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Kusuri, der Dämonenarzt

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey Hey
es geht endlich weiter... *träller*
Heute erfahren wir wie es mit Kusuri weiter geht und wie er mit seinem Vater klar kommt...
Viel Spass beim lesen
Eure Dudisliebling Komplett anzeigen

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Mit Vater auf Reisen

Mit Vater auf Reisen 

 

Die ersten Meilen waren für mich wie gewohnt, aber als wir zuerst an einem Dorf und dann immer mehr Dörfern vorbeikamen, erschlug mich eine Vielzahl an Gerüchen, Menschen sowie Yokai und deren Tiere. Der Gestank und die Lautstärke so vieler Wesen verwirrte meinen Geist zunächst, aber meine Neugierde wuchs mit jedem Schritt.  

Vater ließ mir jedoch keine Zeit, mich dem allen zu nähern oder es zu erforschen. Dort waren auch viele Gegenstände, die ich nicht kannte und dessen Funktion mich interessierte. Es kam zwar nicht oft vor das wir die Dörfer direkt durchquerten, aber wenn es so war, dann versuchte ich alles zu erfassen, streckte meine Sinne weit aus. Trotzdem fehlten mir die Antworten. 

Die Momente in den Dörfern waren die einzigen, welche mich so stark ablenkten, das ich nicht an mein Heimweh dachte. Nicht daran dachte, wie Ryochi und ich auseinander gegangen waren. Sein Blick und seine Beschimpfung, das ich ihn verraten würde, drückten hart auf meinen Geist. Immerzu dachte ich an diese Auseinandersetzung und ging ruhig hinter Vater her. Meinen Proviant rührte ich erst nach Tagen das erste mal an, denn meine Gedanken verdarben mir den Appetit.  

An einem Abend, ein paar Wochen nach unserem Aufbruch, beschloss ich diese Gedanken wegzuschließen. Ich würde Ryochi aufsuchen, sobald ich zurück könnte, doch nun brauchte ich meine Gedanken für das, was vor mir lag. Vater sprach kaum mit mir und ich musste mir meine Nahrung zusammensuchen. Denn Geld gab er mir auch nicht. Zum Tauschen, besaß ich nichts und das machte es relativ schwer. Diebstahl verbot er mir. Somit suchte ich im Wald nach Beeren und kleineren Tieren. Für größere war ich zu langsam und nicht kräftig genug. Vater machte sich die Hände deswegen nicht schmutzig. Müde und hungrig saßen wir also am Feuer und ich konnte meine Augen kaum aufhalten. Viel Schlaf hatten wir nicht gehabt. Aber es schien mir mehr auszumachen, als meinem Vater. 

„Morgen erreichen wir unseren ersten Patienten“, holte Vaters Stimme mich aus der nahenden Dämmerung des Schlafes.  

„Woran leidet er?“, fragte ich murmelnd und erhaschte seinen Blick, welcher ruhig aber streng aussah.  

„Es ist einer meiner längsten Patienten. Er hat eine Art Schwäche des Körpers. Ändert sich das Wetter oder regnet es zu lange, gerät sein Gleichgewicht außer Kontrolle. Ich habe schon vieles probiert und kann ihn einigermaßen aufrecht halten“, erklärte Vater und sah ins Feuer. 

„Soll ich noch Kräuter suchen, die wir gebrauchen könnten?“, bat ich an und Vater schüttelte leicht den Kopf.  

„Diese Dinge helfen nicht. Er ist kein Mensch und ranghöher wie wir. Er war ein starker Yokai und diente dem Drachenkönig“, verwarf Vater meinen Vorschlag. Ich nickte und vergrub mich in meinen Yukatakragen. Die Nächte wurden kälter. „Schlaf nun etwas. Morgen Früh gehen wir ins Dorf und danach zu unserem Patienten“, erklärte mein gegenüber, den Plan und somit schloss ich die Augen. 

 

Am nächsten Morgen gingen wir also in das nächste Dorf. Obwohl es wohl mehr eine kleine Stadt war, denn hier standen riesige Häuser und viele kleine Geschäfte zierten den Weg. Auch ein Händlermarkt war dort, auf dem allerhand Zeug verkauft wurde.  

