神道 – Shintō von Sas-_- (Weg der Götter) ================================================================================ Kapitel 7: 痛み – Itami --------------------- Ino hatte sich vorhin kaum erholen können, da musste sie schon wieder rennen, was ihre schwachen Beine hergaben. Die Sicht verschwamm vor ihren Augen, Alice befand sich vor ihr und ließ sich immer wieder nach hinten fallen. Sie konnte hören, dass er sie versuchte anzuspornen, immer weiter und noch schneller zu laufen, und ja nicht nach hinten zu sehen. Die 17-Jährige hatte das Gefühl, jeden Augenblick einfach ohnmächtig umzufallen, aber ihr Begleiter packte sie am Arm und zerrte sie grob hinter sich her. „Komm schon, Ino! Wir haben so viel Scheiße durch, jetzt lass dich nicht gehen, verdammt!“ Er hatte recht, sie konnte jetzt nicht einfach aufgeben, so verlockend es sich auch anfühlte. Einfach Licht aus, Ruhe, kein Stress mehr. Vielleicht wäre sie dann wieder bei den Menschen, die sie liebte und so sehr vermisste. Vielleicht … „Weiter, weiter, weiter! Komm schon! Hast du nicht damit angegeben, wie stark du bist?!“, brüllte Alice Ino so laut ins Ohr, dass sie das Gefühl hatte, ihr Trommelfell würde platzen. Ino bekam kaum noch Luft, ihre Lungen brannten wie Feuer. Jetzt oder nie! Für einen kurzen Moment rannte Ino wie der Wind, dann wurde ihr tatsächlich schwarz vor Augen.   Dunkelheit war das erste, was Ino wahrnahm, als sie langsam zu Bewusstsein kam. Sie konnte gedämpft Geräusche hören, es hörte sich an als … würde jemand mit einer Klinge … Sie öffnete die Augen, die Umgebung sah verschwommen aus und Ino war wahnsinnig schwindelig. Stöhnend griff die 17-Jährige sich an die Schläfe. Sie lag seitlich auf einer Straße, vor sich konnte sie Füße sehen, die schnell hin- und herliefen und … Oh nein, ein Kopf landete nicht weit von ihr und zwei leere, weiße Augen starrten sie tot an. Ino wollte sich so schnell es ging aufrichten, aber Übelkeit zwangen sie wieder in die Knie. Schmerzerfüllt legte sie ihre Hände um ihren Kopf und saß vornübergebeugt da. „Auch schon wach, Prinzessin? Lass dir nur Zeit, es kommen uns nur ein paar Verwandelte besuchen. Sie bringen Blumen und Pralinen und wollen wissen wie's dir so geht!“, schnarrte Alice sarkastisch. Kurz darauf hörte Ino, wie er seine Klinge in den Leib eines Untoten rammte und sie wieder herauszog. Das Geräusch war ekelerregend. Die 17-Jährige konnte ihrem Begleiter nicht antworten, so gerne sie das auch getan hätte, aber ihr Zustand ließ es nicht zu. Sie musste sitzen bleiben, die Augen geschlossen halten und es ertragen, dass Alice ein Blutbad um sie beide anrichtete. Als der Schmerz allmählich abebbte stand Ino mit wackeligen Beinen auf und sah sich mit schmalen Augen um. Sie befanden sich in irgendeiner Straße des Vororts und im üblichen Chaos: Verwüstete Vorgärten, zerstörte Häuser, brennende Autos, dumme Untote. Das einzig Neue, Nennenswerte, war eine Art Finsternis, die im Westen des Himmels saß und zu pulsieren schien. Als hätte jemand mit Tinte den Teil dieses Firmaments angemalt. Sie verschluckte alles unter sich und war nicht weit weg, aber rührte sich auch nicht mehr von der Stelle. Entsetzt starrte Ino das Schauspiel im Himmel an, als ihr ein Kopf vor die Füße rollte und gegen ihren Zeh stieß. Angewidert machte sie einen Schritt zurück und sah Alice missmutig an. „Musste das sein?!“ „Weiß nicht, hab die Flugbahn nicht berechnet“, antwortete er flapsig. Da dies vorerst der letzte Verwandelte war, den er aus dem Weg räumen musste, machte Alice sich gleichmütig an die Reinigung seiner Waffe. „Sag an, wie fühlst du dich?“ Ino sah ihrem Begleiter dabei zu, wie er nach einer Art Papier suchte, um die Klinge ein wenig säubern zu können. „Nicht so toll, aber ich kann laufen. Wir können weiter … Wo ist –?!