Blood Game von stone0902 (Cato x Clove) ================================================================================ Prolog: Bedürfnisse ------------------- [Tag 11] Er tötete ohne mit der Wimper zu zucken. Er tötete entschlossen und er tötete effektiv, als wäre es das einzige, wozu er fähig war. Manch einer würde glauben, er wäre eine Maschine, so gefühllos wie er war, rücksichtslos und blutrünstig, stets das Ziel vor Augen. Aber er war immer noch menschlich, woran ihn nicht letztendlich seine menschlichen Bedürfnisse erinnerten.   Gäbe es diese nicht zu befriedigen wäre alles viel einfacher.   Er kam aus einem wohlhabenden Distrikt. Er war es gewohnt die nötige Versorgung zu haben, die er brauchte, hatte nie so etwas wie Verhungern oder Erfrieren mitansehen oder gar selbst erleiden müssen, wie die Tribute aus den ärmeren Distrikten – und er wollte es auch nie kennenlernen. Und genau aus diesem Grund waren das nächste, was er sich gleich nach den Waffen im Füllhorn gesichert hatte, die Rücksäcke voller Nahrung und Wasser. Aber jetzt, ohne die Vorräte, ohne die überlebenswichtigen Nahrungs- und Wasserquellen, die irgend so ein verdammter Bastard gewagt hatte in die Luft zu jagen, waren seine Chancen auf den Sieg ein paar gewaltige Plätze nach unten gerutscht.   Oh ja, Cato würde noch herausfinden, wer dafür verantwortlich war und er würde denjenigen in Stücke reißen!   Die Bedürfnisse würden bald unerträglich werden, sobald die letzten Vorräte, die sich in den übrig gebliebenen Rucksäcken befanden, aufgebraucht waren. Wer wusste schon wie lange man sich auf die Bäche und Teiche verlassen konnte – vielleicht entschloss sich ein Spielemacher dazu die Wasserquellen austrocknen zu lassen, um den Zuschauern vor den Fernsehern und Leinwänden daheim spannendere Szenen aus der Arena zu bieten.   Letztendlich gäbe es sicher noch den ein oder anderen Sponsor, der ihm behilflich sein würde. Wer würde auch schon den stärksten Tribut verhungern oder an Dehydration sterben lassen? Nein, sie wollten ihn lebend sehen, damit er weiter kämpfte, damit er ihnen eine gute Show lieferte.   Das Bedürfnis nach Schlaf konnte er jede Nacht für einige Stunden stillen. Die Karrieros, die ein Bündnis geschlossen hatten, und sich, solange dieses Abkommen galt, vertrauten, hatten abwechselnd Nachtwache gehalten, sodass jeder zum Schlafen kam. Ein ausgeruhter Geist sowie Körper waren überlebenswichtig in der Arena. Was half es einem beim Kampf, wenn die Sinne, schlaftrunken und entkräftet, nicht mehr vernünftig funktionierten und man deswegen womöglich noch den Kopf verlor?   In der Nacht zündeten sie ein Feuer, damit sie sich nicht unterkühlten. Bisher hatten sie mit der Art und Beschaffenheit dieser Arena noch Glück gehabt; es war nicht zu kalt und auch nicht zu warm, sodass sie ein Feuer lediglich nachts benötigten, wenn selbst die Körperhitze reflektierenden Jacken nichts mehr brachten und das Bedürfnis nach Wärme aufkam – so wie auch in dieser Nacht. Es hätte auch schlimmer kommen können, wenn sie in einer Schneelandschaft oder in einer Wüste gelandet wären, so wie es schon bei früheren Hungerspielen vorgekommen war. Im Gegensatz zu den anderen übrig gebliebenen Tributen brauchten sie sich über das Feuer, das man auch noch aus weiter Entfernung würde sehen können, keine Gedanken machen. Jeder wusste, dass sie sich am Füllhorn aufhielten. Keiner von ihnen würde es auch nur wagen freiwillig in ihre Nähe zu kommen. Und wenn doch: Cato würde sie mit offenen Armen empfangen. Sollten sie ruhig herkommen. Es wäre eine dumme Idee … und ihre letzte.   Das Bedürfnis nach Schutz gab es im Augenblick nicht. Cato fühlte sich ziemlich sicher in seiner Haut. Was hatte er denn auch zu befürchten? Er vertraute seinen Verbündeten, soweit man jemandem vertrauen könnte, der sein eigener potentieller Mörder werden konnte. Aber seine Stärke und seine Fähigkeiten gaben ihm die Sicherheit. An ihn kam so schnell keiner ran und er war ein ernstzunehmender und furchterregender Gegner. Er war einer der Stärksten hier in der Arena. Wenn nicht sogar der Stärkste.   Momentan konnte er seine menschlichen Bedürfnisse noch besänftigen, fragte sich nur noch wie lange. Umso eher er diese Arena verließ, desto besser. Und seine Chancen standen gut: Nicht mehr viele Tribute waren übrig.   Insgesamt gab es nur noch sechs von den ehemals vierundzwanzig Auserwählten: der männliche Tribut aus 11, das Mädchen aus 5, die beiden aus 12 und dann noch sie, sie beide aus 2. Cato sah zu seiner Partnerin, Clove, dem Tribut aus seinem eigenen Distrikt, einer der drei letzten weiblichen Tribute in dieser Arena. Sie saß neben ihm am Feuer, Beine an den Körper gezogen, das Messer gedankenverloren in den Händen drehend, und starrte unentwegt in die Flammen, die auf ihrem Gesicht dunkle Schatten zum Tanzen brachten, als sähe sie dort etwas, was vor seinem Blick verborgen lag.   Sie konnten es hier gemeinsam raus schaffen.   Was für eine überaus unerwartete Wendung des Schicksals.   Catos Blick lag weiterhin auf ihr. Falls sie es bemerkt haben sollte ließ sie es sich nicht anmerken. Seine Augen studierten ihr Gesicht, angefangen bei den grünbraunen Augen und den von Sommersprossen besetzten Wangen und der Nase, bis hin zu den schmalen Lippen und dem Kinn, bis sein Blick ungeniert über ihren Körper wanderte, der durch die einheitliche Uniform, die jedem Tribut zugeteilt worden war, weitestgehend verborgen blieb.   Ein weiteres menschliches Bedürfnis vernebelte ihm schon seit einigen Tagen die Sinne, ein Bedürfnis, welches er nicht erwartet hatte in dieser Arena bekämpfen zu müssen. Darauf hatte ihn sein Mentor nicht vorbereitet. Es handelte sich um ein Bedürfnis, welches er unmöglich stillen konnte, aber in mancher Nacht mit jeder Faser seines Körpers befriedigen wollte:   Lust. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)