Das Licht der Finsternis von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 3: Hikari -----------------   Das schwarze Katzendigimon streckte sich nach ihr. „Hikari-chan“, flüsterte es ihren Namen.  Takeru sah lächelnd auf das Digimon und blickte dann wieder zu Hikari.  „Siehst du?“, sprach er auf sie ein. „Es ist alles wieder okay.“ Er lächelte und normalerweise wäre Hikari bei diesem Lächeln dahin geschmolzen. Doch jetzt wirkte etwas an diesem Lächeln so komplett falsch. Sah Takeru denn nicht, dass das Digimon in seinen Armen nicht ihr Tailmon war?  „Ist alles in Ordnung, Hikari-chan?“, fragte Patamon besorgt. „Guck, ich habe BlackTailmon zurückgebracht“, verkündete es voller Stolz und sie schluckte. Takerus Digimon guckte sie so erwartungsvoll an, als erwartete es ein Dankeschön. Und sie sollte sich auch bedanken für seine Mühen.  „Patamon, siehst du es denn nicht?“, fragte sie verwundert. „Das da ist nicht mein Tailmon.“  Patamon und Takeru blickten sich an und sahen dann beide auf BlackTailmon.  „Liebes, was redest du denn da? Dein Digimon ist doch ein BlackTailmon“, wunderte sich Takeru. Patamon nickte zustimmend. Sie blickte zwischen Patamon, ihrem Freund und dem fremden Digimon in seinen Armen hin und her. Die beiden meinten das wirklich ernst.  „Hikari-chan, ich bin es“, meinte das fremde BlackTailmon. „Dein Digimon. Erinnerst du dich nicht mehr an mich?“  Es streckte seine Pfote nach ihr aus und berührte sie sanft am Unterarm. Panisch stolperte sie nach hinten. „Nein!“, schrie sie und Takeru und Patamon blickten sie erschrocken an.  Sie wusste, dass dieses Digimon nicht ihr Tailmon war. Sie würde ihr Tailmon nie vergessen. All diese kostbaren Momente, seit es das erste Mal auf ihrem Balkon aufgetaucht war.  BlackTailmon sprang aus Takerus Armen und kam langsam auf sie zu.  „Hikari-chan?“ Die gelben Augen blickten sie an. „Freust du dich nicht, mich zu sehen?“  Aber warum war dieses BlackTailmon hier und warum waren Takeru und Patamon überzeugt davon, dass es ihr Digimonpartner war? Wenn doch nur Taichi hier wäre, er würde ihr sicher glauben, dass BlackTailmon nicht ihr Digimon war. „Hikari, so kenne ich dich gar nicht“, wunderte sich Takeru. „Du bist doch sonst nicht so…“ BlackTailmon sagte nichts, sondern blickte sie einfach nur weiter an. Ob es wusste, was ihrem Tailmon zugestoßen war? Vielleicht war es sogar dafür verantwortlich.  Hikari wusste, dass ein BlackTailmon das Gegenstück zu Tailmon war. Zwillinge, wenn man so sagen konnte. So wie Wallaces Terriermon und Lopmon oder wie Angewomon und Angemon oder wie Angewomon und LadyDevimon.  Ob sich dieses BlackTailmon zu einem LadyDevimon entwickelte?  Aber LadyDevimon war ein Digimon vom Typ Virus. Das erste LadyDevimon, dem sie begegnet war, hatte Piemon gedient und ein anderes Demon. Es war immer ihr Feind gewesen.  War dieses BlackTailmon vor ihr auch der Feind? Diente es wieder einem bösartigen Digimon und wollte den Frieden der Digiwelt zerstören? Wie es auf dem Boden saß und zu ihr aufsah, konnte Hikari nicht glauben, dass dieses BlackTailmon sich einmal zu einem LadyDevimon entwickeln würde. Es hatte beinahe etwas Niedliches an sich.  