Kusuri, der Dämonenarzt von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 11: Prüfung ------------------- Prüfung Vor mir tat sich ein einziger Weg auf, den ich langsam entlangschritt und jedes Blatt begutachtete, welches neben mir einher stand und mich vor so mancher Gefahr schütze. Oder auch so manche Gefahr barg. Das würde ich noch herausfinden. An der ersten Gabelung dieses Labyrinths, sah ich zuerst zu meiner linken. Entdeckte weder etwas, was mir den Weg wies, als der Gang zu meiner rechten. Zu meinen Füßen entdeckte ich lediglich Blüten, welche sich in beide Richtungen erstreckten. Einmal weiße und dann wieder bläuliche. Musternd kniete ich mich zu ihnen. Sie mussten ein Hinweis beherbergen, wenn sie schon so auffällig hier heranwuchsen. Von den weißen wusste ich, das sie süßlich, fast schon schwer rochen und leicht wie Minze schmeckten, aber hochgradig giftig für alle Menschen waren. Yokai, machte es wenig aus, aber auch sie würden mit so manchen Bauchkrämpfen zu kämpfen haben. Die blauen Blüten dagegen, schmeckten bitter, fast schon wie pures, trockenes Holz und waren doch so zahm, wie eine kleine Maus. Dies war also mein Hinweis und ich ging in die Richtung, welche die blauen Blüten mir den Weg wiesen. Solch Hinweise fand ich zuhauf, an jeder Gabelung die ich fand und war bald gereizt, mein Wissen geprüft zu bekommen. Kokoro und Kishu, hätten diesen Weg ebenso gefunden, vielleicht sogar mit verbundenen Augen beschritten. Also, was wollte der Wächter hier aus mir heraus prüfen? Knurrend wand ich mich den nächsten Gang entlang und erkannte dann endlich etwas Neues. Am Ende des Weges, eröffnete sich der Gang in drei, hell erleuchtete Gänge. Hier war keine Blume, kein Gras oder sonst etwas als Hinweis ausgelegt. Tief sog ich die Luft durch die Nase, um vielleicht einen Geruch auszumachen. Aber was ich da roch, versetze mich in Nervosität. Mein Herzschlag verdoppelte sich, mein Atem ging hastig. Das konnte nicht möglich sein. Ich roch, Toki. Aber sie konnte nicht hier sein, war sicher in der Residenz zurückgeblieben. Was würde mich also erwarten, wenn ich diesen Weg beschritt. Da kroch ein weiterer Geruch an meine Nase. Moosig und morsch, wie zuvor am Sumpf. Würde ich durch diesen Gang wieder hinaus gelangen? Zurück an den Anfang? Schmunzelnd erkannte ich den Hinweis. Ich sollte mich entscheiden. Würde ich Hals über Kopf Tokis Geruch folgen, würde ich durch einen Zauber, bei ihr in die Residenz stolpern. Auch wenn ich mich sorgte, das es ihr vielleicht nicht gut ginge, so entschied ich mich gegen diesen Weg. Der Sumpf, reizte mich ebenso wenig und so lief ich in den dritten Gang. Dort stapfte ich durch tiefe Dunkelheit und bemerkte, das auch die Flamme der Fackel langsam erstarb. So war ich auf meinen Geruchssinn angewiesen, denn meine Gabe war mir verboten worden. Noch einige Schritte ging ich und prallte dann an eine geschlossene Wand. Mit den Händen tastete ich sie ab und schreckte zusammen, als auch hinter mir und dann ganz um mich herum, eine Mauer aus kalter Erde stand. „Was soll das denn nun werden?“, brummte ich und seufzte innerlich. Dies glich langsam einem Puppenspiel, welches Yosuke oft meinen Söhnen vorspielte, als diese noch klein waren. Yosuke, schlich sich sein Bildnis vor meine Augen und ich sah hinauf. Doch außer tiefer Dunkelheit war nichts auszumachen. „Was bedeutet dir diese Erinnerung, Kusuri?