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Schatten der Vergangenheit

von

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Überraschung

Das Bild, welches ihm sich bot verschlug Asami die Sprache. Er war direkt nach dem Anruf bei Kakashi aufgebrochen und stand jetzt knappe zwei Stunden später vor Akihito. Seinem Akihito von dem er geglaubt hatte das dieser Tod war, um den er getrauert hatte. Bei genauerem hinsehen fragte Asami sich jedoch wie viel von seinem kleinen Fotografen noch übrig war.

Akihito saß vollkommen nackt auf dem Bett um seine Schultern hatte jemand eine Decke gelegt, doch mit jeder Armbewegung rutschte sie ein Stück weiter runter. Davon schien der Jüngere nichts mit zu bekommen. Vollkommen abwesend streichelte er noch immer den Kopf Ryotaros der in seinem Schoß lag. Der Leblose Körper lag leicht zusammengekrümmt neben Akihito. Blut hatte sich in dem gesamten Bett verteilt und auch der Fotograf war davon bedeckt. Direkt vor dem Bett lag eine zweite Leiche. Ohne sie eines Blickes zu würdigen ging Asami direkt vor Akihito auf die Knie und versuchte seinen Blick aufzufangen, doch der Jüngere reagierte nicht. Ein leichtes Räuspern machte den Yakuza auf den Mann aufmerksam der ihn angerufen und auch hier her gebracht hatte aufmerksam. Langsam um den apathischen Fotografen nicht weiter zu verschrecken erhob er sich wieder und dreht sich herum. Der Mann stand in einem respektvollen Abstand vor ihm und verneigte sich leicht.

"Mein Name ist Doktor Yamamoto. Ich bin... besser gesagt ich war der persönliche Arzt ihres Bruders. In den letzten Monaten bat mich Kobari-sama aber auch häufiger Akihito zu behandeln. Dazu muss ich leider sagen das ich kein Psychologe bin und ihn nur physisch behandeln konnte."

Bei der respektvollen Anrede seines Bruders knurrte Asami leise auf, doch der Arzt ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Verständlich, immerhin hatte er mit Ryotaro zusammen gearbeitet, welcher um ein vielfaches unbeherrschter gewesen war als sein kleiner Bruder.

"Wissen sie was hier vorgefallen ist?"

Der Arzt zuckte mit den Achseln. "Es dürfte einfach sein das heraus zu finden, Kobari-sama hat diesen Raum hier genauestens überwacht und die Kameras müssten alles aufgezeichnet haben. Sie haben Glück das es nicht in seinem eigenen Schlafzimmer passiert ist, dort gibt es nämlich keinerlei Überwachung. Doch seit Akihitos Zustand sich immer weiter verschlechtert hat, wollte er das dieser immer unter Beobachtung stand. Zur Zeit gehe ich einfach mal davon aus das es zu einem Streit gekommen ist und es zu einem Schusswechsel gekommen ist. Akihito hat eine Wunde am Bein die ich bereits behandelt habe so gut es ging. Ihr Bruder hat eine Schusswunde auf Höhe der Leber, ich vermute das er verblutet ist. Bei dem hier-," Doktor Yamamoto trat gegen den Toten auf dem Boden, "habe ich noch nicht nachgesehen."

Stirnrunzelnd verfolgte Asami die Reaktion seines Gegenübers. Doch es gab jetzt wichtigeres.

"Könnten sie meinem Sekretär bitte zeigen wo er die Aufzeichnungen findet? Ich werde so lange bei Akihito bleiben, damit wir ihn reisefertig machen können."

Bestätigend nickte der Arzt und führte Kirishima aus dem Raum.

Endlich waren sie allein. Vorsichtig näherte Asami sich dem Fotografen. Sanft griff er nach der Decke die wieder runter gerutscht war und zog sie über die schmalen Schultern. Akihito war schmal geworden. Dunkle Ränder um seine sonst so ausdrucksstarken Augen zeigten wie erschöpft der Jüngere war. Die sonst so makellose Haut hatte einen ungesunden hellen Farbton und war übersät mit blauen Flecken, Bissspuren, Kratzern und Prellungen. Besonders das zarte Genick war blau unterlaufen, aber auch im Gesicht waren Spuren von Schlägen zu sehen.