Oft drangen Spekulationen und besorgniserregende Worte an mein Ohr. Manche sprachen von Krieg, einem Putschversuch. Zur Zeit regierte der Drachenkönig den Westen. Er war wohl sehr launisch und oft wurden Dörfer, Städte und Wälder wahllos vernichtet. Die Menschen lebten in großer Angst, aber auch die Yokai hatten Angst. Man hörte überall davon, als wir durch die Straßen gingen. Irgendwann hielt ich meine Neugierde, nicht mehr aus. 

„Vater, was meinen diese Yokai mit ihren Worten? Wird es Krieg geben?“, fragte ich also und Vater zischte mich an.  

„Sei ruhig Junge! Glaube nicht alles, was an deine Ohren gelangt!“, knurrte er leise und blickte sich um. Niemand hatte uns beobachtet und somit entspannte er sich wieder. „Es sind unruhige Zeiten und ein sehr starker Inu, hat den Plan, dem ein Ende zu setzen. Doch mehr weiß ich auch nicht, Kusuri“, gestand Vater und rügte mich, ich solle nicht mehr darüber reden, denn wir gingen in einen Stoffladen.  

„Oh, Matsuta! Wie schön, euch wieder zu sehen“, wurde mein Vater sofort, von einem kleinen, dürren Yokai begrüßt. Er verneigte sich tief vor ihm und Vater tat es ebenso.  

„Sei gegrüßt, Shinta. Ich brauche heute etwas anderes, wie sonst.“, begann Vater seinen Auftrag aufzugeben und sah zu mir. Er legte eine Hand auf meinen Rücken und schob mich leicht nach vorn. „Mein Sohn, begleitet mich von nun an und bevor wir zu Okkoto-sama gehen, braucht er angemessene Kleidung.“ 

Der Schneider Shinta begutachtete mich und ich schluckte hart. Er hatte etwas unheimliches an sich und musterte mich ganz genau. Ob er mit seinen Augen wohl vermessen konnte? 

„Ich habe etwas passendes. Gerade fertig gestellt. Der Stoff sollte euch gerecht sein“, erläuterte er und drehte sich um. Erst jetzt sah ich mich, in diesem kleinen Laden, um. An allen Wänden waren Regale aufgestellt, aus denen unendlich viele, verschiedene Stoffe herausragten, welche ordentlich zusammengerollt worden waren. Farben die ich noch nie zuvor gesehen hatte, Muster welche so schön und manchmal ganz zart waren, schmückten diese Stoffe. Diese ganze Auswahl, machte mich neugierig auf das, was dieser Shinta angefertigt hatte. 

Vater schob mich hinter dem Schneider her, welcher an einem kleinen Tisch hockte und einige Fäden kappte. Dabei hantierte Shinta so schnell, das es aussah, als hätte er mehrere Hände. Am Ende hielt er dann inne, begutachtete den Stoff und erhob sich dann, aus seinem Schneidersitz.  

„Matsuta, bitte sehr", bot er dar und ich beobachtete den Stoff in Vaters Händen. Er war aus dunklem Grün, so ähnlich wie die Nadeln einer Fichte und es zierten kleine, gelbliche Fäden, welche in kurzen Bahnen eingezogen waren, den Stoff. Er war nicht sehr wertvoll, aber die erste wirkliche Kleidung, die ich je von Vater erhalten sollte. Alle anderen Stoffe, die ich je getragen hatte, waren aus langen, schlichten Stoffbahnen und von Mutter oder Ryochi genäht worden. Zudem mussten diese Kleidungsstücke getragen werden, bis sie kaum noch hielten. Dieses Stück Stoff in Vaters Händen, war somit eine Rarität für mich. Als der ihn dann zu mir hielt und mich mit einem Blick aufforderte, ihn anzuziehen, erstarrte ich kurz, bevor ich mir meine Fetzen vom Leib riss und in diesen Stoff schlüpfte. Er fühlte sich kühl an, war aber so glatt, wie die Oberfläche mancher Blätter, an denen das Wasser abperlen konnte.  

„Ich nehme ihn.“, gab Vater dem Schneider Bescheid, als ich den Stoff schloss und noch einen Gürtel gereicht bekam. Er passte perfekt und als ich mich in einem Spiegel betrachte, musste ich mehrere Male hinsehen. Ich sah nicht mehr so aus, wie der verwilderte Junge, der aus einer Hütte stammte in denen unmöglich viele Mitglieder lebten. Aus mir war ein junger Mann geworden, der ordentlich und sauber gekleidet dort stand. Nur mein Haar erschien mir etwas wild, doch auch dafür fand mein Vater eine Lösung. „Nimm das Band, für dein Haar", brummte er und hielt mit ein gelbes, gekordeltes Band hin und bezahlte dann Shinta. Ich Band mein Haar zu einem Knoten, so wie Mutter ihn oft getragen hatte und war nun vollkommen verändert. 

