Kusuri, der Dämonenarzt von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 9: Frust ---------------- Frust Als ich damals zurückkam, sprach ich fort weg kein Wort mehr. Monatelang schwieg ich, tat meine Arbeit und ging dann in einen kleinen Raum, indem ich für mich allein sein konnte. In diesem Raum saß ich die ersten Wochen und starrte an eine Wand oder auf meine Hände. Aktivierte die Kraft und ließ sie wieder erlöschen. Manchmal tat ich dies so lange und oft, bis es mir meine gesamte körperliche Kraft nahm und ich einfach dahinglitt und schlief. Ich wollte mich schlichtweg Strafen. Strafen dafür, das ich Okkoto-sama nicht hatte helfen können. Seine Leiche wurde ehrbar nach Hause gebracht, ich lief die ganze Zeit neben den Kriegern her und er wurde nur wenige Tage später verbrannt. Tego, war dabei gewesen und hatte versucht, mit mir zu reden. Ich wies ihn ab, wollte nicht hören, was er mir Aufbauendes sagen wollte. Du hast alles probiert.. Manchmal, kann man eben nichts mehr tun.. Er war zu schwer verletzt.. All das, waren Sätze, die mir immerzu alle sagten und doch verhalfen sie mir nicht zur Linderung. Ich erforschte meine Gedanken und fand darin nur leere. Ich konnte einfach nichts mehr erfassen, tat alles mechanisch und schloss mich ein. Meine Gefühle waren so verfinstert, das ich erst nach Monaten darauf kam, das ich für meinen Herrn mehr als nur Loyalität empfunden hatte. Er war mehr gewesen. Wie ein Vater, der weise Freund, den man um Rat fragte. Einfach mehr. Immer wieder, sah ich seinen letzten Blick auf mir, sein winziges, ersterbendes Lächeln. Er war froh gewesen, das ich da gewesen war, hatte auf mich gehofft. An einem verschneiten Abend, stellte mich Toki das erste Mal, zur Rede. Natürlich bemerkte sie an vorderster Front von meiner Veränderung und war erzürnt über meinen Egoismus. „Denkst du, nur du vermisst ihn!? Ich habe ihm ebenso alles zu verdanken. Genauso Yosuke und die Zwillinge!“, schimpfte sie und ich starrte müde auf die Schneeflocken, welche in der Luft tanzten. Sie sahen herrlich friedlich und ruhig aus. „Hörst du mich überhaupt?“, fragte sie und ich hörte das Leiden in ihrer Stimme. Sie machte sich sicher nur sorgen, doch damals, war ich blind diese zu erkennen. „Ja, natürlich“, antwortete ich monoton. Für sie, ein Zeichen dafür das ich sie nicht ernst zu nehmen schien. „Hör endlich auf, Kusuri! Ich ertrage das nicht mehr!“, schrie sie und sank auf die Knie. Sie würde weinen, wie so oft in den letzten Wochen. „Okkoto-sama, würde sich schämen, dafür wie du dich verhältst“, setze sie mich unter Druck und unterdrückte ihre Tränen. Die Trauer über diese Situation, war der Wut gewichen. Sie würde mich bald nur noch hassen. Mich so ansehen, wie sie es gerade tat. Mit tränengefüllten, wütenden Augen. „Ich habe ohnehin versagt“, flüsterte ich und stand dann auf. Tokis Blick schnellte hoch und sie ergriff meinen Yukata, um mich aufzuhalten. „Wieso sagst du das? Ich habe alle gefragt. Sie sagten, das sie deine Kraft noch nie so groß gesehen haben! Es war einfach zu spät für Okktoto-sama!“ „Schweig, Toki!