“, erschallte eine tiefe, bebende Stimme, die die Wände erzittern ließ. Wieder ließ ich den Blick schweifen, sendete meine Aura aus, um etwas zu spüren, aber da war nichts. Dennoch musste ich antworten: „Er ist einer meiner ältesten Freunde.“ „Ist das so? Und was ist mit deinem Weib und deinen Söhnen? Wie tief empfindest du für sie?“, fragte die Stimme weiter. Es verwirrte mich. Wozu sollte dies alles nutzen? Wozu meine Familie, ja mein ganzes Sein offenlegen? Aber was sollte ich tun? „Sei sind meine Familie und meine Söhne, werden einmal fähige Ärzte werden“, antwortete ich. „Du verleugnest deine Gefühle, Mischling“, brummte die Stimme und glitt in die Ferne. „Halt!“, versuchte ich sie aufzuhalten und presste meine Hände gegen die Mauer vor mir. Doch je fester ich meine Handflächen an sie presste, desto enger wurde der Raum. Bald spürte ich die Mauern an meiner Brust und ebenso in meinem Rücken. Ich würde hier drinnen noch ersticken. „Was willst du von mir?“ „Kusuri, Arzt der Yokai und Menschen, du verleugnest dein wahres Sein. Hast noch nicht einmal danach gesucht oder es erforscht. Ich sehe deinen Weg in diesem Leben und wenn du dich nicht wandelst, wirst du bald den tot erfahren. Was ist dir das wichtigste?“, stellte mir das unsichtbare Wesen erneut eine Frage. Mir verschwamm das Gedächtnis. Der Mangel an Luft, in diesem engen Raum wurde größer. Ich musste mich beeilen und bald eine richtige Antwort geben. „Meine Familie“, keuchte ich und kniff angespannt die Augenlider aufeinander. „Lügner“, ertappte mich der fragende und ich schreckte auf. Was sah dieses Wesen in mir, das ich nicht erkannte. War mir meine Familie nicht das wichtigste? Bestimmten sie nicht mein Leben? Das konnte nicht sein! „Sie sind mir lieb und teuer. Ebenso meine Freunde!“, beschwor ich und die Wände pressten an meinem Leib. „Wieso suchtest du dann nie nach deinem Bruder, welcher sich immerzu um dich kümmerte, als du ein kleiner Wicht warst?“ Japsend nach Luft hielt ich diese im nächsten Moment an. Dieses Wesen sprach von Ryochi. Es hatte recht. Auch er war meine Familie. War mir so wichtig, wie mein eigen Fleisch und Blut. Bilder seines Gesichtes tauchten in meinen Erinnerungen auf. Wie wir am Abend gemeinsam auf meiner Schlafstätte kauerten. Im Dreck, wie die Würmer und doch auf unsere Art verbunden und glücklich. Verräter, schallte seine Stimme in meinem Kopf und entwickelte sich zu einem dröhnen. „Nicht!“, zischte ich. „Glaubst du seinen Worten?“, flüsterte die grollende Stimme. „Sie sind so tief in deinem Herzen verwurzelt, das du immerzu nach einem Weg suchst, deinem Bruder gerecht zu werden. Doch du wirst es ihm niemals mehr beweisen können, Arzt.“ Zitternd grub ich meine Krallen in die Erde, nah an meinem Gesicht. „Wieso sagst du das? Willst du mich brechen?“, murmelte ich, lehnte meine Stirn an die kühle Stelle vor mir. Das alles hatte keinen Sinn. „Dein Bruder, grub damals dein leeres Grab und grämte sich fort weg dafür, diese Worte gesagt zu haben.“, erklärte die Stimme und ich öffnete meine Augen. „Du wunderst dich, woher ich das weiß? Ich bin die heilige Kraft nach der du dich verzehrst. Nur wenn du deiner selbst bewusst wirst. Dein schweres Herz erleichterst, wirst du mich beherrschen können.“ „Was!?