Noch immer hatte Akihito die Anwesenheit Asamis nicht registriert und strich sanft durch das dunkle Haar unter seinen Fingern. Er sah erst auf als Asami nach seiner Hand griff und die Bewegung unterbrach. Ein leises Wimmern kam über seine Lippen, während er versuchte seine Hand aus dem festen Griff zu lösen. Bestimmt hielt Asami ihn fest und führte die kühle Hand an seine eigene warme Wange.

Ganz leicht weiteten sich die Pupillen des Jüngeren als er in die warmen, goldenen Augen seines Gegenübers sah. Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen, dann begann er die Hand zu bewegen. Beinahe ängstlich fuhr er mit den Fingerspitzen über Asamis Wangenknochen, erkundete die Augenpartie und strich zum Schluss über die Stirn. Nicht eine Sekunde unterbrach er dabei den Blickkontakt. Langsam fuhren die Finger durch das dicke Haar, welches etliche Nuancen heller war als das Ryotaros. Im breiten Genick Asamis verharrte er schließlich.

"Akihito."

Beim Klange seines Namens erzitterte der Jüngere.

"Akihito, wir gehen jetzt nach Hause."

Noch immer wirkte Akihito leicht abwesend, doch schien er jetzt mitzubekommen was im Raum um ihn herum geschah. Erschrocken keuchte er auf, als er erst jetzt den leblosen Körper neben sich bemerkte. Doch als Asami Ryotaros Kopf hoch heben wollte, verkrallten sich Akihitos Finger in dem dunklen Haar und machten jede Bewegung unmöglich.

"Das habe ich auch schon versucht." Der Arzt war wieder in der Tür aufgetaucht und hatte die Szene beobachtet. "Akihito lässt es nicht zu."

Bestimmt griff Asami nach dem Kinn des Fotografen und zwang ihn ihm in die Augen zu sehen. "Lass ihn los!", befahl er. Seine Stimme war dabei nicht lauter geworden, doch der Befehlston darin war nicht zu überhören.

Nur langsam schaffte Akihito es seine Finger aus den dunklen Haaren zu lösen, doch endlich lagen seine Hände auf seinem Schoß ohne Ryotaro zu berühren.

Wieder griff Asami nach seinem Bruder und diesmal ließ Akihito es zu das er ihn auf das Bett zurückschob. Vorsichtig wickelte Asami den zarten Körper fester in die Decke ein und hob ihn hoch. Wieder staunte er wie schmal der Fotograf geworden war und sah fragend zu dem Arzt. Dieser war zu ihnen getreten und kontrollierte gerade noch einmal seinen Verband um Akihitos Oberschenkel. Anscheinend damit zufrieden blickte er zu Asami auf. Ohne das dieser etwas sagte, verstand er die unausgesprochene Frage und blickte ebenfalls in Akihitos schmales Gesicht.

"Am Anfang war er nicht so, erst seit ein paar Monaten hat Akihito begonnen immer weniger zu essen. Zum Schluss hat Kobari-sama jede Mahlzeit überwacht und darauf geachtet das er genug zu sich nimmt, zumindest dann wenn er hier war. Das war jedoch nicht immer der Fall."

"Sie wissen sehr viel, Yamamoto-san. Wie nah standen sie meinem Bruder?"

Traurig lächelte der Arzt und sah auf den leblosen Körper auf dem Bett.

"Man konnte ihrem Bruder nicht nahe stehen, Asami-sama. Doch ich kannte ihn schon sehr lange. Eigentlich von Anfang an, seit er hier in Osaka war. Damals war er noch sehr jung und ich habe seine ersten Schusswunden behandelt. Mit der Zeit wurde er dann immer mächtiger und auch immer unberechenbarer. Trotzdem kam er auch weiterhin zu mir, wenn er behandelt werden musste. Ryotaro hat nicht vielen Menschen vertraut. Genau genommen eigentlich nur zweien. Den einen sehen sie dort auf dem Boden liegen. Das war sein Sekretär und Vertrauter, Tanaka Akira. Er hat nie mit mir über etwas vertrauliches gesprochen, doch das er mir die Behandlung Akihitos anvertraute zeigte mir wie sehr er mir vertraute."

