DREAMS von Engelskrieger (Willkommen in meinem Kopf) ================================================================================ Prolog: Willkommen in meinem Kopf --------------------------------- DREAMS ist eine Sammlung von Träumen, die ich bereits über mehrere Jahre zusammen getragen habe. Hier und da sind einige Details nachträglich von mir dazu geschrieben worden, die ich als passend erachtet habe, damit aus dem groben Kopfkino aus teils sehr stark Zeit überspringenden Bildsequenzen, eine flüssigere Geschichte entsteht. Viele dieser Geschichten enden sehr abrupt, so seltsam oder frustrierend es auch sein mag, denn ich wüsste gern selber, wie es immer weitergeht! Aber es sind nun mal Träume, die dann genau da aufgehört haben oder an die ich mich ab da nicht mehr erinnern kann. Vielleicht fallen euch ja Fortsetzungen ein? Schreibt mir ruhig, denn die würden mich sehr interessieren! :> Ich habe bereits eine leicht dicke Mappe vollgeschrieben, die nun nach und nach hier digitalisiert wird. Es werden auch solange weitere One Shots folgen, wie ich Träume haben werde, an die ich mich beim Aufwachen noch erinnere. Dann wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen! Und herzlich willkommen in meinem Kopf! :P Kapitel 1: Der letzte Elf (geträumt am 01.08.2016) -------------------------------------------------- Ein dunkler Herrscher plant einen wichtigen Angriff. Seine Rechte Hand, ein junger Elf mit langem, weißblonden Haar, bietet ihm an eine spezielle Waffe herzustellen. Doch sein Meister lehnt ab und schickt ihn stattdessen auf eine langwierige Mission gen Osten, wo er sich mit einigen wichtigen Personen in einer Taverne treffen soll. Der Auftrag bleibt Geheimnis umhüllt und rätselhaft, da der Meister keine weiteren Details verrät. Doch der Elf fragt auch nicht weiter nach und macht sich gehorsam und unverzüglich auf den Weg. Die einzige Begleitung wird seine braune Stute sein. Die Reise ist nicht nur lang, sondern auch sehr gefährlich, da er viele Gebiete allein durchqueren muss, die wiederum von den verschiedensten Völkern, Monstern und anderweitig unaussprechlichen Kreaturen des Reiches bewohnt werden. Da wären gigantische Urwälder mit lebenden Bäumen (laut Volksmund), deren Wurzeln so dick sind, dass sie sich wie kleine Flüsse über den Waldboden winden. Grassteppen mit moosbewachsenen, steinernen Riesen, die einen zu zerquetschen oder -treten versuchen, wenn man sich ihnen zu sehr nähert, sofern sie nicht gerade dabei sind sich gegenseitig die Steinköpfe einzuschlagen (auch da erzählt der Volksmund, dass sich der Gewinner solch eines Kampfes mit den steinernen Einzelteilen des Verlierers bereichert, sodass man besonders starke und/oder alte Steinriesen an ihrer Größe und Masse erkennen kann). Den weiten Wiesen folgen karge Berge mit tiefen Schluchten, unüberwindbaren Steilhängen und scharfkantigen Felsgebilden. Nicht zu vergessen weitere Steinriesen, die hier direkt aus dem Gebirge geboren werden sollen, so heißt es, und dann, wenn sie genug Steine gesammelt haben, auf die Wiesen hinaus wandern und tun, was Steinriesen so tun. Warum, weiß jedoch niemand. Andere behaupten auch, dass zu alte und zu große Riesen zu träge mit ihrer eigenen Last werden und dann in das Gebirge um zu sterben, bzw. einfach in ihre Einzelteile zerfallen, aus denen dann wiederum die jungen Riesen entstehen sollen. Ein ewiger Kreislauf. Je tiefer man also in das Gebirge vordringt, desto kleiner werden die Steinriesen. Dafür jedoch wird einem die nun eisige Kälte immer mehr zu schaffen machen. Alles wird in Schnee gehüllt sein, was die eh schon tückischen Hänge verstecken und somit noch gefährlicher machen wird. Doch wenn man denkt dem Gebirge entkommen zu sein, erstreckt sich vor einem eine neue Ebene mit neuen Riesen: die Schneewüste. Gefolgt von der Eiswüste, die zwar mit ungefährlichen Tieren, aber dafür umso härteren Überlebensbedingungen gemeistert werden muss. An ihrem Ende befindet sich dann der "Rand der Welt". Eine steinige Hügelkette, die zwar relativ flach ist, sich aber über Meilen und Meilen hinweg wie ein Gürtel durch das Land zieht und dem Reich als natürliche Grenze dient. Eine schnell überwindbare Grenze, im Vergleich zu den Strapazen, die bis hierhin auf dem Weg liegen, wenn sich auf den Hügelspitzen nicht eine Barriere aus reiner Magie zusammenballen würde. Wie ein andauerndes Gewitter, energiegeladen und elektrisch knisternd, mit einer dichten Decke aus dunklen Wolken darüber, die keinen Sonnenstrahl hindurch lassen. Diesen Ort haben bisher nur wenige sehen und auch davon berichten können, ohne einen großen Preis dafür zahlen zu müssen. Den Elf interessiert die Barriere nicht, nur, wie er durch sie hindurch kommen kann - und wird, denn sein Ziel liegt auf der anderen Seite. Wen auch immer er treffen soll, er oder sie muss enorm wichtig sein und eher würde er bei dem Versuch sterben, als aufzugeben - und selbst Sterben ist keine Option für ihn. Er wird es schaffen. Für seinen Herrn und Meister. Der junge Elf schafft die Reise ohne nennenswerte Kämpfe, während sein Reittier, schnell wie ein Gepard und mit großer Ausdauer, den Großteil ohne Rast durchgaloppieren konnte, wenn er ihr nur etwas ins Ohr flüsterte. Die meiste Zeit ist er unnötigen Gefahren aus dem Weg gegangen und hat nichts riskiert. Ihm wurde keine genaue Frist gegeben, so hat er sich selbst vorgenommen die Taverne innerhalb eines Jahres zu erreichen, lieber noch schneller als das. Alleine zu reisen, mit nichts als einem Pferd als Gesprächspartner und vielen schlaflosen Nächten, die zu gefährlich gewesen waren, um die Augen unaufmerksam auszuruhen, haben jedoch schnell dafür gesorgt, dass der Elf jegliches Zeitgefühl verloren hat und seine ihm verbleibenden Kräfte nur noch auf das Weiterkommen konzentriert. Doch natürlich fordert eine solche Reise ein großes Opfer. So dient ihm sein treues, doch leider verendetes Pferd in der Eiswüste als überlebenswichtige Nahrung, die genau an dem Tag zu Neige geht, als sich die dunkel verhangene Hügelkette am Horizont abzeichnet. Hunger, Durst, Müdigkeit, schneidende Kälte und nun auch noch Magie nagen und reißen am Körper - vielleicht sogar an der gesamten Existenz des Elfen, als er sich dem unwirklich scheinenden Spektakel nähert. Gerade, als er das Gefühl hat es würde ihn in alle Einzelteile und gar Moleküle zerreißen, bricht er auf der anderen Seite der Barriere hinaus und seine leeren Augen richten sich auf das neue, fremde Land, das doch so erschreckend vertraut wirkt: eine, im fernen Sonnenlicht glitzernde Eiswüste, dahinter eine schneeweiße Ebene und am Horizont eine Bergkette mit weißen Gipfeln. Wenn diese nicht eine andere Form gehabt hätten, er hätte angenommen auf der gleichen Seite heraus gekommen zu sein, wie er in die Magie getreten war. Wenn er weiter sehen könnte, würde er die grünen Täler sehen, wo die Berge sanft abfallen und kristallklare Flüße wie Silberfäden sich einen Weg zur weit entfernten Küste ins unerforschte Meer bahnen. Doch der Elf sieht nur verschwommen auf die Ebene vor sich, einen Fuß nach dem anderen setzend, die mit jedem Schritt schwerer werden. Jeder kleinste Kiesel wird zur tückischen Falle, jeder Sturz härter, jedes Aufstehen länger und mühseliger. Auf Tag folgt Nacht und wieder Tag. Noch bevor er es merkt, liegt die Eiswüste bereits hinter ihm und die Mittagssonne - oder irgendeine Sonne - lässt den Schnee der nächsten Wüste grell aufleuchten, sodass er die schweren Augenlider schließen muss, um nicht zu erblinden. Alles wirkt kleiner und weniger gefährlich als auf seiner Seite der magischen Grenze. Vielleicht der einzige Grund, aus dem er noch lebt, selbst wenn er selber nicht sagen kann, warum und ob er wirklich noch lebt. Wann hat er das letzte Mal etwas getrunken, gegessen, geschlafen oder Halt gemacht? Wie ist er überhaupt durch die Barriere gekommen? Ist er wirklich auf der anderen Seite oder spielen ihm seine brennenden Augen nur einen üblen Streich, sodass er gerade den ganzen Weg wieder zurück torkelt? Noch ehe er weitere Gedanken darüber verlieren kann, wird sein Blick schwarz und er fällt in den weichen Schnee, der sich für ihn wie ein frisch bezogenes Daunenbett anfühlt. All der Hunger, der Durst und die Müdigkeit spürt er nicht mehr und auch der Schmerz in den Beinen, Füßen und der Lunge verschwindet langsam. Selbst der Grund, wohin er überhaupt will und woher er überhaupt kommt, schwinden aus seinen Erinnerungen. Das einzige, was bleibt, ist das statische Knistern der Magie, die noch immer in seinen Ohren widerhallt. Dann wird sie immer lauter und verstummt schlagartig. Der Elf öffnet die Augen. Ein dunkles Zimmer, ein weiches Bett und das muntere Prasseln eines Kaminfeuers. Die warme Luft riecht nach Brennholz, Kräutersalbe und Eintopf. Sein Kopf ist das einzige, was er bewegen kann und wären seine Augen nicht, hätte er nicht gewusst überhaupt noch einen Körper zu besitzen. Er weiß nicht wo er ist und wie viel Zeit seit seinem letzten, wachen Moment - wenn man diesen als solches bezeichnen kann - vergangen ist. Selbst, wenn er seine Stimme wiedergefunden hätte, könnte er niemanden fragen, denn die einzige Person, die er am Tag zu sehen bekommt und sich um ihn kümmert, ist zwar überaus fürsorglich, jedoch mindestens genauso schweigsam. Aufmerksam mustert er jede Bewegung des Mannes, der nicht viel älter, eher etwas jünger, als er sein müsste. Groß, breite Schultern mit kräftigen Armen und Schwielen an den so vorsichtigen Händen. Hart arbeitend also und dazu unendlich freundlich, den dunklen Augen nach zu urteilen, die gelegentlich unter dem ebenso dunklen, zerzausten Haar hervorblitzen. Sicher ein junger Vater mit einer liebreizenden Frau und fröhlichen Kindern, denn Frauen- und Kinderstimmen hört er täglich aus dem Nebenzimmer. Nur verstehen kann er sie nicht und das nicht, weil ihm seine halb abgefrorenen Ohren nicht mehr dienen wollen. Ihre Sprache ist ihm einfach völlig unbekannt. So übt er sich, neben seiner körperlichen Rehabilitation, darin diese zu lernen - erst im Kopf, dann mit der eigenen Stimme, sobald er diese wieder bruchfrei einsetzen konnte. Zu seiner Überraschung wurde ab dem Zeitpunkt auch sein "Pfleger" gesprächiger, vermutlich wollte er ihm einfach nur die bestmögliche Ruhe zum Genesen geben, die er ihm bieten konnte. Auch wenn es dadurch stets unheimlich still zwischen den beiden gewesen war. Er war schon immer ein schneller Lerner und so erfährt der Elf nicht nur, dass er es wirklich auf die andere Seite der Barriere geschafft hat und damit der erste seit zwei Jahrzehnten war, wie ihm der andere erklärt, sondern zudem auch noch der erste Elf wäre, der für den gleichen Zeitraum hier zuletzt gesehen wurde. Warum, wollte er ihm noch nicht erzählen, aber vermutlich war damals etwas Schlimmes geschehen, mit dessen Details er ihn vorerst nicht unnötig belasten möchte. Ihn wundert es jedoch, dass man ihn einerseits den ersten,aber auch den letzten Elf nennt, denn das Gleiche haben die ältesten Anhänger seines Herrn und Meisters auch stets über ihn erzählt, dass er der erste und letzte wäre, der zu ihnen gekommen ist. Verstanden hat er es nie und auch nie mehr darüber aus ihnen herausbekommen. Doch auch hier hüllen sich alle leicht in Geheimnisse, denn er meint einen älteren Mann aus dem Nebenzimmer gehört zu haben, der behauptete, dass er ihnen helfen könnte, doch als er seinen neuen Freund darauf ansprach, verschob er das Thema auf ein anderes Mal. Erst müsste er vollständig genesen sein, bevor