Persona 3 -After the Years- von fubukiuchiha ================================================================================ Kapitel 9: IX - Entdeckungen der peinlichen Art ----------------------------------------------- ~~~Sonntag 24. April 2016~~~   Die Paulownia Mall quoll fast über vor Besuchern, die sich alle über das bald stattfindende Konzert des Idols Risette unterhielten. Miyuki war bereits den ganzen Tag sichtlich gut gelaunt, denn sie würde nun doch auf das Konzert können und das hatte die Grünhaarige wortwörtlich beflügelt. Am Freitag und Samstag hatte die junge Frau in der Schule so gut wie noch nie mitgearbeitet. Selbst Mr. Edogawa hatte das Mädchen nicht bremsen können und das, obwohl dieser Lehrer sonst jeden in den Schlaf reden konnte. Nun saßen sie zu dritt in der Mall und genossen das schöne Wetter im Café. Miyuki nippte an ihrem Tee und las etwas auf ihrem Handy durch. Mirai und Aiden hatten sich für eine Limonade entschieden, doch starrte die Silberhaarige nur auf ihr Glas, anstatt etwas zu trinken. Die beiden Schüler warfen sich einen kurzen Blick zu, ehe die Grünhaarige das Wort ergriff: „Was ist denn los, Miri-chan? Du guckst so betrübt. Schmeckt es dir nicht?“ Der Braunhaarige nickte und sah die junge Frau ebenfalls besorgt an: „Hast du immer noch nicht gefunden, was du gesucht hast?“   „Nein, dieses Gefühl ist immer noch da, aber das ist es nicht, was mich so fertig macht. Versteht mich nicht falsch, ich finde es toll, mit euch Zeit zu verbringen, aber... Ich hasse es, wenn ich euch auf der Tasche liegen muss“, erklärte die Silberhaarige ihr Problem und erntete zwei skeptische Blicke. Weder Aiden, noch Miyuki hatten der jungen Frau jemals einen Vorwurf gemacht, denn sie befand sich momentan in einer sehr miesen Situation und keiner der beiden hatte sie weiter runterziehen wollen. Dass ihre Freundlichkeit genau das Auslöste, traf sie jetzt hart, denn sie hatten Mirai eigentlich aufbauen wollen. Aiden stützte das Kinn auf der Hand ab und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum, während er nachdachte. Mirai hatte nichts, was ihr irgendwie helfen könnte. Sie hatte keinen Ausweis, kein Geld, lediglich ein Handy, dass gesperrt war und niemand kannte den Code dafür. Dazu kam die Amnesie, dass sie nicht mal wusste, wer sie war und diese Situation schlug der jungen Frau sichtlich auf die Psyche.   Der Braunhaarige seufzte auf und sah seine Mitbewohnerin etwas traurig an, denn er suchte weiter nach einem Weg, wie er ihr helfen könnte. Er wiegte den Kopf hin und her und sah sich in der Mall um, denn hier musste es doch etwas geben, mit er die Stimmung irgendwie lockern konnte: „Naja, es wäre gut, wenn du etwas hättest, was du den Tag über machen könntest. Und wenn du uns nicht auf der Tasche liegen willst, wäre es gut, wenn du dein eigenes Geld verdienen würdest. Warum suchen wir dir nicht einen Job?“ „Einen Job? Naja, dann hätte ich wirklich was zu tun, aber was soll ich denn machen? Ich meine, ich habe keine Papiere und keine Erfahrung. Wer würde denn jemanden wie mich einstellen?“, erwiderte die Silberhaarige und nippte an ihrem Getränk, während Miyuki auf ihrem Handy herum tippte: „Es gibt bestimmt einige Jobs für Teenager. Wir müssen nur ein wenig suchen. Mal sehen, was die News in der Schülerbranche hergeben.“ „Es gibt eine Schülerbranche?“, kam es irritiert von dem Braunhaarige, woraufhin die Grünhaarige lachend den Kopf schüttelte und ihr Handy zeigte: „Nö, ich schau einfach mal in den Stellenanzeigen. Wenn Mirai einen Nebenjob findet, kriegt sie ihr eigenes Geld und muss sich uns gegenüber nicht mehr schuldig fühlen.