Hektisch schüttelte sie ihren Kopf. Sie durfte so nicht denken.  Schon bei ihrer ersten Begegnung, damals, als sie das erste Mal in die Digiwelt gereist war, hatte sie das Gefallene Engeldigimon mit jeder Faser ihres Körpers gehasst.  „Hikari-chan?“ Takeru hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt und sah sie nun besorgt an. „Vielleicht solltest du dich auch einfach nur etwas ausruhen.“  Er lächelte ihr aufmunternd zu und wie gerne wollte sie diesen Worten Glauben schenken.  „Bitte, Hikari-chan“, kam es von BlackTailmon. „Ich möchte zu dir nach Hause.“  Aber es war Tailmons Zuhause, wollte Hikari sagen. Nicht deins.  Sie blieb still.  „Da gibt es nur ein kleines Problem. Der Fernseher, mit dem wir hierhergekommen sind, ist verschwunden“, warf Takeru kleinlaut ein.  Hikari blickte ihn fassungslos an. Sie hatte nicht mitbekommen, dass das Gerät weg war.  „Warum hast du nicht vorher etwas gesagt?“  „Weil du so besorgt um BlackTailmon warst“, erklärte Takeru. „Ich wollte dich nicht noch mehr beunruhigen. Schau, Patamon und ich können uns nach einem anderen Fernseher umsehen. Ihr beide braucht vielleicht auch einfach nur ein paar Minuten für euch.“  Geh nicht, wollte sie ihn bitten, doch dann wurde Hikari klar, dass es nichts bringen würde. Was auch immer mit Takeru los war, sie konnte nichts tun. Nicht, ohne Tailmon. Und so blieb ihr nichts anderes übrig, als mitanzusehen, wie er Patamon zu Pegasmon digitieren ließ.  „Wir sind bald wieder da!“, versprach Takeru ihr und kletterte dann auf den Rücken des Pegasusdigimons. Das Armor-Digimon stieß sich vom Boden ab und schließlich waren sie und BlackTailmon allein.  Nachdenklich blickte Hikari auf das Meer vor ihr. Die Erinnerung an den Dark Ocean kam wieder in ihr auf. Aber dies hier war nicht das dunkle Meer. Sie konnte das Leben um sich spüren. Eine sanfte Brise, die ihr durchs Haar wehte und den Geruch von Salzwasser zu ihr trug. Das leichte Plätschern der Wellen. Der Ort wäre wirklich perfekt für ein romantisches Picknick zu zweit.  Sie war alleine. Niemand war da, den sie um Hilfe bitten konnte. Aber vielleicht war es besser so. Wenn Takeru und Patamon weg waren, dann konnte BlackTailmon die beiden wenigstens nicht verletzen.  „Wer bist du?“, fragte sie das Katzendigimon. Es war zu ihr gekommen und rieb sich nun an ihrem Bein.  So wie Tailmon es oft getan hatte. Die Erinnerung an ihr Digimon schmerzte. Hoffentlich ging es Tailmon gut.  „Ich bin dein Partner, Hikari-chan“, antwortete BlackTailmon ihr.  Eine Lüge. Sie war immer Hikari für Tailmon und nicht Hikari-chan. Oder vielleicht hatte sie sich all die Jahre mit Tailmon nur eingebildet?  Panisch schüttelte Hikari ihren Kopf, um den Gedanken zu vertreiben. Sie war Tailmons Partnerin. Tailmon war ihr Partner. Tailmon, nicht BlackTailmon.  „Warum tust du mir das an?“ Schluchzend fiel sie auf ihre Knie und sah BlackTailmon verzweifelt an. „Du bist nicht mein Digimon. Gib mir mein Tailmon zurück!“  Ihr Kopf dröhnte und ihre Brust fühlte sich an, als würde sie keine Luft mehr kriegen. Sie wollte hier weg. Aber dann würde sie ihre einzige Chance verlieren, Tailmon zu finden.  „Warum willst du nicht, dass ich dein Partner bin?