Seelenheil von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 6: Gefühle ------------------ Zu Hause verschwand er ohne Worte auf der Terrasse, um eine zu rauchen. Sein Verhalten irritierte mich ein wenig. Hatte er sich zuvor nicht noch gefreut? War dem jetzt nicht mehr so? Verunsichert folgte ich ihm und strich ihm über den Rücken. Doch noch immer verbarg er sein Gesicht vor mir, nur das Schnauben verwunderte mich dann doch sehr. Er drückte die halbaufgerauchte Zigarette aus und schob den Aschenbecher weg. Mit den Händen rieb er sich seine Augen und endlich wand er sich mir zu. Die Tränen hinterließen eine feuchtglänzende Spur auf seinen Wangen, doch er lächelte und zog mich auf seinen Schoß. Weshalb hatte er geweint? „Entschuldige…ich kann das nur gerade nicht glauben. Erst kommst du nach den vielen Jahren zu mir zurück, was mich schon glücklich macht. Dann unsere wunderschöne Tochter…doch ich hab mir immer Vorwürfe gemacht, weil ich Alice halbe Kindheit verpasst habe. Jahre, die ich nie mehr zurückholen kann und doch liebe ich unser kleines Mädchen über alles. Aber weißt du Jojo, ich hab mir immer noch ein zweites Kind gewünscht, weil ich wissen möchte, wie es ist, seine ersten Schritte zu erleben. Zu hören, welche ersten Worte es sagt und eben, Zeit mit ihm zu verbringen. Ich wollte dir das nie sagen, auch, weil es nicht deine Schuld ist. Doch immer, wenn ich Alice nach Monaten wieder gesehen habe und feststellte, was sie schon wieder alles gelernt hat, brach mir das fast das Herz…weil ich nicht dabei war…“ Und plötzlich schlang er seine Arme um mich und bemühte sich nicht mehr, seine Tränen aufzuhalten. Ich strich ihm die blauen Haarsträhnen aus dem Gesicht und hauchte einen Kuss auf seine Stirn. „Dafür bist du jetzt dabei und dafür liebe ich dich mein Schatz…wir haben beide nicht immer alles richtig gemacht und es stimmt nicht, dass es deine Schuld allein ist, dass du Alice nicht hast aufwachsen sehen…es tut mir leid, dass ich dir unser kleines Mädchen so lange vorenthalten habe. Das hätte ich nicht tun dürfen. Doch auch ich war mir unsicher und wusste nicht, was richtig oder falsch ist…kannst du mir diese Dummheit verzeihen?“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen und er küsste mich. „Da gibt es nichts zu verzeihen, denn mal ehrlich, trotz der vielen Fehler sitzen wir jetzt hier, zusammen. Und du wirst mir bald meinen sehnlichsten Wunsch erfüllen…mehr wollte ich nie. Nur dich, immer nur dich und eben unsere Miniausgaben“, sagte Naoki wieder recht gefasst, doch hin und wieder brach seine Stimme ein wenig und es rührte mich zutiefst, dass er mir all seine Gedanken und Gefühle offenbarte. Und ich las in seinen Augen, dass er jedes Wort auch so meinte. Ich hatte den wahrscheinlich größten Herzensbrecher Tokios zu einem zahmen Katerchen erzogen. Dieser Gedanke ließ mich auflachen. „Warum lachst du?“ „Ach…es ist nur…ich musste nur daran denken, wie oft mir irgendjemand erzählen wollte, dass ich aufpassen muss, wenn ich was mit dir anfange. Jeder wollte mich vor dir warnen, aber ich hab nicht gehört.“ Jetzt lachte auch Naoki. „Gut für uns beide, was? Kaum zu glauben, dass ich Mal so drauf war…ich will nur noch drei Frauen in meinem Leben habe.“ Ich zog die Stirn in Falten. „Drei?“ Wieder grinste er und strich mir behutsam über meinen Bauch. „Wir bekommen bestimmt noch ein Mädchen.