“ „Ja schon, aber normalerweise arbeiten Schüler nur Nachmittags und nicht morgens. Nicht, dass es da zu Problemen kommt“, warf Aiden ein und musterte seine Mitbewohnerin, die von ihrem Telefon aufsah und kurz das Gesicht verzog, bevor sie wieder auf das Display schaute und dabei ein angestrengtes Gesicht machte.   Die drei saßen eine Weile still da und Aiden und Mirai warteten darauf, dass Miyuki einige Informationen finden würde. Die Infos, die sie fand, waren allerdings nicht sehr erfreulich: „Oh mein Gott! In einer Schule in Tokyo wollte eine Schülerin Selbstmord begehen. Was ist in letzter Zeit los?“ „War vermutlich so eine, die sich ritzt um nach Aufmerksamkeit zu haschen“, murrte Mirai und gähnte einmal, was ihr einen skeptischen Blick des Braunhaarigen einbrachte. Die Grünhaarige schüttelte den Kopf und zeigte das Handy: „Nein, die hier hat sich anscheinend vom Dach der Schule gestürzt. Oh mein Gott, das ist furchtbar.“ „Immer noch Aufmerksamkeitshascherei?“, fragte Aiden etwas schnippisch an die Silberhaarige gewandt, die nur an ihrem Getränk nippte und mit der Hand abwinkte: „Nein, die hat sich wirklich aus dem Leben schießen wollen. Was treibt einen Menschen so weit?“ Die drei verfielen in Schweigen und brachen es erst, als die Kellnerin kam, um sich nach weiteren Wünschen zu erkundigen, während die Grünhaarige sich erneut auf Jobsuche machte. Aiden bezahlte für Mirai und sich selbst, als Miyuki sich erhob und traurig den Kopf hängen ließ: „Nichts, was man den morgen über machen könnte... so ein Mist. Ich muss noch kurz was besorgen. Wollt ihr mit, oder wartet ihr hier?“ Der Braunhaarige nickte und erhob sich, jedoch bat die Silberhaarige um etwas Zeit für sich, welche ihr die beiden Schüler auch gewehrten.   Miyuki führte die beiden in einen Laden für Büroartikel und Zeichenbedarf und begann sich mit den verschiedensten Utensilien einzudecken. Aiden sah sich selbst ein wenig um und verstand nicht, warum es Stifte in so vielen verschiedenen Farben geben konnte. Es gab alleine zig verschiedene Rottöne und er war sich nicht mal sicher, ob er alle gesehen hatte. Wozu brauchte man so etwas? Er studierte die Auslage, während er hinter sich das Murmeln seiner Mitbewohnerin hörte. Als er sich umdrehte, sah er die Grünhaarige, welchen einen Zettel in der Hand hielt und immer wieder auf die Stifte sah, bevor sie einige davon in ihr Einkaufskörbchen packte. So ganz konnte der Junge der Aktion nicht folgen, weshalb er sich neben die junge Frau stellte: „Sag mal, was genau ist das hier?“ „Stifte zum colorieren von Zeichnungen. Sie sind etwas schwer zu handhaben, wenn man es nicht gewohnt ist, aber die Ergebnisse sind einfach genial. Ich will nichts anderes mehr verwenden. Die Stifte sind leider nicht ganz billig und riechen etwas streng, aber mir fehlen noch ein paar und andere sind leider leer, die muss ich auffüllen. Das merke ich immer wieder und es macht mich irre, wenn mir die richtige Farbe fehlt und ich nicht weiter machen kann. Improvisieren ist leider nicht meine Stärke“, sprudelte es aus der Grünhaarigen heraus, was den Braunhaarigen etwas sprachlos machte.   