Ushinawareta Jinkan von Dudisliebling (Verlorene Zeit) ================================================================================ Kapitel 39: Fehler? ------------------- 39 Fehler? Das stetige Klingeln meines Weckrufes weckte mich am nächsten Morgen. Es hatte schon einige Male geklingelt, doch ich wollte mich einfach nicht lösen. Zu warm, zu weich war das Kissen unter meiner Wange. Ebenso der Arm der mich umschlungen hielt und dessen Hand mich am Bauch leicht streichelte. Es war so unendlich angenehm und schön, in dieser Blase, außerhalb der Außenwelt zu liegen und alles zu vergessen. Aber wir waren im normalen, wahren Leben. Dieses ließ keine Fehler zu. Und der Fehler den ich getan hatte, war monumental gewesen. Ich hatte mit dem Bruder meiner großen Liebe geschlafen. Der Schreck über diese Erkenntnis kam wie ein Donnerschlag und ich riss die Augenlider auf. Mein Smartphone klingelte immer noch und verstummte dann. Mein Startschuss. Ich riss mich aus der Umarmung, rutschte zur Bettkante und ergriff sofort meine Kleidung. „Oh, Kami!“, wisperte ich, spürte meinen wilden Herzschlag und hielt dann kurz inne, um über meine Schulter zu sehen. Natürlich waren Sesshomarus Sinne übermenschlich und so sah ich in seine ruhigen Augen, die mich beobachteten. Ein Kloß wuchs in meinem Hals. Was sollte ich nun nur sagen? Was tun? Ich presste meine Kleidung an meinen nackten Körper und war wie erstarrt. Sesshomaru dagegen löste sich aus meinem Blick, stand auf und entblößte auch seine Nacktheit. Er ging in seinen Kleiderschrank, zog sich eine Shorts an und holte eine Tüte aus dem Schrank hervor. „Es ist alles frisch gewaschen. Du hattest die Tüte damals vergessen.“, sprach er mich an. Seine Kühlheit und taffe Art verwirrten mich. Hatten wir nicht dasselbe getan? „Wenn es dir damit besser gehen würde, können wir dies als Fehler deklarieren. Du warst traurig und ich habe dir Ablenkung verschafft“, sagte er weiter, legte die Tüte auf dem Bett ab und ging zurück zum Schrank, um sich ein Hemd vom Bügel zu ziehen und dies anzuziehen. „Ich werde Inuyasha nichts sagen.“ Schockstarre bereitete sich aus. Ich war wie versteinert und sah Sesshomaru zu, wie er die Knöpfe seines Hemdes verschloss. Sein Gold sah ruhig und forschend auf mich hinab. Es fühlte sich komisch und unwohl an. Stimme was er sagte? Hatte er sich einfach vergnügt und meine Gedanken nebenbei, ritterlich wie er war, zerstreut? Aber das konnte doch nicht alles sein, oder? In meinem Herzen setze sich ein Stich fest. Auch wenn ich selbst nicht daran gedacht hatte, so hatte dieser Teil meines Körpers gehofft, es steckte mehr dahinter. All die zärtlichen Berührungen, die er mir gegeben hatte. Seine heißen und auch gefühlvollen Küsse, tanzten noch immer auf meinen Lippen. Ich konnte diesen Mann noch überall an mir spüren. Besonders zwischen meinen Beinen, die er als erster in meinem Leben gespreizt hatte und mein heiligstes genommen hatte. „Geh erstmal duschen. Ich mache uns Frühstück und bringe dich dann nach Hause“, entschied Sesshomaru für mich, streifte seine Hose über seine strammen Beine und verschloss sie, während er den Raum verließ. Wie konnte er nur so abweisend sein? Unter der Dusche fuhr ich, voller Gedanken, über meinen Körper. Meine Finger fanden genau die stellen, welche der Dayokai gefunden hatte. An meinen Lippen hatte er angefangen, danach meinen Hals und meine Brüste geküsst. Sogar meine Scham war ihm nicht fern geblieben und wenn ich nur an seine Zunge dachte, wurden meine Wangen rot und heiß. Ertappt und mit wachsendem Schamgefühl wusch ich mich, mit seinem Shampoo und roch das markante Parfüm darin. Dieser Mann hatte mich in nur einem Akt verzaubert und damit mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Schon mit seiner bloßen Anwesenheit, seiner Präsenz, damals bei meinem Ölunfall, hatte er einen Stein ins Rollen gebracht, der nun unaufhaltsam ins Rollen geraten war. Wie sollte ich all die Dinge nur regeln? Wie sollte ich es schaffen, Inuyasha vom Fluch zu befreien? Wie sollte ich dem Hanyou nur jemals