Der Tiger im Käfig von KatieBell ([Yuriy x Mariah]) ================================================================================ Prolog: Frauengespräche ----------------------- Yuriy ist sichtlich überfordert und abgehetzt, als er bei Ians Arbeitsplatz ankam. „Alter, wieso bist du so gehetzt?“, fragte dieser und besah sich seinen Freund von oben bis unten an. „Hätte ich das geahnt... ich hätte einfach die Füße still gehalten.“ „Von was redest du?“ „Von Hiromi! Die ist schrecklich... genauso ein Sklaventreiber wie Kai...“ Ian lachte laut los und hielt sich den Bauch vor Schmerzen. „Tja, ... da bist du selbst schuld.“ „Lach du nur...“ „Ich komm super mit ihr klar.“ „Yuriy!!“, hörte er schon ihre kreischende Stimme im Flur hallen. „Oh nein, da ist sie wieder. Ich bin weg. Du hast mich nicht gesehen.“, sagte der Rothaarige und verschwand augenblicklich in den vielen Gängen des Bürogebäudes. In dem Moment als der rothaarige Russe aus Ians Sichtfeld verschwand, tauchte auch schon die braunhaarige Japanerin auf. „Ian... hast du Yuriy gesehen?“ „Nein, wieso?“, sagte dieser wie aus einer Pistole geschossen. „Verdammt. Ist er mir wirklich entkommen. Er wollte mir ein paar Unterlagen aus dem Keller holen. Würdest du das für mich machen? Ich brauche sie wirklich dringend.“ „Klar... ich hol sie dir, wenn ich danach gleich Mittagspause machen darf?“ „Super, mach ruhig Pause. Wenigstens kann ich mich auf dich verlassen.“, lächelte sie und verabschiedete sich von ihm, „Entschuldige mich Ian, ich muss noch Naomi anrufen.“ „Viel Spaß bei eurem Mädchentelefonat.“, grinste er. Gestresst kam sie wieder oben in ihrem Zimmer an. Sie schloss die Tür, nahm sich ihr Smartphone von ihrem Schreibtisch und setzte sich auf die Couch, die ebenso im Raum stand. Sie machte es sich bequem und wählte zugleich Naomis Nummer. „Krematorium Ofen 12. Wen kann ich für sie einäschern?“, kam es prompt von der anderen Seite und Hiromi musste lächeln. „Witzig.“, kommentierte die Braunhaarige. „Hiromi! Schön von dir zu hören, wie geht es dir?“ „Gut. Ich mach gerade Pause und dachte, ich ruf dich mal an.“ „Ich bin erleichtert, dass es dir gut geht.“, sagte Naomi am anderen Ende und Hiromi fragte wieso sie bedenken hatte, „Na ja, du hast so lange keinen Kontakt zu Kai gehabt und es war nicht vorauszusehen, dass er wieder in deinem Leben auftaucht... Vor allem, dass du ihm die Chance gibst.“ „Mir geht's wunderbar. Wir... gehen es langsam an.“, sagte sie und lehnte sich in die Couch zurück. „Langsam? Du bist zu ihm nach Russland gezogen? Das nennst du langsam?“ „Ich brauchte den Tapetenwechsel. Du weißt es doch am besten. Außerdem... ich hab es nicht ausgehalten in dem Haus... der Unfall und... die Erinnerungen.“ „Ich weiß.“, seufzte ihre Freundin, „War er dir wenigstens eine Stütze?“ „Ja. Er... tut alles, dass es mir gut geht.“ „Tut also alles, ja?“, fragte sie und Hiromi hörte einen zweideutigen Ton heraus. „Naomi!“ „Sorry, man darf ja mal fragen.“ „Wir haben noch nicht... du weißt schon.“ „Du verpasst da was. Je eher, desto besser.“, lachte sie. Hiromi schwieg, es fiel ihr schwer über das Thema zu reden. Mit Kai war jede Minute kostbar, ob das bestimmte Thema nun eine Rolle spielte oder nicht. Sie war definitiv bereit dafür, aber sie wusste nie, wie sie es anstellen sollte, dass er es bemerkte. Und sie war leider nicht der Part, der instinktiv handelte. „Wie läuft es eigentlich mit Takao?“, lenkte sie vom Thema ab. „Wir hatten ein paar Dates.“ „Und?“, hakte sie nach. Sie war wirklich gespannt, was aus Naomi und Takao geworden war. Das erste Telefonat nachdem sie in Russland war, handelte davon, dass Taka ihr Avancen gemacht hätte. „Ich weiß noch nicht so recht. Er war jahrelang hinter dir her... ich möchte kein Lückenbüßer sein.“ „Ich glaube nicht, das Takao dich so sieht. Wir hatten uns Jahre zuvor ausgesprochen. Schon bevor Kai wieder kam. Er hatte Kai ja sogar geholfen, mit der Sache bei mir. Er mag dich wirklich, denke ich. Gib ihm eine Chance.“ „Wer soll wem eine Chance geben?“, fragte eine weitere Stimme und Hiromi fühlte sich ertappt. Der Graublaue stand plötzlich neben ihr und sie wandte sich schnell zu ihrem Telefonat. „Sekunde, bin gleich wieder da.", sagte Hiromi zu ihrer Freundin und stellte Naomi in die Warteschleife, „Was gibt es?“, fragte sie dann an Kai gerichtet. „Naomi?“ „Ja. Ich hatte gerade etwas Zeit. Was schleichst du dich so an?“ „Ich hab mich nicht angeschlichen.“, konterte er und klang dabei leicht betroffen. „Wie auch immer... was ist?“ Kai setzte sich neben sie und Hiromi spürte eine Hitze in sich aufkommen. Sie gab Stoßgebete gen Decke und hoffte, dass sie sich beruhigen würde. Das war denkbar der schlechteste Zeitpunkt, um an so etwas zu denken. „Ich hab uns einen Tisch für heute Abend reserviert.“ „Oh.“, kam es überrascht von ihr, „Ich dachte, wir kochen heute?“ „Hab es mir anders überlegt.“, sagte er und legte eine Hand auf ihr Knie. Sie fing an innerlich zu zittern. Seine warme Hand ließ etwas ganz anderes in ihr aufkommen. „Kann- kann ich dann weiter telefonieren?“, versuchte sie dem Gespräch zu entkommen. „Natürlich,... ich geh wieder rüber.“, sagte er und stand auf. Sie erkannte seinen Blick, der auf ihr Knie gerichtete war. Konnte es sein, dass er...? Er war bereits durch die Tür, als sie sich Naomi wieder zuwandte. Sie holte sie zurück in die Leitung und das Erste was sie hörte war, wie ihre Freundin die Warteschleifmusik summte. „Sorry. Da bin ich wieder.“ „Mhm... mhm...mhmhmhm.... Was war los?“ „Kai... er... hat uns einen Tisch reserviert.“ „Er will dich abfüllen.“ „Was? Nein! Wir gehen Essen. Das ist nichts neues. Ab und an macht er das.“ „Aber zuvor wusstest du das auch immer vorher, wenn ihr Essen geht. Jetzt... so plötzlich? Als ob er heute Nacht was vor hat.“ „Oder vielleicht noch vor dem Essen.“, murmelte sie, was Naomi allerdings hörte. „Vor dem Essen? Wie darf ich das verstehen?“ „Er... hat eben.. ich weiß auch nicht, er benahm sich eben seltsam.“ „Wie seltsam?“ „Ich muss bescheuert sein, dir das zu erzählen...“, flüsterte sie zu sich selbst, „Er hat... seine Hand auf mein Knie gelegt. Eigentlich ja nichts besonderes, aber... ich hab innerlich gezittert von seiner Berührung. Das war vorher doch auch nie so.“ „Du bist heiß auf ihn.“, stellte sie fest. „W-was?!“ „Das ist völlig normal. Hiromi ganz ehrlich. Wie alt bist du?“ „19.“ „Und er ist, wie alt? 21?“ „22.“ „Das du immer noch so verklemmt bist. Er will dich. Glaub mir, das sind klare Anzeichen. Er berührt dich und du bekommst die Flatter. Er will dich zum Essen ausführen, ganz urplötzlich, obwohl etwas anderes ausgemacht war? Der Kerl tut alles, um es dir recht zu machen. Ganz unter uns... wie weit seid ihr gegangen bisher?“ „Das ist jetzt wirklich eine intime Frage.“ „Es ist nur eine Frage und du bist meine Freundin. Ich kann dir auch dann erzählen wie der Sex mit Takao ist.“ „Bitte nicht!“ Sie hörte Naomi ins Telefon lachen. Wobei es für Hiromi ein böses Kopfkino verursachte. Sie würde niemals wissen wollen, wie Takao... stopp. „Denkst du gerade wirklich darüber nach wie ich es mit Takao-“ „Hör auf damit. Ich will nicht darüber nachdenken, aber wenn du es mir aufzwingst, muss ich mich übergeben.“ „Okay. Dann erzähl ich es dir, wenn du besoffen bist. Dann vergisst du es immerhin wieder.“ Sie glaubte kaum, dass sie das dann vergessen könnte. Mal abgesehen davon, dass sie nie wirklich viel trank. „Was soll ich denn jetzt machen?“, fragte sie nach der Pause. „Willst du es denn?“ „Ich weiß nicht. Wie war das denn bei dir?“ „Mein erstes Mal? Ist schon ein bisschen her. War eine flüchtige Bekanntschaft. Nichts ernstes.“ „Das klingt nicht gerade schön.“ „Du musst wissen, was dir wichtig ist. Für mich... ich wollte diese Erfahrung einfach. Er war nicht romantisch, aber auch nicht grob. Also hat es gepasst. Aber du und Kai seid ein Paar und ich schätze ihr wollt zusammen bleiben oder?“ „Was ist das denn für eine Frage?“ „Ich mein ja nur... falls ihr es versucht und es für dich nicht das ist, was du wolltest... daran kann auch eine Beziehung zerbrechen.“ „Du sollst mir gute Sachen in den Kopf legen und mich nicht noch weiter verunsichern.“ „Sorry, Hiromi. Ich kann dir da halt echt nicht helfen. Ich sehe es halt mit anderen Augen. Hör einfach auf dein Bauchgefühl. Wenn du dich sicher bei ihm fühlst, dann lass es zu.“ „Und wenn nicht?“ Sie hörte Naomi seufzten. „Wenn du unsicher bist, dann sag es ihm. Du musst mit ihm reden. Auch wenn es ein Thema ist, mit dem man nicht oft hausieren geht. Du musst ihm sagen, was dir gefällt. Der Mythos das Männer unsere Gedanken lesen können, ist an den Haaren herbeigezogen. Reden ist das A und O.“ „Okay. Ich... muss weiter machen. Hab noch haufenweise Akten hier liegen. Danke jedenfalls für das Gespräch.“ „Nicht dafür. Ruf mich ruhig an, egal zu welcher Zeit, wenn du reden willst.“ „Mach ich. Hab dich lieb.“ „Ich dich auch, Maus.“ Als sie das Telefon beiseite legte fühlte sie sich hin und hergerissen. Als sie damals angefangen hatte Gefühle für Kai zu entwickeln, hatte sie niemals an so etwas gedacht. Früher war ihr nur wichtig in seiner Nähe zu sein. Manchmal da hatte es sich höchsten vorgestellt, wie es wäre, wenn er sie küsste. Aber das war auch schon das höchste an Gefühlen, an was sie dabei dachte. Jetzt... vier Jahre nach dem ersten Zusammentreffen, führte sie eine Beziehung, die immerhin schon ein Jahr hielt. Sie lebte in Russland und studierte hier auch mittlerweile. Sie wohnte mit ihm zusammen und arbeitete ab und an hier in seiner Firma. Sie verstand sich recht gut mit seinen Freunden, bis auf Yuriy, den sie nicht so ganz mochte, aber es war okay. Man musste ja nicht jeden mögen. Kai hatte so viele verschiedene Seiten an sich. Die Unnahbare, die sie schon von früher kannte, die er jedoch mit den Jahren abgelegt hatte. Dann diese seriöse Art. Immer wenn er am Arbeiten war oder es um die Firma ging, war er fair und konzentriert. Die Organisation lag ihm sehr am Herzen. Und jeder hier akzeptierte das. Er war einfach der geborene Geschäftsmann. Und dann gab es noch die andere Seite, die nur sie zu Gesicht bekam. Dieses aufrichtige Interesse, diese Zuneigung. Mit vielen kleinen Dingen machte er sie schon glücklich. Wenn es auch nur der gedeckte Frühstückstisch war, wenn sie erwachte und er bereits in der Firma war. Oder wenn er sie zum Essen ausführte. Wenn er einfach zwischen den Arbeitszeiten bei ihr in der Universität auftauchte, nur um sie zu sehen. Und wenn er sie küsste, vergaß sie einfach alles um sich herum. Einmal kam sie in sein Büro, wollte nur kurz etwas abklären wegen einer Adoption und sie hatte gar nicht bemerkt wie er aufgestanden war, sich vor sie stellte, ihr die Akte aus der Hand nahm und sie leidenschaftlich küsste. Sie hatte seine rechte Hand in ihren Haaren gefühlt und sein linke Hand legte er auf ihre Hüfte. Er hatte sie so sehr an sich gezogen, dass sie dachte, sie würde keine Luft mehr bekommen. Sie war wie im Rausch gewesen, als sie ihre Hände auf seine Brust ablegte und er sie herumdrehte. Sie spürte den Schreibtisch in ihrem Rücken und kurz danach hatte er sie einfach angehoben und sie darauf abgesetzt. Er hatte zu der Zeit nicht einmal von ihren Lippen abgelassen. Sie hätte gar keine Chance gehabt ihm zu widerstehen. Es war aufregend gewesen. Seine Hand an ihrer Hüfte wanderte unter ihr T-Shirt und seine warme Haut auf ihrer fühlte sich einfach wunderbar an. Sie brach den Kuss ab, da ihr die Luft ausging und sah ihn mit erröteten Wangen einfach nur an. Bis er sie wieder küssen wollte, doch in dem Moment ging die Tür des Büros auf und wie von der Tarantel gestochen schritt er einen Schritt zurück und sie rutschte vom Tisch. Es war Yuriy. Der rothaarige Russe sah beide mit einem hämischen Grinsen an, kam aber nicht zu Wort, da Hiromi ihre Sachen schnell nahm und aus dem Sichtfeld der beiden Männern verschwand. Auf dem Gang hörte sie Kai, wie er Yuriy anschrie, warum er denn nicht anklopfen könne. Ihr war das sichtlich peinlich gewesen. Darüber geredet hatten sie aber nie darüber. Hiromi seufzte. Der Moment war fast schon zwei Monate her. Er war ihr seit dem nur einmal noch so nah gekommen. Es war zu Hause, sie hatte gerade Wasser auf den Herd gesetzt für einen Tee. Es war Wochenende und Kai hatte versprochen nicht zur Arbeit zu fahren und den Tag mit ihr zu verbringen. Es war irgendwann Morgens. Es war noch dunkel draußen. Sie hatte gerade angefangen, ein bisschen für eine Prüfung zu lernen. Gerade als sie den Teebeutel aus dem Schrank holen wollte, stand Kai plötzlich hinter ihr und küsste sie in den Nacken. Sie wusste gar nicht wie ihr geschah, als er sie herumwirbelte und seine Lippen auf ihre legte. Seine Hände waren plötzlich überall und Hiromi überfiel eine Gänsehaut. Die definitiv positiv war und sie genoss es sich an seinen Körper zu schmiegen. Er ging weiter, als damals im Büro und ließ seine Hand unter ihr Schlafshirt gleiten. Sie spürte wieder seine Wärme, diesmal auf ihrem Rücken und wie er sachte nach unten glitt. Sie hatte in seinen Kuss hinein gestöhnt, doch das Wasserpfeifen des Kessels ließ sie zurück in die Realität fallen. Sie löste sich von ihm, um den Herd auszumachen und wandte sich dann wieder Kai zu. Doch dieser war plötzlich verschwunden... Seit dem hatte er nie wieder einen solchen Versuch gestartet. Und sie vermisste es. Wollte er vielleicht wirklich... heute... Ihr Herz klopfte plötzlich so laut. Sie war aufgeregt und sie schwor sich, dass sie es einfach auf sich zukommen lassen würde. Kapitel 1: Blicke reichen aus [1] --------------------------------- Der Abend kam schneller als gedacht und sie war zu Anfangs nervöser, als die Male zuvor. Es war ja schließlich nur ein Restaurantbesuch. Er hatte sich ein klassisches russisches Lokal ausgesucht. Sie redeten über die Arbeit, er fragte sogar nach Naomi und sie erzählte, dass sie mit Takao schon ein paar mal Ausgegangen wäre. Er musste grinsen, denn er konnte sich wohl nicht so ganz vorstellen, wie ausgerechnet die beiden sich finden konnten. „Wieso?“, hatte sie gefragt, woraufhin er nur sagte, dass Naomi mit beiden Beinen im Leben stand mit ihrem eigenen Café und er nur Essen auslieferte, während er immer noch aktiv unter die Beyblader zählte. „Er wird nie erwachsen.“ Sie hatte darauf nichts mehr erwidert. Es ging sie auch nichts an. Sie empfand nur, dass Naomi und Takao gut zusammenpassen könnten. Sie war in manchen Situation komplett bescheuert und er war ihr ähnlich. Man sagte doch auch: Gleich und Gleich gesellt sich gern. Als sie das Restaurant verließen, trat Hiromi schon den Heimweg an, als sie von Kai abgehalten wurde. Er nahm ihre Hand und führte sie durch die Stadt. Sie waren eh ohne Auto unterwegs, da sie hier kaum Parkplätze fand. Als sie in einer Fußgängerzone ankamen, fragte er plötzlich aus heiterem Himmel, ob sie ihm aus dem Weg ging. Sie verstand es erst nicht, was er damit meinte, doch als er sie ansah, kam ihr ein ganz komisches Gefühl hoch. „Immer wenn ich versuche...“, begann er langsam, doch so wirklich sprach er es nicht aus, „... du blockst es ab. Mach' ich irgendetwas falsch?“ Sie rief sich Naomis Worte in den Kopf. „Du musst mit ihm reden. Er kann deine Gedanken nicht lesen.“ „Ich... ich blocke es nicht ab.“, sagte sie, was nicht gelogen war. In den beiden Momenten kam eben immer nur etwas dazwischen, oder jemand der das Glück störte. Oder gab es noch mehr? Hatte sie irgendwann mal seine Signale nicht bemerkt? „Heute Mittag.“, sagte er knapp, „Du hast es nicht erwarten können, mich loszuwerden.“ „Loswerden...“, wiederholte sie, „Ich war am telefonieren.“, versuchte sie sich zu rechtfertigen. - Natürlich hatte sie seine Blicke bemerkt, aber sie wollte nicht Naomi abwimmeln und sich so öffentlich ihr gegenüber bekennen, dass sie jetzt mit Kai... Außerdem. So schön es auch mit Kai war. Allein seine Zuwendung und Zuneigung. Die kleinen Anzeichen... sie war immer noch unsicher. Hatte er das Gefühl denn nicht? Sie hatte mal aus Zufall mitbekommen, wie er mit Yuriy darüber sprach und dabei hatte sie herausgehört, dass auch Kai noch nicht... aktiv war. Somit wäre es auch für ihn das erste Mal. Auch wenn er deutlich mehr daran arbeitete, als sie. „Ich bin unsicher.“, sagte sie dann, weil sie es ihm sagen musste, „Das ist alles.“, vielleicht verstand er dann, wieso sie manchmal so komisch reagierte. „Unsicher? Wieso?“ „Ich...“, fing sie an, doch wusste nicht, wie sie weiter machen sollte, „... ich weiß nicht warum...“, und ihr wurde das Gespräch immer mehr unangenehmer. Mit ihm reden, schön und gut, aber sie musste sich erst einmal selbst im Klaren sein, was sie wollte und vor allem... wann. „Müssen wir darüber reden?“, fragte sie etwas zu genervt. Es war so schwer über das Thema mit ihm zu reden. Es war ihr peinlich und es war einfach suspekt mit demjenigen zu reden, mit dem sie gerne intim wäre... Hiromi bemerkte seinen Blick auf sich ruhen und es war ihr noch peinlicher als zuvor, da diese Stille nun um sie herrschte. Sie liebte ihn. Wieso konnte sie dann nicht einfach über ihren eigenen Schatten springen? Ohne ein Wort mehr zu sagen, ging er voraus und sie schritt ihm hinterher. Auf dem Nachhauseweg sagte keiner der beiden ein Wort. Es fühlte sich an wie eine Mauer, die sie beide errichtet hatten. Wieso war Liebe nur so kompliziert?! Zu Hause angekommen hing sie ihre Tasche und ihre Jacke auf. Kai stand weiterhin im Flur, als sie ins Bad ging. Sie putzte sich die Zähne und wusch kurz ihr Gesicht, bevor sie ihre Haare öffnete und diese kurz durch bürstete. Als sie herauskam war er immer noch dort, wo sie ihn zurückgelassen hatte. „Kai...“, flüsterte sie leise. Als ob er sie gehört hatte, sah er auf. „Hiromi...“, sagte er und kam ihr näher, so dass er nah bei ihr stand, „Vertraust du mir?“ „Na-natürlich vertraue ich dir.“, sagte sie heißer und spürte förmlich die Luft, wie sie knisterte. „Halt mich auf, wenn es dir zu viel wird.“, sagte er kurz angebunden. „Wies-mhmm“, begann sie doch stöhnte auf, als er seine Hände auf ihre Hüfte legte, sie dabei gegen die Wand drückte und sie leidenschaftlich küsste. Sie wusste gar nicht wohin mit ihren Armen, bis sie diese einfach auf seine Schultern legte und er sie wie damals in seinem Büro, anhob. Sie konnte nicht anders, als abermals aufzustöhnen, als er sein Becken gegen ihres drückte. Er wollte sie tatsächlich... das wurde ihr in dem Moment klar. Die ganzen Anspielungen heute, diese Blicke die er ihr zugeworfen hatte. Das hatte er tatsächlich geplant gehabt. Immer noch drückte er sie an die Wand und küsste sie, umspielte ihre Zunge mit seiner und ließ sie dabei nicht los. Auch wenn es unsagbar schön war, so sehr von ihm begehrt zu werden, wurde Hiromi diese Lage ein bisschen zu unbequem. Ihr Rücken tat weh und sie brach den Kuss ab und stemmte ihre Hände gegen seine Brust. „Ich...“ „Bin ich zu weit gegangen?“, fragte er zugleich mit einem ebenso unsicheren Blick. In dem Moment wusste sie, dass auch er nervös war. Sie schüttelte den Kopf energisch. Er sollte bloß nicht aufhören nur... „Mir tut... der Rücken weh. Können wir... also... vielleicht...“, sie wusste nicht, wie sie das aussprechen sollte. „Bett.“, murmelte er nur hob sie noch etwas weiter an und stolperte mit ihr zusammen ins Schlafzimmer. Kapitel 2: Blicke reichen aus [2] --------------------------------- Er setzte sie vor dem Bett auf dem Boden ab und hielt ihr Gesicht in seinen Händen. Sie hingegen legte ihre Hände an seinen Hals und zog ihn mehr zu sich. Als er den Kuss unterbrach küsste er sie am Hals und an der Seite. Sie keuchte, als er den Saum ihres Oberteils mit seinen Händen erreichte. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass er diese abwärts gleiten ließ. Ohne lange darüber nachdenken zu können, hatte er ihr das Oberteil über den Kopf gezogen. Im ersten Moment fühlte sie sich ihm total ausgeliefert, doch schon im nächsten Augenblick verflog dieser Gedanke auch schon wieder, als er sie wieder küsste, diesmal zärtlicher und dabei flüsterte... „Du bist wunderschön.“ Sie wusste nicht, woher sie die Initiative ergriff, aber sie zog ihn so überschwänglich zu sich, dass sie den Halt verlor und rücklings aufs Bett fiel. Er folgte ihr und küsste sie abermals. Er zog eine Spur über ihren Körper und Hiromi dachte, sie würde schmelzen bei seinen Berührungen. Sie lag unter ihm und sie fühlte sich so sicher, wie noch nie. Plötzlich fiel er zu ihrer linken und zog sie mit. Der Wechsel hatte sie überrascht, doch fragen würde sie nicht. Sie hatte sich geschworen, dass sie das alles einfach auf sich zukommen lassen würde. Und warum das in Frage stellen? Wenn es sich so gut anfühlte? Wieder küsste er sie und sie spürte seine Hände auf ihrem Rücken. Es war wie ein kurzer Lufthauch, als er ihren BH von ihren Körper löste und seine rechte warme Hand auf ihrer Brust zum Stillstand kam. Sie stöhnte in den Kuss hinein, als er sie massierte. Kurz kam der Gedanke, dass er wohl doch schon mehr Erfahrungen hatte, wie sie. Wie sonst würde er wissen, welche Knöpfe er bei ihr drücken musste. Doch weiter darüber nachdenken konnte sie auch darüber nicht. Er drückte sie wieder zur Seite und war wieder über ihr. Sie hatte ihre Augen geschlossen, um sich darauf zu konzentrieren, was er mit ihr tat. Das Gefühl, wie er von ihren Lippen abließ und eine Etage tiefer ging, war berauschend. Sie stöhnte, als er an ihrer Brustwarze saugte und sie begann zu keuchen, als sie plötzlich seine andere Hand unter ihrer Jeans glitt. Wann hatte er denn bitteschön ihre Hose aufgemacht und wieso war diese schon halb herunter gezogen? Sie bekam einfach nichts mehr mit... Kai ließ von ihren Brüsten ab und küsste sie erneut auf die Lippen. Ein wilder und leidenschaftlicher Kuss entbrannte. „Ich... liebe dich.“, keuchte er zwischen den Küssen und Hiromi hätte fast geweint. Diese drei Worte hatte er noch nie zu ihr gesagt. Nicht dass sie es nicht wusste, aber es aus seinem Mund zu hören war noch viel besser. Sie stöhnte lauter, als sie seine Finger auf ihrer Unterhose fühlte. Es war nur eine sanfte Berührung, bis sie seine Finger unter dem Stoff wahrnahm. Sie keuchte auf und drückte ihren Kopf in die Matratze, als er über ihre intimste Stelle fuhr. „Kai...“, stöhnte sie seinen Namen und alles um sie herum war vergessen, „Ich... ich liebe dich...so sehr...“, keuchte sie und am Ende ihres Satzes drang er mit einem Finger in sie ein... Kapitel 3: Blicke reichen aus [3] --------------------------------- Am nächsten Morgen grummelte er kurz auf, bevor er die Augen aufschlug. Er fühlte sich total gerädert. Er sah zur Seite und musste kurz lächeln, als er Hiromi neben ihm entdeckte. Sie lag friedlich in seinem Arm. Ihre Handfläche lag auf seiner nackten Brust und sie schmiegte sich leicht an ihn. Kurz betrachtete er sie im Schein der Morgensonne. Seine linke Hand hob er hoch und strich ihr einzelne Strähnen aus dem Gesicht. Seine Finger glitten über ihr Gesicht, an ihrem Hals herunter und hob kurz die Bettdecke ein klein wenig an. Als ob er sichergehen wollte, dass das gestern Abend kein Traum war. Sie lag immer noch nackt darunter und er konnte nicht anders, als kurz zu grinsen, bevor er die Decke wieder fallen ließ, sich kurz zu ihr beugte und ihr einen Kuss auf ihre Stirn hauchte. Dann befreite er sich aus ihren Armen und setzte sich auf den Bettrand, um seine Kleidung zusammen zu suchen. Während er sich anzog, suchte er noch einmal den Boden ab. Wo zum Teufel hatte er das Kondom hingeworfen...? Er hatte stets darauf geachtet, dass - falls es passieren sollte, dass er vorbereitet war. Er wusste nicht, ob sie... an so etwas denken würde. Und er wollte einfach auf Nummer sicher gehen. Er fand das fast unscheinbare Teil unter der Kommode. Mit einem Taschentuch bewaffnet, entsorgte er es im Mülleimer. Er lief in die Küche und machte sich erst einmal einen Kaffee. Er brauchte jetzt definitiv Koffein. Und danach... würde er ihr Frühstück machen und kurz im Büro vorbeischauen. Nur um sicher zu gehen das Yuriy und die restliche Bagage die Firma nicht in die Luft gejagt hatten, in seiner Abwesenheit. Im Foyer kam ihm schon Bryan entgegen, er fragte ihn etwas zu grinsend, wie der Abend war. Er antwortete nicht darauf, fragte aber, wo er Yuriy finden konnte. „Er ist oben im 2. Stock. Telefoniert gerade mit dem Waisenhaus aus dem Südteil.“ Er nickte ihm zu und nahm den Fahrstuhl hoch ins 2. Stockwerk. Kaum an der Tür angekommen kam er herein, ohne anzuklopfen. Der Rothaarige sah auf und beendete das Gespräch am Telefon. „Ja ich versichere Ihnen, wir werden uns darum kümmern. Wir finden schon eine gute Familie für die Kleine. Auf Wiederhören.“ „Probleme?“, fragte Kai und setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber. „Wie immer. Vollwaise, keine Angehörigen. Sie ist acht. Schweres Alter um zu vermitteln. Aber genug davon. Wie war der Abend?“ „Gut.“ „Gut?“, fragte er nach. „Ja. Gut. Mehr musst du nicht wissen.“ „Also hast du sie endlich rum bekommen, ja?“, grinste er, lehnte sich in sein Stuhl zurück und verschränkte seine Arme hinter den Kopf. „Das geht dich gar nichts an.“ „Whoop, Whoop, der Boss ist keine Jungfrau mehr. Wer hätte das noch gedacht!?“, nahm er ihn auf den Arm, wobei er Kais eisigen Blick auffing, „Schon gut. Ich halt die Klappe.“, sagte er, doch konnte sich eine letzte Frage offenbar nicht verkneifen, „War sie gut?“ „Yuriy...“ „Schon gut. Ich verstehe. Ein Gentleman genießt und schweigt.“ Kapitel 4: Die liebe Liebe -------------------------- Ein paar Wochen später war nichts mehr wie früher. Kai und Hiromi konnten einfach nicht mehr voneinander lassen. Selbst Yuriy wurde es allmählich zu bunt. Seine Frage von vor ein paar Wochen hatte sich somit erledigt. Sie war offenbar gut im Bett. Er und die restlichen Jungs hatten damit zu kämpfen, nicht in irgendein Zimmer zu platzen, in dem es intim wurde... So wie auch heute. Yuriy konnte sich einfach nicht konzentrieren. Mittlerweile hatten sich die Russen schon Ohrenstöpsel besorgt, um die beiden nicht ständig hören zu müssen, aber ausgerechnet heute, hatte er seine zu Hause vergessen. Seine Stirn pochte gefährlich, bis er den Füller beiseite warf und auf den Tisch hämmerte. „Verdammt nochmal, können die nicht leise sein?!“, zischte er und wollte schon rüber ins Büro stürmen, aber hielt sich davon ab. Stattdessen verließ er zwar sein Arbeitszimmer, um jedoch runter ins Foyer zu stapfen. Yuriy kam bei Ian und Sergej an. „Habt ihr noch Ohrenstöpsel?“, fragte er und suchte selbstständig in Ians Schublade. „Hast du keine mehr?“, fragte Ian und ließ seinen jahrelangen Kollegen seine Sachen durchwühlen. „Hab sie zu Hause vergessen.“ „Lass mich raten, die haben da oben wieder ihren Spaß.“, grinste Sergej und Yuriy schnaubte kurz verächtlich. „Wenn die so weiter machen, ist sie bald schwanger.“ „Junge Liebe...“, säuselte Ian sarkastisch. „Halt die Fresse, Ian.“ „Du bist doch nur neidisch, dass du gerade nicht in See stechen kannst.“, konterte plötzlich Bryan, der das ganze bisher eher still beobachtete hatte und nun einen giftigen Blick des Rothaarigen kassierte. „Würde einer heute meine Schicht tauschen? Ich halt das nicht mehr aus. Die benehmen sich wie Nymphomanen...“ „Da bin ich raus.“, sagten alle drei gleichzeitig, wie abgesprochen. „Wahre Freunde...nicht.“, sagte er als er endlich ein paar Ohrenstöpsel entdeckte. Er nahm sich diese und wollte wieder zurück in Höhle des Löwen. Irgendwer musste die beiden ja wohl trennen. Oben angekommen wollte er gerade klopfen, als er selbst durch die Ohrenstöpsel beider Gestöhne hörte. Er musste sich zusammenreißen um nicht einfach los zu schreien. Es war nicht auf seiner To-Do-Liste seinen besten Freund Kai beim Orgasmus zuzuhören... Wieder wollte er klopfen, als die Tür schon aufging und Hiromi heraus stolperte. Sie begrüßte ihn, als sei nichts gewesen und verschwand in ihr Büro. Wo war das peinlich berührte Mädchen hin, die er einmal erwischt hatte, wie sie drauf und dran war mit Kai in seinem Büro zu schlafen?! Er schüttelte den Kopf und trat ein. Ihm kam eine Duftwolke entgegen, die sich gewaschen hatte. Hier roch es nur so von Sex und Schweiß. „Boah, könntet ihr wenigstens lüften, wenn ihr es schon miteinander treibt?“, giftete er und öffnete erst einmal das große Fenster in Kais Arbeitszimmer. „Was ist?“, fragte er und Yuriy sah ihn ernst an. Kai richtete seine Klamotten, als sei einfach nichts gewesen. Er war ja noch schlimmer, als er selbst, als er nur noch das Eine im Kopf hatte. „Ganz im ernst? Willst du sie schwängern, oder warum 24/7 die Nummer?“ „Wir verhüten. Sie nimmt die Pille.“ „Ja, natürlich tut ihr das. Ich will dir echt nicht den Spaß nehmen, aber lass wenigstens die Arbeit frei von... obszön Geräuschen. Hier laufen potenzielle Sponsoren herum. Was denkst du passiert, wenn sie an eurer Lustgrotte vorbei kommen?!“ Kai erwiderte darauf nichts und schnaubte nur. Ja, daran hatte er wohl nicht gedacht. „Dein Hirn ist wohl zu weit nach unten gerutscht. Ich erinnere dich nur zu gerne an meine Weibergeschichten. Du hast mir auch verboten, sie hier her mitzuschleppen. Also kann ich das selbe auch von dir verlangen.“ „Hiromi arbeitet hier.“, war seine kühle Antwort darauf. „Trotzdem könnt ihr euer Privatleben auch Privat erledigen und nicht hier...“ Er brummte nur kurz bevor Yuriy erneut zu Wort kam. „Ach und eines noch. Ich hoffe für dich, dass du die Arbeit nicht ausfallen lässt, nur weil dir in den Sinn kommt deine Freundin zu vögeln.“ „Pass auf was du sagst.“ „Meine Aussprache ist mir scheiß egal! Du vergisst, dass du mich zu deinem Partner gemacht hast, damit du mehr Zeit für sie hast. Aber dann benimm' dich auch so. Wir sind keine Teenager mehr.“ Das Kai ihm keine Antwort gab, war nichts ungewöhnliches. Er war schon immer der schweigsame Typ gewesen. Allerdings passte der Spruch, stille Wasser sind tief, auf Kai definitiv zu. „Mir steht's hier oben.“, grummelte er und machte auf den Absatz kehrt, um das Büro wieder zu verlassen. Er knallte die Bürotür zu und atmete langsam aus. Das hatte gesessen. Er hoffte nur, dass ihre Triebe bald abklingen würden... sonst sehe er schwarz für den Urlaub, den Hiromi angezettelt hatte. China... sie wollte Mariah besuchen und Kai kam natürlich mit. Doch zu allem Überfluss musste Ian sein Maul aufreißen, dass er lange nicht mehr im Ausland war. Prompt hatte Kai einen Betriebsurlaub angesetzt. „Damit sie alle mal wieder rauskommen würden.“ Zirka eine Wochen Urlaub für die gesamte Mannschaft. Das gab's vorher doch auch nicht... Yuriy seufzte. Eigentlich hatte er gar kein Bock auf so etwas. Aber wenn er nicht mitkommen würde, würde Kai ihm sein Lohn kürzen, hatte er zumindest angedroht. Er hoffte nur, dass er sich ein bisschen abseilen konnte von allen. Urlaub im letzten Drecksloch war nicht gerade sein Wunschziel. Kapitel 5: Ankunft in den Bergen -------------------------------- Der Rothaarige stieg aus dem Wagen und er wusste schon vom ersten Blick, dass es langweilig werden würde. Das letzte Kaff... die nächste Stadt war zwei Autostunden von hier entfernt. Keine Chance auf Abwechslung. „Hiromi!“, hörte er eine weibliche Stimme und er schaute auf. „Mariah...“, sah er die Braunhaarige aus dem Auto steigen und schon auf die Frau zulaufen. Yuriy war... ein bisschen überrascht. Er hatte die Rosahaarige der White Tigers anders in Erinnerung. Sie war jetzt nicht wirklich gewachsen... klein war sie immer noch. Aber trotzdem erkannte man, dass sie Erwachsen geworden war. Ihre Gesichtsmerkmale waren glatter und nicht mehr so kindlich, wie noch vor vier Jahren. Und wenn er das als Mann mal so anmerken durfte, oben hatte sie auch deutlich zugelegt... „Hör auf zu starren...“, kam es von der Seite und Yuriy wandte sich um. Kai sah ihn missbilligend an und zog eine Augenbraue hoch. „Gucken darf man doch mal...“ „Ich schwöre dir, Yuriy... ich will die Woche Ruhe haben. Kein Drama.“ „Was soll dass denn heißen?“, fragte er beleidigt nach. „Ich kenne dich. Halt einfach deine Finger bei dir. Dann haben wir auch kein Problem.“, sagte er zum Schluss und lud mit Sergej die Koffer aus dem Wagen. „Bla, bla, bla...“, murmelte er für sich. Dann hielt er eben Abstand, soweit es ging. Was aber nicht heißen sollte, dass er sich konsequent daran halten würde... Er gesellte sich zu Ian, der gerade mit Gary sprach, wegen den Zimmern und folgte den beiden. „Du kannst das hier haben.“, sagte der große Chinese zu Ian. „Eigene Zimmer... das ist cool.“, sagte Ian. „Das sind unsere Bungalows. Wir wohnen weiter oben in der Nähe des Wasserfalls. Ihr könnt euch also breit machen.“, lächelte er, „Wir grillen später. Wenn ihr etwas spezielles zum Trinken haben wollt, dann solltet ihr das in der nächsten halbe Stunde noch sagen. Ich muss eh noch auf den Markt.“ „Habt ihr Alkohol?“, fragte der Rothaarige. „Yuriy!“, zischte Ian, „Du kannst doch nicht gleich am ersten Tag...“ „Schon gut.“, mischte sich Gary ein, „Wir haben nur Reiswein auf Lager, aber wenn du etwas bestimmtes möchtest, kann ich es besorgen.“ „Irgendetwas hochprozentiges. Such dir was Gutes aus.“ „Kein Problem.“, nickte er, „Wenn noch etwas ist, fragt Mariah.“, sagte er und ging zurück. „Alter,...“, kam es von Ian und sah ihn etwas beleidigt an, „Du willst dich echt gleich am ersten Tag besaufen?“ „Sei froh, dass ich nur Alkohol brauche, hätte ich den nicht, würde ich dir eine reinhauen. Das ist alles nur auf deinen Mist gewachsen...“ „Wieso bin ich jetzt schuld?“ „Weil du zu Kai meintest 'Ehh... ich war schon lange nicht mehr im Ausland' und zack! Er setzt ein Betriebsurlaub an... wo auch immer hier der Betrieb vorkommen soll. Vielleicht bezeichnet er das auch nur so, damit er die Kosten an den Steuern absetzen kann.