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Schatten der Vergangenheit

von

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Vertrauen

Verärgert starrte Feilong auf dem ihm gegenüber sitzenden Yoh. Noch immer hatte dieser ihm nicht gesagt wo sie hinflogen oder warum.

"Du brauchst mich nicht so anstarren, ich handel nur auf Anweisung."

"Und auf wessen?" Genervt trank Feilong einen Schluck von seinem Tee und verzog das Gesicht. Angeekelt stellte er die Tasse so weit weg wie möglich auf den Tisch vor sich.

"Da kommst du bestimmt auch von alleine drauf, Fei. Ich kann dir nur sagen das mein Auftraggeber nicht gerade gut auf dich zu sprechen ist. Und lass dir eins gesagt sein, ich schätze es gar nicht mitten in der Nacht angerufen zu werden um mir dann Drohungen anzuhören, besonders wenn ich genau weiß das diese Drohungen dann auch in die Tat umgesetzt werden und nicht nur heiße Luft sind."

Zischend atmete Feilong aus und wurde blass. "Asami."

Yoh seufzte leise. "Ja. Was hast du angestellt, Fei. So wütend habe ich ihn noch nie erlebt."

Resigniert seufzend lehnte Feilong sich zurück. "Ich habe einen Fehler gemacht, Yoh. Einen sehr großen Fehler."

Wütend lehnte Yoh sich jetzt vor und sah dem anderen in die Augen. "Wage es nicht mich damit abzuspeisen. Für einen Fehler hätte Asami mir niemals damit gedroht die Straßen von Honkong in Brand zu setzen oder dir etwas anzutun. Ich will jetzt wissen was du getan hast."

Müde schloss Feilong die Augen, er konnte den anklagenden Blick Yohs nicht mehr ertragen, wollte nicht die Enttäuschung in den Augen des anderen sehen.

"Ich war vor einem halben Jahr geschäftlich in Osaka. Am Abend wurde ich von einem Geschäftspartner in einen Club eingeladen. Dort habe ich Kobari getroffen."

Die Stimme war immer leiser geworden und verstummte schließlich ganz. Ungeduldig trat Yoh dem anderen gegen den Fuß und wartete auf den Rest der Erklärung. "Das kann ja wohl nicht alles sein, immerhin wusste Asami auch das Kobari den Sturz von der Brücke überlebt hatte."

"Nein das war nicht alles. Ich habe Akihito dort gesehen, Kobari hatte ihn bei sich."

Zischend atmete Yoh ein und lehnte sich geschockt zurück. "Du wusstest das Asami trauert und du hast es ihm trotzdem nicht gesagt? Ist dir klar was er mit dir machen wird? Er hat getrauert Feilong..."

Jetzt war es Yoh der den Satz nicht beendete. Noch immer hielt Feilong die Augen geschlossen, die Enttäuschung in der Stimme seines Gegenübers war schon beinahe zu viel. Stockend erzählte er weiter. "Das ist noch nicht alles."

Müde schloss Yoh die Augen für einen Moment. "Gibt es irgendetwas was es noch schlimmer machen könnte? Dir dürfte doch jetzt schon klar sein das Asami dich-"

Hastig fiel Feilong ihm ins Wort. "Ich habe Akihito versprochen nichts zu sagen...und dann forderte Kobari einen Beweis das ich mein Wort halte."

Misstrauisch beäugte Yoh seinen ehemaligen Boss. Ihm war nicht entgangen wie schwer es dem fiel die letzten Sätze hervorzubringen. "Und wie sah dieser Beweis aus?"

Hilflos schüttelte Feilong den Kopf und strich das lange Haar zurück. "Ich hätte mich niemals darauf einlassen sollen. Niemals hätte ich Akihito mein Wort geben dürfen."

"Feilong! Was hast du getan?"

"Kobari wusste vom Onsen und forderte mich auf es zu wiederholen um ..."