“ Ihr fiel etwas auf, etwas sehr Wichtiges! Ihr Shintai! Er war nicht bei ihr! Ino sah sich panisch um, drehte sich um die eigene Achse und trat dabei sogar unbewusst den Kopf des Untoten aus dem Weg. Alice reinigte seine Klinge und sah Ino dabei zu, wie sie aufgescheucht auf der Straße herumlief, die Hände über den Kopf zusammenschlug und irgendwas vor sich hin stammelte. „Ich hab deinen Shintai, falls du den suchst …“, meinte er nach einer Weile amüsiert. Ino drehte sich blitzschnell zu ihm und keifte: „Danke! Hättest du das nicht früher sagen können?!“ „Als würde ich einer ohnmächtigen, nutzlosen Person so was Nützliches überlassen. Das hättest du dir denken können, Blondie.“ Er hob seinen Hoodie und zog den Spiegel hervor. „Da, fast wie neu.“ Erleichtert griff Ino danach und drückte den Shintai an ihre Brust. Sie wäre endgültig verzweifelt, wenn sie die Seele des Kami verloren hätte. Nachdem sie sich eine Weile der Erleichterung hingegeben hatte, hob sie den Spiegel und hielt ihn sich ans Ohr. Ob ich den Kami noch mal hören kann? Ob er noch mal was sagt? Sollte ich mit ihm sprechen? „Wüsste ich nicht, dass das ein echter Shintai ist, den du da hältst, würde ich ja sagen, dass du gerade total doof aussiehst“, meinte Alice und lachte leise. Ino schüttelte nur ein wenig den Kopf. Sollte Alice doch seine Gemeinheiten von sich geben, denn immerhin war er bei ihr geblieben, als sie das Bewusstsein verloren hatte. Er war bei ihr geblieben und hatte sie verteidigt, er hatte sein Leben ohne zu zögern für sie riskiert. Alice schien dafür auch keinen Dank zu erwarten, es war eben so. „Der Kami hat mit mir gesprochen, ich hoffe, dass er das wieder tut“, erklärte Ino und ließ den Spiegel seufzend sinken. Nichts, kein Wort. Nur Stille. Alice betrachtete den Shintai nachdenklich. „Tja, wer weiß schon, wie so was funktioniert. Nun, wenn Madame sich wieder fit genug fühlt, dann würde ich sagen auf zur Klippe.“ Ino warf noch einen bangen Blick zur Finsternis, die sich im Westen in den Himmel gekrallt hatte. Außenrum war alles normal geblieben, und es war noch immer Sonnenuntergang. Ob das mit dieser Dunkelheit zu tun? „Was ist das da hinten?“, fragte Ino, während sie sich in Bewegung setzte. Alice lief voran und blickte nicht mehr zurück. Er war der Typ, der die Vergangenheit hinter sich ließ und nur noch mit dem Hier und Jetzt beschäftigte, fand Ino. „Ich kann's dir ehrlich nicht sagen. Shikamaru meinte nur, dass es auftauchen könnte, und wenn das der Fall ist, dann dürfen wir uns davon niemals erwischen lassen. Das klang sehr eindeutig, und wenn ich mir dieses Etwas so ansehe, beherzige ich seine Worte gerne.“ Ino summte leise zustimmend und sah sich schweigend um. War sie schon mal hier gewesen? Vielleicht, die Vororte sahen sich alle so ähnlich. Hübsche kleine Häuser, hübsche kleine Gärten, gepflegte Autos – normalerweise. Hier hatte einst die obere Mittelschicht gewohnt, so wie Ino. Genügend Geld, um sich ein halbwegs sorgenfreies Leben zu garantieren, aber nicht genug, um sich prächtige Villen leisten zu können. Normal gab es nicht mehr, aber warum gab es auch keine anderen Überlebenden? Alice und ich … und Shikamaru – wir können doch nicht die einzigen sein! In einer einzigen Nacht soll all das geschehen sein? In einer einzigen Nacht … Da kann doch was nicht stimmen! „Alice, ich wollte wissen …“ „Ach nö, das klingt, als würdest du mir ne Frage stellen wollen. Keinen Bock! Können wir nicht schweigend zur Klippe gehen?“, maulte er und trat eine Coladose über den Gehweg. Ino seufzte. „Danke, dass du dich um mich gekümmert hast, als ich weggetreten bin.“ „Nicht gern geschehen, war's das?“ „Nein …“ „So'n Mist auch.