unter die Augen treten? Wie ihm erklären, das ich mit Sesshomaru Intim geworden war? Und das nur, weil er mich von sich gestoßen und verlassen hatte? Es klang nach einer schlechten Seifenoper. Doch all dies, war passiert. Wie Sesshomaru darüber dachte, wusste ich natürlich, spürte es schmerzlich in meiner linken Brust. Hatte er etwa durch den Sex Gefühle in mir freigesetzt, die ich nicht erkannt hatte? Hatte er sich durch sein Handeln an sich gebunden? Natürlich würde es so sein, dachte ich lächerlich lachend über mich. Er war der erste gewesen. Den würde man niemals vergessen. Doch je mehr ich in mich hineinfühlte, so fand ich dort noch etwas mehr. Nur einzuschätzen wusste ich es nicht. War es Zuneigung? Das vertrauen, das er ein Freund war? Das Gefühl der Befriedigung der letzten Nacht? Das er seine Künste unter Beweis gestellt hatte, konnte man nicht anders festhalten. Auch ohne seine äußerlich perfekte Erscheinung, hatte er mir gezeigt, zu was er fähig war. Vor dem Spiegel sah ich mir selbst in die Augen. Blau und klar strahlten sie mir entgegen, auch wenn es sich nicht so anfühlte, sah ich irgendwie anders aus. Er hatte mich verändert. Nach dem anziehen, schlich ich hinunter und erwog kurz, direkt zur Haustür hinauszustürmen und die Flucht zu ergreifen. Aber ein kurzes, freudiges Bellen drang an mein Ohr, als ich die letzte Treppenstufe betrat und schon wurde ich von weißem Fell umtänzelt. „César“, lächelte ich und streichelte dem Rüden über seine Weichen Kopfhaare. Er raunte liebevoll und freudig, schien sich auf mich zu freuen. Er knabberte an meinen Fingern und rieb sein Haupt an meiner Hand, bevor er kehrt machte und freudig in Richtung Küche tapste. Fragend sah er zu mir, als er an der Tür stehen blieb. Er forderte mich definitiv auf, ihm zu folgen und damit in die Hölle zu gehen, die sein Besitzer für mich bereithielt. Gezwungen von dem Hundeblick des weißfelligen, ging ich die Schritte hinter ihm her und erkannte Sesshomaru, welcher schweigend in einer Pfanne herumrührte. Er briet Reis mit Ei und Speck an. Es roch herrlich und mein Magen knurrte augenblicklich laut auf. Ich hatte seit gestern Abend bei Shippo nichts mehr gegessen und ganz untätig, war ich auch nicht gewesen. Peinlich berührt versuchte ich die roten Wangen hinunter zu ringen. Aber dieses Schweigen, welches der Hausherr über uns trieb, brachte mir ein solches Unbehagen, das ich die Scham nicht ganz aufgeben konnte. Irgendwie musste ich es schaffen ein Gespräch zu beginnen, denn seinen Vorschlag anzunehmen, kam mir nicht richtig vor. Er verleugnete was wir getan hatten. Also fasste ich Mut und hob meine Stimme: „Können wir reden?“, stotterte ich etwas japsend und seine Augen huschten kurz zu mir, bevor er mit der rechten Hand den Herd ausschaltete und die Pfanne mit der Linken anhob und sich dem Esstisch zuwendete. „Komm essen“, waren seine einzigen Worte. Bedacht stellte er die Pfanne auf einem Topflappen ab und zog zuerst meinen Stuhl, dann seinen zurück und setze sich auf diesen. Ein klares Zeichen, das wiederreden nichts bringen würde. Also fügte ich mich, wurde von César noch einmal umschwänzelt, als auch schon ein Seitenblick des Dayokais zu ihm flog und César sich schleichend auf seinen Platz begab und sich nichts ahnend hinlegte. Er tat förmlich unwissend, obwohl seine Freude zum Greifen war. Wenn er doch nur wüsste, wie kompliziert das alles war. Sesshomaru nahm meinen Teller und füllte ihn mit einer ordentlichen Portion. Dankend nahm ich den Teller an und berührte kurz einen seiner Finger. Ein kleiner Blitz zog sich durch meine Haut und ich schluckte hart, stellte den Teller aber vor mir ab und nahm die Edelstahlstäbchen in die Hand. Als Sesshomaru auch seinen Teller vor sich stehen hatte, begannen wir gemeinsam zu essen. Man hätte meinen können, ich hätte hier schlichtweg übernachtet und zusammen als Freunde, aßen wir zum Frühstück. Die Stimmung war ruhig und hätte Sesshomaru eine tickende Wanduhr gehabt, hätte man deren stetigen Ticken lauschen können. So schön die Ruhe auch war, wir mussten reden. Totschweigen wäre für mich einfach keine Option. Wie sollte ich ihm sonst noch einmal ansehen, geschweige denn, zusammen mit Inuyasha treffen, können? „Iss. Du hast den Reis nur von einer Seite, auf die andere geschoben“, bemerkte der silberhaarige und schenkte mir einen leicht tadelnden Blick. „Ich habe keinen Appetit“, log ich. Er schnaubte. „Ich kann deinen Magen hören. Iss, bitte“, bat er diesmal einfühlsam. Seine Tonart erinnerte mich an den gestrigen Abend. „Können wir reden?