Bokuseno-Chronicles von Mitsuki-chan ================================================================================ Kapitel 2: [Die Himmelsbrücke (Inu no Kami)] -------------------------------------------- [Kapitel 2 Die Himmelsbrücke (Inu no Kami)]     Als ich heute Morgen im magischen Wald erwache staune ich nicht schlecht, als das Erste was meine Nase wahrnimmt ein überaus angenehmer Duft ist. Meine Nasenflügel beginnen schon zu zucken, noch bevor ich den neuen Tag mit meinen Augen grüße. Gierig bewegt sich mein Körper bereits der Quelle des Geruchs entgegen der Worte wie ´Heimat´ und ´Geborgenheit´ in mir weckt. Das ist Bokusenos-Blätterkleid unter Morgentau!      Freudig sehe ich schon bald, wohin der Hase heute läuft. Neugierig beäugen meine Augen den Himmel in den sich Bokusenos Äste schwungvoll erhoben haben. Als der Baum meine Wachheit registriert hat, lässt er einen Teil seiner Zweige zwar mitten in den Wolken wo sie sind, doch ein anderer Teil wendet sich offenkundig mir zu!     Er hat sogleich auch die erste Lektion des Tages für mich! Bisher standen dahinter immer sinnvolle oder interessante Dinge, also steige ich voller Tatendrang darauf ein! Ich merke schnell, heute ist kein Tag an dem ich ihm etwas erzähle! Heute hat er den Spieß umgedreht, damit auch ich etwas lerne! Das heißt: Er wird mir etwas erzählen!   Nachdem ich mir einige seiner Früchte gepflückt habe und die saftigen Dinger nach und nach verspeise, lassen mein Hunger und mein Durst nach und ich lehne mich auf sein Geheiß, an seine kühle Rinde und lausche seinen Worten, die mich prompt verzaubern als er mit seiner Geschichte beginnt. Ich bin mehr als erfreut als ich merke das es eine Geschichte ist, die sich um die Inu no Kami und den Inu no Taisho dreht. Geschichten die dieses Pairing behandeln, erscheinen mir immer besonders lesenswert und geheimnisvoll. Begeistert lehne ich mich also zurück und lausche gebannt, als der Baum die ersten Worte spricht!     "Als in die Liebe des Inu no Taisho und der Inu no Kami ein drittes sanftes Wesen namens Izayoi schritt, verfasste der erste fürstliche Schreiber des Hofes kurz vor Inuyashas Geburt darüber eine Geschichte um die sich bis heute Legenden ranken."                                                       .                                                     .                                                     .  Viele Jahre hatte Yamabe, der erste fürstliche Schreiber, unter dem amtierenden Herrscherpaar gedient und die goldene Ära ihrer Regentschaft erlebt. Das Wachsen und Sterben einer Welt gesehen, die er mit allem Für und Wieder zu lieben gelernt hatte, die aber nun mit der Geburt eines Bastards auf die bisher gekannte Weise enden würde...   Melancholie war ein zu trauriges Wort um seine Gefühle zu beschreiben. Und Hass zu negativ. Denn so fühlte er auch Leben in sich und war voller Inbrunst über seine lange Dienstzeit bei dem Fürstenpaar. Doch die Unruhe die er aufgrund der wachsenden Kluft zwischen dem Fürstenpaar innerlich spürte und die eine Spaltung von Himmel und Erde bedeuten würde, ließ ihn nicht los. Doch dann war es amtlich geworden. Die Geburt eines Halblings stand an und der Inu no Taisho traf die Entscheidung -den bisherigen Herrschersitz- das schwebende Schloss zu verlassen. Er gab allerdings den Befehl, dass die Herrin Yukina an seiner statt hier weiter residierte...   Eine Spaltung des Reiches wäre damit gegeben, wenn auch nur innerhalb der Herzen einer Familie... Doch die Einheit von damals berührte sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr so wie früher...   Tagelang lag nach der Abreise des Taishos eine getrübte Stimmung in der Luft, die sowohl von der Kami als auch von der Dienerschaft ausging. Gerüchte machten hier und da wie in jedem Schloss die Runde.   