“ Ino seufzte erneut, dieses Mal sehr tief und ausgiebig. „Ich muss wissen, wann das alles angefangen hat …“ Alice verschränkte beim Laufen die Arme hinter dem Kopf, sein Katana klapperte im Takt seiner Schritte. „Weiß nicht mehr, Zeit wird relativ, wenn man damit beschäftigt ist zu überleben.“ „Na ja, aber was würdest du schätzen?“, bohrte Ino hellhörig nach. „Eine Woche? Zwei? Einen Monat?“ Alice schwieg. Sie spürte, wie ihr elend wurde. Wie kommt es, dass ich wie Dornröschen alles verschlafen habe? Dass mich niemand angegriffen hat?! Dass ich das überlebt habe, einfach aufwache und … Das macht einfach keinen Sinn! Ino fühlte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten, stumm wischte sie diese weg. Sie musste damit klar kommen, dass es so war, etwas Anderes blieb ihr auch gar nicht übrig. Trotzdem kehrten ihre Gedanken zu ihren Liebsten zurück, zu ihrer Familie, zu ihren Freunden, zu ihrem Leben, das vorbei war. Traurigkeit breitete sich in ihr aus wie ein Lauffeuer und die Tränen wurden immer mehr. Heiß liefen sie ihr über die Wangen und es fiel Ino immer schwerer ein Schluchzen zu unterdrücken. Alice warf beim Gehen einen kurzen Blick zu ihr. „Ich weiß ja, Gefühle und so. Aber verheult siehst du zu wenig zum Kämpfen, also beeil dich damit, ja?“ Wieder wischte die 17-Jährige sich übers Gesicht mit einer Hand und merkte, dass sie ein Taschentuch brauchen könnte. „Du bist so ein … herzlicher Mensch, Alice!“, murmelte sie mit gebrochener Stimme. „Jeder hat seine Stärken. Zum Händchenhalten hat Shikamaru mich nicht abgestellt. Er hat behauptet, du wärst stärker als du aussiehst. Zeig das doch mal.“ Er will mich stark sehen? Ich soll so sein wie er? Das kann er haben! „Da war dieser Mann!“, platzte es aus Ino. „Er war in deinem Haus, er hat ständig deinen Namen gerufen! Er hat nach dir gesucht, er kann sich an dich erinnern!“ Was will ich damit erreichen? Alice an sein altes Leben erinnern? Sehen, ob er Gefühle zeigt? Ihn verletzen, weil er so unzerstörbar tut? Ino merkte, das war genau das was sie wollte. Er griff sie dafür an, dass sie Gefühle hatte, nun wollte sie wissen wie es um seine stand. Alice wurde tatsächlich ein wenig langsamer, als Ino das sagte. „Hm … Stimmt … Du warst in meinem Elternhaus, ganz vergessen. Hast du ihn wenigstens von mir gegrüßt?“ „Tu nicht so, als würde dich das kalt lassen!“, brüllte Ino, so laut, dass Alice wieder zusammenzuckte und sich wütend zu ihr umdrehte. „Wenn du schon Untote in einer Tour auf mich hetzen musst mit deinem Geschrei, dann hilf mir gefälligst auch beim Bekämpfen, ist das klar?!“ „Wer war dieser Mann?!“ „Das ist völlig egal!“ „Was ist mit deiner Familie, Alice?! Was ist mit ihr passiert?!“ „Sie ist nicht mehr da, okay?!“ Zum ersten Mal wurde Alice tatsächlich laut und war sogar stehen geblieben, obwohl er sonst nie Zeit verlor, um Ino vorwärts zu treiben. Er ließ die Arme hängen und stand leicht gebeugt da. „Sie ist nicht mehr da, und ich kriege sie nie mehr zurück. So einfach ist das.“ Mit schmalen Augen starrte er Ino an. Sie konnte Schmerz und Bedauern darin erkennen, aber auch ein Feuer, das nichts zu löschen vermochte. Ihr Blick fiel auf Alices Katana, er bemerkte das. „Ich hab meine Familie nicht beseitigt, falls du das denkst!“, sagte er knapp und schnaubte verächtlich unter seiner Maske. Ino war zu wütend, um ihre Worte zurückzuhalten, die sie ihm entgegenwarf: „Ach, nein? Zugetraut hätte ich es dir.“ „Jemand anderes hat das für mich getan, hat meine ganze Familie „befreit“. Dann nahm ich das Schwert und zog los“, erzählte Alice mit eisiger Stimme, seine Schultern und sein Nacken spannten sich an. Offenbar machte es ihn sehr zornig, jemand könnte denken, er hätte seine eigene Familie getötet. „Wer … Wer ist der Mann, den ich im Haus gesehen habe?