Er verstand von Kunst absolut gar nichts und wenn er so hörte, wie sehr Miyuki darüber sprach und wie umfassend das alles war, so bezweifelte er immer mehr, dass er davon jemals eine Ahnung haben würde. Die Grünhaarige packte die verschiedensten Dinge ein, von diesen seltsamen Stiften, über Lineale bis hin zu extrem teuren Zeichenblöcken. Da konnte Aiden es sich nicht mehr verkneifen und ergriff wieder das Wort: „Sag mal... muss dieses teure Papier wirklich sein? Ich meine, die Blöcke da drüben kosten nur einen Teil des Geldes. Und du könntest für das Geld deutlich mehr Papier haben.“ „Ich verstehe deinen Standpunkt, Kurosaki-kun, beim skizzieren gebe ich dir auch recht, aber wenn es später ums linen und colorieren geht, merkst du den Unterschied. Glaube mir, ich weiß, wovon ich rede!“, predigte das Mädchen mit erhobenem Zeigefinger, was den Braunhaarige nur verdutzt dreinschauen ließ. Zu zweit ging es zur Kasse, wo Miyuki plötzlich anfing in ihrer Tasche zu wühlen: „Oh nein! Wo ist mein Geldbeutel? Ich muss ihn verloren haben!“ Aiden sah sich suchend um, doch als der Verkäufer sie etwas ungehalten ansah, nahm er schnell seinen eigenen Geldbeutel hervor und bezahlte den Einkauf, der ihn deutlich ärmer machte.   Miyuki trat mit ihm aus dem Laden und sah zu Boden, während sie sich nervös am Arm kratzte: „D-danke, Kurosaki-kun. Ich brauch das Zeug und sorry dafür, dass ich dich so zugetextet habe. Echt lieb, dass du mich nicht ausgelacht hast.“ „Warum hätte ich dich auslachen sollen? Du hast eben deine eigenen Hobbys, aber wir sollten jetzt schnell deinen Geldbeutel suchen, vielleicht hat ihn jemand gefunden“, erwiderte der Schüler und lief mit Miyuki zum Café zurück, wobei er ein seltsames, warmes Gefühl in der Brust spürte. Die beiden suchten eine gefühlte Ewigkeit, bis sie draußen auf Mirai stießen, die der Grünhaarigen ihre Geldbörse unter die Nase hielt. Aiden bekam fast einen Hörschaden, als Miyuki vor Freude laut auf quietschte und ihre Mitbewohnerin erleichtert umarmte. Aiden konnte über Mirais Gesicht nur lachen und nachdem Miyuki ihre Schulden bei ihm beglichen hatte, machten die drei sich auf den Rückweg zum Wohnheim.   ~~~Montag 25. April 2016~~~   Immer wieder hallte das klatschen der Kendoschwerter durch die Halle, während die Mitglieder des Clubs paarweise ihre Übungen machten. Aiden machte nur langsam Fortschritte, was aber seinen Senpai, als auch seine Teamkollegen dennoch erfreute. Nach dem Training entließ Masao die Schüler und rief den Braunhaarigen noch kurz zu sich. Als alle die Halle verlassen hatten ging er zu seinem Senpai und war neugierig, was der Lilahaarige wohl von ihm wollen könnte. Er wartete bis sein Senpai mit dem verstauen seiner Ausrüstung fertig war und dann eröffnete der Ältere auch schon das Gespräch: „Ah, da bist du ja. ich wollte mich eigentlich nur mal erkundigen, wie es dir bisher gefällt. Wir hatten schon viele Teilnehmer, die nach kurzer Zeit abgesprungen sind, deshalb frage ich nach, ob alles in Ordnung ist.“   Aiden neigte leicht den Kopf und überlegte selbst, wie es ihm bisher hier so gefiel. An sich konnte er sich nicht beklagen, gut, er bekam hin und wieder mal einen Hieb auf die Finger, aber das war normal und sein eigenes Verschulden, weshalb er kurz nickte: „Bisher gefällt es mir eigentlich ganz gut. Ich muss halt noch ne Menge lernen, aber alle sind nett und helfen mir. Nur Nozaki scheint mich zu meiden.“ Masao nickte über die Aussage und wirkte sichtlich beruhigt: „Okay, das hört man doch gerne und mach dir wegen Nozaki keine Sorgen, der ist immer so schweigsam und mir wurde auch gesagt, ihn nicht so oft anzusprechen. Er ist vermutlich schüchtern, aber solange er seine Leistungen so stark erbringt, will ich mich nicht beklagen. Der Jung e ist ein Naturtalent, da kannst du dir gerne ein bisschen was abschauen“ „Na, wenn du es so sagst, Senpai. Dann werde ich mich an die Anweisung halten und ihn nicht bedrängen, auch wenn er mir wirklich schon ein paar echt gute Tipps gegeben hat.