Whatever butters your Pancakes von CallMeDerp (manchmal bin ich im Krieg mit mir) ================================================================================ Kapitel 6: Das Ding mit der Religion ------------------------------------ Grundsätzlich erstmal, ich habe kein Problem damit wenn du einer Religion nach gehst. Das ist völlig okay. Deine Entscheidung, betrifft mich schlicht nicht. Solange du mich nicht versuchst zu bekehren und mir deinen Lebensstil nicht aufzwingst, haben wir kein Problem. Ich respektiere nicht deine Religion, aber ich respektiere dich. Jedenfalls genug um dir nicht zu sagen wie beschissen ich diese Lebensentscheidung finde. Wenn du dich davon getriggert fühlst dass jemand schlechte Erfahrungen mit Religion gemacht hat, dann ließ lieber ein anderes Kapitel. Dieses hier wird dir absolut gegen den Strich gehen. Ich finde es gut wenn man etwas hat an das man sich klammern kann, dass einem Halt im Leben gibt, Richtlinien an denen man sich orientieren kann und die einem die Richtung weisen. Was ich nicht leiden kann ist alles andere am Christentum. Ich habe mit anderen Religionen nicht genug Erfahrungen gesammelt um auch da etwas gegen zu haben, aber das Christentum ... beschissener Verein. Die katholische Kirche ist frauenfeindlich, die evangelische Fraktion ist zwar etwas lockerer, aber nicht weniger schädlich. Meine Eltern waren in einer freien Gemeinde die auch nicht besser war. Mir geht es auch um das Christentum an sich, ich weiß nicht was eher katholisch und was eher evangelisch ist, die Unterschiede kenne ich nicht. Ist mir auch absolut egal. Ich bin nicht getauft und glaube dass das so ziemlich das einzige ist dass meine Eltern bei mir richtig gemacht haben. Meine Seele ist unverkäuflich und dabei wird es auch bleiben. Die krieg ich auch allein kaputt. Weil ich nicht getauft bin, habe ich in der Schule immer frei wählen können in welchen Unterricht ich möchte. Ich hab mich dabei immer abgewechselt zwischen katholisch und evangelisch, es sei denn es gab eine Ethik Klasse, dann habe ich die gewählt. War sowieso alles uninteressant, aber in Ethik war ich immerhin nicht mit Gott konfrontiert. Dem hau ich noch aufs Maul wenn ich ihn treffe. Ganz ehrlich, was soll der Mist?! Es fängt ja bereits damit an dass ich ein verdammtes, medizinisches Wunder bin. Durch einen Autounfall konnte meine Mutter nicht schwanger werden, den Brief vom Arzt hat sie immer noch. Ein paar Monate später war sie dann mit mir schwanger. Ich war also nicht geplant. Die damalige beste Freundin meiner Mutter mit der sie sich verkracht hat, die aber irgendwie eine Art Ziehmama für mich wurde jedenfalls, hat mir erzählt dass sich meine Eltern auf mich gefreut haben. Leider habe ich das auch erst mit sechsundzwanzig oder so erfahren. Ich hatte bis dahin ein ernsthaftes Problem keinen Platz auf dieser Welt zu haben, ungewollt zu sein und generell ... was soll ich hier überhaupt?! Mittlerweile hat sich dieses Problem für mich gelöst. Was sich nicht gelöst, aber zumindestens ein bisschen beruhigt hat, ist meine christliche Erziehung. Von Anfang an habe ich immer wieder zu hören bekommen dass Religion freiwillig ist. Dass Gott alle seine Kinder liebt. Komischer Weise war ich allerdings nie gut genug um zu Gott in den Himmel zu kommen, obwohl er mich so wie ich bin geschaffen hat. Und von freiwillig konnte auch nie die Rede sein. Ich habe früh für mich erkannt dass mir das Christentum nichts gibt, dass ich es unlogisch empfinde, die Geschichten sind voller Plotholes und ich denke zu viel nach. Ich erkenne wenn eine Geschichte nicht schlüssig ist und verstehe nicht wie man sich blind auf den Glauben verlassen kann. Ich brauche Informationen, Fakten ... ich muss so viel wie möglich über eine Person wissen bevor ich Vertrauen fassen kann, geschweige denn dass ich überhaupt irgendjemandem so blind vertrauen kann wie man es im Christentum von mir verlangt hat. Ich vertraue