“ Belustigt schüttelte ich mit dem Kopf. Da klingelte es auch schon an der Tür. Das würden sicher Naokis Eltern sein. „Du bist so ein Spinner“, rief ich ihm noch nach und kümmerte mich um das Essen. Meine Schwiegereltern blieben noch zum Essen, doch wir hatten einstimmig beschlossen, dass wir ihnen noch nichts von der frohen Botschaft erzählten. Zuerst sollten wir unsere kleinen Tochter einweihen und wir hofften beide, dass sie das gut aufnahm und sich vielleicht sogar freute, noch ein Geschwisterchen zu bekommen. Alice half mir das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen und mich beeindruckte es, wie hilfsbereit sie mit ihren fast 6 Jahren schon war. Mein Liebster schlich auch verdächtig um uns herum, dann verschwand er auf der Terrasse. „Mama, schauen wir noch einen Film an?“, fragte mich mein kleiner Schatz und ich nickte. „Was möchtest du denn sehen?“ Sie schaltete den Fernseher ein und fand sich sogleich erschreckend zielsicher in der Onlindevideothek zurecht. Das hatte ich ihr definitiv nicht gezeigt. Naja, manche Dinge musste ich wohl oder übel so hinnehmen. Mein schöner Mann kochte uns noch Tee und gesellte sich dann zu uns. „Movienight?“, fragte er Alice und sie nickte erfreut. „Haben wir auch Mitspracherecht oder hast du schon beschlossen, was kommt?“ „Ich hab schon ausgesucht und ich mag Frozen gucken.“ Naoki zog die Stirn in Falten. „Süße, wie oft hast du den schon gesehen?“ Ein freches Lächeln schlich sich auf ihr zauberhaftes Mädchengesicht. „Noch nicht oft genug“, konterte sie und Naoki lachte herzhaft, wie auch ich. Doch bevor wir den Film starteten, mussten wir es ihr sagen. Er griff nach der Fernbedienung, rutschte näher zu mir und zog Alice auf seinen Schoß. „Doch vorher müssen wir dir noch was erzählen mein Schatz“, begann er und plötzlich schwand der ach so fröhliche Ausdruck auf ihrem Gesicht. Doch ich drückte ihre Hand und lächelte, um ihr zu zeigen, dass es nichts Schlimmes war. „Was denn?“ „In ein paar Monaten bekommst du noch eine kleine Schwester oder einen kleinen Bruder.“ Es schien einen Moment zu dauern, bis unser Liebling diese Information verarbeitet und verstanden hatte. Sie schob ihre Unterlippe etwas nach vorne und der bockige Ausdruck in ihrem Gesicht verunsicherte mich ein wenig. Doch Naoki gab ihr einen Kuss auf die Wange. Alice kuschelte sich an ihren Papa und liebevoll strich er ihr über den Kopf. „Ich will euch aber nicht teilen“, gab sie noch immer bockig von sich. „Das musst du auch gar nicht mein Schatz, weil du auch mit auf dein Geschwisterchen aufpasst.“ Alice setzte sich wieder auf und schaute erst Naoki und dann mich an. „Aber was ist, wenn ihr das Baby lieber habt als mich?“ Ihre Worte zerrissen mich beinahe und ich rückte noch ein Stück zu ihr, sodass auch ich sie in die Arme nehmen konnte. „Alice…sowas wird nicht passieren. Das Baby braucht, wenn es auf der Welt ist, zwar noch ganz viel Aufmerksamkeit, aber nur, weil es noch viel lernen muss. Und du kannst schon ganz viel und kannst ihm dann alles beibringen. Und ich verspreche dir, dass weder Papa noch ich dich deshalb weniger lieb haben.“ „Woher weißt du das, Mama?“ „Weil du etwas ganz besonderes bist mein Schatz…ich weiß es einfach.“ Alice legte ihren Kopf in meinen Schoß und ihre Füße streckte sie auf Naoki aus. „Na gut.“, erwiderte sie und nun endlich schauten wir den Film an. Beruhigt nickte mir mein schöner Mann zu und lächelte. In der Hälfte des Filmes brachte ich sie dann ins Bett, weil sie eingeschlafen war. Heute ausnahmsweise ohne Zähne putzen. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, spielte Naoki gedankenverloren mit seiner Zigarettenschachtel. Ich beobachtete ihn eine Weile dabei und fragte mich zum zweiten Mal an diesem Abend, was wohl in seinem hübschen Kopf vor sich ging. Irgendwie war das nicht mehr der Naoki, den ich damals kennengelernt hatte, zumindest nicht ganz. Er oder ein Teil von ihm hatte sich verändert. Oder war er schon immer so gewesen und nur durch mich wurde diese Seite von ihm wieder geweckt? Ich setzte mich wieder zu ihm und er ließ seinen Kopf in meinen Schoß sinken, wie Alice zuvor. Die halbvolle Packung hielt er noch immer in den Händen. Doch auf einmal knüllte er sie zusammen und warf sie in den Papierkorb nahe seines Schreibtischs. Beachtlicherweise traf er diesen sogar. „Hab ich irgendwas verpasst?“, fragte ich ihn und zufrieden lächelte er mich an. „Nope…hab nur gerade beschlossen mit rauchen aufzuhören.“ „Oh…okay“, war alles, was mir dazu einfiel. Er drehte sich ein bisschen auf die Seite, schob seine Hand unter mein Shirt und streichelte liebevoll über meinen Bauch. „Nur ich glaub es wird Zeit das Rauchen endlich zu lassen“, bemerkte Naoki, als wäre es das normalste der Welt. „Sag bloß, du wirst vernünftig?“, ärgerte ich ihn, doch er nahm es hin, schaute zu mir auf und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. Dabei rutschte sein T-Shirt ein bisschen nach oben und entblößte seinen nackten Bauch. Ich fuhr mit den Fingern über seine Tätowierungen und fragte mich wieder einmal, wie ein Mann nur so schön sein konnte. „Nenn es nicht gleich vernünftig, das klingt so spießig…aber mit Kindern kommt nun Mal auch Verantwortung. Ich mag es nicht mehr vor Alice zu rauchen, da ist alles.“ Ich lächelte meinen Schönen an und er erwiderte es. „Naoki kann ich dich was fragen?“ Er runzelte leicht die Stirn, nickte dann aber. „Damals…als das mit Juka und Lukas auseinanderging, was ist da wirklich passiert. Bruchstücke kenne ich von meinem Bruder, doch ich hab das Gefühl, er sagt mir nicht alles.“ Mein Liebster seufzte tief und fuhr sich durch seine blauen Haare. „Jojo…du kennst meine Lebensweise vor dir…ich hab hier eben oft Partys geschmissen und Lukas kam auch meist, weil Juka arbeiten war. Wir haben uns mehr als einmal ziemlich derb abgeschossen. Dein Bruder hat dann oft bei mir übernachtet. Ist halt irgendwie alles ein bisschen dumm gelaufen.“ „Und weshalb hat er dich so sehr verachtet?“ Naoki schluckte kaum merklich und mir war bewusst, dass er nicht gern über seine Vergangenheit sprach, dennoch wollte ich noch das eine oder andere für mich klären. „Weil er mich in der Blüte meines Lebens kennenlernte…Frauen, Partys und Drogen…nicht gerade der Kerl, den man seiner kleinen Schwester vorstellen will…“ Trotzdem lächelte ich schwach. „Das war ne echt beschissene Zeit…Lukas war kaum zu ertragen, als er zurück nach Deutschland kam. Aber die beiden haben es geschafft und ich bin Juka mehr als dankbar, dass er meinen Bruder doch nicht aufgeben hat.“ Die Falten auf Naokis Stirn vertieften sich noch ein bisschen mehr. „Sagst du mir auch noch, worauf du hinaus willst?“ „Ich bin nicht mal sicher, ob ich das selbst weiß…nur ich frage mich manchmal, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich nicht einen solchen Chaoten als Bruder hätte…“ Mein schöner Mann schaute nachdenklich an die Decke, dann suchte sein Blick wieder den meinen. „Stell dir die Frage vielleicht anders…könntest du dir vorstellen, dass jemand anderes dein Bruder ist?