 

Wir verließen das Dorf wieder und die Sache mit dem Krieg, kroch in meine Gedanken zurück. Überall war die Rede davon und an manchen Bäumen auf unserem Weg, prangten Schnitzereien und Beschimpfungen auf diesen Inuyokai. Aber auch auf die Drachen.  

Vater wies mich allerdings zur Eile an und Bald kamen wir an einer großen Residenz an. Prachtvoll prangte sie, an einer kleinen Anhöhe und sah so unwirklich aus. Noch nie hatte ich ein solch riesiges Haus gesehen, welches mit glänzenden Dachziegeln belegt war. Wie viele Töpfer, hatten dafür wohl arbeiten müssen?  

„Du verhältst dich ruhig, außer man spricht dich selbst an. Hast du das verstanden, Kusuri?“, gab mir Vater einen letzten Befehl, als wir nur noch wenige Meter, vom imposanten, rotgemauerten Tor entfernt gingen.  

„Ja, Vater", antwortete ich und sah den Wachen entgegen, die ihre großen Waffen fester umklammerten, als wir bei ihnen waren.  

„Seit gegrüßt. Ich bin Matsuta, der Arzt, welcher eurem Herrn dient", begrüßte Vater sie und ich senkte demütig den Kopf.  

„Das sehen wir, Inu! Aber wer ist das?!“, antworteten sie ihm und ich hielt die Luft an.  

„Das ist mein Lehrling. Er soll Okkoto-samas gebrechen kennenlernen, um ihn, an meiner statt helfen zu können. Es sind harte Zeiten und wir wissen alle nicht, wen es treffen kann und wen nicht", erklärte Vater geschickt.  

Die Wachen sahen sich kurz an und öffneten dann das Tor. Hinter diesem erstreckte sich ein großer Hof. Viel war hier los. Yokaidamen, welche Wäsche spannten und Erledigungen machten. Herren welche im Schatten des Stalls ausruhten und mich argwöhnisch betrachteten. Ich versuchte mit meinen Vater Schritt zu halten und krachte fast mit ihm zusammen, als dieser plötzlich stehen blieb.  

„Matsuta, Ihr hier?“, wurde er gefragt und ging auf die Knie. Unbeholfen sah ich ihm zu und tat es dann gleich, senkte meinen Kopf gen Boden und bereute es. Meine schöne neue Kleidung, würde beschmutzt werden.  

„Seit gegrüßt, Yudo. Ich möchte mich nach eurem werten Herrn erkundigen und ihn mit meinem Lehrling bekannt machen", begrüßte Vater den Yokai vor uns. Er musste ein Untergebene von Okkoto-sama sein, denn er schien die Vorhut zu sein. Eine Art Hofmeister vielleicht? 

„Okkoto-sama, geht es sehr schlecht. Ich bin mir nicht sicher, ob er heute Lust hat, sich euren fadenscheinigen Techniken hinzugeben", brummte Yudo und musterte mich. Das sah ich, denn meine Neugierde ließ sich nicht komplett unterdrücken. Ich musste sehen, wer da vor mir stand.  

„Dann ist es doch nur umso besser, wenn ich als Arzt, vor Ort bin, um zu helfen. Bis jetzt, hat jede meiner Methoden, zur Linderung verholfen", versuchte Vater es weiter und kniete aufrecht vor Yudo. Er versuchte Haltung zu bewahren und doch kam mir eine Erkenntnis. Vater bettelte darum ihm behandeln zu dürfen. Er war nicht die ersehnte Rettung. 

„Schweig, Matsuta! Ich werde Okkoto-sama fragen, ob er euch sehen will. Wenn nicht, verschwindet von hier!“, knurrte Yudo laut und drehte sich schwungvoll ab, um im Haus zu verschwinden. Vater ließ seinen Blick sinken und ich sah schnell wieder zu Boden, als ich merkte, das er zu mir sah. Ob es ihm unangenehm war, das ich ihn so sah? 

Es dauerte lange Zeit, in der wir im Dreck knieten und auf die Rückkehr von Yudo warteten. Als er endlich kam, schien er nicht zufrieden mit der Anweisung, die er uns überbringen sollte.  