“ Der Lilahaarige lachte auf und klopfte Aiden auf die Schulter, was diesen kurz zusammen zucken ließ: „Gut, ich bin sicher, wir werden uns weiterhin super verstehen und wenn du mal Hilfe bei deiner Haltung oder so etwas brauchst, sag einfach Bescheid. Ich helfe dir, wo ich kann.“ Der Braunhaarige machte große Augen und verneigte sich tief, als sich in seiner Brust ein warmes Gefühl ausbreitete, was er definitiv am Vortag bereits gespürt hatte. Er wusste nicht, was das war, aber es würde einen Grund haben. Mit einer weiteren Verneigung verabschiedete sich Aiden von Masao und ging in die Umkleide, um sich für den Heimweg fertig zu machen.   Als er die Umkleide betrat, hörte er das leise Rauschen von Wasser, was bedeutete, dass noch jemand von den anderen Mitgliedern in der Umkleide war. Aiden überlegte schon, wer es seine könnte und bei einem Blick auf die Sitzbänke sah er eine schwarze Sporttasche, allerdings wusste er nicht, wem die gehörte und er wollte auch nicht neugierig sein. Die meisten in der Gruppe ließen ihre Taschen einfach auf den Bänken liegen, obwohl es dafür Schließfächer gab. Er selbst schloss seine Sachen immer weg, nicht, dass er seinen Teamkollegen misstraute, aber Vorsicht war besser als Nachsicht. Er ging kein Risiko ein, vor allem, nachdem er schon einmal sein Handy verloren hatte, auch wenn das seine eigene Schuld gewesen war. Er holte seine Sachen aus dem Spind und zog seinen Gi etwas umständlich aus. Warum mussten solche Trainingskleider immer so kompliziert sein, dass man sie alleine fast nicht an oder aus bekam? Da hätte es doch unzählige einfachere Methoden gegeben.   Er machte wirklich gerne Sport, aber immer mussten die Kleider an einem kleben. Als er es endlich geschafft hatte sich, sein Oberteil auszuziehen, fiel sein Blick auf die Duschen und erschrocken zuckte er zusammen, als ein Mädchen herauskam und sich seelenruhig mit einem Handtuch die Haare trocken rubbelte. Die junge Frau seufzte einmal auf und hob den Kopf, wodurch sie Aiden nun ebenfalls bemerkte. Erst schien sie gar nicht zu realisieren, was genau passierte, bis Aidens Blick ungewollt eine Etage tiefer wanderte. Sie schrie erschrocken auf, bedeckte schnell ihre Blöße mit dem Handtuch und lief hastig in die Dusche zurück. Der Braunhaarige hatte sich ebenfalls schnell weggedreht und versuchte die Röte in seinem Gesicht zu verbergen, was leider vollkommen unmöglich war. Er drückte sich die Faust an die Stirn und verfluchte sich innerlich. Wie konnte denn so etwas passieren und warum ausgerechnet ihm! Dafür würde er in Teufels Küche kommen, das war so sicher, wie das Amen in der Kirche. Schnell zog er sich sein Hemd über und wollte schon aus dem Raum flüchten, als eine Stimme aus der Dusche ertönte: „W-w-warte bitte, ich muss etwas mit dir besprechen.“   Aiden wusste nicht, was er machen sollte und er kam sich gerade ziemlich dämlich vor, doch musste er diese Situation irgendwie geklärt bekommen, weshalb er unsicher vor sich hin stammelte: „Äh, ja... ich... ziehe mich nur fertig um und warte dann draußen. Ich sehe dich dann... Ich warte dann draußen!