“ „Entspann dich. Hier ist es doch schön. Mal raus aus dem verdreckten Moskau.“ „Ich hätte einen guten Club vorgezogen. Mit vielen, schönen Frauen.“ „Die Leier wieder...“, winkte der kleine Russe ab und verzog sich einfach in sein Gästezimmer. „Tze...“ Gegen Abend saßen sie fast ausnahmslos zusammen. Wobei Yuriy der Einzige war, der sich zurückhielt. Er hatte keine Lust sich in das Gespräch der anderen einzufinden. Er saß lieber einfach nur hier und genoss sein Getränk. Keine Ahnung was Gary da besorgt hatte, oder wie es hieß. Es war stark und das reichte ihm schon. * * * Es gab jedoch noch zwei Personen, die sich abseits der Gruppe befanden. Mariah und Hiromi saßen am Flussufer. Hiromi wusste einiges. Sie hatten immer mal wieder Kontakt über Email, seit alle irgendwie ihre Wege gingen. Aber eines wusste sie bis dato noch nicht. Und sie fragte sie schon ständig, ob Rei oder Lee noch vorbeikommen würde. Irgendwann musste sie ja die Karten auf den Tisch legen. „Rei wird nicht kommen. Wir haben uns getrennt.“, sagte sie dann trocken. „Nein? Wieso...“, fragte sie geschockt nach. Mariah kratzte sich am Kopf. Die Braunhaarige sagte einmal, dass sie und Rei immer das Traumpaar für sie waren. Sie kannten sich seit klein auf und man hatte immer gespürt, dass beide etwas verband. Es war ja auch richtig. Sie mochte Rei schon immer und mit der Pubertät hatte sie sich auch in ihn verliebt. Aber mit dem Erwachsen werden, veränderten sich auch ihre Gefühle. „Er ist mehr, wie ein Bruder für mich. Es lief einfach nicht mehr so gut. Außerdem ist er wegen jedem Problem zu Lee gelaufen.“, erzählte sie und ließ ihre nackten Füße im Fluss baumeln, „Als ich ihm sagte, dass es vorbei ist, ist er auch wieder zu Lee petzen gegangen. Lee und ich haben uns hart gestritten. Er war natürlich der Meinung, das Rei und ich zusammengehörten und er meine Entscheidung nicht verstehen könne und es auch nicht akzeptiert.“ „Ist Lee deswegen auch nicht hier?“ „Wir reden seitdem nicht mehr miteinander.“, gestand sie. „Oh.“, kam es nur von der Japanerin, „Aber er ist dein Bruder...“ „Das ist es ja gerade. Er ist der festen Überzeugung, dass ich zu Rei gehöre. Was ich will ist im völlig egal. Dumme Familientraditionen. Er hat gesagt... ich wäre solange nicht mehr seine Schwester, bis ich mich mit Rei versöhne.“ „Das ist Erpressung.“ „Das hab ich ihm auch gesagt und das ich meine Liebe nicht steuern könnte. Ich kann keinen Knopf drücken, dass ich einfach alles vergesse, was passiert ist und ihm eine zweite Chance gebe. Das ist vorbei. Endgültig.“ „Und... wo ist er jetzt? Rei meine ich...“ „Keine Ahnung. Er hat seine Sachen gepackt vor gut drei Wochen und ist gegangen. Vielleicht ist er noch im Land, vielleicht auch nicht. Ist mir auch gerade echt egal. Soll er bleiben, wo der Pfeffer wächst. Ich will ihn einfach derzeit nicht sehen.“ „Gary und Kevin... was sagen die dazu?“ „Die halten sich raus. Sie gehören zwar zum Team und sind wie Familie, aber wir sind nicht Blutsverwandt. Das macht viel aus.“, erklärte die Rosahaarige. Mariah sah ihren betrübten Blick. „Tut mit leid.“ „Muss es nicht. Es war gut, diese Erfahrung zu machen. Nur so konnte ich herausfinden, ob wir zusammengehörten. Es hat nicht gepasst. Punkt. Aus. Fertig. Aber genug von meinem Chaos. Wie sieht es bei dir und Kai aus?“, lächelte sie die Braunhaarige an. „Wir leben zusammen in Russland und... ich weiß nicht, ich kann es nicht beschreiben.“ „Du schwebst auf Wolke sieben?“ „Ja...“, lachte sie, „So könnte man es sagen.“ „Ich freue mich für dich. Wirklich, Hiromi. Ihr passt gut zusammen. Ich hoffe nur nicht, dass du ihm alles durchgehen lässt. Männer brauchen manchmal jemand, der ihnen zeigt, wo es lang geht.“, sagte sie grinsend. „Ich glaube,... das ist mehr sein Part. Dafür schubse ich die anderen Jungs rum.“, kicherte sie. „Die Blitzkrieg Boys?“ „Ja. Ian und Bryan sind voll in Ordnung. Mit Sergej hab ich kaum zu tun, aber er akzeptiert mich und in der Firma haben wir Respekt voreinander.“ „Und .. wie hieß der Rothaarige nochmal?“ „Yuriy Ivanov...“, seufzte sie. „Keine so große Nummer?“ „Ein Troll. Weiberheld. Wir haben uns eigentlich ständig in der Wolle. Außerdem... gibt es da einige Situationen, in denen er mich und Kai schon gesehen hat, die mir peinlich sind.“ „Du und Kai... hattet schon S-“, wollte sie überrascht fragen, als sie ihr ins Wort fiel. „Ja.“, sagte sie kleinlaut. „Wow. So schnell hätte ich das bei dir nicht erwartet.“ „Wieso?“ „Ich mag dich echt gerne, Hiromi, aber du... warst sonst immer so ein graues Mäuschen. Hätte nicht gedacht, dass du-“ Plötzlich wurde sie im Satz unterbrochen von einer weiteren Person, die auch prompt das Gespräch sprengte. „Die treiben es in jeder Sekunde, wenn man nicht aufpasst.“ Yuriy stand hinter den Mädels. Mariah blinzelte kurz und sah zwischen ihrer Freundin und dem rothaarigen Russen hin und her. Man merkte sofort, dass ihr das unangenehm war. Doch darauf antworten konnte sie nicht mehr, da er schon den nächsten Satz von sich gab. „Soll dich fragen, wann wir anfangen sollen zu Grillen. Die Jungs haben hunger. War ein langer Flug.“ Sie prüfte ihn von oben bis unten, bevor sie sich einfach an Hiromi wandte. „Geh schon mal vor und frag Gary nach dem Grillzeug.“ „Okay...“, nickte sie und ging zügig an Yuriy vorbei. „Was sollte das?“, fragte sie spitz nach, als die Braunhaarige außer Hörweite war. „Was soll was?“, fragte er nach. „Du siehst doch, dass ihr das peinlich ist. Hast du so wenig Taktgefühl?“, brachte sie es auf den Punkt. - Ihr war er schon jetzt unsympathisch. „Wenn du mit denen zusammenarbeiten müsstest, würdest du das auch anders sehen.“ Mariah ging einen Schritt auf ihn zu, bis sie direkt vor ihm stand. Sie war zwar einen Kopf kleiner als er, aber ihr Ego war deutlich größer als seines. Er wusste es zwar noch nicht, aber er würde es schon noch merken. „Da ist wohl jemand neidisch.“, säuselte sie verführerisch und sah wie Yuriys Kehlkopf runter und hoch ging. - Erwischt. Sie kannte solche Typen, die immer zu allem eine Meinung hatten und diese auch immer und überall preisgaben. Aber wenn man diese Kerle an ihrem Stolz kratzte, konnte man wunderbar hinter die Fassade blicken. Sie wandte sich um und wollte ihn damit einfach stehen lassen, als er ihr hinterher rief. „Du kannst mir ja Abhilfe schaffen.“ „Nicht einmal im nächsten Leben.“, rief sie nach hinten und zeigte ihm den ausgestreckten Mittelfinger. „Blöde Kuh.“, murmelte er, bevor er auch zurück zu den anderen ging. Kapitel 6: Die Probleme anderer ------------------------------- Als das Grillfleisch so langsam fertig war und sich die Meute daran bediente, saß Yuriy eher wieder ein bisschen Abseits. Er beobachtete penetrant die Rosahaarige. Es juckte ihn in den Fingern, noch einmal das Gespräch mit ihr zu suchen, aber Kai hatte ihm ja schon angedroht, dass er es sein lassen sollte. Es war deprimierend. Da saß er hier schon fest und konnte sich nicht einmal amüsieren. Seine Blase drückte. Er stellte sein Glas zur Seite und stand auf. Er stellte sich hinter Gary. „Ich muss mal pinkeln. Wo...“ „Die Tür rein, ganz durch.“ Er bedankte sich noch nicht einmal und hatte schon die Bungalows angesteuert. Er betrat es und ging den Flur entlang. Dabei kam er an einem Raum vorbei, dem eine kleine Küche ähnelte. Er hörte Stimmen darin und hielt kurz an. Die Tür war nur angelehnt gewesen. Er war schon immer neugierig gewesen... „Es wäre vielleicht besser, wenn du hier übernachtest.“, hörte er Kevin sagen. „Wieso? Wir haben das hier alles eingerichtet für Hiromi und-“, sagte die andere Stimme, die er eindeutig als Mariah erkannte. „Lee ist oben.“ „Was will er denn schon wieder?!“ „Ich vermute mal, er hofft darauf nochmal mit dir reden zu können.“ „Das kann er vergessen.“ „Jedenfalls. Bleib lieber hier. Ich bin ehrlich zu dir, ich verstehe Lee besser als dich. Aber ihr habt euch schon das letzte Mal fast die Köpfe eingeschlagen. Und Meister Tao ist alt. Der ganze Stress tut ihm nicht gut.“ „Du bist also auf seiner Seite?!“, stieß sie entrüstet hervor. „Bitte. Das ist nicht das Thema. Ich möchte mich nicht mit dir streiten. Ich versuche nur, euch beide ein bisschen auf Abstand zu halten. Du kannst ihm natürlich nicht ewig aus dem Weg gehen. Aber irgendwann wirst du dich beruhigen und du wirst sehen, dass Lee immer nur das Beste für dich wollte.“ „Das BESTE? Du... ihr seid alle vom selben Schlag, weißt du das!? Ich hab's satt, dass ihr immer denkt, ihr müsstet entscheiden, was ich zu tun und zu lassen habe!“ „Aber nur so ist es richtig und ist der richtige Weg. Und auch mit Rei-“ „Weißt du was? Leck mich! Ihr... ihr versteht rein gar nichts!“, giftete sie, als sie ihm ins Wort fiel. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und die Rosahaarige kam heraus, knallte dabei die Tür so laut zu, dass ein bisschen Putz von der Decke rieselte. Leider stand Yuriy immer noch im Flur und sie stieß mit ihm zusammen. „Herrgott! Kannst du nicht aufpassen!“, zischte sie in rage und sah erst jetzt zu ihm auf, „Du...“, spuckte sie hervor und holte zugleich zum nächsten Schlag aus, „Hast du schön gelauscht und dir einen Ast angelacht?!“ Er fühlte sich überrumpelt. Er wusste ja, dass sie Feuer besaß, aber das sie so lodern würde... Der rothaarige Russe wollte gerade eine anzügliche Bemerkung fallen lassen, als sie ihm bereits wieder zuvor kam. „Geh mir aus der Sonne.“, giftete sie abermals, schubste ihn zur Seite und verschwand nach draußen. Yuriy war viel zu perplex erinnerte sich dann aber an seine Blase und drehte sich wieder um. Toilette. Jetzt. * * * Es war spät nachts als Mariah wie immer an ihrem Lieblingsfluss saß. Sie konnte wie immer nicht schlafen. Ihr ging es immer schlechter, je länger dieser Streit mit Lee andauerte. Trotz dessen, dass sie Kevin so angefahren hatte, hatte sie seinen Rat befolgt und war in eines der Zimmer des Bungalows gezogen. Vorerst. Sie wollte nicht mit ihm reden, bis er es einsah und nicht sie. Auch wenn er ihr Bruder war, und sie vermisste ihn natürlich, aber sie wollte auch nicht klein bei geben. Das musste er doch irgendwann einsehen?! Sie seufzte und sah zum Fluss. Er war nicht tief. Früher als Kinder haben sie hier gespielt. Sie, Lee, Gary, Kevin und auch Rei. Sie waren wie eine Familie. Sie wollte auch Rei irgendwo zu ihrer Familie zählen, aber solange er so am Rad drehte, war das unmöglich. Seit der Trennung hatte er sie bombardiert mit Nachrichten und Anrufe. Und manchmal zu unmöglichsten Zeiten. Er verstand einfach nicht, dass es Aus war. „Du auch hier?“ Sie wandte sich um und stöhnte genervt aus, als sie den rothaarigen Russen entdeckte. „Verfolgst du mich?“ „Nein. Ich kann nur nicht mehr schlafen. Wieso hab ich das Zimmer neben der Lustgrotte bekommen?“ „Lustgrotte?!“, fragte sie nach, da sie ihm nicht folgen konnte. Er ging auf sie zu und setzte sich einfach ungeniert neben sie. Sie wollte etwas sagen, aber beließ es dabei. Eigentlich wollte sie nur ein bisschen Stille um sich herum haben. Blieb ihr wohl nicht gewährt. „Kai und Hiromi.“, antwortete er knapp „Oh.“ Waren sie echt so schlimm? Sie konnte sich das nicht vorstellen. Hiromi, das vom grauen Mäuschen zu einer scharfen Ratte wurde. Der Vergleich war ein bisschen merkwürdig, aber es schien zu stimmen,... nach seinen Aussagen. „Du hast nicht zufällig Ohrenstöpsel?“, hörte sie ihn aus dem Kontext gerissen, fragen. „Nein.“ Sie wollte kein Stück mit ihm reden. Dafür war sie gerade nicht in Stimmung und auch wollte sie jetzt nicht über den Sex zwischen Hiromi und Kai reden. Das ging sie nun wirklich nichts an. Sie dachte kurz an vorhin zurück. Als sie sich mit Kevin gestritten hatte. Der Russe musste alles gehört haben und ihr ging es deutlich gegen den Strich. „Wieso kannst du nicht schlafen?“, versuchte er erneut ein Gespräch mit ihr anzufangen. „Wer sagt, dass ich nicht schlafen kann?“ „Antwortest du immer auf eine Frage, mit einer Gegenfrage? Das ist anstrengend.“ „Vielleicht ist es die Art dir zu sagen, dass ich keine Lust auf deine Gesellschaft habe.“ „Touché.“, erwiderte er. Sie dachte, er würde jetzt gehen, doch er blieb an ihrer Seite. Sie wusste nicht, was das sollte. Sie hatte ihm keine Anzeichen gegeben, dass sie ihn hier haben wollte. Sie war einfach viel zu viel mit sich selbst beschäftigt. Plötzlich summte ihr Smartphone. Mariah stöhnte genervt auf und holte es aus ihrer Hose hervor. „Nicht der schon wieder...“, murmelte sie und schaute auf den Display. Eine Nachricht blinkte hervor, die von keinem anderen als von Rei kam. Sie wollte die Nachricht direkt löschen. Sie hatte keine Lust mehr, seine Entschuldigungen zu lesen, oder anzuhören. Er verstand einfach nicht, dass sie keine Lust mehr hatte. „Wer versuchst sein Glück, um halb drei nachts bei dir?“ Mariah atmete laut aus. Eigentlich wollte sie ihm nichts erzählen, aber er ließ ja sowieso nicht locker. Sie wusste nicht, warum sie ihm ihr Handy überreichte und ihn darauf schauen ließ. „Von Kon? Das sind... viele Nachrichten... und Anrufe. Sind die alle von heute?“ „Was du nicht sagst.“, spuckte sie regelrecht, „Ich muss mir morgen unbedingt eine neue Nummer zuweisen lassen. Ich halt das nicht mehr aus.“, sagte sie leise und schlug die Hände über ihren Kopf zusammen. „Er stalkt dich aber nicht, oder?“ „Nein... aber reicht das nicht aus?“, fragte sie und merkte diesmal selber, dass sie schon wieder eine Gegenfrage stellte, „Deswegen kann ich nicht schlafen. Weil immer dann, wenn ich vielleicht gerade eindöse, summt dieses scheiß Handy. Selbst wenn ich es auf lautlos habe, es leuchtet auf und weckt mich. Ich hab eh schon so einen leichten Schlaf. Es macht mich noch verrückt.“ „Wirf es weg.“ „Was?“ „Oder blockier' ihn. Es gibt so viele Möglichkeiten, ihn aus deinem Leben zu verbannen.“ „Ich will ihn aber nicht aus meinem Leben verbannen. Du hast gar keine Ahnung! Halt dich doch einfach raus.“, zischte sie, nahm ihm das Handy ab, stand auf und dampfte wütend zurück. Yuriy sah ihr solange hinterher, bis sie um die Ecke verschwand... Kapitel 7: Erste Vorgehensweise ------------------------------- Der nächste Morgen kam schleichend. Als er seine eisblauen Augen öffnete blendete ihn der strahlende Sonnenschein schon durch ein Fenster. Es war verdammt warm, als er sich aus der dünnen Decke befreite. Er setzt sich auf und er hatte immer noch leichte Probleme die Augen komplett zu öffnen. Langsam stand der Rothaarige auf und ging rüber zu seinem Koffer, in dem er frische Kleidung rausholte und sich erst einmal umzog. Völlig übermüdet kam er aus seinem Zimmer. Er ging zur Küche, da er gestern noch eine Kaffeemaschine dort gesehen hatte. Das brauchte er jetzt, sonst würde er den Tag nicht überleben. Er musste unbedingt das Zimmer wechseln. Direkt nebenan waren Kai und Hiromi... davon würde er noch ein Trauma erleiden... Er betrat die kleine Küche und fuhr kurz über sein Gesicht, bevor er sich an die Maschine stellte. Es war eine übliche Kapselmaschine. Klein und fein. Nichts wildes. Er nahm eine Kapsel aus einem Fach, die neben der Maschine stand und legte es in den vorgesehenen Platz hinein. Klappte es zu, nahm eine Tasse, die an der Spüle umgekehrt stand und als er überprüfte, ob diese sauber war, stellte er es unter die Düsen. Er betätigte den Knopf gerade, als noch jemand die Küche betrat. „Das ist jetzt nicht dein ernst?!“ Er wandte sich um und erkannte gleich ihre rosa Haare. Na, wunderbar. Die erste Person, die er traf an dem beschissenen Morgen, war sie. Er antwortete nicht, er war dafür einfach noch zu müde und versuchte sie zu ignorieren. Doch weit gefehlt. Sie schubste ihn förmlich von der Maschine weg und drückte ein weiteres Mal auf den Startknopf. Die Maschine stoppte. „Was ist dein Problem?!“, giftete er dann doch. „Ich hab gerade erst die Kaffeemaschine sauber gemacht!“, sagte sie und stellte sich vor ihn. Sie hatte anscheinend auch schlecht geschlafen. Wenn überhaupt. „Na und? Ich brauch meinen Kaffee. Also.. hau ab.“, sagte er genervt und versuchte sie beiseite zu schieben, doch sie stemmte sich gegen ihn und Yuriy war alles andere als erpicht darauf, sich schon heute Morgen mit ihr anzulegen. „Trink Wasser. Die wird hier erst mal nicht mehr benutzt! Oder machst du die danach auch sauber? Huh?!“ „Einen Scheiß, mache ich.“, sagte er, „Und jetzt zisch ab.“, kam es mit Nachdruck und schob sie nun erfolgreich beiseite. Sie stand da, wie bestellt und nicht abgeholt. Er bemerkte ihren stechenden Blick, mit ihren gelben Augen in seinem Rücken, als er die Kaffeemaschine erneut in Gang brachte. Aber er ignorierte sie weiterhin, bis sie laut aufstöhnte und die Küche eilig verließ. Eins zu Null für ihn. Der Kaffee war bereits auch durchgelaufen und er nahm die Tasse, um den ersten Schluck zu genießen. Er schmeckte überraschenderweise gut. Nicht überragend, aber gut. Zusammen mit seinem Koffein des Lebens trat er aus der Küche heraus und wollte den Bungalow verlassen. Es kam ihm schon komisch vor, dass er außer Mariah niemanden anderen angetroffen hatte. Wo waren denn alle? Als er nach draußen trat, in dem ihm die Hitze entgegen schlug, sah er wieder nur die Rosahaarige zwischen den Tischen herumlaufen. Ja fast schon hetzend. Er lehnte sich an den Türrahmen und beobachtete sie. Sie schien nicht nur gehetzt, sondern auch völlig neben der Spur zu sein. Er wettete, das sie gar nicht geschlafen haben musste. Sie wollte zum Beispiel zu einer Flasche Wasser greifen und stieß sie dabei um. Oder sie stolperte über die Beine der Bänke. Als sie sich ein paar leere Gläser geschnappt hatte und wieder zurück zum Bungalow laufen wollte, musste sie gesehen haben, das er sie beobachtete. Er würde nicht so tun, als hätte er sie nicht beobachtet. Im Gegenteil. Er sah auch noch absichtlich in ihre gelben Augen. Er war neugierig, wie sie darauf reagieren würde. Sie blieb zwar kurz stehen, lief dann aber weiter und ohne eines Blickes, lief sie an ihm vorbei ins Haus. Ein paar Sekunden später kam sie auch schon wieder heraus und würdigte ihn wieder keinen Augenblick. „Wo sind die anderen eigentlich?“, fragte er dann einfach. Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete. Genau genommen, erst als sie wieder voll beladen an ihm vorbeirauschen wollte. „An den heißen Quellen.“, waren dann auch nur ihre knappen Worte. Er seufzte und nahm noch einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse. Waren die echt ohne ihn abgehauen? Nicht einmal versucht zu wecken... unglaublich. Er war schließlich der einzige gewesen, der auf diese ganze Tour keine Lust hatte und ihn vergaß man einfach hier. Und dann auch noch mit dieser Kratzbürste. Mariah kam wieder an ihm vorbei und er stieß sich vom Türrahmen ab, um ihr hinterher zu gehen. „Und warum bist du nicht dabei?“ „Irgendeiner muss ja euren Scheiß hier aufräumen.“, kam es giftig als Antwort und als wäre das nicht genug, musste er ihre Laune auch noch auf die Probe stellen. „Dann hier.“, sagte er, musste sich das Grinsen selbst verkneifen, als er ihr seine nun leere Tasse hinhielt. Es war wirklich dreist von ihm, keine Frage. Aber es war auch witzig. Sie fand es alles andere als lustig. Wenn Blicke töten könnten. Doch sie sagte zu seinem Erstaunen nichts darauf. Ihr Schnaufen war nur sehr laut, als sie ihn am Tisch stehen ließ und wieder den Bungalow ansteuerte. Also musste er wohl noch einen drauf setzen. „Kannst auch gleich noch mein Zimmer putzen.“, rief er ihr nach. Sie blieb abrupt stehen und er wusste, damit hatte er sie. Sie wandte sich zu ihm um und knallte dabei ein Tablett mit leeren, verdreckten Tellern auf einen Beistelltisch. „Ich bin vielleicht einiges, aber nicht deine Putzfrau!“, sagte sie und während sie stehen blieb, kam er langsam auf sie zu, während sie weiter wetterte, „Du kannst ruhig auch mal was hier machen. Gast sein heißt nicht, sich zurücklehnen und den anderen die Arbeit überlassen!“ Er stand nun vor ihr, als er stehen blieb. „Ich nutze meine Kraft lieber für etwas sinnvolles.“, grinste er süffisant. Wieder schnaubte sie. „Für was? Um deine Kaffeetasse zu halten?!“ Schlagfertig war sie ja. Musste er ihr zugestehen. Doch er hatte auch noch was parat. „Du kannst es gerne herausfinden...“, grinste er und musste kurz an Kais Worte denken. Er hatte es angedeutet, aber er konnte es eben nicht lassen und Kai war nirgendwo in der Nähe. Da kein Richter, auch kein Henker. „Ich glaube,... du hast Alzheimer.“, sagte sie nur, ziemlich ruhig, drehte sich wieder um, nahm das Geschirr und schritt aus seinem Blickfeld. Doch er wollte nicht locker lassen. Keine Ahnung, wie lange die Bande wegblieb und er hatte auch nicht gewusst, wie lange sie schon weg waren, geschweige denn, wie viel Uhr es war. Also musste er die Chance nutzen. Denn auch wenn sie auf ihn offenbar nicht gut zu sprechen war, gefiel ihm das, auf eine merkwürdige Art und Weise. Es war eine Abwechslung. Eine Herausforderung. Er lief ihr also wieder einmal nach, zurück in die Küche. „Du musst mir das genauer erklären mit dem Alzheimer. Vielleicht erinnere ich mich dann bes-“, setzte er an und er sah schon, wie sie ihm in den Satz fallen wollte, als eine andere Stimme zu hören war. „Mariah?“ „Wer-“ „Pssst.“, zischte sie, packte ihn plötzlich an seinem Shirt und zog ihn weiter in die Küche hinein, da er immer noch im Flur stand. Er konnte gar nicht so schnell schalten, da hörte er die Stimme erneut, die er dann als den Kapitän der White Tigers erkannte. „Mariah, bist du da? Können wir nochmal reden...?“ Sie seufzte und lehnte sich an die Küchentheke. Yuriy war immer noch recht perplex und fing sich nur langsam wieder. „Willst du nicht...“, fragte er dann und deutete zum Flur. „Nein. Will ich nicht.“, sagte sie und drehte sich zur Spüle. Sie sah... nicht nur genervt aus, sondern auch ein bisschen verzweifelt, wie er fand. Er hatte gestern Abend ja schon etwas mitbekommen. Aber er wusste nicht genau, was vorgefallen war. Er erinnerte sich, dass gerade sie und... Lee immer früher zusammen unterwegs waren. Sie waren glaube ich auch Geschwister. Was musste vorgefallen sein, damit die Beziehung so zerrüttet war, dass sie ihm permanent auswich? Wieder rief er nach ihr. Der Rothaarige wusste nicht, was ihn da geritten hatte, als er plötzlich kehrt machte und die Haustür ansteuerte. Er sah nur im Augenwinkel, wie sie panisch wurde und ihn abermals zurückziehen wollte, doch sie erreichte ihn nicht mehr. Als der Schwarzhaarige den Russen entdeckte, wurde aus seinem recht entspannten Gesicht, plötzlich ein grimmiges. „Was willst du denn hier? Ich dachte,... ihr wärt alle an den Quellen...“ „Überraschung.“, kam es trocken von ihm, „Sie ist nicht hier. Also verpiss dich und lass mir meine Ruhe.“, sagte er und lehnte sich an den Türrahmen. Er wusste nicht, wieso er sie deckte. Es würde sicherlich interessant werden, worüber sie sich streiten würden. Aber er hatte heute einen beschissenen Tag und eine noch nervigere Frau, die ebenso wirklich schlechte Laune hatte. Da konnte er nicht auch noch den schwarzhaarigen Chinesen ertragen. Er hörte ihn leise etwas murmeln, doch verstand ihn nicht. Jedoch verzog er sich, mit einem letzten Kommentar. „Sag ihr, dass ich hier war.“ „Sicher...“, meinte er sarkastisch und wieder bekam er einen bösen Blick seitens des jungen Mannes ab. Doch er wandte sich dem Gehen zu und er sah ihm noch lange nach, auf dem Weg, bis er ihn nicht mehr sehen konnte. „Ist er weg?“, kam es plötzlich kleinlaut hinter ihm. „Jap.“, sagte er und drehte sich zu ihr um, „Bist mir was schuldig.“, sagte er grinsend. Plötzlich drückte sie ihm einen Korb in die Hand. „Du kannst deine Stärke beweisen. Ich muss einkaufen gehen.“, fand sie zu ihrer alten Manie zurück und verblüffte ihn abermals. „Eh... was?“ „Du hast schon richtig gehört.“, sagte sie und schob sich an ihn vorbei, „Na los. Oder willst du da Wurzeln schlagen?“ Kapitel 8: Zustände ------------------- Er wusste nicht wieso er sich so breitschlagen ließ. Vielleicht, weil er sich so überrumpelt gefühlt hatte. Aber im Endeffekt war er jetzt hier zusammen mit der Rosahaarigen auf dem Markt. Während sie fröhlich eine Sache nach der anderen einkaufte, stand er mit dem Korb hinter ihr, in dem auch schon einige Sachen lagen. „Wie viel willst du noch kaufen? Reicht das nicht langsam?“, beschwerte er sich und sah zu, wie sie schon wieder beim nächsten Händler stand. „Jammer nicht. Oder kannst du nichts mehr tragen?“, fragte sie schnippisch, wobei er nur grinste und sich nah an ihren Rücken stellte. „Meine Qualitäten liegen woanders, wenn du verstehst.“, flüsterte er ihr ins Ohr. Er bemerkte ihre Gänsehaut an ihrem Hals und musste innerlich noch mehr grinsen. Es ließ sie ja doch nicht so kalt, wie sie immer tat. Doch so schnell wie er diesen einen Moment genoss, war er auch schon wieder vorbei. Sie ging sofort auf Abstand und warf ihm nur einen angewiderten Blick zu. Sie öffnete ihren Mund und wollte gerade etwas sagen, als ein Schrei durch den Markt hallte. Seine Augen folgten dem Geschrei und blieben an einem alten Mann hängen. Er gehörte offenbar zu einem der Händler, da er eine Schürze trug. „Du Balg!“, schrie er wütend, während er etwas in der Hand hielt, was er einem kleinen Kind vor ihm wohl abgenommen hatte. „Halt mal.“, sagte Mariah plötzlich und drückte ihm einen weiteren Korb in die Hand. „Was... warte.“, kam es stockend von ihm und sah ihr nach. Mariah ging auf beide Personen zu. Gerade rechtzeitig, da der der Mann seinen Arm hob und ihn auf das Kind zurasen lassen wollte. Doch sie hatte sich schnell zwischen dem Mann und dem Kind gestellt und fing seinen Arm ab. „Was zum... Verzieh dich, Weib.“ „Lassen Sie die Kleine in Ruhe.“, sagte sie ernst, während sich das kleine Mädchen hinter ihr verängstigt an ihre Kleidung klammerte. „Das hat dich nichts anzugehen.“ „Jetzt schon.“, sagte sie beschützend. „Ihr bräuchtet beide eine Abreibung die sich gewaschen hat!“, zischte er wütend und holte abermals mit seiner Hand aus. Doch zu einem Aufprall kam es nicht. Yuriy hatte schneller reagiert. Die Taschen auf den Boden abgestellt und sich schützend vor die Rosahaarige gestellt. Er schnappte sich die Hand des Mannes, drehte dessen Arm unbequem auf den Rücken und drückte ihn damit an die Wand. „Sie hat gesagt, du sollst dich verpissen.“, sagte der Rothaarige in einem gefährlichen Unterton. "Scheiße... ist ja gut.", knickte der Mann schnell ein und Yuriy ließ ihn los, schubste ihn allerdings noch einmal von ihnen weg. Er blieb mit Abstand wieder stehen und beäugte vor allem Mariah und das Kind genau. „Na los, oder soll ich dir nachhelfen?“, zischte Yuriy wieder und brachte den Mann dazu, den Augenkontakt zu lösen. Er murmelte irgendetwas in einer Sprache, die er nicht verstand, trottete aber dann geschlagen von dannen. „Mistkerl.“, stieß er kurz wütend aus, bevor er sich an die Rosahaarige wandte, „Alles okay?“ Sie nickte sachte und er hörte sogar ein leises „Danke“ aus ihrem Mund, bevor sie sich dem Kind wieder zu wandte. „Jetzt ist der böse Mann weg.“, lächelte sie das Mädchen an, und strich ihr die langen braunen Haare aus dem Gesicht, „Hast du hunger?“ Die Kleine nickte aufgeregt. Yuriy sagte kein Wort mehr, als er beobachtete wie die Chinesin mit dem Kind in einen kleinen Imbiss verschwunden war. Ihn hatte sie sowieso komplett ausgeblendet. Sie kam nach wenigen Minuten wieder raus und das kleine Mädchen hatte eine große Pappschüssel in der Hand, voll mit Nudeln. Er kam den beiden gerade näher, nachdem er die Körbe wieder geholt hatte, als Mariah wieder das Wort an das Mädchen richtete. „Such dir ein schattiges Plätzchen, okay?“, lächelte sie sanft. Sie nickte wieder, so dass ihre zerzausten Haare wie wild umher flogen. Sie umarmte zu erst die Rosahaarige um die Beine und dann plötzlich ihn. Er war perplex, zum zweiten Mal an diesem Tag. Sie lächelte zu ihm hoch, nahm ihre Schüssel fest in die Hände und lief davon. Was für Zustände hier herrschten. Er kannte solche Fälle noch von früher. Moskau war ähnlich gewesen. An jeder dunklen Ecke lungerten Kinder herum. Bettelten um Essen oder Geld. Entweder es waren die Eltern, die zu wenig Geld hatten und daher dann ihre Kinder auf die Straße schickten, oder sie waren Waisen. Erst durch Kai und seine Hilfsorganisation wurde das besser. Mittlerweile sank die Zahl von Kindern auf der Straße. Laut Statistik. Die Dunkelziffer konnte man sich nur erahnen. „Yuriy.“ „Was?“, wurde er aus den Gedanken gerissen und er erkannte ihre gelben Augen auf ihn gerichtet. „Den Korb. Einen kann ich tragen.“ „Oh.“, kam es nur von ihm und übergab ihr ihren Korb wieder. Sie wollte schon weitergehen, als wäre nichts gewesen, doch das Thema interessierte ihn. „Gibt’s hier viele Straßenkinder?“ Sie seufzte leise, bevor sie antwortete. „Zu viele.“, hauchte sie und sah zu ihm, „Es gibt immer mal wieder kleinere Aufstände. Sie sind oft politischer Natur. Die Erwachsenen werden eingesperrt und die Kinder landen auf der Straße.“, erzählte sie mitleidig, „Die Regierung kümmert sich nicht darum. Am Ende müssen sie eben klauen, um zu überleben.“, sagte sie leise und ging weiter die Straße entlang. Er schritt ihr hinterher und konnte einfach nicht den Mund halten. „Du hättest da nicht eingreifen dürfen... nicht als-“ „Als was?“, sagte sie spitz, „Als Frau? Ja, vermutlich. Aber es tut ja sonst keiner etwas!“, sagte sie standhaft und blieb vor ihm stehen, „Meinst du, irgendjemand hat sich zu uns umgedreht? Die schauen alle weg. Aus Angst oder weil es sie einfach nicht selbst betrifft. Ich werde nicht wegschauen. Nur, weil man etwas ausblendet, verschwindet das Problem nicht.“ Ihre Einstellung in allen Ehren, aber die Situation war mehr als nur eine harmlose Sache. Er wüsste nicht, was passiert wäre, wenn er nicht dabei gewesen wäre. Allein wie der Kerl sie angeredet hatte. Abfälliger ging es nicht. „Es sind nur unschuldige Kinder.“, sagte sie und riss ihn wieder aus den Gedanken. Er sah zu ihr auf, doch sie hatte sich schon wieder umgedreht und ging bereits weiter. Yuriy lief ihr still hinterher. Kapitel 9: Widerwillen ---------------------- Nachdem Einkaufen verzog sich Yuriy in sein Zimmer zurück. Er hatte nicht mehr versucht ein Gespräch mit der Rosahaarigen anzufangen. Seit dem Vorfall auf dem Markt, war sie sehr still geworden und auch er hing seinen Gedanken nach. Er schob die Schiebetür zu und stand gefühlt Minuten auf der selben Stelle. Die Wände waren dünn und er hörte sie in der Küche werkeln. Er schloss die Augen, bevor er tief durchatmete und zu seinem Koffer schritt. Er hatte von zu Hause seinen Laptop mitgenommen, den er auch sofort zwischen seine Klamotten fand. Er nahm ihn und legte ihn auf einen Tisch, der gegenüber seinem Bett stand. Er rückte den Stuhl zurück und setzte sich. Yuriy klappte den Laptop auf, schaltete ihn an und während das Gerät hochfuhr, holte er sein Blackberry aus der Tasche. Er hatte bedenken, dass es hier irgendwie sowas wie kabel-loses Internet gab, also richtete er gleich einen Hotspot ein über sein Handy. Während dessen gab er sein Passwort ein und verband seinen Laptop mit der Hotspot-Verbindung zu seinem Mobilgerät. Als die Verbindung stand öffnete er zugleich den Webbrowser und wollte gleich etwas über die momentane Situation in China und Waisenkindern herausfinden. Irgendwie musste man das doch in den Griff bekommen? Der rothaarige Russe arbeitete bis zum Abend, als endlich auch die anderen wieder auftauchten. Er bekam nur nicht allzu viel davon mit. Versunken in Recherchen und Arbeit, blendete er einfach alles aus... * * * In Gedanken versunken wusch Mariah den Abwasch. Sie hatten gerade fertig zu Abend gegessen und ihre Freundin half ihr beim Abtrocknen. Sie spürte den Blick der Braunhaarigen auf sich und sah zu ihr hinüber. „Ist was?“ „Nein, nein... ich...“ „Spuck's aus Hiromi. Haben sich die Jungs nicht benommen?“ „Doch. Aber ich fand es schade, dass du nicht dabei warst.“, sagte sie und schaute traurig zu Boden. Mariah seufzte. „Sorry, aber... Gary meinte gestern noch, dass Rei wieder da wäre und... er wohnt da ganz in der Nähe. Ich hatte keine Lust ihm zu begegnen.“, sagte sie ehrlich. „Ich verstehe das ja. Aber... willst du nie wieder mit ihm reden?“ Mariah legte den Schwamm beiseite, mit dem sie gerade einen Teller sauber machte, bevor sie ihr antwortete. „Vorerst jedenfalls nicht. Hör zu... die Trennung war ziemlich hässlich. Er... akzeptiert es nicht und ich will mich nicht weiter damit auseinandersetzen. Also, geh ich ihm aus dem Weg, bis sich alles wieder beruhigt hat. Abstand gewinnen und so.“ „Was ist eigentlich genau vorgefallen?“ „Das hab ich dir doch gestern schon erzählt. Es hat nicht mehr gepasst. Rei... hat andere Vorstellungen, als ich... und meine Gefühle haben sich mit der Zeit verändert.“, sagte sie und setzte zögerlich nach, „Wir haben uns einfach auseinander gelebt.“ „Hm.“ Mariah seufzte innerlich und hoffte, dass sie die Fragen endlich einstellen würde. Sie wollte nicht mehr erzählen. Auch wenn das meiste nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber sie wollte da niemanden mit reinziehen. Das war ihre Sache und sie würde damit auch klar kommen. Irgendwie... * * * „Steh auf!“ Grummeln warf er sich zur Seite und zog die Decke weiter über seinen Kopf. „Das glaub ich jetzt nicht...“, hörte er seine Freundin sauer sagen, bevor sie ihm einfach die Decke wegzog, „Steh jetzt auf, Kai! Du hast lange genug geschlafen!“ „Hiromi... bitte.“, murmelte er weiter und schnappte sich erneut die Decke. „Nichts, bitte... Gary kommt gleich und wir wollten doch noch zum Markt, damit wir alles für Mariahs Geburtstag besorgen können!“ „Sie hat erst morgen... wieso die Hektik?“, grummelte er und stöhnte genervt auf, als sie ihm die Decke erneut wegzog. Er schnaufte und griff zu seinem Nachttisch, auf dem sein Handy lag. Er sah auf den Display, um die Uhrzeit zu erfahren. „Ist das echt dein ernst?! Es ist erst halb fünf!