“ BlackTailmon sah sie verletzt an.  „Weil ich weiß, wer mein Partner ist“, erwiderte Hikari entschlossen. „Warum willst du mir mein Tailmon wegnehmen?“  BlackTailmon kicherte leicht. „Vielleicht will es auch nicht mehr dein Digimon sein und ist einfach weggerannt?“, fragte es und seine Augen blickten sie listig an.  Hikari schüttelte den Kopf. „Du kannst es nicht verstehen. Du bist halt…“  „Was bin ich?“ Das Digimon sah sie erbittert an.  Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Böse, weil es zum Attribut Virus gehörte? All die Digimon, die sie bekämpft hatten, waren Virusdigimon gewesen, doch das sagte nichts aus.  Unsicher warf sie einen Blick auf BlackTailmon. Es hatte schwarzes Fell, die Augen waren gelb, doch die Fellbüschel an seinen Ohren waren von dem gleichen Violett wie Tailmons. Und natürlich fehlte der Heilige Ring. Doch ansonsten ähnelte es ihrem Tailmon wie ein Zwilling. Und doch, es war so komplett anders als ihr Tailmon.  BlackTailmon stand regungslos neben ihr. Tailmon hätte schon längst reagiert und gefragt, ob mit ihr alles in Ordnung war oder ihr Trost gespendet.  Sie warf dem Digimon einen Blick zu und hielt inne.  BlackTailmon sah beinahe verletzlich aus.  Wollte es etwa ihr Partner sein? Nicht, weil es irgendetwas ausheckte, sondern aus einem völlig anderen Grund?  Aber es hatte kein Recht, sich zwischen sie und Tailmon zu drängen. Sie und Tailmon hatten so viel erlebt. Ihr Band war unzertrennlich. Von dem Moment an, als Wizarmon sich opferte und sie so ihr Wappen des Lichts aktivierte und Tailmon das erste Mal zu Angewomon digitierte. Traurig blickte sie BlackTailmon an.  „Ich kann nicht dein Partner sein“, erklärte Hikari niedergeschlagen.  BlackTailmon starrte sie weiter an. Es machte einen Schritt auf sie zu. Die gelben Augen blickten zu ihr auf, so voller Verzweiflung. Hikaris Herz klopfte wie wild, als sie ihre Hand nach dem Digimon ausstreckte.  „Wieso kann ich nicht auch einmal glücklich sein?“, rief es zornig. Hikari blickte es verständnislos an, doch ehe sie etwas sagen konnte, ertönte plötzlich ein lauter Schrei hinter ihr.  Erschrocken drehte sie sich nach hinten. Aus dem Wasser war ein Digimon aufgetaucht.  Das Digimon hatte einen langen, schlangenähnlichen Körper. Auf dem Kopf trug es einen schwarzen Helm und das Horn auf seinem Kopf fing gefährlich an zu leuchten.  Und mit diesem Horn beschwor es nun einen riesigen Eiszapfen.  „Pass auf, Hikari-chan!“ BlackTailmon stürzte auf sie zu und schubste sie zur Seite, ehe der Eiszapfen dort einschlug, wo sie gerade eben noch gestanden hatte.  Erschrocken blickte sie zu BlackTailmon. Es hatte ihr gerade das Leben gerettet.  BlackTailmon sprang in die Luft und schlug mit seiner Pranke nach dem anderen Digimon.  „Neko Punch!“ Das Digimon schrie auf vor Schmerz und schlug dann mit seinem Schwanz nach BlackTailmon. Es wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert und landete dann im Wasser.  „BlackTailmon!“ Hikari eilte ans Ufer und zog das Digimon aus dem Wasser. „Lass uns weglaufen. Das Digimon ist zu stark für dich.“ BlackTailmon sah sie stumm an und schüttelte dann den Kopf, ehe es aufsprang und mit „Neko Kick“ erneut angriff. Es landete unweit von Hikari.  „WaruSeadramon wird nicht aufgeben“, erklärte es. „Und ich laufe nicht vor einem Kampf davon.“  Nervös blickte Hikari zu dem WaruSeadramon. Sie spürte, das BlackTailmon recht hatte. Mit diesem Digimon konnte sie nicht verhandeln.  Aber sie wollte auch nicht, dass BlackTailmon verletzt wurde. Es hatte sie gerettet. Und es hatte so verletzt gewirkt vorhin, Hikari fragte sich, ob es wirklich aus reiner Bösartigkeit ihr Tailmon weggenommen hatte.  Ängstlich blickte sie auf ihr D-3 und schickte ein Notsignal an Takeru. Wäre Tailmon jetzt hier, dann könnte sie ihr Digimon ganz einfach zu Angewomon digitieren lassen. Angewomon hätte eine Chance gegen dieses Digimon.  „Hikari, lauf weg!“, rief BlackTailmon ihr zu., doch zu spät – das WaruSeadramon erschuf einen Tornado voller Blitze, und schleuderte diesen in BlackTailmons Richtung.  Anstatt in die entgegengesetzte Richtung zulaufen, eilte Hikari auf BlackTailmon zu und stieß es gerade noch so zur Seite.  Der Tornado streifte sie nur leicht am Rücken und trotzdem warf er Hikari mehrere Meter über den Strand. Sie schrie auf vor Schmerz, als sie hart auf dem Sand landete. Es fühlte sich an, als würden Blitze durch ihren ganzen Körper strömen.  „Hikari-chan!“ BlackTailmon beugte sich über sie. „Warum hast du das getan?“  Mit größter Anstrengung hob Hikari ihre Hand und legte sie dem Katzendigimon an die Wange.  „I-ich konnte nicht zulassen, dass du verletzt wirst“, flüsterte sie mit schwacher Stimme und zwang sich dazu, BlackTailmon anzulächeln.  Eine einzelne Träne rann dem Digimon über sein Gesicht.  Das laute Brüllen des Meeresdigimon erinnerte sie beide daran, dass sie nicht alleine waren.  Langsam drückte Hikari sich vom Boden ab. Hier am Strand gab es keine Möglichkeit sich zu verstecken. Sie wusste nicht, wann Takeru zurückkehren würde. Es war zu gefährlich hier.  Wenn BlackTailmon digitierte, dann hätte es eine Chance gegen das andere Digimon. Verzweifelt blickte sie auf ihr Digivice. Konnte sie BlackTailmon damit digitieren lassen?  Sie musste es versuchen. Entschlossen hielt sie ihr D-3 auf BlackTailmon.  Die Pupillen des Digimons weiteten sich erschrocken, als ihm klar wurde, was Hikari plante.  „Hikari, nein!“ rief es panisch. „Du darfst nicht…“  Sie schüttelte den Kopf. Es war ihr egal. Wenn BlackTailmon digitierte, dann hatte es eine bessere Chance gegen WaruSeadramon. Es musste digitieren.  Sie schrie, als sie plötzlich von einer dunklen Energie umgeben wurde und hielt trotzdem ihr Digivice weiter auf das Katzendigimon zu. Sie würde sich nicht von der Dunkelheit kleinkriegen lassen. Und doch, sie brauchte die Finsternis, um BlackTailmon zur nächsten Entwicklung helfen zu können. Also tat sie das, was sie niemals wieder tun wollte. Sie dachte an den Dark Ocean. So nah am Strand fiel es ihr leicht. Wenn sie die Augen schloss, fühlte es sich beinahe so an, als wäre sie wieder da, an diesem Ort der Finsternis.  „Hikari-chan, ich bitte dich, hör auf!“  „Es ist alles okay“, flüsterte sie und dann wurde BlackTailmon von einem hellen Licht umgeben.  „BlackTailmon … Chou Shinka! … LadyDevimon!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)