Wenn Ostern sein Frühling findet von SainzDeRouse (Die Hüter des Lichts) ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Kapitel 11 – Eine Bitte   Am nächsten Tag war es mit Sophies Stimmungen wieder besonders schlimm. Nachdem er von weitem ihre Schluchzer für eine Stunde als Dauermusik im Hintergrund hatte, lief er in die Höhle um sich der schwierigen Situation zu stellen.   „Hey kleiner Fratz, was ist denn los?“, fragte er und setzte sich aufs Bett. Und was für eine dumme Frage, natürlich wusste er was los war, es war kein Geheimnis, doch wusste er einfach nicht was er sonst sagen sollte.   Hey Keule, das wird schon wieder....?   Na hör doch auf zu weinen, die Zeit heilt alle Wunden...?   Brad ist ein Idiot, sei froh das es soweit kam.... ???   Beim Mann im Mond, das ging auf keinen Fall. Sie würde ihn verabscheuen, und das zu recht. Aber so bald es zu gefühlsselig wurde, fühlte er sich außerordentlich überfordert. Er war mehr der coole Typ, in jeder Hinsicht, nun plötzlich einem weinenden Mädchen zu trösten ließ ihn die Nackenhaare zu Berge steigen.   Sophie weinte weiterhin unaufhaltsam. Sie versuchte zu sprechen, doch war es nur ein unverständliches Wimmern.   „Sophie, komm mal her“, sagte er mit seiner tiefen melodiösen Stimme und zog sie zu sich. Noch immer liegend, klammerte sie sich an ihn, umschlang seine Taille, legte ihren Kopf auf einen seiner kräftigen Oberschenkel, während das andere Bein vom Bett hinunter hing.   „Es tut so weh Hase, es tut so weh“, schluchzte sie.   Immerzu strich sie sich über ihren Unterleib, zog die Beine an ihren Körper, machte sich klein. Beruhigend strich er ihr über das Haar und den Schultern, doch es wollte nicht so recht funktionieren. Unaufhaltsam liefen die Tränen ihre Wangen hinunter und ihr Körper erzitterte. Noch letzte Nacht war sie fröhlich neben ihm gesessen, hatte seinen Geschichten gelauscht und hatte sich immer wieder etwas zu Essen in den Mund geschoben, während sie immer wieder Fragen gestellt hatte. Und heute?   Heute gab sie sich wieder ihrer Trauer hin als gäbe es kein Morgen mehr.   „Sophie, beruhige dich bitte. Es bringt nichts wenn du dich selbst fertig machst“, redete er verzweifelt auf sie ein. Was sollte er noch tun?   „Aber es tut so weh und was ist mit Brad? Ich vermisse ihn.“   So ein Haufen Hasenköttel, nun denkt sie wieder an den.   Mit viel Überwindung, da er nicht wusste ob sie es gutheißen würde, legte er sich zu ihr ins Bett und zog sie in seine Arme. Dankbar ließ sie es geschehen. Ihr Kopf ruhte an seinem Hals, ihre kleinen Hände krallten sich in sein Brustfell und drückte sich an ihn. Sein Kopf ruhte auf ihrem und weiterhin strich er ihr über den Rücken. Das kleine zierliche Mädchen verschwand förmlich in ihm, in seinem Fell. Hase wusste nicht ob es bewusst geschah, doch sie schob ihr Bein zwischen den seinen, was dem Ganzen zu einem äußerst intimen Moment werden ließ.   Es fühlte sich komisch und ungewohnt an, aber auch sehr schön. Ein warmes Gefühl erfüllte seine Brust und verursachte ein sanftes Kribbeln in seiner Magengegend. Hase drückte Sophie noch näher an sich, doch sie beruhigte sich nur langsam, was ihm unerträglich lang vorkam. Als er glaubte nicht länger damit umgehen zu können, kam ihm eine Idee. Er schob Sophie von sich weg, und bat sie kurz zu warten. Hase ging zu den Erdausbuchtungen, die sich im vorderen Teil der Höhle befanden und nahm das große bunte hölzerne Ei, welches viele Löcher besaß und an ein schweizer Käse erinnerte. Er ließ mit eine Handbewegung den Busch wachsen, welcher für ein warmes Feuer sorgen würde. Die Rankenvorhänge teilten sich und wurden von Wurzeln zusammengehalten, so das Sophie einen guten Blick auf den Busch hatte. Nachdem dieser vollständig gewachsen war, setzte sich Hase wieder zu ihr und legte sich so hin das sie sich an seine Brust legen konnte, aber noch gut den Busch beobachten konnte. Dessen Stamm glühte plötzlich rot und das Glühen zog sich bis zu jeder Spitze der Äste und auch den Blättern und plötzlich begann er lichterloh zu brennen.   „Was ist das“, fragte Sophie neugierig als sie das hölzerne Ei in seinen Pfoten sah.   „Eine Flöte, aber achte nicht darauf, betrachte das Feuer“, sagte er nur und begann zu spielen.   *** Wiegenlied: http://www.youtube.com/watch?v=A6r3qZz8fmU   Hase spielte eine einfache schöne Melodie. Es musste ein Wiegenlied sein.   Zunächst konnte Sophie nichts im Feuer sehen, doch dann züngelte einige Mal auf und sie glaubte Wesen im Feuer tanzen zu sehen. Die Flammen formten sich zu Hasen, so wie der Osterhase einer war. Sie spielten und tanzten um Kreis, um den Busch herum. Es war lustig ihnen dabei zuzusehen, wie sie mit ihren kräftigen Beinen herum sprangen, Saltos schlugen und ihre Kampfkunst bewiesen.   Es war wahrlich sehr beruhigend, und sie musste nicht mehr weinen. Es entspannte sie und auch ihren Körper, der immer schlaffer wurde. Sophie wusste nicht wie lange sie den vielen Hasen zusah, doch bald wurden ihre Lider immer schwerer und schon bald war sie auf Hases Bauch eingeschlafen.   ***   Hase bemerkte das Sophie eingeschlafen war und legte die Flöte auf die andere Seite des Bettes. Er sah zu ihr nach unten und war froh das keine Tränen mehr liefen. Sie sah friedlich aus, doch waren die Spuren ihres Leidens auf ihrem Gesicht gezeichnet. Die blasse Farbe, die dunklen Augenringe und die rote Nase, mal abgesehen davon das nasse Spuren ihre Wangen zierten. Er strich ihr ihren wilden Pony aus der Stirn, sie hatte schon besondere Haare. Immerzu waren sie durcheinander und wollten nicht so liegenbleiben wie man sie hingekämmt hatte. Das hatte er beobachtet.   Zum Glück hat der Heilteich sie von dieser schwarzen Farbe befreit. Sie sah aus wie eine von Pitch's Albträumen, vor allem mit dieser dunklen Gesichtsbemalung, die sie bei ihrer ersten Begegnung nach der Trennung getragen hatte. Aber nun war sie wieder blond, wieder hell. Ein kleiner Engel. Diesmal mutiger zog er Sophie zu sich heran und schlief mit ihr in den Armen ein.   *** Es bewegte sich etwas, es stieß ihn und zupfte an seinem Fell.   „Wer seid ihr? Verschwindet aus meinem Bau“, nuschelte Hase im schlaf, noch ganz vertieft in seinem Traum.   Wieder eine Bewegung, etwas lag bei ihm. Als er mühsam seine Augen öffnete und versuchte den Schlaf aus seinen Augen zu reiben, erblickte er die großen grünen Augen die ihn neugierig musterten.   „Du sprichst ja im Schlaf“, sagte sie mit einem leichten Lächeln, doch verschwand es schnell.   „Wieso bist du auf? Du solltest doch schlafen“, nuschelte er und begann lauthals zu gehen und blies Sophie seinen Möhren-Geruch ins Gesicht.   „Du hast mich zu fest an dich gedrückt, irgendwas genuschelt und dann wurde es plötzlich feucht auf meinem Schopf“, sagte sie und deutete auf ihren Scheitel.   Zumindest so etwas ähnliches. Eventuell könnte es einer sein, aber tatsächlich, dort war ein feuchter Fleck und es roch eindeutig nach seinem Speichel.   „Oh es... es tut mir leid Keule“, sagte er und versuchte es mit seinen fingerartigen Pfoten wegzuwischen. Doch natürlich waren seine ledrigen Ballen nicht dafür geeignet Feuchtigkeit abzuwischen. Es brachte nur ihre Strähnen mehr durcheinander.   Es war nun nicht mehr ganz so schön mit ihr hier im Bett zu liegen, nicht das er es nicht genoss, aber nicht zu wissen wie sie darüber dachte verunsicherte ihn. Weswegen er auch von ihr weg ruschte und seine Gliedmaßen bei sich behielt.   „Hase, darf ich dich etwas fragen?“, sagte sie und rutschte wieder auf. Sie sah ihm tief in die Augen und er konnte nichts tun als in dieses herrliche Grün zu starren.   „Ja“, war das einzige was er herausbrachte.   Sie stützte sich auf ihren Ellenbogen und kam seinem Gesicht immer näher, was seine Schnurrhaare zucken ließ. Alles elektrisierte sich und er glaubte das vor Nervosität sich all seine Haare aufstellten, er musste aussehen wie ein Hase der im Trockner gelandet war. Zumindest fühlte es sich so an.   „Lässt du mich gehen wenn ich es will?“, fragte sie und sah ihn bittend an.   So bittend, das er schon glaubte Tränen in ihren Augen schimmern zu sehen. Doch war es nichts erwärmendes. Im Gegenteil, es fühlte sich an als würde eine eisige Hand sein Herz umschließen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)