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Amigo del alma

Boston Boys 5
von

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Planificación nocturna perturbada

Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, dass Mat seine Zigarette im Aschenbecher ausdrückte und Buch und Brille auf dem Wohnzimmertisch ablegte, bevor er aufstand.

Verwundert sah ich vom Fernseher auf und warf ihm einen fragenden Blick zu.

Er bemerkte ihn jedoch gar nicht mehr und verschwand in die Küche, ohne mir auf die unausgesprochene Frage zu antworten.

»Bringst du mir bitte was mit?«, fragte ich, als ich ihn am Kühlschrank hörte.

»Kaffee, Karieswasser oder was zu Essen?«, kam prompt die Gegenfrage.

Kurz überlegte ich. Ich hatte gehofft, er brachte mir einfach mit, was auch immer er holte. »Hast du Lust, Sandwiches zu machen? Sonst mach ich mir selbst welche.«

»Für dich mit Hähnchen, Bacon und Ei?«

Nun stand ich doch auf. Es war zwar lieb von ihm, dass er sich extra für mich hinstellen wollte, aber wenn er sich schon so viel Arbeit machte, dann wollte ich wenigstens helfen. Zumal er sich selbst vermutlich nur wieder ein Pastrami-Sandwich machte.

Ich nahm ihm die Eier und das Fleisch ab, das er gerade aus dem Kühlschrank holte, und machte mich dann daran, die Pfanne anzuheizen, während er sich um das Brot kümmerte. Natürlich hatte ich bei ihm richtig getippt, genau wie er bei mir. Und wie so oft hatte er den Käse vergessen.

Nachdem er alle anderen Zutaten, bis auf das Spiegelei und den Bacon, zusammengestellt hatte, bemerkte er das auch und wollte an den Kühlschrank, stieß dabei jedoch mit mir zusammen. Frech grinste er: »Mach dich nicht so breit! Das hier ist meine Küche.«

»Du kannst ja auch mal etwas deinen dicken Bauch einziehen«, stichelte ich.

»Sagt der Richtige!« Er versuchte, mir auf den Bauch zu klopfen, ich hielt seine Hand jedoch auf. Kurz machte er ein gespielt böses Gesicht, dann grinste er wieder. »Lässt du mich los?«

Ich tat überlegend. »Nein.«

»Du hast da noch was in der Pfanne, vergiss das nicht.«

Ich zuckte mit den Schultern. Da Mat noch nicht einmal versuchte, sich zu befreien, und noch immer an derselben Stelle stand, an der er mich angerempelt hatte, ging ich davon aus, dass es ihm egal war, ob ich ihn losließ.

»Was muss ich machen, damit du mich loslässt?«, fragte er schmunzelnd.

Zuerst wollte ich mit den Schultern zucken, doch während ich ihn so ansah und die Wärme seines Körpers spürte, stieg ein ungewöhnliches Verlangen in mir auf. »Bekomm ich dafür einen Kuss?«

Mit großen Augen starrte er mich an. »Was?!«

»Küss mich«, wiederholte ich langsam, auch wenn mir dabei das Herz in die Hose rutschte. Ich wusste nicht, woher der Gedanke kam, wir küssten uns sonst kaum, schon gar nicht einfach so. Das war etwas, was im Eifer der Lust geschah oder um den anderen zum Schweigen zu bringen, wenn wir uns wieder in den Haaren lagen, aber nicht, während wir kochten.

Es dauerte einen Moment, dann streckte er sich in meine Richtung. Ich kam ihm entgegen und erschauderte, als sich unsere Lippen berührten. Obwohl ich nicht mehr gewollt hatte als diese kurze Berührung, wehrte ich mich nicht dagegen, als er den Kuss intensivierte. Nein, das machte die Stimmung nicht merkwürdig, stattdessen war es einfach nur schön.

Mat beließ es nicht bei dem einen Kuss. Immer fester drückte er sich gegen mich. Ich konnte spüren, dass es ihn erregte.