“ „Ja. Halb fünf! Wir wollten doch mit einer Überraschungsparty reinfeiern, schon vergessen? Jetzt schläft sie noch und wir können ohne gesehen zu werden, zum Markt laufen. Also, mach jetzt!“ Er rappelte sich auf und setzte sich auf die Bettkante. Seine Hände hielten seinen Kopf. Sein Schädel brummte. Diese Schwüle in den Bungalows machten ihn mürbe. Er konnte hier kaum zur Ruhe kommen und wenn er endlich mal schlief, weil es über die Nacht kühler wurde, weckte sie ihn noch vor dem ersten Sonnenstrahl. „Du machst mich fertig...“, murmelte er und sah auf. Sie stand gerade mit dem Rücken zu ihm, am Kleiderschrank und wollte sich frische Sachen herausholen. Er öffnete seinen Mund, um wieder etwas zu sagen, als er ihn doch wieder schloss. Stattdessen beugte er sich zu ihr vor und zog sie an ihrem Schlafshirt einfach zu sich. Hiromi quiekte erschrocken auf, als er sie noch dazu herumdrehte und sie sich auf Kais Schoß wiederfand. „Nicht-“ Er küsste sie zaghaft, was sie erwiderte, doch schnell legte sie ihre Hände auf seine Brust, um den Kuss zu unterbrechen. „Nicht jetzt. Wir müssen uns wirklich fertig machen.“ „Nur einen Moment.“, flüsterte er, legte seinen linken Arm um sie, während er sie einfach zu seiner linken Seite hob und sie auf dem Bett ablegte. „Kai...“, begann sie, doch verstummte, als er sich einfach über sie beugte und anfing ihren Hals zu küssen. „Zu müde um aufzustehen, aber dafür reicht es dann aus, oder wie?“, sagte sie ein wenig genervt, hielt ihn aber nicht davon ab, als er seine rechte Hand auf ihren Po legte. Er antwortete nicht darauf. Stattdessen zog er ihr gerade die Unterhose aus, um seine Finger auf ihre intime Stelle zu legen. Doch Hiromi rutschte plötzlich von ihm weg. „Wir... haben keine Zeit für so etwas!“, sagte sie und zog ihre Hose wieder hoch. Seine Freundin machte ernst. Sie stand vom Bett auf, nahm ihre frischen Sachen und ging zur Tür. „Halbe Stunde.“, sagte sie ernst in seine Richtung, bevor sie ihn einfach zurückließ. * * * Heute war ein guter Tag. Sie hatte es im Blut. Sie konnte kaum fassen, dass sie die Nacht relativ ruhig geschlafen hatte. Sie hatte ihr Handy kurz um ausgeschaltet, bevor sie ins Bett ging. Das hätte sie schon viel eher tun sollen. Mariah schnappte sich eine Stofftasche, die sie schon gestern Abend gerichtet hatte und verließ ihr Zimmer. Kurz schaute sie noch in der Küche vorbei. Als sie den Raum betrat, sah sie Yuriy, wie er sich gerade wieder einen Kaffee machte. Aber selbst er konnte ihre gute Laune nicht vermiesen. Sie ging an den Kühlschrank und nahm ein paar Dinge raus. Frisches Obst, kalt gestellte Säfte und auch zwei, drei Joghurtbecher. Als sie den Schrank schloss, bemerkte sie seinen verwirrten Blick. „Wo willst du hin mit all dem Zeug?“ „Geht dich nichts an.“, sagte sie, „Darf ich mal?“, fragte sie stattdessen und deutete auf die Schublade, vor der er gerade stand. Er ging tatsächlich einen Schritt beiseite und sie konnte die Schublade herausziehen. Sie griff nach drei kleinen Löffeln und schubste das Fach mit ihrer Hüfte wieder zu. „Danke.“, kam es sogar freundlich von ihr, an ihn gerichtet und drehte sich herum zu einem Hängeschrank. Sie öffnete ihn und holte daraus noch eine Tafel Schokolade heraus, welche auch in der Tasche landete, wie die Löffel. Immer noch bemerkte sie seinen Blick, doch sie war viel zu gut gelaunt, um darauf zu reagieren. Sie verließ die Küche eilig und ließ den Rothaarigen einfach unbeachtet. Sie schritt aus dem Haus und lächelte, als die Sonne ihr entgegen strahlte. Sie atmete die frische Luft ein, bevor sie ihren Weg wieder aufnahm. Sie sah nur Hiromi und Gary, die gerade am Kräutergarten standen. Gary hatte schon immer einen grünen Daumen gehabt. Offenbar hatte er endlich jemanden gefunden, der sein Hobby teilte. Sie ging zu den beiden rüber. „Ich bin dann weg.“ Beide wandten sich um. „Wann kommst du wieder?“, fragte Gary. „Ich denke, bis zum Abendessen bin ich wieder da.“ „Wo gehst du denn-“, wollte die Braunhaarige fragen, doch Gary unterbrach sie. „Dann wünsch ich dir viel Spaß.“, lächelte er freundlich und sie nickte ihnen zu, bevor Hiromi noch etwas sagen konnte. Als sie vom Grundstück trat, bemerkte sie abermals seine stechenden, eisblauen Augen im Rücken. Mittlerweile hatte sie irgendwie einen sechsten Sinn für seine Beobachtungen entwickelt. Dennoch wandte sie sich kurz unauffällig um und sah ihn wie immer am Türrahmen stehen mit seiner Kaffeetasse. Ihr sollte es egal sein. Heute war es ihr Tag, den sie ganz alleine und unabhängig ihrer Gäste, gestalten konnte. Sollte er ruhig blöd aus der Wäsche schauen. Ihr war es egal. Mariah war schon eine Weile unterwegs, als sie den Weg entlang ging. Bei einer Weggabelung sah sie sich kurz um, bevor sie in den Wald hinein abbog. Hier gab es ein kleinen Trampelpfad, den man gerne als Außenstehender übersah. Durch dichtes Geäst schritt sie entlang. Es dauerte einige Zeit, bis sie das erste Zelt sah. Ihr Lächeln wurde breiter, als sie schon fröhlich begrüßt wurde. „Mariah! Mariah! Mariah, du bist da!“, rief ein Mädchen, etwa im Alter von neun Jahren und umarmte sie glücklich. „Hey Mei.“ „Machst du mir heute die Haare?“, fragte sie und sah zu ihr hoch. „Natürlich, aber lass mich erst einmal ankommen.“, kicherte sie und strich der 9-jährigen durch ihr schwarzes, schulterlanges Haar. „Mariah!“, stürmte ein Junge aus dem Gebüsch auf sie zu und sie wurde zum zweiten Mal fast umgerannt... * * * Während Bryan und Ian sich über Kai lustig machten, weil er ganz und gar nicht ausgeschlafen schien, saß Sergej am Tisch und blätterte in einer Zeitung. Hiromi stand zusammen mit Gary, die sich über irgendetwas unterhielten. Und er stand einfach nur in der Gegend rum. Es war bereits Mittag und er wusste nichts mit sich anzufangen. Ihm war langweilig. Tödlich langweilig. Das sich das Blatt bald wenden würde, hatte er bis dato noch nicht geahnt. Als plötzlich Kevin auch noch auftauchte und in Mitten der Meute stehen blieb, wusste er, dass irgendetwas hier faul war. „Hab alles gefunden. Wir können also loslegen.“, grinste er und bekam sofort Hiromis Aufmerksamkeit. „Super. Auch die Girlanden?“ „Jap. Alles was dein Herz begehrt.“, grinste er und er hob eine Augenbraue. Er schritt auf die beiden zu und gesellte sich dazu. „Für was?“, fragte er, weil er endlich wissen wollte, was hier los war. „Oh. Hat dir Kai nichts gesagt?“, fragte die Braunhaarige überrascht. „Nein?“ Er sah wie sie böse zu Kai schaute, der sie so gar nicht beachtete... Stress im Paradies? Sie wandte sich zugleich aber wieder ihm zu. „Mariah hat morgen Geburtstag und ich dachte, man könnte eine Überraschungsparty machen... mit reinfeiern und so.“ Ah. Daher wehte der Wind. „Du kannst helfen! Hier guck mal... die Girlanden müssen aufgehängt werden. Ich bin dafür zu klein.“ „Nein. Sorry, da bin ich raus.“, verneinte er sofort, „Frag... Sergej. Er ist der größte von uns.“ Auf gar keinen Fall würde er hier sich zum Affen machen. Er wollte nur seine Ruhe. Auch wenn ihm langweilig war, aber so lebensmüde war er dann doch nicht. „Jaa, okay. Magst du dann den Tisch dekorieren?“ Sie verstand seinen Wink mit dem Zaunpfahl wohl nicht. „Nein?“ „Yuriy. Komm schon, ein bisschen kannst du schon machen.“ „Ich hab darauf kein Bock.“, sagte er grimmig und ließ beide einfach stehen. „Yuriy!“, rief sie ihm nach, doch er hörte nicht mehr zu. Er ging rüber zu Kai, der auf einer Holzbank saß und sich den Kopf hielt. „Was is'n mit dir?“ „Kopfschmerzen. Zu wenig geschlafen.“ „Zu viel-“, setzte er an, doch Kai kam ihm zuvor. „Sprich es nicht aus. Ich weiß schon, was du sagen willst.“ „Also. Ist was dran?“ „Nein.“ „Ah, daher hast du so schlechte Laune. Lass dir von mir gesagt sein, dass es solche Tage immer geben wird. Außerdem tut's euch bestimmt mal gut, nicht ständig aufeinander zu sitzen... im wahren Sinne des Wortes.“ „Halt die Klappe, Yuriy.“ Er folgte seine Anweisung. Tat er nicht oft, aber er merkte, dass der Graublaue mega genervt war von dem Thema. Yuriy grinste innerlich. Endlich hatte zumindest Hiromi es eingesehen, dass Dauersex keine gute Idee war. Jetzt müsste sie diesen Status nur noch beibehalten und er wäre die nächsten Jahre in der Firma sicher... „Wo ist Mariah eigentlich? Nicht, dass sie vorher rein platzt?“, hörte er Sergej fragen, der mit seiner lauten Stimme, Yuriys Aufmerksamkeit erhaschte. „Ach, die ist bei den Kids... weiter südlich gibt es einen Zeltplatz. Sie geht da einmal die Woche hin und versorgt sie mit Lebensmitteln und... beschäftigt sie.“, antwortete Kevin und räumte dabei jede Menge Zeug aus den Körben, die er mitgebracht hatte. „Welche... Kids?“, fragte der Rothaarige dann doch. „Waisenkinder.“, antwortete Gary wortkarg. „Hoffentlich taucht nicht Rei dort auf. Sonst ist sie schneller wieder hier, als wir gucken können.“, murmelte Kevin, doch Hiromi, als auch er selbst schauten bei dem Kommentar auf. „Dann müssen wir sie eben irgendwie dort behalten.“, sagte Hiromi und ihm wurde schlecht, als der Blick der Braunhaarigen, ihn traf. „Nein!“, sagte er sofort, als sie weiterhin ihn anstarrte. „Du machst hier doch eh nichts. Dann kannst du dir wenigstens die Beine vertreten und hältst sie hin.“ „Ich glaub... das ist keine so gute Idee, Hiromi.“, meinte dann Kai und schaute kurz zu ihm. „Wieso?“ Yuriy wusste genau, was Kai meinte und... es wäre eine Chance ihr auf den Zahn zu fühlen. Aber nein. So offensichtlich wollte er ihr dann doch nicht ins Messer laufen. „Ich kann sie nicht leiden.“, meinte Yuriy, wie aus der Pistole geschossen. Kai hob eine Augenbraue und sah ihn wissend an. Es war eine... kleine Lüge. Sie interessierte ihn schon, aber sie war knifflig und sie besaß viel Feuer. Eine harte Nuss. Sicher, er könnte ihr damit ganz legitim auf den Senkel gehen. Aber er wusste ebenso, dass Kai ihn noch mehr im Auge behalten würde, als zuvor schon. Darauf hatte er überhaupt keine Lust. „Du musst sie ja nicht heiraten.“, kam der schlagfertige Kommentar von Hiromi, „Nur ablenken und hinhalten.“ „... frag doch Ian! Oder Bryan-“ „Du hast dich die letzten Tage doch mit ihr schon rum geschlagen.", erwiderte Bryan prompt. „Genau. An deine ruppige Art ist sie ja schon gewöhnt.“, grinste Ian und bekam sofort einen bösen Blick des Rothaarigen geschenkt. „Ich kann es auch machen.“, kam es dann von Kai selbst. Yuriy sah ihn überrascht an. Holy shit! Da wollte er aber echt auf Nummer sicher gehen. „Dich brauch ich hier. Jeder hat schon eine Aufgabe übernommen, nur der feine Herr nicht. Also... am besten du machst dich direkt auf den Weg.“, sagte Hiromi knallhart und er seufzte. Es war sinnlos mit ihr zu diskutieren. Sie erkannte offenbar nicht die Anzeichen, die Kai ihr telepathisch versuchte mitzuteilen. Tja... Pech für Kai. Glück für ihn. Zum Thema: ganz legitim. „Du hast es versucht...“, murmelte er sarkastisch zu Kai und stand auf, „Wo finde ich den Platz?“ „Du läufst hier nach oben, die erste links. Dann kommst du zu einer Gabelung. Da gibt es gegenüber einen kleinen Trampelpfad. Sieht man nicht so gut. Da einfach geradeaus.“, erklärte Kevin und deutete auf den Weg. „Okay. Hoch, links, Gabelung, Trampelpfad. Check.“, wiederholte er und ließ seine Hände in die Hosentaschen wandern. Als wäre dass das Codewort gewesen, waren alle wieder damit beschäftigt alles herzurichten. Er trat von Grundstück, als ihn jedoch Kai aufhielt. „Ich warne dich, Yuriy.“ „Wieso denkst du ich würde irgendetwas machen?“ Er sah ihn mit einem Blick an, der einfach alles aussagte. „Tu es einfach nicht.“ „Ja, ja.“, sagte er und wollte schon abdrehen, als er ihn abermals zu sich umdrehte, in dem er nach seinem Arm griff. „Yuriy. Ich kenne deine Art mit Frauen umzugehen. Sie ist Hiromis Freundin. Mir egal, was du mit anderen machst. Aber wenn du ihr irgendetwas vorgaukelst,... sie ist nicht irgendwer. Sie gehört zum Freundeskreis. Also behalte deine Finger bei dir!“ „Ist ja gut, Daddy...“, sagte er spitz und entriss sich ihm, „Ich halt sie nur auf und werde sie nicht anbaggern. Ist es das was du sagen willst?“ „Hm.“ Kapitel 10: Spannende Nervosität -------------------------------- Sanft bürstete sie die Haare von Mei durch, die still vor ihr auf einem Baumstamm saß. Der kleine Junge, der sie vorhin ebenso fast stürmisch umgerannt hatte, saß vor seinem Zelt und löffelte in einem der Joghurtbecher. „Was magst du denn haben? Wir können sie kürzer schneiden, oder-“ „Kannst du mir zwei Zöpfe flechten?“, fragte sie und schaute kurz zu ihr nach hinten. „Klar.“, lächelte sie und teilte ihre Haare in zwei Hälften. Die Rosahaarige war gerne hier. Sie konnte einfach abschalten und sich um etwas anderes kümmern, als ständig über ihre Probleme nachzudenken. Die Kinder hier waren ihr wichtig geworden. Mei war schon seit drei Jahren obdachlos. Lian, der kleine Junge, der vor ihr den Joghurt aß, war bereits elf und schon mindestens fünf Jahre auf der Straße. Mariah traf heute allerdings nur die beiden an. Normalerweise tummelten sich hier mehr Kinder rum. „Mariah?“ „Mhm?“, kam es von ihr, als sie anfing die linke Haarseite zu flechten. „Wo ist Rei?“ Sie seufzte innerlich und wusste nicht, wie sie darauf antworten sollte. So viel zum Thema, ihre Probleme beiseite schieben. Früher hatte sie sich mit Rei um die Kinder gekümmert. Noch bevor sie eine Beziehung hatten. Der Zeltplatz hatte eine Verbindung mit ihm, die sie nicht immer ausblenden konnte. Immerhin... hatte Rei hier das erste Mal gesagt, das er sie liebte. „Er hat nicht so viel Zeit.“, sagte sie dann leise. „Hast du ihn gesehen?“ „Nein, Schatz.“ „Woher weißt du das dann?“ Das die Fragen von Kindern auch immer so brutal sein mussten... „Ich hab es gehört. Halt mal.“, sagte sie ablenkend und gab Mei die fertigen Haare in die Hand. Sie nahm ihre Tasche in die Hand und holte ein kleines Kosmetiktäschchen hervor, in dem sie einige Haarbänder eingepackt hatte. Sie nahm direkt zwei hellblaue Haarbänder heraus. „Achtung.“, sagte sie und nahm ihr die linke Seite aus der Hand. Sie umwickelte das Haarband um die Endung des Zopfs und legte ihr die fertige Seite nach vorne, um die Schultern. Sie nahm sich die zweite Seite vor, um diese nun zu flechten. * * * Immer noch hatte er die Hände in den Hosentaschen, als er den Trampelpfad entlang ging. Keine Ahnung, wie weit er noch von diesem besagten Zeltplatz entfernt war. Er hatte es auch nicht wirklich eilig. Ehrlich gesagt, wusste er nicht so richtig, wie er sie aufhalten sollte. Er hatte vor ein paar Minuten eine Textnachricht von Hiromi auf sein Handy bekommen, dass sie sich nochmal melden würde, wann die Luft rein sein sollte. Was ihm noch weniger half, ohne eine richtige Zeitangabe. Mittlerweile war es schon 16 Uhr und Mariah war eh schon bereits drei Stunden weg gewesen... Sein Blick richtete sich nach vorne, da er etwas zwischen den Bäumen erkannte. Das sah doch schon aus, wie kleine Schlafplätze. Er wurde langsamer und schaute sich erst einmal in Ruhe um. Er blieb an einem Baum stehen, als er definitiv Kinderstimmen wahrnahm. „Hahaha, schneller, schneller...“ Er sah sofort ihre rosa Haare und beobachtete sie aus der Entfernung. Sie hatte ein kleines Mädchen, mit zwei geflochtenen Zöpfen, an den Händen, die sie im Kreis um sich herum warf. Der Kleinen schien es zu gefallen. Und nicht nur ihr. Er hörte das Lachen der Rosahaarigen und er überlegte, ob er sie in den Tagen, in denen er nun schon hier war, sie einmal lachen gesehen hatte. Bisher hatte sie nur heute Mittag eine recht gute Laune gehabt, bevor sie ging. Die Tage davor, waren eher geprägt von genervten Blicken. „Mariah! Lass uns Verstecken spielen!“, hörte er eine weitere Kinderstimme und sah einen Jungen auf sie zu rennen. „Nein, jetzt nicht. Ich wollte doch noch eure Wasserversorgung ansehen...“ „Ja, verstecken, los, los, los.“, rief das Mädchen fröhlich. „Na schön. Aber nicht lange...“ Seine eisblauen Augen folgten ihr, als sie sich umwandte und ihre Augen mit den Händen verschloss. Die Kinder rannten in unterschiedlichen Richtungen davon und seine Beine bewegten sich fast automatisch aus der Deckung heraus. Er würde ihr jetzt erst einmal einen Schrecken versetzen. Je näher er ihr kam, desto lauter konnte er hören, wie sie herunter zählte. Sie war bereits bei der Zahl fünf angekommen und er stellte sich direkt hinter sie. Er vernahm einen süßlichen Duft, der ihn ein bisschen aus dem Konzept brachte. Aber er konnte sich keine weitere Gedanken machen, da sie bei Null war und sich herumdrehte. Er setzte sein bestes Grinsen auf und wie erwartet, erschrak sie auch nicht zu knapp. Ihr Schrei war laut und hallte mit Sicherheit noch eine Weile durch den Wald. Als sie sich beruhigt hatte, schubste sie ihn von sich. „Du Idiot!“, stieß sie heraus und er konnte sich sein Lachen nicht mehr verkneifen. „Wusste nicht, dass du so schreckhaft bist.“ „Wenn man sich so anschleicht, ist das ja auch kein Wunder! Wolltest du das ich an einem Herzinfarkt sterbe?!“, fuhr sie ihn an, „Was machst du überhaupt hier?“ „Mir war langweilig.“, sagte er und zuckte mit den Schultern. „Ich frag dich gerne nochmal... wegen deinem Alzheimer.“, sagte sie sarkastisch, „Was machst du... hier?!“ „Kevin hat mir gesagt, wie ich dich finde.“, das war noch nicht einmal gelogen, „Mir war langweilig und ich dachte, ich könnte dir ein bisschen auf die Nerven gehen.“ Sie stöhnte genervt auf. „Ist das dein ernst?“, fragte sie und schüttelte erneut den Kopf. Sie wollte gerade wieder ansetzen, als plötzlich laute Hilferufe aus dem Wald hallte. Yuriy wandte sich zu der Stimme und auch die Rosahaarige sah an ihm vorbei. „Mariah... Mariah...“ Der Junge von vorhin kam in Windeseile angerannt und in seinem Gesicht stand die pure Panik. „Lian... was-“ „Komm schnell... Mei.. Mei ist in den Fluss gefallen!!“ Mariah schoss sofort an ihm vorbei. „Zeig mir wo.“ Der Rothaarige rannte den Zweien nach. Lian zog Mariah an die Stelle, während er ein bisschen hinten dran lief. Als er ankam sah er Mariah schon auf einen Baum gelehnt. Sie hatte eine Hand um einen Ast geklammert und versuchte an das Mädchen heranzukommen, welche im Wasser trieb und sich nur schwer an einen Stein im Fluss versuchte fest zu heben. „Mariaaahh...“, weinte sie. „Ich bin gleich da... halt dich fest.“ Yuriys Augen wanderten von Mariah zu dem kleinen Mädchen und dann wieder zur Rosahaarigen zurück. Der Ast bog sich gefährlich und er rutschte vorsichtig den Abhang hinunter. Er kam auf Mariah zu und gerade als der Ast brach, fing er sie rechtzeitig auf, bevor sie drohte ebenso in den reißenden Fluss zu fallen. „Yuriy...“, keuchte sie erschrocken und fiel ihm in die Arme. „Ma-mariah...“, kam es erneut panisch von Mei. „Ich mach das.“, hatte er gehaucht, sie neben sich geschoben und sein T-Shirt ausgezogen, „Nimm mal.“, sagte er zu ihr und reichte ihr nicht nur sein Shirt, sondern auch sein Handy, dass er aus seiner Hose zog. „Sie kann nicht schwimmen...“, hatte er sie noch gehört, als er sich dem Ufer näherte, „Sei vorsichtig... die Strömung!“ Er sagte darauf nichts und sprang ins Wasser. Der Fluss war tief, wie er sofort feststellte und die Strömung nicht ohne. Er hatte tatsächlich Schwierigkeiten dagegen anzukommen. Yuriy kam bei dem Stein im Wasser an, an der sich die Kleine festhielt. „Hey...“, sprach er sie an und sie schaute mit verheulten Augen auf, „Es wird alles gut.“, sagte er vorsichtig und erklärte ihr, dass sie sich am besten auf seinem Rücken festhalten sollte. Kaum als er am Ufer wieder ankam, kletterte sie von seinem Rücken und lief auf Mariah zu, die sich um ihre Beine schlang... * * * Die Sonne ging bereits unter, als sie sorgsam die nassen Klamotten von Mei auf die Wäscheleine hängte, als auch Yuriys Dreiviertelhose. Sie hörte das Lagerfeuer hinter sich knistern und merkte wieder einmal seinen Blick in ihrem Rücken. Er saß hinter ihr auf einem Baumstamm. Sie sagte jedoch nichts. Mariah hatte ihm eine Decke gegeben und einen Tee gemacht. Mei schlief bereits. Die ganze Aufregung hatte sie komplett ausgepowert. Lian dagegen wachte an ihrem Zelt, weil er sich Vorwürfe machte. Er hatte Mariah erzählt, dass er Mei von seinem Versteck verscheucht hatte und sie dann über den liegenden Baumstamm über den Fluss gehen wollte. Da wäre sie ausgerutscht und hinein gefallen. Natürlich hatte sie versucht ihm die Schuld auszureden. Konnte ja keiner ahnen, dass das passieren könnte. Sie war nur froh, dass Yuriy da war. Er war einfach zur rechten Zeit, am rechten Ort gewesen. Auch wenn sie immer noch nicht verstand, wieso er überhaupt hier war. „Wie lange kümmerst du dich um die beiden schon?“, hörte sie dann seine Frage und sie wandte sich um. „Etwa.. drei, vier Jahre. Ich schau einmal die Woche vorbei, um nach dem Rechten zu sehen.“, sagte sie ehrlich und setzte sich zu ihm und stocherte im Lagerfeuer mit einem weiteren Ast herum. Plötzlich spürte sie etwas an ihren Haaren und die wandte ihren Kopf zu dem Rothaarigen. Er hatte seinen Arm gehoben und seine Finger berührten ihre Haare. Doch schnell zog er seine Hand wieder zurück und hielt ihr ein Laubblatt vors Auge. Sie stand abrupt auf und offenbar hatte sie ihn dadurch erschreckt. „Ich... muss noch nach der Wasserversorgung schauen.“, sagte sie und entfernte sich von ihm. Als sie an der Wassertonne ankam atmete sie tief aus. Sie hatte eben die Luft angehalten, als er ihr nahe kam. In der meisten Zeit war Yuriy mehr als unausstehlich. Er machte dumme Sprüche, war selbstverliebt und ließ keine Gelegenheit aus, um zweideutige Bemerkungen zu machen. Aber auch... machte er sie nervös. Eigentlich hatte sie gedacht, sie könnte ihm heute komplett aus dem Weg gehen. Aber er machte ihr wie immer, einen Strich durch die Rechnung. Sie schüttelte ihren Kopf und richtete ihr Augenmerk auf die Tonne. Lian hatte vorhin erwähnt, dass das der Filter nicht mehr ganz in Takt wäre, weil sie Schmutz im Trinkwasser hatten. Die Wassertonne war mit dem Fluss verbunden. Sie hoffte nur nicht, dass eines der Rohre kaputt war. Sie wollte die Abdeckung öffnen, doch sie bekam den Deckel einfach nicht ab. „Wieso sagst du nicht, wenn du Hilfe brauchst?“ Sie drehte sich nicht herum. Was sie vielleicht doch hätte machen sollen, denn sie spürte seinen Körper direkt hinter sich. Mariah spürte seine Haut auf ihrer Schulter, da sie nur ein Tanktop trug und er offenbar ohne T-Shirt herumlief. Mit Sicherheit tat er das mit Absicht. Seine Arme hob er an ihrem Kopf vorbei und öffnete den Deckel der Tonne. Ihr Herz schlug wie wild während dessen. Sie bekam fast Atemnot, als er den Deckel los ließ und seine Hände auf ihren Armen ablegte. Doch er ließ sofort wieder von ihr ab und stellte sich neben sie. So konnte sie sehen, dass er zumindest wieder seine Dreiviertelhose an hatte. Er sah in die Wassertonne hinein. „Der Filter hat Löcher. Hast du ein neues?“ „Ehm... ja.“, stotterte sie kurz, „Ich hol' es.“, sagte sie dann schnell und ging rüber zu einem kleinen überdachten Häuschen. Als sie zurückkam mit einem neuen Filter, übergab sie ihm diesen und er warf das alte heraus und legte das neue hinein. Sie beobachtete ihn dabei. Dabei sah sie unzählige Narben auf seinem Rücken und fragte sich, wie er sich diese zugezogen hatte. „Sollte wieder funktionieren.“, sagte er dann und schloss den Deckel. Er drehte sich zu ihr herum und kam auf sie zu. „Hast du noch irgendwelche Reparaturen?“ „Nein.“, sagte sie schnell, setzte jedoch noch ein, „Danke.“, hinten dran. Er blieb vor ihr stehen und eigentlich hätte sie sich einfach umdrehen und zurück zum Lagerfeuer gehen sollen. Es war schon spät und sie hätte schon längst den Rückweg zu den Bungalows antreten sollen. Doch seine Nähe ließ sie erstarren. Er sagte nichts, aber sie sah wie seine eisblauen Augen erst in ihre sahen, bevor sein Blick auf ihre Lippen sich senkten. Sie spürte förmlich die Spannung, doch bevor irgendetwas passieren konnte, hörte sie plötzlich ein Telefon klingeln. Sofort schritt er an ihr vorbei und ließ sie stehen. Mariah sah ihm nach und erkannte, wie er an sein Handy ging. „Ja? Sorry, hab nicht drauf geachtet... ja. Mhm... bin unterwegs.“ Yuriy drehte sich wieder zu ihr um, doch sie mied seinen Blick sofort und ging zurück zum Lagerfeuer. Sie räumte ihre Sachen zusammen und verstaute diese in ihrer Tasche. Sie wollte das eben nur schnell vergessen. Beinahe hätte sie vielleicht einen Fehler gemacht. Der Rothaarige kam in ihr Blickfeld, doch sie ignorierte ihn weiterhin. „Hiromi hat gerade angerufen... ehm sie... machte sich Sorgen um dich, weil du schon so lange weg warst...“, hörte sie ihn sagen, „Ich würde gehen, wenn du noch hier-“ „Nein. Ich packe gerade zusammen.“ Das war das Letzte, was sie zu ihm sagte. Die ganze Zeit über hatte sie ihm keinen weiteren Augenblick geschenkt. Sie verabschiedete sich von Lian und sagte ihm, wenn irgendetwas wäre, dass er ruhig zu ihr kommen könnte. Lian nickte eifrig, umarmte sie noch einmal, bevor sie den Rückweg antrat. Sie hörte allerdings noch wie Lian seine Worte an den Rothaarigen richtete. „Wie heißt du eigentlich?“ „Yuriy.“ „Danke, dass du Mei gerettet hast.“ „Kein Ding, Sportsfreund.“ Kapitel 11: Überraschung ------------------------ Sie lief einige Meter vor ihm, als sie den Weg zurückgingen. Er hatte seine Hände in den Hosentaschen und sein Shirt trug er bereits wieder. Es war kühl geworden. Während es Tagsüber verdammt schwül war, durch das feuchte Klima, wurde es nachts um einige Grad kälter. Sie erreichten die Kreuzung und Yuriy sah ihr weiterhin in den Rücken. Seit sie losgegangen waren hatte sie ihn regungslos ignoriert. Er war ein bisschen genervt davon, dass er vorhin nicht so weit gekommen war, wie er eigentlich wollte. Ausgerechnet Hiromi musste ihn anrufen. Die Braunhaarige hatte ihn richtig zur Sau gemacht am Telefon, wieso er sich nicht zurückgemeldet hatte. Nachdem er aufgelegt hatte, hatte er gesehen, dass sie ihn mehr als sechs Mal geschrieben hatte. Er hatte fast vergessen, wieso er mit Mariah überhaupt alleine war. Die Meute war mit Sicherheit schon Stunden fertig mit den Vorbereitungen und er war einfach zu abgelenkt gewesen. Es dauerte nicht lange, als sie an den Bungalows ankommen würden. Sie bogen um die Ecke. Zuerst war alles dunkel, bevor die Lichter angingen, die Musik zu hören war und einige Personen aus den Ecken sprangen. Die Rosahaarige stoppte abrupt und er sah Hiromi schon auf sie zukommen. Während sie umarmt wurde, ging der Rothaarige zielstrebig an den beiden vorbei. Er spürte ihren Blick in seinem Rücken, doch er ließ sich nichts anmerken... Es war kurz vor Mitternacht als er den Bungalow betrat. Die ganze Zeit über hatte er am Tisch gesessen und sich ein Glas Wodka nachdem anderen rein gepfeffert. Ab und an kam er nicht drum herum, Mariah zu beobachten. Sie saß zwischen Hiromi und Gary. Er verstand von seiner Position aus nicht, über was sie redeten oder lachten. Offenbar schien sie jedoch zufrieden mit der Situation zu sein. Ganz im Gegenteil zu ihm. Er wollte gerade in sein Zimmer, als eine Hand ihn zurückhielt und er wandte sich um. „Wieso hast du dich nicht gemeldet?“, fragte Kai, der ihn aufgehalten hatte. „Hab nicht ständig auf mein Handy gestarrt. Sorry.“, sagte er und wollte endlich in sein Zimmer. Doch kaum betrat er es, kam Kai ihm hinterher. Er ignorierte es und wollte aus seinem Koffer eine frische Hose herausziehen, als sein Freund ihn abermals ansprach. „Was machst du da?“ „Mich umziehen, ist das verboten?!“ So langsam ging Kai ihm auf die Nerven. Er wollte doch nur die Hosen wechseln. Die zwar mittlerweile getrocknet war, aber der Geruch vom Fluss doch noch daran klebte. „Wieso musst du dich umziehen?“ „Weil ich vielleicht schon den ganzen Tag drin rumlaufe?“, stöhnte er genervt auf, als er endlich eine Jogginghose fand. Er sah den skeptischen Blick von dem Graublauhaarigen und abermals stöhnte er auf. „Es gab einen kleinen Unfall. Nichts schlimmes.“ „Unfall?“ „Ja. Eines der Kids ist in den Fluss gefallen, ich hab sie raus gezogen. Dabei ist meine Hose nass geworden. Die jetzt abartig stinkt. Darf ich mich jetzt vielleicht umziehen?!“ „Hm.“ Damit war offenbar das Thema gegessen für ihn. Yuriy wollte sich gerade schon seine Dreiviertelhose entledigen, als die Schiebetür erneut aufging. Man hatte einfach keine Privatsphäre hier... „Da steckt ihr. Wir haben zwei Minuten vor Mitternacht. Wir warten nur noch auf euch.“, sagte Hiromi die in der Tür stand, „Und... Kai, wo hast du die Lebensmittelfarbe hin? Ich muss noch 18 auf den Kuchen schreiben...“ Es war also ihr 18. Geburtstag... „In der Küche... neben der Kaffeemaschine.“ „Danke.“, sagte sie und war schnell wieder weg. Yuriy seufzte, während Kai das Zimmer nun auch verlassen wollte, als er jedoch noch einmal stehen blieb. Er bemerkte es und sah ihn grimmig an. „Was?“ „Kommst du auch?“ „Egal, was ihr aber vorhabt, ich mach nicht mit.“ „Musst du nicht. Benimm dich einfach nur.“ Und damit verschwand er. Kaum hatte er seine Jogginghose übergezogen hörte er lautes Geknalle im Vorgarten und er sah kurz auf die Uhr. Mitternacht. Er seufzte und verließ sein Zimmer wieder. Als er draußen stand, sah er die Rosahaarige, wie Hiromi ihr gerade ein Geschenk überreichte. Er wurde im selben Moment fast um geschubst von Gary, der ein paar Gläser auf einem Tablett hielt. Vorsichtig ging er zum Tisch. „Ich hab für dich extra Gin Tonic geholt, Mariah. Das magst du doch am liebsten.“, sagte Gary und stellte ihr ein Glas vor ihr auf den Tisch. „Das hättest du nicht machen müssen. Das ist doch viel zu teuer.“, hörte er sie sagen, doch verstand nicht mehr, da er sich der Gruppe wieder entfernte. Er setzte sich zu Bryan, Ian und Sergej, die bereits schon die Wodkaflaschen um sich gescharrt hatten. „Habt ihr noch ein Glas für mich?“, fragte er und Bryan grinste. „Immer doch. Wie viel hältst du aus?“ „Finde es doch raus...“, grinste er zurück und Bryan begann sein Glas mit der klaren Flüssigkeit zu füllen. Er brauchte unbedingt jetzt eine Ablenkung, sonst würde er die ganze Zeit an vorhin zurückdenken. Ihre Blicke in seinem Rücken, die knisternde Stimmung, als er ihr so nah war und das prickeln auf seiner Haut, als er sie berührte. Wodka half da bestimmt. Kapitel 12: Wodka Vs Gin Tonic [1] ---------------------------------- „Mach nicht mehr so lange, Mariah. Okay?“, kam es von Gary fürsorglich, der sich gerade mit Kevin verabschieden wollte. „Nein, nein. Alles gut... ich geh auch gleich schlafen.“, sagte sie und umarmte Gary kurz, „Schön, dass ihr da wart.“ „Morgen sind wir auch nochmal da, extra zum Kuchen essen.“, grinste der Große und sie lächelte, als beide den Weg zu den Wasserfällen antraten. Sie sah den beiden eine Weile hinterher, bis sie zurück zu den anderen kam. Hiromi kam auf sie zu und sagte, dass sie ebenso ins Bett ginge. Sie hätte Kopfschmerzen und natürlich folgte ihr Kai binnen von Sekunden. Als ob sie Kopfschmerzen hätte... aber sie sagte nichts. Mariah sah zum Tisch rüber und erkannte nur noch die vier Russen dort sitzen. Sergej hatte seinen Kopf dabei schon auf die Tischplatte gelegt und man konnte ihn aus ihrer Entfernung sogar schnarchen hören. Nebenan saß Bryan und ihm gegenüber Ian. An der langen Seite, an einem einzelnen Platz saß der Rothaarige. Sie schüttelte den Kopf, als sie sah, dass die drei sich einen Shot nachdem anderen setzten. Sie kam ihnen nur langsam näher, um das Gespräch aus sicherer Entfernung zuhören zu können... „Nächster.“, sagte der Rothaarige und Ian goss allen dreien das kleine Glas erneut voll, „Gebt auf, ihr verliert sowieso...“ „Dies- diesmal nicht.“, gluckste Bryan, der schon deutlich einen im Tee hatte. Yuriy und Bryan setzten an und kippten sich die durchsichtige Flüssigkeit in einem Rutsch hinunter. Nur Ian nicht. Er legte den Glasrand zwar an seinen Mund, aber setzte dann doch ab, ohne etwas zu trinken. „Also.. ich bin raus.“ „Wirklich... Ian? Du kannst doch nicht... aufhören, wir haben... ihn gleich.“, stockte Bryan, der die Wörter in langen Pausen wiedergab. „Nee, sorry. Ich kenn' meine... Grenzen.“ „Tja, bleiben nur noch wir, Bryan...“, grinste der Rothaarige und Mariah kam nicht drum herum ihn genauer zu begutachten. Eindeutig konnte er viel vertragen. Als würde er das Tagtäglich machen. Dabei hatte sie ihn bisher hier noch nicht einmal trinken gesehen, außer am Ankunftstag, aber das war deutlich weniger, als heute. „Ich muss mal...“, sagte Ian und stand von der Bank auf, um jedoch nicht zu seinem Bungalow zu gehen, sondern er steuerte den Wald an. Sie wollte schon was sagen, beließ es aber dabei. Sie wollte nicht auf sich aufmerksam machen. Die Gläser füllte der Weißhaarige diesmal. Mariahs Augen fielen ganz ungewollt auf Yuriy... Sie musste an vorhin zurückdenken, als er die Wasserversorgung repariert hatte. Seine vielen Narben auf seinem Rücken. Mariah dachte darüber tatsächlich nach, was ihm passiert war. Kamen sie aus der Zeit, als er bei Boris war? Sie kannte die Geschichte von Hiromi. Sie hatte nicht nach gefragt, weil sie auch nicht wusste, wie und eigentlich ging es sie auch gar nichts an. Viel eher interessierte sie, was passiert wäre, wenn sein Handy nicht gestört hätte. Mariah begann innerlich zu zittern. Er war ihr so nah gewesen, wenn sie daran zurückdachte. Zuvor hatte sie doch auch nicht so auf ihn reagiert. Als sie mit ihm alleine war, während die anderen an den heißen Quellen waren, konnte sie seine Annäherungsversuche gut abblocken. Nicht zuletzt, weil er dann seine arroganten Sprüche raus haute. Sie wäre dort eher vor Wut aus der Haut gefahren, als dass sie es nervös machte. Aber sie konnte sich meistens selbst gut bremsen. Sie hatte an dem Tag eh schon schlechte Laune. Nach dem nächtlichen Ausgang am Fluss, hatte Rei sie tatsächlich noch einmal versucht anzurufen. Sie ging natürlich nicht dran, aber er sprach ihr auf die Mailbox. Zu ihrem eigenen Bedauern, hatte sie sich die Nachricht angehört. Sie hätte es lieber mal lassen sollen. Den das brachte sie wortwörtlich, um ihren Schlaf. Er faselte Dinge, die sie noch nie von ihm gehört hatte. Allein seine Ausdrucksweise war, so voller Wut und... er hatte ihr sogar gedroht. Wenn sie nicht zurückkommen würde zu ihm,... Kurz schloss sie ihre Augen, um sich zu beruhigen und den Gedanken daran zu verwerfen. Wenn sich nicht bald etwas an der Situation ändern würde, wüsste sie nicht, was sie noch machen sollte. Sie konnte schließlich nicht einfach so hier weg. Ebenso konnte sie dem doch nicht ewig entfliehen. Mariah fühlte sich im Stich gelassen. Einfach von allen. Aber das schlimmste war einfach, dass Lee nicht für sie da war. Ihren einzigen Bruder, der eine Mensch, der zu ihrer Familie gehörte. Er hielt weiterhin zu Rei. Das ihm diese blöde Tradition wichtiger war, als sie... das... das war einfach zu viel für sie... Sie merkte, wie Tränen sich den Weg nach draußen bahnen wollten, doch sie hörte eine Stimme nah bei ihr und sie schaffte es gerade noch, ihren dunklen Gedankengänge zu verdrängen, bevor sie aufsah. „Alles okay?