er sich um andere als sich selbst Gedanken machen soll. Doch wenn es etwas ist, wobei er wirklich helfen kann, so will er es tun, entscheidet der junge Elf für sich, das wäre das Mindeste, womit er sich für seine Rettung und Heilung bedanken kann. Tage, Wochen, vielleicht sogar ein Monat oder mehr vergehen. Nach und nach lernt er die restliche Familie des schweigsamen Dunkelhaarigen kennen und erfährt dabei gleich mehrere Dinge: es waren nicht seine Frau und Kinder, sondern Mutter, Schwester und Nichten wie Neffen, die er immer gehört hat. Auch ist er nicht der einzige, der hier groß ist - dies scheint hier Gang und Gebe zu sein. Er selbst hat sich nie als klein gesehen, doch hier ist er gerade mal so groß wie die meisten Frauen und selbst die tendieren eher noch ein Stück größer zu sein. Zuerst bleibt es bei seiner Familie, die er kennen lernen kann und nie ihn allein besuchen darf, denn anscheinend brennt ein ganzes Dorf darauf endlich einen Blick auf den Elfen werfen und ihn mit Fragen durchlöchern zu können. Nun ist er froh, dass man ihm bisher die größtmögliche Ruhe gegeben hat, auch wenn er sich ihnen langsam zeigen muss, denn um seine steifen Beine zu bewegen und ihnen wieder ihre alte Stärke zurückzubringen, muss er früher oder später das Haus verlassen. Seinen Auftrag hat er dabei natürlich auch nicht vergessen, obwohl es ihn schon wundert, denn das Dorf besitzt nur eine Gemeindehalle und niemand weiß von einer Taverne, die hier in der Nähe liegen soll. Dafür liegt ihr Dorf zu weit westlich des Reiches und wegen der Lage wagt sich niemand zu ihnen, bis auf solche, die sich für die Waren interessieren, mit denen die Eisfischer hier Handel treiben oder täglich sich und ihre Familien ernähren. Das nächste Dorf, aus dem diese Händler kommen, soll erst hinter den Bergen liegen, die sie vom Rest der Zivilisation trennen. Wie tief hat sein Herr vorgehabt ihn in dieses fremde Land zu schicken? Mit viel Glück liegt die erhoffte Taverne wirklich bereits im nächsten Dorf und dann wird er endlich erfahren, wofür er all diese Strapazen auf sich genommen hat und so schnell, wie es ihm nur möglich ist, zur eigenen Heimat aufbrechen - doch dieses Mal besser ausgerüstet. Ein wenig bedauert er diese Gedanken jedoch, immerhin würde es auch bedeuten jeden hier so schnell wie möglich zu verlassen und nie wieder zu sehen, obwohl er schnell Gefallen an den Leuten hier gefunden hat. Sein Retter ist selbst Eisfischer und nur ihm und den Nasen seiner Schlittenhunde hat er es zu verdanken überhaupt noch in dieser Welt zu sein. Selbst das kann sich der Dunkelhaarige nicht erklären, denn laut ihm war er so blau gefroren gewesen, dass er eigentlich tot sein müsste. Vielleicht hat ihn seine Elfenmagie geschützt oder etwas anderes, denn wer kann schon sagen welche Auswirkungen wilde Magie auf einen Körper hat, noch dazu auf einen elfischen? Vieles geht dem Elf seit seinem Erwachen durch den Kopf und obwohl es sein Auftrag sein müsste, ertappt er sich dabei, dass es die meiste Zeit dabei um die Magie der Barriere und die Worte bezüglich der Elfen dieses Landes geht. Wenn hier Elfen gelebt haben, warum dann "haben"? Wo sind sie jetzt? Was ist damals vor 20 Jahren geschehen.. Er ertappt sich auch dabei die Anwesenheit seines, ihn noch immer pflegenden, Freundes in den etwas unangenehmeren Situationen (wie der Gang zur Toilette, an- und ausgezogen und gewaschen werden) nicht mehr als ganz so unangenehm und erniedrigend zu empfinden, als in den ersten Tagen nach dem Wiedererlangen seines Bewusstseins. Wie schnell er sich doch daran und an ihn gewöhnt hat. Zu schnell. Das Leben hier hat etwas ungewohnt Vertrautes und Heimeliges, als hätte er endlich sein wahres Zuhause gefunden. Neue Empfindungen, die neue Fragen aufwerfen. Ein Grund mehr so schnell wie möglich zu Kräften zu kommen und seine Aufgabe endlich fortzusetzen, solange der Abschied noch schnell ausfallen sollte. An einem Abend sitzt er mit den jüngsten Kindern, denen der Schwester, zusammen. Er im, sie an seinem Bett. Mit noch holprigem Verständnis ihrer Sprache, hört er ihren Geschichten, Erzählungen und Abenteuern zu, die sie diesen Tag erlebt haben, während sich die Erwachsenen um das Essen und restlichen Haushalts-Pflichten kümmern. Nichts, wofür er sich früher interessiert hätte, doch das Zimmer ist, mit jedem Tag, dem es ihm besser geht, immer kleiner und unerträglicher geworden. Er kann es nicht erwarten endlich längere Zeit draußen herumlaufen zu können, statt wie die Alten am Stock gehen und öfters Pausen einlegen zu müssen. Die Kinder erzählen von dem, was sie in letzter Zeit von den Erwachsenen aufgeschnappt haben, also geht es hauptsächlich um Elfen, was ihn freut zu hören. Seit seiner Ankunft ist sein Volk, von dem er nicht einmal gewusst hat überhaupt eines besessen zu haben, das Hauptgesprächsthema der Alten, die sich nur zu gern an die Hochzeit ihrer Jugend erinnern, in der Elfen öfter zu sehen waren und einige sogar in einem kleinen Dorf im Wald auf der anderen Seite der Berge gelebt haben sollen. Als er das hört, spricht er den Dunkelhaarigen darauf an und dieser verspricht ihm tatsächlich, sobald er wieder Tagesmärsche vollbringen kann, ihn dort hinzubringen. Doch die Geschichten und Erinnerungen der Alten enden schnell in Trauer und Schrecken: Vor vielen Jahren, vermutlich vor genau zwanzig, wie der Elf vermutet, wurde das Land von einem "bösen Mann" bedroht. Er fiel mit seinen Männern in den östlichen Teilen des Landes ein und griff jedes Elfendorf an, was erfand - und nur Elfen. Sie plünderten und töteten, doch es wurde keine einzige Leiche, Gräber oder gar Asche gefunden, obwohl es Spuren von Kampf und Tod gegeben haben soll. Niemand weiß woher dieser unbeschreibliche Hass auf die Elfen kam oder was auch immer sie dazu bewegte. Auch verschwand der Trupp nach Wochen und Monaten des Terrors spurlos, ehe die ausgesandten Armeen des damaligen Herrschers sie einholen und eventuell verbliebenen Elfen rechtzeitig zu Hilfe eilen konnten. Sicher war nur, dass es Fremde gewesen waren, denn weder die Banner unter denen sie marschierten und ritten, noch ihre Sprache war irgendjemandem bekannt gewesen. In dieser Nacht finden der Elf keine Ruhe. Für Kinder sind Geschichten nicht nur Geschichten und sein Auftauchen hat in ihnen die Hoffnung erweckt, dass sich diese auch irgendwann wahr werden. Doch für einen Erwachsenen, der beide Seiten einer Münze kennt (oder in dem Sinne zwei Länder vor und hinter einer magischen Barriere), erzählt diese Geschichte mehr, als es zunächst den Anschein erweckt. Beweis dafür ist der Albtraum, der ihn heimsucht und festhält, bis er schweißgebadet beim ersten Strahl des nächsten Morgens erwacht: Brennende Häuser, schreiende, weinende, kämpfende, sterbende Männer, Frauen und Kinder. Menschen. Nein, Elfen. Zwei, ein Elfenmann und seine Frau, die vor seinen Augen auf die Knie fallen und zu Boden gehen. Rotes Blut auf blitzendem Stahl. Es tropft und fließt ihm vor die Kinderschuhe. Seine kleinen Hände greifen nach dem langen, weißblonden Haar seiner Mutter. Dann ein Schatten, wie ein Berg, der sich vor ihm aufbaut und ihnen mit einem erschreckend bekannten Lächeln hochhebt und vor sich auf das eigene Ross setzt. Aus einem der Nebenzimmer stürmt der Dunkelhaarige zu ihm ans Bett. Er schreit und windet sich noch wie unter Schmerzen, als hätte man ihm gerade das Herz bei lebendigem Leibe aus der Brust gerissen, dann öffnet er unter Tränen die Augen und schaut panisch in die dunklen seines Gegenübers, dem sich der Rest der Familie besorgt nähert. Er spürt wie ihm eine große, warme Hand das zerwühlte Haar aus dem Gesicht streicht, das ihm die eigenen Tränen in Strähnen an die Wangen klebt. Langsam beruhigt sich sein Herz wieder. Seine Hände und Füße entkrampfen und der Elf sackt erschöpft zusammen, um für einige Stunden mehr in einen, dieses Mal traumlosen, Schlaf zu fallen. Als er erneut erwacht, fühlt er sich immer noch erschöpft und alle Glieder schmerzen ihm vom Verkrampfen, als wäre er den Tag zuvor einen Marathon gelaufen. Niemand ist bei ihm im Zimmer, vermutlich sind die Kinder draußen am Spielen und die Erwachsenen gehen ihrer Arbeit und restlichen Aufgaben nach. Er nutzt die Gelegenheit sich alleine zu waschen und in ein trockenes Hemd zu schlüpfen, ehe die ersten wieder nach Hause kommen. Als letzter ist es, wie so oft in letzter Zeit, seit es ihm besser geht, sein großer Freund. Sicher brennt dieser darauf, so wie alle anderen auch, ihn nach dem zu fragen, was am Morgen geschehen war, doch zu seiner Überraschung erwähnt niemand etwas und es wirkt fast so, als hätte es sich nur in einem Fiebertraum abgespielt, wenn nicht eine erdrückende Beklommenheit zwischen ihm und dem Dunkelhaarigen zu spüren wäre. Erst am Abend, nachdem die Kinder ins Bett gebracht wurden, setzt er sich zu ihm und bricht endlich das Schweigen und die unerträgliche Distanz zwischen ihnen. Der Elf holt tief Luft und erzählt ihm von seinem Traum, bringt es jedoch nicht über das Herz die Identität des Mannes zu verraten, der seine Eltern ermordet hat. Diese Erkenntnis hat ein Entsetzen und Ungläubigkeit in ihm ausgelöst, die noch zu tief in ihm sitzen, als dass er sie selbst begreifen kann oder möchte. Noch dazu findet er die Zeit als noch nicht gekommen über seine Tätigkeiten im Dienste dieses Mannes zu reden, dem er einst ewige Treue geschworen hat. Was für ein makaberer Witz! Ihm wird nun so einiges klar, warum die anderen immer in Rätseln über ihn gesprochen haben. Sicher haben sie sich auch hinter seinem Rücken über ihn krumm und schief gelacht, während er seinem Herrn treu in jede Schlacht und zu jeder Eroberung folgte. Einen rücksichtslosen und schlachtenden Bluthund hat er aus ihm gemacht. Das Weltbild eines Kindes in tausend Teile zerbrochen und dann nach seinem Wunsch wie weichen Ton geformt. Doch die Reise hierher hat den längst gebrannten Ton erneut zerbrochen und die Scherben seines Ichs wurden dieses Mal von echten fürsorgenden Händen liebevoll zu etwas zusammen gesetzt, das nun längst nicht mehr der Elf ist, der er einst gewesen war - und auch nie wieder sein will. Doch etwas anderes bereitet ihm nun Kopfschmerzen. Denn wenn sein ach so feiner Herr es war, der damals mordend durch diese Lande gezogen ist, heißt das dann nicht, dass er selbst durch die Barriere gegangen ist und mit ihm sogar ein ganzer Trupp aus ruchlosen Gefolgsleuten? Wie? Warum? Woher kam er? Immerhin ist das West-Reich sein Reich, was hatte er also auf der anderen Seite zu suchen? Nur um Elfen zu töten? Wer war er wirklich? Was gab ihm die Möglichkeit durch die Barriere zu reisen, ohne Schaden zu nehmen? Noch dazu mit einem Elfenkind als glorreiche Trophäe. Fragen, auf die es keine Antworten gab. Noch nicht. Die letzte jedoch, drückt ihm am schwersten auf den Schädel: Was war mit seiner Reise hierher? Ein Witz, um nach Jahre langer Treue den Elf nun doch endlich loszuwerden und zu beenden, was er vor zwanzig Jahren begonnen hat? Und die Taverne, gab es sie überhaupt, sowie die Leute, die er dort treffen soll? Was ist mit den neuen, großen Plänen, an die er nicht mehr teilnehmen sollte und konnte, weil er auf diese "Mission" geschickt wurde - und wie ein Trottel ohne zu nachzufragen einfach losgeritten ist! Die Zeit allein, so quälend sie jetzt auch ist, wird das Wie und Warum schon noch erläutern, ehe sich sein Stahl einen Weg in dieses verdorbene, schwarze Menschenherz bahnt. Bis dahin wird er genesen und langsam aber sicher trainieren, bis