Mit einem Aufschrei sprang Yoh auf und schlug ihm ins Gesicht. "Das ist nicht dein Ernst! Asami trauert um Akihito und du siehst zu wie er daran beinahe zerbricht. Nicht nur das du einen Mann hintergehst von dem du behauptest das er wie ein Freund für dich ist, den du angeblich respektierst. Nein du nutzt auch gleich die Gunst der Stunde und lässt dir von dem Kleinen gleich einen blasen. Wenn wir hier nicht gerade in fast zehntausend Meter Höhe wären würde ich dich achtkantig rauswerfen!"

Geschockt griff Feilong nach seinem Kiefer. Deutlich konnte er fühlen wo Yoh ihn getroffen hatte. Unter seinen Fingern spürte er bereits eine leichte Schwellung die wahrscheinlich bald in den schönsten Blautönen erstrahlen würde. Fassungslos sah er zu Yoh auf der noch immer vor ihm stand, doch der andere wendete sich bereits ab und würdigte ihn keines Blickes mehr. Den Rest des Fluges verbrachten sie in eisigem Schweigen. Nicht einmal reagierte Yoh mehr auf seinen ehemaligen Boss und hatte sich demonstrativ so weit weg wie möglich hingesetzt.
 

Liebevoll strich Asami über das blonde Haar. Wie jeden Morgen hatte er Akihito vor den bodentiefen Fenstern vorgefunden. Seine Brust zog sich zusammen als auch heute Morgen keine Reaktion vom Jüngeren kam. Seufzend ging er in die Küche und machte sich daran das Frühstück zuzubereiten. Doktor Yamamoto hatte für heute einen Therapeuten engagiert der nachher nach dem Fotografen sehen würde. Laut dem Arzt war dieser darauf spezialisiert mit Patienten zu arbeiten die nicht sprachen. Sie konnten nur darauf hoffen das es diesem gelang die Aufmerksamkeit Akihitos zu gewinnen.

Mit dem Tamago Kake Gohan und dem gegrillten Lachs setzte Asami sich wieder zu Akihito und begann diesen geduldig zu füttern. Ohne zu Zögern nahm der Fotograf das Essen an und kaute langsam und sorgfältig. Wieder strich Asami zärtlich durch das weiche Haar des Jüngeren. Vorsichtig beugte er sich vor und küsste sanft die Stirn Akihitos.

Erst als Suoh eintraf erhob Asami sich wieder und verließ das Penthouse. Beim Wagen erwartete Kirishima ihn bereits und öffnete die Tür damit sein Boss einsteigen konnte. Nachdenklich starrte Asami auf sein Handy. Es konnte nicht mehr lange dauern bis Yoh mit Feilong in Tokio eintraf. Die Frage war jetzt nur ob dieser Feilong tatsächlich ausliefern würde. Er wusste nicht genau was zwischen den beiden vorgefallen war, doch das Verhalten der beiden sprach Bände. Zumindest einmal mussten sie miteinander geschlafen haben. Würde Yoh sich für ihn oder für Feilong entscheiden?
 

Irritiert sah Feilong auf als Yoh vor einer großen Lagerhalle anhielt. Der Kies knirschte unter seinen Schuhen als er ausstieg und sich umsah.

"Du hast doch wohl nicht ernsthaft geglaubt das Asami dich in seinem Büro empfängt, oder?"

Der Spott Yohs tat weh. Verletzt drehte Feilong sich zu seinem ehemaligen Leibwächter um und sah ihn an. Ohne Mühe gelang es Yoh dem Blick standzuhalten und es war Feilong der zuerst weg sah. Unschlüssig zog er die Schultern hoch und betrat unsicher die dunkle Halle. Überall um sie herum waren große Kisten aufgestapelt. Über den breiten Gängen war ein Schienennetz zu sehen über die wahrscheinlich die Kisten transportiert werden konnten. Wortlos übernahm Yoh die Führung durch das Labyrinth aus Gängen und Feilong folgte ihm hastig.

In der Mitte der Halle war es vollkommen dunkel, selbst das Licht vom Eingang reichte nicht hier her. Gerade wollte Feilong eine Frage stellen als vor ihnen eine Zigarettenspitze aufglomm. Licht wurde eingeschaltet und für einen Moment sah Feilong nichts.