“ Yuriy stand vor ihr und sie hoffte innerlich, dass er nichts mitbekommen hatte, von ihrem Zustand. Sie brauchte lange, um auf seine Frage zu antworten. „Sollte es nicht?“, entschied sie sich für eine Gegenfrage, weil sie wusste, dass er das nicht ausstehen konnte. Sie hörte ihn genervt aufstöhnen, doch sie reagierte nicht darauf. Stattdessen sah sie um ihn herum und schaute zum Tisch. Sie war etwas verblüfft, dass sie nur noch Sergej sah, der immer noch halb auf dem Tisch lag. „Wo sind-“ „Ian entleert wahrscheinlich immer noch seine Blase und Bryan hab ich unter den Tisch gesoffen. Er wollte eben nicht hören.“ Sie sah ihn missbilligend an. Sein egoistisches Grinsen ging ihr jedoch durch Mark und Bein. Die Rosahaarige bekam eine Gänsehaut, als sie sich ihn nun aus der Nähe genauer ansah. Auch wenn der erste Eindruck einer der Schlechtesten war, war er dennoch nicht unattraktiv. Gott... sie schüttelte innerlich den Kopf. Sie brauchte Schlaf. Viel Schlaf, um einen klaren Kopf zu bekommen. Ihr ging es offenbar nicht gut, wenn sie Yuriy schon als gutaussehend bezeichnete... „Glückwunsch.“, sagte sie sarkastisch und wollte an ihm vorbei, um der Situation zu entfliehen, doch plötzlich spürte sie seine Hand auf ihrer freien Schulter und drehte sie wieder zu sich um. „Du hast mit mir noch gar nicht angestoßen.“ „Auf was?“ „Auf was wohl?“, stellte er nun die Gegenfrage und sie bemerkte selber, dass solch eine Antwort wirklich nerven konnte, „Auf deinen Geburtstag.“, antwortete er jedoch. Sie war ein bisschen konfus. Nicht nur wegen seiner Aussage, sondern auch wegen dem warmen Gefühl auf ihrer Schulter. Doch sie fing sich schnell wieder und schob seine Hand ebenso zügig runter. „Danke, verzichte.“ Sie wollte nun endlich ins Bett. Diese Nähe zu ihm machte sie schon wieder nervös. Sie wollte die Nerven behalten. Sie hatte schon genug Probleme, da wollte sie sich nicht noch eines anlachen. „Warte doch.“, sagte er und lief ihr nach, woraufhin sie aufstöhnte. Er überholte sie und blieb direkt vor ihr stehen. „Einen Drink. Nur einen. Man wird schließlich nur einmal 18.“ Sie schaute ihn verblüfft an. Woher wusste er... wie alt sie geworden war? Vielleicht durch Hiromi, oder Kai, schon im Vorfeld. Sie hatte es vermieden darüber zu reden. Denn es würde sie nur wieder an Rei erinnern und an... die Abmachung. „Na schön. Aber nur einen... und ich trinke auf gar keinen Fall euren Wodka Kram.“ „Deal.“, grinste er und während er etwas für sie zum Trinken holen wollte, ging sie zum Tisch zurück. Sie setzte sich auf den Platz, auf dem vorher Ian gesessen hatte. Wieso hatte sie sich nur dazu überreden lassen. Es war doch klar, auf was er abzielte. Sie musste unbedingt aufpassen, dass es bei dem einem Glas blieb. Sie hatte heute schon genug Alkohol intus. Wie auch offenbar Bryan. Er saß ihr gegenüber. Er hatte nun wie Sergej den Kopf auf den Tisch abgelegt und sah mehr als... unglücklich aus. Sie schubste ihn kurz und er hob den Kopf sehr wackelig. „Hää?“, kam es undeutlich aus seinem Mund. „Du solltest lieber ins Bett.“, sagte sie und er schaute sich um, während er sich den Kopf hielt. „Uhm. Ja...“, murmelte er und ein Schluckauf kam hervor, „Ich... geh...“, sagte er, bevor er sich tatsächlich aufrappelte. Kaum zu glauben, dass er noch laufen konnte. Es war nicht gerade und auch stieß er sich den Fuß am Tischbein an, aber er lief relativ sicher zum Bungalow. Wenige Sekunden später war er darin verschwunden. Sie war ein bisschen in Gedanken versunken, als plötzlich von hinten, ein Glas vor ihr abgestellt wurde. Der rothaarige Russe überraschte sie in dieser Nacht ein zweites Mal. Das Glas war gefüllt mit Gin Tonic. Woher... wusste er das schon wieder? Man hätte meinen können, dass er sie auf Schritt und tritt mit seinen Augen verfolgte. Immerhin trank sie dieses Mixgetränk immer noch am liebsten und sie hatte heute sicherlich auch schon viel zu viel davon getrunken. Er setzte sich an seinen Platz und hob sein Glas zu ihr, dass bereits gefüllt war. Ohne lange darüber nachzudenken stieß sie mit ihm an, um es einfach nur schnell hinter sich zu bringen. „Auf dein Geburtstag.“, sagte er und leerte sein kleines Glas in einem Zug. Kaum geleert, nahm er wieder die Wodkaflasche in die Hand und goss sich wieder nach. „Meinst du nicht, es reicht langsam?“ „Ich halt was aus. Oder machst du dir Sorgen um mich?“, antwortete er wieder mit einer Gegenfrage, als ob er sie nachmachen wollte. „Nein. Sauf dich ruhig ins Koma.“, kam es knapp von ihr. Sorgen machen? Nie und nimmer. Er konnte machen, was er wollte. Aber sie hatte keine Lust, morgen früh wieder seiner schlechten Laune ausgesetzt zu sein. Mariah hätte lieber seine Anfrage abgelehnt, denn es blieb nicht bei nur einem Drink. Er hielt sie immer wieder auf, als sie im Begriff war gehen zu wollen. Keine Ahnung, wie er das schaffte. Je länger sie hier mit ihm saß, desto mehr genoss sie fast seine Anwesenheit. Es war eine Abwechslung. Während alle anderen vermutlich schon längst schliefen. Selbst Sergej war plötzlich nicht mehr da, der die ganze Zeit doch auf dem Tisch gelegen hatte... sie hatte es nicht mitbekommen, als er gegangen war. Sie musste eindeutig voll sein, wenn ihr Gehirn ihre Umgebung nicht mehr wahrnahm. Das schlimmste war jedoch, je mehr sie trank und Yuriy um sich hatte, umso weniger Druck hatte sie. Es war, als ob sie nicht nur ihre Probleme herunterschluckte, sondern sie vergaß all das derzeitige Drama, um sie herum. Sie redeten kaum miteinander und wenn dann nur über Mei und Lian. Sie erzählte von der Lebensgeschichte der beiden und wie sich ihre Wege gekreuzt hatten. Er hingegen hatte ihr von seiner Arbeit erzählt und sie hatte nie daran gedacht, dass er so engagiert war. Das er überhaupt mit Kindern arbeitete. Irgendwie konnte sie sich das nicht vorstellen. Der Abend wurde später und später, bis auch Yuriy bemerkte, dass sein Alkoholpegel schon langsam an der Grenze war. Er hatte eine große Grenze, keine Frage. Aber irgendwann war wohl auch bei einem Ivanov Schluss. „Okay... noch... einen Absacker?“, fragte er, „Der Wodka kickt jetzt doch rein...“, meinte er und sie nickte. Er stand auf und ging langsam zu den alkoholischen Getränken hinüber, die auf einem Tisch hinter ihr standen. Ihr Kopf dröhnte und sie sehnte sich nach ihrem Bett. Es war sichtlich spät. Das sie sich so lange bei ihm aufgehalten hatte, grenzte ebenso an ein Wunder. In dem Moment klingelte plötzlich ihr Handy. Als sie unbesorgt darauf schaute, sah sie schon eine ihre verhasste Nummer, die sie bereits gelöscht hatte aus ihrem Telefonbuch. Sie stöhnte genervt auf. Sie hatte gerade angefangen zu vergessen... Wieso musste er jeden Moment der Ruhe zerstören? Plötzlich wurde ihr Handy aus ihren Händen gerissen und sie schaute erschrocken zur Seite. Sie erkannte den Rothaarigen, der das klingelnde Smartphone in seinen Händen hielt. „Soll ich mal... ran gehen. Wird sicherlich... ein Spaß.“ „Nein!“, sagte sie und stand abrupt auf und wollte es ihm wieder aus der Hand nehmen. Dabei vergaß sie, dass sie eindeutig zu viel getrunken hatte und schon ziemlich lange saß. Ihr wurde schwindlig. Beim zu schnellen Aufstehen verlor sie zugleich ihr Gleichgewicht. Es rumpelte und als sie die Augen öffnete, die sie beim Fall geschlossen hatte, sah sie in seine eisblauen Augen. Sie bemerkte erst jetzt, dass sie ihn mit umgerissen hatte, als sie über die Bank gestolpert war. Sie erstarrte. Ihr Atem ging viel zu flach, als sie ihn ansah. Sie konnte ihre Augen nicht mehr rational lenken, als ihr Blick kurz auf seine Lippen fiel. Doch als sie ihren Klingelton wieder hörte, irgendwo weiter hinter ihnen, kam sie schnell wieder in die Gegenwart zurück. „Sorry... ich...“, setzte sie an, doch kam gar nicht mehr soweit, ihren Satz richtig zu beenden. Sie spürte zugleich seine linke Hand in ihrem Nacken und er zog sie einfach zu sich hinunter. Mariah hatte einfach keine Chance, ihm entgegen zu wirken. Seine Lippen belegten ihre und als ob das nicht einfach alles wäre, genoss sie es. Sie ließ es einfach zu. Die Wärme die von ihm ausging war einfach zu verlockend. Und selbst der Geschmack seiner Lippen, die eindeutig mit Wodka getränkt waren, machte ihr nichts aus. Sie vergaß all ihre hartnäckigen Probleme und erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich. Kapitel 13: Wodka Vs Gin Tonic [2] ---------------------------------- Sie merkte wie er sich aufsetzte und sie legte ihre linke Hand auf seine Halsseite, während die andere Hand auf seiner Brust lag. Er hingegen ließ keine Pause zu. Sein Kuss wurde inniger und auffordernder. Sie spürte seine andere Hand in ihrem Rücken, die langsam nach unten glitt, bis er auf ihrem Po zum Stillstand kam. Sie stöhnte in seinen Mund, als er diesen packte und sie näher an sich drückte. Mariah keuchte auf, als sie seine Erregung zwischen seinen Beinen bemerkte. Sie saß ja praktisch direkt darauf. Seine Zunge umspielte ihre, bis sie keine Luft mehr bekam und den Kuss unterbrechen musste. Ihre Augen waren weiterhin geschlossen, als er einfach ihren Hals abwärts küsste und ab und an seine Zunge über ihre Halsschlagader leckte. Seine andere Hand wanderte nun auch tiefer und erreichte ihre Shorts. Mariah war wie im Rausch, als er ihren Bund herunter zog. Sie suchte seine Lippen mit geschlossenen Augen und fand sie. Er presste sie auf die ihren und konnte ihn stöhnen hören. Etwas ungeschickt hörte sie, wie er seine Jogginghose runter ziehen wollte. Lag sicherlich an dem Alkohol, den sie definitiv beide zu viel hatten. Zumindest konnte sie das von sich behaupten. Sonst hätte sie sich auf das ganze Spielchen niemals eingelassen. Aber es tat so gut, wieder richtig begehrt zu werden. Mariah konnte nicht klar denken. Sie wollte nur vergessen... und vielleicht,... konnte sie das nur mit ihm. Sie stöhnte erschrocken auf, als sie seine Erektion, von einer Sekunde auf die andere, in sich spürte. Die Rosahaarige keuchte, als er sein Becken hart nach oben stießen ließ und zeitgleich seine Hände auf ihre Hüfte legte und diese nach unten presste. Sie klammerte sich an seine Schultern und legte ihren Kopf in den Nacken, als er wieder zu stieß. „Ah..ha..“, kam es heiser aus ihrem Mund. Plötzlich fühlte sie eine Hand auf ihrer intimen Stelle, während er immer noch in ihr war. Seine Finger strichen über ihre Klitoris und sie stöhnte abermals, jedoch unkontrollierter. Sie bewegte sich auf ihm und sie hätte schwören können, dass ein Grollen über seine Lippen kam. Der Rothaarige ließ seine andere Hand nun von ihrer Hüfte und fuhr nach oben unter ihr Tank-top. Er öffnete ihren BH und zog ihr Oberteil weiter nach oben. Seine Lippen saugten sofort an ihren Brustwarzen, während sie sich auf ihm weiterbewegte. Kurz kam ihr der Gedanke, dass man das ja normalerweise andersherum anging. Erst kamen die Berührungen und dann der Hauptakt. Aber sie beschwerte sich nicht. Es gefiel ihr sogar. Er war nicht vorsichtig. Er behandelte sie nicht wie ein rohes Ei und verdammt... es fühlte sich so gut an. Sie spürte ihr Ende schon kommen, doch bevor es soweit kam, zog er sich abrupt aus ihr zurück. Ihr Blick sprach sicherlich Bände. Sie atmete heftig und erschrak kurz, als er sie zur Seite schubste, so dass sie mit dem Rücken im Gras landete und sie nur noch sah, wie er seinen Kopf zwischen ihre Beine legte. Sie stöhnte auf, als sie seine Zunge an ihrer intimen Stelle fühlte. Er drückte ihre Beine noch weiter auseinander und sie ließ es mit sich machen. Er drang mit seiner Zunge in sie ein und Mariah keuchte. Sie spürte das Zittern in ihrem Körper. Sie hob ihre Hände und krallte sich in seine Haare. Sie waren weich. Etwas was sie nicht gedacht hätte. Mit etwas Kraft zog sie ihn hoch zu sich und kurz kreuzten sich ihre Blicke, bevor sie ihren Mund auf seinen drückte. Sie küsste ihn innig, während sie sich selbst schmeckte und er seine Hände auf ihren Rücken legte, nachdem sie sich ein wenig aufsetzte. Sie spürte seine Erektion wieder zwischen ihren Beinen, bevor er erneut in sie eindrang und er sich in ihr zu bewegen begann. „Ah-ah... Yu-Yuriy...“, stöhnte sie seinen Namen das erste Mal, „...härter.“, presste sie zwischen seinen Küssen heraus und er folgte ihre Anweisungen... Kapitel 14: Neugierde --------------------- Als sie in einem Bett, am nächsten Morgen aufwachte, wusste sie zuerst nicht, wo sie war. Bis die Erinnerungen mit einem Schlag zurückkamen. Mariah stöhnte gequält auf, als sie zur Seite schaute. „Scheiße...“, fluchte sie leise und versuchte sich vorsichtig aus dem Griff des Rothaarigen zu befreien. Was sie auch schaffte, ohne ihn dabei zu wecken. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie in Yuriys Gästezimmer war. Die Frage, wie sie überhaupt hier hin kam, wollte sie nicht wirklich wissen. Sie erinnerte sich leider viel zu gut daran, dass sie beide es... im Vorgarten der Bungalows getrieben hatten. Die anderen Erinnerungsfetzen, die sie noch in ihrem Kopf hatte waren, wie er sie im Flur im Stehen genommen hatte. Und offenbar endete das ganze dann hier. Immerhin war es besser, als im Garten genächtigt zu haben und zu riskieren, dass sie jemand von den anderen, sie in einer pikanten Situation entdeckten. Oder noch schlimmer. Wenn Lee am frühen Morgen vorbei gekommen wäre... Sie wollte sich das nicht einmal vorstellen. Das hätte Mord und Totschlag gegeben. Sie raffte sich auf und strich ihre langen rosa Haare zur Seite, bevor sie ihre Klamotten aufsammelte und sich so leise wie möglich anzog, nur um dann den Russen eilig zu verlassen. Als sie die Tür endlich zu hatte, atmete sie erleichtert aus. Sie bereute es, diesen Schritt getan zu haben. Das hätte nicht passieren dürfen. Nicht jetzt zumindest. Sie musste unbedingt ins Bad, bevor die anderen wach wurden. Sie brauchte frisches, kaltes Wasser um diese Erinnerungen an seinen... astral Körper zu vergessen. Angekommen dort, schloss sie zur Sicherheit das Badezimmer sogar zweimal ab. Sie stemmte sich gegen das Waschbecken und öffnete den Wasserhahn. Als das Wasser lief, sah sie sich im Spiegel an und verurteilte ihr Spiegelbild. „Wieso hast du das zugelassen...“, sagte sie leise flüsternd, zu ihrem Spiegelbild. Sie wusste nicht zur Sicherheit, ob sie Gary oder Kevin gut genug vertrauen konnte. Ja sie waren nicht Blutsverwandt, aber Kevin hatte schon immer mehr zu Lee aufgeschaut. Wenn er das mit Yuriy herausfand, wer würde ihr versichern, dass er nicht gleich zu ihm rannte? Für ihren Bruder gab es nur Rei, der dieses Privileg hatte. Jemand anderes, oder gar einen Außenstehender der keinerlei Ahnung von den Traditionen hatte, war ohnehin ein Dorn im Auge. Mal abgesehen davon, dass sie hoffte mit Lee wieder ins Reine zu kommen. Da würde so ein Techtelmechtel, nur noch mehr Öl ins Feuer gießen. Sie wollte nicht noch einen Streit vom Zaun brechen. "Wieso musste er auch anrufen...", flüsterte sie zu sich. Hätte Rei nicht wieder mitten in der Nacht angerufen, wäre das ganze vielleicht nicht so weit gekommen. Natürlich trug sie Mitschuld. Sie hatte viel zu viel getrunken und sie hatte ja von Anfang an bemerkt, dass er... dass Yuriy ihr Avancen machte. Ständig eigentlich. Nicht zuletzt, gestern, bevor sie von der Überraschungsparty wusste. Als er sie im Wald beim Zeltplatz entdeckte und er ihr mehr denn je auf die Pelle gerückt kam. Immer dann, wenn sie alleine war. Sie musste unbedingt heute schauen, nicht alleine unterwegs zu sein. Sie musste sich einfach nur immer bei irgendwem aufhalten. Dann würde er schon nichts mehr versuchen. Wenn überhaupt. Er hatte ja bekommen, was er wollte. Vielleicht war sein Anreiz damit eh verwirkt. Sie lachte kurz auf. Wie konnte sie nur so dumm sein? Sie fühlte sich ausgenutzt... und das war ein Standpunkt, welches sie gerade echt nicht gebrauchen konnte. Ihre Mentalität war ja eh schon angeknackst... Als sie Wasser über ihr Gesicht laufen ließ, entschied sie Rei´s Nummer endlich zu blockieren. Er verstand es anders ja nicht. Sie ging nicht mehr ran und sie löschte jede Nachricht auf ihrer Mailbox schon automatisch, ohne sie meistens anzuhören. Apropos Handy... "Verdammt. Mein Handy...", stieß sie erschrocken aus, drehte den Wasserhahn zu und stürmte regelrecht aus dem Bad. Sie suchte den gesamten Vorgarten ab, nach ihrem Mobilgerät. Es musste nach dem Sturz irgendwo hier gelandet sein. Sie suchte alles ab, doch fand es nicht. Sie wurde fast panisch. Sie wollte nicht, dass es irgendwer anders in die Hände bekam, bevor darin auch noch herumgeschnüffelt wurde. Theoretisch war das nur leider möglich, ohne irgendeine Tastensperre... * * * „Hiromi, kannst du mir gerade helfen?“ „Ja, klar. Warte...“ Seine eisblauen Augen folgten ihr, wie immer. Er konnte einfach nicht aufhören, ihr nachzusehen. Eigentlich dachte er, heute nach dem Aufwachen, dass das Thema für ihn gegessen war. Schließlich hatte er sie letzte Nacht in seinem Bett gehabt. Das wollte er doch, oder? Wieso juckte es ihm dann im Finger, dass nicht einfach so stehen zu lassen. Sie ignorierte ihn mehr, als zuvor. Was ihn noch mehr störte. Er schloss seine Augen und atmete tief ein und aus. Vielleicht war es einfach der Fakt, dass sie ihm nicht hinterher lief, wie sonst alle anderen Frauen. Es störte ihn regelrecht... gewaltig. Und er hatte keine Chance, ihr irgendwie wieder näher zu kommen. Ständig hing sie mit Hiromi zusammen, oder mit irgendwem anderen. „... auch einen?“ „Was?“, stieß er hervor und wandte sich zu Bryan, der ihn angesprochen hatte. „"Einen Teller... zum Essen. Du weißt, diese runden, weißen Porzellan-“ „Nein. Kein hunger.“, meinte er dann und wollte sich seinen Gedanken schon wieder hingeben, als in ihm ein Drang zum Vorschein kam. Noch einmal wandte er sich an den Weißhaarigen und schubste ihn leicht. „Willst du doch einen?“ „Nein. Hast du 'ne Kippe für mich?“ „Du hast doch aufgehört zu rauchen?“ Yuriy stöhnte genervt aus. War er denn jetzt jedem Rechenschaft schuldig, was er in sich hinein pfefferte? „Hast du eine, oder nicht?!“ „Schon gut.“, sagte Bryan beschwichtigend und zog eine Zigarettenschachtel aus seiner Hosentasche, „Hier.“, sagte er und gab ihm eine kleine, weiße Stange. „Leih ich mir eben mal aus.“, sagte der Rothaarige und deutete auf dessen Feuerzeug, als er die Zigarette annahm. Er stellte sich an die Hauswand, als er den Glimmstängel anzündete und einen kräftigen Zug nahm. Das Nikotin tat gerade gut, um einen klaren Kopf zu bekommen. Yuriy wollte Bryans Feuerzeug in die Hosentasche rutschen lassen, doch er verfehlte die Tasche und sein Zippo fiel auf den Boden. Er seufzte und bückte sich zum Boden, um es aufzuheben. Als er es in der Hand hatte, fiel sein Blick auf etwas metallisches. „Was zum...“, stieß er leise aus und zog es aus dem Gras, „...das ist ihr Handy.“ Da hatte er es also hingeworfen, als sie ihn angerempelt hatte und bevor sie ihn dann mit zu Boden riss. Er musste leicht grinsen. Das ermöglichte ihn wieder viele Wege. Er könnte es ihr vor die Nase halten und sie musste gezwungenermaßen ihm zuhören. Der Rothaarige drückte auf den Powerknopf und das Display leuchtete auf. Er seufzte, als er die vielen Anrufe in Abwesenheit sah. Aus Neugier schob er mit seinem Finger über das Display und zu seinem Erstaunen hob er die Sperre damit komplett auf. Hatte sie keine Zahlenkombination, oder so? Weitere Textnachrichten sprangen ihm förmlich entgegen. Sollte er sie lesen? Nein, das ging ihn schließlich nichts an. Er zog noch einmal an seine Zigarette und stieß den Rauch aus. „Scheiß drauf...“, sagte er dann zu sich und tippte auf einer der vielen Nachrichten. Es öffnete sich eine App und ein kompletter Nachrichtenverlauf legte sich ihm offen dar. „Bla, bla... bla.“, murmelte er, als er die wirklich unwichtigen Nachrichten las, die nur von Liebesbekundungen handelten. Je weiter runter er scrollte, umso anders, aggressiver wurden die Nachrichten. Allen voran von Kon. Er hatte bis dato nur eine Nachricht von ihr gelesen, in dem sie darauf pochte, dass er sie in Ruhe lassen sollte. Seit dem hat sie nicht mehr auf irgendetwas anderes geantwortet. Sein Finger stoppte in der Bewegung, als er an der letzten Nachricht ankam. Die Nachricht, die er gerade vor sich hatte müsste gestern abgeschickt worden sein. Bevor sie miteinander... Leise las er sie für sich vor. »Denk dran. Deine Schonzeit ist abgelaufen. Du hast unterschrieben, Mariah. Du kannst es nicht leugnen. Lee wird dich abholen kommen. Du gehörst zu mir« , er schnaufte verächtlich, „So ein Spinner...“, murmelte er. „Ich geh noch schnell auf die Toilette...“, hörte er ihre Stimme am Haus und er sah um die Ecke. Er sah gerade noch, wie sie im Bungalow verschwand und Hiromi, wie sie sich zum Tisch gesellte. Schnell drückte er die Zigarette an seiner Schuhsohle aus. Er schritt ihr hinterher. Als er an einem Mülleimer vorbeikam, warf er noch den Stummel der Zigarette dort hinein und folgte ihr ins Haus. Ihr Handy ließ er in seine Hosentasche verschwinden... * * * Mariah wollte gerade die Tür öffnen, als eine Hand von hinten kam und die Tür wieder zudrückte. Sie erschrak sich dabei und wandte sich um. Ihr starrten eisblaue Augen entgegen. „Was willst du?“, fragte sie und blendete ihre Nervosität aus. „Hey. Wieso bist du heute Morgen so schnell verschwunden, wir hätte noch eine zweite Runde einlegen können.“, sah sie sein Grinsen. „Ein zweites Mal wird es nicht geben.“, sagte sie und öffnete die Tür nun mit voller Kraft, so dass er seine Hand wegnahm. „Dafür hattest du aber ziemlich viel Spaß.“, konterte er und sie wandte sich noch einmal zu ihm um. „Wenn du das irgendwem erzählst, bringe ich dich um.“, drohte sie ihm und drehte sich wieder von ihm weg. „Ich könnte es Kon erzählen.“ Sie stoppte in ihrer Bewegung. Kurz überlegte sie, ob es das Wert war, sich jetzt aufzuregen. Er konnte Rei genauso wenig leiden, wie sie den Rothaarigen gerade. Also würde er es nicht tun. „Was hättest du davon?“, fragte sie abfällig und betrat das Bad, während er ihr auch noch folgte, „Du bist anhänglich, hat dir das schon einmal jemand gesagt?“, sagte sie, als er hinter ihr die Tür schloss, „Was willst du noch von mir?!“ Sie verstand ihn einfach nicht. Sie dachte wirklich, dass er von seinem Interesse abweichen würde, nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Was wollte er denn noch? Sie hatte kein Interesse an ihm, das war einfach nur... ein schwacher Moment gewesen. Sie hatte sich einsam und allein gefühlt und er war eben da. Punkt. Er sagte einfach nichts. Stattdessen holte er etwas aus seiner Hosentasche. Ihre Augen wurden groß, als sie ihr Smartphone entdeckte. „Ich konnte nicht widerstehen,... kurz rein zu lesen. Ich meine, es gibt kein Tag, an dem er dich nicht belästigt. Da muss schon was heftiges passiert sein, findest du nicht?“ „Du hast was?!“, stieß sie wütend aus, „Dazu hattest du absolut kein Recht!“ Das war das, was sie vermeiden wollte. Genau das! Sie hatte ihr Telefon nicht mehr wiedergefunden und als die anderen wach waren, konnte sie nicht mehr danach suchen. Aber das ausgerechnet, er es finden musste... nein, sogar dass er darin gelesen hatte... Was fiel ihm eigentlich ein?! „Ich hab das meiste nur überflogen... aber die letzte Nachricht... hatte es in sich.“, sagte er und kam ihr ungefragt näher. Er stand direkt vor ihr, während er seine Hand hinter ihr an die Fließen stemmte und sein Gesicht ihrem so nah kam, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. „Was hast du unterschrieben?“ „Das...“, sie schluckte kurz, „... das geht dich gar nichts an.", sagte sie und wollte zur Seite gehen, als er mit der anderen Hand sie einkesselte. „Mariah...“, hörte sie ihn flüstern, nicht mehr so provokativ, wie noch zuvor, „Er redet von dir, als wärst du ein Gegenstand. Was... hast du... unterschrieben?!“ Wieso wollte er das überhaupt wissen? Mariah war viel zu verwirrt gewesen, von seinen Handlungen. Aber sagen konnte sie es nicht. Das ging ihn doch alles nichts an und... sie musste das Problem lösen. Ihr konnte ja sowieso keiner helfen... Sie wusste nicht, wie sie den Mut fasste, ihr Handy aus seinen Händen zu ziehen und sich aus seinem Käfig zu befreien. „Lass mich einfach in Ruhe.“, hatte sie gesagt und wollte schon das Bad verlassen, als er ihren Oberarm packte und sie zu sich herumwirbelte. Sie wollte gerade wieder los wettern, als sie nur noch seine Lippen auf ihren spürte. Die Rosahaarige wusste nicht, wieso sie ihn nicht von sich schubste? Wieso sie ihm erlaubte, sie zu küssen? Sie fühlte seine Hände auf ihren Wangen und ihr Herz pochte so laut unter ihrer Haut. Er zog sie enger zu sich und der Kuss wurde leidenschaftlicher. Er drängte sie zum Waschbecken. Als sie das Becken in ihrem Rücken fühlte, ließ er von ihr ab und ihre gelben Augen sahen in seine eisblauen. Der Moment war so kurz, dass sie es gar nicht realisieren konnte, als er seine Hände unter ihr Shirt gleiten ließ. Verdammt, wieso fühlte sich das so gut an?! „Yuriy...“, flüsterte sie und er suchte augenblicklich ihre Lippen, um sie ein weiteres Mal in Beschlag zu nehmen. Sie stöhnte in seinen Kuss und Mariah wusste, dass sie hier eine Linie überschritt. Aber es war ihr egal geworden, weil sie das Gefühl nicht missen wollte. Wenn es auch bedeuten würde, dass er ihr wichtig werden könnte... Kapitel 15: Alte Traditionen ---------------------------- Sie wusste nicht mehr, wie lange sie im Bad zusammen standen und sich einfach nur küssten. Er hatte zwar immer noch seine Hände auf ihrer Haut, aber er hörte weder auf, noch ging er weiter. Mariah konnte ihn nicht einschätzen, was er genau von ihr wollte. Aber sie blendete es erst einmal aus. Wahrscheinlich hätte sie von sich aus nie zu einem Ende gefunden, wenn sie nicht plötzlich einige Stimmen vernahm, die ihr Blut in den Adern gefror. Sie unterbrach den Kuss schwungvoll und legte ihre Hände auf seine Brust. „Was... hast du?“, sprach er leise, außer Atem. „Wir wollen ihr nur zum Geburtstag gratulieren. Ist das jetzt auch verboten?“ Die Stimme gehörte Lee. Sie begann abrupt an zu zittern, was ihm nicht verborgen blieb. Sie achtete nicht mehr auf ihn, als er seine Hände auf ihren Arm legte. Sie zog sich von ihm zurück und fuhr sich durch ihre rosa Haare. Sie steckte ihr Handy in die Tasche und ging zur Tür. Sie öffnete diese einen Spalt und konnte bis zum Vorgarten schauen. Sie atmete schwer. Was wollten die hier... ausgerechnet heute... jetzt?! Als dann auch noch Hiromi in ihren Blick auftauchte, schloss sie die Tür wieder und drehte den Schlüssel um. Das schlimmste was passieren könnte, wäre wenn sie hier rein platzen würde und den rothaarigen Russen bei ihr entdeckte. „Was ist los?“, fragte er sie heißer, aber sie war nicht im Stande ihm zu antworten. „Mariah?“, hörte sie dann auch noch die Stimme ihrer Freundin. „Eh...ja?“, fand sie ihre Stimme wieder und schielte zu dem Rothaarigen, dem sie signalisierte bloß die Klappe zu halten. „Lee und... Rei sind da. Sie wollen dir zum Geburtstag gratulieren... ich kann sie auch wegschicken. Du musst nicht mit ihnen reden, wenn du nicht willst.“ „Schon gut. Ich komme gleich.“, sagte sie und sie merkte wie die Schritte der Braunhaarigen sich wieder entfernten. „Ich hab eine Nachricht gelesen, die du... wahrscheinlich nicht gelesen hattest.“, sagte Yuriy plötzlich und sie sah zu ihm auf, „Mariah, was hast du gemacht, dass-“ „Nichts.“ „Das ist nicht, nichts?!“, kam es etwas lauter von ihm. „Es ist... egal.“, sagte sie und richtete sich, bevor sie die Tür entriegelte und öffnete. „Mariah!“ „Lass es einfach, Yuriy.“, sagte sie zum Schluss und trat aus dem Bad heraus, während sie ihn einfach stehen ließ. Auf dem Weg nach draußen, kratzte sie den letzten Rest ihres Selbstvertrauens zusammen. Sie hatte das Gefühl, den anderen Rest eben bei Yuriy gelassen zu haben. Es fühlte sich merkwürdig an, als sie Rei sah. Sie hatte sich gerade mit einem rothaarigen Russen, bis zur Besinnungslosigkeit geküsst und nun stand ihr Exfreund vor ihr, mit einem Strauß Blumen. Die zwei waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Rei war vor dem ganzen Drama immer lieb und zuvorkommend gewesen, Yuriy hingegen nahm sich was er wollte. Sie müsste lügen, aber ihr gefiel die raue Art mehr. Sie stand darauf, wie er mit ihr sprach. Wie er die Tatsachen einfach offen auf den Tisch legte und das sagte, was er dachte. Sie schüttelte innerlich den Kopf. Sie musste Yuriy jetzt aus ihren Gedanken ausschließen. Lee durfte nichts merken. Sonst würde der Himmel noch über sie einbrechen und alles in Scherben legen... „Schwesterchen.“, kam es von Lee, der sie umarmen wollte, als sie ankam, doch sie wich zurück. „Was wollt ihr?“, sagte sie mit verschränkten Armen und machte deutlich, dass sie unerwünscht waren. „Hier. Für dich.“, sagte dann Rei und hielt ihr die Blumen entgegen, „Alles gute zum Geb-“ „Ich will sie nicht.“, sagte sie eisern. „Mariah...“, zischte Lee und sie richtete das Wort an ihn direkt. „Was? Sagst du mir nun auch noch, welches Geschenk ich annehmen soll und welches nicht? Ich bin kein Baby, Lee.“ „Mach hier keine Szene vor allen anderen.“ „Keine Szene? Die machst du doch. Du tauchst hier auf mit ihm und denkst dir was dabei? Das ich klein bei gebe? Vergiss es. Ich kann euch beide nicht mehr sehen. Ihr kotzt mich an.“, sagte sie energisch. In dem Moment sah sie Yuriy im Augenwinkel, wie er aus dem Haus trat und sich zu Bryan und Sergej gesellte. „Mir gefällt es nicht, dass du hier übernachtest.“, kam es von Rei misstrauisch und sie folgte seinem Blick, der direkt auf Yuriy gerichtet war. Wenn er wüsste... „Ich kann gut auf mich selbst aufpassen.“ „In einem Bungalow mit denen da und vor allem mit Ivanov.“, sagte nun ihr Bruder und sie konnte nicht anders, als noch Salz in die Wunde zu streuen. „Das lass mal meine Sorge sein. Er ist immerhin ein besserer Gast, als du.“, zischte sie, bevor sie von Lee am Arm gepackt wurde und weiter weg von der Horde gezogen wurde. „Lass mich los!“, zischte sie erneut und konnte im Augenwinkel sehen wie Yuriys Blick ihr folgte... * * * „Das geht echt langsam zu weit.“, meinte Hiromi plötzlich, „Tut doch was.“, sagte sie an Kevin und Gary gerichtet. „Bist du lebensmüde?“, kam es von Kevin, der sich ein Kuchenstück nach dem anderen reinhaute, „Das ist Familiensache.“ „Aber sie ist doch auch wie Familie für euch und sie will das garantiert nicht-“ „So ist das nun mal bei uns, Hiromi. Der große Bruder sorgt für seine kleine Schwester. Wir haben da nichts zu melden. Wir sind nicht Blutsverwandt. Außerdem...“, sagte er und nahm ein Schluck Milch, „...soll sie sich nicht so anstellen. Sie kennt die Gesetze.“ „Was für Gesetze?“, fragte Yuriy nun dazwischen argwöhnisch. „Sie ist ihm versprochen.“, kam es von Gary leise. „Gary... du musst denen nicht alles erzählen, das geht die doch nichts an.“, schnauzte Kevin den Großen an, doch das hörte der Rothaarige schon nicht mehr. Versprochen? Gesetze? Vielleicht hatte es damit zu tun. Er wollte von ihr wissen, was sie unterschrieben hatte. Hing es damit zusammen? Wegen ein paar alten Gesetzen? * * * „Lee, verdammt nochmal!“, schrie sie nun und riss sich von ihm los, „Bist du bescheuert?!“ „Rei. Geh schon mal zum Auto. Ich hab noch etwas mit meiner Schwester zu bereden.“ Wie ein Hund folgte er Lees Anweisung. Sie erkannte ihn nicht wieder. So war er früher nicht. Gut, Lee war das Oberhaupt, seit ihre Eltern nicht mehr da waren. Aber er musste doch nicht... „Jetzt hör mal zu. Ich hab diesen Kindergarten satt. Du kommst jetzt mit.“ „Vergiss es.“ „Mariah... du und Rei... ihr gehört zusammen. Ihr seid einander versprochen worden und als ihr zusammen wart, warst du damit einverstanden. Du hast unterschrieben.“ „Das war, als ich frisch verliebt war. Das zählt heute nicht mehr, Lee!“, sagte sie, was sie schon immer und immer wieder gepredigt hatte, „Gefühle ändern sich eben!“ „Du hast unterschrieben. Du weißt, dass du das nicht zurückziehen kannst. Es ist Gesetz. Jedes chinesisches Oberhaupt würde mir Recht geben.“ „Ich liebe ihn nicht mehr, Lee. Du kannst mich nicht zwingen.“ Sie sah auf Lees Stirn eine gewaltige Ader pochen. Sie hatte ihn nur selten so gesehen. Früher hatte sie Angst vor ihm, wenn er so in Rage war. Heute war sie ein anderer Mensch. Sie war mutig genug, ihrem Bruder zu zeigen, dass sie erwachsen genug war, ihre Entscheidungen selbst zu bestimmen. „Dann wirst du lernen... ihn wieder zu lieben. Du hast den Vertrag besiegelt, als du die Nacht mit ihm verbracht hast.", meinte er ruhig, doch sie wusste, dass er sich zusammenriss, „Und jetzt bist du 18. Du weißt, was das bedeutet...