Abenteuer in Equestria: Amethyst Quartz von KiraNear ================================================================================ Kapitel 2: Die Ankunft in Ponyville ----------------------------------- Es dauerte nicht mehr lange, bis wir den Bahnhof von Ponyville erreichten. Auch mein Zitronenbonbon fand langsam sein Ende, weshalb ich den kleinen, traurigen Rest davon mit meinen Backenzähnen zerkaute. Dabei sah ich aus dem Fenster hinaus. "Sieh mal, ich glaube, wir sind da", meinte ich gerade, da ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte, da konnte man schon das Ortsschild von Ponyville sehen. Thunder Spark folgte meinem Blick und sah nun ebenfalls aus dem Fenster hinaus. "Unser neues Leben", sagte er, während er so aus dem Fenster hinaussah. "Ich bin froh, dass nicht alleine durchstehen zu müssen." Ich sah ihn kurz von der Seite an, dann wieder zum Fenster hinaus. "Ja, das kann ich mir vorstellen, ist ja trotzdem alles fremd und neu, so irgendwie", erwiderte ich. "Auch wenn ich es selbst noch nicht als neues Leben bezeichnen würde, das klingt so, als hättest du mit deinem alten bereits abgeschlossen", meinte ich und biss mir unsicher auf die Lippe. "Nein, nein ... ich." Ein lauter Seufzer war von ihm zu hören. "Ich habe keine Ahnung, wie wir nach Hause kommen könnten. Ich versuche äußerlich zu wirken, als gehöre ich dazu, aber innerlich verstecke ich meine Gefühle. Ich versuche mich anzupassen, aber mein Herz kann es nicht." Irgendwie hatte ich das Gefühl, als hätte ich ihn aufgewühlt, auch wenn ich nicht so richtig verstand, warum. Ich drehte meinen Kopf zu ihm hinüber und fühlte mich in der Pflicht, etwas Nettes zu sagen, damit er sich wieder besser fühlen konnte. "Naja, so schlimm ist es nicht, immerhin ist es eine verhältnismäßig harmlose Welt, wir hätten auch an schlimmeren Orten laden können. Außerdem sagt mir mein Gefühl, dass wir sicher nach Hause kommen werden." Zwar sagte mein Bauchgefühl in diesem Moment nichts, aber ich selbst konnte oder wollte es glauben. Auch hatte ich keine Garantie, aber das Kopfnicken meines Banknachbaren zeigte, dass er meinen Gedanken zumindest nachvollziehen konnte. Ich sah die Bank gegenüber an, welche die ganze Zeit über leer geblieben war. "Bis dahin ... sieh es doch als eine Art Rollenspiel an. Wie so ein ... ach, wie heißt das ... LARP! Sagt dir LARP was? Ne Freundin von mir wollte mich mal zu einem mitnehmen beziehungsweise uns, also meinen Freund und mich, aber das wäre eher ein Mittelalter-LARP gewesen." Die Antwort, die ich von ihm bekam, überraschte mich dann doch ein wenig. "Ich kenne LARP nicht, aber warum sollte ich es als eine Art Rollenspiel sehen?" "Naja, du scheinst mit der ganzen Situation noch nicht wirklich klarzukommen, deswegen dachte ich: Wenn du es dir einfach als Rollenspiel oder Cosplay oder sowas vorstellst, dann wäre es vielleicht einfacher für dich zu verarbeiten. Weil ein Rollenspiel und ein Cosplay haben ja mal ein Ende, genauso wie unsere Reise hier, die wird auch mal ein Ende haben. Nur dass wir viel bessere Kostüme haben und eventuell sogar wirklich zaubern können. Würde dir das helfen?", fragte ich und blickte dabei zu ihm herüber. "Ich denke, damit sollte ich klarkommen. Hat ja heute auch gut geklappt." Daraufhin lächelte er mich an. Ich konnte nicht sagen, ob es ein echtes war oder nur eins, welches mich beruhigen sollte. Daher beschloss ich, einfach mitzumachen und lächelte ein wenig zurück.   In diesem Moment hielt der Zug an unserem Zielbahnhof an, ich konnte den kleinen, wohlbekannten Bahnsteig durch das Fenster klar und deutlich erkennen. Anschließend beobachtete ich, wie mein Reisegefährte die restlichen Bonbons in seiner Tasche verstaute, diese verschloss und sie anschließend auf seinem Rücken verfrachtete. Ich tat es ihm nach, holte unter der Bank nun meine Tasche hervor und legte sie mir ebenfalls um. Ein letzter Blick sowohl auf, als auch unter der Bank, um zu kontrollieren, ob ich nichts vergessen hatte. Eine alte Gewohnheit von mir. "Gut", meinte ich und deutete mit dem Huf in die Richtung des nächsten Ausstiegs. "Dann sollten wir wohl mal aussteigen." Ich sah, dass er mich anlächelte. "Bitte nach dir", sagte er und auch wenn ich das Gefühl hatte, dass er nicht unbedingt zu mir so höflich sein müsste, nickte ich dankbar und verließ trabend den Zug. Auf dem Bahnsteig angekommen, stellte wir uns auf die Seite, damit wir niemandem im Weg standen. "Weißt du, wohin wir müssen?", fragte er mich und für einen kurzen Augenblick wollte ich sofort zugeben, dass ich keine Ahnung hätte. Doch dann fiel mir die Karte ein, die mir die Pegasus Dame im Schloss gegeben hatte. "Warte mal", sagte ich und kramte die Karte aus einer Seitentasche heraus. Diese faltete ich auf und konnte nach ein paar Sekunden, in denen ich mir die Karte ein wenig angesehen hatte, einen kleinen roten Kreis entdecken. Er kennzeichnete ein kleines Haus. "Ich vermute mal, wir müssen dahin gehen", sagte ich und zeigte ihm den roten Kreis auf der Karte. "Da bin ich aber erleichtert, dann wollen wir mal." "Ja, genau", erwiderte ich und blickte erneut auf die Karte. Doch obwohl ich nach kurzem Suchen den Bahnhof finden konnte, wusste ich nicht genau, in welche Richtung wir wohl loslaufen müssten. Unsicher blickte ich mich um, auf die Karte zu der Umgebung und wieder zurück, nur um festzustellen, dass es mir nicht weiterhalf. Daher reichte ich meinem Mitreisendem die Karte. "Ich bin mir nur nicht sicher, wie wir dorthin kommen werden", sagte ich, nicht unbedingt scharf darauf, mal wieder in die falsche Richtung zu laufen. Er nahm die Karte entgegen und sah sie sich einen Moment lang an. Auch blickte er sich in der Umgebung um, nahm alles in Augenschein und schien es mit der Karte zu vergleichen. Dabei drehte er sie in seinen Hufen ein Stück, betrachtete sie noch eine kleine Weile, bevor er zu mir hinübersah. "Gut, ich weiß, wo es lang geht. Komm mit", sagte er und lächelte mich an. "Wie gut, dass wenigstens einer von uns damit zurechtkommt", meinte ich und nickte ihm zu. "Geh einfach vor und ich gehe dann mit dir mit." Dann verschloss ich das Seitenfach wieder und rückte meine Tasche zurecht. Mein Reisegefährte nahm derweil schon mal die Hufe in die Hand und ging langsam voraus, dann sah er sich weiterhin in der Umgebung um. Anschließend lief er ganz normal weiter. "Du kannst keine Karten lesen?", wollte er von mir wissen. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, nicht so wirklich. Selbst mit Karte schaffe ich es, in die falsche Richtung zu laufen, deswegen überlasse ich das lieber anderen Leuten", antwortete ich ihm. Dann fing auch ich wieder an, die Umgebung zu beobachten und konnte nicht glauben, dass wir diese pastellfarbenen Häuser nun wirklich zu Gesicht bekamen. Erinnerungen an das Bavaria Filmstudio stiegen in mir hoch. "Ist echt schön hier, meinst du nicht?" Mein Reisegefährte lächelt mich erneut an. "Ja, das ist es." Er sieht sich nun wieder die Umgebung an, aber nicht, um sich ein Bild von den hübschen Häusern zu machen, wie ich erst vermutet hatte. Denn sein Blick fiel in eine bestimmte Richtung. "Wir müssen hier rechts lang", sagte er und ich hatte keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln. Ich folgte ihm in die von ihm genannte Richtung und konnte noch mehr Häuser bestaunen. Auch den Brunnen konnte ich langsam gut erkennen. "Der Brunnen aus der Folge mit dem Phönix sieht so gesehen echt klasse aus, besonders, wenn man davorsteht", sagte ich und konnte mich nicht zurückhalten. Erfreut rannte ich hin und tauchte einen Huf in das kühle Nass. Wie gewohnt fühlte es sich sehr gut an, ob nun Huf oder Hand, Wasser würde immer eine entspannende Wirkung auf mich haben. Auch betrachtete ich die Ponystatue in der Mitte des Brunnens, ein weibliches Pony welches mit einem Hinterhuf auf einer Art Ball stand und freudig die Vorderhufe in die Höhe streckte. Das Pony lächelte und trug eine Art verzierte Platte auf dem Rücken. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie sich Thunder Spark nun ebenfalls den Brunnen näherte und sich ebenfalls die Statue ein wenig ansah. „Es ist schön, nicht wahr?“, fragte er mich neugierig. Unsicher, was ich antworten sollte, wägte ich meine Worte ab und sah auf das Wasser des Brunnens. „Um ehrlich zu sein, ich habe schon schönere Brunnen gesehen, auch, wenn der hier hübsch ist. Aber ich mag Brunnen an sich, die sind einfach … toll. Das Wasser ist so schön warm“, sagte ich und nahm den Huf wieder aus dem Wasser heraus. Da ich mir nicht sicher war, wie meine Worte bei meiner Reisebegleitung ankamen, wartete ich leise ab, um eine eventuelle Reaktion mitzubekommen. Dabei hörte ich, wie er noch einmal die Karte aufgemacht hatte und sich diese ein weiteres Mal ansah. Nach ein paar kurzen Blicken hatte er gefunden, was er gesucht hatte und verstaute die Karte wieder bei sich. Dann lächelte er mich an, was ich im Augenwinkel erkennen konnte. „Wir können gern noch etwas hierbleiben oder weiter gehen, was ist dir lieber?“ Ich sah den Brunnen noch einmal komplett an. Eigentlich habe ich hier ja so gut wie alles gesehen. Und auch wenn ich hier noch ‚ne Stunde oder zwei sitzen, ein Buch lesen und dem Wassergeräusch lauschen könnte, sollten wir lieber weitergehen. Ich spürte, wie der Drang in mir, weiterzugehen, immer stärker wurde, wie er mich immer weiter voranschieben wollte, obwohl ich den Weg nicht kannte. So ging ich ein paar Schritte von dem Brunnen weg und sah zu ihm herüber. „Von mir aus können wir gerne weitergehen, den Brunnen hier werde ich noch öfters zu sehen bekommen. Je nachdem, wie lange wir hier sein werden.“ Das Lächeln verschwand wieder, auch wenn ich nicht wusste warum. Aber ich beschloss, mir darum keine Gedanken zu machen. Stattdessen versuchte ich mich, auf die aktuelle Situation zu konzentrieren. Dabei sah ich, wie er den Kopf in eine bestimmte Richtung neigte und ich vermutete, dass er uns damit zeigen wollte, wohin wir nun als nächstes gehen sollten, um unser Ziel zu erreichen. „Hier entlang, wir haben es nicht mehr weit“, sagte er und ich nickte ihm zu. Ich ging wieder zu ihm hinüber und wartete darauf, dass er loslief, damit ich ihm folgen konnte. Denn so sehr ich die Serie auch mochte, ich hatte absolut keine Ahnung vom Aufbau von Ponyville und wie unsere Unterkunft aussah, wusste ich erst recht nicht. Er verstand sofort, dass ich auf ihn wartete und so machten wir uns gemeinsam wieder auf den Weg. Irgendwann sah er sich dann ein Haus an, welches sich neben einem Fluss und einer Brücke befand, genauer an. Anschließend drehte er sich zu mir um, dabei deutete er mit dem Huf auf das Haus. „Bitte schön, sicher am Ziel angekommen“, sagte er und lächelte mir wieder zu. Dann ging er zur Türe, holte seinen Schlüssel hervor und öffnete damit die Türe. Ich muss ihn mal fragen, ob es zwei Schlüssel gibt, ansonsten kann man sich hier bestimmt auch einen machen lassen, fuhr es mir sofort durch den Kopf. Kaum hatte ich mich ebenfalls der Tür genähert, öffnete er diese und überließ mir den Vortritt. „Danke schön“, sagte ich, obwohl mir diese Art von Höflichkeit immer etwas angenehm und unangenehm gleichzeitig war und betrat das Haus. Ich wartete darauf, dass Thunder ebenfalls hereinkam, bevor ich mich näher umsehen wollte. Neugierde packte mich und ich konnte es kaum erwarten, mir alle Räume mal anzusehen. Thunder betrat ebenfalls recht schnell das Haus und sah sich um. Da er es tat, nahm ich es als Zeichen und sah mich ebenfalls um. Dabei trat ich näher in das Wohnzimmer hinein und sah mir die Möbel dort an. Ich sah ein nettes Sofa mit passendem Sessel, einer Leselampe, einem Tisch, einen Kamin und ein Regal mit drei zusätzlichen Büchern darin. Dann sah ich kurz zu meiner Reisebegleitung hinüber, welche mich wieder anlächelte. „Das sieht schön aus, findest du das auch?“ Ein weiteres Mal sah ich mich um und nickte dann. „Ja, das sieht wirklich sehr gemütlich aus hier, da hat jemand hübsche Möbel rausgesucht.“ Anschließend sah ich mich im Raum weiter um, dabei lief ich wieder zur Türe herüber. „Ich sehe mich mal da drüben um“, kündigte ich an, deutete vom Wohnzimmer weg und ging hinüber zu dem offenen Raumübergang, welcher in die Küche führte. Kaum war ich in der Küche angekommen, sah ich, dass mir Thunder gefolgt war und sich ebenfalls in der Küche umsah. „Ganz schön groß, die Küche. Ist aber gut so, dann stehen wir uns nicht im Weg, wenn wir kochen und abspülen und so. Außerdem haben wir eine kleine Sitzecke zum Essen“, sagte ich und deutete auf den kleinen Tisch mit den zwei Stühlen nebendran. „Und auch einen großen Kühlschrank. Große Kühlschränke sind immer besser als kleine. Ob der wohl auch ein Kühlfach hat?“ Während ich über die Möglichkeiten dachte, womit man den Kühlschrank alles füllen könnte und immer wieder bei diversen Eiscremesorten hängen blieb, wartete ich auf eine Antwort meiner Begleitung. Dieser nickte mir nach einer kurzen Zeit zu. „Werden wir sehen, wenn wir ihn öffnen, oder? Ich sehe mich noch etwas weiter um, magst du mitkommen?“ „Ja, klar, schauen wir mal, was es hier noch so alles gibt. Dann können wir auch schauen, wo wir unsere Taschen abstellen können. Meine ist zwar nicht schwer, aber ich will auch nicht die ganze Zeit damit herumlaufen“, sagte ich und sah Thunder abwartend an. Da ich nicht wusste, in welche Richtung er gehen möchte, wollte ich einfach mal schauen und abwarten. Thunder zeigte auf etwas hinter mir und als ich mich umdrehte, konnte ich die Tür erkennen, welche leicht angelehnt im Rahmen stand. „Gehen wir da mal hinein“, schlug er vor. „Ok, dann sehen wir uns den Raum als erstes an“, sagte ich, ging zu der Türe und öffnete sie. Da es recht dunkel war, schaltete ich das Licht an und konnte sofort erkennen, um was für einen Raum es sich handelte. „Oh, hier ist das Bad, sieht ganz nett aus“, sagte ich und sah mir die große Badewanne an, die sich am anderen Ende der Wanne befand. Ich bemerkte, dass sich Thunder näherte und nun auch durch die Tür blicken wollte. „Mhm, sieht gut aus. Ist da noch etwas? Ich kann leider nicht so viel sehen.