Ohne hinzusehen, drehte ich den Herd aus und schob die Pfanne von der Platte. Das Essen konnte warten. Ich packte ihn an den Hüften und drängte ihn vorsichtig auf die andere Arbeitsplatte zu.

Er schnaubte amüsiert, als sein Hintern dagegen gedrückt wurde. Kurz löste er sich. »Ich setz mich nicht auf die Arbeitsplatte. Außerdem bist du der Kleinere.«

»Hatte ich nicht vor. Ich wollte nur vom Herd weg.« Für solchen Blödsinn waren wir nun wirklich zu alt. Außerdem glaubte ich nicht, dass wir weitergehen würden. Nicht in der Küche. Dennoch wollte ich die Situation, so lange es ging, auskosten.

Mit einem Nicken nahm er die Erklärung hin und fing meine Lippen wieder ein. Offenbar war ich mit dem Wunsch nicht allein.

 

Gerade als ich vorschlagen wollte, die Sandwiches auf später zu verschieben und ins Wohn- oder Schlafzimmer zu gehen, hörte ich Geräusche im Flur sowie eine bekannte Stimme. Dieses Aas hatte aber auch ein scheiß Timing!

Entweder hörte Mat das nicht oder es war ihm egal. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und löste nur langsam seine Lippen von mir.

Als ich den Kopf wieder drehen konnte, stand sein Bruder bereits im Türrahmen, neben ihm sein Sohn. Instinktiv wollte ich einen Schritt von Mat zurücktreten, doch dieser hielt mich noch immer am Hemdkragen fest.

»Tut mir leid, hab ich euch gestört?« Peter schaffte es nicht, uns in die Gesichter zu sehen. Einen Moment verschränkte er die Arme, im nächsten stemmte er sie in die Hüften. Es fiel ihm noch immer schwer, zu akzeptieren, was zwischen Mat und mir lief.

»Schon gut, was gibt’s denn?« Mat ließ mich nun doch los. Sobald er Platz hatte, ging er an den Kühlschrank, um den Käse herauszuholen.

»Papa hat gesagt, dass Caro und ich heute hier schlafen!«, verkündete Maxime fröhlich grinsend.

»Kannst du bitte auf die beiden aufpassen? Ich muss im Exile aushelfen und Grace ist auf Dienstreise.« Versuchte er es gerade ernsthaft bei seinem Bruder mit einem Hundeblick?

Mat stöhnte genervt. »Warum hast du mich nicht angerufen? Dann wäre ich rumgekommen.«

»Hab ich versucht. Aber du bist nicht rangegangen.« Der Kerl verschränkte nun endgültig die Arme vor der Brust. »Jetzt seh ich ja, warum.«

»Na und? Dann hab ich eben das Handy aus.« Mat sah seinen Bruder nicht wirklich an, sondern belegte mein Brot weiter.

Es stimmte, wir hatten beide unsere Handys aus. Wir wollten den Freitagnachmittag ohne Störungen für uns haben. Hatte ja super geklappt.

»Mat, ich brauch dich dringend. Ich weiß sonst nicht, wohin mit den beiden«, redete Peter weiter auf ihn ein und kam in die Küche.

»Wo ist Caroline?« Nun drehte sich Mat doch um.

»Im Wohnzimmer. Sie schläft. Danke, du rettest mich wirklich.« Er wurde von seinem Bruder in die Arme gezogen, wirkte dabei aber wenig begeistert.

»Maxime, schaust du bitte nach deiner Schwester?«, bat Mat. Der Junge machte sich sofort auf den Weg. Kaum war dieser außer Sicht, flüsterte er seinem Bruder in schneidendem Ton zu: »Du weißt, dass ich das nur wegen der Kinder mache. Ich hab keine Lust mehr, ständig für deine Scheiße den Kopf hinzuhalten!«

»Ich weiß. Danke.«

Ich folgte den Brüdern aus der Küche, um mich von Peter zu verabschieden. Als wir an seinem Sohn vorbeikamen, küsste er diesem kurz auf den Kopf und wünschte ihm eine schöne Zeit. Den Maxi-Cosi auf dem Tisch ignorierte er völlig.