“ „Mh, ich denke nicht…“, antwortete ich. Naoki setzte sich auf und zog mich auf seinen Schoß. „Wenn Haru nicht mein Bruder wäre, würde ich vermutlich heut nicht hier sitzen. Er hätte mich so oft aufgeben können, hat es aber nie getan und auch ich hab mich gefragt, warum…“ „Und warum?“ „Ganz einfach, weil er mich mag und wir nach langen Partynächten in der Villa unserer Eltern hockten…uns unterhalten haben…durch Haruto hab ich mich nie allein gefühlt Jojo. Er war immer da, egal, wie ich drauf war…egal, wie dicht ich war und egal, wie viele Frauen…du weißt schon…und so ist es denk ich auch mit Lukas und dir. Früher, als du kleiner warst, war er für dich da und du ebenso für ihn, als es ihm beschissen ging…“ Wieder schwieg ich eine Weile und verfluchte meine blöden Gedanken innerlich, denn ich liebte meinen Bruder und war mir selbst nicht mal wirklich im Klaren, weshalb ich diesen ganzen Mist jetzt und hier aufrollte. Auch Naoki schien zu merken, dass mir all das ziemlich nahe ging. „Meine Süße, wenn du mit mir über irgendwas reden willst, tue es…bitte.“ „Ich darf solche Gedanken nicht haben Naoki, das ist nicht fair Lukas gegenüber…“, schluchzte ich jetzt doch und er streichelte zärtlich die Tränen auf meinen Wangen weg. „Jetzt hör mir Mal zu…es sind nur Gedanken und die meisten Gedanken haben einen Ursprung. Die kommen nicht einfach von irgendwoher. Und du kannst nicht immer alles steuern, was in deinem hübschen Köpfchen vor sich geht.“ „Aber ich hab ihn kurz echt nicht mehr gemocht…ich hab immer wieder gesagt, dass er so ist, wie unsere Eltern und mich im Stich lässt…“, heulte ich weiter, um meinen Gefühlen Luft zu machen. „Und…hat er dich jemals im Stich gelassen?“, fragte Naoki ruhig weiter und ich schüttelte heftig mit dem Kopf. „Siehst du? Und ich würde jetzt Mal behaupten, dass er das auch nie tun würde. Ihr habt beide viel durchgemacht, doch das hat euch zusammengeschweißt. Und weißt du, was das Gute daran ist?“ Ich schüttelte erneut mit dem Kopf. „Dass ihr euch jetzt wieder habt. Die Entfernung hat euch beiden nicht gut getan, ihr gehört zusammen…so wie wir…ich hab keine Ahnung, ob das gerade hormonbedingt ist, aber du glaubst nicht, wie viel es mir bedeutet, dass du hier sitzt und mit mir darüber redest.“ Ich schlang meine Arme um Naoki und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Sog seinen Geruch ein und spürte diese Vertrautheit zwischen uns, die mir Jayden nie hatte geben können. Wieder musste ich diesen schönen Mann, meinen schönen Mann anschauen. Strich über seine Wangen und fuhr über seine Hals zu seinem Schlüsselbein. Dort, wo eines seiner Tattoos unter dem Shirt hervorlugte. „Hab ich dir eigentlich jemals gesagt, dass ich mein erstes Mal mit dir wunderschön fand?“, wisperte ich und er lächelte mich mit einer Mischung aus süß und bescheiden an. „Wow…dieses Geständnis kam jetzt unerwartet…“ „Schlimm?“ „Nee…nur…naja, wie sag ich das jetzt, ohne den Zauber deiner Worte nicht zu zerstören…“ Ich lachte und küsste ihn. „Sag einfach.“ „Ooookayy…das mit dir damals…das war das erste Mal seit ner Ewigkeit, dass es mich überhaupt interessiert hat, was das Mädchen, das ich gerade flach lege, fühlt…fuck…ich hab’s zerstört…tut mir leid…aber vielleicht kann ich es wieder gut machen, wenn ich dir ein Geheimnis verrate?