“ „Oh, warte, ich geh mal kurz aus dem Weg“, sagte ich und ging in das Bad hinein. Dann sah ich mich noch ein wenig mehr um. Thunder tat es mir gleich, auch er kam ins Bad und betrachtete den Raum wie auch seinen Inhalt näher. „Hier ist wohl so eine Art Vorhang, den man zuziehen kann, hier so zwischen der Badewanne und dem Rest“, sagte ich, ging auf den Vorhang zu und zog demonstrativ ein bisschen an ihm herum. „Das ist sehr schön, also mir gefällt unser kleines Haus immer mehr“, sagte er und lächelte mich dabei an. Da ich nicht unhöflich erscheinen wollte, lächelte ich zurück. „Ja, bisher sieht es ziemlich gemütlich aus, die haben echt was Gutes ausgesucht für uns … sollen wir uns dann weiter umsehen? Glaub, ich habe vorhin ‚ne Treppe gesehen, bin mir aber nicht so sicher“, sagte ich zu ihm herüber. Er dagegen sah mich nur fragend an. „Eine Treppe? Ich habe noch keine gesehen. Aber wir können uns gern weiter umsehen.“ Ich begann mit dem Kopf hin und her zu wackeln. „Naja, ganz sicher bin ich mir nicht, hab auch nicht genau hingesehen. Aber es fehlt ja noch mindestens ein Zimmer zum Schlafen, das muss ja auch irgendwo sein … naja, gehen wir erst hier durch, dann sehen wir weiter“, sagte ich und öffnete die andere Tür, die ins Bad führte. „Naja, wir werden noch alles sehen, da mache ich mir keine Sorgen.“ Kaum hatte ich das Bad wieder verlassen und war wieder im Wohnzimmer gelandet, folgte mir Thunder durch die Tür heraus. Ich wartete kurz, bis er ebenfalls im Wohnzimmer war, dann ging ich ein paar Schritte weiter und begutachtete, was ich vorhin gesehen hatte. Dann winkte ich Thunder heran. „Oh, ich habe mich doch nicht geirrt, hier unter der Wand ist wirklich eine Treppe! Man sieht sie nur nicht, weil sie zwischen zwei Mauern drin ist. Oder so.“ Ich bemerke, wie sich Thunder Spark näherte und sich nun die Treppe ein wenig genauer ansah. „Das ist sehr interessant, bin gespannt, was oben noch zu sehen ist“, meinte er. Ich nickte ein wenig in seine Richtung. „Vermutlich das Schlafzimmer, das habe ich hier unten bisher noch gar nicht gesehen. Ansonsten keine Ahnung, ob die hier so was wie einen Speicher haben? Könnte doch sein“, sagte ich und ging langsam die Treppe hinauf. Thunder Spark folgte mir direkt auf die höhere Etage hinauf. „Schon interessant, wie die Häuser aufgebaut sind … in welcher Tür sollen wir zuerst nachsehen?“ Ich sah den Flur an und erkannte, dass er auf beiden Seiten je eine Tür hatte, die beide völlig identisch aussahen. Nachdenklich biss ich mir von innen auf die Lippe. Dann streckte ich meinen rechten Huf aus und deutete auf die rechte Tür. „Dann lass uns doch zuerst dort reingehen, oder?“ Dabei sah ich zu ihm hinüber und konnte erkenne, dass er mir sowohl zunickte, als auch mich wieder anlächelte. „Willst du wieder vorgehen?“, fragte er mich. Da ich spürte, wie meine soziale Batterie bezüglich Lächeln langsam ihren Standpunkt gefunden hatte, lächelte ich nur leicht zurück und schüttelte mit dem Kopf. „Nein, dieses Mal darfst du vorgehen, immer nur Ladys first ist nicht so mein Ding“, sagte ich und trat einen Schritt zurück. „Da bedanke ich mich doch recht herzlich“, meinte er zurück. Anschließend trat er näher an die Tür heran, auf welche ich gedeutet hatte und öffnete diese, bevor den Raum dahinter betratet. Ich folgte ihm und konnte ebenfalls einen ersten Blick erhaschen. Was ich zu sehen bekam, überraschte mich doch ein wenig. Zwei Schreibtische, wie auch zwei Stühle waren zu sehen, bis auf diese vier Möbel war der Raum groß und leer. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und konnte doch nicht mehr erkennen. „Ich glaube, hier ist unser Arbeitszimmer“, sagte Thunder Spark, noch immer lächelte er mich an. Ich nickte nur ein weiteres Mal, dann wand ich meinen Blick zu einem der Schreibtische, dem linken der beiden. Er sah genauso aus wie der andere, aus einem schönen dunklen Holz. „Die Schreibtische sehen stabil aus und auch hübsch. Die Stühle sind bestimmt sehr bequem, damit man auch etwas länger dort sitzen will“, sagte ich, weil mir sonst nichts weiter einfiel. So ging ich nur auf den Schreibtisch zu und setzte mich auf den Stuhl davor. „Bequem wie vermutet?“, konnte ich Thunder Sparks Frage hören. „Ja doch, sitzt sich gut darauf“, sagte ich und stand wieder vom Stuhl auf. Da sich in diesem Raum nichts weiter nennenswertes mehr befand, ging ich zur Tür zurück. „Sollen wir uns mal den anderen Raum ansehen?“, fragte ich und blickte ihn dabei fragend an. „Aber gern, bleibt noch die andere Tür, oder?“ Wie auch schon zuvor überließ ich ihm den Vortritt, er ging in den Flur hinaus und öffnete die Türe auf der anderen Flurseite. Ich folgte ihm nur halb und sah, wie er kurz hineinging, einen Blick hineinwarf und mich dann anschließend ansah. „Hast du was dagegen, wenn wir uns ein Bett teilen müssen?“, fragte er mich. Wie was? „Wie was?“, fuhr es überrascht aus mir heraus und nun betrat ich ebenfalls das Zimmer. Ein großes Bett befand sich an einem Ende davon, und mein suchender Blick fand nur noch zwei große Schränke, in welchen wir wohl unsere Sachen verstauen können. „Dann muss es sich wohl um ein Versehen oder ein Irrtum handeln, ich meine, wir kennen uns doch kaum, warum sollten wir dann also ein Bett teilen? Das ist doch seltsam … vielleicht sollten andere Wachen hierherkommen und durch unser Erscheinen hier in dieser Welt wurde etwas verdreht oder geändert?“ Ich sah zu dem Bett hinüber. „Also mir wäre ein eigenes Bett lieber, vielleicht lässt sich das ja noch irgendwie klären? Vielleicht war es ja doch nur ein Missverständnis. Oder was meinst du?“ Fragend sah ich zwischen ihm und dem Bett hin und her. Ich hatte keine Ahnung, was das hier alles bedeuten sollte, spielte aber mit dem Gedanken, auf das Sofa im Wohnzimmer auszuweichen. Er selbst sah auch ein wenig nachdenklich aus, vermutlich hatte er auch keine Ahnung, was der Grund dafür sein könnte. Zumindest schien er genauso wenig darüber Bescheid zu wissen, wie ich selbst. „Um ehrlich zu sein, wir können es zumindest nicht mehr ändern und so fremd sind wir uns schon gar nicht. Es bringt jetzt nichts sich grundlos Sorgen zu machen. Ich habe nichts gegen ein großes Bett und es wäre mal schön jemanden dabei zu haben um nicht einsam zu sein. Wir können sicher einen anderen Weg finden, wenn es dir recht ist, aber ich würde es gern ausprobieren wollen, wenn es okay für dich ist.