Persona 3 -After the Years- von fubukiuchiha ================================================================================ Kapitel 5: V - Wenn das Licht des Mondes erlischt ------------------------------------------------- ~~~Mittwoch 06. April 2016~~~   Ziemlich müde saß Aiden im Unterricht und schaffte es kaum noch wach zu bleiben. Egal was die anderen sagten, sein Lehrer für Integratives Lernen, Mr. Edogawa, konnte die Zeit langsamer vergehen lassen, zumindest kam es ihm so vor. Egal wie viel sein Lehrer redete, die Stunde ging einfach nicht vorbei. Sein Blick schweifte durch die Klasse und er war überrascht, denn ausnahmslos alle Schüler waren mit der Konzentration am Ende. Aus dem Augenwinkel schielte der Braunhaarige zu Miyuki, die den Kampf gegen Mr. Edogawa bereits aufgegeben hatte und nun friedlich schlafend mit dem Kopf auf der Bank lag. Endlich erlöste die Schulglocke sie von dieser Folter und sofort stürmte ein Großteil der Schüler aus der Klasse. Der Braunhaarige streckte sich ausgiebig und tippte seiner Nachbarin sanft auf die Schulter: „Nobiro, wach auf, die Schule ist aus.“ Die Grünhaarige murmelte etwas unverständliches und drehte noch einmal den Kopf auf die andere Seite. Mehr, als belustigt mit dem Kopf zu schütteln, konnte der Junge nicht, weshalb er seine Mitbewohnerin etwas härter an der Schulter rüttelte.   Nun zeigte die Schülerin endlich eine Regung, denn sie fuhr erschrocken hoch und sah sich leicht gehetzt um: „Was? Wer? Wo bin ich?“ Die Grünhaarige sah sich noch einmal leicht verwirrt um und schien jetzt zu bemerken, wo sie war. Mit verschlafenem Blick sah sie zu Aiden auf und blinzelte einige Male: „Was ist denn los, Kurosaki-kun? Ist was passiert?“ „Nein, nichts schlimmes. Du hast nur den Unterricht verschlafen, wie fast alle hier. Komm, lass uns gehen“, erklärte der Braunhaarige und wartete, bis seine Bekannte ihre Sachen zusammengepackt und in ihrer Tasche verstaut hatte. Zu seiner Überraschung ging in diesem Moment die Tür zu seinem Klassenraum auf und Luca warf einen Blick hinein. Als er seine Freunde entdeckt hatte, trat er komplett ein und steuerte die Tische der beiden an, wo er grüßend die Hand hob: „Hey! Na, habt ihr die Folter gut überstanden?“ Von Aiden gab es nur ein leichtes Schulterzucken, während Miyuki sich von ihrem Platz erhob: „Gut, dass du kommst, Silva-kun. Können wir uns kurz unter sechs Augen unterhalten? Am besten auf dem Dach.“   Damit nahm die Grünhaarige ihre Tasche auf und ging aus der Klasse. Aiden und Luca tauschten einen besorgten Blick, wobei der Junge mit den blauen Augen das Wort ergriff: „Hast du ne Ahnung was mit ihr los sein könnte, Luca?“ „Wenn ich ehrlich bin, nicht. Aber sie wirkt ziemlich bedrückt“, erwiderte der Grünäugige und machte sich mit seinem Freund auf den Weg zum Dach der Schule. Auf dem Schulgebäude gab es mehrere kleine Sitzgelegenheiten und war rundherum Umzäunt, damit niemand vom Dach stürzen konnte. Unweigerlich fragte sich der Braunhaarige, ob das schon mal passiert sein könnte. Miyuki saß auf einer Bank und sah gedankenversunken in die Wolken, weshalb sie ihre Freunde noch gar nicht bemerkt hatte. Die Jungs setzten sich zu ihr und Luca legte direkt los: „Da sind wir, Nobiro. Was ist los?“ Die Grünhaarige holte tief Luft und begann zu reden: „Also, wegen dem, was am Samstag passiert ist, habe ich lange und viel nachgedacht. Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl, dass ich das schon einmal irgendwo gesehen habe.“   Die beiden Jungs sahen sie vollkommen geschockt an und Aiden lehnte sich sogar etwas nach vorne: „Wirklich? Wo? Wann?“ Miyuki dachte kurz nach, doch musste sie dann den Kopf schütteln und begann am ganzen Leib zu zittern: „Ich kann mich nicht wirklich erinnern, aber ich weiß, dass ich das schon mal gesehen habe. Alles war so düster und das Wasser sah aus wie Blut, dazu dieser grüne Mond. Aber weshalb ich eigentlich mit euch reden wollte ist: Ich will noch mal in diese Welt zurück.