“ Schnell wechselte er seine Sportkleidung gegen seine Schuluniform und verließ dann die Umkleide, wobei er innerlich hoffte, niemandem aus dem Team zu begegnen. Mit hochrotem Kopf stand er nun an die Wand gelehnt und wartete auf die junge Frau, die ihm vermutlich gleich den Kopf abreißen würde. Wenn er so darüber nachdachte, wäre wegrennen die bessere Option, allerdings war er so oder so erledigt. Je länger er wartete, desto unangenehmer wurde ihm die Situation. Wie sollte er das erklären? Solche Aktionen zogen schwere Konsequenzen nach sich, auch wenn er das nicht beabsichtigt hatte, drohte ihm mit Sicherheit ein Schulverweis, wofür ihm seine Eltern vermutlich die Hölle heiß machen würden. Obwohl, jetzt wo er die Situation aus einem anderen Winkel betrachtete fragte er sich, wieso sich ein Mädchen in der Umkleide des Kendoclubs umzog. Auch wenn das seltsam war, würde ihn das definitiv nicht aus dieser Misere retten.   Er wusste nicht, wie lange er schon wartete, doch dann kam das Mädchen endlich aus der Umkleide und sah ihn verlegen an. Sie hatte hüftlanges, rosafarbenes Haar und leuchtend rote Augen, die immer noch unsicher den Boden zu ihren Füßen inspizierten. Sie hob allerdings den Kopf und war nicht weniger rot im Gesicht, als Aiden. Mehr als ein langgezogenes „Ähm“ brachte sie allerdings nicht Zustande und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Dem Braunhaarigen war die ganze Situation mehr als unangenehm, weshalb er sich im Nacken kratzte und ebenfalls zu Boden starrte: „Es tut mir leid, ich wusste nicht, dass du in der Dusche warst.“ „Wie hättest du auch“, nuschelte das Mädchen und spielte an ihrer Tasche herum, während sie ihn nervös musterte. Aiden rang um seine Fassung und biss sich auf die Unterlippe, denn irgendwie musste er das klären: „Ehrlich, es tut mir leid, wenn ich gewusst hätte, dass du da bist, wäre ich nie reingekommen.“   Schnell wich der Braunhaarige einen Schritt zur Seite aus und wandte sich zum gehen: „Ich...äh, ich sollte jetzt gehen.“ Er hatte erst einen Schritt gemacht, als die Rosahaarige ihn am Ärmel festhielt: „Du darfst niemandem erzählen, was du gesehen hast, versprich mir das! Bitte!“ Erstaunt sah der Oberschüler die Fremde an und die ganze Situation wuchs ihm langsam aber sicher über den Kopf: „Ich...äh, ich erzähl das keinem, Ehrenwort. Wenn ich das rumerzähle, bin ich wahrscheinlich selbst dran. Ich schwöre, ich schweige!“ Die Rosahaarige hob den Blick, doch dann sah sie Aiden mit leicht zusammengekniffenen Augen an: „Das rate ich dir auch, sonst kannst du dein blaues Wunder erleben, Kurosaki-Kun.“ Jetzt saß Aiden in der Klemme und das würde sich nicht so schnell legen, aber eine Frage schwirrte ihm die ganze Zeit im Kopf herum „Ja, ist ja gut, aber was mich interessiert ist: Was machst du eigentlich in der Umkleide des Kendo-Teams und woher kennst du meinen Namen?“ Die Rosahaarige wich nun einen Schritt zurück und spielte nervös an ihren Haaren herum: „Also... ich... äh...“ Der Braunhaarige betrachtete das Mädchen etwas genauer und dann fiel es ihm wie Schuppen aus den Haaren: „Warte mal kurz! Du bist doch nicht etwa Nozaki, oder?“   Die Rosahaarige zischte einmal, um Aiden zum Schweigen zu bringen, bevor sie an der Hand regelrecht aus der Sporthalle zerrte. Schnell ging sie um den Sportkomplex herum und vergewisserte sich, dass sie alleine waren, ehe sie sich ihrem Teamkollegen zuwandte: „Bist du wahnsinnig? Sei doch nicht so laut, willst du, dass uns jeder hört?“ Aiden zog den Kopf etwas ein und sprach leise weiter: „Tut mir leid, natürlich will ich nicht, dass man uns hört. Ich liege aber richtig, oder? Du bist Nozaki.