genau zwei Personen fast blind. Den beiden Mädls würde ich mein Leben in die Hände geben, weil ich weiß dass sie sorgsam damit umgehen werden. Gott auf der anderen Seite? Wie soll ich jemandem vertrauen für den ich nicht gut genug sein kann? Mein Name bedeutet übersetzt Gottes Geschenk, ich habe mich eher als Gottes Fluch angesehen. Das hat mehr Sinn ergeben. Ich habe meine Sommer in Bibelcamps verbracht in denen man mir gesagt hat dass ich nicht gut genug für den Himmel und Gott bin, dass ich kein guter Mensch bin, in dem man versucht hat mich irgendwie zu exorzieren weil ich gern Pokémon gespielt habe. Camps in denen man mir gesagt hat meine Freunde wären schlechter Umgang. Camps in denen ich pausenlos damit konfrontiert war kein guter Mensch zu sein, egal wie sehr ich mich anstrenge. Man hat mich und meine Ängste nicht ernst genommen. Übrigens ist das für ein Kind äußerst verstörend wenn die Mutter traurig sagt dass man sie im Himmel nicht sehen wird weil man in die Hölle kommt. Danke Mama. Wenn der Himmel voll mit Menschen wie dir ist, wird die Hölle regelrechter Urlaub. Die Bibel widerspricht sich an manchen Stellen selbst. Frauen sind nichts wert. Schaut man sich die Geschichten genauer an wird sehr deutlich dass man als Frau auf ganzer Linie verloren hat. Ich kann das mit dem Bücken nicht, ich war nie im Turnverein. Eine Zeile aus einem meiner Lieblingssongs von Grossstadtgeflüster der die ganze Situation für mich hervorragend erklärt. Ich war tatsächlich nie im Turnverein. Bücken ist auch nichts was ich tun sollte, meine Wirbelsäule dreht sich in so gut wie alle Richtungen. Ich kann mich nicht unterwerfen. Ich habe ein Problem mit Autorität. Ich kann keinen Anführer anerkennen der mir nicht sagen will wo es hin geht, was er mit mir vor hat und mir mit jeder neuen Regel verdeutlicht dass ich keinen Wert habe wenn ich mich nicht akribisch daran halte. Ich sehe ein dass ich keine Menschen umbringen soll, aber warum vergewaltigung an Frauen okay ist weil der Samen nicht verschwendet werden soll, die Frau aber für vorehelichen oder außerehelichen Sex gesteinigt wird, entzieht sich mir völlig. Ich weiß schon dass ich nicht gut genug bin, aber so einen Anführer brauche ich nicht. Ich werde auch nicht die andere Wange hin halten wenn mir eine geklatscht wird. Ich behalte keine Menschen in meinem Leben die mir schaden. Und wenn du der Ansicht bist für deine Religion töten zu müssen, dann fang bitte bei dir selbst damit an. Sorry wenn das etwas hart klingt, das ist meine Meinung und Ansicht. Du darfst gern eine andere haben, wir müssen uns nicht darüber unterhalten. Zwei Themen die man niemals ansprechen sollte: Politik und Religion. Das führt nur zu Streit. Aber das Christentum hat meine Seele auch stark beschädigt, deswegen gibt es auch ein Kapitel darüber. Du kannst es überspringen wenn du dich nicht damit befassen möchtest. Wenn dir von Anfang an, seit du denken kannst, eingeredet wird dass du niemals gut genug sein kannst weil du dir nicht genug Mühe gibst, obwohl du dir den Arsch Tag täglich aufreisst, dir eingebläut wird dass du aufgrund deines Geschlechts keinen Wert hast, du zur Teilnahme an Camps und Veranstaltungen gezwungen wirst obwohl du es hasst... es spricht gegen den freien Willen den Gott uns angeblich gegeben hat. Und es entzieht sich jeglicher Logik. Wenn du für dich entschieden hast daran glauben zu wollen, freut mich für dich. Viel Spaß damit. Aber dein Kind dazu zu zwingen dasselbe zu glauben ist Kindesmisbrauch. Übrigens lernt dein Kind auch nichts darauf wenn du jede böse Tat mit beten sühnst. Ich hatte als Teenie eine Phase in der ich viel im Laden gestohlen habe. Ich und meine bis heute beste Freundin wurden einmal erwischt. Statt Beichtstuhl gabs eine Runde beten Zuhause, damit war die Sache erledigt. Rate mal ob sich mein Diebstahl Problem damit gelöst hat ... ich spoiler mal ein bisschen: hat es nicht. Ja, Kinder brauchen