Asami hatte sich schon abgewendet als der Jüngere es endlich schaffte ihm zu folgen. Nur am Rande bekam er mit das Yoh zurückblieb und ihn nicht weiter begleitete. Resigniert senkte er den Kopf, hatte er doch das Gefühl als würde er zu seiner eigenen Hinrichtung gehen. Nicht einmal sah Asami zurück. Erst vor einem Büro blieb er stehen und winkte den anderen hinein.

Äußerlich vollkommen ruhig ließ er seine aufgerauchte Zigarette fallen und zündete sich sofort eine Neue an, als er hinter Feilong eintrat. Das Büro war klein und roch muffig. Trotzdem bewegte der Yakuza sich mit der ihm eigenen Eleganz auf den billigen Bürostuhl zu und setzte sich.

Feilong schluckte und setzte an etwas zu sagen, doch sofort hob Asami seine Hand und unterbrach ihn. Mit einer Stimme die kalt wie Eis war fragte er. "Hast du wirklich geglaubt das ich es niemals erfahren würde? Dachtest du ich könnte Akihito einfach aufgeben wenn er noch lebt?"

Wieder schluckte Feilong, doch noch immer hatte Asami die Hand erhoben. "Hast du auch nur einen Moment an Akihito gedacht?"

Mit einer Stimme die ihm vollkommen fremd war krächzte er schließlich. "Ich habe es Akihito versprochen."

"Was hast du ihm versprochen? Ihn bei Ryotaro zugrunde gehen zu lassen? Sieh was du ihm angetan hast, Feilong."

Mit diesen Worten drehte Asami den Laptop herum der vor ihm stand. Feilong riss die Augen auf als er die Direktübertragung aus dem Penthouse sah.

Noch immer saß Akihito vollkommen reglos vor den Fenstern und starrte auf die Skyline Tokios. Neben ihm saß ein Mann, anscheinend ein Arzt und verteilte Blätter und Farben um den Fotografen. Leise redete er dabei auf den Jüngeren ein, der jedoch nicht reagierte.

"Bring mich zu ihm." Es war nur ein wispern welches Feilongs Lippen verließ.

"Warum sollte ich dich auch nur noch ein weiteres Mal in seine Nähe lassen? Denkst du nicht auch das du schon genug angerichtet hast?"

"Du verstehst das nicht, Ryuichi. Ich muss mich bei ihm entschuldigen, ich muss es wieder gut machen..."

Gereizt runzelte Asami die Stirn. "Du bist der letzte der hier etwas zu fordern hat. Du hast genug Schaden bei Akihito angerichtet, du wirst ihn nie wieder sehen, das kannst du mir glauben."

Verzweifelt sah Feilong wieder auf den Bildschirm und den reglosen Akihito. Vor seinem inneren Auge tauchte wieder der verletzliche Ausdruck in den Augen des Fotografen auf kurz bevor er regelrecht geflohen war. Schon damals hatte die Psyche des Jüngeren so fragil gewirkt, kurz davor zu zerbrechen. Geschlagen senkte Feilong den Kopf und trat einen Schritt von Asami weg. "Es tut mir leid."

Hart lachte der Yakuza auf. "Denkst du das macht irgendetwas wieder gut?"

Noch bevor der Ältere reagieren konnte fuhr Feilong herum und rammte ihn mit voller Wucht seinen Ellbogen gegen die Stirn. Hastig fing er den Körper des Yakuzas auf und lies ihn sanft zu Boden gleiten. Schnell löste er die Krawatte und band mit ihr Asamis Hände hinter seinem Rücken zusammen. Mit den Schnürsenkeln die Feilong aus den Schuhen zog, fesselte er die Beine. Zum Schluss stopfte er eine Socke in den Mund des Bewusstlosen, achtete jedoch darauf das sie nicht zu tief rutschte damit Asami nicht ersticken konnte. Es klimperte leise als Feilong die Schlüssel aus der Jackettasche zog und dann hastig das Büro verlies. So leise wie möglich schlich er durch die dunklen Gänge dorthin zurück wo er Yoh zurückgelassen hatte.