“ Dann näherte er sich mir und legte mir einen Huf um mich, vermutlich, um mich zu trösten oder zu beruhigen, aber genauer kann ich das nicht sagen. „Alles wird wieder gut.“ Nachdenklich biss ich mir wieder auf meine Unterlippe. So wirklich konnte ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden. „Normal teile ich mir mein Bett nur mit einer anderen Person“, sagte ich und blickte nachdenklich auf den Boden hinab. Viele Worte kamen mir in den Sinn und ich wollte schon loswerden, dass mir das Konzept der Einsamkeit fremd war, aber ich wollte nicht darüber reden. Klar, so richtige Fremde waren wir jetzt nicht, aber ich kannte ihn noch nicht gut genug, als dass ich all meine Gedanken laut loswerden konnte. „Naja, wird schon irgendwie werden, das stimmt. Würde aber trotzdem mal bei der nächsten Gelegenheit nachfragen, vielleicht gibt es eine logische Begründung dafür.“ Ich rang mit mir und auch wenn mein Gefühl nicht so wirklich dafür war, stimmte ich ihm mündlich zu. Wie immer gab ich nach, wusste aber auch sonst nicht, was ich sonst sagen oder tun könnte. Wie immer hatte ich keine Ahnung, wie ich meine Meinung zu 100% wiedergeben könnte, ohne gleich unhöflich oder gemein zu wirken. „Viel ändern können wir jetzt nicht, nein. Eine Nacht können wir es ja mal ausprobieren, auch wenn es mir nicht ganz richtig vorkommt, auch, wenn wir keine Fremden sind … und zur Not kann ich ja auch immer noch auf die Couch gehen, das wäre kein Problem.“ „Das sehe ich genauso“, antworte mir mein Mitbewohner und ich war froh, dass er sich nicht allzu sehr an den Kopf gestoßen fühlte. Unsicher sah ich zu ihm hinüber, er dagegen blickte zu den zwei Schränken hinüber, die sich ebenfalls mit im Raum befanden. „Sollen wir unser Gepäck einräumen?“, fragte er mich und ich bemerkte, dass ich nach wie vor meine Tasche mit mir herumtrug. Wie üblich hatte mich die Housetour so aus dem Konzept gebracht, dass ich die Tasche komplett vergessen hatte. Nach ein paar Sekunden bemerkte ich, dass er zu mir hinübersah und mich anlächelte. Ich nickte nur. „Ja, doch, das sollten wir langsam“, sagte ich und bekam von meinem Rücken das leichte Gefühl, dass es nun höchste Zeit dafür war, die Last loszuwerden, die ich die ganze Zeit mit mir herumtrug. Dann ging ich hinüber, entschied mich spontan für den rechten Schrank, öffnete diesen und legte meine Tasche hinein. Da mir die Schultern zum Entspannen fehlte, wippte ich mehrfach mit dem Kopf hin und her. Anschließend sah ich mir die Innenseite des Schranks an, doch besonders anders sah er jetzt nicht aus, es hätte auch genauso gut ein Schrank aus unserer Welt sein können. Mit einer Stange für Kleiderbügel und sonst viel Stauraum für die eigenen Sachen. Zufrieden schloss ich meinen und konnte sehen, wie Thunder Spark ebenfalls seinen Schrank benutzt hatte. Wieder lächelte er mich an und hielt mir die Packung mit den Zitronenbonbons hin. „Möchtest du vielleicht noch ein Bonbon?“, fragte er mich freundlich. „Ja, doch gerne, das andere war ziemlich lecker“, sagte ich, bevor ich kurz meinen Mund überprüfte, ob ich genug Speichel im Mund dafür hatte. Ein kurzer Check sagte ja zu meinem Vorhaben. „Also ja, kann ich bitte nochmal eins haben?“ Er lächelte mich weiterhin an, griff in die Tüte hinein und gab mir eins der Bonbons, die sich in der Tüte befanden. „Bitteschön, lass es dir schmecken“, erwiderte er. Dann griff er ein weiteres Mal in die Tüte hinein und nahm sich ebenfalls ein Bonbon. Da es lecker nach Zitronen schmeckte, aber nicht so bitter oder gar sauer waren, dass sie meine Zunge verätzen könnten, waren sie sehr angenehm zu lutschen. Ich blickte mich noch ein letztes Mal im Zimmer um, konnte aber nichts neues entdecken. „Sieht so aus, als hätten wir alles im Haus gesehen. Ist aber gemütlich eingerichtet, so für den Anfang … sollen wir uns dann auch überlegen, wer was macht?“, fragte ich und hoffte darauf, mir meine Wunsch-Haushaltsaufgabe schnappen zu können. Ein weiteres Mal blickte ich zu ihm hinüber, und dieses Mal er es, der mir zunickte. „Eine gute Idee, wechseln wir uns ab mit den Aufgaben oder hat jeder seinen eigenen Teil?“ Ich überlegte kurz und sah darin die Chance, die Aufgabe zu bekommen, die mir am besten lag. „Wenn jeder seinen eigenen Teil hätte, das wäre mir ehrlich gesagt lieber. Also ich könnte mich schon mal zum Abspülen melden, eventuell können wir ja dann noch ein Radio organisieren, ich höre mir immer so gerne Musik dabei an. Und, hast du irgendeine Lieblingsaufgabe?“, fragte ich ihn neugierig. Wie hier wohl das Spülwasser so ist? Ob meine Hufe es vertragen? Ich kann ja schlecht nach Huf-Handschuhen fragen … ob es hier sowas überhaupt gibt? Naja, mal abwarten, Hufe bestehen ja aus Horn, da sollte nicht so viel passieren. Hoffe ich zumindest. Ich konnte ihm ansehen, wie er ebenfalls darüber nachdachte, also gab ich ihm alle Zeit, die er dafür brauchen würde. „Ich liebe es zu kochen und für ein Radio wäre ich auch“, sagte er dann nach ein paar Minuten Bedenkzeit. „Bin gespannt, was für Musik wir hier hören werden.“ „Ja, da bin ich ehrlich gesagt auch gespannt darauf, was sich die Ponys so an Musik anhören“, sagte ich und versuchte dabei locker zu klingen, konnte jedoch nicht sagen, ob es mir gelang. „Mit dem Rest können wir ja dann noch schauen, das pendelt sich sicherlich ein.“ Nervös blickte ich zum Fenster. So recht wusste ich nicht, welches Thema ich anschneiden oder was wir oder zumindest ich nun tun sollte. So ging ich ans Fenster und sah hinaus. Versuchte, etwas zu finden. „Schau mal, die Häuser sehen alle so hübsch aus“, sagte ich, weil mir nichts weiter einfiel. Dabei sah ich mir ein Haus in der Nachbarschaft nach dem anderen an. Ich bemerkte, wie er sich neben mich stellte und ein Blick aus den Augenwinkeln verriet mir, dass er nun ebenfalls aus dem Fenster sah. „Das ist wirklich schön … Ist bei dir alles gut?“ Nicht wirklich, ich bin nur nicht so gut in Gesprächen und hab nun keine Ahnung, was ich machen soll. Ob ich nun reden soll, was ich reden soll, das macht mich alles so nervös. Warum muss das alles nur so schwer sein … „Ja, ich bin nur ein wenig aufgeregt, weil das hier alles so neu und fremd ist und so“, sagte ich und da mich die bekannte und doch fremde Umgebung wirklich ein wenig nervös machte, fühlte es sich nicht wie eine Lüge an. Jedenfalls nicht ganz. „Hey, was meinst du, sollen wir uns mal in der Gegend hier umsehen? Einfach mal schauen, wer hier so wohnt und was hier so an Häusern sind. Das hilft uns auch bestimmt, wenn wir mal unterwegs sind und wieder zurückfinden müssen, zu wissen, wie die Gegend so aussieht“, versuchte ich ihn auf andere Gedanken zu machen. Ich wollte nicht, dass er sich möglicherweise wieder Sorgen um mich macht. Das war ein Problem, das ohnehin nicht lösbar war. Noch immer blickte ich unsicher die Häuser an. „Lieber gern würde ich mir die Gegend ansehen. Hast du was dagegen, wenn wir auch zur Bücherei gehen würden?