Persona 3 -After the Years- von fubukiuchiha ================================================================================ Kapitel 2: II - Das Schuljahr beginnt ------------------------------------- ~~~Freitag 01. April 2016~~~   Ein leises, gleichmäßiges Atmen hallte durch Aidens Zimmer, wo der Braunhaarige friedlich schlafend in seinem Bett lag. Auf seinem Bauch hatte es sich seine Katze bequem gemacht und schien die Ruhe zu genießen, doch damit war es jetzt vorbei. Im Nächsten Moment begann das Handy des Jungen zu klingeln und riss ihn aus dem Reich der Träume, weshalb der Braunhaarige leicht hochschreckte. Einen Moment sah er sich desorientiert um, bevor sein Blick auf den klingelnden Störenfried fiel und mehr als einen genervten Seufzer konnte er nicht ausstoßen. Während er sich mit der linken Hand den Nacken rieb, tastete seine rechte nach dem Handy, um es zum Schweigen zu bringen. Er stieß einen langen Gähner aus und schwang die Beine über die Bettkante: „Es ist viel zu früh. Aber es muss sein, wäre schlecht, wenn ich direkt am ersten Tag eine Rüge wegen zu spät kommen kassieren würde.“   Neben dem Schüler ertönte ein leises miauen, weshalb er auf seine Katze sah, die ihn auffordernd ansah und ihr Blick vermittelte deutlich, dass sie etwas zu essen haben wollte. Damit er so wenig Zeit wie möglich verschwendete, zog Aiden es vor, als erstes ins Bad zu verschwinden. Er hatte zwar ein Waschbecken in seinem Zimmer, aber die Dusche musste es wohl separat geben. Er griff sich eine seiner Uniformen und verließ mit Kiara den Raum, um nach dem besagten Badezimmer zu suchen, welches er im Erdgeschoss auch fand. Er brauchte zum Glück nie sonderlich lange, um sich zu waschen und fertig zu machen. Die Tatsache, dass seine Katze in regelmäßigen Abständen ein missgelauntes miauen von sich gab, trieb ihn ein bisschen zur Eile an. Frisch gewaschen und angezogen verließ er das Bad und schon stand die nächste Frage im Raum: Wo befand sich die Küche?   Wenn es im Erdgeschoss ein Bad gab, lag die Vermutung nahe, dass hier auch irgendwo die Küche sein musste. Blieb die Frage ‚wo‘. Plötzlich hielt er inne und spitzte die Ohren, denn er meinte eine leise, singende Stimme zu hören, die von rechts kam. Er folgte der Stimme und fand die Tür hinter dem Empfangstresen, die er vorsichtig öffnete und in den Raum linste. Zu seiner Freude war es die gesuchte Küche, doch war er hier nicht alleine. An einem kleinen Tisch saß das Mädchen mit den petrolfarbenen Haaren, dass er gestern Abend kennengelernt hatte. Sie trug den schwarzen Rock der Schuluniform und statt der Jacke eine blau-violette Kapuzenweste. Sie schob sich einen kleinen Klumpen Reis in den Mund und sang dabei leise vor sich: „Shout, friends! Just those words you really mean. And let your voice be heard all over the world. Stand up when you hear the knock on the door. It's me, come on out; Get ready for your True Story.” So er es versuchte, Aidne konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, weshalb er die Küche betrat und die Hand hob: „Guten Morgen, Nobiro.” Erschrocken zuckte das Mädchen zusammen und verschluckte sich an dem Reis, den sie sich gerade wieder in den Mund geschoben hatte, was einen heftigen Hustenanfall zur Folge hatte. Sofort eilte der Braunhaarige zur Hilfe und holte ein Glas Wasser, bevor er dem Mädchen auf den Rücken klopfte. Nach ungefähr einer Minute hatte Miyuki den Hustenanfall überstanden und atmete tief ein und aus, bevor sie das Wasserglas in einem Zug leerte. Sie nahm noch einmal einen tiefen Atemzug und sah dann zu Aiden: „Danke Kurosaki-kun, erschreck mich aber bitte nicht wieder so.