Ungläubig schnaubte Asami. "Er hat Akihito hier gefangen gehalten um ihn als Druckmittel zu benutzen und sie glauben das er ihm etwas bedeutet hat?"

Ungerührt blickte Yamamoto auf. "Ja, das glaube ich. Akihito war immerhin schon ein ganzes Jahr hier. Haben sie in der ganzen Zeit auch nur eine Kleinigkeit von ihm gehört? Wussten sie überhaupt das Akihito noch lebt? Ryotaro hat ihn nicht mehr als Druckmittel gesehen. Irgendetwas muss geschehen sein bevor er mit Akihito hier her kam."

Nachdenklich starrte Asami auf die zarte Gestalt in seinen Armen. Bei jedem anderen wäre es unmöglich zu sagen was passiert war, doch hier handelte es sich um Akihito. Nur er schaffte es wirklich jedem Mafioso auf der Welt den Kopf zu verdrehen. Anscheinend war es ihm auch bei dem unberechenbaren Ryotaro gelungen. Mit einem sanften Lächeln sah Asami in die blauen Augen des Jüngeren.

"Akihito ist ihm geschehen." Liebevoll küsste er den hellen Haarschopf. "Mein Sekretär wird sich mit ihnen in Verbindung setzen und alles weitere besprechen. Besonders einen Bericht über Akihitos Gesundheitszustand werden wir brauchen um ihn weiter behandeln zu lassen."

"Wie sie wünschen Asami-sama. Sobald sie weg sind werde ich hier alles weitere in die Wege leiten und Ryotaros Tod den Behörden melden."

Noch einmal drehte der Yakuza sich herum. "Warum haben sie mich angerufen anstatt alles offiziell zu melden?"

"Es war Ryotaro der mich angerufen hat. Es war sein Wunsch das ich erst Akihito in Sicherheit bringe. Hätte ich den Vorfall gemeldet wäre schon längst ein Aufräumkommando hier gewesen und hätte alle unliebsame Spüren beseitigt." Mehr musste nicht gesagt werden, Asami wusste selber das Akihito eine der unliebsamen Spuren gewesen wäre. Bestätigend und auch dankend nickte er dem Arzt zu und brachte Akihito zu dem wartenden Wagen vor der Tür wo Suoh schon auf ihn wartete.

Es wurde Zeit das Akihito wieder nach Hause zurückkehrte.
 

Zwei Tage war es jetzt her das Ryotaro beigesetzt worden war. Gegen seinen ersten Impuls hatte Asami sich entschieden die Beerdigung auszurichten und auch offiziell auf ihr als Familienangehöriger aufzutreten. Er hatte persönlich an der Totenwache teilgenommen und die sechs symbolischen Münzen beigelegt. Ebenso hatte er die traditionellen Gebete gesprochen, welche normalerweise der erste Sohn sprach. Es gab jedoch keine weiteren Angehörigen und so übernahm Asami es. Auch an der kotsuage hatte er teilgenommen. Der Tag der Beisetzung schließlich war der anstrengendste Teil gewesen. Musste er den ganzen Tag doch die Beileidsbekundungen von Menschen entgegen nehmen die darauf spekuliert hatten das er von Ryotaro vernichtet wurde. Für einen so mächtigen Oyabun wie Ryotaro es gewesen war, war es eine angemessene Beerdigung mit dem ihm zustehenden Ehren gewesen. Soweit Asami es beurteilen konnte waren sie alle gekommen, alles was in ihrer Welt Rang und Namen hatte war erschienen um den Toten ihren Respekt zu zollen.

Trotzdem hatte Asami gesehen wie sie ihre Köpfe zusammengesteckt hatten. Hatte gesehen wie sie ihn beobachteten. davon vollkommen unbeeindruckt hatte er sich unter ihnen bewegt und ihren Respekt ihm gegenüber eingefordert. Selbst die Russen hatten ihm diesen nicht verweigert.

Der einzige der gefehlt hatte war Feilong. Zu Asamis Überraschung hatte dieser sich bisher nicht einmal bei ihm gemeldet, obwohl Kirishima ihn schon vor zehn Tagen über alles informiert hatte. Besonders das Akihito noch lebte hätte ihn eigentlich zu einer Reaktion veranlassen müssen. Doch aus Hongkong war nichts gekommen. Der Drache verhielt sich untypischerweise vollkommen still.