er wieder standhaft auf den Beinen ist und mindestens so flink wie tödlich mit dem Schwert - besser noch: tödlicher als je zuvor. So bricht er bereits am nächsten Tag auf, um endlich den Dorfältesten zu sprechen, jedoch nicht um die eigene Hilfe anzubieten, sondern um seine zu ersuchen. Er kann nicht sagen, wie viel Zeit seines Aufbruchs verstrichen ist, darum ist mehr denn je höchste Eile geboten. Wenn er planen sollte nach zwanzig Jahren hier erneut einzufallen, muss der jetzige Herrscher darüber benachrichtigt und das Volk gewarnt werden. Dies ist seine wahre Heimat und die wird er sich kein zweites Mal wegnehmen lassen! Der Älteste versteht zunächst nicht ganz woher dieses plötzliche Wissen über einen möglichen Feind kommt, doch die Tatsache, dass er ein Elf ist, der sich zudem noch daran zu erinnern glaubt ein Überlebender des Elfen-Massakers von damals gewesen zu sein, reicht ihm, um sofort einen Boten zu entsenden, der sich auf den Weg in die Hauptstadt machen soll. Wenn sie Glück haben wird dieser rechtzeitig ankommen und das gröbste Übel kann verhindert werden. Bis dahin verbreitet der Alte im Dorf, was er sich aus diesen Informationen selber zusammen gesponnen hat: der junge Elf ist nach jahrelanger Knechtschaft dem Tyrannen entkommen, der für den Tod und das Verschwinden aller anderen Elfen verantwortlich ist, und hat die lange und beschwerliche Reise auf sich genommen in die eigene Heimat zurückzukehren und diese vor seinem erneuten Angriff zu warnen, selbst wenn es ihm fast das eigene Leben gekostet hat. Dem Elf ist diese Halbwahrheit nur recht und er bittet seinen dunkelhaarigen Freund niemandem zu erzählen, was er ihm Weiteres über sich berichtet hat und noch mehr erläutern wird, sobald der richtige Moment dafür gekommen ist. Damit scheint dieser halbwegs zufrieden, es reicht, dass sich alle nun auf die drohende Gefahr konzentrieren, statt unnötige Fragen über die Verbindung zwischen dem Weißblonden und dem fremdländischen Herrscher zu stellen. Er beobachtet, wie der Bote als kleiner Punkt am Horizont und zwischen den Ausläufern des Gebirges verschwindet. Langsam gewöhnt er sich an die Kälte dieser Ländereien, auch wenn er dieses Mal von oben bis unten in dicken Pelz und wasserabweisendes Leder gehüllt und sein Bauch voll wärmender Fischsuppe gefüllt ist. Nun beginnt sein Training. Jeden Tag wagt er sich einige Meter mehr hinaus und begleitet den anderen sogar ab und an beim Eisfischen, auch wenn er dabei in Decken gehüllt auf dem Schlitten sitzen bleibt. Seine Beine wollen endlich wieder laufen und springen und seine Arme und Hände fühlen sich an, als hätten sie längst das Gewicht seines Schwertes vergessen. Tatsächlich ist sein Schwert das einzige im Dorf. So friedlich, wie diese Menschen hier leben, scheint niemand Gebrauch für solche Waffen zu haben. Waffenlos sind die Dorfbewohner aber natürlich nicht. Sie haben ihre Messer, mit denen sie ihre Beute zerlegen und ausnehmen und zum Jagen und Fischen haben sie Harpunen und Wurfspeere. Die sind jedoch in seinen Augen so gewaltig, als würden sie Waljagd betreiben, dabei sind es die Fische, die solch enorme Längen erreichen, dass diese Waffengröße nur gerechtfertigt erscheint. Oft starrt er fassungslos auf Prachtstücke von Fischen, wie er größere noch nie zuvor gesehen hat, nur um dann erzählt zu bekommen, dass die Fische dieses Jahr etwas kleiner ausfallen und der Standard eher mit Pferden gleichzusetzen ist! Die auffällige Größe der Leute hier hatte den Elf bereits von Anfang an gewundert, aber nicht nur sie und die Fische sind ungewöhnlich groß, so wundert es ihn schon fast nicht, dass auch die Schlittenhunde eine beachtliche Größe aufweisen. Fast wie Ponys, nur mit schneeweißem, dichten Fell und feuchten Nasen, die hechelnd und Schwanz wedelnd auf einen zugerannt kommen - und das natürlich nur um "zu spielen". Zu Boden werfen und unter breiten Pfoten und unglaublich viel Gewicht erdrücken, trifft es im Verhältnis zu ihm eher zu, so musste er sich beim ersten Aufeinandertreffen mit den Hunden seines Freundes schützend hinter ihn stellen, während er die aufregte Bande zu beruhigen versuchte. Die wärmere Jahreszeit bricht nun an. Temperaturen, die er von den vorherigen nicht unterscheiden könnte und die ihm auch nicht aufgefallen wären, wenn man es ihm nicht gesagt hätte. Spätestens die Berge an Fell hätten es ihm verraten, die die Schlittenhunde nun verlieren, während sie von ihrem Winter- auf den Sommerpelz wechseln. Heute ziehen ihn und ihren Besitzer nur halb so viele als sonst, denn es geht nicht zum Eisfischen hinaus. Wie versprochen führt er ihn durch die Schneewüste und über den Bergpass auf die andere Seite. Hier ist der Wechsel der Gezeiten klar und deutlich zu spüren, als hätten sie eine unsichtbare Grenze durchschritten oder wären durch ein Tor in eine andere Welt geraten, sodass sie sich rasch aus den gröbsten Pelzen schälen. Mit leichter Kleidung und wenig Gepäck marschieren sie zu zweit durch den grünen Wald, während die Hunde beim Schlitten am treu am Pass warten. Für ihr dichtes Fell ist dieser warme Ort nichts. Der junge Elf hatte schon fast vergessen, wie grün die Welt sein kann, wie auch das Gefühl von weichem Erdboden und knackendem Unterholz unter den Füßen und der Klang vom Gezwitscher der Vögel in den Baumkronen, der die ganze Luft erfüllt. Drüben hört man nur das Knacken des Eises, das Knirschen von frisch aufgewehtem Schnee und das ein oder andere Krächzen oder Schnattern der Schneevögel, die dort nisten und dank ihrer harten Schnäbel und kräftigen Beine ebenfalls begnadete Eisfischer sind. Die Bauten, die ihm der Dunkelhaarige zeigt, zeugen nur noch an einigen Stellen vage von der Detailverliebtheit und Handwerkskunst, mit der die Elfen ihre Umgebung schmückten, sei es in der Architektur oder Landschaftsgärtnerei. Das meiste jedoch ist längst von der Natur zurückerobert worden und bietet nun Pflanzen und einigen Tieren ein neues Heim. Der Schrecken von damals ist längst nicht mehr zu spüren. Es ist friedlich. Fast schon zu friedlich und es erfüllt ihn mit Trauer sich nicht an mehr aus seiner Kindheit zu erinnern, als an alles aus der Zeit, die er bei den Menschen verbracht hat. Irgendetwas muss noch vorgefallen sein, dass er seine wahre Herkunft vergessen hat und vielleicht spielt auch hier die Barriere wieder eine wichtige Rolle. Doch das wird er es erst erfahren, wenn er ihm endlich gegenüber steht und ihn dazu bringt zu reden - und er wird reden. Er wird diesem Land, in dem nur Frieden herrscht, kurz zeigen, was er auf der anderen Seite gelernt hat, ehe er sein altes Leben, das ihm nun wie ein wahr gewordener Albtraum vorkommt, vollständig hinter sich lassen und vergessen kann. Da gibt es wirklich nichts, an was es sich zu erinnern lohnt. Sicher kann auch er ein paar Männer aufzählen, die er bisher als Freunde gesehen hat. Schließlich hatte er einen eigenen Trupp, der unter seinem Kommando stand und da die meisten unter ihnen seinem Alter entsprechen, dürften sie kaum wissen, was es wirklich mit ihm auf sich hatte - sofern sie nicht von den Älteren eingeweiht wurden. Der Weißblonde mag sich nicht ausmalen was alles echt und was in Wirklichkeit nur billiges Theater gewesen ist. Es lässt sich jedoch nicht bestreiten, dass bei allen, Freund und Vertrauter oder nicht, immer eine Art unsichtbare Wand zwischen ihm und den Menschen geherrscht hat. Eine unangenehme Distanz und das Gefühl als einziger Elf nie wirklich dazuzugehören, keine Person als seine Familie und keinen Ort als seine Heimat bezeichnen zu können. Bei allen - bis auf seinen Meister und das ist es, was ihn, seit er die Wahrheit kennt, am meisten erschüttert hat und nun brennt in ihm ein solcher Hass auf diesen Mann, dass ihm davon schon öfters fast übel wird. Dabei hallt, öfters, als er es in letzter Zeit will, die Geschichte einiger der ältesten Gefolgsleute des Herrn in seinen Ohren wider (an deren Händen sicherlich auch Elfenblut klebt): die Geschichte, wie er zu ihnen gekommen war und zwar als einziger Überlebender eines Massakers von Elfenhassern, der von ihrem "gnädigen Lord" gerettet und aufgenommen wurde, nachdem sie zu spät eingetroffen waren die anderen Elfen zu retten. Jung, naiv und hundertprozentig traumatisiert, wie er nun weiß, hatte er diese dreiste Lüge geglaubt, nachdem sie ihm immer und immer wieder eingetrichtert worden war. Solange, bis er vor dem "gnädigen Lord" auf die Knie fiel und ihm ewige Treue schwor. Sie müssen sich im Hintergrund die fetten Bäuche vor lauter Lachen gehalten haben. Wütend ballt er die Hände und es macht ihn gleich noch viel wütender zu spüren, dass sie noch immer nicht ihre alte Stärke zurück erlangt haben. Seine ungewollte Nahtoderfahrung hat mehr Spuren hinterlassen und einen höheren Preis verlangt, als er zunächst geglaubt hat, so verläuft seine Rehabilitation bisher schleppender, als er es sich wünscht. Deswegen ist er sich sicher, dass er eigentlich gar nicht mehr leben dürfte. Irgendetwas war mit ihm oder in ihm geschehen, als er der wilden Magie ausgesetzt war. Vielleicht wird er diesbezüglich in der Hauptstadt Hilfe finden, dort treiben sich eher Magiebegabte herum. Irgendwo muss es schließlich jemanden geben, der sich mit so etwas auskennt oder gar Forschungen zu der Barriere betrieben hat oder vielleicht noch betreibt. Doch zunächst muss alles, was noch auf sie zukommen wird, überstanden werden, ehe er diesem Rätsel auf die Spur gehen kann. Wer weiß, vielleicht begleitet ihn dann auch sein Freund. Dem einzigen und wahren, den er je noch als solches bezeichnen mag. Wieder im Dorf angekommen zerschmettert die Realität all seine Pläne und dem Elf ist, als wäre er gerade aus einem schönen Traum aufgewacht, als er die Banner seines Lords im Wind wehen sieht. Zu Pferden belagern einige Truppen die einzige Straße zum Dorf, halten aber überraschenderweise Abstand und ohne Ärger zu machen, wie es scheint. Von den großen Schlittenhunden aufgescheucht, weichen ihnen die Pferde aus und so kommen sie ungestört an ihnen vorbei. Die Dorfbewohner wirken nicht angespannt, aber vorsichtig. Ihre ungewohnte Größe scheint ihnen zudem noch einen Vorteil zu verschaffen, den der Elf nicht bedacht hat. Sonst würden die Männer nämlich schon längst die Frauen und Mädchen bedrängen, während sie in Gruppen vorlauten Männern mit Fäusten und Füßen zeigen würden, wer hier nun das Sagen hat. Das jedoch nichts von alldem passiert, empfindet er als mehr als ungewohnt, verstörend und fast beängstigend, obwohl er sich eigentlich darüber freuen sollte. Entweder halten sie tatsächlich leicht respektvollen Abstand oder aber jemand befahl ihnen sich zurückzuhalten - und wenn das der Fall ist, haben sie größere Probleme, als nur einen Spähtrupp, der für gewöhnlich glaubt sich alles erlauben zu können. Als hätte man seine Gedanken gelesen, verlässt daraufhin jemand das Gemeindehaus, gefolgt vom Dorfältesten, der als einziger etwas nervös wirkt. Dem Elf gefriert leicht das Blut in den Adern, als er einen seiner sogenannten Freunde wiedererkennt, der nun, in voller Truppenführer-Montur und mit ausgebreiteten Armen und einem fast ebenso breiten Grinsen durch den Schnee auf ihn zustapft. Kurz drückt er ihn an sich, haut ihm kräftig auf den Rücken und erkundigt sich gleich danach, wo er denn bleibt und dass er sehnsüchtig erwartet wird. Der junge Elf antwortet nicht und lächelt auch nicht. Stattdessen meint er alle Augen der Dorfbewohner und den seines dunkelhaarigen Freundes auf sich zu spüren und