“ „Gomen’nasai, Nobiro. Ich wollte dich nicht erschrecken. Du kannst aber echt gut singen“, entschuldigte sich der Braunhaarige und versuchte dann das Thema zu wechseln, doch verlief dieser Versuch nicht so wie geplant, denn das Mädchen lief feuerrot an.   Miyuki versuchte sich auf ihrem Sitz so klein wie möglich zu machen, denn die Situation war ihr unglaublich peinlich: „Oh mein Gott, du hast das gehört? Mist, ich hab total vergessen, dass ich nicht mehr alleine hier wohne.“ Irgendwie fand Aiden die Reaktion niedlich, machte sich ebenfalls ein Frühstück und setzte sich der Grünhaarigen gegenüber: „Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen, aber du kannst doch super singen. Kein Grund sich zu schämen. Das war ‚True Story‘ von Risette, oder?“ Ein leichtes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Mädchen, als sie den Kopf leicht zur Seite neigte: „Danke für das Kompliment. Du magst die Lieder von Risette auch?“ Auf die Frage machte der Braunhaarige eine leicht wackelnde Geste mit der Hand: „Naja, was heißt mögen? Ich bin nicht so der Musikfreund, aber meine kleine Schwester ist ein riesiger Fan. Da kommst du zwangsläufig mit den Liedern in Kontakt.“   Die Grünhaarige neigte den Kopf und sah ihren Mitbewohner neugierig an: „Du hast eine kleine Schwester? Das ist ja süß.“ Aiden wiegte den Kopf leicht hin und her und dachte darüber nach. Kari konnte man wirklich nur als süß bezeichnen, allerdings hatte sie auch solche Phasen, in denen sie einem den letzten Nerv rauben konnte. Während der Braunhaarige an die Decke schaute, warf Miyuki einen Blick auf ihr Handy und sprang sofort von ihrem Platz auf: „Oh, ich muss los, wenn ich den Zug noch erwischen will.“ Sofort war der Junge hellhörig, denn ihm fiel in dem Moment ein, dass er noch gar nicht wusste, wie er an die Gekkoukan kommen sollte. Den Weg hatte er gestern mit seinem Vater nicht mehr machen können, doch ergab sich hier eine andere Möglichkeit. „Hast du etwas dagegen, wenn ich dich begleite? Ich kenn mich in der Stadt noch nicht aus?“, wagte er den Versuch, was sein Gegenüber fröhlich nicken ließ: „Klar, kein Problem. Lass uns gehen.“   Aiden und Miyuki griffen nach ihren Schultaschen und verließen das Wohnheim, wobei die Grünhaarige immer wieder aus dem Augenwinkel nach hinten sah: „Du, Kurosaki-kun, ist dir aufgefallen, dass uns eine Katze hinterherläuft?“ Der Angesprochene sah ebenfalls nach hinten, wo er seine Katze Kiara entdeckte, die sofort zu ihm aufschloss und sich schnurrend um seine Beine schlängelte: „Ach so, die gehört mir. Nobiro, das hier ist Kiara.“ Miyuki lächelte fröhlich und verschränkte die Arm hinter dem Rücken, bis ihr wieder einfiel, was sie eigentlich vorhatten: „Oh je, wir müssen weiter. Beeil dich, Kurosaki-kun!