“ Die beiden Jungs rissen panisch die Augen auf, wobei Luca seine Meinung laut kundtat: „Soll das ein Scherz sein? Ist dir nicht bewusst, dass wir beim letzten Mal fast draufgegangen wären! Erst dieser riesige Ritter, der uns mit seiner Lanze aufspießen wollte und dann diese komischen Schleimviecher die Eisbrocken aus dem nichts erschaffen können! Bist du vollkommen übergeschnappt, Nobiro? Ich geb zu, ich hab schon viel Mist in meinem Leben gebaut, aber das ist ein Selbstmordkommando!“ Die Grünhaarige zuckte unter Lucas Standpauke erschrocken zusammen, doch Aiden legte seinem Freund die Hand auf die Schulter: „Komm mal wieder runter. Ich kann verstehen, dass du von der Idee nicht begeistert bist, aber ich finde es nicht gerecht, Nobiro deswegen so anzuschreien.“ Der Grünäugige zog den Kopf ein und biss sich auf die Unterlippe, denn offensichtlich tat es ihm leid, was gerade passiert war: „Sorry, da ist es gerade mit mir durchgegangen.“ Miyuki sah den Jungen an und stellte vorsichtig eine Gegenfrage: „Warum regt dich das überhaupt so auf?“ Mit einem lauten Stöhnen fuhr sich der Braunhaarige durch die Haare, bevor er eine Antwort gab: „Weil es meine Schuld war, dass wir überhaupt in diese Scheißsituation gekommen sind. Aiden ist fast gestorben, glaubst du, ich will das nochmal miterleben?“ Nun herrschte betretenes Schweigen zwischen den Schülern, was alle sichtlich bedrückte.   Aiden sah zwischen seinen Freunden hin und her und ließ die Szene noch mal Revue passieren, bevor er eine Entscheidung traf: „Die Sache scheint dir sehr wichtig zu sein und irgendwas sagt mir, dass du alleine gehst, wenn wir dir nicht helfen, oder? Dann komme ich lieber mit und helf dir.“ Miyuki sah ihn überrascht an und ihr Augen schienen kurz zu leuchten: „Wirklich? Du hilfst mir? Vielen, vielen Dank, Kurosaki-kun.“ Mit einem Laut des Unglaubens klappte Luca die Kinnlade herunter und er starrte seinen Freund fassungslos an: „Das meinst du nicht ernst, Aiden! Oder?“ „Doch, denn dieses Mal werden sie es nicht so leicht haben, dafür werde ich sorgen“, erwiderte der Braunhaarige und sah entschlossen in die Runde, was seine Freunde etwas verwirrte. „Was hast du denn vor?“, fragte die Grünhaarige neugierig, als der Grünäugige sich etwas zurück lehnte: „Du meinst dieses komische Riesenvieh mit dem Speer das aufgetaucht ist, als du dir in den Kopf geschossen hast, oder? Damit könnte es gehen. Na schön, ich bin dabei. Wobei die Aktion echt krass war.“ Miyuki begann zu strahlen und lächelte freundlich: „Ach Jungs, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“ Aiden nickte und erhob sich: „Dann treffen wir uns heute Abend kurz vor Mitternacht am Naganaki Schrein.“ „Alles klar“, antwortete das Mädchen, während Luca nur zu Boden sah und leise murmelte: „Du kannst ja auch was gegen die Viecher ausrichten.“   ~~~kurz vor Mitternacht~~~   Aiden saß auf dem Klettergerüst am Schrein und wartete mit seiner Mitbewohnerin zusammen auf Luca. Etwas an seinem besten Freund war ihm vorhin auf dem Dach seltsam vorgekommen. Der Grünäugige hatte ihm die ganze Zeit so einen seltsamen Blick zugeworfen, als wäre er ihm wegen irgendetwas böse. Die Sache ging dem Jungen nicht mehr aus dem Kopf und er machte sich Sorgen, ob er irgendwas falsches gesagt hätte. Gedankenverloren drehte er die Pistole in seinen Händen und starrte ins Nichts. Miyuki saß auf der Schaukel und schwang leicht hin und her, während ihr Blick auf dem Braunhaarigen ruhte, der einfach nur in die Gegend starrte. Ein wenig beneidete sie ihren Bekannten, denn er musste keine Angst vor diesen Monstern haben, ganz im Gegensatz zu ihr, aber sie war froh, ihn bei sich zu haben. Der Junge bemerkte den Blick seiner Bekannten, jedoch konnte er ihn nicht genau deuten. Es war auf eine seltsame Weise derselbe Blick, mit dem Luca ihn angesehen hatte, aber irgendwie auch wieder nicht. Vielleicht war der Blick des Mädchens etwas sanfter. Er kam aber nicht zum Fragen, denn genau in diesem Moment kam der dritte im Bunde die Treppe zum Schrein hinauf: „Entschuldigt bitte die Verspätung.