“ Das Mädchen seufzte einmal und nickte dann langsam: „Ja, ich bin Nozaki, das hast du richtig erkannt.“ Aiden verschränkte die Arme vor der Brust und wiegte den Kopf hin und her, während er sich seine Gedanken zu der Situation machte: „Jetzt wird mir das zu viel. Du bist ein Mädchen, aber Mädchen dürfen doch gar nicht in den Kendoclub, außer als Manager.“ Nozaki wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah den Jungen belustigt an: „Bis jetzt hat es von euch doch keiner gemerkt, als sehe ich kein Problem.“ „Ja, bis jetzt. Hätte das nicht bei der Schülerakte auffallen müssen?“ Die Rosahaarige sah verlegen zur Seite, doch fing sie sich schnell wieder, um eine passende Antwort zu geben: „Das geht dich nichts an und versuch jetzt nicht abzulenken. Wenn du auch nur ein Wort verrätst, bist du dran.“   Der Braunhaarige verzog das Gesicht und hob beschwichtigend die Hände: „Ist ja gut, ich hab‘s verstanden. Gott, komm mal wieder runter. Wenn mir der Kommentar erlaubt ist, ohne dass du mir den Kopf abreißt: Du solltest ein bisschen besser aufpassen, wenn du in der Umkleide bist.“ Nozaki zog eine Schnute und schien von Aidens Rat beleidigt zu sein, doch dann sah sie zur Seite und murmelte leise: „Normalerweise seid ihr alle schon weg, wenn ich mich umziehe.“ Sie senkte den Blick und Aiden hatte das Gefühl, als ob sie irgendwas bedrückte. Er wollte nicht ablenken, aber Nozaki so zu sehen tat ihm weh: „Ich will dir nicht zu nahe treten, aber.. ist alles in Ordnung? Du siehst nicht sonderlich gut aus.“ Die Schülerin hob verblüfft den Blick und sah Aiden in die Augen: „Wie kommst du darauf?“ Der Braunhaarige neigte leicht den Kopf und erklärte seine Gedanken: „Du wirktest heute irgendwie so abwesend. Und jetzt noch die Sache mit deiner Tarnung. Sorry, es geht mich eigentlich nichts an, es war mir nur aufgefallen.“ Er wollte sich bereits zum gehen wenden, als er hinter sich ein Schluchzen vernahm. Ein Blick über die Schulter zeigte ihm, dass Nozaki weinte. Es war nicht seine Absicht gewesen, seine Clubkameradin zum Weinen zu bringen, doch zu seiner Überraschung versuchte sie mit leicht erstickter Stimme die Situation zu erklären: „Es...es geht um eine Freundin von mir. Sie... war heute und am Samstag nicht in der Schule und wenn ich versuche, sie auf ihrem Handy zu erreichen, bekomme ich nur Störsignale.“ Irritiert zog der Braunhaarige eine Augenbraue nach oben, denn für seinen Geschmack übertrieb Nozaki die Sache etwas. Vermutlich war die Freundin nur krank und das brachte er auch zur Sprache. Auf die Frage schüttelte die Kendoka jedoch vehement den Kopf: „Nein, ich war am Sonntag bei ihr zu Hause und da stand die Polizei vor der Tür und auch ihre Mutter sagte, dass sie seit Freitagabend verschwunden wäre.“   Jetzt horchte Aiden erschrocken auf und sofort gingen bei ihm sämtliche Alarmglocken an. War es möglich, dass diese Schülerin dort war, wo er vermutete? Er musste mehr Infos bekommen, ohne, dass er es übertrieb: „Kannst du mir deine Freundin beschreiben? Vielleicht sehe ich sie ja irgendwo. Ich meine, man verschwindet doch nicht so einfach.“ Die Rosahaarige wischte sich Nase und schluckte einmal schwer: „Sie hat langes, hellbraunes Haar und blau-violette Augen. Sie wohnt in der Nähe der Paulownia Mall, neben der großen Werkstatt.“ Aidens Magen zog sich schmerzhaft zusammen, denn die Person kam ihm erschreckend bekannt vor: „Du redest doch nicht etwa von Tenno, oder?