“ Mariah schnaubte. Natürlich wusste sie, was es mit ihrer Volljährigkeit auf sich hatte. Aber sie und Rei waren kein Paar mehr, wenn es nach ihr ginge. Sie würde den Teufel tun und ihn heiraten. Diese uralten Familientraditionen waren ein Witz. Sie würde sich nicht irgendeinem alten Gesetz beugen. Sie hatte schließlich auch noch einen Trumpf in der Tasche. Lee dachte, er könnte sie erpressen? Nicht mit ihr! „Was wäre,...“, begann sie vorsichtig, „... wenn Rei nicht meine erste Wahl war.“, und sah herausfordernd in Lees gelbe Augen, die ihren so ähnlich waren. „Das wagst du nicht.“, begann er, „Der Bluff funktioniert nicht.“, verengte er seine Augen, doch sie ließ sich nicht beirren. „Es ist stimmt aber. Mein erstes Mal war nicht mit Rei. Oder bist du dir da so sicher? Warst du etwa dabei?“, sagte sie provokant und kassierte sofort die Quittung. Es knallte und ihr Kopf rutschte zur Seite. Kurz sammelten sich Tränen in ihren Augen. Sie hätte niemals gedacht, das Lee so etwas tun würde. Ihre rechte Wange schmerzte so sehr... „Ich hoffe für dich, dass das eine Lüge war. Wir sehen uns wieder. Schneller als du denkst.“, sagte er und wandte sich von ihr ab. Als sie alleine war, zitterte ihr Körper und kurz schluchzte sie auf. Der Schmerz auf ihrer Wange, war nichts zu dem zerrütteten Vertrauen ihres Bruders. Er hatte sie noch niemals... vielleicht hätte sie ihn nicht provozieren sollen. Sie hätte es einfach nicht aussprechen dürfen. Aber was für eine Wahl hatte sie denn sonst noch, um aus dem ganzen Theater raus zu kommen? Mariah trat den Rückzug an, doch als sie die Musik hörte, stoppte sie. Sie hatte immer noch Gäste. Sie wollte nicht verheult zurückkommen. Hiromi würde Fragen stellen und sie wüsste nicht, wie sie ihre rote Wange erklären sollte. Und... Yuriy... ihr wurde flau im Magen. Er hatte sich einfach in ihre Angelegenheiten eingemischt. Er wusste nicht alles, aber einen gefährlichen Teil davon. Als er sie küsste, da konnte sie einfach alles vergessen. Aber die Probleme verschwanden deswegen nicht. Sie wünschte... sie hätte sich nicht auf ihn eingelassen. Sie sah zur Feier, sah ihre Staturen und ihre gelben Augen erkannte den Rothaarigen, wie er am Tisch saß und gerade etwas aus einem Glas trank. Tränen kullerten über ihr Gesicht, bevor sie einfach umdrehte und im dichten Wald, den nötigen Schutz suchte. Sie musste erst einmal wieder ihren Mut und ihre Selbstachtung zusammen kratzen, bevor sie irgendeinem gegenüber treten konnte... * * * Nervös ließ er seine Finger auf den Tisch immer wieder fallen. Yuriy war das nicht ganz koscher. Die Rosahaarige war nun schon über Stunden, wie vom Erdboden verschluckt. Niemand anderen fiel es auf. Nicht mal Hiromi, ihre angebliche Freundin?! Er sah sie schon wieder bei Kai sitzen und wenn er gewollt hätte und unter den Tisch schauen würde - wüsste er warum sie nichts mitbekam. Aber er blieb bei dem Gedanken. Als dieser Affe sie einfach mit zog, gab es in ihm den Impuls einzugreifen. Als das dann vorhin Hiromi ausgesprochen hatte, hielt er sich zurück. Ihm gingen sowieso Kevins und Garys Aussage einfach nicht mehr aus dem Kopf. Familiensache, Traditionen, Gesetze,... Versprochen. Sie war doch getrennt von Kon, oder hatte er etwas falsch verstanden? Nein... er war sich sicher. Wieso sollte sie sonst bombardiert werden mit Anrufen und Nachrichten von ihm? Er seufzte und stand vom Tisch auf. Keiner sah ihm nach, als er den Weg nach oben ging. Es dauerte eine Weile, als er einen Wasserfall erreichte. Gary hatte bei ihrer Ankunft gemeint, dass sie hier oben wohnten. Er besah sich die Hütte von Weitem an. Sehr groß war sie nicht. Kaum zu glauben, dass das gesamte Team da hauste. Yuriy atmete leise aus und er sah sich auf dem Grundstück genauer um. Er wollte ungern einfach klopfen und nach ihr fragen. Er hatte keine Lust Lee oder sogar Kon über den Weg zu laufen. Geschweige denn, das die beiden ihm Auskunft geben würden. Als er über einen Zaun sah, konnte er einen alten Mann im Garten entdecken. Der Rothaarige hatte sich nicht einmal bemerkbar gemacht, da sah der alte Mann schon rüber zu ihm und lächelte... „Darf man dir helfen?“ Woher hatte er bemerkt, dass er hier stand? Doch zu aller erst beantwortete er ihm seine höfliche Frage. „Ich... suche Mariah, sie ist nicht zufällig hier?“ „Ah... nein.“, sagte er immer noch lächelnd und kam zu ihm an den Zaun, „Mariah ist nur noch selten hier. So rastlos in letzter Zeit.“ „Wissen Sie... wo ich sie finden könnte?“ „Hier... und dort.“, kicherte er leise. „Geht es nicht genauer?“, fragte er etwas genervt. Er lächelte nur wieder. „Sie ist gerne an Orte... an denen sie schöne Erinnerungen hat.“, sagte er und Yuriy verstand rein gar nichts. Der alte Mann wandte sich von ihm ab, um rüber zum Haus zu gehen. „Wa-warten Sie... wo denn zum Beispiel?“ Noch einmal blieb er stehen und sah ihn an. „Junger Mann... Wer nicht gefunden werden will, den wird man auch nicht finden.“, und erreichte die Tür, bevor er darin verschwand. Er schnaufte. Das hat ihn absolut nicht weitergebracht. Er drehte dem Haus den Rücken zu und sah wieder den Weg zurück. Auch sah er sich am Wegesrand um. Dichte Wälder, in denen er sich absolut nicht auskannte. Sie zu suchen, war absolut unmöglich. Er fuhr sich durchs Gesicht und dachte an den letzten Satz des alten Mannes. Sie wollte also nicht gefunden werden. Hieß vielleicht wenigstens, dass sie nicht unbedingt bei Lee und Kon war... Kapitel 16: Ehrlichkeit ----------------------- Erst in der Nacht traute sie sich zurück zum Haus. Sie stellte sicher, dass alles dunkel war und sie in ihr Zimmer huschen konnte. Doch weit gefehlt, als sie ihr Zimmer erreichte und die Schiebetür aufschob, bekam sie fast einen Herzinfarkt, als eisblaue Augen ihr entgegen starrten. „Yuriy...“, zischte sie, „...was machst du hier?“ „Auf dich warten. Du warst einfach weg. Als ich das Auto wegfahren gesehen habe, warst du nicht mehr da. Was ist passiert?“ „Nichts.“, sagte sie und sah gen Boden. Sie erinnerte sich an ihre Wange und sie wandte ihren Rücken zu ihm. Sie suchte in ihrer Kosmetiktasche einige Utensilien zusammen. Sie merkte, wie er plötzlich hinter ihr stand. Er sagte nichts, aber als sie ihr Make-Up fand, spürte sie seinen stechenden Blick. „Was soll das jetzt?“, fragte er, als sie zum Pinsel griff. „Geh einfach ins Bett. Es ist alles okay.“, sagte sie standhaft, doch fühlte sich alles andere als okay. „Mariah... ich bin nicht blind.“, sagte er und riss sie herum. In dem Moment sah er ihren roten Fleck auf der Wange. „Du wolltest es übermalen...? Wer war es? Kon?!“ „Nein... lass es einfach gut sein. Ich... ich bin gestolpert.“, erfand sie schnell eine Ausrede. „Ich weiß, wie etwas aussieht, wenn man geschlagen wird. Du brauchst mir nichts vormachen.“ „Es ist halb so wild. Mir geht's gut.“, versuchte sie die Fassade aufrecht zu erhalten, doch er ließ einfach nicht locker. „Hat Kon dich geschlagen?“ „Nein...“, sie wollte ihn da nicht mit reinziehen. Es war gut so, dass er keine Ahnung von all dem hatte. Das würde alles nur noch komplizierter machen. Aber irgendwie... war er doch auch der einzige, der hier bei ihr war... Sie fühlte sich wohl bei dem Gedanken, dass er sich um sie zu sorgen schien. Sie wandte sich ab und wollte gerade den Pinsel ansetzen, als er ihr diesen abnahm. „Verdammt noch mal! Sag es mir...“ „Ich... sagte doch schon,... ich bin gestolpert, okay. Niemand-“ „Hör auf mich anzulügen. Wer hat...“, sagte er, stoppte aber mitten im Satz und sie spürte seinen starrenden Blick, „Mariah...“, flüsterte er und sie sah ihn an. Sie wusste nicht, wieso von einer Sekunde auf die andere, einfach alles aus ihr heraus brach. Sie spürte die Tränen kommen und als sie sich an die Situation zurück erinnerte, da konnte sie ihm das einfach nicht mehr verheimlichen. „...Lee hat...“, schluchzte sie plötzlich auf und hielt ihre Hände vor ihr Gesicht. Sie hasste es vor anderen zu weinen, weil sie sonst eher die starke Person spielte. „Dieser Mistkerl.“, zischte er wütend und sie bemerkte zugleich, wie er sie zu sich zog. Mariah ließ es geschehen, während sie merkte, wie er seine Arme um sie legte. Sein Duft stieg ihr in die Nase und ein warmes Gefühl machte sich in ihr breit. Es war anders, als... die Nacht, die sie zusammen verbracht haben. Doch gerade als sie sich daran gewöhnt hatte, schob er sie wieder sanft von sich. Immer noch hatte sie ihr Gesicht hinter ihren Händen. Sie spürte jedoch seine Hände auf ihren und Mariah ließ es zu, dass er diese beiseite schieben konnte. Ihr Blick richtete sich sofort gen Boden. Sie schämte sich, für das was mit Lee geschehen war. „Hey...“, flüsterte er und hob ihr Kinn an, besah sich genauer ihre Verletzung an, „Es sieht nicht... schlimm aus.“, sagte er, doch als er seine Finger darauf legte, zuckte sie zusammen. Es schmerzte dennoch. Als würde jemand ihre Haut auseinander ziehen. „Ich hab in der Küche einen Medizinschrank gesehen. Bin gleich wieder da.“, flüsterte er und verschwand aus ihrem Zimmer. Erst stand sie völlig ahnungslos auf der Stelle, bis sie aufs Bett zusteuerte. Sie setzte sich darauf und stellte ihre Füße auf die Matratze ab. Ihre Arme schlang sie um ihre Beine. Ihr Blick fiel auf ihren Nachttisch. Ein Bilderrahmen stand dort, der sie und Lee zeigte. Vor ein paar Monaten war das Bild entstanden. Sie konnte es nicht ertragen und legte das Bild um, so dass sie es nicht mehr sehen musste. Die Tür schob sich wieder auf und Yuriy trat ein. Sie sagte nichts, als er sich neben sie setzte. Er hatte eine Tube in der Hand, die er gerade aufschraubte. Er war... vorsichtig und fürsorglich, als er ihr die Heilsalbe auf ihre Wange auftrug. Dennoch mied sie seinen Blick. Sie konzentrierte sich darauf nicht jedes mal zusammen zu zucken, wenn er ihre Haut berührte. „Willst du mir nicht langsam erzählen, was es mit alle dem auf sich hat?“, fragte er und sie merkte seinen Blick abermals auf sich. Sie schwieg einfach weiter. Sie wusste nicht,... wie sie da anfangen sollte. Also sagte sie am besten gar nichts. Doch der Rothaarige ließ nicht locker. „Kon schrieb aggressiv... du hast irgendetwas unterschrieben und ein Blinder würde sehen, dass Lee voll dahinter steht.“, sagte er und sie schloss ihre Augen, „Als du mit Lee geredet hast... hat Gary etwas angedeutet.“, hauchte er zuletzt und schraubte die Heilsalbe wieder zu. Sie sah auf. Gary hatte etwas gesagt? Aber... nein. Das war unmöglich. Kevin und Gary würden nie über die alten Sachen reden. Schon gar nicht mit Fremden. „Was... hat er denn... angedeutet?“, fragte sie kleinlaut, sah ihn nur mit halbgeöffneten Augen an. „Er sagte, du seist Kon versprochen.“", sagte er, ohne lange drum herum zu reden, „Du hast gesagt,... du hast dich von ihm getrennt?!“ „Hab ich auch.“, stieß sie wütend auf und stand vom Bett auf. „Dann rück endlich mit der Sprache raus.“ Sie hatte Yuriy im Rücken, als sie ihre Hände über den Kopf zusammenschlug. Er wusste eindeutig viel zu viel und ausweichen konnte sie ihm auch nicht mehr. Aber ihm alles erzählen? Wozu? Es hatte doch eigentlich eh keinen Sinn. „Mariah...“, setzte er mit Druck nach und ihr wurde einfach alles zu viel. „Es gibt da einen Vertrag.“ Sie wandte sich zu ihm um, während sie ihren linken Arm mit ihrer rechten Hand hielt. Sie erkannte seine ratlose Mimik. Sie sah, wie er immer wieder etwas sagen wollte, doch er schloss seinen Mund zugleich. „Hast du den hier?“, fragte er dann. „Nein...den hat Lee. Wenn ich ihn hätte, dann würde das Dokument gar nicht mehr existieren.“, seufzte sie und schritt wieder zu ihm. „Aber du weißt, was drin steht?“ „...Ja.“ „Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen...“, begann er, „Kon schrieb, dass die Schonzeit vorbei wäre. Was meinte er damit?“ „Das... das hatte mit meinem Geburtstag zu tun.“, sagte sie und setzte sich wieder zu ihm, „Der Vertrag... also vorerst muss ich sagen, das ich naiv und blind war...“, er sah sie unbeeindruckt an, „Wir waren zwar schon von unseren Eltern vorab versprochen, aber wenn ich nicht mit ihm freiwillig zusammen gekommen wäre, wäre der Vertrag nicht bindend geworden.“ „Warst du aber.“, schlussfolgerte er. „Ja... ich dachte, es würde nichts ändern. Da wusste ich nur noch nicht, wie er sich verändern würde.“, seufzte sie. Mariah stoppte. Wenn sie jetzt weiterreden würde, gebe es kein zurück mehr. Dennoch sprach sie leise weiter. „Er... hat angefangen mein Leben zu bestimmen. Wo ich hingehe, was ich mache... am Ende wollte er noch bestimmen, was ich anziehe. Ich hab... ich hab das nicht mehr ausgehalten.“ Es war einfach nicht mehr tragbar für sie gewesen. Bevor sie eine Beziehung mit ihm angefangen hatte, war er... wie immer gewesen. Nett, freundlich... zuvorkommen. Er hatte sie akzeptiert und ihre Meinung gerne angehört. Rei hatte sich nie in ihr Leben eingemischt. Sie wusste nicht, was ihn so verändert hatte. „Immer dann, wenn ich...“, erzählte sie einfach weiter und bemerkte den Blick des Russen auf sich, „...nicht das gemacht hab, was er von mir verlangte, ist er zu Lee gelaufen. Hat ihm brühwarm erzählt, was ich falsch mache.“, sagte sie verächtlich, „Ich wollte zum Beispiel, nur einmal in die Hauptstadt fahren. Emily war geschäftlich hier und ich wollte nur mit ihr einen Kaffee trinken gehen.“, seufzte sie, „Er hat einen tierischen Aufstand gemacht, als ich Heim kam. Und Lee... hat ihm Recht gegeben. Ich konnte einfach nicht mehr.“ Es tat verdammt gut, sich den ganzen Scheiß einmal von der Seele zu reden. Sie hatte ja sonst niemanden, mit dem sie sich hätte unterhalten können. Klar, sie hätte sich Hiromi anvertrauen können, aber... sie schämte sich schlichtweg für diese diversen Erniedrigungen von Rei und ihrem Bruder. Sie war sonst immer eine Person gewesen, die sich durchsetzen konnte. Sie ließ sich nie etwas gefallen und tat das, was sie für richtig hielt. Aber die gesamte Situation machte sie einfach psychisch fertig. * * * „Okay...“, kam es leise von ihm, obwohl er ziemlich geschockt war, über ihre Aussage, „Wie lang ist es her?“ „Etwa vor fünf Wochen hab ich meine Sachen gepackt.“ „Du schleppst das fünf Wochen mit dir rum?“ Sie erwiderte darauf nichts und es machte ihn wahnsinnig. Er stand von ihrem Bett auf und ging ein paar Schritte im Zimmer umher. Er seufzte auf und wandte sich zu ihr um. Wie konnte sie das alles nur die ganze Zeit mitspielen? Und dann, den ganzen Stress dahinter? Irgendwie... „... ich versteh immer noch nicht-“ „Lee beruft sich auf den Vertrag. Für ihn zählt es nicht, dass ich mich getrennt habe. Der Vertrag ist verbindlich wenn die zwei Personen, die es betrifft diesen unterschreiben.“, sagte sie energisch, „Es ist eine uralte Tradition und für mich, war es nur ein Stück Papier, aber... für Lee war es verpflichtend. Ich hab ihn in meiner Leichtsinnigkeit unterschrieben. Für ihn steht die Familienehre auf dem Spiel. Ich hätte nie gedacht, dass er soweit gehen würde und dass er meinen Willen nicht unterstützen würde.“ „Wieso ist das Gespräch eskaliert?“, fragte er weiter, „Mal abgesehen davon, dass man Frauen nicht schlägt, aber was-“ „Ich hab ihn provoziert mit einer Sache.“, sagte sie leise und sah auf ihre Schuhe. „Mit was?“ „Selbst wenn... wir den Vertrag unterschrieben haben, war er noch nicht besiegelt.“ „Du sagtest aber, mit deiner Unterschrift...“ „Mit der Unterschrift habe ich Rei nur ein Privileg gegeben. Es hatte aber keinen Halt. Das weiß er aber nicht." „Welches... Privileg?“, fragte er vorsichtig. Irgendwie wurde Yuriy mulmig zumute. Die ganze Zeit rückte sie nicht so ganz mit der Sprache heraus und wenn sie etwas sagte, dann wich sie soweit drum herum, dass er nichts verstand. Was war der Haken an der ganzen Sache? Ihm schwante böses. „Gott, wie soll ich das sagen...“ Er hatte eine Befürchtung, auch wenn die Idee eigentlich nicht Zeitgemäß war. „Sag mir nicht das, was ich denke.“ Er bemerkte, wie es in ihrem Kopf ratterte. Sie versuchte wohl den Satz vorab in ihrem Kopf zu formulieren. Seine Vermutung wurde immer wahrscheinlicher. „Ich gab ihm... das Privileg meine...Jungfräulichkeit zu bekommen.“, sagte sie kleinlaut. „Das ist nicht dein Ernst? Du hast...“, er konnte es nicht aussprechen, allein darüber nachzudenken, war verrückt und... „Rei war aber nicht mein Erster. Deswegen ist Lee... deswegen hat er mich wahrscheinlich im Affekt geschlagen.“ Der Russe stoppte sein Gedankengang. „Du warst nicht mit ihm intim?“ „Doch,... schon, aber ich war keine Jungfrau mehr. Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte sie beleidigt. „Wer war es?“, fragte er sofort nach, weil es ihn tatsächlich interessierte. „Spielt das eine Rolle?“ „Weiß nicht, sag du es mir.“ Mariah wurde noch nervöser, als sie ohnehin schon war. „Ich weiß nicht, wie er heißt. Es war ein One Night Stand, als Hiromi und ich in New York waren. Wir haben Emily besucht. Ist mit Sicherheit schon zwei Jahre her.“ „Warst du da schon mit Kon zusammen?“ „Nein. Ich hab ihn nicht betrogen, wenn du darauf hinaus willst. Das war vor unserer Zeit.“ „Der Vertrag wurde also nicht korrekt besiegelt, richtig?“ „Ja, aber Lee wird mir das nicht glauben. Er denkt wahrscheinlich, dass ich lüge, um aus dem Vertrag herauszukommen und nachweisen kann ich es ja wohl schlecht.“ „Und so vom... von diesem Vertrag, kannst du nicht irgendwie zurücktreten?“ „Na ja, das ginge nur dann, wenn Rei damit einverstanden wäre. Aber das wird er nicht tun. Du hast die Nachrichten auf meinem Handy ja gelesen.“, sagte sie spitz, „Du weißt was er alles geschrieben hat.“ „Und...“, begann er und hielt seinen Kopf, bevor er sich wieder neben sie setzte, „Kon, weiß es nicht? Das mit... deinem ersten-“ „Nein, wo denkst du hin?!“, unterbrach sie ihn unwirsch, „Ich war... war verliebt, okay. Ich hätte ihm das nie gesagt, sonst hätte ich mich damit ja ins eigene Fleisch geschnitten.“ Kurz überlegte der Rothaarige. Irgendein Weg musste es doch geben. Sie musste ja schließlich nur beweisen, dass sie in der Beziehung mit Kon keine Jungfrau mehr war. Aber wie... ihm kam plötzlich eine Idee. Doch ob diese Mariah gefallen würde, bezweifelte er stark. Trotzdem richtete er seine nächsten Worte an sie. „Was ist... wenn du sagst, das ich es war?“ „Was?“ „Dein erstes Mal.“ „Wooow. Nein.“, sie stand abrupt auf und wedelte mit ihren Händen hin und her, „Nein. Bei allem Verständnis, dass du dich hier mit mir hinsetzt und das auseinander nimmst. Aber ich will dich da raus lassen.“, sagte sie ernst, „Das muss sowieso unter uns bleiben!“, sagte sie nervös, „Keiner darf das wissen, das wir miteinander geschlafen haben. Das-“ „Es ist die einzige Möglichkeit.“, sagte er und überging einfach ihren Kommentar, „Wenn du jemand hast, der es bestätigen kann. Ich kenn' jedes deiner Muttermale...“, grinste er. „Nein. Lee wird dich auseinander nehmen. Das kann ich nicht verantworten. Du weißt gar nicht auf was du dich da einlässt. Er ist eh nicht gut auf euch alle zu sprechen. Wenn er das zwischen uns raus findet...“ „Ich würde schon sagen, das ich weiß, auf was ich mich da einlasse.“ „Trotzdem nein. Du bringst uns beide in Teufelsküche damit. Und wenn es auffliegt, ist sowieso alles vorbei.“ „Mariah...“, sagte er und stand ebenfalls wieder auf, „Es ist ein sicherer Plan. Ich kann was einstecken und wenn er an dich ran will, dann breche ich ihm eben ein paar Knochen.“, sagte er lapidar. „Nein.“ Yuriy seufzte und ging noch einen Schritt auf sie zu. Er verstand nicht, wieso sie seinen Plan regellos ablehnte. Es war seine Idee und er würde es tun. Was war schon dabei? War ja nicht so, als ob er nicht gerne mit seinen Eroberungen prahlte. Und Lee mochte er noch nie. Er hätte kein Problem damit, ihn anzulügen, wenn er ihr damit helfen konnte. Und er wollte ihr verdammt nochmal helfen. Sie wandte sich um zur Schiebetür. „Du solltest gehen.“, sagte sie leise, doch er bewegte sich kein Stück. „Mariah...“ „Bitte. Geh. Ich regel das schon alleine.“ Er trat wieder auf sie zu, als er direkt neben ihr stand und sie die Schiebetür schon aufschieben wollte, legte er seine rechte Hand auf ihre und schob die Tür wieder zu. Sie sah überrascht auf, vielleicht auch ein wenig wütend, aber das war ihm egal. Seine linke Hand legte er auf ihre Hüfte und zog sie einfach zu sein, bevor er ihre Lippen in Beschlag nahm. Einerseits seufzte sie in seinen Kuss hinein, doch zeitgleich spürte er ihre Hände gegen seine Brust und sie schob ihn schlussendlich von sich. „Geh... jetzt.“ „Lass dir doch helfen. Wer weiß, was dein Bruder sonst noch mit dir macht, wenn er noch nicht mal davon zurück schreckt-“ „Es ist aber nicht dein Problem.“ Das saß. Vielleicht wäre das nicht alles sein Problem, wenn er sich einfach raus gehalten hätte. Aber er hatte sich eingemischt, weil... „Du hast mal gesagt, dass das Problem nicht verschwindet, wenn man nur weg sieht.“, konterte er und sie sah abrupt zu ihm auf, „Ich weiß, wie du dich fühlst.“, sagte er und überlegte sich das erste Mal wohl in seinem Leben, was er wie sagte, „Ich hab... auch Gewalt in der Familie erlebt. Früher. Als Kind.“ „Yuriy...“, hauchte sie und der Druck ihrer Hände auf seiner Brust nahm ab. Kapitel 17: Lasten der Vergangenheit ------------------------------------ Er hingegen nahm ihre linke Hand in die seine und zog sie zurück zum Bett, auf dem sich beide dann setzten. Ohne dass sie weiter nachfragen musste, gab er sich einfach den Ruck, seine Vergangenheit, seine schmerzliche Vergangenheit, ihr offen zulegen. „Ich... hatte Eltern, aber... wir waren sehr arm. Hatte kaum für eine Mahlzeit am Tag gereicht. Mein Vater hatte immer alles versucht uns durchzubringen. Aber irgendwann, hat sich meine Mutter aus dem Staub gemacht.“, sagte er und schluckte, „Ich weiß nicht, wieso... oder ob das der wirkliche Grund war. Sie war auf einmal nicht mehr da gewesen. Sie hat uns einfach zurückgelassen.“ Er bemerkte ihren mitleidigen Blick auf sich und es war schwer es auszublenden. Seine Vergangenheit hatte er immer verdrängt. Er wollte nicht mehr daran erinnert werden und hatte all das eigentlich tief in sich vergraben. Aber sie musste wissen, dass sie damit nicht alleine war. Also musste die Wahrheit raus. „Vater hat weiterhin versucht, mir das beste Leben zu ermöglichen. Aber als er...“, Yuriy machte kurz eine Pause, „...als er seinen Job verlor und keine neue Arbeit fand, da begann erst richtig die Hölle.“, kurz schloss er seine eisblauen Augen und wieder hörte er seinen Namen aus ihrem Mund. „Yuriy, ich...“, doch er unterbrach sie. „Er konnte mit der ganzen Situation nicht umgehen. Er hat angefangen zu trinken. Ich war... sieben oder so. Ein quengeliges Kind, das hunger hatte. Irgendwann hat er die Fassung verloren und hat mich geschlagen. Einmal. Er hatte sich tausendmal entschuldigt, aber er tat es danach immer wieder. Irgendwann ohne Entschuldigung. Hauptsache es erfüllte seinen Zweck, nämlich dass ich ruhig war.“ Kurz fühlte er sich in die Vergangenheit zurückgeworfen. Eingesperrt in einem kleinen Raum. Es war dunkel und kalt. Die Feuchtigkeit, die sich schon durch die Wände zog, ließen ihn heute noch erschaudern. Wenn er auch nur einen Laut von sich gegeben hätte, wäre er reingekommen und hätte ihn nur wieder fast bis zur Ohnmacht geprügelt. „Die... Narben. Kommen sie daher?“, fragte sie leise und er antwortete ehrlich. „Die meisten zumindest.“ „Es tut mir so leid.“, hörte er ihre zitternde Stimme. Er öffnete seine Augen und sah zu ihr. Ihre gelben Augen glitzerten gefährlich und er sah einzelne Tränen an ihrem Gesicht herunterlaufen. „Es ist lange her.“, sagte er und strich ihr die Tränen von ihrer unverletzten Wange, „Vielleicht war es Glück im Unglück, dass ich zu dem Zeitpunkt Boris begegnet bin. Ihn hab ich irgendwie als Ersatzvater gesehen.“, sagte er und sein Blick wurde abfällig, „Was er definitiv nicht war, aber er hat mir ermöglicht, aus dieser Hölle zu entkommen. Den Rest kennst du sicherlich...“ Sie sagte nichts mehr. Er auch nicht. Er hing nun mehr in den glücklichen Erinnerungen fest, bevor alles den Bach runterging. Auch wenn sie nie viel Geld hatten und er einsam als Kind war. Er hatte seine Eltern mal geliebt und war auch glücklich, irgendwie... Plötzlich wurde er umarmt von ihr. Ein bisschen überrascht war er schon, doch er ließ es zu. „Ich kenne meine Eltern eigentlich so gut wie gar nicht. Nur von Erzählungen.“, sagte sie, als sie von ihm abließ, jedoch war sie immer noch näher, als zuvor, „Ich war vier, als sie starben. Bei einem Aufstand hier im Dorf.“, erklärte sie, „Hätten Lee und ich, Meister Tao nicht gehabt, wären wir wahrscheinlich auch, wie die Straßenkinder geendet.“ „Tao? Ist das der alte Kerl bei euch oben?“ „Ja. Woher-“ „Ich... hab dich gesucht und... die Bekanntschaft mit ihm gemacht.“ „Du... du hast nach mir gesucht?“, fragte sie leise nach, doch eine Antwort bekam sie nicht von ihm. Er wollte es nicht zugeben, dass er sich tatsächlich Sorgen um sie gemacht hatte. Also sprach er einfach weiter. „Jeder von uns hat ein altes Laster aus der Vergangenheit zu tragen.“, schnappte er das Thema wieder auf und sie ließ ihren Kopf auf seine Schulter fallen, „Mariah...“, sagte er und sah sie an, so dass sie ebenso den Kopf hob, „Keiner hat das Recht, dir körperliche Gewalt anzutun. Weder ein Fremder und schon gar nicht dein Bruder.“ „Ich hab ihn provoziert, das hat er nicht mit Absicht gemacht.“ „Ich bitte dich!“, stieß er wütend aus, obwohl er es besser wissen müsste, „Gib dir nicht die Schuld dafür. Du hast nichts falsch gemacht. Ich hab mir auch damals die Schuld gegeben. Das ich dafür verantwortlich war, weswegen mein Vater mich andauernd wegen jeder Kleinigkeit verprügelt hat. Aber es stimmt nicht.“ Jeder der Gewalt ausübte, tat es um Macht über den Anderen zu erlangen. Was wiederum Angst bei den Opfern auslöste und man sich einfach selbst die Schuld gab. Es war schon immer der einfachste Weg gewesen, all so etwas zu erklären. Er hatte Jahre gebraucht, um das zu verstehen. Mariah stand mit dem Rücken zur Wand. Sie hatte das erste Mal die Aggressionen ihres Bruders ihr gegenüber erlebt. Natürlich versuchte sie das zu erklären und Lee zu verteidigen. Hatte er damals, bei seinem Vater, nicht anders gemacht. Aber er hatte früher niemanden, der ihm das klar machte. Nicht einmal Boris. Er hatte ihm immer nur Honig ums Maul geschmiert und die ganze Sache einfach verdrängt. - Aber er würde nicht zusehen, wie sie den selben Fehler beging. „Das ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst.“, sagte sie dann. „Nein, ist es auch nicht. Aber ich bin hier. Ich...“, hauchte er, „...helfe dir.“, sagte er und sah in ihre leuchtenden, gelben Augen. Es wurde still im Zimmer. Er spürte ihren Atem auf seinem Gesicht und konnte nicht anders, als sich zu ihr zu beugen. Yuriy berührte ihre Lippen und küsste sie sanft, während sie es erwiderte. Sie rutschte näher zu ihm, doch als er seine rechte Hand hob, um diese auf ihre Wange zu legen, zuckte sie kurz zusammen. Er löste sich auf der Stelle von ihr und legte seine Stirn gegen ihre, während er seine Augen schloss. „Sorry. Ich... hab vergessen-“ Doch sie ließ ihn nicht aussprechen, nahm sein Gesicht stattdessen in ihre Hände und zog ihn zu sich hinunter, um diesmal zuerst ihre Lippen auf seine zu legen... Kapitel 18: Erkenntnisse ------------------------ Der nächste Morgen brach an. Schon vor den ersten Sonnenstrahlen war der Rothaarige wach geworden, weil ihn die Wärme irritiert hatte an seiner Seite. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass er neben ihr eingeschlafen war. Er konnte sich nur noch an ihren Kuss erinnern und dass er sich mit ihr umgelegt hatte. Sie hatten beide noch Klamotten an, also... war nichts weiter passiert. Yuriy stützte sich auf seinen linken Ellenbogen ab, während er mit seiner Hand seinen Kopf abstützte. Er strich ihr eine rosa Strähne aus dem Gesicht. Die Rötung ihrer Wange ging schon wieder zurück. Er fuhr sanft darüber. Er erinnerte sich an gestern Nacht zurück. Er hatte so viel von seiner Vergangenheit erzählt, die er bisher nur Kai erzählt hatte. Und auch ihm nicht alles. Wieso er ausgerechnet Mariah alles erzählte, schob er auf die Situation. Diese Frau machte ihn einfach weich... Er hoffte, sie würde seinen Vorschlag annehmen. Er bezweifelte, dass sie sonst aus der ganzen Sache so glimpflich herauskam. Diese ganzes Drama, wegen einem dummen Versprechens. Das es das noch gab in der heutigen Zeit. Sanft legte er seine Hand auf ihre Schulter und legte seinen Kopf schief, um ihr Gesicht näher zu betrachten. Sie bewegte sich leicht und ihre Hand rutschte näher zu ihm. Wachte allerdings nicht auf. Yuriy nahm seine Hand von ihrer Schulter und fuhr über ihre Handinnenfläche. Am Anfang wollte er sich nur die Zeit vertreiben. Und jetzt lag er hier und fühlte sich wohl in ihrer Nähe. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er behaupten, dass er sich ver- Plötzlich wurde die Tür aufgeschoben und er konnte seine Gedanken nicht weiter fortführen. „Mariah, raus aus den Federn, wir wollten heute doch- Was machst DU hier?!“ Yuriy erschrak heftig und saß plötzlich senkrecht im Bett der Rosahaarigen. Er sah zur Tür und er wurde kreidebleich im Gesicht. Hiromi stand auf der Türschwelle und starrte ihn verwirrt an. Ihr Blick wanderte von ihm zu der Chinesin und er ahnte schon, was gleich kommen würde. „DU!“, stieß sie sauer auf, „Ist das dein ernst? Hast du es so nötig, dass du dich jetzt auch schon an wehrlosen Mädels vergreifen musst?!“, stieß sie wütend aus und bei ihm klingelten alle Alarmglocken. „Nein?! Bist du wahnsinnig... ich...“ „Du Arschloch!“, rief sie nun lauter und war schon im Begriff die Tür zu zuknallen und den Flur zurück zu laufen. „Fuck.“, fluchte er, sprang schnell auf und hastete ihr hinterher. Er hatte sie gerade noch rechtzeitig am Arm erwischt und zog sie zu sich zurück. „Warte... Hiromi. Es ist ganz anders, als du denkst.“ „Anders? Wirklich? Kai hatte schon so etwas erwähnt und jetzt sehe ich dich... in ihrem Zimmer... während sie schläft? Wie pervers... bist du eigentlich?!“ „Nein... nicht.“, er atmete ruhig aus und versuchte ihr das irgendwie verständlich zu verklickern, „Du interpretierst das falsch...“ „Und wie soll ich das dann verstehen?“, fragte sie spitz nach. Dass er das nicht mitten aufm Flur klären wollte, ließ ihn erst verstummen. Er schaute den Flur entlang und erkannte, dass die Haustür offen stand und fast die gesamte Meute schon draußen am Tisch saßen. Kurzerhand packte er sie am Handgelenk und zog sie in sein Gästezimmer. „Yuriy!!“, zischte sie, doch er schloss rechtzeitig die Tür, bevor es jemand mitbekam, „Das tat weh.“, sagte sie vorwurfsvoll und rieb sich ihr Handgelenk, als er sie zuvor los ließ. „'Tschuldige.“, sagte er ehrlich. „Was ist los?!“ „Das... kann ich dir so nicht sagen.“, sagte er dann, was sie nur noch mehr sauer stimmte. „Ja, sonnenklar! Du wolltest dich an ihr-“ „Bullshit! Ich... hör zu. Es ist komplizierter, als du denkst. Frag sie, wenn sie wach ist. Ich... bin nicht befugt, dir das zu sagen.“ „Was sagen?“ „Hörst du mir zu, du dummes Brot?!“ Sie zog scharf die Luft ein, schloss jedoch den Mund wieder. „Okay. Ich war die Nacht bei ihr.“, sagte er vorsichtig, „Aber da ist nichts gelaufen.“, was auch stimmte für diese eine Nacht, aber... sie musste jetzt nicht alles wissen. „Das soll ich dir jetzt glauben?“ „Sie hat Probleme und-“ „Das würde ich an deiner Stelle jetzt auch sagen.“ „Boah, kannst du mal deine scheiß Klappe halten?!“, sprudelte es unkontrolliert aus ihm heraus, dass sie sich so sehr erschrak und endlich ihren Mund hielt, „Sie hat Probleme, mit Lee und... ich hab es mitbekommen. Ich wollte sie gestern Abend nicht alleine lassen. Das ist das einzige was ich dir jetzt sagen kann.“ „...ich weiß die Sache mit Lee und Rei, aber ich hab nichts davon mitbekommen, dass es so akut wäre... ich meine... das Auftreten gestern war schon,... merkwürdig, aber-“, sagte sie immer noch leicht skeptisch und ihm platzte schon wieder der Kragen. „Kein Wunder! Weißt du eigentlich, wie dünn die Wände hier sind?“, fragte er sauer. Sie schaute ihn verwirrt an und konnte sich im ersten Moment nicht vorstellen, was er von ihr wollte. Aber er würde ihr schon noch auf die Sprünge helfen. „Seit wir hier sind... hab ich kaum ein Auge zumachen können! Warum? Weil ich ständig,... STÄNDIG, dir und Kai bei eurem offenbar erfüllten Liebesleben zuhören muss! Das ist alles andere, als angenehm! Und genau das ist der Grund, wieso du, als Mariahs Freundin, gar nichts mitbekommen hast. Du hängst Kai ja schon an der Hose, sobald er in deiner Reichweite ist!“ „Jetzt übertreibst du aber.“, sagte sie relativ kleinlaut. Yuriy schnaubte. Die Wände waren wenn nicht sogar dünner, als in der Firma. Während er alles mitbekam, bekam sie rein gar nichts mit. Immerhin hatte er mit Mariah in seinem Zimmer geschlafen, während sie einen Raum weiter war. Und sie waren dabei auch nicht gerade leise gewesen... „Es wäre schön, wenn ich übertreiben würde! Ich bin mit Sicherheit nicht der einzige, dem das aufn Sack geht.“, sagte er mit Nachdruck. Er sah sie an und sie schien wirklich darüber nachzudenken. „Okay... hab ich zur Kenntnis genommen.“, meinte sie dann und setzte zugleich hintendran, „Aber das mit Mariah...“ „Hiromi, lass es. Du kennst mich mittlerweile ein gutes Jahr. Ich spuck zwar oftmals große Töne, aber ich würde nie jemanden zu irgendetwas zwingen.“, sagte er ehrlich, „Ich war einfach nur bei ihr, damit sie nicht alleine sein musste. Alles weitere,... sprich mit ihr. Ich... kann und will dir die ganze Sache nicht erklären. Dazu hab ich kein Recht.“ „Na gut..“, sagte sie nur resigniert, „Ich rede später mit ihr.“, wollte sie das Gespräch damit abrupt beenden und schob die Tür schon auf, als Yuriy sie noch einmal ansprach. „... bitte, sag Kai nichts hier von.