“, knurrte ich sie an und sie riss erschrocken die Augen auf. Ich wollte diese Worte nicht mehr hören. Sie stand zitternd auf und wendete ihren Blick ab. Diesmal würde sie ihre Tränen nicht aufhalten können und somit flüchtete sie aus dem Raum. Ich wollte sie nicht so behandeln, aber ich war am Ende meiner Moral angekommen. „Vater, warum streitet Ihr so mit Mutter?“, hörte ich Akeno, welcher den Raum über die Terrase betrat. Die Luft einziehend hob ich meinen Blick und sah hinaus in den Garten. Vielleicht sollte ich einfach gehen, dachte ich mir und wand mich dann an meinen ältesten Sohn, welcher selbst schon einem jungen Erwachsenen glich. „Dinge, für die du noch zu jung bist, Sohn“, antwortete ich und verließ den Raum. Wieder gingen ein paar Wochen ins Land und ich vertiefte mich, nach dem Streit, in neue Schriften, die ich mir von einem anderen Lord hatte schicken lassen. Er betrauerte den Tod meines Herrn sehr und wollte mir helfen, mein Wissen zu erweitern. Die Zwillinge, kamen ab und an dazu und baten um einen Blick. Ich ließ sie, denn bald erkannte ich, das es nichts gab, was ich nicht über medizinische Dinge wusste. Nur wenige Dinge waren erforscht. Zum Beispiel der Verlauf eines Hanyou. Es gab viel zu wenige, um da richtige Untersuchungen anzustellen. Außerdem wäre es mir zuwider, kleine Kinder auf den Kopf zu stellen und sie als Versuchskaninchen zu missbrauchen. Sie waren eben nur Mischlinge wie ich, die nichts dafür konnten, das ihre Eltern sich herumtrieben. Müde legte ich den Zwillingen die zuletzt gelesene Schriftrolle hin und nahm die letzte, die noch blieb. Sie war heute gebracht worden, weil sie beim letzten Mal vergessen worden war. Also zog ich die Kordel auf und begann zu lesen. Zufälligerweise war diese Schriftrolle nicht wie die letzten aufgebaut, glich zunächst wie ein Märchenbuch über eine Legende. Es ging um einen Wächter, welcher eine Kugel beherbergte, die die Kräfte desjenigen verstärkt, der sie trägt. Schnaubend quittierte ich diese Tatsache. Wer sollte denn so etwas erschaffen können? Aber aus irgendeinem Grund, konnte ich nicht aufhören zu lesen und fand bald heraus, das sie im Osten zu finden sein könnte. Diese Kugel. Würde sie vielleicht helfen, meine Kräfte zu verstärken? Könnte ich so vielleicht nicht mehr versagen? Mitten in der Nacht, legte ich mich das erste Mal seit Monaten zu Toki. Sie schien überrascht, suchte jedoch meine Nähe und hoffte, das ich mich nun geändert haben könnte. Sanft nahm ich sie in den Arm und sie drückte ihren Rücken an mich. Sollte ich ihr sagen, das ich den Gedanken hegte, diese Kugel zu finden? „Konntest du in den Schriften etwas finden?“, fragte sie dann ruhig und legte ihre Hand in meine, auf dessen Arm, sie ihren Kopf gebettet hatte. Ich zog sie noch ein Stück näher an mich und küsste vorsichtig ihr Ohr. Wie würde sie reagieren? „Ja. Ich las von einer magischen Kugel, welche die Gaben des Trägers verstärkt“, erklärte ich. Sie wand sich leicht zu mir und musterte mich skeptisch. In ihren Augen las ich sofort, das sie ahnte, was ich vor zu haben schien. „Eine Kugel?“, fragte sie dennoch skeptisch und zog die Augenbrauen zusammen. „Ja. Sie ist im Osten zu finden und wird von jemanden bewacht. Ich überlege, Tego um Rat zu bitten“, leitete ich meine Bitte ein und Toki wand ihre blauen Augen von mir ab. „Du willst zu ihm reisen?