„Der Herr erwartet Euch", teilte er mit und endlich konnten wir uns wieder auf die Beine stellen. Dabei fiel mir eine Gruppe auf, die tuschelnd in einer Ecke stand und uns musterte. Fragend wechselte ich einen Blick, mit einigen von ihnen und erkannte auch eine Frau darunter. Sie schienen Vater zu kennen, weswegen alle zu ihm aufsahen. Nur eben diese Frau nicht. Sie sah mich an. Mit ihren tiefblauen Augen, welche von einem dicken Rand silberner Wimpern umzogen war.  

„Komm, Bursche", brummte Vater vor mir und ich riss meinen Blick von dieser Frau, um meinem Vater zu folgen.  

 

Wir kamen in einen Saal, welcher riesig war. Dunkles Holz kleidete den Boden und in mitten des prachtvollen Raumes, der überall kleine, goldene Verzierungen beherbergte, stand ein Baldachin. Dort saß jemand darin. Die Umrisse ließen sehen, das dieser jemand eine kräftige und mächtige Statur besaß. Ein Hüne, mit einer noch größeren Aura dazu. Solch eine große Aura, hatte ich noch nie gespürt. In mir sammelte sich das Gefühl sich untergeben zu müssen, mich auf den Boden zu werfen und darum zu bitten, mir nichts zu tun. Ein ekeliges Gefühl, aber sicher angebracht. Vater sagte ja, das dieser Okkoto einmal dem Drachenkönig gedient hatte. Dafür musste man stark sein. Folgend kniete ich mich, seitlich hinter Vater und neigte, wie zuvor im Hof, meinen Kopf gen Boden.  

„Sei gegrüßt, Matsuta. Es erfreut mich, dich zu sehen", wurde Vater begrüßt und somit setze Vater sich etwas auf.  

„Ich danke Euch, Okoto-sama. Wie ich hörte, geht es euch wieder schlechter, weswegen ich hier her kam, um nach euch zu sehen“, trug mein Vater unser Anliegen vor. Okkoto-sama lachte kurz auf und erschütterte den Raum dann, mit einem bebenden Husten. Alles wackelte, seine Aura weitete sich schlagartig aus und ich spürte die Übelkeit, die diese Unterdrückung ausübte. Kurz hielt ich mir die Hand vor den Mund, doch dann kam auch schon die Erlösung, als er sich zu beruhigen schien. Die Aura wanderte zurück und ich atmete auf. „Darf ich Euch untersuchen, Okkoto-sama?“, bat mein Vater sofort und bekam winkend Antwort. 

Ich sah hinauf, als Vater aufstand und zum Baldachin ging. So leise wie möglich folgte ich und stellte den Arztkoffer, welchen ich seit einigen Wochen trug, neben dem Baldachin ab. Vater trat ein, während ich draußen sitzen blieb und ihm als Assistent helfen würde.  

Vater ließ sich neben dem Futon nieder und band seine Ärmel zurück. Es waren ohnehin keine derer, die lang waren, aber er musste sich von jeglichen hinderlichen Stoffen befreien. Er streckte die Hand zu mir und ich öffnete hastig den Koffer, nahm einen gelben, rundlichen Tigel heraus und reichte ihn Vater. Ich roch das darin eine Mixtur aus Kräutern war, die er zum einreiben seiner Hände verwendete. Auch wenn er es mir nie erklärt hatte, so roch ich einfach den Zusammenhang. Durch den Baldachin fiel mir Vaters Verwirrtheit gar nicht auf und somit widmete ich mich, meinen Beobachtungen. Schließlich wollte ich etwas lernen. 

Vater rieb sich, mit der Mixtur, die Hände und Unterarme ein, während Okkoto-sama sich seinen Kimono vom Oberkörper schälte. Dabei halfen ihm ein Bedienstete, welchen ich genau musterte. Er stank ekelig und schien ungepflegt, auch wenn er ordentlich gekleidet war. Als Okkoto-sama und auch Vater bereit waren, begann die Untersuchung. Vater bat untertänigst darum, das der Herr seinen Mund öffnete, die Arme empor hob und sich den Rücken abklopfen ließ. Vater behandelte ihn mit einigen speziellen Handgriffen, welche ich automatisch versuchte nachzuahmen.  