 

Nachdem wir seinen Bruder zur Tür gebracht hatten, schnappte sich Mat das Baby und verschwand damit im Schlafzimmer.

Der Junge kam direkt zu mir. »Darf ich wieder mit Chico spielen?«

»Ja, klar, mach nur.« Mich überforderte die Situation. Ich hatte mir einen ruhigen Abend mit Mat machen wollen und nun waren da plötzlich ein kleines Kind und ein Baby in der Wohnung.

Ich ließ Maxime und Chico allein und ging zu Mat, der das Baby behutsam aus dem Korb nahm und es zwischen mehrere Kissen ins Bett legte. »Soll ich Chico hier lassen?«

Er drehte sich sofort zu mir um, behielt aber eine Hand am Baby. »Du willst gehen?« Er klang etwas traurig. »Ich meine, ich kann es verstehen, aber ich würde mich freuen, wenn du bleibst.«

Ich seufzte. Das war schwierig. Ich kam mir so vollkommen fehl am Platz vor. »Ich kann nicht so wirklich mit Kindern, wenn ich sie nicht kenne. Ich werde dir keine große Hilfe sein.«

»Du bist doch das letzte Mal super mit Maxime ausgekommen. Er liegt mir seitdem jedes Mal in den Ohren, dass er gerne Spanisch lernen möchte. Vielleicht kannst du ihm etwas beibringen?« Er grinste mich leicht schief an. »Bitte. Du würdest mir sehr helfen, wenn du ihn mir etwas abnimmst. Ich mach dann auch die Sandwiches fertig.«

Mittlerweile konnte ich halbwegs durch Mats Fassade sehen und gerade schien er ebenfalls etwas überfordert. Kurzentschlossen ging ich auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. »Warum musst du überhaupt auf sie aufpassen? Kann dein Bruder keinen Babysitter organisieren?«

Er machte sich los und schloss die Tür, die ich nur angelehnt hatte, komplett. »Ich vermute, dass er sie aus dem Haus haben wollte. Bei ihm und seiner Frau gibt es immer wieder Stress, vor allem, weil sie ihn ständig mit den Kleinen allein lässt und ohne Ankündigung auf Geschäftsreise fährt. Vermutlich wird er sie vor Sonntag- oder Montagabend nicht abholen und auch die Bandprobe morgen absagen.«

Schön für ihn, aber das erklärte nicht, warum Mat das mit sich machen ließ. Wenn er immer tat, was sein Bruder verlangte, war es ja kein Wunder, dass dieser sich so etwas erlaubte. Er musste ja keine Konsequenzen erwarten. »Warum lässt du dir das überhaupt aufdrücken?«

»Eloy, was ich dir jetzt sage, bliebt unter uns, okay?« Streng musterte Mat mich.

Mit einem skeptischen Nicken stimmte ich zu.

Seufzend erklärte er: »Vermutlich wird er sich mit irgendwelchen Drogen abschießen. Da ist es mir lieber, wenn sie hier sind als mit ihm im Haus. Ich kann mich auch täuschen und er besäuft sich nur oder hat eine Affäre da, aber auch das müssen Caroline und Maxime nicht mitbekommen.«

»Na gut. Sag mir einfach, wie ich dir helfen kann«, gab ich nach. Es gefiel mir nicht, Peter bei so etwas zu unterstützen, aber ich konnte auch Mat verstehen. Er machte sich Sorgen um die Kinder. Damit wollte ich ihn nicht allein lassen.

»Wie gesagt, beschäftige einfach Maxime, ich mache die Sandwiches fertig und auch für ihn welche. Danach können wir noch eine kurze Runde mit Chico raus, dann schlafen die beiden besser«, erklärte Mat seinen Plan. Dann schob er hinterher: »Tut mir leid, dass uns das den Abend versaut.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Etwas Action wird uns nicht umbringen. Ist doch besser, als den ganzen Abend vor dem Fernseher zu hocken.«

»Ach, mehr hattest du nicht vor?« Er schmiegte sich an mich.