Feilong war nicht überrascht seinen ehemaligen Leibwächter zusammen mit Kirishima rauchen zu sehen. Offensichtlich hatten sie nichts davon mitbekommen was im Büro vorgefallen war. Hastig zog er sich zurück und suchte den Weg nach draußen. Er konnte nur hoffen das bei einem der Wagen vor der Tür der Schlüssel steckte, zwar konnte er fahren, doch kurzschließen würde auch ihm schwer fallen.
 

So leise wie möglich öffnete Feilong die Tür zum Penthouse. Anscheinend hatte Asami sich noch nicht gemeldet und sein Kommen angekündigt, denn Suoh saß vollkommen entspannt in einem Sessel von dem er einen guten Blick zur Eingangstür hatte und gleichzeitig Akihito beobachten konnte. Im Bruchteil einer Sekunde sprang der Leibwächter auf und stürzte sich auf Feilong. Dieser wurde hart gegen die Tür hinter sich gepresst und schnappte erschrocken nach Luft als sich der Türgriff in seinen Rücken bohrte. Hart riss Feilong sein Knie nach oben und im nächsten Moment rollte Suoh sich stöhnend auf dem Boden zusammen. Ein harter Schlag gegen seine Schläfe setzte ihn endgültig außer Gefecht.

Mit weit aufgerissenen Augen hatte der Arzt alles beobachtet und wagte es auch jetzt nicht sich zu rühren, als Feilong den Bewusstlosen durch den kurzen Flur bis zu Akihitos Zimmer zog und ihn dort einsperrte.

Ein letztes Mal atmete Feilong tief durch bevor er sich Akihito näherte. Dieser schien von dem Tumult um sich herum nichts mitbekommen zu haben und starrte noch immer nach draußen. Zart strich Feilong durch das blonde Haar. Langsam drehte Akihito den Kopf und starrte auf den vor ihm Stehenden. Für etliche Sekunden geschah nichts. Dann füllten sich die blauen Augen mit Tränen. Ein lautes Schluchzen kam über Akihitos Lippen während er aufsprang und dem Größeren in die Arme fiel.

Nur am Rande bemerkte Feilong wie der Arzt sich wegschlich und aus dem Penthouse floh. Liebevoll strich er über den zitternden Körper in seinen Armen. Wie ein ertrinkender klammerte Akihito sich an ihn während die Tränen über sein Gesicht rannten. Ungeschickt gelang es ihm die Knöpfe an Feilongs Oberteil zu lösen und er schob den schweren Stoff beiseite. Mit einem letzten Schluchzer presste Akihito sein Gesicht an die warme Haut und atmete den vertrauten Geruch tief ein. Erneut überlief ein Zittern seinen Körper, doch diesmal weinte er nicht. Suchend fuhren seine Hände über die makellose Haut, strichen über feste Muskelpartien und brachten diese zum Zucken.

Feilong bewegte sich währenddessen nicht. Noch immer hielt er den Jüngeren in seinen Armen und lies ihn fortfahren während dieser seinen Körper erkundete. Wie ein Ertrinkender presste Akihito sich an ihn, fühlte und schmeckte ihn. "Du bist einfach gegangen," flüsterte er gegen die breite Brust.

Traurig senkte Feilong den Kopf bis seine Wange auf Akihitos Haar lag. "Das wollte ich nicht, ich wollte dich nicht verletzen Akihito."

"Du bist gegangen und hast mich allein gelassen." Wimmernd drückte Akihito sein Gesicht fester gegen Feilong. "Danach war alles kalt, nichts war mehr wichtig."

"Akihito." Vorsichtig hob Feilong das Kinn des Jüngeren an und zwang ihn so ihm ins Gesicht zu sehen. "Du bist wichtig! Für mich, für Asami. Es gibt nichts was wichtiger ist als du."

"Für dich gibt es jemanden wichtigeren. Deshalb habe ich dafür gesorgt das Tao wieder nach Hause kommt."

Unwillig knurrte Feilong auf. "Gib dich niemals wieder für einen anderen auf, hörst du? Nie wieder!"