“, fragte Ino, unerbittlich, aber irgendwie musste sie es einfach wissen. Sie konnte sein Rufen noch immer hören, seine letzten Worte, die er ständig wiederholte. „Wir … müssen hier raus … Alice. Wir … Nimm das Fenster … Alice …“ Ihr Begleiter wandte ihr den Rücken zu und ging schnellen Schrittes weiter, die Wut trieb ihn an wie eine Sprungfeder. „Er war derjenige, der meine Familie gen Himmel geschickt hat, und jetzt komm endlich, wir müssen zu dieser verdammten Klippe. Da vorne ist die Straße blockiert … Ich hab wenig Lust durch Vorgärten zu schleichen, aber das werden wir jetzt wohl müssen.“ Ino schwieg nun und folgte ihm. Jeder ging anders mit seinem Unglück um, er hatte seinen Weg gefunden, um nicht verrückt zu werden. Genau wie sie verfolgte er ein bestimmtes Ziel, denn das war das einzige, was einem in diesem Schrecken noch geblieben war. Gedankenversunken ging Ino weiter, ihre Wut verrauchte langsam. Alice war eben wie er war, daran hatte sie mit ihren Worten auch nichts geändert. Ino fühlte sich jetzt unendlich schlecht, dass sie all diese Dinge gesagt hatte. Sie fühlte sich schlecht dafür, dass sie Alice an seine Familie erinnert hatte, an seinen persönlichen Albtraum. Ino war wütend gewesen, weil er sich so kaltherzig und distanziert gab, aber jetzt war sie keinen Deut besser als er. Die Stille zwischen ihnen gefiel der 17-Jährigen nicht, zugleich käme sie sich blöd vor, sich jetzt zu entschuldigen – außerdem wäre es Alice egal, das bedeutete ihm nichts, das wusste Ino. Ihr Begleiter kletterte geschickt über einen halb eingebrochenen Zaun und wartete darauf, dass Ino es ihm gleichtat. Nicht ganz so elegant schaffte sie es drüber, die Hände um den Spiegel geklammert. Hinter ihr rotteten sich Verwandelte zusammen, die vom Geschrei der beiden angelockt worden waren. Blind, aber beharrlich strichen sie durch die Straße. Schweigend wies Alice Ino den Weg, sie liefen durch teils verwilderte Gärten, umrundeten Pools, in denen braunes, abgestandenes Wasser war und überquerten verlassene Kinderspielplätze. Schon bald hatten sie auf leisen Sohlen genügend Strecke zwischen den unruhigen Verwandelten und sich gebracht. „Ich weiß nicht, was mit mir los ist …“, flüsterte Ino Alice zu, als er einige Äste einer Hecke zur Seite bog, um sie hindurchzulassen. „Ich wollte … Ich wollte nicht alleine sein, mit diesem Gefühl. Ich wollte nur, dass du mich verstehst …“ „Wenn das deine Art ist dich zu entschuldigen, schon gut“, brummte er nur missmutig und folgte ihr. Sie waren nun wieder auf einer Straße, am Straßenende konnten die beiden einen Pfad erkennen, der sich in einem düsteren Waldgebiet verlor. Die dünnen Nadelbäume warfen lange Schatten auf den Kiesweg, wahrscheinlich war es im Wald wegen der untergehenden Sonne schon sehr dunkel. Ino fröstelte wieder. „Da müssen wir rein?“ „Sieht so aus, so hat Shikamaru es beschrieben.“ Ino dachte nach, während sie beide losgingen. „Bist du mir noch böse?“, fragte sie aus heiterem Himmel. Es täte ihr nicht gut zu wissen, wenn Alice einen Groll gegen sie hegte. Die Frage klang kindisch und doof, aber die 17-Jährige wusste nicht, wie sie hätte sonst fragen sollen. „Ich bin immer böse auf dich, das weißt du doch“, knurrte er nur, aber sie konnte raushören, dass er es nicht ganz so meinte. „Ich würde so gerne ein wenig trauern … Ich glaube, ich bräuchte das … Du etwa nicht?“ Alice seufzte, während sie der Straße folgten, immer weiter auf den Wald zu. „Nein, und wozu auch. Ich kann im Selbstmitleid zergehen oder das tun, was Shikamaru für das Richtige hält. Wie du mir sicher zustimmen kannst, ist Letzteres die bessere Option.