“ „Du glaubst doch nicht, dass ich Kai-“ „Im Nachgang kannst du das, aber rede erst mit ihr.“ „Na schön. Ich sag Kai erst mal nichts davon.“, sagte sie, nickte ihm kurz zu und ließ ihn in seinem Gästezimmer allein zurück... * * * Als sie aufwachte fühlte sie sich befreiter. Befreiter von all dem Druck, dem sie die letzten Wochen ausgesetzt war. Sie war schon oft davor gewesen, einfach innerlich zusammenzubrechen. Aber sie hatte es sich selbst verweigert zu schwächeln. Sie musste einfach weiterhin stark bleiben und versuchen, das alles nicht so nah an sich heranzulassen. Mariahs Kopf wandte sich zur Seite. Er lag nicht mehr neben ihr, aber das störte sie nicht wirklich. Sein Geruch war immer noch in den Kissen vorhanden und sie kam nicht drum herum, um kurz ihre Nase darin zu vergraben. Sie lächelte und legte ihre linke Hand auf das Kissen. In der letzten Nacht war er ihr so nah gewesen. Nicht körperlich, aber auf alle Fälle seelisch. Er hatte ihr zugehört, er hatte sich ihrer Probleme angenommen. Sie hatte sich bei ihm geborgen gefühlt. Er war so... anders als in der Nacht ihres Geburtstages. In dieser Nacht kamen sie beide einfach nur ihrem Verlangen nach, dass sich immer mehr angestaut hatte. Der Alkohol tat sein übriges. Aber gestern... Yuriy war einfühlsam, vorsichtig und sanft gewesen. Etwas, was sie schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als es an ihrer Tür klopfte. Aus ihrem inneren Impuls dachte sie zuerst, es wäre der Rothaarige gewesen. Sie setzte sich auf, zog die Bettdecke näher an ihren Körper und bat denjenigen herein. Zu ihrer Enttäuschung war es Gary und nicht Yuriy. „Du bist ja doch wach.“, sagte er und sie lächelte. „Was gibt’s?“ „Kannst du mir ein paar Kräuter besorgen? Ich brauche sie für heute zum Abendessen.“, sagte er, „Die im Kräutergarten sind noch nicht so weit.“ „Klar.“, sagte sie und stieg aus dem Bett auf. „Du kannst ja Hiromi mitnehmen.“, setzte er dazu, „Sie scheint sich dafür zu interessieren.“ Als sie sich in sommerlichen, kurzen Klamotten warf und den Bungalow verließ, kam zugleich die Braunhaarige auf sie zu und redete auf sie ein, ob sie denn mitkommen könnte. Mariah hörte ihr gar nicht so richtig zu, denn sie bemerkte die Blicke des rothaarigen Russen auf sich. Und sie konnte nicht anders, als seinen eisblauen Augen entgegen zu sehen. Sie brach den Blickkontakt immer wieder ab, weil sie nicht wollte, dass es irgendwer mitbekam. Jedoch trafen sich ihre Augen immer und immer wieder. Er stand einfach nur bei Bryan, der ihm auch irgendetwas erzählen wollte. Dabei hatte er nur Augen für sie. „Mariah?“ Sie fühlte sich ertappt und das letzte was sie sah, war Yuriys Grinsen, bevor sie sich Hiromi zuwandte. „Klar kannst du mit. Am besten... wir gehen gleich.“, sagte sie schnell. Sie musste unbedingt weg hier. Diese Spannung zwischen ihr und Yuriy hielt sie gerade nicht aus. Sie wollte seine Nähe und konnte es gerade nicht, da zu viele Augen und Ohren in der Umgebung waren. Während keiner auf ihn achtete, sah sie den misstrauischen Blick von ihrer Freundin umso deutlicher auf sich ruhen. Sie schnappte sich zwei Körbe und drückte einen Hiromi in die Hand. Danach zog sie diese einfach mit sich... Nachdem sie schon eine Weile gelaufen waren, füllte sich wieder genügend Luft in ihren Lungen. Hier und da pflückte sie Kräuter auf, die sie sah, während Hiromi in einem kleinen Abstand zu ihr lief. Mariah war ganz in Gedanken an den Russen. Es machte sie schier wahnsinnig, dass sie sich eben so offensichtlich ihren Gefühlen hingab, ohne dabei zu achten, dass es jemand sehen könnte. Sie war so unvorsichtig gewesen. Um Gary machte sie sich nicht unbedingt Sorgen, aber um Kevin. Er wuselte auch ständig herum und sie konnte es nicht lassen Yuriy anzusehen. Ihn aufmerksam zu begutachten. Ihre Sinne sprangen im Dreieck in seiner Gegenwart. Wie verrückt war sie denn?! „Ist alles okay mit dir?“, fragte Hiromi sie und sie sah auf. „Klar.“, schoss es aus ihr heraus, „Wie immer.“ Sie bemerkte den abschätzenden Blick und wusste, dass Hiromi es mitbekommen haben musste. Aber sie würde nichts sagen. Vielleicht würde die Braunhaarige sie auch nicht darauf ansprechen. Doch wenig später war ihr Glaube nichtig. „Ich hab ihn bei dir gesehen.“, kam es plötzlich von der Japanerin und Mariah kniete sich gerade zu einem Gewächs, um die Blätter zu pflücken. „Wen?“, fragte sie gespielt ahnungslos. „Mariah... tu nicht so. Yuriy war bei dir. Ich dachte, ihr könnt euch nicht leiden.“ Sie stoppte in ihrer Bewegung und legte zuvor die Blätter in ihren Korb. „Ehm... wo hast du ihn bitte gesehen.“, versuchte sie ihre Aussage ins Lächerliche zu ziehen. „In deinem Bett! Er hat... an dir herumgefummelt... auch wenn er sagt, dass da nichts war. Ich trau ihm nicht.“ „Er hat das gesagt?“, fragte sie etwas perplex, stand auf und wandte sich zu ihrer Freundin um. „Also stimmt es? Ihr wart... die Nacht zusammen?“ Mariah befeuchtete ihre Lippen. Konnte sie das noch verneinen? Yuriy hatte offenbar mit der Braunhaarigen geredet. Es wäre dumm, ihr noch etwas vorzumachen, auch wenn sie nicht verstand, wieso Yuriy mit ihr gesprochen hatte. „Ja,.. Yuriy war bei mir.“, gestand sie dann und hörte Hiromi laut schnauben. „Oh bitte nicht, Mariah!“, stieß sie hervor, „Er spielt nur mit dir. Weißt du noch, was ich dir erzählt habe? Er schleppt Frauen reihenweise ab und wenn er sie einmal hatte, lässt er sie fallen.“ „Er...“, sie stoppte in ihrem Satz. Sie überlegte, ob sie Hiromi so viel überhaupt erzählen wollte. Nicht alles, aber zumindest das, was den rothaarigen Russen anging. „Er hat mich nicht fallen gelassen.“, sagte sie dann leise. „Hat nicht? Heißt das... da ist doch etwas gelaufen?!“ „Schrei hier nicht so rum, bitte.", sagte sie und sah sich um, so dass sie sicher gehen konnte, dass sie immer noch alleine waren, „Einmal.“, gestand sie. „Ein-!? Mariah... wann... du meine Güte. Wir haben euch einfach zu oft alleine gelassen...“, gab sie sich selbst die Vorwürfe. „Red doch keinen Unsinn, Hiromi. Es ist... einfach... passiert. Wir... waren betrunken.“ „Er hat dich also abgefüllt?“ „Nein!“, stieß sie wütend aus. Auch, wenn es vielleicht stimmte. Er hatte ihr schließlich öfter nach geschenkt. Aber sie wusste auch, dass er auch ziemlich viel getrunken hatte. Außerdem... war sie ja nicht untätig. Es gehörten immerhin zwei Menschen dazu, um miteinander zu schlafen. Es war also komplett idiotisch mit ihr zu diskutieren. Sie könnte ihr nicht erzählen, wie all das dazu geführt hatte und auch nicht was danach passierte. „Ich fasse es nicht...“, schüttelte Hiromi nur den Kopf. Sie fühlte sich wohl in seiner Gegenwart. Sicherer und... geborgen. Klar, er war zu Anfangs sehr aufdringlich gewesen und machte sie manchmal wahnsinnig mit seinen Sprüchen. Als sie miteinander geschlafen hatten war er grob gewesen, aber es machte ihr nichts aus. In dem Moment wollte sie genau das und er hat es ihr unmissverständlich gegeben. Und dann... hatte sie seine andere Seite gesehen. Diese... verletzliche Seite. Die ihrer Seele derzeit ebenso widerspiegelte. Als würde er genau wissen, was sie durchmachte. Es tat ihr gut, jemanden zu haben, der sie verstand. „Was hat er dir bitte erzählt, dass du auf ihn reinfällst?“ „Hör auf damit. Es ist... meine Sache!“, stieß sie wieder wütend aus, „Ich kann nichts dafür,...“, sie stoppte und schloss ihre Augen, bevor sie sich abwandte. … in wen ich mich verliebe. Sie atmete leise aus, als sie das letzte nur dachte. Es war eigentlich abzusehen, dass das passierte. Das alles war verrückt. Noch nie... hatte sie sich so schnell in jemanden verliebt. Selbst mit Rei kam das nicht von einem Tag auf den anderen. Vielleicht war sie auch einfach nur überfordert mit der gesamten Situation und deutete seine Zuneigung viel zu überspitzt. „Ich will nicht, dass er dir wehtut.“, flüsterte Hiromi dann, die sie schon komplett vergessen hatte. Sie stand immer noch neben ihr und sah sie mitleidig an. „Bitte erzähle es keinem.“, sagte Mariah dann, „Ich...“, begann sie, doch stoppte. In dem Moment wurde ihr klar, dass das niemals funktionieren würde. Nicht einmal, wenn es ihm genauso ging. Ihre Situation war einfach zu grotesk und chaotisch. Sie hatte bereits ein großes Problem. Noch ein weiteres konnte sie sich nicht leisten. „Es war nur ein Ausrutscher, okay.“, sagte sie und versuchte es auch wirklich so zu meinen. „Ein Ausrutscher? Eben klang das aber anders...“ Sie schloss ihre Augen kurz, bevor sie diese wieder öffnete und Hiromi klar und deutlich ansah. „Glaub mir, da ist nichts zwischen uns. Das war nur... Sex.“ Gott, wieso kam sie sich so scheiße vor? Sie verleugnete ihn gerade, obwohl sie sich doch noch gestern Nacht das Herz gegenseitig ausgeschüttet hatten. Und schließlich hatte sie ihn am Ende geküsst und sich leiten lassen... „Also bist du nicht in ihn... verliebt?“ „Nein?!“, stieß sie ein bisschen zu spitz heraus, das Hiromi eine Augenbraue hochzog, „Nein. Es... war nur körperlich. Darf man keinen Sex haben, nur weil man Single ist?“ „Das... das hab ich doch so gar nicht gesagt.“ „Siehst du. Es ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen, wie bei dir und Kai.“ „Und wieso... er hatte gesagt, dass da nichts war, als ich ihn bei dir im Zimmer gesehen hatte. Wieso-“ „Es wird ihm peinlich gewesen sein, dass du uns erwischt hast.“, winkte sie ab und glaubte fast selber den Schrott, den sie da von sich gab. „Also hattet ihr zweimal...“ „Nein! Ehm... er wollte, aber... wir sind eingeschlafen, bevor es nochmal passieren konnte.“, erfand sie die Ausrede, „Hiromi, mach bitte kein großes Drama daraus. Ich hab ihn schon längst abgehakt.“ „Okay...“ „Erzähle es trotzdem bitte nicht rum. Es geht schließlich niemanden etwas an, mit wem ich meine Zeit verschwende.“ „Wem soll ich denn...“ „Behalte es einfach für dich, okay?“, kam es jetzt doch schon fast zu panisch aus ihrem Mund. Sie wollte nicht, dass das die Runde machte und schon gar nicht, dass es an die falschen Ohren gelangte. Sie hatte immer noch Lee und Rei im Nacken. Hiromi sah sie lange an und sie konnte sehen, wie sie damit in einen inneren Konflikt kam. Aber schlussendlich nickte sie sanft. „Okay. Ich behalte es für mich. Du hast mein Wort.“, sagte sie. Sie lächelte dankbar. Mariah wusste, dass sie unbedingt Yuriy klarmachen musste, dass er sich aus ihren Angelegenheiten raushalten sollte und das er sich von ihr fernhielt. Es wäre besser so. Noch mehr Chaos in ihrem Kopf konnte sie einfach nicht mehr ertragen... Kapitel 19: Konfrontation... ---------------------------- Mariah war sehr still auf dem Nachhauseweg. Zum Glück fing Hiromi kein zweites Mal mit dem Thema an und als sie an den Bungalows ankamen konnte sie nur einen klaren Gedanken fassen. Sie sah Yuriy gerade an der Seite des Bungalows alleine stehend, im Schatten. Sie legte ihren Korb auf den Boden ab und täuschte vor, auf die Toilette gehen zu müssen. Während die Braunhaarige ihren Korb nun in die Hand nahm, ging sie zwischen ihren Gästen vorbei, bis sie Kevins Stimme wahrnahm, der gerade den Tisch deckte fürs Essen und mit Gary sprach. „Hab vorhin mit Lee geredet. Er war mit Rei in der Hauptstadt.“ „Was wollten die da?“ „Keine Ahnung. Hab nur irgendein Wisch gesehen in seinen Händen. Irgendein Mietvertrag... vielleicht zieht Rei dorthin?“ Mariah zögerte. Die beiden bemerkte sie nicht, zu ihrem Glück. Warum sollte Rei wegziehen? Wegen ihr? Hatte er es vielleicht doch endlich verstanden und wollte ihr nicht mehr über den Weg laufen? Aber... nein, sie konnte sich das nicht vorstellen. Er war in diesem Dorf aufgewachsen und das Haus, welches er bewohnte, war in seinem Besitz. Wieso sollte er sich dann eine Wohnung mieten, im überfüllten Peking? Diese Information wühlte sie wieder komplett auf, doch als sie aufsah und den Rothaarigen wieder sah, schob sie Rei wieder nach hinten ihrer Gedanken. Erst das eine Problem lösen, dann das andere. Sie ging weiter und beobachtete im hinteren Augenwinkel wie Hiromi Gary ansprach, wegen den Kräutern und nahm ihn ganz ein, so dass keiner bemerkte, wie sie um den Bungalow herum ging. Sie sah ihn mit dem Rücken zu ihr stehen und kurz stoppte sie. War sie sich sicher, diesen Schritt zu gehen? Tat sie das richtige? Ehrlich gesagt, wusste sie das nicht. Aber die Angst und die Panik, die sie vor ihrem Bruder und auch vor Rei hatte, wenn sie das jemals herausfanden, waren größer. Er lehnte mit seinem linken Arm an die Hauswand während er irgendetwas in der rechten Hand hielt. Sie konnte es erst nicht sehen was genau er da tat, als eine Rauchschwade aufstieg. Sie ging wieder zielstrebiger auf ihn zu und kaum, als sie neben ihm stand, nahm sie ihm den Glimmstängel aus den Fingern. „Ey!“, stieß er aufgebracht aus, als sie das Teil fallen ließ und es mit ihren Schuhen ausdrückte. „Weißt du, dass das ungesund ist?!“, fauchte sie ihn an und hob ihren Schuh an, um zu überprüfen, ob die Zigarette wirklich aus war. Doch auf ihre Frage ging er gar nicht erst ein. „Was für eine Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“ Sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte. Ihr Herz klopfte so laut gegen ihre Brust, als wollte es sagen „Tu' es nicht. Stoß ihn nicht von dir weg.“ Während ihr Verstand ihr genau zum Gegenteil riet. Leider verlor ihr Herz... „Was hast du Hiromi erzählt?!“, kam es fast schon wütend über ihre Lippen, als sie eigentlich wollte. Es dauerte ein wenig, bis er ihr antwortete und die Wut darüber staute sich immer mehr an. „Nicht viel...“ „Nicht viel?! Sie kommt ganz sicher nicht von alleine auf all das!“ „Bist du jetzt hier, um mich an zu kacken? Sie kam heute morgen in dein Zimmer geplatzt, als ich noch bei dir war.“, sagte er nun auch etwas wütend, „Sie hätte es Kai gesteckt und dann hätte es mit Sicherheit auch der Rest, inklusive deinem Bruder herausgefunden. Ich hab' nur versucht, dich zu schützen!“ „Zu schützen?!“, zischte sie unverständlich und versuchte dabei ihre Lautstärke nicht allzu schrill klingen zu lassen. Sie kam sich so schäbig vor. Aber sie musste. Um keinen Preis war es das wert. Lee durfte niemals davon erfahren, ansonsten würde der Himmel über sie einbrechen und alles in Scherben legen... Sie sah, wie er etwas sagen wollte, doch sie schloss ihre Augen und hob ihre Hände in die Höhe, als Zeichen, dass er still sein sollte. „Ich hab dir klar gemacht, dass das keiner wissen darf und du erzählst ihr-“ „Ich hab ihr gar nichts darüber erzählt. Ich hab weder die Sache zwischen uns erzählt, noch bin ich ins Detail gegangen, was Lee betraf.“ „Da ist ja auch nichts... zwischen uns.“, haute sie es einfach raus. „... W-was? Nichts...? Das ist jetzt nicht dein ernst?“ Sie sah sein bestürztes Gesicht und es tat ihr unheimlich weh. Er hatte doch etwas dabei empfunden. Und was tat sie? - Sie ging den leichten, einfachen Weg. „Weißt du was, vergiss es!“, sagte sie und ging ein paar Schritte von ihm weg, „Lass mich einfach in Ruhe. Ich brauch keinen von euch...“, sagte sie zum Abschluss und wollte sich von ihm abwenden, als er ihren Arm ergriff. „Warte,... Mariah.“ Sie merkte, wie sie gerade nicht mehr wusste, was sie hier eigentlich genau tat. Sie war sich plötzlich doch nicht mehr so sicher, ob das die richtige Entscheidung war, ihn zurückzuweisen. Ihre Haut brannte, an der Stelle, an der er sie berührte und erneut hörte sie ihr Herz wild schlagen. Ihr Blut rauschte durch ihre Bahnen und dabei kam sie sich so... beschissen vor und so undankbar. Sie entriss sich ihm dennoch... „Fass mich nicht an.“, zischte sie und ihr Blick traf ein letztes Mal seinen, „Ich regel das schon alleine, ich brauch dich nicht.“, und ging. * * * Wütend über ihren Abgang sah er ihr hinterher. Was hatte er denn falsch gemacht? Ihm war keine Schuld bewusst. Er hatte Hiromi weder gesagt, dass sie beide intim gewesen waren, noch die Sache mit Lee. Er hätte gekonnt. Aber er tat es nicht, weil es ihr wichtig war. Irgendwie ging ihm ihr Gesichtsausdruck nicht mehr aus dem Kopf, als sie neben ihm zum Stehen gekommen war. Er sah es ihr an, dass sie etwas hatte. Das sie etwas völliges anderes von ihm wollte. Und dann hatte sie einfach von jetzt auf gleich die Thematik gewechselt. Sie war sauer auf ihn. Nur, weil er Hiromi einen kleinen Denkanstoß gegeben hatte? Irgendwie... passte das nicht zusammen. Wo war die Rosahaarige hin, die gestern weinend in seinen Armen gelegen hatte? Die Frau, die sein Herz schneller schlagen ließ, wenn sie ihn auch nur ansah? Die, für die er mehr als nur Begierde spürte? Bei der er diese Anziehung bemerkte, die weit über ein körperliches Verlangen hinausgingen? Sie konnte das doch nicht ernst meinen!? Diesen Gefühlsausbruch hatte sie ihm nicht vorgespielt. Wieso auch? Er sah den Grund dafür nicht. Yuriy sah auf die ausgetretene Zigarette unter ihm und fühlte sich genauso. Angezündet und eiskalt ausgetreten. Der Russe schlug einmal heftig mit seiner Faust gegen die Holzwand und schritt ihr hinterher. Er wollte das mit ihr ausdiskutieren. So leicht kam sie damit nicht davon. Als er in den Vorgarten trat, sah er sie bei Kevin rumstehen und schnaubte. Mit Sicherheit tat sie das mit Absicht. Sie hatte sich die letzten Tage immer von dem Grünhaarigen ferngehalten und urplötzlich stand sie bei ihm? Sie spielte ihn gekonnt aus. Er würde sie nicht ansprechen, wenn irgendwer anderes dabei war und schon gar nicht diese Pissnelke. Sie wusste das ganz genau. „Yuriy, da bist du ja.“, kam es rechts von ihm und sah Bryan auf ihn zulaufen, „Ich brauch mein Zippo...“ Er grummelte, holte den besagten Gegenstand aus seiner Hosentasche und presste es fest gegen seine Brust. „Wow. Was ist denn-“ „Schnauze.“, peitschte er nur heraus, bevor er an ihm vorbei ging und sein Zimmer ansteuerte. Sollte sie doch zur Hölle fahren. Es dämmerte als er nach dem Essen am Tisch sich ein Glas Wodka nach dem anderen hinunter kippte. Er wollte dieses Gefühl einfach nur betäuben. Sie sah ihn nicht an. Sie sprach nicht mit ihm. Sie tat einfach nichts. Als wäre er Luft. Als ob da nichts zwischen ihnen gewesen war. Nie. Und auch wenn er das ganze eigentlich abhaken wollte, versuchte er es dennoch, sie zum Sprechen zu animieren. Er konnte es eben doch nicht auf sich ruhen lassen. Einen Yuriy Ivanov ließ man nicht einfach so sitzen. Einmal wurde er sogar von Bryan dümmlich grinsend angesehen und hat ihn nur mit einem „Was?!“, angepflaumt. „Nicht jede ist deinem Charme verfallen. An der beißt du dir die Zähne aus.“ Wenn der wüsste... aber er hielt sich zurück. Auch wenn er wütend genug war und er sie mit Sicherheit in so einige Sachen mit hineinziehen könnte. Er tat es nicht. Er hatte immerhin noch Anstand in sich. Er hatte es danach aufgegeben, ihr irgendwie wieder näher zu kommen. Er wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen. Das mit Bryan hatte ihm schon gereicht. Er war fast froh, als er Kai sagen hörte, dass der Flieger morgen um elf starten sollte. Yuriy hatte es verdrängt, dass es der letzte Abend hier sein sollte. Nun war er glücklich darüber. Er wollte so schnell wie es ging weg. Er wollte sie nicht mehr sehen, nicht mehr hören müssen. Einfach nur noch weg von hier. Weg von ihr. Frauen waren einfach scheiße und er wusste, wieso er bisher noch nie eine Beziehung einging. Irgendwann würden sie einen immer hintergehen und gerade wenn man sich als Mann einer Frau völlig hingab, kam von irgendwo ein Messer von hinten. In dieser Hinsicht beneidete er Kai und Hiromi. Auch wenn die beiden und ihr Liebesleben ihnen allen auf den Sack gingen. Aber sie hatten einander. Kai hatte schon früher viele weibliche Avancen bekommen, auf die er nicht eingegangen war. Nur auf Hiromi war er angesprungen. Und ausgerechnet er... Yuriy musste ihn erst in die richtige Richtung schubsen. Wieso konnte er immer nur für andere das Glück finden und nicht einmal für sich selber? War er dafür vielleicht... einfach unfähig?! Er griff zu seinem Glas und merkte, dass es schon wieder leer war. Abwesend packte seine Hand zur Flasche und schenkte sich nach. Zumindest... blieb es beim Versuch. Die Flasche war nämlich auch schon leer. Er stöhnte genervt. „Ich hol noch 'ne Flasche.“, sagte er, als er Ians Blick bemerkte. „Bring gleich zwei mit. Du siehst scheiße aus.“, bekam er von dem Giftzwerg an den Kopf geknallt. Yuriy stand kommentarlos auf. Als er zu dem ganzen anderen Spirituosen kam, bemerkte er, dass keine Wodkaflasche mehr da stand. Gary schien das mitbekommen zu haben und teilte ihm mit, dass noch etwas hinter den Bungalows war. Er seufzte und wollte sich gerade dorthin bewegen, als er Autogeräusche vernahm. Er sah den Weg hoch. Ein Auto sah er nicht, dafür aber hörte er Autotüren zuschlagen. Er schüttelte den Kopf. Er brauchte mehr zum Trinken, als er im Augenwinkel sah, wie Mariah schon fast panisch aufsprang und sich bei Hiromi kurz entschuldigte. Seine Gedanken rasten und zählte plötzlich eins und eins zusammen. Kurz dachte er darüber nach, sie aufzuhalten. Aber er blieb stehen und beobachtete sie nur, wie sie den Vorgarten verließ und den Weg hoch schritt. Es sollte ihm egal sein. Sie hatte ihm deutlich gesagt, was sie dachte. Und dass... er sollte einfach aufhören darüber nachzudenken. Es war... schließlich nichts. Also wandte er sich dem Wodka wieder zu. Hinter dem Haus würde noch etwas stehen, meinte Gary. Der Rothaarige ging wie besagt dort hin und versuchte aus dem ganzen Kram, das richtige heraus zuziehen. Als er die begehrte Flasche endlich in der Hand hielt und zurückgehen wollte, sah er ihre rosa Haare zwischen den Ästen und dem Laub. Er sah von hier aus, den Weg und das Auto... und Lee. Sein Atem ging schneller und dachte daran zurück, wie sie heulend da gestanden hatte und erzählte, dass er sie geschlagen hätte. Gott, ihm kam dabei fast das Essen wieder hoch, als er daran dachte. Sie schienen sich abermals zu streiten. Aber hören konnte er nichts. Abwesend sah Yuriy auf die Flasche, bevor seine eisblauen Augen wieder auf das Geschehen sich richteten. Er sollte sich da raushalten. Wie sie es wollte. Wieder glitt sein Blick zur Flasche. „Blyat.“, fluchte er und stellte die Flasche wieder in den Kasten, bevor er durch das Dickicht stieg und dem Gespräch näher kam... Kapitel 20: ... in jeder Hinsicht --------------------------------- Lee gestikulierte wild mit seinen Armen und er sah alles andere als friedlich aus. Aber sie versuchte sich nicht einschüchtern zu lassen. Sie hatte neuen Mut gefasst. Sie verschränkte ihre Arme ineinander und zeigte deutlich ihre Abneigung. „Du wirst ihn heiraten, Mariah. Du hast unterschrieben und der Vertrag ist bindend.“ „Hörst du mir überhaupt zu, Bruder?! Ich werde niemanden heiraten, den ich ich nicht liebe. Vielleicht hab ich Rei mal geliebt, aber die Beziehung war nichts für mich. Sie hat mich eingeengt! Ich brauch jemand, der an meiner Seite steht, und nicht jemand wie Rei, der bei jedem kleinen Problem zu dir rennt und mir aufzwingt, wie ich zu leben habe!“, warf sie ihm ihre Worte bildlich vor die Füße. „Es war seine Pflicht mir Dinge anzuvertrauen, die dich betreffen. Immerhin lege ich meine einzige Schwester in seine Hände.“ „Herrgott!“, fluchte sie laut, „Hörst du dich mal selbst reden? Ich bin kein Gegenstand, den man verschenken kann! Wir leben im 21. Jahrhundert, Lee. Nicht mehr im 16. Ich will die Welt sehen, mich austoben und nicht wie du das willst, in irgendeinem Dorf verrotten!“ „Pass auf was du sagst! Es geht um die Familie, Mariah.“ „Eine scheiß Familie ist das!“, schrie sie dazwischen und es war ihr egal, ob das jemand mitbekam, „Du raffst einfach gar nichts. Es ist dir ja sogar egal, dass ich den Vertrag nicht einmal ganz erfüllt habe. Ich hab dich nicht angelogen. Ich war keine Jungfrau mehr, als ich mit Rei zusammen war.“ „Das ist eine Lüge.“ „Ist es nicht!“ „Dann erzähl mal, wer war es?“, fragte er provokativ. „Weiß ich nicht. Ich wusste nicht, dass ich seinen Namen hätte auswendig lernen müssen.“, gab sie giftig zurück. „Siehst du. Du lügst. Du willst nur wieder deinen eigenen Kopf durchsetzen. Aber es reicht mir. Wenn du dir ja so sicher bist, dann sag es Rei ins Gesicht, dass du ihn betrogen hast.“ Mariah wurde wütend. Lee hörte ihr einfach kein Stück zu. Als würde sie gegen eine Wand reden! „Ich hab ihn nicht betrogen, wie oft noch?! Wir waren überhaupt nicht zusammen zu der Zeit!“ „Es ist und bleibt trotzdem Verrat an der Familie, wenn es wahr ist. Du wusstest, dass du ihm versprochen warst und kanntest die Regel. Du hättest einfach aus der ganzen Sache rauskommen können, wenn du dich gegen das Versprechen ausgesprochen hättest. Dir hätte niemand Steine in den Weg gelegt, wenn es so gewesen wäre. Aber nein,...“, sprach er verächtlich und machte kurz eine Pause, um erneut Luft zu holen, „Du hast ja offenbar rum gehurt und dich einen Scheiß um die Familienehre gekümmert!“ „Ich...“, doch sie stockte. Wie konnte Lee nur solche Wörter in den Mund nehmen? Sie war doch keine Frau, die sich wahllos Männer angelte! Ja, sie hatte sich mit Sicherheit nicht korrekt verhalten in New York. Ganz klar, aber mal ehrlich. Wer dachte denn daran? Es war ja nicht einmal geplant gewesen, dass sie ihr erstes Mal an irgendwen verschenkte. War halt passiert und für sie war es nicht schlimm. Aber dass Lee sie jetzt so betitelte... Das ging eindeutig zu weit. Bisher hatte sie immer auch eine Bindung zu den Männern gehabt und sie verkaufte schließlich nicht ihren Körper! „Okay... okay. Du willst also, dass ich es ihm sage?“, fragte sie dann provozierend, „Ich wollte lediglich eine Freundschaft retten, aber danke, dass du das jetzt kaputt machst.“, sagte sie und ging an ihm vorbei. Rei stand etwas Abseits hinter ihnen. Wie, als würde ihn das absolut nicht kümmern, was sie und Lee sich gegenseitig an den Kopf warfen. Als würde er sich in Sicherheit wiegen. Als würde er wissen, dass er sie bekam. Sie hätte kotzen können... „Kommst du endlich mit nach Hause?“, hatte er zugleich gefragt, als sie näher kam und blieb mit Abstand vor ihm stehen. „Nein.“ „Wieso wehrst du dich so dagegen? Wir waren doch glücklich. Kann es nicht so sein, wie früher? Ich liebe dich und-“ „Hör zu Rei.“, nahm sie ihm den Wind aus den Segeln, „Vielleicht... warst du glücklich, ich aber nicht. Es gibt keine zweite Chance für uns. Ich... ich hab mich nicht wohl gefühlt bei dir. Es war nicht das, was ich erhoffte. Und außerdem...“, sie musste kurz schlucken, weil sie ihm das eigentlich nie sagen wollte, „...hab ich den Vertrag schon lange vor unserer Beziehung gebrochen.“ „Was... genau meinst du damit?“ „Als wir miteinander geschlafen haben... da war ich keine Jungfrau mehr. Vielleicht war es für dich das erste Mal, aber für mich lag das Ereignis schon zwei Jahre zurück.“, sagte sie in einem normalen Ton. Es war gut, es endlich mal zu ihm gesagt zu haben. Diese eine Lüge lag ihr schon viel zu lange, schwer im Magen. „Das...das ist nicht wahr.“ „Doch ist es. Ich wollte dir das nicht sagen, weil ich dich nicht verletzten wollte. Aber Lee glaubt mir sonst nicht, also... bedanke dich bei ihm.“ Wie ein Pfeil rauschte Lee erneut an ihr vorbei und stellte sich zwischen sie und Rei. „Sie lügt Rei.“, sagte er dazu, „Sie will sich nur aus dem Vertrag ziehen.“ „Hör auf ständig reinzureden! Ich lüge nicht.“ „Warum hast du... hast du das nie gesagt?“, fragte ihr Ex-Freund geknickt. „Weil ich dich nicht verletzen wollte.“, sagte sie an Lee vorbei, „... ich kannte schließlich das Versprechen und den Vertrag. Ich hab... dich wirklich geliebt und mit dem Wissen hättest du dich nie auf mich eingelassen. Geschweige denn Lee.“ „Wer war es?“, kam es dann noch von ihm. „Ich sagte es schon Lee. Ich kenne seinen Namen nicht. Es war unbedeutend und nur einmal.“ „Ich glaub dir immer noch kein Wort.“, sagte Lee und verschränkte seine Arme ineinander. Sie wusste, dass sie bei Lee auf taube Ohren schlug. Aber vielleicht hatte sie Glück bei Rei. Wenn sie ihn überzeugen konnte, dann würde er irgendwann von ihr ablassen und vom Vertrag selbst zurücktreten. Und wenn sie die Freundschaft zu ihm rettete, konnte sie irgendwann wieder normal mit Lee reden. Ohne seine Sturheit im Weg. „Es stimmt. Ich kann es nicht beweisen. Aber ich sage dir heute die Wahrheit, Rei. Weil ich mit dieser Situation nicht zufrieden bin. Wir können immer noch Freunde sein, aber nicht mehr. Das funktioniert einfach nicht.“ Sie sah es in Reis Kopf rattern. Sie würde ihn auf seine Seite ziehen können, das wusste sie. Er brauchte nur Zeit um es zu verstehen und es zu verarbeiten. Mariah wollte ihm die Zeit geben. Für eine unbeschwerte Freundschaft. „Das Theater reicht mir jetzt. Du kommst jetzt mit.“, zischte Lee engstirnig und packte ihren Arm, „Rei, hör nicht auf sie. Sie versucht dich einzulullen. Denk an die Familie.“ Sie hatte keine Chance sich aus seinem Griff zu befreien. Selbst ihre Versuche ihn zum loslassen zu bewegen, schaffte sie nicht. Mit Gewalt wollte er sie ins Auto drücken. Ihr Arm schmerzte, als sie sich am Autodach dagegen stemmte. „Hör auf! Lass mich... du... du tust mir weh!“, schrie sie schon fast panisch, während Lee sie einfach immer weiter versuchte ins Auto zu kriegen und Rei nur daneben stand... „Mariah, es ist nur zu deinem Besten!“ „Lass sie sofort los.“ Lee und Rei drehten sich zu der Stimme um. Nur Mariah war wie erstarrt, als sie die Stimme unter tausenden wiedererkennen würde. Was tat er hier? War er ihr gefolgt? Warum... sie hatte ihm doch unmissverständlich klar gemacht, dass er sich raushalten sollte. Mit seinem Auftauchen goss er nur noch mehr Öl ins Feuer. „Ivanov.“, spuckte Lee seinen Namen nur so aus, „Du hast hier gar nichts zu melden. Das ist Familiensache.“, kam es nur von Lee. „Sie will es nicht. Also, lass sie los.“ „Misch dich nicht ein.“ Yuriy kam ein Stück näher, so dass er Lee direkt vor sich hatte, während dieser ihn nur gefährlich anblitzte. „Ich sage es zum letzten Mal. Lass sie los. Oder willst du sie wieder schlagen, damit du ihr deinen Willen aufdrücken kannst?“ „Was?“, kam es von Rei verblüfft, doch er wurde von keinem beachtet. „Für wen hältst du dich?“, giftete er zurück und nahm die Verwirrung zu seinen Gunsten, um Mariah abermals ins Auto zu drücken, „Setz dich endlich rein!“ Doch im selben Moment bekam die Rosahaarige nur noch mit, wie der Druck auf ihrem Rücken abnahm und Lees Hand sie los ließ. Yuriy hatte ihn von ihr weg geschubst und zog sie bestimmend zu sich. Sie konnte gar nichts tun, als er sich einfach zwischen sie stellte. „Willst du sie, musst du zuerst an mir vorbei, du Affe.“ „Yuriy...“, hauchte sie in seinen Rücken. Lees Stirnader pochte abermals gefährlich und in ihr ging nur ein Gefühl der Wärme um. Sie fühlte sich so sicher in seinem Rücken. „Ich sage es ein letztes Mal. Verzieh dich.“, sagte er, bevor er seine nächsten Worte an seine Schwester richtete, „Mariah, steig ins Auto. Sofort.“ „Sie wird auf gar keinen Fall mit euch gehen. Sie hat ihren Standpunkt klar und deutlich gemacht. Die einzigen die verschwinden, seid ihr. Verpiss dich, du und dein räudiger Köter.“ „Was hast du überhaupt damit zu schaffen? Kann dir doch egal sein.“ Es dauerte lange bis Yuriy antwortete. Mariah ahnte es schon. Es gab viele Vorlagen, die Lee brachte, auf die der Rothaarige schon längst eingegangen hätte können. Sie bemerkte, dass er versuchte, es nicht anzusprechen. Aber sie waren wohl an einem Punkt angelangt, in dem es keine andere Möglichkeit mehr gab. „Sie hat dir die Wahrheit gesagt.“ „Nicht...“, flüsterte sie leise. „Was willst du eigentlich-“, begann Lee erneut, doch der Rothaarige unterbrach ihn. „Wir hatten was miteinander, okay? Sie hatte ihr erstes Mal mit mir.“, sagte er eisern und Mariah schloss ihre Augen vor Panik, „Sie wollte es nicht sagen, weil sie mich nicht hineinziehen wollte, aber ich werd' nicht zulassen, dass du sie gegen ihren Willen zu etwas zwingst, was sie nicht will.“ „Wie bitte?! Mariah!“, kam es nun auch wieder von Rei, doch sie reagierte nicht auf ihn. „Du lügst doch genauso... Niemals würde...“, kam es unvorstellbar von ihrem Bruder. „Ich kenne ihr Muttermal... eines an ihrer linken Hüfte, das andere...“ „Hör auf, tu das nicht.“, flüsterte sie abermals in seinen Rücken und krallte ihre Finger in sein Shirt. „... unterhalb ihrer linken Brust. Brauchst du mehr Details? Wo vielleicht?“, sagte er zähneknirschend, „Kein Problem. In einem Hotel in New York. Wann? Als sie Watson besuchte. Wir haben uns zufällig getroffen, viel getrunken und dann kam das Eine zum Anderen.“ Es war totenstille und Mariah petzte ihre Augen schon regelrecht zusammen. Wieso tat er das? Sie hatte ihn vorhin so viele böse Wörter an den Kopf geknallt. Hatte ihn mit Absicht verletzen wollen, damit es für sie beide einfach leichter gewesen wäre. Wieso setzte er sich immer noch so für sie ein? Riskierte das für sie? Im nächsten Augenblick musste sie sein Shirt loslassen, da sein Körper nach vorne rutschte. Ein tiefer Schmerzenslaut vernahm sie. Sie öffnete die Augen und merkte, dass Yuriy nicht mehr vor ihr stand, sondern jetzt an der Autoseite und Lees Arm auf seinen Rücken drückte. Sein Oberkörper presste er dabei aufs Auto selbst. Er neigte seinen roten Schopf zu dem Schwarzhaarigen und sie hörte seine drohenden Worte. „Wenn du ihr noch einmal zu nahe kommst, vergesse ich mich und breche dir alle Knochen. Haben wir uns da verstanden?“ „Lass ihn sofort los!“, kam es nun von Rei, doch der Russe stoppte ihn. „Du hältst dich da raus. Weißt du was du bist? Ein Weichei. Du lässt es zu, dass der eigene Bruder seine Schwester schlägt, nur weil es ihm hier um Ehre geht... ihr habt beide das Wort nicht verstanden.“, sagte er wütend, „Bist du nicht Manns genug, dir eine Freundin zu suchen, die dich auch will? Mariah will dich nicht. Akzeptiere es endlich und steig ihr nicht mehr nach!