“ „Das werde ich“, antwortete ich. Tokis Körper versteifte sich und sie sah wieder zu mir auf. „Du fragst nicht? Du entscheidest.“, hauchte sie überrumpelt und ich nickte. Ich hatte mich entschieden und würde mich nicht abhalten lassen. Toki, war eine starke Frau und könnte mich für einige Wochen entbehren. Schließlich vernachlässigte ich meine Pflichten, sowieso seit Monaten. Dennoch stach es mir ins Herz, als sie sich von mir drückte und sich aufsetze. Sie legte sich die Hand aufs Herz und schloss gequält die Augen. „Warum kommst du überhaupt noch zu mir?“, sprach sie mich an. Ich spürte sofort den Umschwung ihrer Art. Sie war ruhig, zu ruhig. Würde sie mich nun doch noch, zu einem Streit herausfordern? Wollte sie sich nun wirklich gegen meine Entscheidung stellen? „Toki“, wollte ich mich erklären, doch sie hob die Hand und brachte mich zum Schweigen. „Geh. Ich will dich nicht mehr sehen!“, befahl sie mir eisern und ich weitete meine Augen. „Geh, bitte“, setze sie nach und ich setze mich auf. Was sollte ich denn nur tun? Toki, du bist die Frau meines Herzens, aber ich will dieser Spur nachgehen. Ich will besser und stärker werden, damit ich als Arzt noch mehr helfen könnte. Kannst du das nicht verstehen, Toki? Da sie sich komplett von mir abschottete, entschied ich mich, mich ihrem Willen zu beugen. Schweigend stand ich auf und sah auf ihr silbernes Haar hinab. Sie hob den Blick nicht für eine Sekunde, also verließ ich den Raum. Nur Sekunden nachdem ich die Tür geschlossen hatte, hörte ich Tokis schluchzen. Ich hoffte sehr, das sie mir diese Entscheidung verzeihen würde. Schnell hatte ich einige Dinge zusammengepackt. Mein Herz versank, wie nach Okkoto-samas Tod, in tiefe Sümpfe, doch ich würde mich nicht mehr abhalten lassen. Vielleicht würde eine Trennung auf Zeit, gut für Toki und mich sein. Wenn ich erfolgreich wäre, würde ich mich ihren Willen beugen und wieder zu dem Gemahl werden, den sie verdient hatte. Ohne ein Wort zu den anderen oder meinen Söhnen, verließ ich die Residenz. Doch ich war nicht komplett unsichtbar entkommen und bald ergriff mich eine Hand an der Schulter und riss mich herum. Ich hatte ihn schon einige Meter gerochen und wusste, das es Yosuke war. „Hey Kusuri! Wohin des Weges?“, wollte er wissen und ich riss meine Schulter aus seiner Umklammerung. „Toki, ist wirklich sehr aufgebracht“, teilte er mir mit und machte mein Herz nur noch schwerer. „Ich weiß“, war meine Antwort. Dennoch wendete ich mich wieder ab und ging weiter. Schnaubend hörte ich Yosuke und hatte gedacht, das er zurücklaufen würde, um den anderen Bericht zu erstatten. Stattdessen hörte ich das er mir nachging und dies veranlasste mich dazu, zum Stehen zu kommen. „Was soll das, Yosuke?“ „Na, ich gehe mit dir“, sagte er ganz selbstverständlich und zuckte mit den Schultern. „Ich brauche dich nicht bei mir. Sicher fühlst auch du dich, von mir verraten. Heuchlerei bringt uns nicht weiter“, erwiderte ich schroff und wollte das er zurück ging. „Oh, Wow. So viel, hast du seit Monaten nicht mehr mit mir gesprochen.“, witzelte er und ich rollte die Augen. Warum musste er so zutreffend sein. „Ich werde mit dir kommen. Sicher gibt es etwas Spannendes zu erleben, wenn du deine Frau und die Kinder dafür zurücklässt.