“, klimperte er ganz unschuldig mit den Wimpern und ich lachte erneut, weil ich es so sehr liebte, wie romantisch Naoki einerseits sein konnte und trotzdem seinen Bad-Boy Image niemals ganz verlor. „Aber du wärst nicht du, wenn es anders wäre. Weißt du, die anderen Beziehungen nach dir waren einfach irgendwie seltsam. Levi war der perfekte Gentleman…das hat mich echt aufgeregt…selbst, als er mich im Stri-…“, brach ich ab, weil mir erst jetzt bewusst wurde, was ich im Begriff war zu sagen. Mit fragendem Blick musterte er mich. „Ja bitte…wo hat er dich besucht?“ Ich schluckte etwas verlegen und wich seinem Blick aus. „Shit…also, ähm…bevor ich meinen Modeljob bekommen hab, musste ich anderweitig mein Geld verdienen…“, stammelte ich. Und auf einmal spiegelte sich Entsetzen in Naokis Blick. Aus seinem Gesicht wich jegliche Farbe. „Ich war Gogotänzerin…zufrieden? Mehr nicht…nur gucken, nicht anfassen…“ Mein Liebster schnaubte, doch dann fing er meinen Blick wieder ein. „Und dir ist nicht einmal in den Sinn gekommen, mich um Hilfe zu bitten?“, fragte er ein bisschen enttäuscht. „Doch, mehr als einmal, aber ich hab mich nicht getraut…Naoki, das darf nie jemand erfahren…versprich mir das…“ Seine Mundwinkel zuckten verdächtig und das konnte beim besten Willen nichts Gutes heißen. „Unter einer Bedingung…“, antwortete er verschwörerisch. „Die da wäre?“, fragte ich nach, auch, wenn ich erahnte, was er wollte. Sein Grinsen wurde breiter. „Ich finde eine Gogostange passt perfekt in unser Schlafzimmer, denn zukünftig wird es nur noch einen geben, für den du sowas tust…“, hauchte er mir zu, wissend, dass er mich schon wieder völlig wahnsinnig machte. Seine Worte raubten mir den Verstand. Doch war das einer der Gründe, warum ich Naoki wollte. Immer. Und keinen anderen. Diese Mischung aus liebenswertem Papa und verruchtem Lover brachte meine Gefühle nur so in Wallungen. Kein anderer hatte es jemals geschafft, derartige Emotionen in mir wach zu rufen. „Oh du bist so verflucht schön Naoki…auch, wenn du sowas sagst…irgendwie gefällt mir das…und ich kann beim besten Willen nicht mehr klar denken…“ „Unser kleines Geheimnis ist bei mir sicher mein Schatz…und wie heißt es so schön, hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine wundervolle Frau…“ Ich musste auflachen. „Schleimer.“ „Ach ja? Immerhin eine Sache, die ich perfekt beherrsche…meiner wunderschönen Frau Komplimente machen, sodass sie mir aus der Hand frisst…“ „Wie war das vorhin mit dem Geheimnis?“, erinnerte ich ihn. Seine Gesichtszüge wurden wieder etwas weicher. „Ich habe mich sehr geschmeichelt gefühlt, damals der erste Mann zu sein, dem du diese Ehre erweist. Und ich hab dir erzählt, dass ich dich nicht gewollt hätte, wenn du zuvor auf der Party bei mir geblieben wärst…doch das stimmt so nicht ganz…selbst, wenn du nach der Party geblieben wärst, würden wir vermutlich heute trotzdem hier sitzen. Es war nur für mich irgendwie schwer zu begreifen, dass es da auf einmal ein Mädchen gibt, für das ich mehr fühle, als Lust…ich glaube mein Herz gehörte schon dir, nachdem wir uns zum ersten mal unterhalten haben. Nur in meinem Kopf kam das etwas verzögert an…“ Ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände und musste ihn einfach küssen. „Das war das schönste Geheimnis, was mir jemals ein Mann anvertraut hat.“   Die erste Hälfte der Tour hatten wir geschafft und da wir uns innerhalb Japans bewegten, konnten wir meistens zu Hause schlafen. Ich hatte die Jungs hin und wieder von einer Party reden hören und fragte mich langsam, wann und wo diese stattfinden sollte. Und würde ich auch zu dieser Feier geladen sein? Alice wollte dieses Wochenende unbedingt bei Juka und Lukas sein, deshalb hatte sie mein Bruderherz heute Morgen abgeholt. Da fiel mir ein Umschlag in die Hände und da das Kuvert schon geöffnet war, nahm ich den Inhalt raus und überflog die Zeilen. Eine Party also. Fragend schaute ich Naoki an. „Ähm ja, sorry, das wollte ich dir noch sagen…ich wusste, dass ich was vergessen habe.