“ Wie üblich legte das Wort „Bücherei“ einen Schalter bei mir um. Ich sah zu ihm hinüber und wollte ihm bereits eine fangirlige Antwort geben, da war er bereits zu seinem Schrank gegangen. Offensichtlich holte er sich dort etwas heraus. „In die Bücherei? Ja, klar, auf jeden Fall, gerne!“, sagte ich und konnte es kaum erwarten, die ganzen Bücher zu sehen. Voller Vorfreude ging ich zur Tür und blickte zu meinem Mitbewohner hinüber. Ich wollte ihn erst fragen, was er dort an seinem Schrank genau machte, aber dachte mir, dass er es mir schon sagen würde, wenn es etwas Wichtiges wäre. „Sollen wir direkt in die Bücherei gehen oder willst du dich erst mal umsehen?“ Seine Antwort kam direkt und schnell. „Ich würde direkt zur Bücherei hingehen wollen, wenn das für dich in Ordnung ist.“ Zwar konnte ich nicht genau erkennen, was er da an seinem Schrank machte, aber ich sah, dass es wohl eine sehr kurze Sache war, denn recht bald schloss er seine Schranktüre. „Klar, dann gehen wir da zuerst hin, das ist für mich in Ordnung. Dann lass uns losgehen, oder?“, sagte ich und ging aus dem Schlafzimmer hinaus in die Richtung der Treppe. „Ja, ich bin bereit. Hast du deinen Hausschlüssel dabei?“, konnte ich ihn hinter mir hören. Mist, der ist noch in der Tasche! Ich drehte mich zum Schlafzimmer um und sah, wie er aus der Tür herauskam und sich vor mich stellte. „Ähm, ich komme gleich wieder“, sagte ich zügig, bevor ich an ihm vorbeilief und den Schrank öffnete. Recht schnell konnte ich den Schlüssel in der Tasche finden, verschloss den Schrank wieder und wusste nun nicht, wohin mit dem Schlüssel. Also hielt ich ihn mit einem Huf fest, als ich das Schlafzimmer zum zweiten Mal verließ. „So, jetzt habe ich ihn dabei. Hab’s total vergessen, danke fürs Erinnern!“, sagte ich und kratzte mir verlegen am Hinterkopf, kaum stand ich wieder neben meinem Mitbewohner. Dass ich dabei den Huf benutzte, mit dem ich den Schlüssel festhielt, fiel mir erst nach ein paar Sekunden auf. „Nichts zu danken, dafür haben wir einander“, sagte er und auch er hatte sich in der Zwischenzeit, in der ich weg war, zum Schlafzimmer umgedreht. Dann wandte er sich der Treppe zu und ging diese hinunter. Da mich sonst nichts weiter oben hielt, folgte ich ihm die Treppe hinab. Unten angekommen, öffnete ich die Haustüre und hielt sie ihm offen. „Bitte, nach dir“, sagte ich und lächelte in seine Richtung. Thunder Spark war in der Zwischenzeit ins Wohnzimmer gegangen, um dort seine Packung Zitronenbonbons abzulegen, wie ich nun erkennen konnte. „Dankeschön, das ist sehr lieb von dir.“ Ein weiteres Mal lächelte er mich an, bevor er das Haus durch die Tür verließ und auf mich draußen wartete. Nun verließ auch ich das Haus, schloss die Tür und sah meinen Mitbewohner an. Da ich meinen Schlüssel nicht die ganze Zeit im Huf tragen wollte, verstaute ich ihn in meiner Mähne. Würde auch auf Dauern beim Gehen lästig werden und spätestens in der Bücherei würde ich beide Hufe frei brauchen. „Gut, dann lass uns losgehen ...“, sagte ich und bemerkte, dass ich keine Ahnung hatte, in welche Richtung wir gehen müssen. So sah ich mich um und entdeckte den wohlbekannten Baum, welcher die Bücherei beherbergte. „In die Richtung, da ist der Baum!“, sagte ich und deutete in die Richtung, in der dieser wuchs. „Dann mal los“, meinte mein Mitbewohner und ich sah das als Startsignal zum losgehen. Er ging neben mir zum Baum hin und nach wenigen Minuten hatten wir ihn auch erreicht. Da er wirklich ein einzigartiges Design hatte, war er weder leicht zu übersehen, noch mit anderen Bäumen zu verwechseln. „Wow, so sieht es also aus, wenn man vor ihm steht“, sagte ich beeindruckt, während ich mir den Baum aus der Nähe mal genauer ansah. „Ich bin mal gespannt, welche Bücher wir dort drin finden werden“, sagte ich und rieb mir aufgeregt die Vorderhufe. Dann sah ich kurz zu ihm hinüber und sah, dass er mir zunickte. „Mhm, ich habe da auch schon die eine oder andere Idee, welches Buch ich mir gern ausleihen würde“, sagte er. „Wie lustig, ich auch“, sagte ich, mit den Daring Do Büchern im Hinterkopf. „Aber ich lasse mich da gerne überraschen.“ Kaum hatte ich das gesagt, ging ich zur Tür und hielt sie von innen für Thunder Spark offen. Dieser betrat nach mir die Bücherei und lächelte mich dabei an. „Danke“, sagte er höflich und ich nickte ihn an, doch das konnte er nicht sehen. Viel zu sehr war er damit beschäftigt, den Innenraum des Baumes zu sehen. „Wow …, wenn man es so nahe sieht, ist das schon beeindruckend“, sagte er mit erstaunter Stimme. Und ich musste ihm recht geben, es sah wirklich ziemlich beeindruckend aus. „Ja, das tut es wirklich“, sagte ich und ging auf die Regale zu. Erinnerung an den einen oder anderen Besuch in einer Half-Price Books Filiale stiegen in mir auf und gleichzeitig fand ich es schade, dass ich diese Bücherkette wohl nie wieder werde besuchen können. Neugierig sah ich mir die ersten Buchrücken in den Regalen an. Keiner der Titel, die ich sehen konnte, sagte mir etwas. Die Titel klangen, als wären es diverse Medizinbücher. Dabei konnte ich hören, wie mein Mitbewohner auf ein anderes Regal zuging und sich dort die Bücher ansah. „Und, gibt es irgendwas Interessantes? Bei mir hier nur Bücher über medizinische Behandlungen und Kräuter und so. Zumindest die Bücher, die ich hier grad so spontan sehe“, sagte ich und blickte zu ihm hinüber. Er schien mich nicht gehört zu haben, denn er winkte mich zu sich herüber. „Amethyst, ich habe hier etwas gefunden, kannst du es dir bitte ansehen?“ Verwirrt sah ich ihn an. Was hatte er gefunden, was ich ihm erklären könnte. „Klar, kann ich machen. Was hast du denn gefunden?“, fragte ich und ging zu ihm hinüber, um mir sein Fundstück anzusehen. Kaum war ich bei ihm angekommen, zeigte er mir zwei Bücher. Was mich überraschte, denn ich hatte nur mit einem gerechnet. „Sieh es dir selbst an“, meinte er und lächelte mich an. Mein Blick wanderte von seinem Lächeln hinunter auf die Bücher, rasch las ich die Titel, die darauf standen. „Es ist ein Kochbuch und ein Buch ‚Die Einhornmagie und leichte Zaubersprüche‘“, las er mir vor und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Glückwunsch, das ist ja cool!“, sagte ich und grinste von einem Ohr zum anderen. „Damit können wir sicherlich ziemlich coole Einhornmagie lernen. Wie Dinge schweben zu lassen und Teleportation und solche Sachen“, begann ich zu schwärmen. „Die müssen wir auf jeden Fall mitnehmen!“ Mein Mitbewohner lachte ein wenig. „Natürlich werden wir das, die Chance möchte ich mir nicht entgehen lassen.