“ Seine Gabe, Dinge zu erfassen und einem gleichzeitig vorzuwerfen, war immens. Doch er hatte recht. Vielleicht würde uns dieser Weg weiterbringen und auch Yosuke, würde noch etwas dazulernen, um seine Fähigkeiten zu verbessern. Außerdem musste ich zugeben, das er ein weitaus besserer Kämpfer war und somit ein guter Kamerad, sollten wir in Gefahr geraten. „Tu, was immer du willst“, sagte ich genervt und ging in meinem Tempo weiter. Yosuke lachte kurz auf und seine gleichmäßigen Schritte folgten mir. Nur nach wenigen, war er gleich auf mit mir und sah zu mir herab. Sein Schmunzeln, hätte ich ihm am liebsten aus dem Gesicht gezaubert. „Tego-sama, Eure Cousin ist hier“, verkündete der Hofmeister, das wir angekommen waren. Tegos Augen sah überrascht zu mir und Yosuke. Er ließ seine Schriftrolle sinken und schien uns zu ergründen. Seine Gabe, wie ich wusste. „Sei gegrüßt, Kusuri. Was verschafft mir die Ehre, deines Besuchs?“, fragte er und stand auf, um uns zu begrüßen. Ich neigte mein Haupt, wogegen Yosuke sich verbeugte. „Tego. Ich bin auf Reisen, um mein Wissen zu vergrößern. Yosuke begleitet mich. Wir kamen hier vorbei und ich wollte dir meine Aufwartung machen. Außerdem erhoffe ich mir deine Hilfe“, erklärte ich, warum wir da waren. Tego, lächelte kurz und hob die Hand, bat uns so zu einem Tisch, welcher vor dem Fenster stand und den Blick auf den verschneiten Garten freigab. Wir setzten uns und nahmen den warmen Tee gerne an, welcher uns sogleich gereicht wurde. Tego, orderte uns ebenso ein paar warme Speisen, damit wir uns kräftigen konnten. „Worum geht es bei eurer Lehrreise?“, fragte Tego und nippte an seinem Becher Tee. Dieser dampfte geruchvoll, war vollmundig und blumig zugleich. „Wir hörten von einer Legende, hier aus dem Osten“, begann Yosuke, dem ich von der Kugel erzählt hatte. „Es heißt, ein Eremit besitzt eine sehr mächtige Kugel, welche die Kräfte eines Yokai verstärken kann“, erzählte er weiter. Tego, zog die Augenbrauen hoch. „Wieso, wollt ihr nach dieser Kugel suchen? Ihr seid doch bereits fähige Ärzte, mit außergewöhnlichen Kräften“, bemerkte Tego und traf den Nagel auf den Kopf. Mit diesen Worten erinnerte er mich an Toki. Sie gab sich ebenso, mit meinen Fehlern zufrieden. „Ich möchte jedem helfen können, der meine Hilfe benötigt. Mein Wille, sollte nicht mehr der Ausschlag für meine Kraft sein. Ebenso muss ich versuchen, sie zu kräftigen“, erläuterte ich meine Gründe. Tego, grinste kurz und schüttelte den Kopf. „Du grämst dich und willst dich mit eine Legende ablenken, Kusuri“, durchblickte er meine Absichten und ich knurrte kurz. Tego, hob warnend die Augenbraue. „Ich sage dir, was du nicht hören willst und doch hörst du mir genau zu: du hättest nichts, für Okkoto vollbringen können. Er wollte nicht das du ihn heilen kommst. Er wollte, das du bei ihm bist, wenn er geht. Du warst ihm immer sehr ans Herz gebaut. Hast du das nie gewusst?“ Geschockt riss ich die Augen auf und erstarrte. Yosuke, beobachtete mich genau und räusperte sich. „Kusuri, will einfach nur ein besserer Arzt werden. Okkoto-samas Tod, war nur der ausschlaggebende Ruck, den er gebraucht hat, werter Tego-sama.