„Die rote Kräuterpaste, Kusuri", flüsterte Vater, in Gedanken versunken und ich erforschte den Koffer danach, um sie ihm schlussendlich durch den Vorhang zu schieben. Dies viel Okkoto-sama auf und brummte daraufhin:  

„Warum sieht dein Lehrling, von draußen zu? Wie soll er da etwas lernen?!“, knurrte er angespannt. Vaters Berührungen schienen ihm sehr zu schmerzen. „Los Bursche. Hinein mit dir!“, befahl er dann und nach einem kurzen Sichtwechsel mit Vater, der eindeutig sagte ich solle gehorchen, tat ich wie befohlen. Vorsichtig kroch ich durch den weichen Stoff und zog den Koffer hinter mir her. Neben dem Futon ließ ich mich nieder und blickte in die grünen Augen vor mir. Okkoto-sama hatte dunkle und doch Fade erscheinende Haut, welche an vielen Stellen dunkle, schwarze Flecken aufwies. Eine Reaktion auf die Außenwelt vielleicht?, dachte ich und wanderte mit dem Blick über die muskelbesetzen Arme hinauf, zu dem strähnigen, silbernen Haaren. 

„Bursche. Du solltest deinem Lehrer zusehen und nicht von da draußen assistieren", erklärte Okkoto-sama ruhig und ich nickte schluckend. Somit rutschte ich zu Vater und bekam einen vernichtenden Blick. Trotzdem sah ich zu, was er tat und wie er bestimmte Punkte am Rücken des Patienten drückte. Wie er seine Arme hob und auch dort Punkte fand, die er bearbeitete. Ab und an entwich Okkoto-sama ein schmerzlicher oder ein angenehmer Ton. Vater trug die rote Paste auf, welche sofort einen hellen Schein zog und die umliegende Haut errötete. Dabei viel mir auf, das dies die Schmerzen hervorrief und Okkoto-sama zischte. Doch er war ein Kämpfer und ließ es sich nicht anmerken.  

„Wie fühlt ihr Euch, Okkoto-sama?", fragte Vater, als er dachte, fertig zu sein. Er horchte noch auf das Herz des Patienten, doch dies war nicht das Problem. Okkoto-samas Lungen fingen an zu pfeifen und ich zog die Augenbrauen kraus. Fiel Vater dies denn nicht auf?  

Hitze stieg in meinem Inneren auf und meine Handflächen begannen zu kribbeln. Ob ich die Mixtur nicht vertrug? Ging es Okoto-sama eventuell auch so? Nur das sich dies auf seiner Haut bemerkbar machte? Immer wieder kratze ich mir die Handflächem, je länger ich Vater zusah, wie er die Beine untersuchte und dort einige Stellen bearbeitete. Dabei fiel mir nicht auf, das das Leuchten meiner Hände, schwach und zaghaft, zurückkam. Dieser Mann brauchte Hilfe und etwas in mir wollte den Grund herausfinden, um ihm zu helfen.  

„Was ist mit dir, Junge?!“, zischte der Mann, welchen ich eben als ungepflegt betitelt hatte und ich erschrak. Tat ich etwas Falsches? Dachte ich und hob die Hände. Der Mann fuchtelte wild umher und zeigte auf diese. Unter Schock stellte ich fest, das meine Macht zurückkehrte und sich heiß in meinen Fingern ausbreitete. Okkoto-sama und Vater bekamen davon Wind und letzterer knurrte mich an.  

„Nicht hier! Hinaus mit dir!“  

Ich sprang auf und wurde festgehalten. Okkoto-sama hielt mein Handgelenk so fest, das ich fürchtete, er würde meine Knochen zerbersten.  

„Eine heilende Macht?“, murmelte er und verwirrte mich. Ich ließ mich auf den Boden nieder und verbeugte mich tief.  

„Bitte lasst mich hinaus. Ich will euch nicht schaden", bettelte ich und die Hitze wurde noch sengender. Als würde man in Feuer oder kochendes Öl greifen.  

„Du bleibst. Heile mich, Bursche!“, befahl Okkoto-sama und rief damit alle Anwesenden in Aufruhr. 

„Das kann ich nicht!", bekräftigte ich und ebenso auch mein Vater:  

„Er lernt noch, werter Okkoto-sama! Ich bitte euch, nicht auf die vermeintlichen Kräfte des Jungens zu setzen. Er hat keinerlei manipulative Kraft für diese!" 

„Werter Herr! Bitte überdenkt dieses Vorhaben!", sprach der Kammerdiener. Doch der Herr dachte gar nichts dran und zog mich noch näher, zwang meinen Blick in die Höhe und musterte meine Augen.  