“ „Worüber?“, fragte er scheinheilig und langsam nervte dieses Getue. „Nun tu bitte nicht so, als wäre nichts gewesen!“, wurde ich lauter. Meine Wangen glichen einer Tomate und ich stemmte die Hände an meine Sitzfläche. „Sesshomaru, wir haben…“, stockte ich. „Sex gehabt“, traf er es genau. „J-ja“, stammelte ich. Mein ganzer Mut war verflogen. „Ich habe dir meinen Vorschlag bereits gemacht“, wisperte er auf den Rand seiner Kaffeetasse und schloss die Augen während er trank. Wieso war er so… er? „Ich will das nicht!“, entschied ich und er stellte die Tasse etwas unsanft auf den Tisch. „Wieso?“, fragte er. „Inuyasha, wird vor Wut toben.“ „Wieso sollte er? Wir sind nicht mehr zusammen, waren es nie“, sagte ich bitter und schloss traurig die Augen. „Ich bin sein Bruder und habe mir sein einstiges Weib genommen“, verdrehte der Dayokai die Tatsachen. Ich musste das richtig stellen. „Du hast mich nicht genommen. Ich“, wurde ich langsamer, „wollte es.“ Der Griff seiner Tasse zersprang in kleine Scherben, während der Rest de Tasse durch das explodierende Youki zerbarst und der restliche Kaffee sich über den Tisch verteilte. Was hatte das zu bedeuten? Gefangen starrten seine goldenen Augen zu mir, bevor sie sich dem Desaster zuwandten, welches seine Hand kurz bluten ließ. Als wäre er ein Nebendarsteller, musterte er die Flüssigkeit, die sich immer weiter verteilte. Geistesgegenwärtig stand ich auf, eilte zum Tresen und nahm das Geschirrtuch, um es auf die Scherben und den nun über die Tischplatte tropfenden Kaffee zu werfen und damit das schlimmste zu verhindern. Dabei kam ich dem Dayokai wieder sehr nahe, spürte seinen Blick nun wieder beobachtend auf mir, bevor ich seine Hand nahm und diese von den Scherben befreite. „Geh sie am besten waschen“, tadelte ich und ließ von seiner Hand ab. Doch er ergriff meine wieder und zog mich mit der anderen auf seinen Schoß. „Was?!“, wollte ich protestieren und spürte seine Lippen auf meinen. Wieder setze er etwas in mir frei und ich erwiderte seine Bewegungen. Jedoch konnte ich nun klarer denken und auch wenn es sich gut anfühlte, er schon fast bittend um mehr, seine Lippen wieder aufdrückte, schob ich ihn zurück. „Es war ein Fehler“, flüsterte ich und musterte seine Augen. Sein Atem ging ruhig bevor er nickte, was seinen Pony zum Wippen brachte. „Es darf nicht wieder passieren.“ „Ich verstehe“, gab er Antwort und schob den Stuhl zurück. Er entließ mich von seinem Schoß, stand auf und wusch sich nun seine Hände. Er wirkte verloren, dachte nach und schwieg wieder. Er hatte nun zweimal in kürzester Zeit, die Kontrolle verloren. Hatte mich einfach überrascht und ich musste eingestehen, das es gut war. Ich wollte Lust und Leidenschaft in meinem Leben. Ich wollte geliebt werden. Aber ob letzteres bei Sesshomaru jemals der Fall wäre? „Sesshomaru?“, fragte ich ruhig und sah ihm zu, wie er ewige Minuten weiterwusch. „Hn?“, hörte ich seine Stimme und wusste ich konnte weitersprechen. „Es war schön.“ Wieder hielt seine Haltung ein und ich beschloss es nun dabei zu belassen. Ich ging zu ihm und schloss meine Arme um seine Mitte. Schweigend löste ich mich, wank César zu, welcher aufsprang und mir bis zur Tür folgte. Dort fand ich meine Handtasche und nahm sie an mich. „Bis bald“, verabschiedete ich den Hund und auch Cleopatra kam kurz herbei, um sich an ihren Gefährten zu schmiegen. Ich wollte César nicht das Herz brechen, aber seine Augen sagten mir, das er wusste, das dies vorerst mein letzter Besuch in diesem Haus gewesen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)