“, versuchte Yosuke meine Gründe zu vereinfachen. Ich würde ihm danken müssen, wenn es dadurch gelingen würde, Tego, um Informationen zu bitten. „Wenn das so ist“, murmelte Tego und nahm einen letzten Schluck Tee. „Ich werde mich umhören und solange, könnt ihr hierbleiben. Seid meine Gäste“, bat er an und Yosuke freute sich, bedanke sich dafür mit einer tiefen Verbeugung. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, setze ich mich alleine auf die äußere Terrasse. Ein dicker Haori schütze meinen Körper vor der Kälte, die ich ohnehin gut vertrug. Frieren war bei mir etwas Seltenes. Wieder hatte es angefangen zu schneien und die Flocken tänzelten herum. Dieser Anblick löste Ruhe in mir aus. Doch diese, war mir nicht lange vergönnt, als ich die langen Schritte meines Begleiters hörte und sie neben mir hielten. „Hast du es gewusst?“, fragte ich, bevor Yosuke etwas zum Gruß sagen konnte. Er hielt die Luft an und ließ sich neben mir sinken. Ich roch den warmen Sake, den er mitgebracht hatte und den er uns in zwei Schälchen einschenkte. „Was genau meinst du?“, fragte er brummend und reichte mir die Schale. Ich musterte sein Gesicht kurz, welches ganz entspannt war. Er führte seine Schale an seine Lippen und nahm einen Schluck. Die warme Flüssigkeit, brachte seinen Atem zum Vorschein, als er kurz daraufhin seufzte. „Die Tatsache das Okkoto-sama mich wohl gemocht haben könnte“, fing ich mich wieder und nahm selbst einen Schluck. Warm und stark brannte der Sake in meinem Hals. Yosuke, schnaubte amüsiert und grinste kurz, bevor er mir direkt in die Augen sah. Er fixierte meine regelrecht und sagte mir: „Er mochte jeden von uns sehr. Wir waren wie seine Kinder, die er nie bekam. Doch an dir, hatte er wahrlich einen Narren gefressen“, gestand er seine Ansicht und schloss dann seine Augen, bevor er den Kopf zum Garten wandte und den Flocken zusah. „Wer konnte ihm das auch verdenken?“ Diese Aussage überraschte mich, aber ich verstand, was er meinte. Okkoto-sama fühlte sich sicher etwas schuldig, wegen meiner damaligen Heilung. Aber es tat gut, solch eine Sicht auf die Dinge zu bekommen. Sollte es wirklich stimmen, das mein Herr mich nur hatte sehen wollen, so hatte ich seine Hoffnung nicht zerschlagen. Ich hätte nicht versagt. Doch ich musste meinem Ziel nun nachgehen. Ich konnte nicht einfach auf der Stelle treten und mit meiner Kraft zufrieden sein. Diese Kugel würde mir helfen. Ich würde ihre Macht nutzen können und allen helfen können. Egal wer kam. „Sag, Kusuri“. begann Yosuke wieder und ich wendete meinen Blick weiter zu ihm. „Was versprichst du dir von mehr Macht?“, fragte er und verwunderte mich wieder. Er war normalerweise nie derjenige, der tiefgründige Gespräche anführte. „Ich will helfen“, antwortete ich und er lachte los. Dabei schlug er mir auf den Rücken und zog mich näher zu sich. „Ach komm! Das kann doch nicht alles sein. Du läufst hier ernsthaft herum, nur um mächtiger zu werden? Willst du etwa mal Taisho werden?“ „Nein, natürlich nicht!“, konterte ich und entzog mich seinem Arm. „Aber ich will auf alles vorbereitet sein.“ „Wieso?“, bohrte er weiter und fixierte mich wieder mit seinen Augen. Dieser Blick versetze mein Inneres in Aufruhr. „Ich glaube, das ich es brauchen könnte. Vielleicht wäre ich, als reisender Arzt besser dran“, seufzte ich zum Schluss und Yosuke zog die Augenbraue hoch. „Liegt es an deinem Wissensdurst?