Yamabe selbst hatte ebenso Mühe, sich auf seine normalen Arbeiten und Pflichten zu konzentrieren ohne seinen Herrn zu verwünschen. Natürlich stand ihm solches keineswegs zu, doch auch wenn man bei der dämonischen Oberschicht selten bis gar nicht, Gefühle auf dessen Gesichtern sah, existierten sie doch weit dahinter in den Tiefen Ihres Geistes. Versteckt, wie in einem unerforschten See. Als Dämon verschloss man Gefühle wie Unsicherheit tief in sich, damit es äußerlich niemand sah, doch das bedeutete nicht das solche Gefühle nicht da waren... Natürlich hatte der Inu no Taisho keinem seiner Untergebenen Rechenschaft abgelegt. Damit hätte er sich selbst diskreditiert. Doch wie man Menschenbrut ihrer Herrin vorziehen konnte, das wollte nicht in die Köpfe der dämonischen Dienerschaft!   Yamabe bemühte sich gerade seine Fassade zu wahren, als er dem täglichen Schriftverkehr nachging! Die Welt die er kannte hatte sich nun unwiderruflich verändert.   Tag um Tag suchte Yamabe nach einer Lösung, nach einer besseren, gewisseren, Zukunft für sie alle und das tat er zumeist in Büchern. Doch erst als er hinten in einem seiner Regale, ein altes von ihm selbst verfasstes Gedicht in den Händen hielt, verstummte seine Unruhe kurz. Yamabe war nicht dumm und so besah er sich das alte Werk genauer, gab seinem Instinkt nach und tauchte in die Gedanken und Gefühle von damals ab, als er noch ein Mensch war und ging auf weitere Erkundungsreise.     Das Pergament gab einen flüchtig nussigen-Geruch ab, was an den Bäumen lag aus dem das Papier hergestellt worden war. Höchste Qualität und sehr angesehen wegen seiner Langlebigkeit in hohen Kreisen. Schon damals war es sehr wertvoll gewesen. Yamabe ging mit dem Papier ins Licht, setzte sich auf seinen Stuhl und tauchte seine Schreibfeder in das kleine Tintenfass zu seiner Linken. Neue Wörter wurden nach und nach geboren und sehr feine Linien, die sich perfekt auf dem Papier schlängelten, waren das Ergebnis Jahrhunderte langer Übung! Yamabe ließ noch ein wenig seines Yoki in das Blatt sickern und dann war das Gedicht um einen Titel und um eine Widmung erweitert worden! Als er fertig war, verspürte er ein leichtes Gefühl der Leere in sich und er wusste aus Erfahrung, in dem Blatt steckte nun etwas ganz besonderes! Sein bereits um 700 verfasstes Gedicht hatte endlich die volle Blüte erreicht! Doch er spürte instinktiv, das es noch nicht an der Zeit war, es der Welt zu präsentieren. Damit das was er damit erreichen wollte, klappte, musste der Moment stimmen wie der Messerstich eines Assassinen! Die Zeit musste erst die Wunden der Herrin etwas heilen. Sonst würde der Zauber dieses Schreibens nur verloren gehen und die Wut herrschte ihrer Entscheidung über seine Worte vor!                                                     .                                                     .                                                     .    Jahre und Jahreszeiten streiften sich und wurden oft jung und alt... Und der Nebel umwob mehr und mehr das Schloss des Himmels, je länger der Herrscher diesem fern blieb und die Kami alleine in den Weiten weilte und herrschte. Das Entrücken des Schlosses aus der Welt wurde Jahr für Jahr offensichtlicher. Frühling, Sommer, Herbst und Winter wurden geboren und starben wieder, bis das Schloss schließlich mehr und mehr hinter einer dicken Nebelwand verschwand. Dies geschah lange nach Inuyashas Geburt und auch noch nach dem Tot des Taisho. Die Schicht zwischen Realität und Traum wurde unter den Gefühlen der Kami immer dicker, so lange bis der Weg in das himmlische Schloss für die Meisten in Vergessenheit geriet und die Glorie des Herrscherpaares von der Zeit fast in Legenden verwandelt wurde. Die Herausforderungen nahmen zu. Krieg brach wieder aus und das Land wandelte sich. Bevor jedoch alles drohte in Vergessenheit zu geraten und das Schloss in völligem Nebel versank, handelte Yamabe und gab der Kami seine schriftliche Verehrung in Form des Gedichtes kund. Es war ein riskantes Unterfangen. Sein Puls nahm zu, während er sich dem privaten Garten der Herrin näherte und um Audienz bat. Denn wenn die Kami seine Worte die teils seinem menschlichem Herz von damals entsprangen, als "schwach" ansehen würde, würde es Yamabe entweder den Kopf kosten, oder ihm blühte eine Verbannung in die Meido! Und das lebendig! Und das war fast schlimmer als der Tot...     