“ Ich nickte ihm heftig zu. „Ja, ich ebenfalls nicht. Aber bevor wir gehen, möchte ich noch das eine oder andere Buch mitnehmen. Der erste Band von Daring Do wäre klasse. Und eventuell ein Krimi, falls es das hier überhaupt geben sollte“, sagte ich. Sieh mal hier im Regal nach, ich habe hier zumindest Geschichtsbücher und Märchen gefunden, vielleicht sind da auch deine Bücher mit drin“, schlug er mir vor. Ja, das kann sein. So begann ich, mich an dem Regal neben Thunder Spark umzusehen. Musste jedoch schnell feststellen, dass die anfängliche Ordnung am Ende keine war. „Sieh mal, einzelne Bücher passen zwar zusammen, aber im Gesamtbild ist hier doch alles ziemlich durcheinander. Total schräg, passt aber irgendwie zu den Ponys hier“, sagte ich, während ich noch weitersuchte. „Ja, aber hier wohnt leider niemand oder kümmert sich um den Ort. Zumindest sind wir hier ungestört und sobald sie hier ist, wird die Ordnung herrschen“, meinte er. „Stimmt, sie wird das schon richten.“ Ich wusste sofort, dass er damit Twilight und ihren übertriebenen Ordnungssinn meinte, würde es aber selbst begrüßen, wenn die Bücher ordentlicher einsortiert worden wären. Ob nun nach dem Nachnamen des Autoren oder nach Genre oder Buchtitel, das würde keine Rolle spielen, Hauptsache, man findet das gesuchte Buch schneller ohne ewig danach zu suchen. So wurde ich dann schließlich auch fündig. „Hey, ich habe das Daring Do Buch gefunden. ‚Daring Do und die Suche nach der Saphirstatue‘, das müsste der erste Band sein.“ Zufrieden nahm ich das Buch an mich und lächelte es an. „Wir haben den Schatz, jetzt schnell von hier weg, ehe es einstürzt“, sagte er und grinste mich an, als ich zu ihm hinübersah. Ich dagegen blickte ihn ein wenig verwirrt, aber auch nachdenklich an, ich wusste, es war eine Referenz auf Daring Do und damit auch auf Indianer Jones, aber ein Teil meines Gehirns meinte, dass es trotzdem nicht viel Sinn ergab. Der Baum wird schon nicht zusammenstürzen, das hier ist kein Tempel – Gedanken wie diese und vieles mehr rauschte mir durch den Kopf. Es fühlte sich wie Minuten an, in denen ich stumm und verwirrt meine Begleitung ansah und ich hatte das Gefühl, ich müsste eine Reaktion zeigen. So öffnete ich meinen Mund ein Stück und nickte, wollte ihm symbolisieren, dass ich verstanden habe. „Ja, nicht, wenn ich da ein anderes Gewicht drauf packe“, sagte ich und schob ein anderes Buch an die Stelle, an welcher sich der Daring Do Band bis eben aufgehalten hatte. Au weh, und ich mach in dem Chaos jetzt auch noch mit … Anscheinend war meine Antwort amüsant und passend genug, zumindest schloss ich das anhand der Reaktion meines Mitbewohners. „Das war wirklich haarscharf. Du hast die Falle wunderbar entschärft“, sagte er und fing langsam an zu lachen. „Wollen wir nach Hause gehen?“ „Moment“, sagte ich und begann mich in einem anderen Regal umzusehen, an in einem zweiten. „Ich schau nur noch schnell nach einem Krimi … oha, was haben wir denn da?“ Kaum hatte ich das Buch erblickt, zog ich es sofort mit beiden Hufen aus dem Regal heraus, bevor ich es meinem Mitbewohner zeigte. „Sieh mal, es ist Sherlock Hooves und sogar der erste Roman davon, beziehungsweise die Pony-Version davon: Eine Studie in Kaminrot. Das muss ich unbedingt lesen!“ Mit roten Wangen räusperte ich mich ein wenig, auch, um mich selbst ein wenig zu zügeln. „Aber ja, wir können gerne gehen! Außer, wenn du noch was suchen solltest.“ „Nein, wir können gerne los“, sagte er freundlich. „Ach und übrigens … Rot steht dir.“ Das ließ mich noch roter werden, ich spürte, wie meine Wangen ein Stückweit mehr brannten. „Ach, sag das nicht, das ist mir unangenehm, wirklich … das passiert einfach so, wenn mir etwas peinlich ist“, sagte ich und blickte auf den Boden. Als ich dann mitbekam, wie mein Mitbewohner zur Tür ging, richtete ich meinen Blick wieder auf und folgte ihm zur Tür, die Bücher unter mein rechtes Bein geklemmt. „Ist schon okay, dir muss es nicht wegen mir peinlich sein. Wir stecken zusammen im selben Boot … Weißt du, wie wir nach Hause kommen?“, fragte er mich und zu meinem Erstaunen konnte ich mich sogar noch an den Weg erinnern. Genauer gesagt an ein paar Punkte, die mir auf dem Weg aufgefallen waren. „Ja, ich denke, ich weiß den Weg noch“, sagte ich, bevor wir losgingen, ich voran und Thunder Spark hinter mir. Dafür begann ich mich an den einzelnen Punkten zu orientieren. Dem kleinen Briefkasten, der wie ein Schiff aussah. Dem Blumentopf in so einem grässlichen Pink, dass ich mir sicher war, dass der mir nicht ins Haus kommen würde. Die Hecke, die zu einer Raute geschnitten worden waren. Und kaum waren wir um eine Ecke gebogen, konnten wir das Haus erkennen. „Ja, das hat doch gut funktioniert, würde ich sagen“, sagte ich, nicht ohne eine kleine Spur von Stolz in der Stimme. „Das hast du wirklich gut gemacht“, antwortete mein Mitbewohner freundlich. Kaum hatte er das gesagt, kamen uns auch schon die ersten Einheimischen entgegen. Genauer gesagt zwei einheimische Ponys, die uns neugierig ansahen. Eins davon war ein hellgrüner Hengst mit kurzer, blonder Mähne, das andere war ein dunkelpinkfarbenes weibliches Pony. „Guten Abend“, grüßten sie uns höflich. „Guten Abend“, grüßten wir zurück. Für einen Moment befürchtete, in ein Gespräch verwickelt zu werden, doch zu meinem Glück passierte es nicht. Kaum hatten wir die fremden Ponys zurückgegrüßt, nickten sie uns zu und gingen weiter ihres Weges. Auch wir gingen weiter, bis wir an unserer Haustür ankamen. Thunder Spark ging voran, öffnete diese und ging hinein. „Willkommen zuhause, Amethyst“, sagte er höflich, was mir ein wenig merkwürdig vorkam, immerhin waren wir beide zusammen unterwegs gewesen und nicht nur er alleine, aber ich dachte mir nichts dabei. Ich schob es gedanklich in die „Punkte, die ich an anderen nicht verstehe“-Ecke hinein und sagte nur: „Oh, danke schön, wie nett“, bevor ich ebenfalls das Haus betrat. Kaum hatte ich die Tür verschlossen, konnte ich ein Magenknurren hören. Eins, das ausnahmsweise mal nicht mein eigenes war. „Oh, ich glaube, was zum Essen wäre wirklich nicht schlecht“, sagte ich und bemerkte erst jetzt, wie leer sich mein eigener Bauch anfühlte. Mitleidig rieb ich ihn ein wenig. „Aber was essen wir? Hast du ‚ne Idee?“ Fragend sah ich zu ihm hinüber. „Ich habe doch das Kochbuch gefunden, mal sehen, was ich uns da Leckeres zubereiten kann. Wärst du so lieb und könntest das Buch über die Magie mit deinen Büchern in das Regal legen, während ich mal nachsehe, was ich für uns kochen kann?“ Dabei nahm er das Buch von seinem Rücken und hielt es mir entgegen. „Klar, kann ich machen“, sagte ich und nahm ihm das Buch ab. Wofür er mit einem freundlichen „Danke dir“ antwortete. Während er direkt die Küche ansteuerte, ging ich mit den restlichen Büchern zum Regal im Wohnzimmer und begann, sie nebeneinander hineinzustellen. Sieht schon etwas wohnlicher aus … Dabei fiel mein Blick auf den Krimi, welchen ich mir ausgeliehen hatte. Er flüsterte mir zu und ich konnte und wollte nicht widerstehen. Naja, ein paar Seiten, bis er mit dem Kochen fertig ist, dürften doch gehen. So schnappte ich mir den Krimi und setzte mich auf die Couch, um in die ersten Seiten hinein zu versinken. Irgendwann konnte ich hören, wie Thunder Spark mir aus der Küche etwas zurief. „Amethyst? Gibt es etwas, was du nicht gerne isst?