glaubt den Schmerz des Verrates in ihnen zu sehen. Schließlich sollte sich jeder denken, dass es sich bei diesen Leuten, die stark bewaffnet und gerüstet plötzlich auf Schlachtrössern angeritten kommen, nur um den angekündeten Feind handeln kann. Ein Feind, der ihn wohl mehr als nur gut kennt und zu dem er allem Anschein auch noch zu gehören scheint. Oder bildet er sich das nur ein und sie denken wirklich nur, dass es sich bei ihnen um Freunde handelt? Er beschließt seinem Gefährten irgendwie klar zu machen, dass das nicht der Fall ist und dass sie in Gefahr sind, falls sich dies hier in die falsche Richtung entwickeln sollte. Sicher will er den umherstehenden Kindern hier den Anblick von jeglichem Blutvergießen ersparen, aber wenn sie schnell und vor allem als Einheit handeln, dürfte dieser Trupp problemlos zur Strecke gebracht werden. Die Pferde kriegen die Hunde und der Rest von ihnen wird einfach unter die Schollen geworfen, als wären sie nie dagewesen.. Seine Augen wandern von dem jungen Kommandanten zu seinem Freund, der sofort zu ihm herunter schaut und mit seinen dunklen Augen nach einer Erläuterung für all das hier zu suchen scheint, doch noch ehe irgendeiner etwas sagen kann oder hoffnungsvoll Gedanken ausgetauscht werden können, ertönt erneut das Lachen des anderen, der ihm mit einem Ellbogenhieb in die Seite nur verstehend zunickt und zu seinem Leid auch noch laut herumposaunt, dass er ja schon immer diese Art von Vorliebe hatte. Seinem zuvor noch vor Schreck und Anspannung erstarrtes, aschfarbenes Gesicht schießt nun eine tiefe Röte in die Wangen, das seinem Gegenüber dazu veranlasst wieder und nun noch lauter loszulachen. Er kann nur froh sein, dass niemand hier ihre Sprache versteht, ansonsten würde er sich am liebsten sofort in den Schnee eingraben. Dennoch wirft sich der Elf ihm sofort entgegen, in dem kläglichen Versuch die Hände auf seinen Mund zu pressen, was von dem anderen spielerisch abgewehrt wird. Vom ganzen Lachen nur von Seitenstichen geplagt, beruhigt sich dieser dann langsam wieder und wird plötzlich ernst, doch das erwidert der Elf nur, um all dem Klamauk hier endlich ein Ende zu setzen. Mit geballten Fäusten beginnt er nun ihn über den Grund ihres Daseins zu durchlöchern und was die wahren Pläne seines Herrn wären. "Seines Herrn" lässt den anderen hellhörig und stutzig werden und seine Miene verfinstert sich. Nun ist es der Elf, der zu lächeln beginnt und mit herabschauendem Blick die Arme vor der Brust verschränkt. Dann teilt er ihm mit, dass er, als braver Hund, der er doch ist, zu seinem Herrn zurückkehren und ihm ausrichten soll, dass er über alles Bescheid weiß und dieser nicht auf seine Rückkehr warten braucht. Auch, dass er bereits alles in die Wege geleitet hat seine Pläne, was auch immer sie nun sein mögen, zu vereiteln. Der junge Kommandant schnaubt nur leise, doch deutlich verächtlich. Mit den Worten, er habe ja keine Ahnung worauf er sich einließe, schwingt er sich, knapp und irgendwie traurig lächelnd, auf sein Pferd und führt dann seinen Trupp in Richtung Berge ab. Der Elf - und vermutlich auch das ganze Dorf - schaut wie versteinert zu, wie der dunkle Punkt am Horizont langsam kleiner wird. Vielleicht hat er wirklich keine Ahnung. Vielleicht hat der Bote die jetzige Königin nie erreicht. Vielleicht ist alles zu spät. Vielleicht aber auch nicht und wenn das der Fall sein sollte, wird er um alles kämpfen, was noch zu retten ist. Kapitel 2: Ushebti (geträumt am 09.08.2016) ------------------------------------------- Drei junge Frauen gehen zügig eine Straße entlang. Die Gegend ist schäbig, so wie der Großteil der Stadt, doch hier ist sie am schäbigsten. Sie sind wie Zivilisten gekleidet, benehmen sich jedoch wie Polizistinnen und beschlagnahmen Waffenaufsätze und Munition von den Kindern, die damit am Straßenrand handeln und nicht schnell genug vor ihnen davonlaufen können. Doch rennt keine von ihnen den Kindern hinterher, die drei haben ein anderes Ziel vor Augen. Sie erreichen ein großes, weißes und rundes Gebäude. Ein Wohnkomplex mit vier Etagen. Vier Wohnungen mit je zwei Balkonen, die sich gegenüberstehen. Das Gebäude wirkt von vorn wie hinten gespiegelt, innen sind jedoch nur die Wohnungen zueinander identisch. Die Raumaufteilung ist nicht symmetrisch und wirkt auch nicht, als befänden sie sich in einem runden Gebäude. Ein Treppenhaus mit Fahrstuhl verbindet über identische Flure alle Wohnungen miteinander. Die Frauen wirken leicht nervös. Scharen von Leute stehen am Tor und warten, genau wie sie, auf Einlass. Auf jede Person wird bei Betreten des Grundstückes automatisch ein temporärer Schutzzauber gelegt. Dieser wirkt jedoch in zwei Richtungen: er schützt seinen Träger, solange er sich auf dem Grundstück befindet, aber nur, wenn es sich dabei nicht um "ungebetene Gäste" handelt. Dann reagiert er wie ein Metalldetektor und wechselt sofort seine Form, die den Träger fesseln und an den Boden binden, bis das Sicherheitspersonal eintrifft. Heute scheint es jedoch ruhig zu sein, so laufen alle mit neonfarbenen (gelb, blau, grün oder pink), leuchtenden "Helmen" und "Flügeln" herum, die aussehen, als hätte man per Lichtmalerei grobe Konturen in die Luft gezeichnet. Bei genauerem Betrachten fällt auf, dass einige wenige "schöner gezeichnet" sind, als die meisten anderen. Grund ist die Sicherheitsstufe oder der Status denen die Träger angehören und dementsprechend einen wirkungsvolleren Schutz tragen. Neben dem Personal und wichtigen Personen, sind die drei Frauen die einzigen von den Neuankömmlingen, die solche schön gezeichneten, besseren Zauber erhalten. Eine von ihnen seufzt leise, unglücklich darüber ihren Schutz in Pink bekommen zu haben und wirft einen leicht neidischen Blick auf das Gelb und Grün ihrer Freundinnen, die der Farbe keine Beachtung schenken. Dann wendet sie sich an sie, beide noch einmal ermahnend äußerste Vorsicht walten zulassen. Immerhin gilt es noch das Gebäude zu betreten, noch stehen sie erst im Vorhof. Auch stehen ihnen noch weitere Schleusen und Kontrollen bevor, je tiefer sie in den Wohnkomplex vordringen werden. Der ihnen gegebene Schutz wird dabei nicht nur nützlich sein, sondern könnte auch die Aufmerksamkeit der falschen Leute auf sich ziehen. So begeben sie sich hinein, durch Flure, Zwischenräume und wechselnder Stockwerke, bis der Schutzzauber plötzlich verblasst und verschwindet. Das Zeichen dafür, dass sie die innersten und wichtigsten Teil des Gebäudes erreicht haben und sich nun innerhalb der Barriere befinden, die diesen komplett umschließen. Jeder mit bösen Absichten, der es trotz Kontrollen bis hierhin geschafft haben könnte, würde spätestens jetzt scheitern, den Alarm auslösen und wie eine Fliege im Netz in der unsichtbaren Wand stecken bleiben. Die drei passieren noch eine letzte Kontrolle, dann treten sie, nach einem langen, düsteren Flur, durch eine Doppeltür in einen großen Raum. In dessen Mitte und von Kissen umsäumt, sitzt eine Frau auf dem Boden. Gekleidet wie eine Pharaonin, doch am Körper bandagiert wie eine Mumie. Ihr Gesicht ist stark geschminkt, doch ohne ihre gereifte Schönheit zu verdecken. Um sie herum sitzen ihre engsten Berater und Vertraute. Dunkle Augen unter dunklem Kajal mustern jeden ihrer Schritte aufmerksam und unter strengem Blick, als sie sich ihr mit respektvollem Abstand nähern. Dann fallen sie demütig vor ihr auf die Knie, die Hände auf den Boden und den Kopf gesenkt. Die Königin erhebt die Stimme, die in dem weitläufigen, doch karg ausgestatteten Raum leicht widerhallt. Sie erkundigt sich nach dem Stand der Dinge und dem Ausgang ihrer Mission, auf die sie die drei Frauen losgeschickt hat und von dieser sie nun zurückgekehrt sind. Sie bestätigen ihr, dass alles so verlief, wie sie es gehofft hatte und die Königin als unschuldig erachtet wird. Zufriedenheit und Erleichterung blitzen kurz in ihren Augen auf, doch ehe sie sich erneut an sie wenden kann, erhebt sich ein junger Mann aus der Masse der Anwesenden und setzt sich neben sie, einen Arm um sie legend. Ihr Sohn, Erstgeborener und einziger Nachkomme der Pharaonin. Seine Kleidung steht ihrer in Nichts nach, doch statt dem Pschent, der auf ihrem Haupt ruht, trägt er einen goldenen Helm mit Horus' Antlitz, der sein Gesicht verdeckt. Hinter dieser Maske drückt auch er seine Freude über diese Nachricht aus, ehe er den Kopf Richtung Mutter wendet und seufzend verkündet sich das nächste Mal etwas Besseres einfallen lassen zu müssen, um erfolgreich zu sein. Erschrocken weiten sich die Augen der Königin, während sie nichts als ihr Spiegelbild in der goldenen Oberfläche des Falkenkopfes sieht. Noch während ein Raunen durch die Reihen der, ebenfalls von dieser Aussage überrumpelten, Berater geht, springen zwei der Frauen auf, um sich schützend zwischen ihm und der Königin zu werfen und diese in Sicherheit zu bringen. Die dritte wirft sich dagegen direkt auf ihn und wächst dabei auf ihre dreifache Größe an, wobei sich ihr Aussehen zu einer halb verfallenden und vertrockneten Leiche verändert. Mit einer Hand erwischt sie eines der Beine des Prinzen, umgreift es mit eisernem Griff, und schleudert ihn dann daran in alle Richtungen gegen die Wände und den Boden. Die Entsetzensschreie der noch nicht geflohenen Anwesenden werden nun laut. Sie übertönen das Knacken und Brechen der königlichen Knochen, doch gelten ihre Schreie nicht dem Spektakel, sondern der leichenhaften, jungen Frau. Sie hört von alldem jedoch nichts. In ihrem Kopf tobt ein Wirbelsturm. Dann lässt sie den Prinzen los, der, als verdrehter Fleischhaufen "umgeformt", auf den nun roten Fliesen aufklatscht. Die Frau schrumpft auf Normalgröße zurück. Ihre braune, ledrige Haut wird wieder weich und rosig, das ausgefallene Haar wächst voll und glanzvoll auf seine alte Länge zurück. Sie atmet tief ein und aus. Die Verwandlung strengt den Körper ungemein an, noch dazu verfällt sie dabei immer in eine blinde Rage, sodass sie sich zunächst einmal beruhigen muss. Sie lässt den Blick durch den Raum schweifen. Die Königin ist von ihren Begleiterinnen erfolgreich in Sicherheit gebracht worden, nur noch einige Verwirrte torkeln verängstigt umher. Also hilft sie ihnen den Ausgang zu finden, bleibt dabei aber im Hauptraum, den sie nun nicht mehr verlassen kann. Der Alarm wurde ausgelöst und die Barriere lässt keine Monster durch, selbst wenn sie auf der Seite der Königin stehen. Schweigend schließt sie die schweren Flügel der Doppeltür hinter den letzten und kehrt ihnen den Rücken zu. In weniger als einer Stunde wird das gesamte Gebäude geräumt sein und dann kommt niemand mehr rein oder raus der hier nicht das Sagen hat. Der Prinz öffnet die Augen und setzt sich auf. Seine Knochen sind gerichtet und die Haut spannt sich über straffe Muskeln. Seine zuvor prachtvolle Kleidung hängt ihm jedoch nun in blutigen Fetzen vom Körper. Der Helm ist gebrochen, die Horusmaske liegt in einer dunklen Ecke des Raumes, so zeigt sich ein attraktives, doch auch arrogantes und eitles Gesicht. Sein Blick fällt auf eine schöne junge Frau, die ihm mit ausdrucksloser Miene gegenübersitzt und das Geschehen seiner "Wiedergeburt" aufmerksam verfolgt. Lächelnd setzt er sich entspannter hin, fragt sie, ob sie seine Ushebti sei und betont ihre Schönheit, aber auch ihren mangelhaften Kleidungsstil, den er zu verbessern weiß. Dabei rückt er ihr immer näher, bis sie seine Stimme nicht nur direkt in ihrem Ohr, sondern förmlich in ihrem Kopf hört. Sie fragt, wie die junge Frau den Tod gefunden hat. Zu spät