“ Aiden sprang mit einem Satz vom Gerüst und ging in Richtung des Baumes: „Kein Problem. Jetzt können wir ja los.“   Die drei stellten sich vor den Baum und als in der Ferne das Leuten einer Glocke Mitternacht verkündete traten sie durch das Holz.   ~~~Schattenreich~~~   Mit einem leichten Ruck kamen die drei in der anderen Welt an und Aiden war froh, dass er dieses Mal nicht unter seinen Freunden begraben wurde. Alle drei sahen gleichzeitig in die Richtung aus der beim letzten Mal der Reiter gekommen war, doch als sich nach einer Minute nichts tat, machten sie sich auf den Weg. Auf dem Platz vor dem Schrein sah der Persona User hoch in den Himmel und beim Anblick des Himmels, ohne jeglichen Mondschein, lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Luca verschränkte die Arme vor der Brust und sah sich suchend um: „So, da wären wir und was jetzt?“ Miyuki kratzte sich am Hinterkopf und suchte nach einem Anhaltspunkt: „Äh gute Frage. Ich weiß nicht genau.“ Aiden hob die Hand und deutete in die Ferne: „Wie wäre es, wenn wir mit diesem Riesenturm da hinten anfangen?“   Seine beiden Mitschüler folgten dem Fingerzeig und betrachteten den riesigen Turm, der in der Ferne bis in den Himmel ragte. Luca klappte der Mund auf, während er auf das gewaltige Bauwerk starrte: „War der beim letzten Mal auch schon da?“ Auf die Frage schüttelte die Grünhaarige entscheidend mit dem Kopf: „Definitiv nicht, der fällt doch sofort ins Auge. Den hätten wir bestimmt bemerkt. Wie kann so ein riesiger Turm in so kurzer Zeit gebaut werden?“ Aiden orientierte sich an der Richtung, als ihm etwas auffiel: „Sagt mal, von der Richtung her, müsste das doch in der Nähe der Mall oder der Schule sein, oder?“ Die anderen zwei legten kurz den Kopf schief, konnten aber den Verdacht ihres Freundes nicht wirklich bestätigen, daher setzten sie sich langsam in Bewegung.   Da sie keinen wirklichen Anhaltspunkt hatten, steuerten sie einfach wieder das Wohnheim an, denn vielleicht konnten sie dieses Mal die verschlossene Tür öffnen. Aiden ging vorneweg und überprüfte immer wieder, ob das Holster der Pistole richtig saß. Es grenzte schon fast an Paranoia, doch war dieses Gerät die einzige Chance gegen die Shadows etwas auszurichten. Keiner der drei sprach auch nur ein Wort, jedoch zuckten sie bei jedem Geräusch zusammen und befürchteten, gleich von einem Monster angesprungen zu werden. Nach einer kurzen Zeit, die sich für alle drei wie eine Ewigkeit anfühlte, erreichten sie das Wohnheim, doch genau wie beim letzten Mal war die Tür abgeschlossen. „Wäre auch zu schön gewesen“, murmelte Luca enttäuscht, was ihm keiner der anderen verübeln konnte, doch dann drang ein leises Summen in ihre Ohren. Miyuki drehte den Kopf zur Seite und entdeckte ein Mädchen mit silberfarbenen Haaren, dass mit geschlossenen Augen auf sie zukam: „Warum weiß ich das eigentlich? Das ergibt doch keinen Sinn. Man, ich krieg Kopfschmerzen von diesem Zeug. Nanu?“   Sie hatte die Augen geöffnet und die drei Schüler bemerkt, wobei Miyuki zu ihr lief und sie freudig begrüßte: „Hey, Mirai. Ich bin froh zu sehen, dass es dir gut geht.“ „Ich dachte, ihr wolltet nicht wieder herkommen“, murmelte die Angesprochene und sah die Gruppe mit leicht zusammengekniffenen Augen an. Die Grünhaarige sah etwas betrübt zu Boden, denn so eine harsche Begrüßung hatte sie nicht erwartet, dennoch gab sie direkt eine Antwort: „Nun, irgendwas an dieser Welt kommt uns bekannt vor, deshalb wollten wir etwas mehr über sie herausfinden.