„Ich denke, er weiß was er tun kann", brummte Okkoto-sama und somit hatte ich keine Wahl. Er ließ von mir ab und ich sah zu Vater. Verwundert und auch vernichtend, sah er mich an. Ich stahl ihm die Show und sollte etwas versuchen, wozu ich nicht fähig war.  

Aber vielleicht war das auch meine Gelegenheit?, kam mir der Gedanke und ich fühlte in mich hinein. Die Hitze war, nach wie vor, da. So auch das Licht in meinen Händen und aus dem Instinkt heraus, nahm ich Okkoto-samas Hand und versuchte mich darauf zu konzentrieren. Mit der anderen Hand strich ich aufwärts den Arm entlang und brachte mein Licht auf seine Haut, welches sich rasend schnell ausbreitete und bald den gesamten Körper einhüllte. Ich wusste nicht, warum ich plötzlich zu so etwas fähig war, aber es geschah und ich war unglaublich froh darum. Okkoto-samas Haut erstrahlte und ich spürte dessen Verseuchung. Mir blieb die Luft weg und ich riss die Augen auf. Der Herr schrie auf. So laut das wieder die Erde und alles darauf bebte. Vater kam zu mir, schüttelte mich und warf sich dann auf die Knie.  

„Verzeiht mir, Herr! Ich hätte ihn niemals an Euch heranlassen dürfen!", bettelte er um Gnade, riss mich auf die Füße und im selben Moment, wurden wir vom Kammerdiener nach draußen gebeten. Die Wachen, welchen den Raum schützten, blieb unser Aufruhr nicht verborgen und wir wurden in den Hof verfrachtet. 

„Vater, bitte verzeih! Ich weiß nicht, was ich da getan habe", bat ich und bekam einen Schlag ins Gesicht. Ich landete auf dem Boden und rieb mir die Wange, als ich zu ihm aufsah.  

„Ich würde dich am liebsten zurück schicken, aber selbst dafür, hast du uns zu viel Schande gemacht! Wenn Okkoto-sama etwas zustößt, lässt er uns ohnehin köpfen!“, knurrte er wütend. Fliehen war allerdings keine Option, denn wir wurden in einen kleinen Raum gesperrt. Bis man wusste, was mit dem Herrn los war, waren wir Gefangene. 

 

Was hatte ich nur getan? Dachte ich, als ich meinen Vater wütend, aber schweigend, an der Wand hinabsinken sah. Er setze sich auf den Boden, schloss seine Augen und sprach von da an, kein Wort mehr. Ich hatte dem Herrn, seine größte Einnahmequelle, geschädigt. Wieso hatte er mich, ausgerechnet mich, aufgefordert zu helfen?! Warum hatte ich es dann auch noch versucht? Ich musste dumm sein, ihm meine geheimnisvollen Kräfte aufzubürden, ohne zu wissen, ob diese guter oder schlechter Natur waren! Es würde mir sicher den Kopf kosten, ebenso meinem Vater. 

Als nach einer unruhigen Nacht, endlich die Tür geöffnet wurde, stach mir die gleißende Sonne in den Augen. Meine Pupille zog sich so schnell und schmal zusammen, das es fast schmerzte, doch das wäre nun egal. Sie würden uns holen, damit wir unsere Strafe bekamen.  

Vater erhob sich schweigend und richtete seine Kleidung, strich sie glatt und ging erhobenen Hauptes zu der Wache. Ich rappelte mich ebenfalls auf und strich meine, so wertvolle Kleidung zurecht. Wie schön sie immer noch war. Doch bald würde sie nur noch meine Leiche bekleiden.  

„Okkoto-sama, will euch sofort sehen!“, brummte die Wache und ließ uns an sich vorbei gehen. Yudo sprang aufgeregt, auf meinen Vater zu und fuchtelte mit einem kleinen Pinsel und einer Pergamentrolle herum.  

„Schnell, schnell, werter Matsuta-sama! Okkoto-sama, ist ganz außer sich", verkündete dieser und ich sah ihn fragend an. Dieser Mann kam mir komisch aufgeregt und fast schon froh vor. Freute er sich, das wir bestraft wurden? Wie makaber konnten manche Yokai nur sein?, fragte ich mich und folgte, weiterhin schweigend, meinen Vater und Yudo.  

Anders als am gestrigen Tag, wurden wir vom Hofmeister in einen anderen, großen Saal geführt, indem zwar auch das dunkles Holz Auslag, aber überall Blumen und Kräuter standen. Ich erkannte sofort, das hier eine Art Aufzucht war, auch wenn sie eher als Dekoration, in diesem Raum eingebracht wurde.  