“   Der Braunhaarige verabschiedete sich von seiner Katze und lief dann seiner Mitbewohnerin hinterher. Das Wetter war anscheinend gegen sie, denn kaum hatten die beiden Schüler die Bahnstation Iwatodai erreicht, begann es zu regnen wie aus Eimern. Die Fahrt im Zug verlief zum Glück ereignislos, doch erhaschte Aiden aus dem Zug einen Blick auf seine neue Schule und er konnte nur staunen. Miyuki stellte sich neben ihn und folgte seinem staunenden Blick: „Hast du die Gekkoukan Highschool schon mal gesehen? Obwohl, wenn ich deinen Blick so sehe, vermutlich nicht. Ist schon beeindruckend, oder?“ Der Braunhaarige konnte nur nicken und musterte seine Begleiterin, die gedankenversunken aus dem Fenster schaute. Sehr zum Ärgernis der beiden Schüler regnete es noch stärker als vorher, weshalb sie den restlichen Weg zur Schule durch den Regen laufen mussten. Zu Aidens Glück hatte Miyuki zwei Regenschirme in der Tasche, wovon sie ihm einen auslieh.   Nach einem kurzen Fußmarsch, der sie unter anderem an der Paulownia Mall vorbeiführte, erreichten die beiden das Schulgebäude, dass von nahem noch viel größer war als Aiden gedacht hatte. Die Grünhaarige kicherte über seine großen Augen, doch bevor sie ihn darauf ansprechen konnte, wurde sie schmerzhaft zur Seite gestoßen und hätte der Braunhaarige sie nicht aufgefangen, wäre sie im Matsch gelandet. Vorsichtig zog der Braunhaarige seine Mitbewohnerin auf die Füße und sah dann wütend zu den Schülern, die das Mädchen umgerannt hatten. Es waren drei Jungs in seinem Alter, wovon zwei schwarze und einer braune Haare hatten. Eigentlich war Aiden nicht der Typ, der leicht aus der Haut fuhr, doch jetzt war er sauer, weshalb er seine Mitschüler anblaffte: „Hey, wie wäre es, wenn ihr euch mal entschuldigt! Ihr könnt doch nicht jemanden umrennen und dann so tun, als wäre nichts passiert.“ „Es ist okay, Kurosaki-kun“, versuchte die Grünhaarige ihn zu beruhigen, was allerdings nur sehr mäßig funktionierte, denn der Braunhaarige machte weiter: „Es ist nicht okay! Die haben sich zu entschuldigen, auch wenn es keine Absicht war.“   Zu seinem Ärgernis taten die drei die Moralpredigt damit ab, dass da doch überhaupt nichts gewesen sei. Bevor der Braunhaarige noch etwas sagen konnte waren die drei Rempler schon im Schulgebäude verschwunden, was ihn wütend mit den Zähnen knirschen ließ. Um sich etwas abzureagieren wandte er sich an Miyuki, die ihn mit großen Augen ansah: „Geht es dir gut? Also ich würde das einem Lehrer melden, das geht gar nicht.“ „Ich sagte doch schon, es ist okay. Das passiert mir regelmäßig, also bin ich es gewohnt“, erklärte die Grünhaarige und erntete dafür einen skeptischen Blick von Aiden: „Was meinst du damit, du bist es gewohnt? Soll das heißen, dass du immer wieder über den Haufen gerannt wirst und es juckt keinen?“ Auf die Frage nickte das Mädchen nur knapp und sah zur Seite: „Ja, leider. Die meisten Leute übersehen mich einfach, daher passiert das des Öfteren, aber danke, dass du dich für mich eingesetzt hast.“   Aiden sah seine Mitbewohnerin an und konnte nicht verstehen, wie man eine Person so einfach übersehen konnte. Wenn er so darüber nachdachte, hatte er selbst Miyuki gestern nicht bemerkt, aber sich nach so einer Aktion nicht zu entschuldigen war eine Unverschämtheit. Er hätte weiter versucht etwas zu tun, doch der fröhliche Blick der Grünhaarigen hielt ihn davon ab: „Es ist okay, aber vielen Dank, dass du dich für mich einsetzt. Du bist echt lieb.“ Nun war der Braunhaarige etwas irritiert, doch beließ er es dabei, als in seinem Kopf eine seltsame Stimme wiederhallte: „Ich bin du. Du bist ich.