“ Ich kratzte kurz meine Gedanken zusammen, die sich gerade mit einem spannenden Fall beschäftigt hatten, bevor ich ihm meine Antwort zur Küche rief. „Also ich mag nichts Scharfes, meine Zunge mag das nicht so. Ansonsten wüsste ich spontan nichts, was ich nicht mag, also abgesehen von Wasabi und anderen scharfen Sachen.“ Wie viel Zeit seitdem vergangen war, konnte ich nicht sagen. Zu sehr hatte mich das Buch bereits mit seinen ersten Seiten in seinen Bann gezogen und ich konnte nicht aufhören es zu lesen. Zwar kannte ich die Version aus meiner Welt, „Eine Studie in Scharlachrot“, auch wenn ich mich mehr an die erste TV-Folge der britischen Serie als an den Roman selbst erinnern konnte; und dennoch war das Buch mehr als interessant. Selbst hier waren wohl die Holmes Romane kleine Meisterwerke. Schließlich konnte ich einen angenehmen Geruch wahrnehmen, der lecker roch, den ich allerdings nicht zuordnen konnte. „Ich weiß zwar nicht, was es ist, aber es riecht ziemlich gut hier rüber“, meinte ich fröhlich und hungrig zugleich. Es kam jedoch keine Reaktion, was ich bereits gut von meinem Freund kannte. Er konnte mich auch nicht hören, wenn er in der Küche war und dort etwas Leckeres für uns zusammenzauberte. Also ließ ich es sein und konzentrierte mich weiterhin auf den Roman in meinen Hufen. Etwa zehn Minuten später konnte ich meinen Mitbewohner erneut aus der Küche hören. „Amethyst, das Essen ist fertig.“ Mir triefte bereits der Zahn. „Gerne doch, ich komme gleich“, sagte ich und begann, mich nach einem Lesezeichen umzusehen. Ein Eselsohr zu machen, kam für mich überhaupt nicht in Frage. Doch so richtig fündig wurde ich nicht und bei dem Buch selbst war auch kein Lesezeichen vorhanden. Auch wollte ich mich nicht auf mein Gedächtnis verlassen und mir merken, auf welcher Seite ich gerade war. Schließlich fiel mein Blick auf die Packung mit den Bonbons. Naja, wird schon gehen, ist ja nicht für lange, dachte ich mir und legte vorsichtig ein Bonbon zwischen die Buchseiten, bevor ich dieses auf den Tisch legte. Den Buchnerd in mir grauste es, aber eine Alternative hatte ich nicht. Dann ging ich hinüber in die Küche, um zu sehen, was es zum Essen geben würde. „Ich hoffe, es gefällt dir.“ Dabei lächelte er mich an, auch meinte ich, eine Spur Hoffnung darin heraushören zu können.“ Dann fiel mein Blick auf den Tisch, welcher bereits mit Messer und Gabeln bedeckt war; und ebenfalls mit Tellern. Darauf lagen lecker aussehende Apfelpfannkuchen, die mir nun verrieten, woher der gute Geruch aus der Küche kam. Ein kurzer Rundumblick verriet mir, dass mein Mitbewohner bereits alles weggeräumt hatte, nur das Geschirr in der Spüle verriet mir, was ich im Anschluss tun würde. „Das sieht wirklich lecker aus“, sagte ich und setzte mich an den Tisch. Mein Mitbewohner setzte sich ebenfalls hin; und da ich nicht wusste, ob ich nun anfangen oder aus Höflichkeit warten sollte, blickte ich ihn einfach nur geduldig an. So geduldig, wie es mir in der Situation möglich war. „Was hast du in der Zeit gemacht?“, fragte er mich und begann zu essen. Das sah ich als Startsignal und fing ebenfalls mit dem Essen an. Der Pfannkuchen war herrlich weich und dank den Äpfeln hatte ich nicht das Gefühl, dass er mir zu schnell den Mund austrocknen würde, so, wie es normale Pfannkuchen gerne taten. Zumindest die, die meine Oma immer zubereitet hatte. „Meinst du jetzt? Ich habe ein wenig den Krimi gelesen, war ganz interessant, wenn auch harmlos, da es hier nur um eine Entführung geht und nicht um einen Mord“, sagte ich und schob mir ein weiteres Stück in den Mund. „Das klingt sehr interessant. Wie schmecken dir die Pfannkuchen?“, fragte er mich, bevor er sich ebenfalls ein weiteres Stück in den Mund schob. Ich begann zu nicken. „Ja, die schmecken wirklich lecker. Ich mag es nicht, wenn Pfannkuchen so trocken sind, die trocknen meinen Mund dann immer so aus und dann kann ich nicht so viele davon essen. Aber mit den Äpfeln drinnen sind die lecker und nicht so trocken, das ist echt gut. War das ein Rezept aus dem Buch?“ Thunder Spark ließ auch nicht lange auf seine Antwort warten. „Nicht direkt. Es ist zwar ein Rezept aus dem Buch, aber die Äpfel darauf nicht. Zuhause machte meine Oma dies immer für mich. Ich mochte es gern, wenn sie sich die Zeit dafür nahm, aber …“ Er hielt für einen Moment inne und ich glaube zu vermuten, woran es lag, wollte jedoch lieber nicht nachfragen. „Ich dachte, es würde dir gefallen, wenn ich sie so zubereite“, sagte er, lächelte mich an und aß weiter. Meine Gedanken im Kopf hin- und herschiebend, überlegte ich mir, was ich sagen könnte. Doch da ich keine eventuellen alten Wunden aufreißen wollte, behielt ich es lieber für mich und aß stattdessen einfach weiter. „Es war auf jeden Fall eine kreative Idee von dir, das ist echt gut.“ Schließlich war ich an meinem letzten Pfannkuchen angelangt und merkte, sie sich immer weiter das Sättigungsgefühl in meinem Bauch ausbreitete. „Danke, das Schönste für mich am Kochen ist, anderen eine Freude damit zu machen“, sagte er und begann nun ebenfalls seinen letzten Pfannkuchen zu essen. Ich gönnte mir die letzten Bissen, bevor ich mir zufrieden den Bauch rieb. „Ja, das kann ich verstehen. Ich kann zwar nicht kochen, aber ein bisschen backen und da ist es das Gleiche. Es ist einfach toll, wenn man etwas in der Küche schafft und den anderen schmeckt es dann. Das ist dann echt toll.“ Mein Gegenüber fing leicht zu lachen an. „Du kannst gerne im Kochbuch nachsehen, die ersten Seiten waren gefüllt mit Muffins, Kuchen und anderen Desserts. Vielleicht möchtest du das mal versuchen?“ Neugierig blickte ich zum Buch hinüber, dann wieder zu meinem Mitbewohner. „Ja, doch, warum nicht? Zwar nicht jetzt oder morgen, ich entscheide das immer spontan aus dem Bauch heraus, wann ich etwas backen möchte, aber klar, wenn da ein interessantes Rezept dabei ist, warum nicht?“ Wieder lächelte mich mein Mitbewohner an, offenbar freute er sich schon darauf, einen Kuchen von mir zu probieren. Kaum hatte ich das Besteck auf den Teller gelegt, stand ich auf und streckte mich ein wenig. „Ok, dann spüle ich mal eben ab. Werde langsam ein wenig müde, wie geht es dir so?“ Thunder Spark sah kurz nachdenklich aus. „Ich werde schon langsam müde, aber würde mir vorher lieber mal etwas ansehen wollen.“ Nun legte auch er sein Besteck auf seinen Teller und stand auf. „Ist es in Ordnung, wenn ich solange ins Wohnzimmer gehe?