„Matsuta! Wie glücklich bin ich, das du gestern nicht abgereist bist!“, hörten wir Okkoto-samas kräftige und schwere Stimme, über den Raum hinweg sprechen. Er klang befreit und klar und auch seine Erscheinung, hatte sich geändert. Die dunklen Flecken, waren verschwunden. „Es ist wahrlich erstaunlich, was ihr vollbracht habt! Ich habe mich seit Jahrhunderten, nicht mehr so gut gefühlt!“, sprach Okkoto-sama weiter und führte seine Hand bittend, zu einer kleinen Sitzgruppe. Drei Kissen lagen dort und wurden durch einen kleinen Holztisch getrennt. Vater sah verwundert, aber auch Würde haltend zu mir und ich folgte ihm auf die Kissen, welche nebeneinander lagen. Vater saß links und ich rechts. Okkoto-sama nahm vor uns Platz und schnippte. Diese Geste verwirrte mich, bis ich erkannte, wofür sie war. Der Kammerdiener brachte ein Tablett mit warmen Sake und Gebäck. Mir knurrte der Magen und das blieb natürlich nicht unentdeckt. Viele Yokai hatten gute Ohren, so auch Okkoto-sama. 

„Iss bitte, Junge“, wandte er sich an mich und schob den Teller ganz zu mir. Im gleichen Zug wand er sich an den Kammerdiener, welcher immer noch stank wie eine Jauchegrube und befahl ihn, mir und Vater ein anständiges Frühstück zu bereiten. Ich wollte nicht unhöflich sein und nahm einen der kleinen Reisklößchen und steckte ihn mir schnell in den Mund. Noch nie, hatte ich so etwas herrliches gegessen und musste stark an mich halten, mir nicht den ganzen Teller zu nehmen und diesen zu verschlingen.  

„Ich würde euch gerne, die Geschehnisse erklären, welche mir, seit Eurer Behandlung passiert sind, Matsuta“, begann Okkoto-sama und Vater neigte sein Haupt. Antwort genug, gegenüber einem so erhabenen Herrn. „Als ihr gestern Abend hinausgebracht wurdet, ging es mir schlechter, als jemals zuvor", erzählte Okkoto-sama und Vater wollte sofort etwas sagen, wurde aber durch eine Handbewegung, zum Schweigen gebracht. „Ich war außer mir und dachte schon, an eine gerechte Strafe Euch und den Jungen.“ Dabei sah der Herr mich an und mir rutschte das Herz in die Hose. Hart schluckte ich und schmeckte den süßen Geschmack auf meiner Zunge, um mich zu beruhigen. Wir würden nicht hier sitzen und so nett empfangen werden, wenn wir auf eine Strafe hoffen mussten. So versuchte ich mich, weiter zu beruhigen. 

„Aber als ich einige Stunden später so tief einschlief, das selbst Kakoi-san mich nicht wecken konnte und dann viel zu spät erwachte, fühlte ich mich wie ausgewechselt. Meine Glieder waren leicht, wie eine Feder, so wie früher und meine Haut, wies keinen einzigen Fleck mehr auf! Ich zeigte es sofort meiner Gefährtin und sie war erstaunt. Sie spürte meine Erleichterung und weinte sogar. Ich testete sofort, ob ich mich wieder wandeln konnte und was soll ich sagen? Es hat geklappt, Matsuta! Etwas, was seit einem Jahrhundert nicht mehr funktionierte!“, erzählte Okkoto-sama immer begeisterter und schwang freudig seine Arme. Mein Vater beobachtete ihn, weitete seine Augen immer weiter. Er krallte seine Hände fest in den Stoff seines Yukata. Er war also auch etwas erzürnt, denn ich kannte seine Körpersprache. Aber warum, war er dies? Und in diesem Moment, gab Okkoto-sama die Antwort darauf:  

„Das habe ich alles, deinem Lehrling zu verdanken! Du hast dir da wahrlich einen außergewöhnlichen Begleiter gesucht, Matsuta!“, lobte er meinen Vater und dessen Griff wurde stärker. Ich hörte das Gurgeln seines erstickten Knurrens. Er wurde hier, mit der Freude des Herrn erniedrigt, auch wenn dieser ihn lobte. Vater war es nicht gewesen, der ihn geheilt hatte. Sondern ich.  

