war es das wert. Gehen wir nach Hause, Nobiro“, grinste der Braunhaarige und ging an der jungen Frau vorbei, die den Kopf umwandte und ihm nachsah: „Du kannst mich Miyuki nennen. Also, wenn du magst, versteht sich.“

Für einen Moment sah Aiden seine Kollegin an, bevor er zu lächeln begann und die Hände in die Hosentasche steckte: „Gleichfalls. Dann lass uns gehen, Miyuki.“

„Okay. Holen wir uns auf dem Rückweg was vom Wild Duck Burger? Ich lad dich ein, Aiden-kun!“, rief die Grünhaarige euphorisch und lief voraus, was den Schüler zum Lachen brachte.

Während er seiner Mitbewohnerin folgte, machte sich in seiner Brust ein warmes Gefühl breit, was ihm ein noch breiteres grinsen ins Gesicht zauberte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: ShioChan
2021-07-21T20:22:30+00:00 21.07.2021 22:22
Huhu Fubuki-kun,

Neues Kapitel und ein Kommentar von mir. :)

Das Kapitel war cool. XD Kanji als Zwischenboss... Oha... Da hast du dir ja was ausgedacht, wobei ich mich echt frage, wieso gerade er. Aber du wirst ja deine Gründe haben. XD

Aiden's Verzweiflung kann ich verstehen. Würde mir wohl auch so gehen. Ich hoffe sie kommen nächstes mal weiter.

Ach verdammt Strafarbeit und das nur, weil man einmal nicht aufpasst und genau da bemerkt wird. XD Und dann auch noch mit so einem liebevollen Mitschüler. XD Aber zum Glück kam ja Miyuki und hat Aiden gerettet. XD

Soso der Kyudo Club. Na da bin ich mal gespannt, wie Miyuki sich schlägt. Und sie hat das schon früher gemacht? Na da bin ich erst recht mal gespannt. Sie würde sich sicher gut mkt Mirâ verstehen. XD

Dann freue ich mich schon aufs nächste Kapitel. :)
Lg

Shio~

PS: ich hab Over the Nexus nicht vergessen. Hab das Kapitel fast durch und dann kommt der kommi.





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