“ „Verstehe … Shikamaru und du, ihr seid Freunde? Ich kenne Shikamaru schon ewig, schon seit dem Kindergarten. Von dir hab ich noch nie gehört …“, hakte Ino vorsichtig nach. Sie trat auf einen Ast, der trocken knackte und blieb zitternd vor dem unheimlichen Wald stehen. „Tja, du hörst eben nie zu“, murmelte Alice und zog das Katana hervor, als erwarte er Feinde im Unterholz, und vielleicht war das auch so. Ino spürte, wie ihr schlechtes Gewissen dem Ärger wieder Platz machte. „Ha, ha, lustig. Ich wüsste ja wohl, wenn einer meiner besten Freunde einen Kumpel namens Alice hätte!“ „Da hast du was falsch verstanden, Shikamaru und ich sind keine Freunde“, stellte Alice kaltschnäuzig klar und ging leicht geduckt und langsam Schrittes in den Wald. Ein bisschen sah er aus wie eine Katze, die sich an ihre Beute heranpirschte. Nicht Alice war der Gejagte hier, sondern die Untoten. Ino folgte ihm genauso vorsichtig, den Spiegel von sich gehalten, bereit, ihn jederzeit einem Verwandelten entgegenzurecken. „Das verstehe ich nicht … Wenn ihr keine Freunde seid, woher kennt ihr euch dann? Und warum tust du, was er sagt?“ „Wir kennen uns eben, aber mögen uns nicht. Aber er war schon immer ein schlauer Bursche, dieser Shikamaru“, sagte Alice so leise, dass er beinahe flüsterte. „Außerdem muss ich nicht sein Kumpel sein, um ihn recht zu geben, oder?“ Ino schüttelte zustimmend den Kopf, dann ging ihr auf, dass Alice das gar nicht sehen konnte. Er war mit seinen dunklen Augen überall, außer bei ihr. „Dauert es lange, der Weg durch den Wald?“ Alice grunzte genervt. „Tut mir leid, aber ganz so detailliert war die Beschreibung dann doch nicht. Da waren eine Menge Verwandelter, und während Shikamaru mir seinen Plan mitteilte, hab ich mit dem Schwert trainiert, wenn du verstehst.“ Eine merkwürdige Vorstellung, aber Ino glaubte Alice das aufs Wort. Der hätte kein Problem damit, sogar während einem Date das Katana zu schwingen. Bei jedem Ast, der unter ihren Schuhen knackte (hauptsächlich unter Inos) wurde kurz innegehalten und gelauscht. Hier konnten Untote nicht so leicht gesehen werden, keiner von beiden hatte große Lust auf einen Überraschungsangriff. Dämmerig lag der schmale Trampelpfad vor ihnen, Stück für Stück ging es in die Höhe, dicht standen die Bäume und schluckten fast das ganze Licht. Das Sonnenlicht war matt und alles wirkte, als wäre ein Weichzeichner darüber gelegt worden. Aber Ino hatte irgendwie das Gefühl schon mal hier gewesen zu sein. Das war ja auch nicht so ungewöhnlich, immerhin war sie in dieser Stadt geboren und aufgewachsen, trotzdem fühlte es sich hier anders an. Als wäre dieser Ort wichtig, ohne, dass sie sagen könnte warum. Aber ihr Herz schlug schneller und ein Gefühl von … Geborgenheit breitete sich in ihr aus. „Ino … Ich werde immer bei dir sein, Ino! Wenn du doch nur … mit mir reden würdest …“ Ino blieb wie angewurzelt stehen, sie fühlte sich, als wäre Strom durch ihre Adern geflossen. Alice ging noch ein paar Meter, bis ihm auffiel, dass sie stehen geblieben war. Geduckt stand er da und warf einen Blick über die Schulter zu ihr. Mit gerunzelter Stirn fragte er: „Was ist? Hast du was gehört?“ Er sah sich augenblicklich um, das Katana fest in den Händen. Ino schüttelte den Kopf und hob leicht den Shintai. „Er hat mit mir gesprochen!“, sagte sie aufgeregt, nervös drehte sie den Spiegel in den Händen Wie funktioniert er nur? Es will mit mir kommunizieren, wie kann ich antworten?! „Sssch, ich freu mich ja für dich, aber freu du dich gefälligst leiser!“, flüsterte Alice energisch und schlich zurück zu Ino. Sie ließ den Shintai wieder sinken und seufzte leise. „Ich weiß nicht, wie ich mit ihm sprechen kann. Er ist immer nur ganz kurz da …“ Alice dachte eine Weile darüber nach, kam aber offenbar zu keinem Schluss. „Lass uns zur Klippe, vielleicht gibt es dort eine Antwort darauf“, drängte er schließlich und ging wieder voraus. Ino sah noch kurz den Spiegel an, dann folgte sie ihrem Begleiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)