“ Aiden nickte als Zustimmung, doch wurde er von Luca unterbrochen, der den Arm hochriss: „Leute, Shadow auf 12 Uhr!“ Alle blickten sofort in die Richtung, aus der die Gruppe gekommen war und tatsächlich, aus der Richtung kamen zwei Shadows, die aber sofort stehen blieben als sie entdeckt wurden. Beide Shadows sahen aus wie eine goldene Hand, die ihre Finger als Beine benutzte. Dort wo das Handgelenk sein müsste, trugen sie eine rote Fliege mit hohem Kragen, aus dem ein goldener Kopf mit einer blauen Maske ragte.   Luca klopfte seinem Freund auf die Schulter und machte einen Schritt zurück: „Ich würde ja gerne helfen, aber ich schätze das ist dein Part, Amigo.“ „Du schaffst das, Kurosaki-kun!“, feuerte die Grünhaarige ihren Mitbewohner an, der kurz nickte und einen Schritt vormachte. Aiden trat den beiden Shadows gegenüber und zog die Pistole aus dem Halfter an seinem Hosenbund. Er atmete ein paar Mal tief durch, setzte sich dann den Lauf an die Schläfe und drückte ab: „Persona!“ In einem hellen, blauen Licht erschien Rigel über ihm und entfachte einen starken Windstoß. Aiden deutete auf den ersten Shadow: „Los! Schnapp sie dir!“ Die Persona riss den Speer hoch und stürzte sich auf den ersten Shadow, doch war die Hand zu flink und konnte dem Hieb ausweichen. Der Braunhaarige knirschte wütend mit den Zähnen, denn so würde das nichts werden. Also musste er wohl eine andere Methode versuchen: „Versuch es mit Wind, schnell!“ Unter einem der Shadows bildete sich ein grüner Wind, der nach oben schoss und durchbohrte, wodurch er sich in einer schwarzen Wolke auflöste. Sofort versuchte der zweite Shadow zu fliehen, doch Rigel setzte mit einem zweiten Windzauber nach. Die goldene Hand wurde ebenfalls von dem Wind durchbohrt, doch dieses Mal schien der Angriff keine Wirkung zu zeigen. Ehe die Persona noch einmal angreifen konnte, türmte der Gegner und ließ nur eine kleine Staubwolke zurück.   Der Braunhaarige stöhnte genervt auf und mit einem letzten Blick auf seine Persona, die sich gerade auflöste, wandte er sich seinen Freunden zu. „Kurosaki-kun, Vorsicht!“, rief Miyuki aus, doch das letzte was er sah, war ein greller Lichtblitz der ihn von den Füßen fegte und dann wurde ihm schwarz vor Augen.   ~~~Velvet Room~~~   „Willkommen im Velvet Room, mein Junge.“ Ich fasste mir an den schmerzenden Kopf und öffnete langsam die Augen. Um mich herum war alles in Blau gehalten und bei der leisen Melodie, die in mein Ohr drang, wusste ich genau, wo ich war. Der Mann mit der langen Nase, der mir gegenüber saß, sah mich mit einem ernsten Blick an: „Wie es scheint hast du deine Kraft erweckt. Rigel hat sich dir offenbart.“ Mit diesen Worten hielt er mir eine leuchtende Karte entgegen, die zersprang und den Speerträger über dem Tisch erscheinen ließ. Kurz sah ich auf das Wesen, dessen Gesicht von der Kapuze fast komplett verdeckt war.   Igor grinste wieder und fuhr fort: „Auch wenn deine Kraft erwacht ist, so ist sie noch sehr schwach.“ Ich hob nur eine Augenbraue, denn ich konnte ihm nicht ganz folgen: „Was meinst du damit, sie ist schwach?“ Igor lachte leise auf und deutete auf meine Jackentasche, die sich plötzlich viel schwerer anfühlte: „Deine Kraft ist wie die Zahl 0, an sich schwach, aber mit unbegrenztem Potential.“ Ich griff in meine Jackentasche und zog einen Stapel Tarotkarten daraus hervor, die allerdings leer waren. Als nächstes ergriff Amalia das Wort und dabei ertönte wieder das Glöckchen: „Deine Macht wird wachsen, wenn du mit den Leuten in deiner Umgebung zusammenkommst.