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Seelenheil

von

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Hochzeitsvorbereitungen

Nach dem Essen spielte er noch ein bisschen mit Alice und sie wollte nun doch unbedingt auf den Spielplatz gehen. Ich kam auch mit, doch telefonierte mit dem Restaurant und sagte den Termin dort ab. Dann fragte ich Nina noch, ob sie Lust hätte übermorgen mit mir auf Brautkleidschau zu gehen. Selbstverständlich freute sie sich und willigte ein. Auch Jule wollte ich gern dabei haben, deshalb setzte ich auch sie von meinen Plänen in Kenntnis.

Alice bestand gerade immer darauf von Naoki ins Bett gebracht zu werden und das zeigte mir, wie sehr ihn die kleine Maus doch brauchte. Sicher hatte ich immer versucht ihr eine gute Mutter zu sein, doch Kinder brauchen nun Mal beide Eltern und eben nicht Mamas Freund als Papaersatz. Ich schrieb meinem Bruder, ob er noch wach sei und wenige Minuten später erhielt ich eine Antwort. Deshalb schlug ich ihm vor, zu skypen.

„Na du“, begrüßte er mich und ich grinste bis über beide Ohren, weil er mir wirklich fehlte.

„Hi. Wie geht’s dir?“

Lukas gähnte herzhaft.

„Müde, aber viel zu tun…und dir? Was grinst du so?“

„Ich freu mich eben dich zu sehen. Bei uns läuft alles bestens…ich hab einmal was richtig gemacht.“

Mein Bruder griff feinselig die Augen zusammen und als ich mich umdrehte, stand Naoki hinter mir und winkte ihm.

„Hallo Lieblingsschwager!“

„Mich beschleicht das dumpfe Gefühl, dass ich dich Nervensäge wohl nicht mehr loswerde oder?“

„Sicher nicht…sei nett zu ihm…immerhin wird er mich heiraten.“

Lukas rollte mit den Augen.

„Ich werde es versuchen.“

„Lukas, ihr kommt doch zur Hochzeit oder?“

„Hast du denn alles klären können?“

„Jaaaa, hab ich…meinst du, ich soll Mama einladen?“

Die Miene meines Bruder wurde finsterer als die Mienen von Moria.

„Das kann und will ich nicht für dich entscheiden Süße…nach ihrem letzten Versprechen, wieder öfter für uns da zu sein, hat sie wieder zu Hundertprozent versagt. Ich bin fertig mit diesem Teil unserer Familie…nur hab ich Bedenken, wenn sie kommt, könnte ich euch die Feier vermiesen und das will ich nicht“, antwortete mein liebster Bruder ehrlich und irgendwie drückte mir das schon wieder viel zu sehr auf‘s Gemüt.

„Aber du würdest kommen, auch wenn sie da ist“, stellte ich mehr fest, als das ich fragte.

„Natürlich…“, kam es etwas zögerlich von ihm, doch ich glaubte ihm, denn ich wusste, das würde er mir nicht antun.

„Du fehlst mir ein bisschen.“

Jetzt lächelte er.

„Ihr mir auch…wie geht’s dem kleinen Monster?“

„Dem Monsterchen geht es prima…sie ist froh, dass Naoki da ist. Er hat erzählt, dass Nici wohl ziemlich dumm geguckt hat, als er sie gestern vom Kindi abgeholt hat.“

Lukas lachte herzhaft.

„Das kann ich mir vorstellen und so, wie ich sie kenne, hat sie dich auch gleich drauf angesprochen“, mutmaßte er und ich nickte.

„Klar, sie wollte am liebsten alles wissen…aber hab ihr nur erzählt, dass wir wieder zusammen sind, mehr nicht.“

„Gut so, sie ist zwar nett, aber muss auch nicht alles wissen.“

Naoki kehrte gerade mit Alice vom Aufnahmeraum zurück. Sie hatte ihm unbedingt dabei zusehen wollen, wie er seine Musik produzierte, doch jetzt schien sie echt müde zu sein, sowie sie auf seinem Arm hing. Ich winkte die beiden her. Alice schaute ein wenig verschlafen in die Kamera, doch als sie ihren Lukas sah, war sie wieder hellwach. Sie kam neben mich auf die Couch gekrochen und winkte ihrem Onkel freudig zu.