bemerkt sie dabei seine Hände auf ihren Schultern, während ihr Augen längst von seinem Kohle umrandeten Blick wie gefesselt sind und er tief in sie hinein sieht - bis er durch ihre Augen auf einen anderen jungen Mann vor sich sieht: Ein Freund. Er bedrängt sie. Eine Freundin steht daneben. Sie hilft nicht, mehr noch, wirkt genervt. Sie sagen ihr, sie solle nicht immer so verklemmt und abweisend sein. Was sie auch vorhaben, es gefällt ihr nicht. Sie will gehen. Er wird langsam wütend, beginnt an ihr zu zerren. Sie wehrt sich mit den Händen und sucht mit den Augen nach Hilfe. Doch es kommt keine. Sie verletzt ihn im Gesicht. Jetzt ist er wirklich wütend. Er schlägt sie und stößt sie. Sie verliert das Gleichgewicht, stolpert nach hinten und fällt. Sein Gesicht wird kleiner, während er ihr mit immer größer werdenden Augen hinterher sieht. Dann landet ihr Körper brechend und verdreht auf dem Schneidwerk eines Mähdreschers. Er gehört ihrem Vater. Er hat ihn gerade neu gekauft. Sie wollten an dem Tag damit gemeinsam auf das Feld fahren und ihn einweihen. Der Prinz weicht nun selbst erschrocken zurück. Seine Lippen formen das Gleiche, was die Angst erfüllten Berater geschrien haben, ehe sie den Raum verließen. Eines weiß er nun: diese Frau ist nicht für ihn gestorben um als ewige Dienerin bei ihm zu sein, sondern starb bereits vor sehr langer Zeit, ihr Dasein nun als Untote fristend. Er schreckt erneut zusammen, als sie ihm daraufhin ihr "wahres Gesicht" zeigt: die eine Hälfte ist jung und schön, doch die andere ist gebrochen und verschoben. Haut und Muskeln hängen ihr in Fetzen von den Knochen und das Auge baumelt erschreckend locker. Die Wange ist durchlöchert und ihr fehlen Zähne, sowie die halbe Nase. Die restliche Hälfte ihres Körpers weist ähnliche Verstümmelungen auf. Sie lächelt traurig und senkt den Kopf, dann erzählt sie ihm keine Rachegefühle zu haben. Am Anfang vielleicht, doch nur kurz. Es war eine unangenehme Situation gewesen, die in eine schreckliche Tragödie eskalierte. Geendet hat es da jedoch nicht, was das eigentlich Schlimmste gewesen war: sie hatte noch gelebt. Doch keiner ihrer Freunde hatte es gewagt sich ihr zu nähern, sie gar anzufassen oder Hilfe zu holen. Feige hatten sie die Flucht ergriffen und sie kläglich verbluten lassen, nur um sich gegenseitig Alibis geben und ihren Kopf aus der Schlinge ziehen zu können. Ihr Vater war ein gebrochener Mann gewesen, deswegen konnte sie nicht einfach gehen und ihn allein lassen. Also kam sie zu ihm zurück: Nachdem der Schmerz verschwunden war, öffnete sie die Augen und kletterte vom Schneidwerk. Am Anfang hatte er sich sehr darüber gefreut. Doch mit der Zeit wusste sein Verstand damit nicht mehr umzugehen, immerhin musste der Vorfall ein Geheimnis bleiben. Auch ihre "Freunde" wurden ein Problem, schließlich wussten sie von ihrem Tod. So fand ihr Vater schnell heraus wer die Schuldigen waren und wollte Gerechtigkeit für etwas, das längst nicht mehr zu richten war. Aus Liebe und Angst um ihn verließ sie ihren Vater, ihre Stadt und ihr Land. Das war vor sehr, sehr langer Zeit. Und weder ihr Vater, noch die, die ihren Tod zu verantworten haben, leben noch. Die junge Frau schaut wieder hoch und der Prinz sieht ein wieder schön gewordenes Gesicht vor sich. Jemand wie ihr ist ihm zuvor noch nie direkt begegnet, doch hat er schon viel über Wiederkehrer gehört und gelesen: Ruhelose Seelen, die grausam den Tod gefunden haben und durch noch unerklärliche Mächte einen letzten Faden aufrecht erhalten konnten, der sie mit ihrem verschiedenen Körper bindet. Anders, als Zombies und Ghoule, mit der sie von Unwissenden schnell verwechselt werden können (und was die panisch flüchtenden Berater auch getan haben), dürstet es sie nicht nach Menschenfleisch und auch sonst sind sie weder hirntot noch triebgesteuert, sondern bei klarem Verstand und vollständiger Kontrolle ihres Körpers. Die Macht, die sie an das Diesseits bindet, lässt sie weder altern, noch weiter verwesen. Dazu kommt die Fähigkeit das wahre Ich zu verbergen und einige mehr, so wie es ihre vorherige Verwandlung bestätigt. Doch diese Besonderheiten sollen von Wiederkehrer zu Wiederkehrer verschieden und sehr individuell sein. Man vermutet, dass diese "zweite Form" das Gegenstück zu ihrem Tod darstellt. In ihrem Fall ist der Auslöser und die Wahl dieser Form wohl der Gedanke, dass sie ihren Tod hätte verhindern können, wenn sie damals nur stärker gewesen wäre - auch wenn der Preis dafür blinde Wut zu sein scheint, mit der sie auch die in Gefahr bringen könnte, die sie eigentlich beschützen möchte. So verschieden sind sie beide demnach nicht, äußert der Prinz dann. Er selbst, wie auch seine Mutter, zählen zu den Mumien, also ebenfalls lebende Leichen, wenn man es direkt betrachtet. Durch die Macht ihrer Götter wurde ihnen dieses neue, fast unsterbliche Leben geschenkt. Ihr wahres, mumifiziertes Aussehen offenbart sich nur im Schlaf, die einzige Möglichkeit sie zu töten. Ansonsten funktionieren ihre Körper, von der schnellen Selbstheilung abgesehen, wie zu ihren Lebzeiten. So war es der Königin auch möglich gewesen nach ihrem Ableben einen Sohn zu gebären, der wiederum ihre Eigenschaften direkt geerbt hat. Ihr Angriff auf ihn war also völlig sinnlos und sogar unnötig gewesen. Zum einen hätte sie ihn auf jede erdenkliche Art und Weise töten können, selbst aufessen, er würde trotzdem immer wieder zurückkommen. Zum anderen ist die Königin nicht wirklich in Gefahr gewesen, wenn sie nur im Schlaf getötet werden kann. Doch ihre Intuition hat sie dazu verleitet, schließlich weiß man nie welche neuen Methoden der Feind entwickelt, um seine Ziele zu erreichen. Die Tatsache, dass er jedoch der Feind ist, war was alle so überrascht und schockiert hat. Zu gerne würde sie jetzt bei ihrer Königin sein und ihr in diesen schweren Momenten zur Seite stehen. Vom eigenen Sohn so verraten zu werden.. Langeweile. Machtgier. Sie soll es sich aussuchen. Mit diesen Worten erhebt sich der Prinz, streift den zerbrochenen Rest seines Helm vom Kopf und wirft ihn von sich. Scheppernd rollt er über den Boden und durch kleine Blutlachen und zieht dabei feine rote Linien, ehe er liegen bleibt. Der junge Mann reckt sich kurz und sieht sich dann unbesorgt um. Der Wiederkehrerin schenkt er dabei keine Beachtung mehr, bis er sie hinter sich leise lachen hört. Er wendet den Kopf leicht in ihre Richtung und wirft ihr einen herablassenden Blick aus den Augenwinkeln zu. Das Lächeln der jungen Frau verblasst nicht, doch erwidert sie seinen Blick mit einer steinernen Härte in der Mimik und eisigem Glanz in den Augen. Er soll nicht vergessen, wo er ist. Ihre Stimme klingt ebenfalls hart und eisig. Die Barriere ist noch immer aktiv und sie wird es auch bleiben. Man könnte ihr auch eine gewisse Intelligenz oder gar ein Bewusstsein zuschreiben, denn da jemand Untotes den Alarm ausgelöst hat, ist sie nun darauf aus alles und jeden dieser Art in sich gefangen zu halten. Einzig die Person, die die Barriere erschaffen hat kann diese auch wieder aufheben, und dies wird in ihrem Fall nur die Königin selbst sein. Die Frau, die er zu töten versuchte. Sein ihm entgleisender Gesichtsausdruck amüsiert die jung aussehende Frau kurz, ehe ihr Lächeln verblasst und sie langsam ebenfalls aufsteht. Seine Frage, ob sie seine Ushebti sei, liegt der Realität nicht allzu fern: Sie ist alles andere als seine Dienerin, dieser Ort hier aber nun ohne Zweifel sein "Grab". Es gibt kein Entrinnen - zumindest solange seine Mutter keine Entscheidung über seinen Verrat getroffen hat. Bis dahin wird sie bei ihm bleiben und ein Auge auf ihn haben. Als sein persönlicher Grabwächter. Kapitel 3: Wächter des Waldes (geträumt am 24.09.2016) ------------------------------------------------------ Ein junger Mann lebt mit seiner kleinen Familie in einem zwielichtigen Wald. Er besitzt eine selbstgebaute Holzhütte mit kleinem Obergeschoss unter roten Dachziegeln, eine kleine Scheune und einen überdachten Brunnen. Vor seinem Haus hat er Hochbeete angelegt und wenn die Sonne warm am sattblauen Himmel scheint, trocknet die Wäsche an einer langen Leine im sanften Wind. Auch hat er einen Nachbarn, der am Waldesrand wohnt und den er gelegentlich trifft, wenn Feuerholz, Pilze, Beeren, Nüsse und wilde Möhren und Erdbeeren gesammelt werden. Der Wald, in dem er lebt, ist der größte und dichteste im ganzen Land. Ein sicherer Ort für alle Tiere und Menschen, die ihn respektieren. Jeder, der ihm und denen, die ihn als ihr Zuhause bezeichnen, Schaden zufügen will, wird keinen Erfolg haben: Dieser Wald besitzt Wächter. Für jedes seiner Gebiete einen. Es gibt klare Grenzen, die jedoch nur die Tiere kennen. In diesem Gebiet wacht ein sehr großer und schon leicht in die Jahre gekommener Eber. Da sich der junge Mann durch seine Güte, Hilfsbereitschaft, Mut und Respekt vor allem Lebenden, ob Mensch, Tier oder nur Pflanze, als würdig erwiesen hat, gab ihm der Wald den Status und die Gaben eines Wächters. Sein Schutzgebiet umfasst den Bereich seiner Hütte bis zum nächstliegenden Waldesrand und verbindet sich mit dem des Ebers. Dieser ist bis heute damit mehr als unzufrieden von nicht mehr als einem Menschen als neuer Wächter seines Gebietes abgelöst zu werden. Doch der Wald entschied sich für einen Menschen als seinen Nachfolger, denn nur ein Mensch weiß gegen andere Menschen vorzugehen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Dennoch versucht der Eber jede Woche die kleine Familie aus seinem Reich zu vertreiben. Dafür fordert er stets den jungen Mann heraus und verfällt dabei in seine Eber-typische Rage, mit der er auf jeden weiteren Menschen sofort blind losstürmen würde, doch von der Frau und den Kinder lässt er stets schnell ab ohne jemanden zu verletzen. Selbst das Haus oder die weiteren Bauten auf dem kleinen Grundstück, welches der Mann sein Eigen nennt, greift er nicht an - zumindest nicht gewollt, sofern er seine Anstürme rechtzeitig abbremsen kann. Auch heute, an einem fast wolkenlosen Tag, an dem die Sonne warm scheint, während eine frühlingsfrische Brise die Tannen zum singen bringt, stellt er sich ihm, in all seiner Größe, entgegen. Der Wald gab ihm zusätzliche Ausdauer und die Fähigkeit so groß wie eine kleine Hütte zu werden, bei dessen Anblick jeder wütende Bär sofort den Rückzug antreten würde. Der junge Wächter kann sich gegen den Eber nicht wehren. Doch auch ihm gab der Wald zwei Fähigkeiten und eine davon seltsam noch dazu: Zum einen die Gabe nun mit den Tieren zu sprechen - etwas, was er nun dringend braucht, wenn sie ihren Wächter um Hilfe ersuchen, auch, wenn dies bisher nie oder nur ungewollt passiert ist. Immerhin steht nicht nur der Eber einem Mensch als Wächter misstrauisch entgegen und er selbst ist sich der neuen Aufgabe selber noch nicht sicher. Seine andere Fähigkeit ist die Gabe zu Fliegen - oder besser gesagt zu Schweben. So kann er aus dem Stand mühelos 5 Meter hoch springen, um dann kurz in der Luft stehen zu bleiben und dann langsam, wie eine Feder, zu Boden zu gleiten. Bei starken Brisen fliegt er sogar wie ein Blatt im Wind herum und kann sich von diesem durch die Gegend tragen. Fortgerissen werden kann er jedoch nicht. Sein Wille allein bestimmt, ob er leicht oder schwer ist, so kann er das Sinken beschleunigen, um schnell wieder sicheren Stand unter den Füßen zu haben. Schwerer als sich selbst, kann er sich jedoch nicht machen. Der Eber wartet bis Frau und Kinder im Haus verschwunden sind, dann stampft er mit dem Vorderbein