“ Langsam rauchte mir der Kopf von diesen Typen, doch Igor fuhr fort und ließ mir keine Zeit, das gesagte zu verarbeiten: „Es liegt an dir, ob du diese Verbindungen eingehen wirst, wobei du es auch schon getan hast. Nimm dies noch mit dir, damit kannst du jederzeit den Velvet Room betreten.“ Er winkte kurz mit der Hand und in meiner Hand erschien ein kleiner Schlüssel: „Verbindungen? Hierherkommen? Kannst du dich mal klar ausdrücken?“ Wieder grinste der Langnasige und sah mich fest an: „Unsere Zeit für heute ist vorbei, jedoch wartet noch eine andere Aufgabe auf dich. Wenn das Licht des Mondes erlischt, wachsen die Schatten. Ob wir uns wiedersehen, hängt von dir ab. Bis dahin, lebe wohl.“ Damit begann sich der Raum um mich aufzulösen und ich wusste genau, was diese Aufgabe war. Ich schloss die Augen und dachte an meine Freunde.   ~~~Schattenreich~~~   Mühsam stemmte sich Aiden vom Boden hoch und musste sich erst einmal orientieren. Sein Kopf schmerzte höllisch, doch war dieses Gefühl sofort verschwunden, als er die Szene vor ihm sah. Mirai stand ein Stück von ihm entfernt und war komplett erstarrt, während seine beiden Freunde in einen lebenden Albtraum geraten waren. Miyuki hing wimmernd kopfüber in der Luft, wobei sie von einem großen, brennenden Fuchs mit dem Schweif am Knöchel gepackt wurde. Luca war mit einer dicken Eisschicht an eine Hauswand gefesselt worden und sah sich einer dreiköpfigen Hydra gegenüber, die bedrohlich zischte und ihn von drei Seiten fixierte. Aiden wusste nicht, was hier passiert war, doch es spielte für ihn jetzt keine Rolle. Er entdeckte ein Stück neben sich die Pistole am Boden und griff danach, bevor er sich komplett aufrichtete. Die beiden Wesen schienen nun zu bemerken, dass noch ein Opfer in der Nähe war, denn Mirai schien sie nicht zu interessieren. Der Fuchs stieß ein bedrohliches Knurren aus, während die Hydra einen Kopf von Luca abzog und den Jungen mit stechend gelben Augen fixierte.   Der Braunhaarige setzte sich die Pistole an die Schläfe und drückte ab, woraufhin in einem blauen Wirbel der Speerträger Rigel erschien. Die Persona griff seinen Speer und stellte sich den beiden Monstern entgegen, die in Kampfhaltung gingen. Es ging Aiden nicht darum, die beiden Monster zu vernichten, er wollte in erster Linie seine Freunde beschützen, aber leider würde das nicht ohne eine Konfrontation gehen. Die beiden Monster ließen nicht lange auf sich warten und gingen sofort zum Angriff über, in dem sie jeweils einen Feuer- und einen Eisball auf Rigel abfeuerten. Die Persona wich aus und ging selbst zum Angriff über, indem er mit seinem Speer auf den Fuchs einstieß. Dieser wich durch den Treffer ein Stück zurück, doch wurde Miyuki dabei unsanft hin und her geschleudert. Die beiden Shadows schossen immer wieder ihre Elementarattacken auf Aiden und seine Persona, ab, die sich dagegen kaum zur Wehr setzen konnten. Das größte Problem bildete die Hydra, denn durch ihre drei Köpfe hatte sie den Braunhaarigen immer im Blick und trotzdem war Luca immer noch in Lebensgefahr.   Immer wieder stieß Rigel auf die beiden Wesen ein, wodurch sie von Aiden abließen. Dieser griff sich ein herumliegendes Stück Metall und versuchte Luca aus dem Eis frei zu hacken, doch egal wie hart er auf das Eis einschlug, es tat sich überhaupt nichts. Gerade als Aiden wieder ausholen wollte, kassierte seine Persona einen direkten Treffer von einem Eisbrocken und sofort durchfuhr ein stechender Schmerz den Körper des jungen Mannes. Der Braunhaarige zuckte zusammen und wurde von dem Fuchs mit dem Schweif von den Fußen gefegt, dabei ließ das Wesen allerdings Miyuki los, die schmerzhaft in Aiden hinein krachte. Die beiden Oberschuler landeten unsanft in einigen Mülltonnen und blieben stöhnend liegen.   „Warum? Warum bin ich so unnütz? Egal was ich tue, andere haben immer nur Ärger mit mir. Wieso kann ich nicht wie Sie sein?