Doch zum zaudern blieb keine Zeit! Sein Pflichtgefühl verbat es ihm! So verbeugte er sich denn, als er das Yoki seiner Herrin spürte und begann äußert höflich um ihre Gunst zu feilschen. Die Zeit hatte sein Gedicht weiter reifen lassen und wenn es der Kami jetzt nicht zu Herzen ging, würde es wohl nie der Fall sein! Als der fürstliche Schreiber der Kami das nun komplett fertige Werk mit ergänzendem Titel und der persönlichen Widmung voller Eifer vortrug, hörte die Kami auch die Worte die ungesagt blieben. Und zwar die Hoffnung, die Loyalität und den Schmerz den der treue Diener über den Verlust seines Taisho empfand. Und das war... zumindest teilweise ein Spiegel ihrer Seele.   Da Yamabe no Akahito früher einmal ein Mensch gewesen war und alleine mit seiner Begabung und Hartnäckigkeit, den Sprung in ein dämonisches Leben geschafft hatte, hatte Yukina im Stillen schon immer mehr Respekt vor ihm gehabt, als vor so manchem gebürtigem Dämon, der zwar arbeitsam sein musste, jedoch aufgrund seines Geburtsrechtes in eine privilegierte Stellung der Nahrungskette hinein geboren wurde. Natürlich zeigte sie das nicht offen.   Yukina besah sich also das Papier, laß das Gedicht -allein nur für sich, verifizierte es schnell für ´gut´ und umschmeichelte es anerkennend mit ihrem Yoki. Ihr entging dabei das leise erleichterte Aufatmen ihres Dieners nicht und wie sich seine Schultern deutlich nach ihrer Wertung entspannten. Die Kami war stets ein Wesen weniger Worte gewesen, wenn es um ihre Dienerschaft ging, doch gerecht war sie immer. Also belohnte sie den treuen Schreiber gleich zweierlei, als sie ihm winkte ihr zu folgen und knapp sprach "so sei es!"     Die beiden Reisenden ließen das Schloss alsbald hinter sich zurück. Eine Weile flogen die beiden Dämonen durch die anmutige schwarze Nacht und passierten dabei die stummen Höhen des Berges bis sie sich unter der Abendstille schließlich weiter talabwärts begaben. Erst als Yukina kurz vor dem Fuße des Berges Fuji stoppte, ihr Yoki in die Welt schleuderte und es in hellen Blitzen auf die Erde traf, zeigten sich die weitreichenden Folgen von Yamabes Schriftstück!   Die Wucht der Herrscherin riss zwar die Erde auf, doch setzte sie ihre großen Kräfte bewusst und gezielt ein. Gekonnt kroch ihre dämonische Energie -in die sie auch viel ihrer alten Magie legte-, am Gipfel des Berges hoch, der zu ihren Füßen lag und über dem weit weit oben im Himmel das Schloss schwebte.   Yukinas Yoki leuchtete hell, doch nach und nach kehrte es ins Geröll, die verschiedenen Steinschichten, in die Erde des Berges und sogar in die Luft ein, bis es Teil davon wurde und sich die Kerben der Macht wieder schlossen. Dennoch aber im Gebiet verblieben. Die neue Magie in der Luft, war zumindest für jeden Yokai spürbar! Die Kami hob ihre Hände leicht an und ließ ihre Magie final wirken und gab dem Schriftstück von Yamabe mit ihrem Willen so ein wenig mehr Wahrheit! Denn das konnte und wollte sie!     Ehrfürchtig besah Yamabe das fertige Schauspiel, als er begriff das die Herrin soeben mit ihren Fähigkeiten einen magischen Pfad, -die Himmelsbrücke- vom Fuji in die Himmelsebene hinein geschaffen hatte, damit das Schloss nun für immer von Jenen erreicht werden konnte, die es wert waren.   Als zweiten Lohn erhob die Kami den dämonischen Schreiber dann in den Rang eines Unsterblichen.                                                     .                                                     .                                                     .  Die Himmelsbrücke: ~Für meine verehrte Herrin!     Himmel und Erde, seit ihrer Trennung, steht gottgleich, hoch und nobel in Suruga der hohe Gipfel des Fuji. Die Himmelsebene, wenn ich zu ihr emporblicke, der wandernden Sonne Schein verdunkelt sich, des leuchtenden Monds Ganz bleibt ungesehen; selbst die weißen Wolken werden am Vorbeiziehen gehindert, während unablässig, der Schnee fällt, werde ich erzählen und weiter reden vom hohen Gipfel des Fuji.~ (Yamabe, Kami der Dichtkunst)*   Und seit diesem Tage erzählt man sich zudem auch eine neue Legende:   Yamabe, der königliche Schreiber, sitzt wann immer er kann, am Gipfel des Fuji und wenn man genau hinhört heißt es, man könne seinen Worten versteckt im Wind lauschen, die denen die es Wert sind, einen Weg ins himmlische Schloss weisen werden. Wenn die Zeit reif ist.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)