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Amigo del alma

Boston Boys 5
von

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Pesadillas y besos

Schwer atmend riss ich die Augen auf, setzte mich auf und strampelte mich frei. Eine Explosion!?

»Ist alles gut?«

Irritiert sah ich mich nach der Stimme um, während die Bilder vor meinem geistigen Auge langsam verblassten. Der primitive Keller des Lehmhauses wich meinem Schlafzimmer.

Beruhigt nickte ich. Doch keine Explosion, nur das Licht der Nachttischlampe, die Mat angeschaltet hatte, um mich aus meinem Albtraum zu wecken.

Noch recht verschlafen blinzelte er gegen das Licht an und betrachtete mich mit besorgter Miene.

Ich ließ mich langsam zurückfallen. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.«

»Schon gut, du kannst ja nichts dafür.« Er sah zu mir herunter, seine Hand legte sich auf meine Brust und fuhr mit vorsichtigen Bewegungen durch die krausen Haare.

Ich schloss die Augen und fühlte mich in die Berührungen hinein. Sie waren beruhigend und ich konnte spüren, wie die Erinnerungen sich wieder in die Ecke verkrochen, aus der sie gekommen waren. Obwohl der Anschlag nun schon zwei Monate her war, hatte er einige Erinnerungen geweckt. Noch immer schlief ich in manchen Nächten sehr schlecht. Doch bisher hatte mich Mat nie aus einem Albtraum wecken müssen, obwohl er seit unserem klärenden Gespräch wieder regelmäßiger mit mir in einem Bett schlief.

»Ist wirklich alles in Ordnung?« Seine Finger streichelten sanft über meine Wange.

»Ja, es geht hoffentlich gleich wieder.«

Das Bett wackelte etwas, als er noch näher rutschte. Er musste nun direkt neben mir liegen. Er klang ungewohnt vorsichtig, als er fragte: »Kann ich dir irgendwie helfen?«

Ich öffnete die Augen, um seine Frage zu verneinen.

Gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie er sich meinem Gesicht näherte. Für einen kurzen Moment legten sich seine Lippen auf meine.

Mein Herz setzte einen Augenblick aus, bevor es wie wahnsinnig wieder zu schlagen begann. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an. Was sollte das?!

Mat starrte mindestens genauso verwirrt zurück und fuhr sich mit der Hand über den Mund.

Sobald er ihn öffnete, um etwas zu sagen, legte ich meinen Arm um seinen Rücken, die Hand an seinen Hinterkopf und drückte ihn an meine Brust. Er sollte, um Gottes willen, den Mund halten! Nicht darüber sprechen, dann konnte ich vielleicht vergessen, dass es geschehen war. Ich hatte es doch kaum gefühlt.

Einen Moment blieb er liegen, doch dann schüttelte er meine Hand ab und richtete sich auf. Bevor ich ihm sagen konnte, dass er einfach die Fresse halten sollte, stemmte er die Hände neben meinem Kopf aufs Bett und kam mir schnell näher. Diesmal war der Kuss nicht so schnell und federleicht, sondern hart und drängend.

Für einen Moment spiegelte ich seine Bewegungen, genoss das Kribbeln und die Gänsehaut, die meinen ganzen Körper befielen. Dann erinnerte ich mich, wie falsch das war, packte seine Schultern und schob ihn mit zitternden Fingern von mir.

Mit weit aufgerissen Augen sah er mich an, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Er schien selbst nicht begreifen zu können, was geschehen war. Ein gemurmeltes »Sorry« kam über seine Lippen, dann sprang er auf, befreite sich aus der Decke und hastete mit wenigen Schritten aus dem Zimmer.

Ohne darüber nachzudenken, rannte ich hinterher. So einfach würde er mir nicht davonkommen!

Erst im Flur, nur wenige Schritte von der Haustür entfernt, holte ich ihn ein. Ich packte seinen Arm und hinderte ihn an der weiteren Flucht.

Er wehrte sich gegen meinen Griff. »Lass los! Es tut mir leid.«

Doch ich dachte gar nicht daran. Wenn ich ihn nun gehen ließ, dann kam er nicht mehr wieder. »Bleib hier!«

»Nein. Ich kann nicht. Das war ...«

Weiter ließ ich ihn nicht kommen. Ich drückte ihn mit dem Rücken gegen die Wand. Es brauchte ein wenig Überwindung, doch dann presste ich meinerseits die Lippen auf seine. Danach waren wir quitt und er hatte keinen Grund mehr, zu verschwinden.

Zuerst rührte er sich nicht, doch dann schlang er seine Arme um meinen Oberkörper und erwiderte den Kuss.

Bisher hatte ich nur Maria so geküsst, aber das hatte sich nie so angefühlt. Dabei war es so falsch wie nichts anderes in meinem Leben. Keiner von uns sollte einen Mann küssen und es obendrein auch noch als schön empfinden. Doch das elektrisierende Kribbeln, das sich in meinem Körper ausbreitete, drängte den Ekel in den Hintergrund.