“ „Anfangs waren wir immer gleich auf, doch dann wurde er immer besser und besser. Warum hat er diese Kraft und ich nicht? Wieso muss er mich immer in den Schatten stellen?“   Leicht panisch sah Aiden sich um, während Miyuki, sich die Ohren zuhielt und leise wimmerte. Wo kamen diese beiden Stimmen her? Der Braunhaarige rieb sich den schmerzenden Arm und sah sich um. Es war seltsam, aber er war sich sicher, dass die beiden Stimmen sehr nach Luca und Miyuki geklungen hatten, jedoch wirkten sie ziemlich verzerrt. Langsam erhob sich der Persona-User vom Boden, als das Fuchsmonster auf ihn zukam: „Ich hasse Sie. Ich hasse dich. Ich hasse euch alle. Wegen euch bin ich nichts als ein Fehler!“ Aiden sah den Fuchs geschockt an, denn jetzt war er sich sicher, dass die Stimme von Miyuki von diesem Monster kam. Die Grünhaarige kauerte am Boden und umklammerte ihren Kopf, während sie immer wieder leise jammerte. Schwer atmend stellte sich der Braunhaarige vor seine Freundin, während sein Blick immer wieder zwischen dem Fuchs und der Hydra hin und her schoss. Das Schlangenwesen bedrohte Luca wieder, hielt aber einen seiner drei Köpfe starr auf Aiden gerichtet. Dieser setzte sich wieder die Pistole an den Kopf und drückte ab, woraufhin Rigel erschien und den Kampf wieder aufnahm.   Mirai schaffte es in dem Getümmel sich zu Miyuki zu schleichen und versuchte sie zu beruhigen: „Miyuki, du musst stark sein. Aiden, braucht deine Hilfe. Hörst du?“ Die Grünhaarige jammerte leise, als wieder der Fuchs das Wort ergriff: „Ich bin ein Niemand. Alles was ich tue ist falsch. Meine Eltern haben selbst gesagt, dass ich nicht so gut wie Sie bin. Ich will sie nicht mehr sehen. Ich hasse sie!“ Der Braunhaarige sah zu seiner Mitbewohnerin, die ihn erschrocken ansah und dann sofort den Kopf schüttelte: „Nein, das ist nicht wahr. Ich... ich hasse sie nicht.“ Die Aura um den Fuchs wurde immer größer, während er Aiden in ein regelrechtes Inferno hüllte, dem der Schüler nur mit Müh und Not entkommen konnte. Mirai kniete neben Miyuki und rüttelte sie an der Schulter: „Du darfst dich nicht selbst belügen, Miyuki. Dein Shadow sagt dir das, was tief in dir schlummert. Du musst es akzeptieren.“   Aiden rollte sich über den Boden, um nicht verbrannt oder eingefroren zu werden und sah zu den beiden Mädchen: „Nobiro, es ist okay negative Gedanken zu haben. Jeder hat die. Du bist deshalb nicht schlechter, als andere!“ Er hatte nur am Rande mitbekommen, was Mirai gesagt hatte, aber wenn es ihn rettete, würde er versuchen Miyuki zu überzeugen. Das Mädchen schniefte heftig und sah den Fuchs mit rot geschwollenen Augen an: „Ich hasse sie wirklich. Egal was ich gemacht habe, es war doof, kindisch oder es hat einfach nicht gereicht. Sie ist perfekt, hübsch und klug... Ich bin immer nur das Mauerblümchen, das alle übersehen. Ich bin so erbärmlich.“   Das Fuchsmonster erstarrte förmlich und starrte Miyuki an, die sich nun erhob und langsam auf ihren Shadow zuging: „Ich wollte es nicht zugeben, aber du hast recht. Wenn du so viel über mich weißt, dann weißt du aber auch, warum ich so denke. Aber mein Hass hat nichts mit Kurosaki-kun zu tun, also bitte, tu ihm nicht weh.“ Der Shadow stand nun direkt vor dem Mädchen, was Aiden in Panik versetzte, jedoch konnte er nicht eingreifen, da er einem erneuten Eisbrocken ausweichen musste. Der Fuchs legte die Ohren an und neigte den Kopf, bevor er in eine große Flamme gehüllt wurde, die mit einem blauen Glühen verschwand. Anstelle des Shadows schwebte dort nun eine junge Frau mit hüftlangen, grünen Haaren in einer beigen, eng anliegenden Kutte. Auf ihrem Kopf thronten zwei große Ohren und hinter ihr wehte ein bauschiger Schweif. Ihr rechter Ärmel war lang, während der linke nur bis zum Ellenbogen reichte. Sie trug keine Schuhe und um ihre Fußknöchel schwebte jeweils ein goldener Ring, während über ihrer linken Hand eine durchsichtige Kristallkugel rotierte. Abgerundet wurde das Aussehen durch einen schwarzen, durchsichtigen Schleier, der hinter den Ohren der Fuchsfrau begann und ihr bis zu Hüfte reichte.   