Seufzend schob Asami seine Gedanken beiseite und betrat sein Penthouse. Es war vollkommen still, doch das überraschte ihn nicht. Wie jeden Abend wenn er nach Hause kam saß der Jüngere auf dem Boden im Wohnzimmer und starrte auf die Skyline Tokios. Nichts hatte sich an Akihitos Zustand verändert seit sie aus Osaka gekommen waren. Noch immer schien der Fotograf in seiner eigenen Welt zu leben und bekam kaum etwas mit was um ihn herum geschah. Nur auf direkte, eindringliche Befehle reagierte er, alles andere wurde ignoriert oder erreichte ihn nicht. Immerhin hatte er wieder etwas zugenommen seit Suoh seine Mahlzeiten genauestens überwachte. Liebevoll strich Asami über das blonde Haar, dann setzte er sich hinter seinen Kleinen und nahm ihn in den Arm. Wenn Akihito davon etwas mitbekam, so zeigte er es nicht. Ein Glas wurde ihm hingehalten und Asami nahm es dankend an. Sein fragender Blick wurde durch ein leichtes Kopfschütteln Suohs beantwortet. Auch heute hatte sich nichts verändert.

Leicht frustriert trank Asami einen Schluck vom Whiskey und drückte dann den zarten Körper fester an sich. Er hasste es sich so hilflos zu fühlen.

Schließlich gab er es für diesen Abend auf und stand auf um sich in der Küche etwas zu Essen zu machen. Nachdenklich starrte Asami dabei auf sein Handy. Aus einem Impuls heraus nahm er es und rief die Nummer an die als einzige nicht im Telefonbuch eingespeichert war.

"Doktor Yamamoto? Wie schnell können sie in Tokio sein? Ich glaube ich brauche ihre Hilfe für Akihito."

Das ruhige Murmeln am anderen Ende der Leitung ließ Asami grinsen. Mit einem Mal verstand er seinen Bruder, weshalb dieser genau diesen Arzt bevorzugt hatte. Es war kein Mosern über die Uhrzeit oder eine Beschwerde über den unmöglichen Wunsch mal eben die Metropole zu verlassen zu hören. Stattdessen fragte der Arzt vollkommen ruhig nach seinen Reisemöglichkeiten als hätte er diesen Anruf bereits erwartet. Vielleicht war das sogar der Fall.

Etwas beruhigt ließ Asami sich danach wieder hinter Akihito auf dem Boden nieder und starrte ebenfalls nach draußen.
 

Gerade mal zweieinhalb Stunden später wurde der Arzt von Kirishima in das Penthouse gebracht. Wie schon bei ihrer ersten Begegnung verneigte Yamamoto sich respektvoll vor ihm bevor er auf einen Wink auf der großen Couch Platz nahm. Asami bewegte sich während der gesamten Begrüßung nicht, war der kleine Fotograf doch endlich eingeschlafen und schmiegte sich vertrauensvoll an den warmen Körper hinter sich. Fragend zog der Arzt eine Augenbraue hoch, doch Asami schüttelte den Kopf und deutete auf den schlafenden Akihito. Wie er es erwartet hatte schlief der Jüngere auch diesmal nicht lange. Ein zittern durchlief den schmalen Körper und Tränen liefen Akihito über das Gesicht. Mit einem herzzerreißenden Schluchzen wachte der Fotograf endgültig auf. Ohne auf Asami zu achten schlang er seine Arme um sich und wiegte sich verzweifelt während er weiter schmerzerfüllt schluchzte. Hilflos nahm Asami ihn wieder in den Arm, doch Akihito befreite sich und rollte sich auf dem Boden zusammen. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit wurde das Weinen leiser und der Tränenfluss weniger. Mühsam setzte Akihito sich ein Stück von Asami entfernt auf und starrte wieder aus dem Fenster.

Frustriert erhob der Yakuza sich und ließ den Jüngeren allein auf dem Boden zurück. Mit einer Handbewegung bedeutete er dem Arzt ihm in das Büro zu folgen. Unterwegs griff er nach seinem Glas und der Flasche Whiskey, die würde er jetzt definitiv brauchen. Leise schloss Yamamoto hinter ihnen die Tür.