“ Auf die Frage, ob Aiden die Mechanikerin kenne, erklärte er mit kurzen Worten sein Treffen mit Haruka und legte anschließend Nozaki die Hand auf die Schulter: „Hey, mach dir keine Sorgen. Tenno wird schon wieder auftauchen. Vertrau der Polizei und es wird alles wieder gut.“ Er reichte der jungen Frau ein Taschentuch, was diese dankend annahm und sich erst mal die Nase schnäuzte: „Das will ich nur zu gerne glauben... Danke, dass du mir zugehört hast, Kurosaki-Kun und entschuldige, dass ich dich so angepflaumt habe. Du bist echt ein lieber Kerl.“ Er nickte einmal verstehend und beteuerte, dass alles in Ordnung kommen würde, ehe er ihr zum Abschied zuwinkte, da sie sich auf den Heimweg machte. Als Aiden sich ebenfalls zum Gehen wandte, flammte plötzlich ein warmes Gefühl in seiner Brust auf und eine Stimme hallte durch seinen Kopf: „Ich bin du... du bist ich...“   Während er die Schule verließ, betrachtete er die Karten in seiner Tasche und schnell fand er den neuen Social Link. Er kannte sich mit Tarot immer noch nicht wirklich aus, aber er wusste, dass diese Karte die Herrscherin darstellte. Er festigte den Griff um die Karten und murmelte leise: „Ich bete, dass ich mich mit meiner Vermutung irre, aber ich will es nicht dem Zufall überlassen.“ Als er das Schulgebäude verließ stieß er auf Luca, der gerade auf seinem Handy herum tippte und es kurz darauf in seiner Tasche verschwinden ließ. Ohne auf die Proteste seines Freundes zu achten, griff er sich den Arm des Spaniers und zerrte ihn mit, während er mit der freien Hand eine Nachricht an Miyuki schrieb, dass sie sich mit ihnen Treffen sollte. Auf den dauernden Protest Lucas, erklärte Aiden die Sache im absoluten Schnellverfahren, was hieß, er erwähnte, dass es womöglich eine Person in die Schattenwelt verschlagen hatte. So schnell sie konnten, liefen sie vom Bahnhof zum Wohnheim, wo bereits Miyuki und Mirai auf sie wartete. Nachdem sie alle auf der Couch Platz genommen hatten, ergriff Aiden das Wort: „Ich hatte gerade eine interessante Unterhaltung mit einer Mitschülerin, anscheinend wird ein Mädchen aus unserer Schule vermisst.“ „Was?“ Luca und Miyuki sahen den Braunhaarigen erschrocken an und der Spanier sprang auf: „Wirklich? Wer ist es? Seit wann ist sie verschwunden?“ Der Angesprochene sah zu Boden und suchte nach den richtigen Worten: „Erinnert ihr euch an das braunhaarige Mädchen, dass mir mein Handy gebracht hat?“ „Ja“, gab Miyuki langgezogen Antwort und der Braunhaarige fuhr fort: „Laut unserer Mitschülerin müsste Tenno ungefähr Freitagabend verschwunden sein, anscheinend weiß auch die Mutter nicht, wo sie sein könnte.“   Mirai schüttelte bloß den Kopf und tippte sich ans Kinn: „Wenn sie 'drüben' ist, kann das ja keiner wissen. Aber irgendwie habe ich ein ganz mieses Gefühl.“ Nun sprang auch Miyuki von der Couch auf und ballte die Fäuste: „Wann gehen wir sie retten?“ Der Ehrgeiz überraschte die anderen Anwesenden, doch hatte Aiden noch etwas anderes vor: „Wir sollten morgen Mittag versuchen, mit Tennos Mutter zu sprechen, vielleicht weiß sie doch was. Und morgen Abend gehen wir rüber und sehen uns um. Vielleicht hat ja Zen etwas gesehen, wenn er denn da ist. Geht heute Früh ins Bett und vermeidet morgen irgendwelche Anstrengungen. Das wird ein langer Tag. Ganz ehrlich, ich bete, dass es nicht so sein wird.“ Die Gruppe nickte und machten sich ihre Gedanken, was wohl alles auf sie zukommen würde. Miyuki und Luca nickten kurz und alle hofften inständig darauf, dass Tenno noch nicht einem Shadow begegnet war, denn das würde ihr sicheres Ende bedeuten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)