“, seufzte ich noch und spürte die massive schwere, urplötzlich auf meinen Gliedern. Ich konnte mich nicht mehr wachhalten und verfiel in Dunkelheit. Bilder meines Bruders, Okkoto-samas, Tokis und meiner Söhne, Kokoro und Kishu und am Ende auch von Yosuke, tauchten vor meinen Augen auf und nachdem mein ganzes Sein an mir vorbeilief, strahlte ein helles, warmes Licht aus meinen Augen und Händen. Ich hatte meine Chance versiegt, setze meine Kräfte ein und rollte mich in meinem Herzen zusammen. Ich würde meine Macht nicht erweitern. Ich hatte versagt, Könnte Ryochi niemals als fähiger Arzt gegenüber treten. Es war nicht genug, ich war nicht genug. Egal was ich tat. Niemand könnte jemals stolz verspüren, wenn er an mich dachte. Nicht zuletzt, ich selbst. „Kusuri, willst du nun also endlich erwachen?“, flüsterte erleichtert eine Stimme an meiner Seite. Warme Hände tasteten meine Glieder ab und seufzten beruhig. „Nichts gebrochen“, wie oft hatte ich diese Stimme, genau diese Worte sprechen hören? Tausende Male und so wusste ich, wer da bei mir war. „Yosuke“, krächzte ich und biss mir auch die Unterlippe. Ich hatte also wirklich versagt und war zurück gekehrt. Heraus aus meinem Grab der Erde, in welches ich gesperrt und ausgefragt worden war. Doch mein Innerstes, wäre am liebsten dort verweilt, denn es war getrübt von Selbsthass. „Na endlich! Zum Glück, geht es dir gut“, erschallte Yosukes Stimme. Ich wendete meinen Kopf weg von ihm, öffnete meine Augen einen Spalt und riss sie dann weit auf. Dort in meiner Hand, fest umklammert, lag ein hölzerner Stab, an dessen oberer Spitze eine grünliche Kugel prangte. Das war die Kugel, welche dort in dem kleinen Schrein gelegen hatte. Wieso war sie hier? „Bist du stolz, dass du es geschafft hast? Sag, was war das für eine Aufgabe, der du dich stellen musstest?“, fragte mich Yosuke sofort aus und ich wendete meinen Blick zu ihm. Sofort erfassten mich seine braunen Augen. Der silberne Ring, mit dem er die Knochen sehen konnte, schimmerte noch immer leicht darin. „Verzeih mir“, flüsterte ich anstatt einer Antwort und spürte das brennen in meinen Augen. Yosuke war mein Freund und nachdem ich mit Ryochi Bildnis konfrontiert wurde, kam mir meine Zurückweisung vor einigen Stunden, nur noch verwerflicher vor. Ich hatte nie Gelegenheit gehabt mich bei Ryochi zu entschuldigen, also sollte ich jede Gelegenheit nutzen, es bei denen zu tun, bei denen ich es konnte. „Was soll ich dir verzeihen?“, fragte Yosuke mit seinem typisch breiten Lächeln. Vorsichtig legte er eine Hand auf meine Wange und musterte mich noch einmal. „Hast du irgendwelche Verletzungen am Kopf?“ „Mach dich nicht über mich lustig“, brummte ich, denn ich spürte das er mir nicht glauben wollte und deshalb einen Scherz machte. „Ich meine es ernst. Ich hätte dich nicht so zurückweisen dürfen“, vertiefte ich meine Entschuldigung und sah wie er seine Augen schloss. Er nahm seine Hand von meiner Wange und rieb sich über sein Kinn und den Mund, bevor er sie, als Faust an seine Wange legte und den Kopf daranlegte. „Ich glaube du hast in deiner Prüfung für diese Kugel, deinen Verstand verloren“, zog er mich auf. Grimmig setze ich mich auf. „Es hat wirklich keinen Sinn, mit dir zu reden, Yosuke!“, knurrte ich und seufzte dann einen Schwall Luft aus. „Nimm meine Entschuldigung einfach an“, befahl ich maulend. Yosuke lachte auf und grinste dann frech. Seine Laune ließ mein Herz wieder erleichtern, auch wenn mich die Fragen des Wesens, welche wohl in dieser Kugel lebte, belasteten. Musternd hob ich den Stab näher zu mir, sah empor zur Kugel und sah wie sich das aufgehende Sonnenlicht darin brach. Was würde es heißen, mich selbst zu erkennen? „Kusuri?