auf, dass der Boden vibriert - das Zeichen für den Mann sich bereit zu machen. Er sieht die dunklen Augen des älteren Wächters näher kommen und springt. Der Wind gleitet über den Widerrist des Angreifers und trägt den jungen Mann mit sich. Dieser dreht sich in der Luft herum und sieht, wie der Eber gerade zum Stehen kommt und den massigen Kopf in seine Richtung wendet. Kaum haben ihn seine Augen erspäht, prescht er wieder los. Jedes Mal, wenn er glaubt an den anderen heranzukommen, richtet sich der Eber auf die Hinterbeine auf, doch der junge Wächter schwebt einfach an den riesigen Hauern vorbei, von der gleichen Luft fortgetragen, die der andere mit seinem gewaltigen Körper vor sich her schiebt. Die wilde Verfolgungsjagd dauert etwas mehr als eine halbe Stunde, dann schrumpft der Eber auf seine normale, doch immer noch stattliche Größe zurück. Aus der Puste und wieder bei Sinnen kehrt er in die Tiefen des Waldes zurück, um dort für den restlichen Tag in Ruhe sein Gebiet abzulaufen. Er ist sehr pflichtbewusst, mit einem guten Herzen unter dem rauen Fell und kümmert sich sofort um alle, die ihn für Rat und Hilfe aufsuchen. Auch dem Mann gegenüber ist er nie unhöflich und tief in seinem Inneren respektiert er ihn sogar. Immerhin gebührt nicht jedem die Ehre vom Wald als Wächter ernannt zu werden und schon gar nicht einem Menschen - bis jetzt. Aber er merkt, dass er langsam rüstig wird und der Wald Recht darin getan hat einen neuen Nachfolger zu ernennen. In seinen jungen Jahren hätte er einen Menschen nie akzeptiert, genauso wenig seine eigenen Kinder. Sie sind es auch, die ihm jeden Tag auf den Ohren liegen, wie Stolz sie auf ihn sind und was sie alles tun würden, um die Menschenfamilie zu vertreiben und welche Fähigkeiten sie sich wünschen, wenn der Wald einen von ihnen als Wächter ernennen wird. Wird, nicht würde, denn in ihren Köpfen scheint die Tatsache, dass der eigene Vater ein Wächter ist, die Hauptvoraussetzungen dafür zu sein, dass ihnen die gleiche Ehre ereilen wird. Diese Gedanken sind es auch, die den alten Eber dazu treiben sein Gebiet vor dem jungen Mann zu "verteidigen". So versprach er ihnen sich selbst darum zu kümmern und hält sie dadurch davon ab etwas zu tun, was er sich für sein restliches Leben nicht verzeihen könnte. Diese Maßnahme stimmt ihn innerlich mehr als traurig und es beschämt ihn, denn gerade diese eigennützige Einstellung seiner Kinder sorgt dafür, dass sie nie zu einem Wächter erwählt werden, die schließlich alles und jeden vor das eigenen Wohl stellen müssen. Der junge Mann ist ihm durch dessen Tugenden bereits mehr ans Herz gewachsen, als er zeigt und wenn es mal dazu kommen sollte, würde er sein Leben für ihn in Gefahr bringen und ihn wie einen Sohn beschützen - selbst, wenn er davon selber noch nichts ahnt. Auch der menschliche Wächter ist nach der kleinen Konfrontation zu seiner Familie zurückgekehrt. Dank eines einst geretteten Buchfinks, der ihn seitdem als einziger besucht, Unterhaltungen beginnt und ihn in das Leben der anderen Waldbewohner einbindet, weiß er von dem inneren Konflikt des Ebers, da er mit diesem - und vor allem mit dessen Frau - ebenfalls freundlich schwatzt. Deswegen nimmt er die Angriffe zwar ernst, aber ihm nie übel. Im Gegenteil, er respektiert ihn, mehr noch als er es jeden anderen Menschen bisher getan hat - abgesehen von seiner lieben Frau natürlich. Er ist sich sogar sicher, dass sie mehr als gute Freunde werden könnten und sicher auch werden, wenn er nur geduldig bleibt, bis der andere seinen Stolz ablegen kann. Doch bis dahin gibt es weitaus Wichtigeres zu tun und größere Sorgen zu bekämpfen, als kleine, Respekt zollende Schein-Rivalitäten.. Kapitel 4: Der Schöne und der Drache (geträumt am 30.11.2016) ------------------------------------------------------------- Ein verzogener Prinz wird aus Strafe in einen Drachen verwandelt und in die Obhut einer alten Drachin gegeben, der er nun Gesellschaft leisten muss. Sein neues Ich und der Umstand mit jemand Fremdes in nichts als einer Höhle leben zu müssen, zeigt jedoch seine Wirkung: seine Ansicht auf andere wird offener, das eigene Glück uninteressanter und sein steinernes Herz federleicht. Er gewöhnt sich mit der Zeit sogar nicht nur an sein neues Leben als Drache, sondern betrachtet die alte Drachin nun auch als Familienmitglied. Dennoch ermutigt sie ihn dazu seinen Fluch zu brechen und in sein altes Leben zurückzukehren. Dafür soll er innerhalb von sieben Wochen sieben Liebesbriefe schreiben und sie ziellos und auf unterschiedliche Art und Weise in die Welt hinausschicken. Weder darf er darin seinen Namen, noch seine königliche Abstammung nennen oder die Tatsache, dass er ein Mensch in Drachengestalt ist. Nur der Standort ihrer Drachenhöhle darf er auf ihnen vermerken. Wenn der letzte Brief verschickt ist, soll er von da an jeden Tag auf den Berg hinauf klettern, an dessen Fuß ihre geheime Höhle liegt, und nachsehen, ob an den knorrigen, alten Ranken einer Pflanze, die auf dem Gipfel wächst, Knospen treiben und Blüten sprießen. Lange Zeit zerbricht sich der Prinz den Kopf über leerem Pergament. Er war noch nie verliebt gewesen und hatte als Mensch auch sonst nie ein Wort der Liebe, Zuneigung oder gar Dankbarkeit von den Lippen gebracht. All das hat er erst von der alten Drachin gelernt - bis auf die Liebe, die ihm noch immer fremd ist. Nun jemandem, den er weder kennt noch je zuvor gesehen hat, einen Liebesbrief zu schreiben, fällt ihm mehr als schwer. Die Drachin kann ihm nur den Rat geben sich eine Person vorzustellen, mit der er jeden Tag seines Lebens verbringen möchte und dass er sich dafür an alles Schöne erinnern soll, was ihm bisher widerfahren ist. Über ihre Worte grübelt der Prinz wieder sehr lange, bis er eines schönen Tages schließlich doch zögerlich zu schreiben beginnt. Den ersten Brief faltet er ganz klein und bindet ihn an den Rücken eines Salamanders, der vor ihrer Höhle auf einem Stein in der Sonne liegt. Panisch kriecht dieser daraufhin in eine Felsspalte, aus Angst davor von dem jungen Drachen gefressen zu werden. Den zweiten Brief stibitzt ihm ein Gnom, der sich in ihre Höhle gewagt hat, um nach Drachenschätzen zu suchen. Da er nichts Wertvolles gefunden hat, muss er angenommen haben, dass es sich darum wenigstens um eine Schatzkarte handeln muss. Den dritten Brief verkorkt er in einer Flasche und gibt ihn einer Nixe, die er, in einem Fischernetz gefangen, gefunden und befreit hat. Aus Dankbarkeit verspricht sie aus dem See hinaus flussabwärts bis zum weit entfernten Meer zu schwimmen, um die Flasche dort den Wellen zu überlassen. Den vierten Brief entreißt ihm ein Sturm. Der Wind trägt das Stück Papier höher und schneller fort, als er es im Auge behalten kann. Ihm bleibt nur die Hoffnung, dass er dabei ganz und einigermaßen leserlich geblieben ist. Den fünften Brief gibt er dem Boten mit, der, von seinen Eltern entsandt, einmal die Woche zur Höhle kommt, um sich für sie nach dem Wohlbefinden ihres einzigen Kindes zu erkunden. Die Nachricht darüber, dass dieser begonnen hat die Liebesbriefe zu schreiben, erfreut den Boten sehr, doch ermahnt ihn der Prinz sofort. Der König und die Königin dürfen erst davon erfahren, nachdem er auch den letzten Brief verschickt hat. Bis dahin darf er kein Wort darüber verlieren. Sie sollen keine Gelegenheit haben sich darin einzumischen. Mit dem Brief dagegen soll er machen, was er will. Den sechsten Brief versteckt er zwischen den Waren eines reisenden Händlers, der, nichts ahnend, mit seinem vollgeladenen Karren nicht unweit der Höhle Rast gemacht hat. Von dem jungen Drachen hat er weder etwas gesehen, noch gehört und so treibt er, nach einer ruhigen und friedlichen Nacht, seine Pferde am nächsten Morgen fröhlich pfeifend zur Weiterfahrt an. Den siebten und letzten Brief behält der junge Prinz sehr lange. Kein Tag scheint ihm die Gelegenheit zu geben, diesen weit von sich in die Welt hinaus zu tragen. Am siebten Tag, an dem er sein Glück ein letztes Mal versuchen muss und alle Hoffnung auf Erfolg fast verloren glaubt, muss er feststellen, dass er den Brief verloren hat. Zunächst überkommt ihn Panik, die dann in Verwirrung übergeht und schließlich in Erleichterung endet. Nun sind alle Briefe fort und jeder auf seine ganz eigene Art und Weise. Tag für Tag ist der junge Drachenprinz auf den Berg gestiegen um nach der Ranke zu sehen, aber keine Knospe oder gar ein Blättchen treibt aus der verholzten Pflanze. Doch bleibt er geduldig, steigt den Berg jeden Morgen hinauf und wieder hinab und wartet auf die Rückkehr auf wenigstens einen seiner Briefe. So lebt er friedlich bei der alten Drachin und da Drachen langsam altern und lange leben, vergehen die Jahre, werden zu Jahrzehnten und schließlich zu Jahrhunderten. Seine Eltern gehören lange Zeit der Geschichte des Königreiches an, während sich um ihn viele Legenden ranken. Da niemand aus dem Volk von seiner Verwandlung wissen durfte, bis auf denen, die dabei gewesen waren oder vom Königspaar in das Geheimnis einbezogen wurden, warf sein Verschwinden viele Fragen auf und das Volk begann sich die wildesten Geschichten zusammen zu spinnen. Einzig der Bote, der ihn stets besuchen kam, kannte die Wahrheit. Er kam weiterhin zu ihm, auch nachdem seine Eltern gestorben waren und als er zu alt dafür wurde, übertrug er diese Aufgabe auf seine Kinder und diese wiederum auf ihre Kinder. Doch auch der Drachin merkte er bald das Alter so langsam an. Gerade in den letzten Jahrzehnten schien jeder Tag wie ein weiteres Jahr an ihr zu nagen, sodass sie nun die meisten Stunden krank und schwächlich auf ihrem Schlafplatz liegt. Sie spürt ihr Ende nahen und während es ihn jeden Tag trauriger und ängstlicher stimmt ohne sie allein zu sein, erwartet sie es geduldig. Sie betrauert nur, dass sie sich nicht bereits eher kennen lernen konnten, denn die Zeit mit ihm hat sie glücklicher gemacht, als all die einsamen Jahrhunderte zuvor. Ihr letztes Ei ist ein ganzes Jahrtausend her und Verwandte kennt sie keine mehr. So vermacht sie ihm alles, was sie besitzt. Am Morgen ihres Todes steigt der Drache wieder den Berg hinauf. Dort begräbt er sie unter massigen Felsen und hätte dabei vor Trauer fast die Ranke vergessen. Zu seiner Überraschung findet er an ihrem äußersten Zweig eine kleine Knospe vor. Nun muss sie nur noch erblühen ohne zu verblühen, ehe nicht einer seiner Briefe zu ihm zurückgekehrt ist. Sonst wird er, bis auch sein Ende gekommen ist, für immer ein Drache bleiben. Kapitel 5: Sona und Dakhar (geträumt am UNBEKANNT) -------------------------------------------------- Ein steter Kampf zwischen Gut und Böse. Es herrscht tiefste Nacht. Ein Gebiet, das einem Tischrollenspiel gleicht: flach und wie auf einem Raster stehen dort vereinzelt verschiedene Gebilde, ein Tempel und ein Friedhof. Sona weiß, dass man sie nicht betreten darf und selbst ein direkter Blick darauf könnte wecken, was in diesen Gefahrengebieten lauert und das Interesse auf Sona lenken. Doch der Weg führt düber den Friedhof. An einer Krypta aus weißem Stein vorbei, schlicht und schmucklos. Die nächste, flach in die Erde gelassen, leicht verwildert zwischen blütenlosen, knorrigen Pflanzen, mit einer Treppe, die hinab zu einer steinernen Tür führt. Ein kleiner grauer Stein mit weißer Gravur teilt sein Wissen über diese Grabstätte. Dem Drang widerstehend die Gravur oder irgendeine andere Inschrift der umliegenden Grabsteine zu lesen, ignoriert Sona den Stein, will einfach nur an der Krypta vorbei, wie an allem anderen