Erschrocken zuckte der Jüngere zurück und entzog sich dem festen Griff. Sofort wurde Feilongs Stimme wieder weich und er drückte den zarten Körper entschuldigend an sich. "Es tut mir Leid Akihito, es tut mir alles so leid. Niemals hätte ich dir mein Wort geben dürfen und ich hätte dich auch nicht dort lassen dürfen. Verzeih mir bitte." Langsam sank Feilong zu Boden und zog Akihito mit sich.

"Nachdem du gegangen bist war alles kalt und unwichtig. Ich war es nicht mehr Wert das man sich um mich gekümmert hat, ich war nur noch Ryotaros Hure."

Betroffen strich der Ältere über den schmalen Rücken und spürte das Beben unter seinen Fingern.

"So bin ich auch schon früher genannt worden, doch da war ich Asamis Hure. Selbst wenn sie sagen ich wäre sein Junge meinen sie doch eigentlich Hure. Damals hat es mich nicht gestört, da habe ich mich auch noch wie ein vollständiger Mensch gefühlt. Doch dort in dem Club war ich nichts mehr. Es war einfach nichts mehr von mir übrig als die Hure und von der hast du dich abgewandt. Ich war es nicht mehr Wert von dir beachtet zu werden oder dir auch nur nahe zu kommen."

Die letzten Worte waren kaum noch zu verstehen gewesen, hatte Akihito doch seinen Kopf regelrecht in Feilongs Brust vergraben.

"Akihito, sie mich an!"

Traurig hob der Fotograf seinen Kopf und sah in die dunklen Augen über sich. "Du bist niemandes Hure und wenn es einer nicht Wert ist dann bin ich es. Ich habe es nicht verdient das du in meiner Nähe bist, nicht anders herum. Ich bin derjenige der dich um Vergebung bitten muss."

Die nächsten Worte waren rau und die Gefühle die in ihnen mitschwangen verblüfften Akihito. Der sonst so beherrschte Chinese presste ihn fest an sich. "Verzeih mir, Akihito das ich kein besserer Mann war, das ich einfach zu schwach war um dir in diesem Moment beizustehen. Verzeih mir das ich dich nicht gerettet habe als du es am allermeisten gebraucht hast. Bitte verzeih mir auch das ich nicht die Größe hatte andere um Hilfe zu bitten um meinen Fehler wieder gut zu machen."

Fasziniert hob Akihito eine Hand und fing eine Träne auf die dem Triaden-Boss über die Wange lief. Leicht schüttelte er den Kopf und Feilong verspannte sich sofort.

"Da gibt es nichts zu verzeihen, Feilong. Du bist jetzt hier. Ich glaube jetzt kann ich versuchen weiter zu gehen. Du hast die Kälte vertrieben." Weiche Lippen pressten sich auf die seinen und trösteten ihn. Sie tauschten einen Kuss wie er zärtlicher nicht sein konnte. Bittersüß und schmerzvoll tanzten die Zungen umeinander herum und spendeten Trost. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit zog Akihito sich zurück und lehnte sich an die breite Brust. Nachdenklich starrte Feilong nach draußen, während er sanft Akihitos Rücken streichelte. Schon bald wurde der Atem des Jüngeren ruhiger und endlich schlief Akihito ein. Diesmal wurde sein Schlaf nicht durch

erschöpfendes Weinen unterbrochen.
 

Ohne es zu bemerken zerbröselte Asami die Zigarette zwischen seinen Fingern. Die Wut schien allmählich sein ständiger Begleiter zu werden. Er hatte sich von Feilong überrumpeln lassen, wie ein gottverdammter Anfänger. Nicht nur das dieser ihn ausgeknockt hatte, er hatte ihn dann auch noch mit seiner eigenen Krawatte unschädlich gemacht. Die Socke in seinem Mund war da nur noch die Spitze des Eisberges gewesen. Geistesabwesend starrte er auf die Überreste der Zigarette die er gerade hatte anzünden wollen und nahm dann eine neue aus der Packung. "Wie lange noch Yoh?"

Unbehaglich räusperte der Angesprochene sich. "Aufgrund des Verkehrs denke ich das wir noch mindestens zwanzig Minuten unterwegs sind."