„Hey Kleines, wie geht’s dir?“

„Gut und dir und Juka?“

„Auch…aber ich muss jetzt auch bald los, sonst schimpft Onkel Juka mit mir, weil ich zu spät komme.“

Alice lachte.

„Gib ihm einen ganz dicken Kuss von mir. Ich muss jetzt ins Bett, sonst schimpfen Mama und Papa mit mir.“

Manchmal wusste ich nicht, ob ich beeindruckt oder irritiert sein sollte, was meine Tochter schon so alles vom Stapel ließ.

„Dann geh mal schnell ins Bett…Bye“, verabschiedete er sich von Alice und dann auch von mir.

Ich kümmerte mich noch um das Geschirr, während Naoki unseren kleinen Engel ins Bett brachte. Währenddessen zermattete ich mir mal wieder das Hirn, wie meine Zukunft nun denn aussehen könnte. Option eins wäre eben hier, wo ich Nina hatte, Jule, meine Eltern, irgendwie zumindest oder eben Option zwei. Nach dem Kindergarten würde Alice ohnehin in die Schule kommen und, da sie japanische Wurzeln hatte, wäre es auch möglich, dass sie in Tokio zur Schule ging. Doch wollte auch ich das? Was fand ich wichtiger, meine Freunde hier oder meine Familie? Irgendwie erschöpft kuschelte ich mich mit meinem Weinglas zurück auf die Couch. Naoki kam wieder und wollte noch eine rauchen gehen.

Auch er gönnte sich dann ein Glas Wein und gesellte sich zu mir. Ohne Worte legte er seinen Arm um meine Schulter.

„Wir brauchen noch einen Termin, ich will dich nicht an dem Tag heiraten, wo die Hochzeit mit Jayden angedacht war.“

„Nächstes Wochenende?“

Ich drehte mich zu ihm.

„Du spinnst…viel zu kurzfristig.“

„Du hast gefragt und ich hab geantwortet…weißt du was? Wir organisieren für morgen Abend einen Babysitter und gehen ein bisschen feiern…“

„Manchmal bist du echt ein Spinner…aber ja, feiern gehen klingt gut.“

 

Das Shooting verlief wie immer super und Naoki war mit Alice tatsächlich in der Stadt gewesen, um mir einen Verlobungsring zu kaufen und, um beim Rathaus nach freien Terminen zu fragen. Tatsächlich bekamen wir in eineinhalb Wochen einen Mittwoch zur Verfügung gestellt. Mein schöner Mann hatte mich natürlich gleich angerufen und auch ich war mit dem Termin einverstanden. Alice freute sich so wahnsinnig und auch meine Laune war seitdem wieder besser.

Nina holte mich und Jule im Studio ab. Alice hatte ich heute mit zur Arbeit genommen, weil sie sich ja auch ein Kleid aussuchen durfte.

Meine beiden Freundinnen hatten selbstverständlich schon nach Boutiquen Ausschau gehalten und führten mich zu dem Laden ihrer Wahl. Dort gab es unter anderem Second Hand Kleider, aber auch neue Ware. Die Verkäuferin erwartete uns bereits und servierte uns Sekt mit Erdbeeren. Alice bekam einen Orangensaft.

„Haben Sie denn schon eine bestimmte Vorstellung?“, fragte die ältere Dame. Ich schüttelte den Kopf.

„Leider gar nicht…was können Sie denn empfehlen?“

Die Frau suchte ein paar Kleider heraus. Vorwiegend schlicht und lang ohne viel Schnick Schnack. Ich probierte sie an, doch irgendwie gefielen sie mir nicht so richtig. Und ich merkte auch, wie mich dieses Brautkleidershoppen jetzt schon tierisch nervte.