"Sie kommen nicht weiter mit Akihito, habe ich recht?"

Mit einem rauen Lachen sah Asami auf. "Ist das so offensichtlich?"

"Sie müssen ihm Zeit geben, Asami-sama. Was auch immer bei Akihito diesen Zustand ausgelöst hat, wenn sie ihm beistehen wird er ihn überwinden."

Interessiert sah Asami auf. "Was diesen Zustand ausgelöst hat? War Akihito denn nicht die ganze Zeit so wie er jetzt ist?"

"Nein. Das erste halbe Jahr wirkte er auf mich zwar nicht gerade euphorisch, doch er schien sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben. Sogar ihr Bruder wirkte in dieser Zeit auf mich ausgeglichener als jemals zuvor. Natürlich war er noch immer unberechenbar, doch schien ihm etwas an Akihito zu liegen. Von einem Tag auf den anderen änderte sich das jedoch. Ich wurde etwa zwei Tage nachdem er so in sich gekehrt war gerufen um seine physischen Verletzungen zu behandeln. Etwas musste Ryotaros Zorn ausgelöst haben, denn Akihito sah nicht gut aus. Ihr Bruder muss regelrecht ausgerastet sein, anders kann ich mir die Verletzungen nicht erklären die Akihito aufwies."

Nachdenklich starrte Asami ins Leere, trat dann jedoch hinter seinen Schreibtisch um den Laptop hochzufahren. "Ich habe von hier Zugriff auf alle Überwachungsbänder. Wenn wir Glück haben ist auf ihnen irgendetwas zu sehen was uns vielleicht Aufschluss darüber gibt was damals vorgefallen ist. Glauben sie das es Akihito helfen könnte?"

"Auf jeden Fall würde es uns helfen eine genauere Diagnose zu stellen. Mit dieser könnte Akihito endlich zielgerichtet behandelt und vielleicht auch geheilt werden."

Deutlich hörte Asami das vielleicht, doch immerhin war es endlich ein Strohhalm nach dem er greifen konnte. Hastig arbeitete er sich durch die Videos bis er das Datum fand das der Arzt ihm zeigte. Der Arzt kam um den Schreibtisch herum und beide sahen sich die Aufnahmen an die an diesem Tag gemacht wurden. Viel gab es nicht zu sehen. Auf den ersten Bildern die ausschließlich vom Flur waren konnte man Akihito sehen der nur mit einer Lederhose bekleidet von seinem Zimmer in Ryotaros Schlafzimmer ging. Ein dicker roter Striemen zog sich über den gesamten Rücken und leuchtete rot in die Kamera. Eine ganze Weile tat sich nichts, dann jedoch konnten sie sehen wie Ryotaro den Fotografen mit einem Maulkorb und an einer Leine nach draußen führte. Hastig schloss Asami das Programm wieder und rief stattdessen den Terminplaner seines Bruders auf.

Wie immer hatte Kirishima ganze Arbeit geleistet und alles was noch nützlich sein konnte gespeichert.

Nach kurzen Suchen wurde der Yakuza fündig. Am betreffenden Tag gab es nur zwei Eintragungen. Einer war anscheinend ein Geschäftstermin der andere bestand aus einem einzigen Begriff. Kimyona.

Was auch immer mit diesem Begriff gemeint war, er würde es herausfinden.
 