Regeln, Grenzen und Konsequenzen. Aber wenn dein Kind in Schockstarre verfällt wenn du das Wort Konsequenzen aussprichst, oder dich gar nicht ernst nimmt weil das einzige was folgt eine Runde beten ist, machst du etwas falsch. Du kannst ein Kind nicht dazu zwingen etwas zu glauben dass du glaubst. Ich habs versucht, ich bin daran gescheitert. Ich war nie Christin. Ich werde nie Gläubige sein. Und ich werde, sollte ich sterben und tatsächlich vor den Schöpfer treten, Gott ordentlich eine rein ballern weil er mir diesen Bullshit angetan hat. Verdient hat ers. Absolut. Ich bin seit sieben Jahren dabei auszubügeln was meine Mutter und ihre Gemeinde in meiner Kindheit und Jugend angerichtet haben - und keinem von denen tut das auch nur ein bisschen Leid. Ich habe gelitten, jeden Tag verflucht, war vom Teufel besessen und zu schlecht für den Himmel. Trotz aller Bemühungen. Ich will gar nicht erst davon anfangen wie Noah 6 Milliarden Tiere auf ein Schiff bekommen hat dass kleiner als die Titanic ist. Oder davon dass spätestens ab Noah sowieso alles Inzest ist. Und selbst wenn man die Geschichten nicht alle wörtlich nehmen soll, halte ich die Moral aus diesem Buch für ziemlich daneben und im besten Falle grenzwertig. Wenn man beide Augen zu drückt. Eltern sind da um den Selbstwert ihres Kindes aufzubauen, ihm Werkzeuge an die Hand zu geben um ihn selbst weiter zu nähren damit der Selbstwert groß und stark werden kann. Damit Kind es schaffen kann in dieser Welt zu bestehen. Bück dich, halt die Schnauze und lass dich schlagen weil Nächstenliebe - keine gute Moral. Sei gut damit du in den Himmel kommst - eher fragwürdig, sollten wir nicht eher lernen gute Menschen zu sein weil wir gute Menschen sein wollen? Nicht aus purem Eigennutz? Bilde dich nicht weiter, vertraue auf Gott - und mich damit all dem Wissen verschließen dass die Wissenschaft so hervor bringt? Alter, wenn alle danach leben würden säßen wir noch im Mittelalter. Keine Billigflieger nach Malle. Kein Familie in Frankreich besuchen mit dem Auto. Kein Internet. Wollen wir das wirklich? Und das wichtigste von allem: Meine Mutter ist ein guter Mensch, weil sie ist Christin. Diese Arroganz die manche Christen an den Tag legen, da wird mir richtig übel. Nur weil ich einer Religion angehöre, macht mich das nicht automatisch zu einem guten Menschen. Ich muss auch etwas dafür tun. Ich tue was ich kann, ich helfe meinen Freunden und unterstütze sie so weit ich das kann. Einmal im Jahr nehme ich an einer internationalen Schnitzeljagd teil, GISH. Die Anmeldegebühr wird bereits für gute Zwecke verwendet. Dieses Jahr (2020) wurden davon Mahlzeiten für Kinder in Not finanziert. Die gestellten Aufgaben sind in drei Kategorien unterteilt: Charity, Umweltschutz, weird stuff Die Charity Aufgaben können wir hier in Deutschland leider nicht wie gefordert umsetzen, weswegen wir das immer den Amis im Team überlassen, hier kann man anscheinend nicht mal eben unangemeldet mit Pizza im Kinderheim aufkreuzen. Wir habens versucht, die letzten drei Jahre hab ich immer wieder rum telefoniert. Aber Umweltschutz funktioniert. Auch sonst wenn ich sehe dass ich etwas unterstützen kann, tue ich das. Ich gehöre keiner Religion an und bin allein mit dem was ich tue bereits ein besserer Mensch als meine Mutter, die ja Christin ist. Sowas ist immer objektiv zu betrachten. Meine Religion macht mich nicht zu einem besseren Menschen. Und dann gibts da noch die Frage des Eigennutzes. Wenn ich all das gute auf Erden nur tue um in den Himmel zu kommen, ist das Eigennutz. Macht mich das dann immer noch zu einem guten Menschen? Sind nicht diejenigen besser die anderen helfen weil es ihnen Freude bereitet? Weil es menschlich ist? Auch wenn ich nichts davon habe? Prügel ich wirklich lieber meinem Kind die Gedanken wertlos und niemals gut genug sein zu können ein damit es wie ich aus purem Eigennutz handelt...? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)