Ich legte meine Hände auf seine Hüfte und zog ihn mit einem Ruck an mich. In sein Ohr raunte ich: »Das können wir verlegen.«

Er hauchte in mein Ohr: »Sicher? Peter hat uns gerade ziemlich gestört.«

Ich packte seinen Hintern. »Also ich kann mich zusammenreißen. Du auch?«

Er schob mich lachend weg. »Sicher doch.«

Das Baby gab ein paar Laute von sich und zog damit unsere Blicke auf sich.

Es wirkte noch verdammt klein. Wie konnte es die Mutter da bereits allein lassen? Brauchte es keine Muttermilch?

Als Mat sich zu ihm beugte, fragte ich: »Wie alt ist die Kleine denn?«

»Sechs Monate.« Er nahm sie hoch und wiegte sie, da sich das Weinen langsam in ein Schreien steigerte. Beruhigend summte er.

»Ich geh mal lieber nach dem Jungen schauen.« Mat schien ja auch ohne meine Hilfe mit dem Baby zurechtzukommen.

Er lächelte mich an, bevor ich mich abwandte. »Danke.«

 

Maxime saß bei Chico in der Ecke, welcher die Schnauze auf seinem Bein abgelegt hatte. Treudoof sah der Hund zu mir auf, als müsste er sich versichern, dass der Junge ihn streicheln durfte.

Ich lächelte ihnen zu. Wenn es so entspannt blieb, hatte ich sicher nichts dagegen, dass die Kinder da waren.

Als der Junge mich entdeckte, fragte er: »Wie heißt du nochmal?«

»Eloy«, antwortete ich überrascht. Ich hätte nicht erwartet, dass Mat mich anlog, was Maximes Interesse anging. Das machte mich ein wenig wütend. Doch wegen des Kindes riss ich mich zusammen. »Und das ist Chico.«

»Ich weiß! Das heißt ›Junge‹, oder?« Er grinste mich stolz an, als ich ihm das bestätigte. »Warum hat er so einen komischen Namen?«

Diese kindliche Frage brachte mich zum Lachen. Dabei hatte ich nicht einmal eine gute Antwort darauf. »Er heißt einfach so. Das ist ein ganz normaler Hundename. So wie Buddy.«

»Lass dir nichts erzählen. Ich wette, Eloy hatte einfach nur keine Idee und hat das erste genommen, was ihm eingefallen ist«, mischte Mat sich ein.

Der Junge kicherte.

Da ich Mat gerade weder verbal noch physisch etwas an den Kopf werfen konnte, warf ich ihm nur einen bösen Blick zu. Das sorgte immerhin auch dafür, dass Caroline, die in einem Tragetuch vor seinem Bauch gebunden war und vor sich hin plapperte, nichts davon mitbekam.

Mat wandte sich ihr zu und fragte: »Willst du mir beim Kochen helfen?« Sie antwortete mit einem unverständlichen Gebrabbel, das Mat wohl als Ja verstand, denn er redete weiter auf sie ein, während er mit ihr in die Küche verschwand.

»Kannst du mir beibringen, wie ich mit Chico reden kann?«, forderte der Junge wieder meine Aufmerksamkeit.

»Ja, klar.« Das meinte Mat also damit, dass der Junge Spanisch lernen wollte. Das hätte ich mir gleich denken sollen. Daher hatte er sich auch Chicos aber nicht meinen Namen gemerkt.

Ich stand noch einmal auf, um ein paar Leckerlies für ihn zu holen, damit er auch Spaß daran hatte, und ging dann die Kommandos durch, die mein Hund kannte, und erklärte dem Jungen, was sie bedeuteten. Währenddessen machte Mat in der Küche für uns das Essen fertig.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Gestörte Abendplanung Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chaos-kao
2021-01-20T17:40:55+00:00 20.01.2021 18:40
Die beiden mutieren langsam zu einem alten Ehepaar - und ich liebe es 💚
Antwort von:  Vampyrsoul
23.01.2021 14:05
So ein wenig, ja ^^ Ich liebe diese Dynamik zwischen den beiden auch total.


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