Wenn Ostern sein Frühling findet von SainzDeRouse (Die Hüter des Lichts) ================================================================================ Kapitel 19: ------------ Kapitel 19 – Versöhnung   Drei Tage und Nächte hatte Sophie Hase nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie fühlte sich mehr als Elend und jeder Tag, jede Minute hatte sich wie Kaugummi gezogen und ihr Leid für sie dadurch ewigwährend spüren lassen. Ziellos war sie durch die Höhle gelaufen, hatte die Wiesen und Wälder abgesucht, doch nie hatte sie ihn finden können. Er wollte nicht gefunden werden, das hatte sie gewusst. Und mit jeder erfolglosen Suche wurde ihr das Herz schwerer und glaubte es müsse bald zerspringen. Sie konnte mit keinem Wort ausdrücken wie sehr es ihr leidtat, und immer wieder durchlebte sie den letzten Augenblick mit ihm. Die feuchten Augen, die hängenden Ohren und dann noch....   „Verliere niemals das Vertrauen und deinen.... Glauben an mich“, hatte er gesagt. Sie wusste dass das Erlebnis vor vielen Jahren, als außer Jamie und sie den Glauben an ihn verloren hatten, ihn schwer getroffen hatte. Diesen schmerzreichen Blick, den er ihr bei diesen Worten zugeworfen hatte, musste der gleiche gewesen sein, denn er damals gehabt hatte. Obwohl es nicht die Kinder betraf. Sondern nur sie.   Von den Konflikten in ihrem Inneren und der Verausgabung der Suche, lehnte Sophie sich an ihren Fensterrahmen und sah hinaus. Als sich ihre Augen an etwas hefteten, das nicht ins Bild der letzten Tage passte, machte ihr Herz einen riesigen Sprung. Hase, er war zurück gekehrt. Dort lag er auf der Wiese, nicht unweit vom Fluss. Friedlich lag er da, die Pfoten unter seinem Körper und die Ohren über seinen Rücken gelegt, wie ein normaler Feldhase sah er aus. Wäre da nicht seine enorme Größe und seine außergewöhnliche Fellzeichnung gewesen.   Hastig und mit wild klopfendem Herzen stolperte sie die Treppe hinunter, wobei sie die Kurve auf halben Wege nur schwer überwand und sich dabei die Schulter hart anstieß, doch das war ihr gleich. Hase war wieder da und nur das zählte. Sie wurde immer schneller und das Adrenalin pumpte durch ihre Adern. Sie wollte wieder bei ihm sein, sein süße Fratz sein, ihn um Verzeihung bitten. Doch je näher sie ihm kam, desto mehr nahm die Angst zu ihn zu verlieren. Als würde er sich von ihr wenden, sobald sie das Wort an ihn richtete, obgleich er derjenige war, der zutiefst verletzt war, durch ihre harten Worte.   Einige Meter blieb sie von ihm entfernt stehen und betrachtete ihn. Wie eine Statue lag er da, die Hinterbeine angewinkelt, die Vorderpfoten unter seinem Brustfell. Er war vollkommen still, nicht einmal ein Barthaar zuckte oder sein Puschelschwanz, was sonst immer der Fall gewesen war, wenn sie sich ihm genährt hatte. Dann wusste sie immer das er sie registrierte. Aber nun lag er ruhig da und …. tja, er ignorierte sie. Kälte und Schmerz breitete sich in Sophies Herz aus und sie drehte sich bereits halb von ihm weg um zu gehen, doch war sie nicht im Stande dazu. Sie musste es versuchen. Sich wieder mit ihm Versöhnen, um Entschuldigung bitten.   Ein Schritt tat sie, aber weiter kam sie nicht. Sie musste es tun, mit ihm reden. Egal wie schwer es ihr fiel oder wie sehr ihr seine Kälte zusetzte. Ohne ihn konnte sie den Tag, beim Wachsein nicht bewältigen, nicht leben. Selbst das Schlafen war ihr wieder schwerer gefallen. Er war doch der Einzige, der ihr noch geblieben war. Langsam schritt sie auf ihn zu, bis sie nur noch drei Schritte von ihm entfernt stand.   „Hase?“, fragte sie mit leiser, erstickter Stimme.   Nichts!   Sie nahm allen Mut zusammen und überwand den letzten Meter, die sie von ihm trennten. Sophie straffte ihren Rücken, atmete tief ein und kniete sich zu ihm, jedoch mit Abstand. Sie befürchtete, das er von ihr wegrutschen könnte. Diesen Schmerz wollte sie sich ersparen.   „Es tut mir leid“, hauchte sie und sogleich stiegen ihr die Tränen in die Augen. „Ich weiß ich hätte Pitch niemals zuhören sollen, aber es hatte sich über mehrere Träume so aufgebaut, ich meine... ich konnte ihn ja nicht aus meinen Träumen fernhalten und... nach diesen schrecklichen Träumen bin ich immer so erschöpft und so unendlich traurig, das ich... ich habe keine Kraft mehr, für nichts und.... Es klang alles so plausibel... NEIN, nicht so, es war...“   „Schon gut“, hauchte Hase, öffnete seine Augen und lächelte sie leicht an. „Ich wusste das du es nicht leicht hast und das du zu viel alleine bist hier bei mir....“ „NEIN!“ „Du brauchst etwas das dich ablenkt, einen normalen Alltag.“ „Tu das nicht“, schluchzte sie und umschlang seinen Hals. „Tu mir das nicht an, schick mich bitte nicht weg.“ „Aber....“ „Ich brauch dich“, flüsterte sie und sah ihm tief in die Augen. „Ich habe nicht das Gefühl das ich dir ein normales Leben bieten kann.“   In den schönen grünen Augen von Hase konnte sie sehen wie er mit sich kämpfte, also versuchte sie es weiterhin. „Ich habe nichts mehr in der Menschenwelt, und niemand der für mich da ist, bitte, ich will bei dir bleiben.“ „ ….“ „Für eine Weile... bitte“ „Gut, für eine Weile... bis es dir besser geht“, sagte er und schloss wieder seine Augen.   Glücklich lehnte sich Sophie an ihn und genoss seine Wärme, auf der sie drei Tage, was für sie wie eine Ewigkeit vorkam, verzichten musste. Selbst sein Geruch berauschte sie und es fühlte sich an, als würde der Duft, den sie in ihre Lunge sog, ihr Herz erwärmen.   ********   Hase lag dort auf seinem Lieblingsposten auf der Wiese, auf einem kleinen Hügel, von dem er auf den Fluss hinunter blicken konnte. Er hatte Sophie kommen hören, ihren süßen Geruch in der Nase wahrgenommen, welcher der laue Wind zu ihm getragen hatte. Doch er konnte ihr nicht zeigen das er wusste das sie da war, da er befürchtet hatte, noch mehr solcher verletzenden Anschuldigungen zu hören. Natürlich hatte er gesehen das es ihr sogleich leid getan hatte, als er gegangen war. Doch die Angst wieder diese... Verachtung in ihren Augen zu sehen, diese Wut und Enttäuschung, das konnte er nicht ertragen, auch wenn die Trennung von ihr schmerzhaft gewesen war.   Allerdings hatte er es nur drei Tage ohne Sophie ausgehalten. Ohne ihrer hellen Stimme, ohne ihren süßen Duft, ohne ihrem erwärmenden Lächeln... sein Lächeln. Ernsthaft hatte er darüber sinniert sie nach Hause zu schicken, in die Menschenwelt. Zurück zu ihren Eltern, zurück zu Jamie, ja für einen kurzen Moment sogar zurück zu Brad, wie sie es sich die ganzen Wochen immer ersehnt hatte. Allen weltlichen Schmerz hätte er auf sich genommen, wie sehr es ihm auch das Herz zerrissen hätte, nur um ihr ihren Wunsch zu erfüllen.   Aber sie würde bleiben, freiwillig und aus freien Stücken. Er hatte sich vorgenommen, sie nicht mehr alleine zu lassen und sie überall hin mitzunehmen, damit sie ihn kennenlernen konnte. Ihn, sein wirkliches Ich. Nicht der Hase der jeden Frühling die Eier brachte, sondern E. Aster Bunnymund! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)