“ Schnell sah er sich um, doch konnte er nichts erkennen, was für die Stimme verantwortlich sein könnte. Wie er sich dort umsah, kam er sich ziemlich dämlich vor, weshalb er mit Miyuki in das Gebäude lief, um aus dem Regen heraus zu kommen.   Im Erdgeschoss standen die Spinte, in denen die Schüler ihre Schuhe wechseln konnten. Dahinter kam das Foyer, von dem je ein Gang nach links und rechts führte. Neben dem rechten Gang stand ein großes Brett, dass offensichtlich für Meldungen und ähnliches war. An der gegenüberliegenden Seite befanden sich ein kleiner Kiosk und eine Treppe, die ins Obergeschoss führte. Auf Aidens suchenden Blick gab Miyuki eine kurze Erklärung ab: „Also, ich zeig dir kurz alles. Wenn du den Gang nach rechts gehst, kommst du zu den Räumen für die Schulclubs wie Fotografie, Kunst und so etwas. Auf der linken Seite sind das Lehrerzimmer, die Bücherei und die Krankenstation. Im ersten Stock sind die Räume für die Erstsemestler, im zweiten die Zweitsemestler... du siehst, worauf das hinausläuft, oder?“ Der Braunhaarige nickte verstehend und sah zu dem linken Gang: „Dann sollte ich mich wohl erst einmal anmelden gehen. Ich denke mal, danach kommt das übliche Prozedere?“ „Wenn du die Ansprache des Direktors und das Vorstellen vor der Klasse meinst, dann ja“, erwiderte die Schülerin und stellte ihre Schuhe in ihren Spint.   Die beiden verabschiedeten sich voneinander und während Miyuki sich zu dem Brett begab, um zu sehen, in welcher Klasse sie war, steuerte Aiden das Lehrerzimmer an. Der Gang führte nur geradeaus, doch waren alle Türen ausgeschildert, weshalb er an der ersten Tür auf linken Seite anklopfte. Nach einer Aufforderung zog er die Tür auf und betrat den Raum, der mit Tischen regelrecht zugestellt war, auf denen sich unzählige Akten und Ordner türmten. Neben dem Braunhaarigen waren zwei weitere Personen im Raum: Ein Mann mit grauem Anzug und einem Kabuto auf dem Kopf und eine Frau mit braunem Haar und einem rosafarbenen Kostüm. Die Frau bemerkte Aiden und begrüßte ihn freundlich: „Guten Morgen, kann ich dir helfen?" "Hoffe ich doch, ich bin Kurosaki Aiden. Ich bin hierher versetzt worden und wollte mich noch anmelden“, gab der Schüler gehorsam Antwort und sah zu, wie die Frau zu einem Aktenschrank ging und eine Akte hervor zog: „Ah, da ist sie ja. Oh, du hast aber schon ziemlich viele Schulen besucht. Hoffentlich bleibst du uns ein bisschen länger erhalten. Ich bin Toriumi Isako." Der Braunhaarige verneigte sich zur Begrüßung, als seine Lehrerin weiter sprach: „Dann wollen wir mal sehen, du bist in der 2-F. Das ist meine Klasse, so ein Zufall." Er grinste, jedoch trat er sich mental in den Hintern, denn von allen Lehrern war er direkt an seine Klassenlehrerin geraten.   Mit einem leisen Summen griff die Brünette nach einer Aktentasche und sah zu ihrem Schüler: „Nun denn, wir gehen als erstes in die Aula für die Ansprache des Direktors. Der Rest kommt danach.“ Der Schüler nickte und folgte der Frau durch die Schule bis in den Sportkomplex, wo sich die Aula befand. Nun stand Aiden vor dem Problem, dass er sich zu jemandem setzen musste und das war etwas, was er in den letzten Jahren vehement vermieden hatte. Das Glück war ihm dieses Mal jedoch hold, denn aus einer der Sitzreihen tauchte der grüne Haarschopf von Miyuki auf, die ihn zu sich winkte. Ohne lange zu überlegen folgte er der Aufforderung und nahm neben seiner Mitbewohnerin Platz, die ihn fröhlich angrinste: „Na, alles geklärt?