Ich konnte es kaum glauben, aber irgendwie musste ich es mit meinen Kräften geschafft haben, diesen schwer kranken, starken Yokai zu heilen. Ich war also zu großem fähig, musste nur noch herausfinden, wie ich diese Macht nutzen musste, um noch viel mehr zu helfen und daraus Profit zu gewinnen. Ich würde Ryochi stolz machen und könnte ihm, mit der Versorgung unserer Familie dann helfen und unter die Arme greifen.  

„Verehrter Matsuta! Ich würde euch gerne um etwas bitten!“, riss mich die tiefe Stimme Okkotos aus meinen Plänen und ich sah zu ihm. „Ich will euch, euren Lehrling, abkaufen!“  

Geschockt hielt ich die Luft an und nun knurrte mein Vater doch kurz. Doch dies schien den Herrn nicht zu stören.  

„Ihr wollt ihn kaufen?“, fragte Vater und bekam sogleich Antwort. 

„Ohja! Er besitzt eine unvorstellbare Kraft! Diese heilenden Kräfte, habe ich noch nie gesehen und ich beherberge seit Jahren ein Studienort für Mediziner. Ich wähle jeden Yokai sorgfältig dafür aus und sie helfen bei den Schlachten. Ihre Kenntnisse sind herausragend. Eine solche Kraft, wie euer Lehrling sie besitzt, wäre ein Segen für die Gruppe. Außerdem handelte er mir eher unwissend, als bei klarem Verstand, was seine Kräfte angeht. Er hat sicher, noch nicht mal sein ganzes Potenzial gezeigt.“, beschrieb Okkoto-sama was er mit mir vorhatte und ich konnte es kaum glauben. Dieser Herr wollte mich! Mich zu seinem Lehrling machen und mir eine richtige, medizinische Lehre ermöglichen. Wie viel Glück ich noch haben würde, wusste ich nicht, aber ich betete das Vater zustimmen würde. Ich würde der beste Arzt werden, den es geben konnte und würde meiner Familie zu Ruhm verhelfen. 

„Ich muss ablehnen, Okkoto-sama!“, versetzte Vater mir einen Schlag und ich japste erschrocken auf. Wie konnte er das nur tun!? Was versprach er sich davon, diese Chance auszuschlagen? 

„Ich werde euch löblich entlohnen, Matsuta. Ihr könntet euch sofort zur Ruhe setzen. Ich werde euch eine Residenz bauen und es wird euch, nie mehr an irgendetwas fehlen", setze Okkoto-sama den Preis für mich fest. Mir klappte innerlich der Mund weit auf. So viel, wollte er für mich, halbe Portion bezahlen? Vaters Entscheidung geriet ins Schwanken. Er sah kurz zu mir und ich versuchte ihm mit ganzer Kraft zu vermitteln, das dies das beste war, was uns passieren konnte. Bitte Vater! Gib mir diese Chance und sichere den anderen unserer Familie eine Chance. Sichere Ryochi ein sorgenfreies Leben!  

„Diese Großmütigkeit, kann ich nicht ausschlagen", murmelte Vater und Okkoto-sama erhob sich erfreut.  

„Dann soll es so sein! Ich werde sofort alles in die Wege leiten und der Junge wird in die Klasse der Mediziner aufgenommen!“, freute er sich und applaudierte mit seinen großen Händen. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lysandira
2020-04-22T07:19:56+00:00 22.04.2020 09:19
Huhu
Also Kusuri Vater ist ja... Wie soll man sagen 🤔 Ein Rabenvater... Wie kann man nur mit seinem Kind so um gehen.. Auch wenn er vielleicht seine Gründe hat.. Trotzdem geht sowas gar nicht...
Endlich hat sich die Chance für Kusuri ergeben 🤗 Ich würde mich auch freuen über so eine Gelegenheit. Mal sehen wen er alles so dort kennen lernt 😁😁😉😉
Bin schon gespannt wie es weiter geht

LG Lysandira
Antwort von:  Dudisliebling
22.04.2020 17:07
Hey hey
Matsuta ist eben ein Vater seiner Zeit.. er hat nicht viel mit seinen Kindern zu tun und ist somit auch abweisend.. ebenso will er ja seinen ruf nicht gefährden und wenn Kusuri da mist baut? Zum Glück hat er das ja nicht..
Wie sich nun wohl seine Zukunft entwickelt?
Sei gespannt
Deine Dudisliebling


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