Eisprinz - Ich bringe dein Herz zum schmelzen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Als der junge Otabek Altin an diesem Morgen seinen Dienst im Krankenhaus antrat, ahnte er noch nicht, was ihn heute erwartete. Seine Ausbilderin kam auf ihn zu und ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. „Ich habe heute eine Spezialaufgabe für dich.“ „Okay?“ „Phil ist krank geworden, er wird wohl für längere Zeit ausfallen. Wir mussten seine Patienten aufteilen. Allerdings wollte keiner den jungen Yuri Plisetsky betreuen. Das übernimmst du.“ „Ach, der Eiskunstläufer? Ich habe schon von der kleinen Diva gehört. Der soll die anderen wohl ganz schön auf Trab halten.“, grinste Otabek. „Das kann man laut sagen. Hier, ich habe seine Krankenakte da. Mach dich ein bisschen mit Phil´s Aufzeichnungen vertraut und in einer Stunde gehst du zu ihm.“ „Alles klar, dass kriege ich hin.“ Eine Stunde später machte sich Otabek auf den Weg zum Zimmer 335, in dem Yuri lag. Er hatte ein Privatzimmer und lag alleine darin. Es war der erste Fall, den Otabek im Rahmen seiner Ausbildung alleine ausführte und er hoffte, dass er alles richtigmachte. Ein kurzes Durchatmen und dann klopfte er an. „Ja?“, ertönte ein genervtes Stimmchen. Mit einem freundlichen Lächeln trat er ein. „Guten Morgen.“ Doch wenn er auf ein „Guten Morgen“ gehofft hatte, wurde seine Hoffnung sofort zerstört, denn Yuri sah ziemlich angepisst aus. „Wer bist du denn? Wo ist dieser andere Stümper?“ „Hi, ich bin Otabek. Phil ist krank geworden und ich vertrete ihn.“ „Ich hab keinen Bock mehr, hier zu versauern. Mach gefälligst, dass ich bald wieder zum Training gehen kann!“, schnauzte Yuri ihn an. Innerlich musste Otabek grinsen, sein Ruf als verwöhnte Zicke war wohl nicht von der Hand zu weisen. Aber was sollte man von einem 15-Jährigen Eislaufgenie schon erwarten, er war jung, voller Energie und Otabek konnte sehr gut verstehen, dass er nicht im Bett liegen wollte. „Wenn du mit mir zusammenarbeitest, kriegen wir das schon hin. Du hast ja junge Knochen. Eiskunstläufer bist du also?“ „Ja! Ich bin verdammt gut, meine Goldmedaille habe ich mir hart erarbeitet. Dieses Herumliegen kann ich gar nicht gebrauchen!“ „Das kann ich gut verstehen, deshalb werden wir alles tun, damit du bald wieder auf Schlittschuhen stehen kannst. Also los.“ Yuri zog die Bettdecke bereitwillig zur Seite und Otabek griff nach dem rechten Bein. „Pass doch auf!“, herrschte Yuri ihn an. „Tut es hier weh?“ „Nee, ich bin zum Stabhochspringen hier!“, knurrte Yuri. Trotzdem nickte Otabek zufrieden. „Das Kniegelenk lässt sich ganz gut bewegen, jedenfalls im Liegen. Komm, steh auf, damit ich sehen kann, wie weit du es belasten kannst.“ Er wollte Yuri beim Aufstehen helfen aber dieser schob die Hand unsanft beiseite. „Das kann ich alleine. Ich bin kein kleines Kind!“ Vorsichtig hangelte sich Yuri aus dem Bett aber kaum hatte er den Fuß auf dem Boden, verzog er das Gesicht. „Schmerzen?“, fragte Otabek. „Ja.“ „Auf einer Skala von 1 bis 10, wie schlimm? 1 ist kaum Schmerzen, 10 ist starke Schmerzen.“ „6“ „Leider müssen wir das Bein etwas belasten, da bleiben die Schmerzen nicht aus. Wir müssen ein paar Schritte laufen. Willst du das ich dich stütze oder nimmst du die Krücken?“ „Du fasst mich ganz sicher nicht an, ich will nicht wie ein alter Mann gestützt werden. Gib mir die Krücken!“ Stolz und unbändiger Lebenswille flammte in Yuris Augen auf und Otabek lächelte. „Ich bringe sie dir.“ Es war nicht einfach, alleine auf den Krücken zu laufen aber Yuri schaffte es und setzte einen Fuß vor den anderen. Doch der junge Physiotherapeut merkte ganz deutlich, dass Yuri die Zähne zusammenbiss, um nur keinen Mucks von sich zu geben. „Du musst dich nicht zurückhalten, es ist keine Schande zu sagen, wenn die Schmerzen zu groß sind.“ „Dieses verdammte Krankenhaus wird keinen einzigen Schmerzenslaut von mir hören und wenn es das Letzte ist was ich tue!“, zischte Yuri zwischen den Zähnen hindurch. Eine Stunde lang kämpfte sich Yuri tapfer durch die Übungen, bis Otabek dann ein Einsehen hatte. „Das reicht für heute. Ich merke, du hast einen Willen, der ziemlich eindrucksvoll für einen Teenager ist. Aber für heute ist Schluss, ruh dich aus.“ „Kommst du morgen wieder?“, fragte Yuri. „Ja, morgen geht’s weiter. Dann werden wir ins Bewegungsbad gehen, das warme Wasser tut gut. Also, bis morgen.“ Kaum hatte Otabek die Tür geschlossen, atmete er tief durch. Für den ersten Tag war er anscheinend ganz gut angekommen bei seinem jungen Patienten. Er freute sich auf den nächsten Tag…nicht ahnend, dass es jetzt erst richtig losging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)