Als ich mich löste, atmeten wir beide schwer und sahen uns erneut in die Augen. Der Unglaube, der sich in Mats Gesicht zeigte, war wohl derselbe, den auch ich verspürte. Was hatten wir gerade getan?

Seine Arme lösten sich von mir und er wich meinem Blick aus. Ruhig verkündete er: »Ich geh hoch.«

»Nein, bleib hier. Komm wieder mit ins Bett.« Ich hielt weiter seinen Arm fest. Ihn nun gehenzulassen, fühlte sich falsch an. »Du hast außerdem nichts an.«

Er sah an sich herunter und schien es erst jetzt zu realisieren. Da ich automatisch seinem Blick gefolgt war, bemerkte ich, dass der Kuss auch ihn erregt hatte. Noch immer mit gesenktem Blick nickte er und schlich zurück ins Schlafzimmer.

Schweigend legten wir uns jeder auf seine Seite und drehten uns die Rücken zu. Ich hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, doch fand ich keine Worte. Sollte ich mich auch entschuldigen? Immerhin hätte das nie passieren dürfen. Ich hatte doch nur gewollt, dass er blieb. Nun, da wir quitt waren, konnten wir einfach vergessen, dass es jemals geschehen war.

Zumindest hätte es so sein sollen, doch noch immer spürte ich das Ziehen in meinen Lenden und das Verlangen, es erneut zu tun. Die Stromstöße machten süchtig.

Ich musste es unterdrücken! Es war falsch. Kein richtiger Mann sollte einen anderen auf diese Weise küssen. Das gehörte sich nicht, das war mehr als nur körperliches Verlangen.

Nach einer Weile, in der ich vergeblich versucht hatte, einzuschlafen, drehte ich mich wieder herum und legte meine Hand leicht gegen seinen Rücken. Die Nähe tat gut und ich schlief wenig später ein.
 

»Mat? Eloy? Habt ihr noch einen Moment? Ich würde gerne noch kurz mit euch sprechen«, fragte Elmer nach der Gruppensitzung und bedachte uns mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete.

Ich warf einen unsicheren Blick zu Mat, nickte dann aber, genauso wie er.

»Dann setzt euch bitte noch mal.«

Wir nahmen uns jeder einen der Stühle, die wir mit der Gruppe bereits zur Seite geräumt hatten, und setzten uns.

Mat ergriff als erster das Wort: »Was gibt es denn?«

Elmer setzte sich uns gegenüber und seufzte. »Das geht so mit euch nicht mehr weiter. Einer von euch muss die Gruppe wechseln. Ich leite an den geraden Dienstagen ebenfalls eine Gruppe, an der ihr gerne teilnehmen könnt.«

Verwirrt sah ich von Elmer zu Mat und wieder zurück.

Auch der Punk schien von dieser Aufforderung überrascht. »Warum? Wir haben doch nichts getan.«

Elmer musterte uns abwechselnd eindringlich. »Ich habe den Eindruck, dass ihr nicht mehr offen sprechen könnt, wenn der andere dabei ist. Berichtigt mich, wenn ich damit falsch liege. Aber in der Gruppe müsst ihr ehrlich sprechen können. Wenn ihr euch gegenseitig daran hindert, ist es für alle besser, euch zu trennen.«

Der Punk sah kurz zu mir, schwieg jedoch genau wie ich. Elmer hatte recht, doch weder Mat noch ich würden das zugeben.

Seit ich gestern Morgen doch allein aufgewacht war, waren wir uns aus dem Weg gegangen. Als er Chico heute Nachmittag herunterbrachte, hatte sein Anblick bei mir sofort das Verlangen ausgelöst, ihn erneut zu küssen. Um dem zu entgehen, war ich schnell in die Küche geflüchtet. Doch er hielt sich ebenfalls nicht lange auf. Er legte nur die Leine in den Flur und ging wieder. Danach war es mir noch schlechter gegangen, was erstaunlich war, immerhin hatte ich in der Nacht kein Auge zubekommen. Mein schlechtes Gewissen und das starke Verlangen nach seiner Nähe hatten mich abwechselnd wachgehalten.

Da ich nicht erneut eine solche Nacht erleben wollte – sie hatte sich im Dienst gerächt, sodass ich fast einen Unfall gebaut hätte –, nutzte ich die Gelegenheit und sprach in der Gruppe an, dass ich in den letzten Tagen einen Mann geküsst hatte, damit jedoch nicht klarkam, weil es mir so falsch erschien und gegen alles sprach, woran ich glaubte.

Wäre der Punk nicht dort gewesen, hätte ich vermutlich deutlich besser darüber sprechen können, warum es mich so aus dem Gleichgewicht brachte. Aber mit ihm als Zuhörer war das unmöglich! Was sollte er denn von mir denken?