Die Hydra zischte bedrohlich, während die Fuchsfrau Miyuki umkreiste und dann hinter ihr stehen blieb. Die Grünhaarige nahm einmal tief Luft und sah dann zu dem verbleibenden Shadow: „Ich renne nicht weg. Kurosaki-kun und Silva-kun brauchen mich. Bitte hilf mir, Anser!“ Aiden konnte über die Situation nur schief lachen, doch stemmte er sich vom Boden hoch: „So was nennt man ‚das Blatt wendet sich‘. Nobiro, holen wir Luca da raus!“ Das Mädchen nickte und sofort gingen die beiden Persona auf die Hydra los, die zischend nun alle drei Köpfe seinen Gegnern zuwandte: „Jetzt hast du auch noch diese Kraft? Warum bin ich der Einzige, der diese Monster nicht bekämpfen kann. Warum kann ich nichts tun?“ Bei dem verzerrten Klang von Lucas Stimme wurde Aiden schlecht, vor allem als er bemerkte, wie der Junge im Eis das Gesicht verzog und anscheinend große Schmerzen hatte.   Das Schlangenmonster brüllte laut auf, als die beiden Schüler ihre Persona zum Angriff aufforderten, der auch direkt ausgeführt wurde. Rigel stürmte mit seinem Speer vor und stach damit auf die Hydra ein, die die Attacken mit Bissen und Eisbrocken erwiderte. Miyukis Persona hob die rechte Hand und erzeugte unter der Schlange eine Feuerexplosion. Der Shadow sackte in sich zusammen und sofort ließ das Mädchen eine weitere Feuerattacke folgen, die den Shadow gegen eine Wand katapultierte. Die Grünhaarige konnte gar nicht fassen, zu was dieses Wesen, das hinter ihr schwebte, fähig war, doch konzentrierte sie sich wieder auf ihren Gegner, der sich zischend erhob. Aiden stellte sich neben Miyuki und ballte die Faust: „Geben wir ihm den Rest, Nobiro! Rigel!“ Der Speerträger hob wieder die Waffe, als die Schülerin den Arm ausstreckte: „Anser!“ Die Hydra brüllte auf und feuerte drei Eisbrocken ab, die die Fuchsfrau mit mehreren Feuerbällen erwiderte. Der Aufprall der Attacken löste eine große Rauchwolke aus, durch die Aidens Persona auf seinen Gegner zuschoss und ihm einen Stoß gegen den Kopf verpasste.   Den Moment der Ablenkung nutzte Anser für eine weitere Attacke in Form eines Feuerballs, der das Schlangenwesen erneut zu Boden riss. Zeit zum aufstehen bekam der Shadow nicht, denn im nächsten Moment kam Rigel mit seinem Speer angeflogen und durchbohrte seinen Widersacher, der noch einmal laut aufschrie und dann mit einer roten Dunstwolke zu Boden stürzte. Im selben Moment, in dem der Shadow zu Boden ging, zerbrach das Eis, welches Luca an der Wand hielt und sofort fiel der Oberschüler zu Boden. Aiden eilte zu seinem Freund und half ihm vorsichtig beim aufstehen: „Bist du okay, Luca? Sag doch was!“ „J-ja. Was war das für ein Ding?“, kam es von dem Grünäugigen, der sich nervös umsah, doch kam Aiden auf etwas anderes zu sprechen: „Warum hatten diese Dinger dieselben Stimmen wir ihr?“ Miyuki kniete neben ihren Freunden und sah zu Boden, als Mirai zu ihnen kam und nervös an ihrem Lippenpiercing herumspielte: „Weil das Miyukis und Lucas Shadows sind. Shadows zeigen das, was wirklich in euch vorgeht, auch wenn ihr es nicht hören wollt.“   Luca lachte nervös auf und sah zur Seite: „In mir geht gar nichts vor, alles ist gut.“ Ein leichtes Knacken erregte die Aufmerksamkeit der Gruppe und sofort gingen Aiden und Miyuki in Kampfbereitschaft, als hinter ihnen ein zweiter Luca stand. Dieser starrte die Gruppe mit zwei stechend gelben Augen an und sofort wurde dem grünäugigen Jungen unwohl: „Wieso steht das Ding und warum sieht es aus wie ich?