“ „Ja und bin direkt an meine Klassenlehrerin geraten. Toller Anfang, aber was soll‘s. Kann es sein, dass diese Ansprachen in den Schulen immer gleich sind?“, gab der Braunhaarige zurück und ließ den Blick durch die Halle schweifen, wo er feststellte, dass kaum ein Schüler ihrem Direktor zuhörte. Beim Umsehen entdeckte er allerding die drei Schüler, die Miyuki vorher umgerannt hatten und der Braunhaarige in der Gruppe erwiderte seinen Blick. Aiden wusste nicht warum, aber etwas an den grünen Augen des anderen Schülers kam ihm seltsam vertraut vor.   Er machte sich keine weiteren Gedanken darum und versuchte seinem Direktor zuzuhören, doch erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Eine Reihe vor ihm tuschelten mehrere Schüler über einen Schrein: „Was denn, traust du dich nicht?“ „Das ist doch eh nur Quatsch, als ob der Schrein wirklich verflucht wäre.“ „Dann komm doch heute Abend mit, du Feigling.“ Etwas an dem Gespräch weckte Aidens Interesse, doch wurde die Diskussion von einem der Lehrer unterbunden, weshalb die restliche Ansprache in Ruhe stattfand. Nach der Ansprache des Rektors verließen alle die Aula und die beiden Wohnheim-Bewohner machten sich zusammen auf den Weg in den zweiten Stock machten.   Vor der Klasse hielt Toriumi Aiden zurück, denn er würde sich erst einmal der ganzen Klasse vorstellen müssen. Als alle Schüler in ihren Klassen waren, betrat auch der Braunhaarige den Raum und wurde direkt mit Blicken gelöchert. Die Pulte waren in Zweierreihen hintereinander aufgestellt, wobei es eine Reihe links, rechts und in der Mitte gab. Nachdem seine Lehrerin seinen Namen an die Tafel geschrieben hatte, wandte sie sich ihren Schülern zu: „Guten Morgen, meine Lieben. Ich hoffe, ihr hattet schöne Ferien. Wir haben ab heute einen neuen Mitschüler und ich möchte, dass Ihr ihn freundlich willkommen heißt. Stell dich bitte selbst vor.“ Die Aufforderung nahm der Braunhaarige mit einem stillen Seufzer hin und wandte sich an seine Mitschüler, die ihn neugierig anstarrten: „Guten Morgen, ich heiße Kurosaki Aiden und ich bin aus Tokio hergezogen. Ich hoffe, wir kommen gut miteinander aus.“ Nach seiner Vorstellung verneigte er sich einmal und sah dann seine Mitschüler an, wo ihm direkt Miyuki ins Auge fiel, die in der mittleren Spalte in der zweiten Reihe saß und ihm kurz zuwinkte.   Ohne auf seine Lehrerin zu achten, setzte sich Aiden auf den freien Platz neben seiner Mitbewohnerin. Seine Lehrerin ließ sich nicht lange beirren und eröffnete ihren Unterricht, der aus dem Fach Literatur bestand. Wirklich viel konnte er selbst mit dem Fach nicht anfangen, doch seine Sitznachbarin schien das anders zu sehen, denn sie sog den Lehrstoff förmlich in sich auf. So viel Stoff musste Aiden noch nie an seinem ersten Schultag ertragen, doch hier wurde das Tempo wohl extrem angezogen. Als dann endlich die Schulglocke zur Pause läutete, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht: „Boah, wie ich erste Schultage hasse.“ „Och, das hier ist noch harmlos. Oh Mist!“, fluchte die Grünhaarige, als sie in ihre Tasche griff und dann wild darin herum wühlte. Neugierig musterte der Braunhaarige seine Bekannte, die ein leises Jammern ausstieß: „Ich hab mein Bento zu Hause vergessen.