“, wedelte Yosuke mit seiner Hand vor meinen Augen herum und ich fixierte ihn. „Lass uns aufbrechen“, bat ich und er zuckte mit den Schultern. „Dich versteht wirklich niemand, du verrückter“, rollte er mir den Augen und erhob sich. Seine Hand streckte sich zu mir und nach einem kurzen Blick in sein freundliches Gesicht, zog ich mich daran auf die Beine. Schwer fühlte sich mein Körper an, fast wie Blei. „Alles in Ordnung?“, fiel dies Yosuke auf und ich nickte. So brachen wir auf und kamen wieder an der Lichtung meiner Kindheit vorbei. Dort schritten wir über das Gras und ich fixierte eisern meinen Blick, entgegen der Richtung meiner Geburt. Doch ich hatte nicht mit Yosuke gerechnet, welcher einen wirklich unnachgiebigen Willen besitzen konnte. Seine Hand ergriff mein Handgelenk und er bekam meinen Blick. „Du willst wissen, was es damit auf sich hat, oder?“, murmelte ich und er ließ von mir ab. Seine Arme verschränkten sich vor seinem Körper und unsere Schritte trugen uns weiter den Weg entlang. „Mein Bruder schimpfte mich damals einen Verräter, nachdem mein Vater mich zwang, mit ihm zu gehen“, begann ich meine Geschichte und Yosuke hielt die Luft an. „Er dachte damals, das es mein Wunsch war, Vater zu begleiten. Ich wollte nur mehr wissen erlangen, um ihm eine bessere Hilfe sein zu können. Kindisch nicht wahr?“, versuchte ich zu scherzen. Yosuke, räusperte sich. „Ich denke du warst damals schon längst kein Kind mehr, Kusuri.“ Überraschte er mich und ich sah zu ihm. Er erwiderte meinen Blick, fixierend und so tief, das mir das Herz bis zum Hals schlug. „Du wolltest deinen Bruder stolz machen. Wüsste er, das du damals einfach nur Glück hattest, das Okkoto-sama dich kaufte, dann wäre er sicher anders gestimmt.“ „Wieso dann der Stein?“, fragte ich und lächelte bitter. „Sicher hat er ihn errichtet und mich gedanklich begraben“, seufzte ich mürbe. Der Stab ruhte ruhig in meiner Hand, setze sich bei jedem Schritt stetig auf dem Boden ab, bis ich ihn wieder leicht hob und erneut aufsetze. „Was für ein Mann, war dein Vater?“, wollte er wissen und ich verzog die Augenbrauen. „Er war ein mächtiger Arzt, tat was er tun konnte, um zu helfen.“ Versuchte ich ihn zu beschreiben. „Reine Ironie, das ein jeder von ihm wusste und ich, von dem man nicht mal den Namen kennt, doch so viel mehr, heilende Macht besitze.“ „Klingt überhaupt nicht überheblich“, betitelte Yosuke und bekam wieder einen funkelnden, tödlichen Blick meinerseits. „Aber ich muss dir Recht geben“, sprach er weiter und verwunderte mich. „Dein Vater, wurde stets bewundert, aber ich fand ihn damals schon sehr hilflos.“ „Inwiefern?“, zweifelte ich seine These an. „Egal was er tat, es half nie für längere Zeit. Einige Tage und Okkoto-sama, war genauso bettlegerisch wie zuvor. Deshalb wollte ich gar nicht glauben, als mir damals gesagt wurde, Meister Matsuta, hätte ihn geheilt. Aber dann stolpertest du zu uns und ich dachte, es könnte nicht schlimmer sein. So eine halbe Portion“, grinste er frech. „Willst du mir etwas sagen?“, brummte ich und schritt an den dichten Bäumen vorbei. Yosuke, war mir gleich auf und seine blanken Zahnreihen, stachen mir entgegen. „Es hat sich ja zum Glück bewahrheitet, das auch in so kleinen Hämpflingen, eine Menge Kraft stecken kann. Ich bin sehr froh, das Matsuta-sama dich damals zwang.“, gestand er und mir pochte das Herz. Warum erwärmte mich dieser Satz so? Ebenso glühte meine Handfläche, die den Stab hielt. War dies ein Hinweis? Aber was hatte dies zu bedeuten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)