“ Um den anderen Luca glühte eine blau-schwarze Aura, die immer größer wurde und die Schüler leicht in Panik versetzte. Mirai rüttelte an Lucas Schulter und zischte ihn an: „Luca, du musst ehrlich sein. Wenn du dich weiter belügst, wirst du es nur schlimmer machen.“ „Ja, aber ich bin ehrlich“, jammerte der Braunhaarige und sah erschrocken zu, wie die Aura um seinen Shadow immer größer wurde.   Aiden und Miyuki konnten sich kaum noch auf den Beinen halten, während ihr Gegner immer bedrohlicher wurde. Mirai verstärkte ihren Griff um Lucas Schulter, als es einfach aus dem Spanier heraus brach: „Okay, ich gebe es zu! Ich bin eifersüchtig, okay?“ Die beiden Schüler sahen den Braunhaarigen an, der das Gesicht verzog und zu Boden starrte: „Ich habe euch diesen ganzen Scheiß eingebrockt und jetzt muss ich von euch beschützt werden. Eigentlich sollte ich diese Kraft haben und euch beschützen! Ich bin so erbärmlich...“ Der Shadow blieb stehen und die Aura um ihn herum löste sich auf, während er in die Knie ging. Aiden sah seinen besten Freund an und kniete sich neben ihn, um ihm eine Hand auf die Schulter zu legen: „Luca, es ist nicht schlimm eifersüchtig zu sein. Das macht dich nicht zu einem schlechteren Menschen.“ „Kurosaki-kun hat recht, Silva-kun. Ich war auch eifersüchtig und frustriert, daher weiß ich, wie weh es tut. Aber gerade weil ich weiß, wie sich das anfühlt, bin ich dir nicht böse“, erklärte die Grünhaarige und der Grünäugige sah zu seinen Freunden.   Er schluckte schwer und sah dann zu seinem gelbäugigen Ebenbild, der ihn abwartend musterte: „Ich bin echt ein erbärmlicher Wicht, ich bin neidisch auf meinen besten Freund. Wie kannst du wissen, was in mir vorgeht und dabei so ruhig bleiben?“ Shadow-Luca neigte leicht den Kopf und sah sein anderes Ich an: „Ich weiß, was du fühlst, denn ich bin du. Wenn ich nicht eingreife, wirst du das verlieren, was dir wichtig ist.“ Der Junge trat an sein Ebenbild heran und setzte sein übliches Grinsen auf: „Danke, dass du für mich da bist. Ich werde mich nicht mehr belügen, versprochen.“ Auf dem Gesicht des Shadows erschien das gleiche Grinsen wie bei Luca, bevor er blau zu leuchten begann und seine Form änderte.   Als das blaue Licht verblasste schwebte vor dem Jungen eine männliche Gestalt in einem hellblau-weißen Kimono mit Wellenmuster. Seine Füße steckten in silbernen Sandalen und sein Hände waren durch die langen Ärmel nicht zu erkennen, jedoch lugte aus jedem Ärmel eine grüne Schlange heraus, um deren Hals eine gelbe Scheibe hing, die an den Vollmond erinnerte. Das Gesicht des Wesens war von einer Maske verdeckt, während seine braunen Haare ihm tief ins Gesicht hingen und hinten zu einem Pferdeschwanz gebunden waren. Abgerundet wurde das Erscheinungsbild durch einen silbernen Sichelmond, der hinter dem Wesen schwebte. Luca lächelte fröhlich und trat an seine Persona heran: „Du bist echt klasse, Amigo. Danke und bitte, achte darauf, dass ich keinen Mist mehr baue, Alphard.“ Das Überwesen löste sich in einem blauen Licht auf und erschöpft sank der Junge auf die Knie, wo er von Aiden gestützt wurde. Die beiden grinsten sich an und setzten sich auf den Boden, wo sie einen Moment hockten und dann zeitgleich zu lachen anfingen. Die beiden Frauen kamen nicht ganz mit, doch schien das die beiden Braunhaarigen überhaupt nicht zu stören.   Aiden lehnte sich zurück und starrte in den mondlosen Himmel, bevor er sich an seine Freunde wandte: „Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich will nur noch nach Hause.“ Seine Freunde nickten zustimmend und sahen mit ihm zusammen in den Himmel, bevor sie sich alle hoch stemmten und den Rückweg zum Schrein antraten. Aiden wusste nicht warum, aber er hatte das Gefühl, als wäre das hier nicht das letzte Mal gewesen, dass er hier war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)