hier ohne etwas wecken zu wollen und entdeckt zu werden. Doch eine Stimme ruft von hinten: "Der Stein! Lies den Stein! Schnell!" Ein guter Rat, den es zu befolgen gilt. Würde der Stein ignoriert bleiben, wäre dies allein bereits der Auslöser dafür die Schrecken des Friedhofes zu entfesseln, die hier herrschen. Also fahren Sonas Augen über die weißen Linien, ehe sie einen Schemen von der Seite wahrnehmen, der sich langsam nähert. Weiß und aus Stein, in Form eines nackten, doch geschlechtslosen Jungens mit kahl geschorenem Kopf. Seine Augen sind weit geöffnet und blank, seine Füße berühren den Boden nicht. "Folge mir, ich führe dich." Es ist die gleiche Stimme wie zuvor und Sona folgt ihm bedenkenlos die Stufen zur Krypta hinab. Der erste Raum ist nicht mehr als ein schmaler Flur, von unscheinbaren Lichtquellen spärlich beleuchtet, die den weißen Stein sandfarben färben. Zwei Türen auf der linken, drei auf der rechten Seite. Kaum haben beide den Flur betreten, bricht die erste der linken Türen auf und ein wilder Haufen von allerlei Monstern, Dämonen, Ungetümen und anderen unbeschreiblichen Kreaturen stürzen sich auf den vorn schwebenden, steinernen Jungen. "Lauf! Ich halte sie auf!" ruft er noch, dann drängt er die Meute mit seinem Körper in den Raum zurück, aus dem sie ausgebrochen sind und versperrt ihnen als neue Tür den Weg. Allerlei Arme und Krallen versuchen an dem weißen Marmor vorbei zu kommen. Brüllend und fauchend schlagen und beißen sie alles, was ihnen vor die Augen kommt. Sona sieht bereits den ersten Riss in der einst makellos polierten Steinhaut und spurtet an ihm vorbei. Bei den anderen Türen angekommen enthüllt die Krypta ihre zweite Falle: Ein magisches Labyrinth. Bei jedem erneuten Öffnen und Schließen befindet sich etwas anderes dahinter. Ein Raum wird zu einem Gang oder eine gewaltige Halle wird zu einer Treppe, die in schwärzeste Dunkelheit führt. Sona springt von Tür zu Tür, wagt es jedoch nicht eine von ihnen zu durchqueren. Die Gefahr wäre zu groß darin verloren zu gehen und den ersten und wichtigsten Raum, diesen Flur hier, zu verlieren, selbst wenn sich der Eingang hinter ihnen sofort geschlossen hatte. Der Flur dient eben nur als Eingang, hinaus geht es nur durch den Ausgang, den es nun zu finden gilt. Mit jedem Augenblick, der verstreicht, wächst in Sona das einst ungute Gefühl langsam zur Panik heran. Der letzte Versuch hinter einer Tür den Ausgang zu finden, führte in den gleichen Raum, den der Marmorjunge aufopfernd zu versiegeln versucht. Noch rechtzeitig hat Sona die Tür wieder schließen können, ehe die weiterhin furiosen, namenlosen Geschöpfe, die sofort ihre Chance gewittert haben, ihn erreichen konnten. Dieses Labyrinth folgt nur seinen eigenen Regeln. Die Türen eröffnen nicht nur Wege in andere Räumlichkeiten, anstelle derer eigentlichen Türen, sondern überall, wo es ihnen beliebt. In einigen Versuchen fand sich Sona sogar an der Wand oder gar Decke eines Raumes wieder und musste aufpassen vom plötzlichen Richtungswechsel der Gravitation nicht hinein gezogen zu werden. Auch ist es ungewiss, ob es einen Unterschied macht eine Tür ständig zu öffnen und zu schließen oder doch lieber zwischen den Türen hin und her zu springen. Sona entscheidet sich dafür, des Zeitmangels wegen, bei einer Tür zu bleiben und öffnet wie schließt diese wie im Wahn gerade lang genug, um kurz hinein zu schauen. Gerade, als Sona blauen Himmel entdeckt, ertönt das knackende Geräusch von Stein, gefolgt von einem Aufschrei, der sofort durch den Lärm unzähliger, sich gegenseitig behindernder Leiber übertönt wird. Ohne einen Blick nach hinten zu werfen, reißt Sona die Tür auf, springt hindurch und dreht sich auf der Ferse wieder herum, die Hand zur Klinke ausgestreckt. Ein letzter Blick in den Flur zeigt nur tiefste Schwärze, gefüllt mit hasserfüllten Augen, geifernden Mäulern und allerlei Gliedmaßen, die in alle Richtungen ranken. Krallen und Widerhaken schaben und kratzen am Gestein, um sich mit voller Kraft nach vorne zu ziehen, dann fällt die Tür ins Schloss. Stille. Nur Sonas Herz, das laut in der Brust pocht und das Rauschen des eigenen Blutes in den Ohren. Langsam wird der Tür den Rücken zugekehrt und der erste Schritt nach vorne gewagt. Erste Gedanken über den sich selbst geopferten Marmorjungen formen sich in Sonas Kopf, als eine unscheinbare Bewegung in den Schatten diese sofort verdrängt. Voller Adrenalin, das den Körper noch immer angespannt hält und den Kopf auf etwaige Gefahren fokussiert, weicht Sona einigen Geschossen aus, die dafür auf Kopfhöhe in der Tür stecken blieben. Eine Gestalt springt mit gezogenen Klingen aus den Schatten, zum frontalen Angriff bereit. Dakhar!, erkennt Sona sofort. Das Schwarz seiner Kleidung bildet einen fast surreal wirkenden Kontrast zu der bereits ungewöhnlich blassen Haut und dem ebenso weißen Haar. Unter der tief sitzenden Kapuze blitzen zwei auf Sona fokussierte, nachtfarbene Augen auf, in denen wilde Kampfeslust glüht. Sie hatten bereits unzählige Kämpfe gegeneinander, aus denen Dakhar stets als der Schnellere hervorgegangen ist. Doch irgendetwas ist heute anders. Der Schlagabtausch ist schnell, doch viel zu kurz. Dakhars sonst so gefürchtete Beinarbeit versagt und entwaffnet liegt er auf dem Rücken, über ihm Sona, mit der eigenen Klinge auf seinen Hals gerichtet. Ein verbittertes Lächeln, als würde er bereits innerlich verrotten und nun dem lang erwarteten Tod gegenüber blicken, schält sich von Dakhars Lippen. "Na los...tu' es." Sona lauscht dem Pochen des eigenen Herzens. Dakhars Lächeln ist verblasst, doch das Glühen in seinen dunkeln Augen bleibt und brennt sich in die eigenen. Jeder Kampf bisher fiel unentschieden aus. Man kann nicht einmal sagen, ob sie überhaupt je einen Gedanken daran verschwendet haben, was passiert, falls es mal einen Gewinner geben sollte. Aber es beenden? Für immer? Noch dazu so? Dakhar war kein Feigling, kein Schwächling und erst recht kein Verlierer! Und doch hat er verloren, liegt hilflos auf dem Boden und verlangt ein Ende? Wo war die Unnachgiebigkeit und der Einfallsreichtum im Kampf, der mit jedem neuen Aufeinandertreffen schwieriger wurde und dieser unerschütterliche Stolz, den Sona so gut kannte und zu respektieren gelernt hatte? Mit jedem weiteren Herzschlag entweicht das gesammelte Adrenalin, die Konzentration und jegliche Zufriedenheit, die sonst wie nach jedem anderen Kampf aufgekommen wäre. Die Waffe wird zu schwer für die Finger und fällt scheppernd zu Boden, als sie diesen entgleitet. Sonas Knie sacken kraftlos zusammen und fallen ebenfalls in den staubigen Dreck, während es Dakhar kurz die Luft herauspresst, als sein Kontrahent endgültig in sich zusammensackt und sich auf ihn setzt. Doch sagt er nichts und rührt sich auch nicht, sondern starrt nur gebannt in das andere Augenpaar, das sich dann schließt und vom eigenen Haar überschattet wird. Ein Moment der Stille, fast des Friedens, kehrt ein, die Dakhar mit fester Stimme unterbricht: "Tu' es." "Nein!" Sonas eigene Stimme ist leise, doch voller Entschlossenheit. Die nun halb geöffneten Augen blicken auf das Gesicht des anderen herunter, deren Brauen sich auf eine Weise zusammenziehen, dass man ihm das noch unausgesprochene 'Warum' förmlich von der Stirn ablesen kann. Doch ehe er das oder ein anderes Wort aussprechen kann, reagiert Sona schneller. Zwei rasche Handbewegungen und der Weißhaarige löst sich, zusammen mit seiner Waffe, in dunkle Partikel auf und verschwindet zurück ins Schattenreich. Sonas Beine geben, durch den nun fehlenden Körper unter sich, nach. Sona bleibt noch eine Weile so verharrt sitzen. Wieder Stille. Wieder Einsamkeit. Nur das Gefühl einen fast schon enttäuschten Blick auf sich ruhen zu haben bleibt. Früher oder später wird Dakhar wiederkehren und sie würden wieder gegeneinander kämpfen. Immer und immer wieder. Und Sona wird ihn zurückschicken. Immer und immer wieder. Sona starrt leer vor sich hin, bis die Augen auf die eigene Waffe fallen, die nicht unweit entfernt und zum Greifen nahe liegt. Dakhar war schon immer der Schnellere von ihnen gewesen. Leicht schmunzelnd greift Sona dann nach der Klinge und steht auf, den Blick in die Ferne gerichtet. "Aber ich lebe doch auch noch. Idiot..." Kapitel 6: Ouroboros (geträumt am 22.08.2017) --------------------------------------------- Flucht aus der eigenen Wohnung. Notizen werden gegriffen, Lichter gelöscht und Türen hinter sich verschlossen. Die große Schlange ist am Erwachen. Irgendwie hat sie sich Zutritt in diese Welt verschaffen. Die letzte Verwandlung steht bevor, um wieder Königin der Schlangen zu sein. Doch dies braucht Zeit und Kraft. Noch liegt sie starr, gelähmt durch zahlreiche Transformationsstufen, durch die sie stets etwas größer geworden ist. Über 12 Meter misst sie schon und wächst noch weiter. Eingesperrt in der Wohnung ihrer Jäger, werden diese nun zu Gejagten, sobald sie erwacht und als Spitzenprädator wieder Terror und Schrecken in der Welt verbreiten kann. Über die Straßenkreuzung gerannt, in die nächste Seitenstraße um Luft zu schnappen, Notizen durchzugehen und einen Plan B, C oder vielleicht auch D zu schmieden. Zu ihrer Beschwörung kamen sie zu spät, ihre erste Fütterung zu verhindern gelang ihnen nicht und ihre Transformation zu unterdrücken hatte nicht funktioniert. Einzig sie zu fangen und vor ihren Dienern zu verstecken hatte geglückt, doch nur um wochenlang ratlos mit anzusehen, wie sie unaufhaltsam wächst. Wie war sie noch gleich zu besiegen? Der schwarze Ringblock mit der kleinen, aber sauberen Schrift und den detaillierten Zeichnungen dazwischen kennt viele Monster, viele Antworten, aber auch noch viele Fragen. Obwohl es die eigene Handschrift ist, erkennt man den Inhalt nicht. Die Erinnerungen an das vorherige Leben sind blass und erzählen wenig. Man weiß die Schlange schon einst getroffen, studiert und auch schon besiegt zu haben, mehr aber auch nicht. Die Seite ist schnell gefunden, doch Zeit zum Lesen bleibt kaum. Name, Alter, Herkunft. Alle Details zu ihrem Ritual. Details zu allem, was der Welt droht, falls der Ritus gelingen sollte. So erreicht sie die letzte Stufe ihrer Wiedergeburt nur, wie der Name es bereits voraussetzt: durch ihren Tod. Ihre Diener müssen sie nur finden und sich selbst der alles verschlingenden Schlange stellen, bevor sie zu groß und machtvoll wird und am Ende nichts mehr zum Fressen oder gar Herrschen übrig bleibt und sie sich selbst verschlingt. Der aus dem Kampf hervorgehende Champion muss diesen Kreislauf rechtzeitig zerbrechen und die Königin von ihrer jetzigen, zerstörerischen Form befreien, um sie endgültig in das Diesseits zu bringen. Ihrer Macht danach noch entgegen zu kommen, ist fast unmöglich. Die Jäger sind die einzigen, die dies verhindern können. Die Notizen erinnern an ein besonderes Gift, dass sie einmal täglich in einem Biss anwenden und sein Opfer sofort töten kann. Der Biss allein wäre schon tödlich. Das gefährliche daran ist jedoch, dass es über diesen und jeglichen weiteren Tod hinausgeht. Es bricht den Kreislauf, die Wiedergeburt. Damals gab es deutlich mehr Jäger. Ihr Kreislauf wurde unterbrochen. Wären sie geblieben, hätte es ihren Tod bedeutet. Endgültig. Auch wenn die Königin der Schlangen ihr momentan größter Feind ist, selbst ihre Diener und andere Monster sind für die drei jungen, wiedergeborenen Jäger noch eine große Gefahr. Und Gefahren gibt es viele: Mächtige Alte, schlafend und auf ihren Ruf wartend in den anderen Reichen. Monster, eingesperrt in harmlos