“ Wieder nickte ich ein wenig. „Klar ist das in Ordnung, aber nicht wundern, wenn du das Buch drüben siehst, ich habe absolut kein Lesezeichen gefunden“, sagte ich und nahm mir einen der Teller in den Huf, welchen ich neben der Spüle ablegte. Dabei ging Thunder Spark ins Wohnzimmer hinüber, vermutlich wäre ihm das Buch auch sofort aufgefallen, ohne dass ich es erwähnt hätte. Schnell trug ich auch den anderen Teller zur Spüle und begann, diese zu leeren und mit Wasser aufzufüllen. Als ich die richtige Menge an Wasser drin hatte, gab ich ein wenig Spülmittel hinzu und begann, die Schüssel mit den mit Wasser aufgeweichten Teigresten hineinzugeben. Danach kümmerte ich mich um den Pfannenwender, den Messbecher wie auch um das gesamte Geschirr, welches ich ruckzuck abgespült hatte. Am Ende nahm ich mir noch die Pfanne, auch sie wusch ich mit dem Schwamm sauber. Am Ende ließ in dem anderen Becken daneben ein wenig Wasser über die abgespülten Sachen laufen, ließ das Spülwasser abfließen und trocknete die Dinge eins nach dem anderen ab, bevor ich sie in ihre jeweiligen Aufbewahrungsorte aufräumte. Es dauerte ein paar Momente, da ich mich immer wieder neu orientieren musste, wo was hingehört, aber am Ende hatte ich es geschafft. Alles war sauber und an seinem Platz. Ich drückte den Schwamm zusammen, damit er nicht mehr nass, sondern nur noch feucht war und wischte damit über den Tisch, bevor ich ihn mit einem Tuch wieder trocknete, das gleiche passierte mit der Arbeitsfläche. Kaum hatte ich mein Werk getan, brachte ich auch Schwamm und Küchentuch wieder an ihren Platz und verließ zufrieden die Küche. Wäre ich in der Lage gewesen zu pfeifen, hätte ich es getan. Jedoch war ich leider zu unfähig dazu. Thunder Spark schien dies nicht zu bemerken, er stand mit der Hinterseite zu mir gewandt im Wohnzimmer, offensichtlich in einem Buch vertieft. Ich trat näher an ihn heran und sah, wie ein kleines seiner Bonbons über den Tisch schwebte und sich dabei um seine eigene Achse drehte. Ob ich ihn wohl ansprechen kann, oder ob ich lieber warten soll? Ich beschloss, ihn lieber nicht in seiner Konzentration zu stören, daher stellte ich mich einfach neben ihn hin und beobachtete das Bonbon beim Schweben. Dieses hörte schließlich auf, um seine eigene Achse zu rotieren und bewegte sich auf die Wand zu, von uns beiden weg. „Voll cool, wie hast du das so schnell gelernt?“, fragte ich ziemlich erstaunt, da ich es doch nicht mehr zurückhalten konnte. Der übliche Reflex, der mich gerne mal überkam. Dabei starrte ich das Bonbon an, als wäre es ein Shiny Pokémon oder etwas anderes seltenes und besonderes. Es passierte nun, was ich noch wenige Sekunden vorher befürchtet hatte: Ich störte seine Konzentration. Das Bonbon fiel auf den Tisch und als ich zu ihm hinübersah, bemerkte ich, dass er seinen Kopf in meine Richtung gedreht hatte. „Du hast mich aber erschreckt … Bist du schon fertig in der Küche?“ Verlegen kratzte ich mir am Hinterkopf. „Ja, ich habe alles abgespült und auch ein wenig hier und da abgewischt; und auch alles aufgeräumt … und wie ich sehe, hast du hier ein wenig Magie geübt. Du hattest sogar Erfolg damit! Tut mir leid, ich wollte dich eigentlich nicht erschrecken, aber dann konnte ich doch nicht anders, war einfach ein Reflex. Das ist ziemlich beeindruckend!“ „Es ist schon in Ordnung“, meinte er. „Ich war nur ein wenig überrascht und wusste nicht wie viel Zeit vergangen ist. Bin dir dankbar, dass du aufgeräumt hast und wenn du magst kann ich dir gerne mit der Magie helfen. Das Buch ist wirklich gut gemacht und sollte uns definitiv weiterhelfen können.“ Ein weiteres Mal lächelte er mich an und ich erwiderte es kurz. Dabei bemerkte ich, wie mein Kopf immer leerer und meine Augen immer schwerer wurden. „Danke, das ist lieb“, sagte ich und begann zu gähnen. „Aber heute nicht mehr, das Einzige, was ich jetzt noch brauche, ist einfach eine ordentliche Mütze Schlaf. Heute war ein langer Tag für uns.“ Müde rieb ich mir die Augen und versuchte, mich auf unser Gespräch zu konzentrieren, geistig anwesend zu bleiben. Denn ich merkte, wie auch meine Konzentration langsam aber sicher am Einschlafen war. „Da hast du recht, ist auch spät geworden.“ Vorsichtig, noch ziemlich unsicher ließ er das Bonbon zurück in die Tüte schweben; und stellte das Buch der Magie zu den anderen in das Regal zurück. „Bin dann soweit“, sagte er. „Ja, ich ebenfalls“, antwortete ich und gähnte erneut. Dann machte ich mich auf dem Weg zur Treppe und ging diese hinauf, dort wartete ich dann auf meinen Mitbewohner. Er kam auch recht schnell nach und stellte sich vor mich auf. Ich sah, wie sein Horn hellgrün aufleuchtete, was bedeutete, dass er gerade irgendeinen Zauber anwandte. Hinter mir war ein Geräusch zu hören, also drehte ich mich um und sah, wie sich die Schlafzimmertür öffnete. „Oh, das kannst du auch schon? Ich muss das echt morgen lernen“, sagte ich müde und betratet das Schlafzimmer, er folgte mir nach wenigen Sekunden. „Nein, das habe ich gerade erst versuchen wollen, um dir die Tür zu öffnen. Wenn man das Prinzip verstanden hat, ist es einfacher als man denkt. Sobald wir ausgeschlafen sind, zeige ich es dir gerne nach dem Frühstück.“ Er begann laut zu gähnen und ich konnte ihm seine Müdigkeit auch ansehen. „Danke, das wäre nett“, sagte ich leise und rieb mir die Augen. Dann ging ich in die Richtung des Bettes und auch wenn es mir immer noch mehr als merkwürdig vorkam, mit jemand anderen als meinem Freund das Bett zu teilen, so hoffte ich darauf, ab dem nächsten Tag die eine oder andere Alternative nutzen zu können. Auch stellte ich fest, dass mir ein Plüschtier zum Knuddeln fehlte. Noch etwas, was ich so schnell wie möglich kaufen werden müsste. „Was dagegen, wenn ich auf der Fensterseite schlafe? Ich liege gerne auf der linken Seite zum Einschlafen und das kann ich nicht, wenn ich dabei jemanden angucke“, sagte ich und blickte nervös auf das Bett. Doch es schien ihn nicht zu stören. „Ist schon okay, ich passe mich gerne an“, sagte er und ging zu seiner Bettseite hinüber. Ich folgte seinem Beispiel und ging zu meiner Bettseite hinüber, wo ich mich direkt ins Bett legte und in die Decke kuschelte, mit der uns mein Mitbewohner beide zudeckte. Mein Blick fiel direkt aufs Fenster. „Oh, Moment“, sagte ich, stand nochmal auf und verschloss das Fenster mit der dicken, lichtdichten Gardine. Danach kuschelte ich mich erneut ins Bett hinein, dabei wurde ich ein weiteres Mal von meinem Mitbewohner zugedeckt. „Sorry, wegen den Umständen, aber was das Einschlafen angeht, bin ich echt sehr, sehr … speziell“, erklärte ich, da spürte ich schon, wie die Erschöpfung langsam die Oberhand gewann. „Schlaf gut!“, murmelte ich. „Das bin ich auch“, erwiderte er. „Schlaf du auch gut.“ „Danke, das werde ich machen“, sagte ich noch, bevor ich mich vollständig auf das Einschlafen konzentrierte. Und dank der Erschöpfung dauerte es nur wenige Minuten, bis ich ins Land des Schlafes hineinglitt, sanft und sicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)