Metropolentänzer von lady_j ================================================================================ Prolog: Presseschau ------------------- Citytipp – Musik und Konzerte „Ich habe kleine grüne Männchen gesehen“ - Auf einen Kaffee mit Ostblocc Wer regelmäßig im Zentrum verkehrt, kennt sie längst, alle anderen feiern sie als Newcommer – das DJ-Kollektiv Ostblocc hat den Gipfel der hiesigen Technoszene erreicht. Ein Interview über EDM, Berlin und, ja, Aliens. Vor nicht ganz zehn Jahren gründeten Mathilda Alster, Salima Melek, Yuriy Ivanov und Ivan Papov das DJ-Kollektiv Ostblocc, damals als reine Zweckgemeinschaft, um irgendwie in der Stadt Fuß zu fassen. Lange Zeit galten sie als Geheimtipp, wurden vor allem durch ihre regelmäßigen Gigs im Szeneclub Zentrum bekannt. Der Durchbruch kam vor knapp drei Jahren. Nach unzähligen Streams, Mixes, Partys und Clubsets haben nun zwei der vier DJs ihre ersten eigenen EPs herausgebracht. Vor einer Woche erschien „Oohmmm, bitches“ von Mathilda Alster, vor bereits einem halben Jahr Yuriy Ivanovs „Allee der Kosmonauten“ (beide bei Yamashita Records). Ich treffe die beiden im Café Abgefahren im Weserkiez. Das ist ein guter Kompromiss, denn Mathilda lebt in Kreuzberg und Yuriy in Marzahn. Die Vibes kommen sofort an: Sie – zierlich, zuckerwatterosa Haare, gepierct. Er – groß, rothaarig, tätowiert. Nach einer Minute sind wir beim Du und führen den Rest des Gesprächs berlinernd (was zwecks besserer Lesbarkeit nicht transkribiert wurde). CT: Ich fange Interviews immer gern mit einer leichten Frage an: Lieblingsclub in Berlin? MA: Definitiv der Bunker! Wer den nicht liebt, feiert nicht richtig. YI: Der Bunker ist eine wichtige Adresse, aber ich bin gerade sehr gern im Octavian, dem neuen Club am Ostkreuz. CT: In beiden Clubs habt ihr schon aufgelegt. Dabei tretet ihr immer unter dem Label „Ostblocc“ auf. Habt ihr euch nie DJ-Personas zugelegt? MA: Nein, das wollten wir irgendwie nie. Am Anfang war es einfach praktischer, denn wir haben sehr oft bis auf die letzte Minute nicht gewusst, wer wann Zeit hat und die Gigs machen kann. Da ist es auch für die Veranstalter einfacher, nur „Ostblocc“ anzukündigen. Wir sind immer noch froh, dass uns damals so viel Vertrauen entgegengebracht wurde, denn die Person, mit der du den Gig vereinbart hast, war selten dieselbe, die dann bei dir im Club aufgetaucht ist. Naja, und irgendwie haben wir das so beibehalten, obwohl wir heute zu neunzig Prozent einzeln angefragt werden. Was wohl auch an unseren unterschiedlichen Stilen liegt, das haben wir am Anfang nicht immer so ausleben können, da haben wir genommen was ging. Wenn aber jemand heute Salima bucht, kann nicht einfach ich plötzlich aufkreuzen. Das geht nicht mehr. CT: Wer hatte die Idee, ein Kollektiv zu gründen? YI: Das war ich. Wir wussten von Anfang an, dass wir zusammen arbeiten und Geld verdienen wollten, nur nicht, in welcher Form. Ein Kollektiv ist da eine gute Möglichkeit, und vor allem sozial. Außerdem wachsen wir gerade, weil wir ein Mentoringprogramm für angehende Künstler*innen aufgebaut haben. Auch dafür bietet sich die Organisation im Kollektiv an. CT: Erzählt mir mehr über euer Mentoring. MA: Damit haben wir gerade erst begonnen. Es gibt viele junge Talente in der Szene, viele kommen aus der LGBTQIA+ Community. Diese Leute wollen wir gezielt fördern; schließlich liegen auch unsere Wurzeln in der Community, wir sind ja auch eng mit dem