“ „Schon heute, lese ich das richtig?“, erkundigte ich mich und er nickte. Na super, das konnte ja spannend werden und vermutlich lernte ich da High Society von Tokio kennen. Ob sich unter den Gästen auch ein paar bekannte Bands befanden? Ich verzog mich wieder ins Schlafzimmer, weil Nina mich anrufen wollte. Naoki verausgabte sich gerade an seinem kleinen Heimfitnessstudio und ich telefonierte über Videochat mit meiner geliebten Nina. Immerhin gab es großartige Neuigkeiten zu verkünden. „Oh, wo ist denn mein kleiner Engel?“, fragte sie ganz traurig. „Alice wollte unbedingt zu Lukas und verbringt die nächsten zwei Tage dort. Wie geht’s dir?“ „Ganz gut, bis auf, dass du mir fehlst…aber ich werde es überleben. Du siehst sehr glücklich aus“, stellte meine beste Freundin fest. Ich lümmelte noch immer in Hotpan und T-Shirt im Bett herum, doch Nina kannte mich ja in diesem Aufzug zu Genüge. Immerhin wohnten wir vor nicht all zu langer Zeit zusammen. „Du fehlst mir auch. Was machen die Männer?“ Sie winkte genervt mit der Hand. „Hör bloß auf…die können mich langsam mal. Nur Schwachköpfe…und dein Göttergatte?“ Da ich von hier oben einen ausgezeichneten Blick auf die Klimmzugstange hatte, an der Naoki gerade hing, drehte ich mein Telefon, sodass auch Nina ihn begutachten konnte. Und wieder einmal stellte ich fest, wie verflucht sexy ich meinen Mann fand. Ich würde mich unmöglich jemals am ihm satt sehen können. Automatisch schlug mein Herz in Rekordgeschwindigkeit. „Olala…der Hottie…“, stellte auch Nina fest und ich grinste völlig verknallt ins Display meines Handys. „Er ist so toll Nina. So ganz anders als Jay…die perfekte Mischung aus liebevoll und Casanova. Nur, dass es eben nur mich gibt…ich bin seine Queen…“, schwärmte ich. „Das klingt süß Jojo und ein bisschen beneide ich dich ja um deinen Loverboy…ist bestimmt mega cool, wenn ihr beiden auf ner Party aufschlagt. Das perfekte Paar.“ Ich grinste. „Aber sowas von. Da fällt mir ein, heute findet so eine ganz noble Party statt und ich hab nichts zum Anziehen“, jammerte ich. „Ach Schatz, du wirst doch wohl ein Kleid haben und wenn es das kleine Schwarze ist…“, ermutigte mich Nina. Gerade stand ich vorm Spiegel und warf einen prüfenden Blick auf meinen Bauch. Nun konnte ich wohl kaum noch Geheim halten, dass ich schwanger war. Ich drehte mein Handy so, dass auch Nina die kleine Kugel bemerken musste. „Mh, da gibt es nur ein kleines Problemchen“, grinste ich und meiner besten Freundin fielen beinahe die Augen heraus. Sie hüpfte erfreut mit ihrem Telefon in der Wohnung umher. „Ahhhh Süße…das ist soooooo toll. Ich freu mich für euch“, jubelte Nina und auch ich lächelte. Denn ganz anders als beim ersten Mal mochte ich meinen kleinen Babybauch irgendwie. Was vermutlich nicht zuletzt daran lag, dass ich das jetzt mit Naoki gemeinsam durchstand. „Naoki ist auch voll happy…ich bin so verliebt…“ „Das hast du dir auch sowas von vierdient meine Süße…vielleicht kauft dir dein Liebster ja ein Kleid“, zwinkerte sie mir zu. „Mh, fragen kann ich ihn ja…nagut, ich mach mich mal fertig. Ich schick dir ein Bild vom Kleid…“ „Ich bitte darum. Dann viel Spaß meine Liebe und Grüße an den Rest, vor allem an meine bezaubernde Alice.