Erstaunlicherweise hatte Doktor Yamamoto sofort gewusst das es bei Kimyona um einen BDSM Club handelte. Sofort hatte Asami seinen Jet startklar machen lassen und jetzt saß der Arzt zum zweiten Mal in dieser Nacht in einem Flieger. Vollkommen erschöpft rieb der Mediziner sich über die Augen. Wenn Asami müde war, so zeigte er das mit keiner Miene. Seit sie gestartet waren rauchte er eine Zigarette nach der anderen und starrte die ganze Zeit auf die Uhr als könne er den Flieger allein durch seinen Willen beschleunigen. Die Stunde die sich brauchten um Osaka zu erreichen kam Yamamoto unendlich vor. Zum Ende hin war die Luft durch den Qualm zum Schneiden dick gewesen und er atmete erleichtert auf als sie endlich auf da Rollfeld traten. Direkt vor dem Flieger wurden sie von einer Limousine erwartet und Yamamoto folgte dem Yakuza eilig als dieser einstieg. Wieder zündete Asami sich eine Zigarette an. Erstaunt über den schier unerschöpflichen Vorrat an Zigaretten musterte der Arzt sein Gegenüber, doch dieser achtete nicht auf ihn. Unruhig trommelte Asami mit den Fingern auf dem Leder seines Sitzes. Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht. Obwohl am Himmel bereits die Morgendämmerung zu sehen war, schien im Club noch einiges los zu sein. Zumindest war noch immer eine Schlange auf dem roten Teppich und wartete darauf eingelassen zu werden. Ohne auf die Wartenden zu achten ging Asami an ihnen vorbei. Nur einen kurzen Moment wagte der Türsteher es ihnen den Weg zu versperren, trat dann jedoch nach einer hastigen Inspektion zur Seite und ließ sie durch. Laute Musik und durchdringender Bass empfing sie. Von einem Moment auf den anderen wirkte Asami in seinem maßgeschneiderten Anzug vollkommen deplatziert. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen zog er die Blicke etlicher interessierter Männer auf sich. Zielgerichtet bahnte der hochgewachsene Yakuza sich einen Weg über die Tanzfläche zur Bar. Ein kurzer Wortwechsel reichte und ein junger Kerl der lediglich eine kurze Lederhose und ein Lederbrustgeschirr trug, führte sie in den hinteren Teil des Clubs. Durch eine Tür erreichten sie schließlich das Büro des Managers. Im ersten Moment wusste Asami nicht ob er lachen oder heulen sollte.

Der Typ hinter dem Schreibtisch konnte niemals der Manager sein, auch wenn das in goldenen Lettern auf seiner Brust stand. Der Mann, wenn man ihn denn so nennen konnte, war bestimmt genauso groß wie Asami. Das war aber auch die einzige Übereinstimmung. Denn im Gegensatz zu dem Yakuza im Anzug trug er eine durchsichtige Bluse und einen so kurzen Rock das der Po fast herausschaute. Lächerlich bunte Kniestrümpfe komplettierten den Aufzug. Das lange Haar hing ihm bis zur Taille und verdeckte den für einen Mann seiner Größe schmalen Rücken.

Schließlich tat Asami nichts von beiden und starrte den Mann vor sich an. Bereits nach einigen Sekunden zeigte sich die Wirkung seines Blicks und der Manager begann sich unbehaglich auf seinem Stuhl zu bewegen. Er erkannte sofort das er seinem Gegenüber nicht gewachsen war und lächelte ängstlich seinem Gegenüber zu. "Wie kann ich ihnen helfen meine Herren?", war alles was er hervorbrachte.

Asami gestattete sich ein zufriedenes Grinsen während er sich entspannt auf seinem Stuhl zurück lehnte. Das lief besser als er es sich erhofft hatte. Auf eine Handbewegung hin legte Yamamoto einen Zettel mit Datum und Ryotaros Namen sowie ein Bild von diesem auf den Tisch.

"Ich will alle Überwachungsvideos haben von diesem Abend und alles was sie von diesem Mann hier sonst noch haben."

Unsicher griff ihr Gegenüber nach dem Zettel und sah sich das Bild an. "Kobari-sama. Das dürfte kein Problem sein. Er kam nicht sehr häufig hier her. Das letzte Mal dürfte einige Monate her sein. Einen Moment ich schaue sofort nach den entsprechenden Unterlagen. Wenn sie möchten kann mein Tenshi ihnen was zu trinken bringen während sie warten."

Entschieden schüttelte Asami den Kopf. "Ich denke nicht das sie lange brauchen werden."

Unsicher nickte der Mann und verließ hastig sein Büro. Es dauerte tatsächlich nicht lange bis er wieder auftauchte. Asami musste seine gesamte Selbstbeherrschung aufbieten um nicht auf die unmögliche Aufmachung vor sich zu starren. Musste dieser Rock auch so kurz sein? Der Manager bemerkte den Blick und wiegte aufreizend seine Hüften während er die Papiere auf dem Schreibtisch verteilte. Unwillig knurrte Asami auf und schob den schmaleren kurzerhand beiseite um besser sehen zu können.