Zentrum verbunden. YI: Wir gucken schon nach Leuten, die gut zu uns passen, also von unserem Wissen profitieren können. Aber je mehr wir werden, desto vielseitiger werden wir auch. CT: Ihr habt euch von Anfang an als queeres DJ-Kollektiv bezeichnet, richtig? MA: Ja, genau. Das wird sich auch nicht ändern. CT: Wird es jetzt so weitergehen? Oder gibt es bald Ostblocc Records? YI: (lacht) Das wäre doch mal eine Idee! MA: Merken wir uns für später. CT: Ihr habt dieses Jahr eure ersten EPs herausgebracht, beide bei Yamashita Records, dem Label von Kane Yamashita. MA: Richtig. Kane unterstützt uns seit ein paar Jahren, ohne ihn wären wir jetzt noch lange nicht so weit. CT: Mathilda, „Oohmmm, bitches“ ist gerade erst erschienen, die ersten Reviews sind überwiegend positiv. Erzähl uns was dazu. MA: Ich freue mich unglaublich, dass es endlich soweit ist! Wir haben jetzt bestimmt ein Jahr lang an den Tracks gearbeitet, und sie zeigen einfach ganz viele meiner Facetten und das, was mir wichtig ist. Ich bin ja auch weniger im Bereich Techno unterwegs, sondern habe mich auf GOA und Trance spezialisiert – das kommt, finde ich, sehr gut rüber. YI: Allein der Titel sagt ja schon alles. MA: (lacht) Richtig! Ich glaube, wir wollten beide mit unseren ersten EPs zeigen, wo wir herkommen, was uns ausmacht. CT: Yuriy, „Allee der Kosmonauten“ ist nach einer Straße in Marzahn benannt. YI: Ja! Außerdem haben alle Tracks einen Bezug zur Geschichte der russischen Raumfahrt, das passt ganz gut zu mir. CT: Du wurdest in Moskau geboren, richtig? YI: Genau. Und so kommt da einfach Vieles zusammen: Russland, Berlin, Marzahn. MA: Dein Hang zu allem Außerirdischen… CT: Habt ihr schon mal UFOs gesehen? YI: Nein, aber kleine grüne Männchen, auf’m Klo im Bunker, wenn du verstehst. (lacht) MA: Oh ja, die kenne ich. CT: Mathilda, was steht bei dir als nächstes an? MA: Ich hoste nächsten Monat den Pink Saturday im Zentrum, dann geht es auf eine kurze Festivaltour, und im Bunker wird man mich auch ein paarmal erleben können. Im Winter wird es dann etwas entspannter, vielleicht kommt dann in ein paar Monaten eine neue EP. Mal sehen. CT: Yuriy, du arbeitest schon an den nächsten Tracks. Neulich hast du über Social Media den Titel der neuen Platte angekündigt. YI: Ja, sie heißt „Magnitogorsk“ und wird hoffentlich im Dezember erscheinen. Bis dahin gibt’s aber auch noch das ein- oder andere Set im Club. CT: Wir dürfen also gespannt sein. Eine letzte Frage, die ich traditionell immer stelle, weil Berlin die Stadt der Liebe ist - YI: Oh nein. CT: Ihr ahnt es sicher schon. Nur für die Statistik: Seid ihr Single? MA: (lacht) Nein! Ich bin seit drei Jahren glücklich vergeben. YI: Tja. Ich nicht. MA: Liegt vielleicht daran, dass du auf kleine grüne Männchen stehst. YI: Die sind selbst in Berlin schwer zu finden. „Oohmmm, bitches“ und „Allee der Kosmonauten“ sind auf allen gängigen Streamingplattformen verfügbar. ~*~ Start Berlin - Das Unternehmermagazin für die Hauptstadt Berlins junge Gründer, Teil 5 Alleingang Kai Hiwatari hat nichts mit seiner mächtigen Familie gemein, bis auf den Nachnamen. In Berlin hat er eine Consulting-Agentur für sustainable Business-Management gegründet. Zu unserem Interview kommt er mit dem Rad, auch modisch hat er sich dem berliner Verständnis von “Business Casual” - mehr Casual als Business - angepasst. SB: Kai, du bist jetzt dreißig und hast schon einige Ups and Downs in Berlin erlebt. Zuerst als