Doch auch Mat war nicht ehrlich gewesen. Er hatte zwar ebenfalls erzählt, dass er in den letzten Wochen das erste Mal aus freien Stücken einen Mann geküsst hatte, doch auch er schwieg sich zu den Gründen, warum es ihm so schwerfiel, aus.

»Ich nehme das jetzt mal als Bestätigung meiner Theorie«, beschloss Elmer, als er merkte, dass er vergeblich auf eine Antwort wartete. »Stimmt ihr mir auch zu, dass es besser wäre, wenn einer von euch in die andere Gruppe geht?«

Während ich noch überlegte, schüttelte Mat bereits heftig den Kopf. »Nein, das wird nicht nötig sein.«

Elmer zog eine Augenbraue hoch und betrachtete uns eingehend. »Ihr wärt also bereit, beim nächsten Mal noch einmal über die Sache zu reden, ohne um den heißen Brei herumzureden?«

Ich sah zu dem Punk und schüttelte leicht den Kopf, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich das nicht konnte.

Doch er blickte einfach nur starr zurück und erklärte mit fester Stimme: »Ja.«

»Nein!« Erwiderte ich prompt. Ich war nicht bereit, noch einmal darüber zu reden. Es war so schon schlimm genug gewesen, da alle versucht hatten, mir einzureden, dass nichts dabei war. ›Wer mit einem Mann schlafen kann, kann auch einen küssen.‹ Doch so einfach war das nicht! Das eine war Sex, Verlangen ohne die kleinste Verbindung. Küssen war etwas völlig anderes. Das war viel intimer. Selbst bei Maria hatte ich das gespürt.

Der Punk knurrte leise, warf mir einen bösen Blick zu und stand auf. »Dann geh halt in die andere Gruppe!« Er verabschiedete sich knapp von Elmer und stampfte dann aus dem Raum.

Seufzend sah ich ihm nach. Das hatte ich mit dem Nein doch gar nicht gemeint.

»Also kommst du nächsten Dienstag wieder?«, fragte Elmer noch einmal nach.

Ich zuckte mit den Schultern und erhob mich, um unsere Stühle wieder wegzustellen. »Ich weiß es noch nicht. Ich überleg es mir und schreib dir dann, okay?«

»Klar.« Elmer lächelte und legte mir dann eine Hand auf die Schulter. »Vielleicht solltest du auch mit Mat noch einmal reden?«

Ich zuckte erneut mit den Schultern. Worüber sollte ich mit ihm reden? Ich wusste, dass er es genauso falsch fand wie ich.

»Ich meine das ernst«, beharrte Elmer. »Bevor ihr das nicht miteinander geklärt habt, können wir euch auch nicht helfen.«

»Was erzählst du da für einen Unsinn?« Wie kam er darauf, dass es mit dem Punk und mir zu tun hatte?

Er verdrehte die Augen und lachte leise. »Eloy, es ist mehr als offensichtlich, dass das eine Sache zwischen Mat und dir ist. Die Jungs munkeln schon länger, dass da was zwischen euch läuft, nachdem ihr euch mittlerweile so gut versteht. Und das heute war mehr als offensichtlich. Vor allem Mats Abgang. Was immer da genau zwischen euch vorgefallen ist, einer von euch muss den ersten Schritt gemacht haben und erwidert habt ihr es beide. Wenn ihr wissen wollt, was los ist, dann müsst ihr miteinander reden.«

Ich ließ es unkommentiert und gemeinsam verließen wir den Raum und das Gebäude.

An meinem Auto blieben wir stehen und er legte mir schon wieder die Hand auf die Schulter. »Wenn du meine Meinung hören willst: Ihr solltet es versuchen. Euch kann doch eigentlich nichts Besseres passieren, als jemand, der die gleichen Probleme kennt.«

»Danke.« Ich wand mich unter seiner Hand hervor und stieg ins Auto. Ich brauchte seine Ratschläge nicht! Sie änderten nichts daran, dass das alles vollkommen falsch war.

Langsam, noch immer mit den Gedanken bei dem Punk, fuhr ich nach Hause.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Albträume und Küsse Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chaos-kao
2020-11-17T18:54:01+00:00 17.11.2020 19:54
Oh Mann, Mat ist ja sowas von niedlich in diesem Kapitel. Eloy sollte sich geehrt anstatt abgestoßen fühlen. Ich hoffe nur er bekommt das auf die Reihe bevor er Mat vergrault. War auf alle Fälle wieder ein sehr gutes Kapitel
Antwort von:  Vampyrsoul
20.11.2020 14:45
Ach, so abgestoßen wie er tut ist er gar nicht. Er muss nur noch in seinen Kopf bekommen, dass es vollkommen in Ordnung ist, dass es sich gut anfühlt.


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