“, warf er ebenso aggressiv mit ein und ließ Lee endlich los, „Und jetzt verpisst euch.“, verlieh seinen Worten mehr an Bedeutung, da er ihren Bruder von sich schubste. Sie sah, wie Lee etwas erwidern wollte, doch er schloss seinen Mund zugleich wieder. Und dann sah sie nur, wie er ins Auto einstieg und Rei es ihm gleich tat. Als das Auto startete und kurz drehte, sah Mariah nur noch hinterher, bis sie es nicht mehr sehen konnte. Sie atmete erleichtert auf und versuchte ihr Herz wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie bekam gar nicht mit, wie der Rothaarige sich zu ihr wandte und sie ansprach. Sie zitterte immer noch. „Alles gut?“, fragte er nochmals, aber sie sah nicht auf. „Mhm.“, nickte sie nur. „Die Ansage war deutlich. Ich denke nicht, dass Lee noch einmal die Konfrontation sucht. Falls doch, ist er dümmer, als er aussieht.“ Sie erwiderte wieder nichts darauf. Sie konnte es immer noch nicht verstehen... oder gar glauben, dass er ihr gefolgt war und sich mit ihrem Bruder anlegte. Wieso? „Ich... geh dann.“, hörte sie ihn sagen und die Wärme an ihrer Seite verschwand wieder, als er sich von ihr abwandte. Sie wusste nicht, was sie tat, als sie seine Hand ergriff und ihn zum Stehen bewegte. Sie sah nur auf ihre beider Hände, aber merkte seinen scharfen Blick auf sich. „Warum... hast du...“, sagte sie dann vorsichtig, kam aber nicht bis zum Ende. „Ihn angelogen? Das war deine einzige Chance, Mariah.“, sagte er standhaft, „Ich weiß,... du wolltest es friedlich klären. Aber... du hast gesehen, zu was dich das brachte.“ „Darum geht es gar nicht...“, hauchte sie und sie hoffte, er verstand auf was sie hinaus wollte. Erklären wollte sie es ihm nämlich nicht. Sie hatte ihm so viel Blödsinn erzählt, dass er sie nur noch hassen konnte und trotzdem war er hier. Stand ihr bei, beschützte sie. Hielt sie. Wieso? „Weil ich es dir schuldig war.“ Sie wollte zu ihm aufsehen, doch er löste seine Hand aus ihrer und wandte sich dem Gehen zu. Aber sie wollte nicht das er ging. Sie wollte... am liebsten alles, was sie gesagt hatte zurücknehmen. Er war bereits einige Meter vor ihr, als sie einfach alles über Bord warf. Sie rannte auf ihn zu, griff an seinen Arm, wandte ihn zu sich um, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und bevor er etwas sagen konnte, drückte sie einfach ihre Lippen auf seine. Es fühlte sich an, wie ein Stromschlag, der durch ihre Haut schoss, als er seine Hände auf ihre Hüfte legte und sie an den Wegesrand, gegen einen Baum presste. Mit voller Inbrunst erwiderte er ihren Kuss und sie verlor sich ganz in dem Gefühl, diese Wärme endlich wieder zu spüren... * * * Lächelnd stand sie hinter einem Strauch, als sie die beiden zusammen sah. Es sah ungewohnt aus, aber keineswegs überraschend. Sie hatte so etwas schon geahnt, dass Mariah ihr nicht die Wahrheit gesagt hatte, als sie diese darauf ansprach. Aber es war okay. Manchmal, brauchte man einfach eine Notlüge, um die Wahrheit dahinter erst richtig deuten zu können. „Hiromi? Wo bist du...“ „Hier...“, rief sie hinter sich und lächelte Kai entgegen. „Was machst du da?“ „Nichts.“, sagte sie, hakte sie sich bei ihm unter und zog ihn zurück zu den Anderen. Kapitel 21: Zweisamkeit [1] --------------------------- Schwer atmend löste er sich von ihr und legte seine Stirn gegen ihre. Yuriy wusste ehrlich gesagt nicht, wie er das alles einschätzen sollte. Aber es war ihm gerade auch herzlichst egal. Manch andere würde ihm den Vogel zeigen und Idiot auf seine Stirn schreiben, so oft wie er sich von ihr herumschubsen ließ. Und kurz dachte er an das Messer in seinem Rücken, aber auch das vergaß er, als er ihre Stimme vernahm. „Es tut mir leid.“, hatte sie gehaucht und fühlte ihre Hände auf seinen Armen. Nichts war von belang, egal was sie zuvor mit ihrer Aktion erreichen wollte. Es kümmerte ihn nicht mehr. Das einzige was zählte war, dass es ihr gut ging und das sie hier bei ihm war. Alles andere vergaß er einfach und schob es weit weg. Er spürte wie ihre Hände an seinen Armen hochfuhren und sie schlussendlich in seinem Nacken zum Erliegen kamen. Der Druck, der darauf ausgeübt wurde, ließ ihn wieder zu ihrem Gesicht führen und abermals küssten sie sich. Es war sanfter, nicht mehr so wie eben, aber immer noch leidenschaftlich. Und er dauerte nicht so lange an, wie der vorige. „Wir sollten... zurück.“, sprach er leise flüsternd und er merkte, wie sie zwar nickte, aber keine Anstalten machte, sich auch nur irgendwie von ihm weg zu bewegen. Als würden sie einfach auf der Stelle kleben und keiner wollte diesen Moment aufgeben, für nichts auf dieser Welt. Auch wenn er gerade den Rückweg angesprochen hatte und sie ihm zugestimmt hatte, spürte er ihren Körper nah an seinem und konnte fast schon nicht mehr klar denken, als sie sich noch näher an ihn presste. Leise knurrte er und versuchte die Spannung, das Knistern zu ignorieren. Er hatte immer noch seine Hände auf ihren Hüften, doch damit sollte jetzt Schluss sein. Sie waren beide schon viel zu lange weg. Er entzog sich nur schwer die Anziehung, die sie auf ihn ausübte und nahm stattdessen ihre Hand in die seine. „Komm schon.“ Sie ließ sich ohne große Mühen mitziehen und gingen den Weg zurück zu den Anderen. Das Stimmenwirrwarr war schon wieder zu hören und ihre Hand ließ er dennoch nicht los. Auch das war ihm egal geworden. Doch urplötzlich merkte er ihren Widerstand und gleich darauf vernahm er wieder ihre Stimme. „Warte.“ Er sah über seine Schultern und blieb ebenfalls stehen. Er sah in ihre gelbe Augen und war sichtlich verwirrt von ihrem Ausdruck. Als wollte sie... Ein kräftiger Ruck ging von ihr aus und er stolperte einige Zentimeter zurück. „Ich möchte dir etwas zeigen.“, sagte sie leise und zog ihn ein weiteres mal in ihre Richtung. „Mariah... was-“ Doch sie hüllte sich in Schweigen und zog ihn einfach mit. Weg von den Bungalows und weg von ihren Freunden. Sie lief den Weg zurück und er ließ sich von ihr führen. Mariah bog nach links ab, in den Wald hinein und er hinter ihr her. Ließ ihre Hand dabei nicht los. Er hatte keine Ahnung, was sie vor hatte. Er sah ihr steht's nur auf den Rücken, als sie über die herumliegenden Äste und das Dickicht des Waldes stapften. Dann ließ sie seine Hand los, als sie über einen umgefallenen Baumstamm kletterte. Erst als sie oben drauf stand, sah sie zu ihm. „Es ist nicht mehr weit.“, und ließ sich auf der anderen Seite herunterfallen. „W-warte...“, rief er ihr hinterher, doch er hörte ihre Schritte schon weiterlaufen, bevor er überhaupt angefangen hatte ihr nachzukommen. Yuriy hatte kleinere Schwierigkeiten gehabt, den Anschluss nicht zu verlieren. Über den Stamm drüber, sah er nur noch ihre Haare in weiter Ferne. Sie war verdammt schnell und flink, wie sie vor ihm fast verschwand. Er schnaufte außer Atem, als er ihr weiter folgte. Seine Schritte wurden fahriger und er dachte schon, er hätte sie verloren, als er einen Ast zur Seite schob und er an eine Lichtung ankam. Mariah saß an einem Abgrund, mit dem Rücken ihm zugewandt und ließ ihre Füße ins Nichts baumeln. „Wo...“, begann er, doch sie unterbrach ihn zugleich. „Hier komme ich gerne her. Es ist mein Lieblingsplatz. Ich kenne jeden Stein, jeden Ast... jeden Fluss. Es ist einfach der schönste Ausblick auf die Wälder.“ Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Er stellte sich neben sie, bevor er sich zu ihr setzte und sah in die Ferne. Hier hatte man wahrlich eine gute Aussicht. Man sah verschiedene Flüsse, kleine Bäche, eine Wiese voller Wildblumen... Ein kleiner Wasserfall machte das Bild perfekt. „Als ich... als das mit Lee passiert ist, war ich hier. Keiner weiß von diesem Platz. Ich komme immer her, wenn ich mich einsam fühle.“, sagte sie leise, „Und auch wenn ich nicht mehr weiter weiß.“, flüsterte sie und ihr Blick wurde seltsam traurig. Ihre plötzlicher Stimmungswechsel missfiel ihm. Eben war sie noch ganz anders gewesen. Wieso wurde sie plötzlich so melancholisch? Als er die Rosahaarige das erste Mal sah, war sie eines der Mädchen, die sich nichts gefallen ließen. Sie war stark, stur und temperamentvoll. Von diesen Eigenschaften, war nichts mehr zu sehen. Eine reine Fassade. Sie war ein Häufchen Elend. Einsam, verloren und zerbrechlich. „Wieso-“ Wieder unterbrach sie ihn. „Ich wollte das mit dir teilen.“, sagte sie plötzlich und legte abwesend ihre rechte Hand auf seine linke, „Weil ich dir vertraue.“ „Mariah...“ Seine Gedanken fuhren Achterbahn. „Kannst du heute Nacht hier bei mir bleiben?“ Sein Herz raste bei ihrer Frage. Er wusste nicht, was mit ihm los war. Niemals hatte er so etwas gefühlt in der Gegenwart einer Frau. Schon das letzte Mal, als er über seine Vergangenheit gesprochen hatte, hatte er das Gefühl gespürt, ihr irgendwie nahe zu sein. Er sah auf ihre Hand, die immer noch über seiner lag. Das warme Gefühl ihrer Haut war berauschend. „Ich meine... nur wenn du-“, begann sie erneut, doch diesmal unterbrach er sie. Nicht mit Worten. Er nahm ihre Hand in seine, zog sie zu sich und legte seine Lippen auf ihre. Yuriy küsste sie zärtlich, knabberte an ihrer Unterlippe, bis sie ihm den Zutritt gewährte und vertiefte den Kuss leidenschaftlich. Seine andere Hand fand den Weg an ihren Nacken. Sie stöhnte leise, als er ihre Hand auf seine Brust legte, an dem sein Herz wie wild pochte. Kapitel 22: Zweisamkeit [2] --------------------------- Yuriy stöhnte leise, als ihre Finger sich in sein Shirt krallten. Er beugte sich weiter in den Kuss hinein, ließ kurz von ihren Lippen ab und fuhr über ihren Hals. Die Rosahaarige seufzte ergiebig vor ihm. Das Gefühl von vorhin kam wieder in ihm hoch. Er wollte sie. Er wollte sie unter sich haben. Er wollte nichts anderes mehr,... außer sie. „Mariah...“, hauchte er und hinterließ federleichte Küsse auf ihrer Schulter. Ihre Hand an seiner Brust schob sie nach unten, ließ dabei seine eigene Hand auf den Boden fallen, um sich darauf abzustützen und er fühlte wenig später ihre Finger auf seinen Bauchmuskeln, nachdem sie ihre Hand unter sein Shirt fuhr. Er ließ seine rechte Hand von ihrem Nacken, an ihrer Seite hinunter fahren, bis er an ihrer kurzen Hose ankam. Stehen blieb diese dabei nicht, sondern fuhr mit seiner Handfläche ihre nackten Beine weiter ein Stück herunter und legte seine Finger am Ende zwischen ihre Beine. Sie stöhnte lauter, als er an ihr rieb und obwohl der Stoff dazwischen war, konnte er ihre Nässe fühlen. Als sie ihren Kopf auf seine Schulter ablegte und in sein Ohr stöhnte, konnte er nicht anders, als seine Hand von ihrer Mitte abzulassen und stattdessen diese unter ihre Beine zu schieben. Seine linke Hand legte er dabei auf ihren Rücken. Mit Leichtigkeit hob er sie hoch und stand ebenso. Er hatte den Abhang im Rücken, ging ein Stück nach vorne und stellte sie danach auf ihre Füße. Er sah sie an und sah wie sie hastig atmete. Er hielt es nicht mehr aus und legte einfach seine Hände an den unteren Rand ihres Tanktops, um es ihr in einem Handgriff über den Kopf zu ziehen. Ihre rosa Haare fielen wild über ihre Schultern und er sah, dass sie sonst nichts weiteres darunter an hatte. Sie sah für ihn so perfekt aus. Bevor er seine beiden Hände auf ihre Wangen legte, ließ er das Tanktop auf den Boden fallen und zog sie zu sich. Ihre Lippen legten sich wieder übereinander und er spürte ihre Finger abermals an seinem Shirt. Er löste sich nur kurz von ihr und er ließ es zu, dass auch sein Oberteil auf dem Boden landete. Yuriy riss sie hart an sich, während sie ihre Arme um seinen Hals schlang. Abermals fuhr er mit seinen Händen an ihrem Körper herunter. Doch bevor er noch weiter gehen konnte, entzog sie sich ihm. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, als sie seine Hände in die seine nahm und ihn weiter zu sich zog, während sie rückwärts ging. Der Rothaarige ließ sich führen, bis die Lichtung fast gänzlich in seinem Rücken verschwand, hielt er es einfach nicht mehr aus. Er löste sich aus ihren Händen und presste sie gegen einen Baum. „Ah...“, stieß sie aus, als er wieder seine Lippen gegen ihre krachen ließ. Yuriy drückte seinen Körper gegen ihren, legte seine Hände auf ihre Hüfte und hob sie erneut hoch. Schob sie den Baumstamm ein Stück höher, spürte ihre Beine um seine Lenden. Er keuchte, als sie ihren Körper komplett gegen ihn lehnte. Er wandte sich mit ihr um, verlor dabei aber das Gleichgewicht und gerade rechtzeitig konnte er seinen Sturz und ihren abfangen. Er legte sie sanft zu Boden und fühlte ihre Hände auf seinem Brustkorb. Es ließ ihn zittern und beugte sich wieder zu ihr. Mariah seufzte unter ihm, als er seine Lippen über ihren Hals abwärts zu ihrer Brust gleiten ließ. Dort angekommen leckte er erst über ihre linke Brustwarze, dann über ihre rechte, bei der er auch hängen blieb. Sie stöhnte leise, als er sie mehr bearbeitete und legte seine linke Hand auf den Rand ihrer kurzen Hose. Da blieb er aber auch nicht. Seine Hand wanderte unter ihren Bund, direkt unter ihr Höschen und sanft strich er mit seinen Fingern über ihre Mitte. Kurz sah er von ihrer Brust zu ihr hoch. Mariah hatte ihren Kopf nach hinten gelegt. Ihr Mund war offen und sie stöhnte seinen Namen... Yuriy hob seinen Kopf zu ihr und küsste sie leidenschaftlich, während seine Finger schneller über ihre empfindliche Stelle fuhren. Er merkte, wie sie ihre Mitte mehr gegen seine Hand drückte und er keuchte in ihren Mund. Er spürte seine Erektion eng in seiner Hose, aber versuchte sich zu beherrschen. Er wollte nicht wie beim letzten Mal, einfach über sie herfallen, sondern sie einfach alles fühlen lassen. Alles hineinlegen, was er für sie empfand. Sie sollte merken, dass er weit aus mehr wollte, als nur das Eine. „Yuriy...“, keuchte sie wieder und er ließ von ihren Lippen ab. Er zog seine Hand aus ihrer Hose, legte sie auf den Hosenbund, griff mit seiner anderen Hand ebenso dort hin und zog ihre letzten Kleidungsstücke von ihrem Körper. Er hatte keine Zeit sie anzusehen, da hatte sie sich zu ihm aufgerichtet, schlang abermals ihre Arme um seinen Hals. Er packte sie an ihrer Hüfte und versuchte ihr Tun zu unterbinden, dass sie sich auf ihn setzen konnte. Wenn er sie so nah an sich spüren konnte, hätte er mit Sicherheit die Kontrolle verloren. Aber er hatte die Rechnung ohne die Rosahaarige gemacht. Eindeutig. Mit ganzer Kraft, stieß sie ihn nach hinten und er merkte, wie sie an seiner Hose herumfummelte. Er griff nach ihren Händen und sah ihr fest in die leuchtenden, gelben Augen. „Warte...“, hauchte er, doch sie riss sich los und er fühlte den Luftzug an seinem Lendenbereich, „Mariah... ich-“ Energisch küsste sie ihn und er konnte nicht anders, als diesen innig zu erwidern. Yuriys Hände wanderten an ihren Hals und streichelte sanft mit seinen Daumen über ihren Wangenknochen. Als er sich von ihr löste, öffnete er seine eisblauen Augen und sah in die ihre gelben. „Mariah...“, seufzte er, „Ich... lie-“ Doch wieder unterbrach sie ihn, küsste ihn kurz, bevor sie ihm zuflüsterte, dass er jetzt nichts sagen sollte. Er war irgendwie überrumpelt von ihrer Art, beließ es aber dabei, da in dem Moment ihre feuchte Nässe ihn umgab. Er stöhnte laut auf, als sie sich regelrecht an ihn schmiegte. Seine Hände wich von ihrem Hals und er packte sie an ihren Po, um sie weiter an sich zu drücken. Er hörte sie keuchen und ließ den Augenblick einen Moment auf sich wirken, bevor sie begann sich auf ihm zu bewegen. Er hob seinen Kopf zu ihrem Gesicht und presste seine Lippen wieder auf ihre. Seine linke Hand ließ er durch ihre Haare fahren, bis er fester hinein griff und sie dann mit leichter Gewalt zu seiner rechten Seite beförderte. Dabei zog er sich aus ihr zurück, was sie wohl zu stören schien. Mariahs Hände legten sich auf seine Hüften und sie wollte ihn wieder auf sich ziehen, doch er ließ es nicht zu. Es verlangte ihm alles ab, nicht einfach weiter in sie zu stoßen, jetzt, da er schon einmal soweit war. Aber er wollte sich verdammt nochmal die Zeit nehmen. Das hatte er nie, doch sie war es wert. „...Yuriy. Bitte...“, flehte sie, aber er lehnte ihre Bitte ab, in dem er seine Hände unter ihre Beine legte und beide ein bisschen nach oben hob. Sie kam nicht mehr dazu irgendetwas dagegen zu machen, als er seine Zunge auf ihr Lustzentrum legte. Die Frau unter ihm schrie kurz vor Lust und er spürte ihre Hände in seinen Haaren. Er leckte über ihre Nässe und hörte sie laut und unkontrolliert stöhnen. „...bitte... ahh...haa...“ - Es war wie Musik in seinen Ohren. Er ließ von ihr ab und zog an ihren Beinen, um sie näher zu sich zu ziehen. Er presste seine Lippen auf ihre und ließ erneut seine Hand zwischen ihre Beine wandern. Einen Finger ließ er in sie eindringen und sie bäumte sich ihm entgegen, während er seine Zunge in ihren Mund gleiten ließ. Ihre Hand legte sich auf seine Brust und sie stöhnte immer lauter. Er löste sich von ihren Lippen und sah sie einfach nur an. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Wangen gerötet, ihr Mund stand offen und sie gab so süße Geräusche von sich. Yuriy näherte sich ihrem Ohr. „Komm für mich...“, flüsterte er. „Yuriy...“, hauchte sie erregt und er fügte einen weiteren Finger hinzu. Sie keuchte, als er sein Tempo erhöhte und sein Daumen immer wieder über ihre Klitoris strich. Er merkte, dass sie sich gegen ihren Höhepunkt wehrte. „Lass dich fallen...“ „Aber...“, keuchte sie wieder, „...ich will mit dir...“, versuchte sie sich zu erklären. „Tu es für mich und ich... werd' es dir danach besorgen.“, hauchte er und küsste sie hinter ihrem Ohr, „Versprochen.“ Er erhöhte abermals den Druck um ihre Mitte und er sah, wie sie heftiger atmete, bevor er das Zucken um seinen Finger bemerkte. Ihr Becken presste sie ihm entgegen und hörte sie wenig später laut aufschreien, als sie ihren Orgasmus erlag. Yuriy zog seine Hand von ihrer Mitte und legte beide Hände auf ihre Körperseite. Beugte sich über sie und küsste sie sinnig. „Braves Mädchen.“, hauchte er grinsend, als er von ihr abließ und kassierte einen grimmigen Blick ihrerseits. Er musste kurz schmunzeln, bevor er diese Ablenkung ausnutzte und ihren Körper einfach mehr zu sich zog. Mit einem Mal umfing er ihre warme Nässe und sie stöhnte wieder laut auf, als er sich einmal fest in sie vergrub. „Ahh...“ Er zog sich nur kurz zurück, um wieder in sie zu stoßen. Er wiederholte sein Tun mehrmals. Er tat es quälend langsam. Noch hatte er die Kontrolle über das Geschehen. Aber er wusste nicht wie lange. Sie war so feucht und er genoss ihre Wärme um seine Erektion. „Hör auf... mit den Spielchen.“, keuchte sie, als er abermals in sie stieß. „Welche...“, flüsterte er heißer, „Spielchen?“, grinste er und zog sich wieder komplett aus ihr heraus. Sie sagte nichts mehr. Es sah aber danach aus, als würde sie wieder auf den Stoß warten. Der kam aber nicht. Sie öffnete ihre Augen und griff in seinen Nacken, küsste ihn leidenschaftlich und rutschte näher zu ihm, so dass die Spitze seines Glieds ihre Mitte berührte. „Wer spielt jetzt?“, knurrte er zwischen ihren Lippen. Sie lächelte nur und er legte eine Hand an ihre Wange. Kurz blitzte die Erinnerung vor seinem inneren Auge auf, als sie mit geröteter Wange vor ihm stand, vor ein paar Tagen. Er würde niemals mehr zulassen, dass irgendjemand ihr jemals wieder weh tat. Sanft küsste er sie und schob sich dabei tief in sie. Sie stöhnte in seinen Kuss hinein und er bewegte sich nun schneller in ihr. Ihr Atem kam Stoßweise. Ihre Haut rieb sich an seiner, was ihn schier wahnsinnig werden ließ. Er nahm seine Hand von ihrer Wange und legte diese auf ihre rechte Schulter, sowie er seine andere auf ihre linke Schulter ablegte. Hart presste er sie auf den Boden und stieß schneller in sie. Yuriy merkte, wie er nun außer Atem kam und als wäre es nicht genug, hob sie ihrer Beine an, und klammerte sich um seinen Rücken. Der Winkel seines Eindringen änderte sich dadurch und er konnte noch tiefer in sie stoßen. Er keuchte, während sie spitze Schreie von sich gab. Ihre Muskeln zogen sich zusammen, spürte ihren Höhepunkt um seine pulsierende Erregung und während sie ihren zweiten Orgasmus erlebte, kam er mit ihr über die Klippen des Wahnsinns... Kapitel 23: Wo ai ni -------------------- Sie lagen schwer schnaufend nebeneinander am Boden. Yuriy hatte Mühen seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Das war mit Abstand der intensivste Sex, den er jemals gehabt hatte. Er bemerkte, wie sie nach ihren Klamotten griff und kurz hatte er die Angst, dass sie gehen würde. Aber diese Befürchtung blieb aus. Sie hatte sich ihre Sachen angezogen und legte sich kurz darauf wieder zu ihm. „Alles... gut?“, hauchte er fragend. „Mir ist nur kalt.“, gestand sie und er legte sich auf die Seite. „Kann dich wärmen...“, grinste er und wusste seinen Umstand, dass er immer noch nackt neben ihr lag. Prompt setzte sie sich wieder auf und er bekam seine Hose ins Gesicht geworfen. Er musste kurz auflachen, als sie ihn böse ansah. Sie verstand echt keinen Spaß. Als er die Hose anzog und er sein T-Shirt ebenso an sich nahm, sah er, wie eine Gänsehaut sich über ihre Arme ausbreitete. „Hey...“, kam es von ihm und als sie sich zu ihm wandte, zog er sein Shirt über ihren Kopf. Sie sah ihn überrascht an, ließ es aber geschehen, dass er ihre Arme durch die Ärmel schob. „Danke.“ „Ich kann dich trotzdem wärmen.“, lächelte er, bevor er sich zu ihr hinüber lehnte und ihr einen sanften, leichten Kuss auf die Lippen setzte. Mariah erwiderte seinen Kuss in vollen Zügen und lehnte sich weiter zu ihm hinüber. Er nahm sie in die Arme und legte sich mit ihr zusammen hin. Sie löste sich von ihm und legte ihren Kopf auf seine Brust ab. Sein Herz hämmerte heftig gegen seinen Brustkorb. Sie lagen lange einfach nur so da, während sie ihren Körper näher dem seinen rückte. Ihrer Körperwärme nah an seinem fühlend, beruhigte sein Herz ungemein. Es fühlte sich so gut an. Abwesend sah er hoch zu Himmel. Genoss die Stille. Die Sterne waren so klar zu sehen. Zuhause sah man diese so gut wie nie, fiel ihm nebenbei auf. „Morgen reist ihr ab, oder?“, fragte sie leise und Yuriy sah auf sie herab. In ihrer Frage schwang Angst mit. Angst, alleine zu bleiben. Er wusste nicht, was ihm da durch den Kopf ging, aber er konnte es nicht aufhalten, es laut auszusprechen. „Komm mit mir.“ „Wohin?“ „Nach Moskau.“, sagte er und richtete sich ein bisschen auf sein Ellenbogen auf, „Komm mit mir...“, wiederholte er, „Du musst nicht hier bleiben.“ Sie sah ihn verwirrt zu ihm hoch, bis sie anfing zu lächeln und ihren Kopf wieder auf ihn bettete. „Städte sind nichts für mich. Sie sind laut und dreckig und-“ „Ich kann uns ein Haus außerhalb kaufen. Ich hab genug Geld weggelegt. Es gibt auch Wälder bei uns, wenn dir das so wichtig ist.“ „Ja klar.“, lächelte sie verschmilzt und sah nun selbst zum Himmel hoch. Er setzte sich nun ganz auf, woraufhin sie ebenso wieder den Kopf hoch und sah sie an. Sie sah so gut aus, in seinem Shirt. Er wollte sie immer bei sich wissen. Mit ihr... leben. Sie sollte an seiner Seite bleiben. „Dir ist das ernst.“, stellte sie fest und sah in seine eisblauen Augen. „Lass uns... durchbrennen.“, meinte er dann plötzlich. „Ich... kann nicht.“ „Wieso?“ „Das hier ist meine Heimat. Mei... und Lian brauchen mich. Außerdem,... wenn Lee wieder zu Vernunft kommt-“ „Vergiss doch deinen Bruder.“, sagte er wütend. Er verstand sie einfach nicht. Auf der einen Seite tat sie alles um von ihrem Bruder wegzukommen und ließ sich helfen von ihm, zeigte ihm all das hier und auf der anderen Seite versuchte sie immer noch die Familie zu retten. Er machte ihr das Angebot, mit ihm mitzukommen. Und sie lehnte es ab. Dabei war er sicher, dass sie in Russland glücklicher wäre. „Lass uns nicht mehr darüber reden, okay?“, sagte sie murmelnd und schmiegte sich wieder an ihn. Es sagte nichts mehr. Legte aber dennoch seine Arme um sie. Er hörte wenig später ihren sanften Atemzug und hielt sie nur noch fester in seinen Armen. Der Rothaarige sah auf sie herunter und seine Hand strich über ihren Rücken. Der Themenabbruch ließ ihn verwirrt zurück. Wieso fühlte sich das alles an, wie ein Abschied? Er würde sie nicht einfach so zurücklassen. Wieso sollte er? Das hier war so anders, mit ihr. Allein, dass sie ihn hier her geführt hatte. Eigentlich war das doch Beweis genug, dass es ihr ähnlich ging. Vielleicht... war es einfach Zeit, sich dem zu stellen. Er war nie jemand gewesen, der leichtfertig mit Gefühlsdusseligkeiten um sich warf. Er hielt sich einfach immer weit davon entfernt und auch wenn es mit Sicherheit, die eine oder andere Bekanntschaft gab, hatte er diesen Frauen nie etwas mehr eingeräumt, sondern immer gleich seinen Standpunkt klar gemacht. Mit Mariah war das anders. So viel anders. Er hatte vorhin bei ihrem Liebesspiel versucht, ihr zu sagen, was er für sie empfand. Weil er dachte,... sie würde es dabei gerne hören wollen. Aber sie hatte seine Versuche mit Leichtigkeit abgeschmettert. Bevor er seine Augen schloss und sie nur noch fester an sich drückte, nahm er sich vor, ihr am Morgen einfach alles zu sagen, was in ihm vorging... und dann würde sie ihm nicht mehr ausweichen können. Doch es sollte alles anders kommen,... Als er von ziemlich aufdringlichen Vögeln aus dem Schlaf geweckt wurde, fehlte ihm die Wärme neben ihm. Er öffnete seine eisblauen Augen und stellte fest, dass er alleine war. Sein Shirt lag zusammengefaltet neben ihm. Als er schlussendlich den Platz verließ, war ihm mulmig zumute. Er hoffte, dass er sie noch einmal sah, wenn er an den Bungalows ankommen würde. Doch seine Hoffnung wurde zerstört. Als er ankam, sah er Bryan und Ian die Koffer ins Auto packen. Gary und Kevin halfen Hiromi und Kai lehnte wie immer am Auto. Sergej saß bereits schon im Wagen. Alles schien auf ihn zu warten. „Da bist du ja endlich.“, sagte Kai, „Wo warst du?“ „Spazieren.“, sagte er nur knapp, ging zu seinem Zimmer und hoffte dass die Rosahaarige vielleicht dort war. Als er die Schiebetür aufschob kam ihm nur eine gähnende Leere entgegen. Er packte seine Sachen zusammen und als er fertig war, stellte er den Koffer in den Flur. Wo war sie, verdammt? Sie konnte doch nicht die Nacht mit ihm verbringen und ihn dann sitzen lassen?! Ein zweites Mal, um es genau zu sagen. Ja, sie hatte sich auf seine Frage, ob sie mitkommt, negativ geäußert. Aber dass sie komplett sich gegen ihn stellte, tat weh. Vielleicht wusste sie sich auch nicht anders zu helfen? Immerhin... wer würde einfach seine gewohnte Umgebung aufgeben, für etwas, was sich in kürzerer Zeit entwickelt hatte? Wenn sie überhaupt dasselbe fühlte, wie er. Kurz verschwand Yuriy in der Küche. Er riss ein Notizzettel vom Kühlschrank, nahm sich einen Stift und schrieb seine Adresse in Moskau auf. Er schrieb noch einen Satz darunter, legte den Stift beiseite und ging den Flur zurück. Er blieb stehen vor ihrem Zimmer, sah sich kurz um, bevor er eintrat und ihn die Wärme umfing. Sie hatten nicht allzu viele Nächte hier verbracht, aber es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Hier hatte er auch einfach nur gesessen und mit ihr geredet. Er mochte sie. Ihre Art, ihren Körper,... selbst ihre nervige, temperamentvolle Stimme. Sie ging ihn durch Herz und Seele. Er legte den Zettel auf ihrem Bett ab. Vielleicht, würde sie das ja umstimmen. Er könnte jetzt sowieso nichts mehr tun. Wenn sie nicht wollte... Er könnte sie nicht dazu zwingen. „Yuriy, bist du endlich fertig? Sonst verpassen wir den Flug!“, rief Kai abermals schlecht gelaunt und er stöhnte genervt auf. „Ich komme doch schon!“ Als er in den Kleinbus stieg, bemerkte er Hiromis Blick auf sich ruhen. Aber er sagte nichts dazu. * * * Die Rosahaarige saß auf einem großen Felsen und beobachtete die Landstraße von oben. Ihre Augen waren gerötet gewesen. Noch vor ein paar Minuten hatte sie bitterlich geweint. Sie hatte sich mit Absicht so früh von Yuriy getrennt. Sie hätte es nicht ertragen, wenn er ins Auto gestiegen wäre und sie am Seitenrand gestanden hätte. Sie konnte einfach nicht von hier weg. Es war ihre Heimat und er würde auch nicht hier bleiben. Selbst wenn sie ihn darum gebeten hätte. Er hatte sein Leben in Russland. Sie wollte nicht, dass er es wegen ihr aufgab. Und andersrum konnte sie dieses Leben nicht aufgeben. Auch wenn sie sich manchmal fühlte, wie ein Tiger im Käfig. „Yuriy...“, flüsterte sie leise, als sie das einzige Auto sah, dass aus ihrem Dorf kam. Sie erinnerte sich an die letzte Nacht zurück. Sie hatte bemerkt, dass er zweimal versucht hatte, ihr gewisse Worte entgegen zu bringen. Aber sie hatte es unterbunden. Sie wollte nicht... sie wollte es nicht hören, weil es sonst nur noch mehr wehtun würde. „Wo ai ni.“, hauchte sie leise und der Wind ließ ihre Haare in der Luft, um sie herum tanzen. Als Mariah nach Hause kam, kam ihr Gary entgegen. „Da bist du ja endlich. Du hast deine Freundin verpasst. Sie ist schon-“ „Ich weiß.“, sagte sie und ging an ihm vorbei. Sie wollte jetzt nicht weiter mit ihm reden. Sie wollte sich nur noch vergraben gehen und versuchen diesen Schmerz aufzuhalten, bevor dieser sie in Stücke reißen würde. Als sie in ihr Zimmer ging und die Schiebetür zuschob, fiel ihr gleich der Zettel auf ihrem Bett auf. Ihre Augen wurden groß und sie eilte darauf zu. „Yuriy...“, hauchte sie und las den Zettel durch. Seine Adresse war in der Mitte geschrieben worden und... »Meine Tür ist steht's offen für dich.« Sie schluchzte kurz auf und hielt sich den Mund zu, bevor sie zu laut wurde. Sie zog den Zettel näher an sich heran und stürmte aus ihrem Zimmer, in sein Gästezimmer. Es war leer, wie als ob er nie hier gewesen war. Das Bett war gemacht, aber dennoch konnte sie immer noch seinen Duft wahrnehmen. Sie bewegte sich wie in Trance zu seinem Bett und legte sich rein. Das Kissen, selbst die Bettdecke oder das Bettlaken roch noch nach ihm. Sie fühlte sich geborgen, als sie sich zudeckte und sie sich ihre Tränen einfach nur noch hingab. Kapitel 24: Freie Wildbahn -------------------------- In Russland lief alles wieder sein normalen Gang. Hiromi und Kai waren glücklich wieder in ihren eigenen vier Wänden zu sein. Ian, Bryan und Sergej zogen wieder zusammen durch die Stadt und genossen das Leben in freien Zügen. Nur Yuriy schottete sich immer mehr von ihnen ab. Die ersten Tage auf der Arbeit war für ihn unerträglich gewesen. Er konnte Kai und Hiromi einfach nicht zusammen sehen. Immer wieder erinnerten die beiden ihn an Mariah. Es war zum Verrückt werden. Einmal kam Hiromi auf ihn zu und sprach ihn offensichtlich auf Mariah an. Er hatte sie einfach im Flur der Firma stehen gelassen und nichts dazu gesagt. Die mitleidigen Blicke im Rücken spürend. Es war eine Woche her, seit sie wieder daheim waren. Yuriy kam nach Feierabend zu Hause in seiner 2-Zimmer Wohnung an und hatte sich direkt auf sein Bett geworfen. Er besaß kein Elan mehr, keine Motivation. Zu Essen würde er sich später irgendeine Tiefkühlpizza auftauen. Er starrte an die Decke und dachte wie so oft über sie nach. Über die gesamte Situation. Er vermisste ihre ganze Art. Er hatte versucht, das alles hinter sich zu lassen. Nachdem sie sich offenbar gegen ihn entschieden hatte. Er schnaufte und sah zur Seite. Sein Koffer hatte er die ganzen Tage nicht einmal angerührt, als er wieder zu Hause war. Er spielte ja sogar mit dem Gedanken, einfach wieder zurück zu fliegen. Aber wie sollte er das Kai erklären? Er gab sich nicht gern die Blöße und so musste er offenlegen, was er für Mariah empfand. Und gerade Kai... der ihn am Anfang einbläuen wollte, dass er die Finger von ihr lassen sollte. Ihm wurde ebenso ab und an richtig übel, wenn er daran dachte, dass Lee sich ihr wieder annähern könnte. Vielleicht würde er sie doch noch überreden zu Kon zurück zu gehen. Jetzt, da er nicht mehr an ihrer Seite war... "Blyat.", fluchte er auf russisch. Er raufte sich auf und zog seinen Koffer zu sich. Er öffnete ihn unwirsch und wollte einfach nur seine Sachen auspacken. Als der Reißverschluss offen war und er schon einige Sachen aus dem Inneren herausholte, fiel ihm einen leicht rosafarbenen Briefumschlag auf. Der Rothaarige nahm ihn an sich und wusste sofort, von wem er war. Wann hatte sie...? Sie musste den Umschlag in seinem Koffer gelegt haben, als er noch tief und fest schlief. Oder sogar noch früher... Wer wusste schon, wann sie den Entschluss gefunden hatte, sich zu verabschieden? Es dauerte eine Weile, bis er ihn öffnete. Beim öffnen fiel ein kleines Bild heraus. Erst gab er dem keine große Bedeutung, doch als er erkannte, das nicht mehr im Umschlag war, hob er es vom Boden auf. Yuriy erkannte die Aussicht, die Wälder, der Wasserfall. Diese gemeinsame Nacht war so ganz anders. Viel sinniger und offener. So ganz anders, als bei ihrem ersten Mal in ihrer Geburtstagsnacht. Wenn er genau darüber nachdachte, hatte sie an diesem letzten Abend ihn völlig in ihr Herz gelassen. Wie aus Affekt drehte er das Bild herum. Er dachte nicht daran, dass sie wirklich etwas noch dazu geschrieben hatte. Aber sie hatte es. »Danke für die schönen Erinnerungen. Wo ai ni - Mariah« Er konnte kein Chinesisch. Aber als er diese drei kleinen Wörter schnell in seinem Handy im Übersetzer eintippte und die russische Übersetzung angezeigt wurde, wurde ihm heiß und kalt zugleich. „Ya lyublyu tebya.“, flüsterte er, "Du dumme Kuh.", zischte er dann und kickte aus Wut seinen Koffer in die nächste Ecke. Er war so... wütend? Sauer? Nein, enttäuscht. Wieso hatte sie das nicht einfach gesagt? Der Russe hätte sicherlich eine Lösung für sie beide gefunden. „Weil sie sich auch nicht die Blöße geben wollte...