Mühsam atmete Asami tief durch. Sein einziger Trost war das auch Feilong sich durch den Verkehr hatte quälen müssen. Ein letzter Blick auf den Laptop hatte nur gezeigt das Akihito noch immer von dem Therapeuten behandelt wurde. Jetzt verfluchte Asami es das der Laptop auf W-Lan angewiesen war, und ihm so nichts brachte wenn er wie jetzt unterwegs war.

Der Chinese konnte sich auf was gefasst machen wenn er ihn in die Finger bekam. Die Minuten kamen ihm endlos vor, während Yoh sich verbissen durch den Verkehr kämpfte. Endlich hielten sie vor dem Haus in dem sich Asamis Penthouse befand. Noch bevor einer der anderen ausgestiegen war, riss Asami bereits die Tür auf und sprang aus dem Wagen. Ohne auf seine Begleiter zu achten hetzte er zum Aufzug und drückte kaum das er drin war ungeduldig den Knopf seiner Etage. Im letzten Augenblick schafften es auch Kirishima und Yoh noch in den Aufzug bevor die Türen sich schlossen. Unsicher hielten sie dabei lieber einen Sicherheitsabstand zu dem wütenden Yakuza, der ungeduldig mit den Fingerspitzen gegen die Tür klopfte bis sich diese endlich wieder öffnete.

Asami hielt sich nicht lange mit der Tür zu seiner Wohnung auf. Da er keinen Schlüssel mehr hatte zog er sofort seine Waffe und zerschoss das Schloss. Ungebremst warf er sich mit der Schulter gegen die Tür, die sofort nachgab und mit einem lauten Knall gegen die Wand flog. Sofort hob Asami die Waffe erneut und zielte auf den breiten Rücken Feilongs, der noch immer mit Akihito auf dem Schoß auf dem Boden saß.

Trotz des unüberhörbaren Lärms hatte er sich keinen Zentimeter bewegt und sah auch nicht hinter sich als er hörte wie Asami sich ihm näherte. Noch immer strich er sanft über den zarten Rücken Akihitos.

"Wenn du mich wirklich erschießen willst, dann warte bis ich deine Wohnung verlasse."

Wütend knurrte Asami, er war am Ende seiner Beherrschung angelangt und die Waffe zitterte in seiner Hand als er Akihito erblickte der sich vertrauensvoll an den Chinesen schmiegte. Die Wut tobte als flüssige Lava durch seine Adern und machte es ihm für einen Moment unmöglich sich zu bewegen. Sein Finger zuckte am Abzug, doch dann warf er die Automatik mit einem frustrierten Aufschrei in die nächste Ecke. Mit einem Satz war er bei dem überraschten Feilong und verpasste ihm einen heftigen Schlag auf den bereits bläulichen Kiefer. Im letzten Moment gelang es Yoh dazwischen zu springen und den erschrockenen Akihito zur Seite zu ziehen. Asami hatte sich mit seinem vollen Gewicht auf den Jüngeren geworfen und nagelte Feilong regelrecht auf dem Boden fest. Der Chinese wehrte sich nicht, nahm einen Schlag nach dem anderen hin. Asami keuchte bei jedem Schlag. Er sah nichts mehr außer den Jüngeren unter sich. Er fühlte nichts mehr außer das wohltuende Gefühl endlich seine Wut und Hilflosigkeit endlich heraus lassen zu können. Im letzten Moment sah er einen blonden Haarschopf vor seinen Fäusten auftauchen.

Er konnte die Wucht nicht mehr aufhalten. Die blauen Augen wurden groß als die Fäuste auf sie zuflogen. Im letzten Moment bäumte Feilong sich auf und bekam dafür die Schläge in die Seite. Schluchzend warf der Fotograf sich auf den Chinesen und schirmte ihn so mit seinem Körper ab.

"Akihito!" Mit zitternden Händen versuchte Feilong den Fotografen von sich zu schieben, doch er klammerte sich nur noch fester an den anderen. Wut blitzte in seinen blauen Augen auf als er sich zu Asami umwandte.

"Hör endlich auf!", schrie er den Älteren an.