“, wollte er wissen. „Ich will schon seit einigen Jahrzehnten mehr herausfinden. Auch wenn Kokoro und Kishu so viele Schriften wälzen und versuche machen, so habe ich das Gefühl in dieser Residenz festzusitzen.“, offenbarte ich und schloss angewidert von mir selbst, die Augen. Was musste Yosuke nun nur von mir denken. „Bleibst du wegen Toki und deiner Söhne?“, erfasste Yosuke blitzschnell und zog mich nicht damit auf. Seine Stimmlage sprach verständnisvoll und doch wissend. „Ich bin für sie verantwortlich.“ „Sie sind alle alt genug. Toki, wird dir sicher folgen, wenn du sie bittest und wenn nicht, dann entsagt einander“, schlug Yosuke vor und ich schnellte mit meinen Augen zu ihm. „Ich habe versprochen, immer bei ihr zu bleiben und sie zu beschützen“, gelobte ich eisern und brachte ihn wieder zum Schmunzeln. „Ist sie dann nicht auch für Deinen Wachstum verantwortlich und bestrebt, dir als Gemahlin zu folgen, wohin du auch gehst?“, setze er mir die Pistole auf die Brust. Er hatte recht. Ich hatte sie nicht gefragt, mit mir zu kommen. Hätte ich dies vielleicht tun sollen? Ihr zeigen, das es mir wichtig war, das sie bei mir war. Nah an meine Seite. Auch sie hätte einiges lernen und vielleicht neue Kräuter finden können, die sie erforschen konnte. Hatte ich zu selbstsüchtig gehandelt? Aber was, war der Auslöser für meine Ignoranz gewesen? Wieso hatte ich nicht eine Minute, auch an sie gedacht? Hatte dies etwas anderes zu bedeuten? „Ich habe sie nicht darum gebeten“, gab ich zu und der rothaarige schnaubte. „Ach Kusuri, vielleicht rührt dein Gedanke von ganz woanders her. Versteh mich nicht falsch. Toki, ist eine wundervolle und ehrbare Frau. Sie schenkte dir kräftige Erben. Aber ich glaube, das die Ewigkeit nicht für euch, zusammen als Paar, bestimmt ist“, legte Yosuke seine Gedanken offen und empörte mich. „Wie kannst du nur so etwas sagen? Meine Gefühle sind aufrichtig“, versicherte ich und doch erstach mich sein schelmischer Blick. Er durchschaute mein vorheriges Schwanken. Konnte er in mein Herz sehen? „Gefühle ändern sich, Kusuri“, hauchte er und sein Atem wurde wie zuvor sichtbar. Er hatte sich zu mir gebeugt und war mir nur wenige Zentimeter entfernt. Mein Herz schlug fester und härter in meiner Brust. Seine Nähe bescherte mir kein Unbehagen, machte mich aber dennoch nervös. Yosuke, erlöste mich davon und lehnte sich zuerst zurück und rieb sich dann mit den Händen über die Arme. „Ist das kalt. Ich werde zu Bett gehen. Vielleicht hat Tego-sama, morgen schon Nachrichten für uns und wir können aufbrechen. Das heißt dann wieder Wochen, ohne ein richtiges Bett.“, wechselte er das Thema und jammerte. Warum war er denn dann mit gegangen, wenn es ihn störte? Er stellte sich auf seine Beine und sah zu mir herunter. „Entschuldige, was ich eben sagte. Es geht mich nichts an, was zwischen dir und Toki ist. Das war unangemessen“, entschuldigte er sich und wendete sich zum Gehen. Ich ergriff den Zipfel seines Yukatas und er hielt an. „Du könntest vielleicht recht haben.“, gestand ich und ließ ihn wieder los. „Gute Nacht, Yosuke.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)