"Dort können sie sehen wie Kobari-sama kurz nach dreiundzwanzig Uhr den Club betreten hat." Dabei zeigte der Manager auf das erste Foto auf dem Ryotaro, Tanaka und Akihito zu sehen waren.

"Sie haben einen Tisch hinten bei den Séparées genommen und ihr junger Begleiter mit dem Maulkorb hat dann die Getränke geholt. Nach etwas mehr als einer Stunde haben sie Gesellschaft bekommen, wenn auch nur kurz." Hektisch durchwühlte der Mann die Zettel vor sich bis er das Bild gefunden hatte das er suchte. Zwar war es nur eine Aufnahme von hinten, doch diesen Rücken hätte Asami überall erkannt. Das dicke, hüftlange Haar umschmeichelte einen breiten Rücken und betonte nur die Größe des Mannes.

Wütend knirschte er Asami mit den Zähnen als er die Frage über seine Lippen quälte. "Gibt es weitere Aufnahmen aus den Séparées.

"Ich fürchte leider nicht. Wir sind für unsere Verschwiegenheit bekannt und gewähren jedem der dort sitzt ein Höchstmaß an Diskretion. Der einzige Grund weshalb ich ihnen diese Bilder zur Verfügung stelle ist der arme junge Mann den Kobari-sama an diesem Abend bei sich hatte. Etwas muss dort vorgefallen sein, denn kurz darauf hat er mit ihm die hinteren Zimmer aufgesucht. Normalerweise dulden wir ein solches Verhalten nicht, doch in diesem Fall taten wir es dennoch."

Unwirsch unterbrach Asami den Manger. "Was meinen sie damit?"

Tief atmete der Mann vor ihm durch und strich sich durch sein langes Haar. "Als Kobari-sama ging war der junge Mann mit dem Maulkorb nicht mehr bei Bewusstsein. Er war ziemlich übel zugerichtet worden. Etwas was eigentlich nicht in diesem Club praktiziert wird. Hier wird nur in gegenseitigem Einverständnis gehandelt. Bei der Schwere der Verletzungen kann man wohl davon ausgehen das, das hier nicht der Fall gewesen war."

Unwillkürlich hatte Asami das Verlangen irgendwo gegen zu schlagen. Nur die Erinnerung aus der Schweiz an seine gebrochene Hand hielt ihn davon. Es hatte erbärmlich weh getan und ziemlich lange gedauert bis er sie wieder voll benutzen konnte. Mit loderndem Blick sah er zu Doktor Yamamoto auf. "Warum haben sie mir nicht gesagt wie schwer Akihito verletzt worden war?"

Kühl sah der Arzt zurück. "Hätte es irgendetwas geändert? Sie wissen es jetzt, Asami-sama. Nichts an seinem körperlichen Zustand erklärt den Zustand seiner Psyche."

Noch immer kochte Asami vor Wut, doch langsam gelang es ihm seine Aggression in andere Bahnen zu lenken. Nur am Rande bekam er mit wie der Manager des Kimyona fluchtartig sein Büro verließ und sich in Sicherheit brachte. Er brauchte drei Anläufe bis er sein Handy endlich entsperrt hatte und endlich die Nummer die er fand suchte.

Noch bevor sein Gesprächspartner etwas sagen konnte fiel er ihm barsch ins Wort.

"Es ist mir vollkommen egal wie du das hinbekommst Yoh, doch du wirst deinen Arsch sofort nach Hongkong bewegen und den langhaarigen aus Chinesen in einen Flieger verfrachten. Bring ihn nach Tokio oder ich werde nach Hongkong reisen und dann wird die Stadt brennen, darauf hast du mein Wort." Ohne auf die verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung zu achten legte er auf und erhob sich. Noch immer zitterte er vor Zorn während er sich einen Weg nach draußen bahnte.

Feilong hatte schon vor einem halben Jahr gewusst das Akihito noch lebte und er hatte ihm nichts gesagt. Schlimmer noch, an diesem Abend war irgendetwas vorgefallen was Akihito in diesen bis heute andauernden Zustand versetzt hatte.

Besser Feilong hatte eine verdammt gute Erklärung für sein Verhalten oder die nächste Beerdigung würde in Hongkong stattfinden.



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