“ „Richte ich aus…hab dich lieb…“ Ich schickte meiner liebsten Nina noch viele Luftküsschen und legte auf. Da legten sich auf einmal zwei Arme von hinten um mich und auch sein leicht verschwitzter Körper brachte mich völlig aus der Fassung. Schief grinste er mich an und gab mir einen Kuss. „Na Schlafmütze, auch schon wach?“ Ich verzog den Mund zu einer Schnute. „Was heißt hier auch schon wach…hab schon eine halbe Stunde mit Nina telefoniert. Soll dir Grüße ausrichten.“ „Soso…“, erwiderte er nur und küsste mich, dass es mich schon wieder völlig aus der Realität katapultierte. Mein Shirt war ich auch schneller als gewollt los und schon befand ich mich unter ihm auf dem Bett. Naokis tätowierter Rücken spiegelte sich an der Decke und zum ersten Mal wurde mir klar, weshalb er dort einen Spiegel angebracht hatte. Wie schön und verflucht sexy zur gleichen Zeit konnte man eigentlich sein? Seine heißen Lippen liebkosten meinen Hals und noch mehr als sonst brachten seine Hände auf meiner Haut mein Blut in Wallungen. Seine Zunge hinterließ eine unsichtbare Spur und hin und wieder reizte er mich ein bisschen. Ganz vorsichtig drang er in mich ein und versicherte sich mit seinen Blicken, ob es okay war. Schneller als sonst erfasste mich diese Welle der Lust und ich krallte meine Nägel in Naokis Rücken. Er lachte kurz auf und küsste mich wieder, dann erlag auch er seinem Höhepunkt und sank neben mir in die Kissen. Grinsend beobachtete er uns durch die gespiegelte Decke. „Du bist so wunderschön Jojo…mh da fällt mir ein, ich hab was für dich“, erinnerte er sich und sprang auf. Er holte irgendwas aus dem Schrank und hängte es an die Tür. „Ich dachte mir, dass du vielleicht ein Kleid für heute Abend brauchst“, säuselt er mir zu und kam wieder angekrochen. Erneut zog ich ihn einen Kuss, weil ich es kaum glauben konnte, dennoch grinste ich wie ein verliebter Trottel. „Schenkst du mir ernsthaft Kleider?“, fragte ich. „Natürlich. Für eine so edle Party musst du doch was Passendes zum Anziehen haben…“, hauchte er mir zu und knabberte schon wieder an meinem Hals. „Ich fühl mich manchmal wie Cinderella…es ist alles so traumhaft mit uns“ Naoki lächelte mich liebevoll an. „Oh, ja das ist es…gehen wir duschen? Immerhin müssen wir die Zweisamkeit ausnutzen, wenn der kleine Floh nicht da ist.“ Mein schöner Mann trug mich uns Badezimmer und wir duschten eine halbe Ewigkeit. Frühstück oder eher Brunch gab es dann auf der Terrasse. Anschließend führte Naoki noch das eine oder andere Telefonat und ich begann mir währenddessen schon die Haare mit dem Glätteisen einzudrehen, sodass sie später lockig fielen. Juka wollte heute Abend auch kommen und Lukas würde auf Alice aufpassen. Ich schminkte mich noch und stieg anschließend in mein neues Kleid. Der obere Teil verdeckte nur durch das zierliche schwarzgeblümte Spitzenmuster das Nötigste. Als Neckholder lief das Kleid oben zusammen und wurde durch einen kleinen Knopf geschlossen. Kurz oberhalb des Bauchnabels lief der Stoff recht locker nach unten aus, sodass man vermuten konnte, ich sei schwanger, es dennoch nicht auf den ersten Blick sah. Meine gelockte Mähne steckte ich an einer Seite noch ein bisschen mit Haarnadeln fest und war mit dem Endergebnis mehr als zufrieden. Naoki trug eine kurze Anzughose, sommerliche schwarze Schuhe und einen leichten Blazer, welchen er gerade zuknöpfte. Wir schossen noch ein Bild für Nina und machten uns auf den Weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)