“ In dem Moment bemerkte der Braunhaarige, dass auch er sein Mittagessen vergessen hatte. Vergessen war in seinem Fall das falsche Wort, er hatte sich gar keins gemacht, dafür war er gestern zu früh ins Bett gegangen. Zum Glück hatte die Schule einen Kiosk, zu dem die beiden Schüler jetzt gingen. Wie Aiden es befürchtet hatte, gab es hier einen enormen Andrang und nach einer gefühlten Ewigkeit hatten sich beide ein Sandwich ergattern können, welche sie sich jetzt schmecken ließen.   Langsam stiegen sie die Treppe nach oben und als sie um die Ecke bogen, stießen sie fast mit einem braunhaarigen Schüler zusammen. Aiden erkannte den Jungen sofort, war es doch einer von denen, die am Morgen Miyuki über den Haufen gerannt hatten. Die Grünhaarige zog etwas den Kopf ein, als der Junge sich ihr zuwandte: „Hey, tut mir leid wegen heute Morgen. Auch wenn wir es eilig hatten, dürfen wir nicht so mit unseren Mitschülern umgehen. Ich hoffe, du hast dich nicht verletzt, das wäre bei einer hübschen Lady wie dir äußerst Schade.“ Das Gesicht des Mädchens wechselte so schnell die Farbe, als wäre sie eine Ampel und versuchte ihr Gesicht hinter ihrem Sandwich zu verstecken, denn sie war solche Sprüche nicht gewohnt. Aiden sah sich die Szene skeptisch an, denn irgendwie kam ihm diese Art ziemlich seltsam vor. Seine Mitbewohnerin lugte hinter ihrem Essen hervor und schaffte es sogar, einen vernünftigen Satz zustande zu bringen: „D-danke, die Entschuldigung bedeutet mir viel. Ich hab mir nichts getan, Kurosaki-kun war ja da, um mir zu helfen.“ Dabei sah sie ihren Mitbewohner fröhlich an, der etwas verlegen zur Seite schaute und in sein Brot biss. Bei der Erwähnung des Namens hatte der Braunhaarige mit den grünen Augen skeptisch eine Augenbraue in die Höhe gehoben und musterte Aiden jetzt: „Du heißt Kurosaki?“   Ein leichtes Nicken war die Antwort und sofort brach der Grünäugige in Jubel aus, wobei er Aiden in die Arme schloss: „Ich hab schon gedacht, ich hätte Halluzinationen. Aiden, du bist es wirklich!“ Völlig überrascht schob der Umarmte seinen Angreifer von sich und versuchte sich einen Reim darauf zu machen, als sich Miyuki leise einmischte: „Ihr beide kennt euch? Warum hast du das denn nicht gesagt?“ „Keine Ahnung, ich weiß nicht wer das ist, obwohl...“, nun musterte der den Jungen intensiv und dann machte es in Aidens Kopf klick, als er den Braunhaarigen endlich erkannte: „Das ist doch nicht wahr. Luca?“ Auf dem Gesicht des Grünäugigen erschien ein breites Grinsen, während er Aiden einen Arm um die Schulter legte: „Von wegen, du kennst mich nicht, das nehm ich dir übel, Amigo. Ich glaub es nicht, dass du auch auf die Gekkoukan gehst.“   Etwas unbeholfen befreite sich der Braunhaarige aus der Umarmung und machte einen Schritt zurück: „Ich bin genauso überrascht wie du. Wie lange ist das jetzt her?“ Sofort kam die Antwort, in der Luca erklärte, dass sie sich seit sieben Jahren nicht mehr gesehen hatten, doch bevor er weiter darauf eingehen konnte, wurde er von zwei anderen Schülern zu sich gerufen. Man sah ihm an, dass er wohl lieber noch mit Aiden gesprochen hätte, doch auf den erneuten Ausruf seiner Freunde gab der Junge stöhnend klein bei. Er hob noch einmal die Hand zum Gruß und folgte den anderen Schülern die Treppe hinunter. Miyuki biss wieder in ihr Brot und sah ihren Mitbewohner neugierig an: „Ich hätte nicht gedacht, dass du Silva-kun kennst. Aber es hat was Gutes, dann kennst du schon jemanden an der neuen Schule.