CEO von “City Darling”, einer Dating App für die Hauptstadt. Das Business ist nach zwei Jahren pleite gegangen, und das, obwohl Jürgens-McGregor Mitinvestoren waren. Dann bist du bei deinem alten Chef, Giancarlo Tornatore, eingestiegen und warst bis vor Kurzem noch CFO von “The Fab Shop”. Das wiederum läuft super, wie ich höre, gab es da zuletzt noch mal saftig Kohle von drei großen Investoren. Währenddessen hast du per Fernuni noch einen MBA in Sustainable Business hinterhergeschoben - dabei hast du schon einen MBA von der London Business School in der Tasche. Und jetzt also die eigene Agentur. KH: Das war schön zusammengefasst. SB: Dann vielleicht zuerst zu den unbequemen Fragen: Wie ist es, wenn das erste Unternehmen floppt? KH: Erstaunlich okay! Es war ja mehr ein gemächlicher Sinkflug denn ein Absturz, und so konnten wir die bestmögliche Lösung für alle finden. Ich habe damals sehr eng mit dem Betriebsrat der Firma zusammengearbeitet und muss ganz ehrlich sagen - der Flop von “City Darling” hat niemanden ans Existenzminimum gebracht. SB: Na, und dann ging es ja steil bergauf mit “The Fab Shop” - den du mit deinem Vorgänger bei “City Darling”, Giancarlo Tornatore, aufgezogen hast! KH: Nicht nur mit ihm. Die Ehre gebührt vor allem der Mitgründerin Olivia Emerald; die meisten Ideen kommen von ihr. SB: Warum jetzt der Alleingang? Keine Herausforderungen mehr? KH: (lacht) Das klingt wesentlich beeindruckender als die Wahrheit. Nein, um es kurz zu machen: Es war an der Zeit. SB: Die neue Firma heißt “Phoenix Consulting”. Warum sustainable Business-Management? KH: Warum nicht? Die Zeichen stehen seit langem auf Nachhaltigkeit. Und gerade junge Unternehmen können da von Anfang an Vieles richtig machen. Was nicht heißt, dass sich nicht auch bei gestandenen Firmen Anpassungen lohnen. Man muss nur den ersten Schritt wagen. SB: Sind berliner Unternehmen offener für so ein Angebot als andere? KH: Berlin ist noch weit davon entfernt, das nächste Silicon Valley zu werden. Selbst in Deutschland gibt es andere Start-up-Hochburgen. Aber ja, die meisten Anfragen bekomme ich von hier. Ich habe das Gefühl, dass viele Unternehmen sich weiterentwickeln wollen. Und Nachhaltigkeit spielt ja auch in viele Bereiche mit rein: von der Raumnutzung über Datenhaltung bis hin zu HR. Gerade Start-ups wenden beispielsweise das deutsche Arbeitsrecht nicht richtig an, mit großen Nachteilen für die Belegschaft. SB: Lebst du was du predigst? KH: Ich hoffe doch! (lacht) Es gibt immer noch Verbesserungsmöglichkeiten, deswegen arbeiten wir ständig an uns selbst. Momentan sind wir zu fünft und ich lege den Fokus auf faire Arbeitsbedingungen, denn der Workload ist schon sehr beträchtlich. Doch wir achten z.B. auch darauf, als Firma einen möglichst geringen Carbon Footprint zu hinterlassen. SB: Also keine Flugreisen? KH: Keine Flugreisen! Bisher kommen wir mit der Bahn sehr gut zurecht. Ich muss aber gestehen, dass ich privat durchaus noch fliege. Ungefähr einmal im Jahr besuche ich Freunde und Familie in Japan. SB: Ich glaube, das ist fair. KH: Ja, aber auch ein unglaubliches Privileg. SB: Eine letzte Bitte im Namen aller unserer gestressten Businessmenschen da draußen: Gib einen Tipp, wie man in Berlin am besten abschalten kann. KH: Tanzen in den einschlägigen Technoschuppen. Gibt nichts besseres. SB: Das war eine sehr berlintypische Antwort. KH: War es? Oh je. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)