“, sagte er zu sich selbst. Er wollte es ihr sagen. In der letzten Nacht, aber sie hatte ihn nicht gelassen. Er hatte gedacht, er hätte noch einen halben Tag Zeit gehabt, bevor sie zurück geflogen wären. Sie hatte ihm nur keine Chance dafür gelassen. Was sollte er jetzt noch tun? Sie war Kilometer weit weg von ihm. Einsam und alleine. Vielleicht noch mehr zerbrechlicher, als zuvor. Ein gefundenes Fressen für ihren Bruder und... er wollte sich das einfach nicht ausmalen. * * * „Meister, schauen Sie. Sie ist da jetzt schon Tagelang drin. Sie isst kaum noch etwas, sie...“, hörte sie Kevin genervt sagen und ließ Tao, den Coach der White Tigers, in das Gästezimmer schauen. „Verstehe.“ Sie rührte sich nicht. Sie wollte niemanden sehen. Niemanden hören. Wieso konnten sie sie einfach nicht alle verschwinden?! „Was soll ich denn noch machen?“ „Lasst sie einfach in Ruhe. Manchmal kommt die Einsicht mit der Zeit.“, sagte er weise, mit einem wissenden Blick in den Augen und ging den Flur zurück. Mariah wollte einfach nicht hier raus. Manchmal da dachte sie darüber nach, was passiert wäre, wenn sie mit ihm gegangen wäre. Sie weinte immer, als sie an dem Punkt angelangt war, sich Yuriy vorzustellen. Sie hatte seit seiner Abreise, das Zimmer nicht mehr verlassen. Sie hatte Angst. Sie dachte, wenn sie raus gehen würde, würden die Erinnerungen verblassen, oder sein Geruch würde weiterziehen. Sie hatte sich so hart in ihn verliebt, dass es weh tat, ihn nicht mehr um sich zu haben. Sie vermisste ihn. Selbst seine dummen Sprüche vermisste sie. Yuriy war ihr so ähnlich, in vieler Hinsicht. Ihr Herz schmerzte, wenn sie daran dachte, wie er in dieser einen Nacht mit ihr umgegangen war. Es war nicht nur Verlangen, oder... irgendein Spaß. Er hatte sie in vollen Zügen geliebt. Noch niemals hatte sie so starke Gefühle für jemanden entwickelt, wie für den rothaarigen Russen. Es vergingen ein paar Stunden, als sie abermals Stimmen wahrnahm, die sich dem Zimmer näherten... „Bist du sicher, dass du bereit bist, mit ihr zu reden?“ „Meister. Ich... muss. Sie ist meine Schwester.“ „Das ist sie. Aber sei nicht zu hart mit ihr. Sie ist auch nur ein Mensch.“ Lee nickte und öffnete das Gästezimmer. Er sah sie mitleidig an, als er sie so sah. Sie hatte den Rücken zu ihm gewandt und hatte ihre Beine an den Körper gezogen. „Mariah...“, fing er an. Sie wandte sich abrupt um und ihr Blick war eisig. „Verschwinde.“, sagte sie gefährlich und setzte sich auf, „Du sollst abhauen! Ich will nicht-“ „Ich will nur noch einmal mit dir reden. Ganz in Ruhe.“, versuchte er sein Glück. „Ich hab dir genug Chancen gegeben. Irgendwann reicht es. Ich will mit dir und mit Rei einfach nichts mehr zu tun haben. Ihr seid für mich gestorben! Beide!“ „Aber Mariah... wir sind Familie. Wir haben doch nur noch uns.“ „Ich schwöre dir, wenn du nicht augenblicklich verschwindest, dann... dann...“ Lee seufzte, betrat das Zimmer nun komplett und schloss die Tür hinter sich. „Lee! Ich warne dich...“, zischte sie. „Ich will mich doch nur entschuldigen!“, sagte er energisch, „Ich hab auch mit Rei geredet. Du hattest Recht. Und ich Unrecht.“ „W-was?“ „Ich hab die Erziehung unserer Eltern noch viel eher im Kopf, als du.“, sagte er wieder ruhiger und ging langsam auf sie zu, „Ich dachte, nur das wäre der richtige Weg. Ich wollte nicht sehen, wie unglücklich du eigentlich mit Rei warst. Das tut mir leid und... und auch... die Ohrfeige. Ich, weiß nicht was da in mich gefahren ist. Es tut mir wahnsinnig leid. Ich will dich nicht verlieren. Ich liebe dich doch, kleine Schwester.“ „Lee...“, hauchte sie und setzte sich auf die Bettkante, „Meinst du das ernst?“ „Natürlich.“, sagte er lächelnd. „Was ist mit... Rei?“, fragte sie dann doch argwöhnisch nach. „Er... ich muss gestehen, dass ich ihn ziemlich manipuliert hatte. Er dachte die ganze Zeit über, dass du wolltest, dass du... erobert werden wolltest. Es ist auf meinem Mist gewachsen. Er wird Zeit brauchen, aber er wird es überstehen.“ Mariah lächelte. Sie hatte nicht mehr daran gedacht, dass ausgerechnet Lee, der Erste wäre, der sich um eine Versöhnung bemühte. „Und damit du mir glaubst...“, sagte er und holte etwas aus seiner Weste hervor. Die Rosahaarige erkannte den Vertrag, den sie und Rei damals unterschrieben hatten und machte noch größere Augen, als Lee ihn einfach ein paar Mal durchriss. „Scheiß auf die alten Traditionen. Du sollst dich nicht verpflichtet fühlen, dich zwischen zwei Stühle setzen zu müssen. Ich möchte, dass du die Welt siehst und deine eigenen Entscheidungen triffst. Selbst wenn sie falsch sind. Aus Fehlern lernt man doch, oder?“ In ihren Augen sammelten sich Tränen und sie blieb nicht einfach so tatenlos sitzen. Sie sprang auf und fiel ihrem großen Bruder in die Arme. „Danke...danke...danke.“ Er erwiderte ihre Umarmung, doch drückte sie zugleich ein Stück von sich, um ihr in die Augen zu sehen. „Du hast Liebeskummer...“, stellte er zugleich fest. „Ich... nein... ich...“, druckste sie herum und sah zu Boden. „Wieso muss ausgerechnet meine kleine Schwester, sich in diesen Russen verlieben.“, sagte er und klang dabei nicht einmal böswillig. „Woher...“, kam es überrascht von ihr. „So, wie er sich für dich eingesetzt hat? Denkst du, ich bin blind?“ Darauf sagte sie nichts mehr. Sie hätte wirklich nicht gedacht, dass es so offensichtlich für Lee gewesen war. „Hey...“, hauchte er und legte eine Hand unter ihr Kinn, „Du hast mir gesagt, du brauchst jemanden, der an deiner Seite steht.“, sagte er ruhig, „Wir werden vielleicht nicht die besten Freunde, aber... solange er dich glücklich macht, bin ich es auch.“, sagte er lächelnd. „Aber... er ist weg und... er wird mit Sicherheit nicht wiederkommen.“ „Dann geh zu ihm.“, ermutigte Lee sie. Schon wieder musste sie weinen, sie konnte es einfach nicht aufhalten. Meinte Lee das ernst? Sollte sie einfach... sich in ein Flugzeug setzen und einfach nach Russland zu ihm fliegen? „Wo ist deine Entschlossenheit, Mariah? Lass den Käfig hinter dir und sei der Tiger in der freien Wildbahn.“ Kapitel 25: Offene Türen ------------------------ Sie fröstelte als sie vor dem Flughafen in Moskau stand. Es regnete in Strömen und sie hatte natürlich nicht gerade die idealsten Klamotten an. Sie hatte sich auch noch von Mei und Lian verabschiedet. Es war schwer, die Kinder zurückzulassen. Aber sie wollte einmal in ihrem Leben, ihrem Herzen folgen. So fuhr sie gleich mit dem nächst besten Bus nach Peking und von dort aus stieg sie in den nächsten Flieger. Und jetzt stand sie hier. Ahnungslos in dieser großen Stadt, der Himmel war fast schwarz und der angebrochene Abend machte ihr Vorhaben nicht besser. Zudem war sie völlig durchnässt. Sie rümpfte die Nase. Atmete einmal tief ein und aus, bevor sie sich an Yuriys Adresse erinnerte. Mittlerweile kannte sie diese schon auswendig. Sie stolperte die Straßen entlang und versuchte seine Straße irgendwie zu entdecken. Es war nur etwas schwierig, weil sie die russische Schrift nicht lesen konnte. Sie irrte eine gute Stunde umher, ohne jemals nur einen Anhaltspunkt zu ihm zu finden. Wieso waren Hauptstädte auch nur immer so groß?! Der Regen hatte ihre Kleidung schon völlig durchnässt. Ganz zu schweigen von ihren Haaren. Das kalte Wasser, das von ihren Haarspitzen in ihren Nacken tropfte, nahm sie irgendwann nicht mehr wahr und dennoch zitterte sie am ganzen Körper. „Ich werde ihn nie finden... wo soll ich denn hin?!“, fluchte sie, als ihre gelben Augen ein Plakat erhaschte. »Hiwatari & Ivanov GmbH« Es war ein Aushang zur derzeitigen Kampagne. Sie lief schnell auf die andere Straßenseite und las sich das Kleingedruckte durch. Hier stand tatsächlich eine Adresse und ein Pfeil, welches um eine Ecke deutete. Sie rannte los und schaute um die Ecke, als sie ein großes Bürogebäude erkannte. Sie kam näher und auch hier stand ein Schild, auf dem sie ganz klar Yuriys Nachnamen erkannte. Sie lächelte über beide Ohren, als sie die Treppen hoch schritt und die Eingangstür aufdrückte. Sie war froh endlich vor dem Regen geschützt zu sein, doch zeitgleich stieg ihre Nervosität. Was würde er sagen? Wie würde er reagieren? Sie hatte niemanden Bescheid gesagt, dass sie kommen würde. Nicht einmal Hiromi. Sie dachte einfach nur an den Rothaarigen. „Miss, kann ich Ihnen helf- Mariah?!“, sprach sie ein junger Mann an, den sie sofort als Bryan enttarnte, „Was machst du hier?“ Sie wollte nicht lange um den heißen Brei herumreden. Also... tat sie es auch nicht. „Wo kann ich Yuriy finden?“ „Ehm... er müsste in seinem Büro sein.... Du bist ja pitschnass! Warst du bei dem Wetter draußen?“, fragte er erschrocken, doch sie antwortete ihm nicht auf seine Frage. „Wo finde ich das?“ „2. Stock... dritte Tür links.“, sagte er perplex und sie bedankte sich noch schnell bei ihm, als sie schon die Treppen hoch stürmte und einen verwirrten weißhaarigen Russen im Foyer zurückließ. Sie rannte fast die letzten Stufen hoch, bis sie auf der 2. Etage ankam. Sie ging den Flur ab und zählte die Türen auf der linken Seite. Erste. Zweite. Dritte. Sie blieb stehen und hörte ihr Herz plötzlich so laut schlagen, als hätte sie ihre Lieblingswälder zehn Mal umrundet. Mariah legte ihre rechte Handfläche auf die eine Seite der Doppeltür und versuchte ruhiger zu atmen. Sie war endlich hier. All ihren Mut nahm sie zusammen und klopfte leise. Zuerst war gar nichts zuhören. Sie klopfte ein zweites und auch ein drittes Mal, bis sie endlich Schritte hörte. „Ich schwöre dir, Ian, wenn das wieder nur ein Scherz ist, dann kannst du jetzt schon um dein Leben rennen!“, hörte sie seine Stimme. Es war ihr egal, wie wütend er klang. Sie war einfach nur noch froh, ihn überhaupt zu hören. - Sie hatte ihn so sehr vermisst. Mit einem Schwung wurde die Doppeltür aufgerissen und sie sah, wie Yuriy schon angesetzt hatte, denjenigen anzuschreien, bevor... er sie erblickte. „... Ma-Mariah...“, krächzte er ungläubig. „Du... hast geschrieben, dass deine Tür steht's offen für mich ist.“ „Ich... ja...das hab ich wohl... geschrieben.“, sagte er immer noch total konfus. „Ist nur blöd, wenn ich die Wohnung zu dieser Tür nicht finde, weil alle Straßenschilder mit irgendwelchen russischen Hieroglyphen beschriftet sind.“, scherzte sie, um dieses gesamte Situation aufzulockern. „Ya lyublyu tebya.“, hauchte er im nächsten Moment einfach, nahm ihr Gesicht in ihre Hände und küsste sie stürmisch. Mariah war nun diejenige die verwirrt war, denn sie verstand kein Wort, was er sagte. Aber das war auch nicht nötig. Als er sie in Beschlag nahm, war alles egal geworden. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und erwiderte seinen leidenschaftlichen Kuss. Auch wenn es erst eine Woche her war, dass sie ihn an ihrem Lieblingsplatz zurückgelassen hatte. Es fühle sich für sie an, wie ein halbes Leben. Als würde sie wieder von ihm träumen. Nur dass es kein Traum war, sondern Realität. Er löste sich sachte von ihr, nahm seine Hände herunter und öffnete seine eisblauen Augen. „Du bist echt.“ „Du auch.“, bestätigte sie und sie spürte seine Hände erneut, diesmal auf ihrem Rücken, da er sie fest an sich zog... Kapitel 26: Ya lyublyu tebya [1] -------------------------------- Als sie beide bei ihm zu Hause waren, in der sehr keinen 2-Zimmer Wohnung, erzählte Mariah ihm alles, was nach der Abreise passiert war. Er hörte nicht richtig zu, da er immer noch nicht fassen konnte, dass sie tatsächlich hier war. Als sie sich auf sein Bett setzte, sah er sie einfach nur verwirrt an. Wer hätte vor gut zwei Wochen ahnen können, dass in diesem Urlaub, ihn dazu bewegen könnte, sich in eine Frau, wie sie zu verlieben? Gerade er, der einer Beziehung bisher immer aus dem Weg gegangen war. „Hast du Tee?“, fragte sie kleinlaut und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Ehm... ja... müsste ich schauen.“, sagte er und verschwand kurz in seiner kleinen Küche. Tee...Tee... Tee... verdammt. Er wusste, dass er welchen hatte. Auch wenn er mehr der Kaffeetrinker war. Seine Gedanken fuhren Achterbahn, während er alle Schränke und Schubladen durchsuchte. „Hab dich.“, sagte er leise und hielt zwei Dosen Teesatz in seinen Händen, „Pfefferminz oder Grüner Tee?“, rief er laut genug, dass sie ihn verstehen konnte. „Grün bitte.“, hörte er ihre Stimme zurückrufen. „Grün, okay...“ Yuriy machte ihr den Tee in Windeseile fertig. Keine Ahnung, ob er das richtig machte. Bisher hat Ian das Zeug nur gelöffelt. Als er zurück gehen wollte, sah er noch eine trockene Decke, die er erst heute Morgen im Bad aufgehangen hatte. Er schnappte sich diese und kam dann zurück zu ihr. „Hier, dein Tee. Ich gebe aber keine Garantie darauf.“ „Schon gut.“, lächelte sie, „Ich brauch nur was warmes.“, sagte sie. Im selben Moment legte er die Decke um sie und packte sie gut darin ein. „Wo hast du deine Sachen?“ „Ich hab nichts dabei.“, sagte sie und nippte kurz an der Tasse, wobei sie kurz das Gesicht verzog, aber weiter darauf eingehen tat sie nicht. „Du... wie...“, versuchte er einen Satz zu bilden, aber diese Frau brachte ihn einfach durcheinander. „Als Lee mich gehen ließ, hab ich den nächsten Flieger gebucht und bin hier her. Ich hab alles da gelassen, bis auf...“ „Bis auf was?“ Sie rutschte auf seinem Bett rum, bis sie etwas aus ihrer Hosentasche zog. Es überraschte ihn ein bisschen, da er fast vergessen hatte, dass sie ursprünglich ja auch eine Bladerin war. „Ich habe seit Jahren nicht mehr gebladet. Aber Galux dort zu lassen, kam mir komisch vor. Findest du das komisch?“ „Nein.“, sagte er ehrlich. Auch er konnte sich nicht von seinem Blade richtig trennen. Er hatte mit der Arbeit viel zu viel zu tun, weswegen er das Bladen auch aufgab, aber Wolborg war dennoch immer in greifbarer Nähe gewesen. „Wo...ich meine...“, Yuriy ahnte, was sie fragen wollte und deutete auf eine Glasvitrine hinter ihm an der Wand, „Oh. Das hatte ich gar nicht gesehen.“ „Willst du... Galux daneben legen?", fragte er und sah abwechselnd zwischen ihr und ihrem Beyblade hin und her. „Wenn es okay für dich ist?“ „Sonst hätte ich es dir nicht angeboten.“, grinste er und nahm den rosafarbenen Blade in seine Hände. Er stand auf, öffnete die Vitrine, schob Wolborg ein kleines bisschen nach rechts und legte dann ihren Blade neben seinem. Zum Schluss schloss er die Vitrine wieder. Als er sich zu ihr umwandte, lächelte sie ihn an. „Wie ist der Tee?“, fragte er, um das Thema zu wechseln. „Grausig.“, sagte sie, „Wo hast du den gekauft?“ „Unten am Kiosk.“ „Furchtbar. Das grenzt an Körperverletzung. Sollte man verklagen.“, murmelte sie, „Ich koch dir mal einen richtigen. Der wird dich umhauen.“, grinste sie und er hatte keine Bedenken, dass sie das knallhart durchziehen würde. „Und du hast keine Klamotten bei dir?“, schnitt er ein anderes Thema an. „Nur die, die ich anhabe.“ Der Rothaarige seufzte. „Ich hab sicherlich irgendwo ein Shirt, was dir passt. Du muss aus den nassen Sachen raus.“, sagte er und wandte sich zu seinem Kleiderschrank um. Er hatte mit Sicherheit etwas, was ihr passen könnte. Und selbst wenn es etwas länger ausfallen würde. Sie würde sich sonst noch den Tod holen. Yuriy war so sehr darin beschäftigt, ihr etwas zum Anziehen raus zu suchen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie Mariah ihre Tasse auf seinem rechteckigen Tisch absetzte und aufstand. Die Decke fiel von ihren Schultern, aber es schien ihr nichts auszumachen. „Hier hätte ich wa-“, fing er an, doch sie unterbrach ihn, in dem sie ihn zu sich herumdrehte. „Kannst du mich nicht wärmen?“, hauchte sie und spürte ihren warmen Atem auf seinem Gesicht. Er sah in ihre stechenden gelben Augen und sein Blut in den Adern pochte unter seiner Haut. Er spürte ihre Finger auf seiner Brust. Selbst unter seinem T-Shirt brachte sie ihn in Wallungen. „Wehe ich werd' wegen dir krank...“, sagte er wenig später zischend, bevor er sie rau küsste und seine Hände auf ihre Hüfte legte, um sie zum Bett zu drängen. Kapitel 27: Ya lyublyu tebya [2] -------------------------------- Sie ließ es zu und ließ es ebenso geschehen, dass er ihr Oberteil über den Kopf zog, sowie ihre Hose zugleich öffnete. Sie machte es ihm gleich und zog ihn, bis auf seine Boxershorts, komplett aus. Während Sie bereits nur noch ihren Slip trug. Sie zog ihn aufs Bett, so dass er über sie fiel und er sich gerade noch abstützen konnte, bevor er sein gesamtes Gewicht auf sie drückte. Er küsste sie leidenschaftlich, als seine Hand auf Wanderschaft ging. Sie stöhnte in den Kuss hinein, als er bei ihren Brüsten angekommen war und massierte eine nach der anderen ausgiebig. „Du... bist eiskalt.“, merkte er an, als er den Kuss kurz löste. Doch sie erwiderte nichts darauf, stattdessen zog sie ihn erneut zu sich runter und er keuchte in ihren Mund, als er ihre Hand unter seiner Boxershorts bemerkte. Ohne viele drum herum, kam sie gleich zur Sache und umschloss sein Glied mit ihrer gesamten Hand. Er stöhnte ein paar mal laut auf, so dass er gezwungen war, ihre Lippen frei zu lassen. „Wenn... du nicht aufhörst, ist das schneller vorbei, als du...“, keuchte er. „Wir können auch... ein paar mal mehr.“, hauchte sie und allein bei ihrem Satz wurde er hart, „Es sei denn du kannst nur einmal heute.“ „Biest.“, zischte er, übernahm dann wieder das Ruder, nahm ihre Hand aus seiner Hose und nagelte ihre Arme mit einer Hand über den Kopf fest, „Sehen wir mal, wie lange du kannst.“, sagte er erregt und tauchte an ihrem Körper herab. Sie wollte es so? Bitte. Auch er ging sofort ran. Mit seiner freien Hand zog er ihr den Slip über ihre Beine und warf das Kleidungsstück achtlos hinter sich. Sie bäumte sich auf, als er seine Zunge an ihre Spalte setzte und sie auf und ab leckte. Sie stöhnte noch mehr, als er mit seiner Zunge in sie eindrang und sie schmeckte. Gott, diese Frau machte ihn wahnsinnig. Er wollte in dem Moment keine andere mehr. „Yuriy... ahh...“, stöhnte sie seinen Namen laut, was ihn nur noch mehr in Fahrt brachte. Er leckte schneller über ihre intime Stelle, und stieß ab und zu in sie ein. Er merkte wie sie ihre Hände bewegen wollte und ließ sie mit der anderen Hand los. Kaum dass sie frei war, spürte er ihre eine Hand an seinem Hinterkopf, die ihn mehr in ihr Schoß drückte. Er fing an, an ihrer Klitoris zu saugen, was sie nur noch wilder werden ließ. Ihre Hand krallte sich in seine Haare, wobei sie sicherlich ein paar rote Strähnen herauszog. Seine Zunge tauchte ab, leckte über sie und saugte. Dieses Spielchen vollzog er ein paar mal, bis ihr Becken gefährlich zuckte. Er wollte sie allein durch sein Zungenspiel zum Kommen treiben. Und das würde nicht ihr letzter Orgasmus in dieser Nacht sein. Er ließ sich nicht beirren, als sie unaufhörlich zuckte und sie vor Lust schrie. Er machte einfach weiter, gab ihr keine Pause zum Atmen. Er schaute zu ihr auf. Ihr Gesicht war gerötet und sie atmete heftig. „Auf zur zweiten Runde, Kätzchen.“, sagte er und nahm seine Hand und rieb an ihrer Klitoris mit seinem Daumen, während er mit seinem Zeigefinger in sie eintauchte. Wieder bäumte sie sich auf und stöhnte erneut. Yuriys andere Hand lag auf ihrer Brust und spielte an ihren Brustwarzen. Nebenbei bemerkte er, dass ihr Körper sich eindeutig aufgeheizt hatte. Er hatte noch nicht mal einen weiteren Finger in sie eingeführt, da kam sie schon wieder lustvoll. „Bitte...“, stöhnte sie, als der zweite Orgasmus abklang, „Nimm mich...“, sagte sie heißer, packte ihn an seinen Wangen und zog ihn zu sich hoch. Er presste seine Lippen auf ihre und versuchte währenddessen seine Shorts auszuziehen, was ihn ein bisschen aus dem Gleichgewicht brachte, aber er schaffte es irgendwie. „Nimm mich...“, hauchte sie nun schon verzweifelt gegen seine Lippen und er war gewollt ihr nachzukommen. Er positionierte sich zwischen ihre Beine, sah noch einmal in ihr erregtes Gesicht, bevor er sie leidenschaftlich küsste und dann mit seinem Glied in sie eindrang. Eigentlich wollte er sie erst daran gewöhnen, ein kleine Pause, aber sie ließ ihn nicht. Sie bewegte ihr Becken ihm entgegen, so dass er keine andere Wahl hat, als weiter in sie zu stoßen. „Ahh...ah...ah...“, keuchte sie, als er sie nahm, „Härter...“ und er stieß fester zu. Ihre Brüste wippten mit im Takt und ihre Hände, krallten sich in seinen Rücken. Ein kurzer Schmerz durchfuhr ihn, aber gab dem keine weitere Beachtung. Er spürte schon seinen Orgasmus anrollen, also legte er noch einmal seine linke Hand auf ihre intime Perle und stimulierte sie, während er sein Glied bis zum Anschlag in sie hinein hämmerte. Ihr Becken fing erneut an zu zucken und zu vibrieren. Seine Stöße wurden langsamer und auch waren sie nicht mehr so kontinuierlich. Ein paar mal stieß er so hart zu, dass selbst sie ein bisschen nach oben rutschte und das Bett unter ihnen gefährlich knarrte. Beim letzten Stoß, stöhnte er laut auf und er spürte, wie er er sich in ihr ergoss. Noch einen kurzen Moment blieb er in dieser Stellung, bis er sich aus ihr zurückzog und sich neben sie ins Bett fallen ließ. Ihre beide Luftzüge gingen schnell und sie schien sich schneller wieder zu erholen, als er. „Ist dir jetzt warm genug?“, keuchte er außer Atem. „Ja.“, kam es nur kurz von ihr und er starrte an die Decke. Das Zimmer war erfüllt von erhitzten Schweiß und er brauchte definitiv erst einmal eine Pause. Das war zu viel gewesen. Er hatte sich überschätzt. Mariah hatte alles von ihm abverlangt. Er spürte plötzlich ihren Körper an seiner Seite und wandte seinen Kopf zu ihr. „Wo ai ni.“, sagte sie leise und er wusste ja was es bedeutete. Er lächelte, legte seine linke Hand auf ihre rechte Wange und küsste sie zärtlich. „Ya lyublyu tebya.“, hauchte er dann und er erkannte wieder ihren verwirrten Blick, „Es bedeutet das gleiche. Nur auf meiner Sprache.“ Sie lächelte und küsste ihn diesmal sanft, bevor sie ihre Hand auf seine nackte Brust legte. Kurz war es still, bis sie sich ein klein wenig erhob und ihn ansah. „Zweite Runde?“, fragte sie dann lasziv und er stöhnte auf. „Gib mir noch fünf Minuten.“ „Kannst wohl doch nicht mehr.“, sagte sie herausfordernd und er knirschte kurz. „Fünf Minuten. Ich brauch erst wieder Munition, wenn du verstehst. Das dauert halt einen Moment.“ „Ich kann dir helfen...“, sagte sie verführerisch und kaum ausgesprochen, saß sie fast auf ihm. „Mariah...ah...“, stöhnte er als sie ihr Beckeneingang an sein Glied rieb. Er legte sein Kopf in die Matratze und ließ sie einfach machen. Noch war er nicht so weit, um es ihr nochmal zu besorgen. Aber wenn sie Spaß dabei hatte, ihm ein paar schöne Gedanken zu machen, dann hielt er sie nicht auf. Auch wenn es ein gemeiner Zug von ihr war. Am liebsten würde er sie jetzt einfach von hinten nehmen, aber er konnte noch nicht. Er hob sich die Idee, aber für später auf. Plötzlich bemerkte er, wie sie sich bewegte über ihn. Er sah nicht auf, er war einfach noch zu sehr ausgelaugt. Hätte er doch besser mal nachgeschaut, denn das nächste was er spürte war eine feuchte Nässe an seinem besten Stück und ein Grollen kam aus seiner Kehle. Er hob nun doch den Kopf und sah, dass sie mit dem Rücken zu ihm, auf seinem Bauch saß und wie sie ihren Mund über... „Ahh...Ma-Mariah...“, stöhnte er in dem Moment auf, konnte damit seine Gedanken nicht weiter fortführen und seine Hand legte er automatisch auf ihren nackten Rücken. Sie leckte über sein Glied und er keuchte laut auf. Merkte,... wie er wieder hart wurde. Sie schien nicht aufzuhören, auch wenn sie seinen Zustand sicherlich bemerkt hatte. Seine Lider flatterten, als sie ihn ganz in sich aufnahm. Wenn sie nicht damit aufhörte... „Hör... hör auf...“, stöhnte er dazwischen, „Sonst war es... das mit der zweiten Runde.“, doch sie schien ihn nicht hören zu wollen. Er atmete tief ein und versuchte diesem Gefühl zu entrinnen. Er durfte nicht loslassen. Er wollte nicht in ihrem Mund kommen. Also raffte er sich auf, rutschte hoch an die Bettlehne, was sie ein wenig verwirrte, packte sie an ihrer Hüfte und hob sie ein Stück hoch, bevor er sie einfach auf sein nun steifes Glied niederließ. „Ahh...“, stöhnte sie, als er sich von hinten in sie vergrub. Er setzte sich noch weiter auf, so dass ihr Rücken gegen seine Brust gelehnt war. Er küsste ihren Nacken, als er seine Lenden gegen ihre Mitte stieß. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und er knabberte an ihrem Hals, während er seine rechte Hand den Weg zu ihrer Nässe fand. Er streichelte sie vorne, während er sie von hinten nahm. Ihre Laute, die sie von sich gab, war wie Musik in seinen Ohren. Ihren Hinterkopf hatte sie auf seine linke Schulte abgelegt und keuchte, als er gleich zwei Finger in sie eindringen ließ. Sie war so feucht... da würde sicherlich noch ein Finger... „Au...“, stieß er plötzlich aus und er schaute woher der Schmerz kam. Ihr Gesicht war zu seinem Hals geneigt und sie legte ihre Lippen auf seine Halsschlagader. Genau da kam der Schmerz auch her. Hatte sie ihn gerade wirklich gebissen?! „Yuriy...“, keuchte sie und er suchte ihre schon geschwollenen Lippen, bevor er seine auf ihre presste. Seine Zunge drang in ihre Mundhöhle ein, während sie mit ihrem Po auf seiner Erektion saß und er nun schon den dritten Finger in ihre Mitte schob. Es war wie eine Orgie, er füllte alles aus und sie wollte immer mehr. Als wüsste sie genau, was er wollte und andersrum, gaben sie sich alles. Sie löste den Kuss, ließ den Kopf nach vorne fallen und stöhnte laut. Er nahm seine Finger von ihre feuchten Enge und legte seine Hände auf ihre Hüfte. Er ob sie an, während sie mit half und sich dann wieder auf sein Glied setzt. „Schneller...schneller..“, er versuchte abermals ihren Wunsch nachzukommen. Er keuchte schnell, als er sein zweites Mal spürte und auch sie zuckte zusammen, als er sie einmal fester auf sich presste. Aber das war ihm noch nicht genug. Er wurde ein bisschen ruppiger, als er sie nach vorne schubste, so dass sie auf allen Vieren vor ihm war, seine Hände auf ihren Pobacken legte und er sein Glied weiter in ihre Enge stieß. Mariah schrie als der Orgasmus sie überrollte und er kam direkt nach ihr. Beide schnauften und er zog sich aus ihr zurück, bevor er nach hinten fiel und heftig ausatmete. Sie legte sich neben ihm, wie zu vor. „Tut mir leid.“, stieß er überanstrengt aus. „Was?“, fragte sie außer Atem. „Das letzte. Wenn dir das zu viel war, dann tut's mir leid.“ Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und malte mit ihrem Finger kleine Kreise auf seiner Brust. „Es ist alles okay. Du musst nicht so vorsichtig mit mir sein. Ich... mag es... härter.“, sagte sie das letzte etwas leiser. „Gott, ich liebe dich.“, stieß er völlig außer Atem aus und wollte sie wieder küssen, als sie ihm einen Finger auf seine Lippen legte. „Wenn ich etwas nicht mag, werd' ich es sagen, okay?“ „Einverstanden.“, grinste er und fiel dann mit seinen Lippen über sie her. Epilog: Männergespräche ----------------------- „Verfluchte...scheiße...“, fluchte er leise, als er sich am nächsten Morgen, nach dem Duschen im Spiegel betrachtete. Sein gesamter Rücken war übersät mit Kratzspuren. Er erinnerte sich an einen Schmerz auf dem Rücken, er dachte allerdings nicht, dass die Katze ihre Krallen ausgefahren hatte. Na ja, das konnte er verdecken. Ganz im Gegenteil zu der Stelle, an der sie ihn gebissen hatte, im Eifer des Gefechts. Sie stand auf harte Sachen, hatte sie gesagt. Dass das so aussieht, hätte er allerdings nicht gedacht. Er schüttelte den Kopf und versuchte mit einer Wundheilsalbe, die Stellen einzucremen. Yuriy musste ihr unbedingt ans Herz legen, ihre Fingernägel kürzer zu schneiden. Sonst sehe er bald aus wie ein filetierter Fisch. Plötzlich summte sein Smartphone. Yuriy stöhnte genervt aus, schraubte die Tube zu und verließ das Bad, um im Schlafzimmer sein Handy unter dem Wäscheberg zu finden. „Wer ist das...?“, fragte er sich, als er es in der Hand hielt und auf dem Display eine unbekannte Nummer erschien. Er nahm das Gespräch an und legte das Handy an sein Ohr. „Ivanov.“, meldete er sich. Zuerst meldete sich gar keiner und er war schon gewollt wieder aufzulegen, als er bekannte Stimmen im Hintergrund hörte. „Hallo?“ „Ehm, ja. Ist Mariah gut angekommen?“ Der Rothaarige grinste, denn er erkannt die Stimme sofort. Er sah kurz zum Bett, in dem sie immer noch nackt lag und tief und fest schlief. „Der Affe.“, kommentierte er sein Gesprächspartner, er konnte es nicht lassen, ihn so zu betiteln. „Lee. Mein Name ist Lee. Du solltest dir den Namen merken, Freundchen!“ Im Hintergrund hörte man eine weitere Stimme, die er eindeutig Meister Tao zuordnen konnte. „Benimm dich, Lee. Er ist der Mann, den deine Schwester gewählt hat.“ „Ist ja gut. Hör zu. Sie hat ihr Handy hier gelassen. Ich werde es nachschicken-“ „Ich kauf ihr ein Neues und dann kann sie selbst entscheiden, wem sie ihre Nummer gibt.“, sagte er und hörte Lee gefährlich knurren. „Übertreibe es nicht, Ivanov. Nur weil sie-“ „Hör zu. Wir werden sicherlich nicht die besten Kumpels, können wir trotzdem einfach normal miteinander umgehen?“, fragte er Erwachsener. Kurz war es still und er hörte ihn laut atmen, bis er antwortete. „Okay.“ „Gut. Ich sag ihr Bescheid, dass du angerufen hast.“ „Aber wehe du verletzt sie. Dann komm' ich zu dir und breche dir alle Knochen.“, konterte Lee und Yuriy musste kurz grinsen, da er genau seine Worte damals an ihn, wiederholt hatte. „Wird nicht passieren.“, sagte er und legte einfach auf. Das war der Preis, den er eingehen müsste. Wollte er Mariah, musste er irgendwie mit ihrer Familie klar kommen. Aber irgendwie würde er das hinbekommen. Zum Glück wohnten sie in einem anderen Land und würden nicht den ganzen Tag auf der Matte stehen. „Yuriy...?“, hörte er sie murmeln und lächelte, als sie versuchte nach der Bettwäsche zu greifen. Auf leisen Sohlen kam er zu ihrer Bettseite, nahm die Decke und warf diese über sie. Er beugte sich zu ihr hinunter und hauchte ihr noch einen Kuss auf die Stirn, bevor sie wieder ins Land der Träume fiel... - - - „Hier sieht es aus wie in einem Drecksstall.“, hörte er sie aus der Küche fluchen, während er seit fast zehn Minuten versuchte eine Textnachricht an Kai zu verfassen. Wie sollte man denn bei dem Gemecker noch klar denken können?! „Yuriy, hier läuft der Schimmel schon über den Schimmel.“, maulte sie und kam zurück zu ihm, „Kannst du mir mal sagen, wie man das schafft?“ „Das ist 'ne Singlebude. Was erwartest du?“, antwortete er mit einer Gegenfrage und musste kräftig niesen. Sie knurrte gefährlich, was ihn zum Grinsen brachte. In Gegenfragen stellen war er mittlerweile genauso gut, wie sie. Es wurde regelrecht zu einem Insider zwischen ihnen. Mariah stand so nah bei ihm, dass er die Chance nutzte, um an ihrem Shirt zu ziehen, dass sie von ihm anhatte und sie auf seinen Schoß zog. „Yuriy...“ „Vergiss für einen Moment die Sauerei in der Küche und stell mit mir schmutzige Dinge an.“, flirtete er und legte dabei sein Handy beiseite. „Nein. Ich... ich wollte mir heute neue Klamotten kaufen gehen und du bist krank. Du solltest wirklich in der Firma anrufen und dich krankschreiben lassen.“, sagte sie und versuchte aufzustehen. Doch er hielt sie an Ort und Stelle, während er eine Hand unter ihr Shirt glitt und quälend langsam nach unten fuhr. Seine Finger blieben auf ihrem Bauch zum Erliegen. Sie seufzte, als er sie auf die Lippen küsste und ein leidenschaftliches hin und her entstand... Just in diesen Augenblick klingelte sein Handy. „Dein... Handy...“, atmete sie zwischen seinen Küssen. „Egal. Lass klingeln.“, murmelte er, während er abermals seine Lippen auf ihre presste. Doch die eine Person in der Leitung ließ sich wohl nicht abschrecken auf die lange Wartezeit. Als er dann nochmal einen Nieser spüren konnte, zog er sich von ihr zurück und schnäuzte in seine Armbeuge. „Mein Stichwort.“, kam es von der Rosahaarigen, „Bevor du mich noch ansteckst.“ „Du hast mich doch zu erst angesteckt...“, rief er ihr hinter her, als sie wieder in der Küche verschwunden war. Wieder läutete das Telefon. „Verdammt noch mal...“, fluchte er und nahm das Gespräch entgegen. „Ja?!“, giftete er böse. „Yuriy, kannst du mir mal sagen, wo du steckst? Wir haben kurz nach 9.00 Uhr. Du wolltest schon um acht hier sein.“ „Kai... ich... kann nicht.“ „Du kannst nicht? Hast du vergessen, dass wir heute eine Telefonkonferenz mit einem Investor in China haben? Das war ja auch zufällig deine Idee.“ Verdammt. Das war heute? Er fasste sich an den Kopf. Er erinnerte sich. Das erste was er in Russland mit Kai angesprochen hatte, waren die Zustände in China und deren Straßenkindern. Er hatte einige Telefonate geführt, um das ganze Thema erst ins rollen zu bringen. „Ich... brüte was aus. Mich hat's wohl erwischt.“, sagte er dann. „Du und erkältet? Du warst in den letzten fünf Jahren nicht einmal krank.“ „Gibt für alles das erste Mal.“, sagte er genervt und musste schon wieder Niesen. Verdammtes herumgerotze... „Okay. Dann bleib ein paar Tage zu Hause. Ich bekomme das auch alleine hin.“, sagte er zum Glück und setzte noch etwas hinten dran, „Und grüß Mariah.“ „Klar- ... Sekunde. Woher weißt du...“, fiel es ihm auf und er erwartete tatsächlich eine Antwort. „Bryan. Er hat sie gesehen und sie wollte zu dir. Ich kann eins und eins zusammenzählen. Du konntest also doch nicht die Finger von ihr lassen.“ „Der... und sein vorlautes Mundwerk...“, flüsterte er leise, „Erzähle ich dir, wenn ich wieder in der Firma bin. Bis die Tage.“, sagte er genervt und legte dann endlich auf. Er klaubte sich schnell ein Taschentuch vom Tisch, bevor er wieder niesen musste und schnäuzte kurz darauf dort hinein. Im selben Moment kam Mariah wieder ins Zimmer. In ihrer Hand eine Tasse. „Du hast mir Kaffee gemacht?“, fragte er... etwas zu euphorisch. „Nein.“, sagte sie lächelnd und reichte ihm die Tasse, „Tee. Kaffee solltest du wirklich meiden, bei einer Erkältung.“ „Ich werde sterben...“, murmelte er nur, als er die grünliche Färbung des Tees betrachtete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)