“ Aiden sah es nicht ganz so optimistisch, denn er machte sich Sorgen: „Naja, wir haben uns seit sieben Jahren nicht gesehen und in der Zeit können sich Leute ändern. Ich glaube, wir sollten wieder in die Klasse.“ Etwas überrascht sah die Grünhaarige ihm nach und runzelte leicht die Stirn, doch folgte sie ihm in die Klasse, bevor sie noch Ärger bekam, weil sie auf dem Gang rumstand.   Der restliche Schultag verging relativ ereignislos, was Aiden auch sehr gelegen kam und nach dem erlösenden Läuten der Schulglocke machte er sich auf den Heimweg. Miyuki hatte ihn zu einem kleinen Stadtbummel einladen wollen, doch wollte er sich eher um die Reinigung seines Zimmers kümmern. Schließlich wollte er nicht in einem staubigen Zimmer schlafen, denn da hatte seine Mutter ihm etwas anderes eingetrichtert. Als er das Wohnheim betrat wurde er sofort von einem verstimmten Miauen begrüßt, denn seine Katze saß auf dem Tresen und schien auf ihr Essen zu warten. Nachdem er Kiara mit Futter und einer Schale Wasser versorgt hatte, stieg er die Treppe nach oben und bewaffnete sich mit Staubwedel und Putzlappen.   Trotz der Tatsache, dass sein Zimmer nicht so groß war, brauchte er dennoch den ganzen Nachmittag, bis er mit der Reinigung fertig war. Zum Abschluss sah der Braunhaarige noch einmal unter das Bett, denn dort sammelte sich gerne Staub und Schmutz an. Während er leise summte stieß er mit dem Ellenbogen gegen etwas kantiges, weshalb er ungewollt den Kopf hob und gegen den Lattenrot stieß: „Au, verdammt! Was ist das denn?“ Vorsichtig tastete er mit der Hand an die Stelle und zu seinem Erstaunen konnte er eine der Bodendielen anheben. Im Schein seiner Handy-Taschenlampe erkannte er einen kleinen, silbernen Koffer, den er nur mit größter Mühe unter dem Bett herausziehen konnte. Schwer atmend stand er anschließend in seinem Zimmer und legte den Koffer auf sein Bett.   Erstaunlicherweise war er nicht abgeschlossen, weshalb Aiden ihn einfach öffnen konnte, doch sofort schlug er ihn panisch wieder zu. Er war sich ziemlich sicher, was er da gerade gesehen hatte, dennoch ging er noch einmal auf Nummer sicher und öffnete den Deckel erneut. Im Inneren des Koffers lagen drei Gegenstände: Eine zerfledderte, rote Armbinde, ein alter, tragbarer Musikspieler und eine silberfarbene Pistole mitsamt Holster. So ganz geheuer war ihm die Sache nicht, doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte klopfte es an seine Tür und die Stimme von Miyuki hallte zu ihm herein: „Kurosaki-kun, ich hab was von Wild Duck-Burger mitgebracht. Magst du auch was?“ „Was? Äh, klar... Ich komme gleich runter“, antwortete er leicht panisch und hoffte inständig, dass seine Mitbewohnerin es nicht bemerken würde. Als keine weitere Frage kam, schloss er schnell den Koffer und verstaute ihn wieder in dem Fach unter seinem Bett. Er hatte nichts gesehen und das Teil war gar nicht da, das würde wohl das Beste sein. Um sich zu beruhigen verließ er sein Zimmer und stieg die Treppe ins Foyer hinunter, um mit seiner Mitbewohnerin zu Abend zu essen. Doch so sehr er es auch versuchte, der Koffer spukte weiter in seinem Kopf herum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)