Für einen kurzen Moment war Asami von dieser Reaktion überrascht und senkte seine Fäuste. Einen Atemzug später kochte jedoch die Wut wieder hoch. "Akihito, hör endlich auf dich immer vor andere zu werfen! Ich hätte dich verletzen können!", fauchte er den Jüngeren an.

Erst in diesem Moment registrierte sein Gehirn endlich die Reaktionen Akihitos, der sich erhoben hatte und mindestens genauso wütend wie er selbst auf ihn zuging. Nichts war mehr übrig von der regungslosen, vollkommen abwesenden Gestalt die, die letzten Tage nur am Fenster gesessen hatte. Zornbebend näherte Akihito sich ihm und für einen Moment gab es für Asami keinen schöneren Anblick. Sein Akihito war wieder hier, er hatte tatsächlich das Martyrium das Ryotaro ihm aufgezwungen hatte überlebt.

Die Freude währte nur kurz. Mit aller Kraft die er aufbringen konnte holte Akihito aus und schlug Asami ins Gesicht. Der Yakuza war so verblüfft das er sich nicht rührte. Das laute Klatschen verhallte und hinterließ eine Ohrenbetäubende Stille.

Dumpfer Lärm unterbrach die Stille die sich über den Raum gesenkt hatte. Kirishima nutzte den Vorwand und verließ hastig den Raum um nachzusehen. Yoh sah nur kurz in Akihitos wutverzerrtes Gesicht und folgte dann Kirishima.

"Wag es nie wieder einen Freund von mir anzugreifen!" Akihitos Augen schienen zu lodern als er in die ebenmäßigen Züge Asamis blickte.

"Akihito, nicht-"

Nur kurz wandte Akihito den Kopf und blickte auf Feilong herab. Sein Blick wurde weich während er antwortete: "Was, nicht? Du bist und bleibst ein Freund. Auch Freunde dürfen Fehler machen. Niemand hat das Recht sie deshalb zu richten, erst recht nicht wenn sie sich schon längst dafür entschuldigt haben." Mit diesen Worten drehte Akihito sich wieder zu Asami um. Der Fotograf mochte normalerweise ein gutes Stück kleiner sein als der Yakuza. Doch in seiner Wut, die aus jeder seiner Poren zu strömen schien, wirkte er um ein vielfaches Gefährlicher als der Mann vor ihm.

Mit dem Finger stieß er hart in die muskulöse Brust Asamis. "Wenn du mich auch nur noch einmal triffst wenn ich versuche einen meiner Freunde zu be-"

Mitten im Satz kippte Akihito auf die Seite und seine Augen verdrehten sich bis nur noch das weiße zu sehen war. Ein undeutliches Röcheln war zu hören, dann lag er auch schon in Asamis Armen.

Feilong wusste nicht wo der Arzt auf einmal herkam, doch der Yakuza wirkte nicht überrascht als er plötzlich auftauchte. Vorwurfsvoll blickte dieser auf den bewusstlosen Akihito. "Das hätten sie jetzt ja auch anders regeln können, Asami-sama. Bitte bringen sie Akihito ins Schlafzimmer damit ich ihn genauer untersuchen kann. Wir können jetzt nur hoffen das er sich nicht weitere Schäden von ihrem Affenzirkus hier zugezogen hat."

Betroffen senkte Feilong den Blick und starrte auf den Boden.

Ohne sich noch einmal umzusehen trug der Yakuza den Bewusstlosen aus dem Raum.

Genau diesen Moment nutzten Yoh und Kirishima um Feilong auf die Beine zu stellen und ihn so schnell wie möglich aus dem Penthouse zu schaffen. Beiden war klar das der Chinese am besten so weit weg wie möglich gebracht wurde. Noch bevor Kirishima den Aufzug wieder betreten hatte, drückte Yoh auf das Gaspedal und jagte mit einem sehr schweigsamen Feilong zum Flughafen.

Niemand wusste was Asami jetzt unternehmen würde. Wenn sie Glück hatten würde er lange genug abgelenkt sein, damit sie das Land verlassen konnten.

Doch vertrauen wollte er darauf nicht.



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