„Können Sie dieses Mal runter holen?“, hörte ich Jule fragen und die Frau schien ihrem Wunsch nachzukommen, denn es raschelte. Also noch nichts mit Anziehen. Ungeduldig wartete ich in Unterwäsche in der Garderobe.

„Oh das ist wunderschön, darin sieht Mama bestimmt aus wie eine Prinzessin“, freute sich mein kleiner Engel, deshalb war ich jetzt doch gespannt. Die Verkäuferin reichte mir das Kleid und half mir hinein. Der Stoff fühlte sich leicht an und trug sich gut auf der Haut. Der obere Teil war ähnlich wie bei einer Corsage zum Schnüren und sehr feine Blumenstickereien zierten den Stoff. Da das Kleid keine Ärmel besaß, zog ich den BH darunter aus. Die Schleppe fiel elegant und war auch nicht zu lang. Erst, nachdem ich fertig war, betrachtete ich mich im Spiegel. Auch meine Freundinnen und meine kleine Tochter hielten den Atem an.

„Wow Jojo, das ist perfekt…du siehst umwerfend aus…“, lobte mich Nina und auch meine Augen wurden ein bisschen glasig. Ich gefiel mir, ohne Zweifel. Mein Herz schlug schneller, als ich daran dachte, was Naoki wohl für Augen machen würde, wenn er mich so sah.

„Meint ihr wirklich?“, fragte ich noch einmal vorsichtig nach, um ja sicher zu gehen.

„Unbedingt“, kam es von beiden wie aus der Pistole geschossen. Ich drehte den kleinen Ring an meinem linken Ringfinger hin und her. Der Opal strahlte mir entgegen.

„Dann fehlt jetzt nur noch eine“, richtete ich mich an meinen kleinen Sonnenschein. Sie lächelte übers ganze Gesicht und probierte haufenweise Kleider an. Ich setzte mich zu den Mädels und trank meinen Sekt.

„Na ihr zwei…danke, dass ihr mit mir hier seid…“

„Ist doch klar. Und die Feier wollt ihr jetzt tatsächlich bei euch ausrichten?“

Ich nickte.

„Das ist irgendwie das schönste und das einfachste. Ich hoffe nur, alles geht gut…wegen meinen Eltern und Lukas…“

Nina gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Und wenn jemand, egal wer der beiden, Stress macht, der fliegt raus. Jojo, das ist euer Tag und du musst dich sicher nicht darum kümmern, wer sich mit wem versteht.“

Nina hatte Recht, das wusste ich. Dennoch ging mir dieses Thema sehr nahe. Wie so vieles gerade. Ob das daran lag, dass ich bald heiratete?

„Ähm, am Wochenende veranstalten wir dann aber schon noch deinen Jungeselinnenabschied oder?“

„Ehrlich? Und wer kümmert sich um Alice?“

„Na dein wunderschöner Mann, wer sonst.“

„Aber vielleicht will er ja auch feiern gehen?“

Jule winkte ab und schüttete den letzten Schluck Sekt runter, um sich noch einmal nachzuschenken.

„Guck mal Mama. Das gefällt mir!“, meldete sich Alice zu Wort und kam zu mir. Auch mir gefiel das Kleid sehr. Viel Rüschen und Tüll, doch mein kleines Mädchen sah darin einfach bezaubernd aus.

„Soll ich Papa ein Bild schicken?“, fragte ich sie.

„Nein, der darf das erst sehen, wenn wir heiraten.“

Ich musste schmunzeln. Wir zogen uns wieder um und kauften die beiden Kleider. Ringe hatten wir gestern ausgesucht und der Schmied hatte uns hoch heilig versprochen, dass sie in einer Woche fertig sein würden. Ziemlich geschafft kamen wir zu Hause an. Naoki wartete schon mit dem Essen auf uns und lud Nina und Jule auch ein zu bleiben. Da wir noch ein bisschen trinklustig waren, ließ er die Finger davon. Das fand ich irgendwie süß.



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