erscheinenden Gegenständen, versteckt in den Schatten oder gar im Boden selbst. Treue Diener, verborgen unter den Gesichtern anderer Menschen, die vor nichts zurückschrecken ihren Meistern zu gefallen. Allein die Präsenz erwachter Alter Mächte kann Dinge wecken, die seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden friedlich im Diesseits geschlafen haben. Den Jägern bleibt keine Zeit zum Pläne schmieden. Ein Rumoren ertönt die Straße hinauf, aus dessen Richtung sie zuvor gekommen sind. Durch Pflastersteine, Teer und Asphalt haben vier runde Köpfe ihren Weg ans Tageslicht gefunden. Laut Ringbuch hat man ihnen damals den unscheinbaren Namen 'Babyface' gegeben, aber auch vage Vergleiche mit Nacktmullen werden erwähnt. Ihre kleinen, schwarzen, weit auseinander stehenden Knopfaugen spähen blinzelnd umher, während sich die kahlen Köpfe mit bewegen. Zwischen den Augen klafft ein dreigeteiltes, für ihren Körper viel zu groß wirkendes Maul und öffnet, wie schließt sich in ständiger Schnappbewegung. Sie brauchen nicht lange, um die Jäger zu erspähen. Oder in ihrem Fall mit ihren Mäulern zu schmecken. Die Königin hat in den Wochen ihrer Gefangenschaft einen bestimmten Geruch auf sie übertragen. Eine 'Spur'. Ein Beweis, der eindeutiger nicht sein kann, um selbst für den kleinsten Spuk und das harmloseste Gewürm als Jäger identifiziert werden zu können. So werden schnell die Beine in die Hand genommen. Babyface haben, ähnlich wie die Königin, einen großen Hunger und schmerzhaften Biss, sind mit ihren 50cm Größe und ihren schlecht ausgebildeten Augen, Nasen und Ohren jedoch relativ harmlos - sofern man sie entweder abhängen kann, wenn man nicht gerade nach der Königin riecht, oder die passende Ausrüstung dabei hat. Ein paar Jägerhandbücher werden sie nicht in die Flucht schlagen können. Dafür sind diese unscheinbaren, doch sehr alten Schriftstücke, die über viele Jahrhunderte schon weitergereicht werden, zu wertvoll. Schon zu viel Wissen ist über die Zeit bereits verloren gegangen. Wichtige Informationen, gerade zu besonders alten oder seltenen Monstern, die um jeden Preis gerettet oder erneuert werden müssen. Ein schwieriges Unterfangen, denn es gilt nicht nur die Regel "Je älter es ist, desto mächtiger ist es." Auch die ältesten und mächtigsten Kreaturen beugen sich dem Kreislauf der Wiedergeburt und bei ihnen gilt: "Je älter und mächtiger es ist, desto länger dauert der Kreislauf." Die drei jungen Jäger können "froh" sein es gerade "nur" mit der Königin der Schlangen zu tun zu haben und nicht etwa mit ihrer Mutter, der Weltenverschlingerin. Die Zeit der Göttin ist noch nicht gekommen und wird es für eine sehr lange Zeit noch nicht sein. Eine Begegnung mit ihr wurde erst zweimal dokumentiert und liegen hunderte und tausende von Jahren zurück. Die Flucht vor den Babyface erweist sich, wie befürchtet, als schwierig. Sobald sie einmal die Fährte aufgenommen haben, braucht es etwas Geschick sie loszuwerden. Mit der 'Spur' jedoch vollkommen unmöglich. Eine direkte Konfrontation mit den kleinen, kugeligen, doch äußerst flinken Wühlern steht nicht aus. Eile ist geboten, ehe das Verlangen nach Menschenfleisch dem Befehl ihrer Herrin sie zu jagen obsiegt und sie sich auf unschuldige Menschen stürzen. Mit ihren zahnlosen, doch sehr dehnbaren Mäulern und Körpern könnten sie sogar eine ausgewachsene Person im Ganzen verschlingen - auch wenn sie dies, für die Zeit der Verdauung, bewegungsunfähig machen würde. Dank der späten Stunde und der abgelegenen Gassen, die sie wählen, sind ihnen bisher keine Passanten entgegen gekommen. Doch wie kommt man nun schnell an Zink? Denn nur eine bestimmtes Gemisch, das sie einnehmen müssten, würde ihnen das Leben entziehen, sprichwörtlich. Ihren gänzlichen Körperflüssigkeiten entzogen, würden sie auf etwa 5cm große Dörrfleisch-Püppchen zusammen schrumpeln. Kein direkter Tod, demnach auch keine Wiedergeburt. Eher ein endloser Schlaf, der jedoch durch ein paar Tropfen Menschenblut sofort durchbrochen werden kann. Von daher ist es für menschliche Diener, die in ihnen eine treue Waffe sehen, weniger ratsam sie zu wecken. Sofern sie nicht beabsichtigen sich im Namen ihres Meisters zu opfern und dann eine Gruppe Babyface herrenlos in der Welt wildern zu lassen. Kapitel 7: Wasser und Erde (geträumt am 12.04.2018) --------------------------------------------------- Zwielichtige Gestalten huschen durch unbewachte Flure. Hell, mit roten Läufern ausgelegt, verzierten Schmucksäulen und schweren Ölgemälden. Zu beiden Seiten führen Eichentüren in unbekannte Räume. Sie werden heimlich von einer Prinzessin beobachtet, die schweigend die breite Treppe in die Empfangshalle hinab geht. Dort herrscht reger Trubel: Redender und lachender Adel jeden Standes steht in Grüppchen mit Gläsern in den Händen. Ein umfangreiches Buffet an der einen Wand bietet alles, was das Herz ersehnt. Musik spielt von der anderen Seite des Saals herüber. Sie mischt sich unter die anderen Gäste, bleibt aber Zuhörer, bis ihr die Ignoranz der anderen zu viel wird. Ernst erhebt sie die Stimme, sodass auch die umstehenden Gruppen sie hören können und kurz schweigen, um zuzuhören. Sie erzählt von der bevorstehenden, drohenden Inflation, dass das Königreich zu zerfallen droht und just in dem Moment ein Putsch im Gange wäre, dass bereits verdächtige Personen anwesend wären und sich niemand dafür zu interessieren scheint, solange es einem selbst noch gut geht. Dabei ist der Thron leer und keiner glaubt an einen möglichen Mord des, wenn auch schon in die Jahre gekommenen, doch unerwartet gestorbenen Königs. Sie wirken nicht einmal interessiert daran einen Nachfolger zu finden, obwohl der König ohne Erbe starb. Er war kein schlechter König gewesen, aber da schon vor seiner Zeit Frieden herrschte, war es auch nicht schwer ein guter König zu sein. Er verließ die Welt nicht nur ohne einen Erben, sondern auch ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Sie befürchtet dadurch sogar, dass es dem Hofstaat egal wäre, wer als nächstes auf den Thron sitzt. Aus dem Grund lachen sie auch nur über die Worte dieser jungen, unerfahrenen Prinzessin und schenken ihnen, wie ihr, keine weiteren Gedanken oder Aufmerksamkeit. Enttäuscht und verärgert entfernt sie sich von der Partygesellschaft, um das Schloss zu verlassen. Durch das stets geöffnete, schmale, aber hohe, gotisch spitz zulaufende, weiße Tor, weht eine leichte, warme Brise in die Halle. Ebenso weißes Tageslicht füllt es vollständig aus und erhellt, neben den hohen Buntglasfenstern, den Großteil des Saals. Schrammen Schrittes geht sie auf das Tor zu. Das weite Kleid und der schwere, weich gesäumte Mantel - beides in hellen, weißen bis blauen Tönen gehalten - wehen dabei leicht. Dann wird sie jedoch unerwartet von der Seite angesprochen und bleibt stehen. Vermutlich ein Prinz aus einem der Nachbarländer, mit kurzen, braunen Haaren und feiner Kleidung in warmen Erdtönen, steht lächelnd neben ihr. In der rechten Hand hält er sein magisches Zepter, ehe er es verspielt in den Gürtel schiebt. Sie erkennt ein in diesen Landen seltenes Edelholz, reich verziert und interessanter Weise in der Form eines dornenlosen Morgensterns. Höflich bietet er ihr den Arm an und bittet ihr zu folgen, was sie tut, den Arm jedoch ignorierend. Weiterhin lächelnd führt er sie in den hintersten Teil der Halle. Fern der Tür, Treppe, Musik, dem Buffet oder jeglicher Adelsgruppe. Sie bemerkt einige Gefolgsleute, den Farben nach wohl die seinen, die im Kreis stehen und sich zu unterhalten scheinen. Versteckt in ihrer Mitte zu ihren Füßen liegt jedoch eine Bodenfliese lose zur Seite geschoben und gibt einen geheimen Tunnel preis. Der Prinz ersucht ihr voran zu gehen, doch lehnt sie ab. So winkt er ihr ihm zu folgen und springt, die Füße voran, in die schwarze Öffnung, um rutschend ins Ungewisse zu verschwinden. Die Prinzessin beobachtet alles weiterhin schweigend, dann tretet sie an einen der Gefolgsleute heran, sagt ihn, dass sie nun gesehen hat, was ihr der Prinz zeigen wollte, sodass sie nun den Geheimgang wieder schließen können. Ohne auf eine Reaktion der sichtlich überrumpelten Männer zu warten, dreht sie sich dann auf dem Absatz um und marschiert wieder in Richtung Tor, aus dem sie das Schloss verlässt. Draußen lässt sie die Stufen zum Tor hinter sich, bis sie auf einem Kiesweg steht. Rechts wird er über einen kleinen Hang von einem Wald gesäumt, der sich schnell verdichtet, links stehen vereinzelte Bäume auf großen Wiesen. Sie folgt dem Weg und bleibt erst stehen, als rechts ein kleiner Bauernhof in Sicht kommt. Ihre Aufmerksamkeit liegt vor allem auf den Schafen, die abgemagert und mit großflächig ausgefallener Wolle, wie tot bereits von Fliegen umschwirrt am Boden liegen. Von den zuvor satten Wiesen ist hier keine Spur mehr zu sehen oder gar zu erahnen. Sie kniet sich zu einem der Tiere herunter und streichelt über das reglose Gesicht, worauf der zugehörige Bauer auf sie aufmerksam wird und auf sie zugerannt kommt. Sie fragt ihn, ob es eine Krankheit ist, die die Tiere dahinrafft. Er bestätigt dies, aber auch, dass es am Mangel an Wasser und Nahrung liegt, durch die die Tiere schwach und anfällig für Krankheiten werden, wenn sie nicht bereits verhungern. Schon viel zu lange hängt der Himmel voller Wolken, die die Sonne verdecken und auch keinen Tropfen Wasser fallen lassen. Das Wasser in Brunnen, Flüssen und Seen ist niedrig, die Felder sind zu trocken und die Ernte mager. Da wird die Prinzessin, die schon befürchtet hat so hilflos zu sein, wie der andere Adel sie abgestempelt hat, hellhörig. Sie hat Macht über das Wasser und den Regen. Mit einer fließenden Handbewegung zieht sie ihr eigenes, magisches Zepter hervor. Eisfarben, schlicht und filigran gehalten, mit einer kristallenen Spitze. Sie verspricht ihm zu helfen, richtet daraufhin mit ausgestreckten Armen die Spitze des Zepters gen Himmel und schließt konzentriert die Augen. Ihr Geist verlässt ihren Körper und wandert in die Wolken. Sie tragen Wasser, doch irgendetwas verhindert ihr Abregnen. So wandert ihr Geist über die Dächer einer fremden Stadt. Dort ragen fünf Türme auf, die jeweils die Form einer erhobenen Hand haben. Aus Wasser formt sie Gegenstücke zu den Händen und schmettert diese solange gegen sie, bis sie besiegt und dementsprechend deaktiviert sind. Dann kehrt ihr Geist in ihren Körper zurück. Doch noch ist es nicht geschafft. Die Prinzessin schreitet durch die Pforte auf den Bauernhof und legt sich in das trockene Gras, das Zepter in beiden Händen haltend auf den Bauch legend. Wieder schließt sie die Augen und konzentriert sich. Die Jüngste der Bauernfamilie gesellt sich dabei zu ihr, setzt sich neugierig neben sie und malt mit einem Stock die zu schlafen scheinende Prinzessin in die Erde. Dieses Mal verweilt ihr Geist in ihrem Körper. Obwohl ihre Augen geschlossen sind, sieht sie alles um sich herum, doch die Umgebung verändert sich für sie: Alles ist nur noch ein hölzerner Raum, deren Tapete und Decke so angemalt wurden, als wären es der Wald, die Wiese, der Himmel und der Bauernhof. Das Gras ist nur ein schäbiger und schmutziger Teppich, die Tapete löst sich in ihren Bahnen von den Wänden und blassblaue Farbe rieselt von der Decke. Verzweifelt versucht sie mit der Hilfe ihrer Magie die Bahnen wieder anzukleben, doch will nichts halten. Dann nähert sich ihr eine kleine Gruppe von Leuten: ihre Hofdamen, die sie schon überall gesucht haben, angeführt von dem Prinzen, den sie ausgetrickst geglaubt hat. Er scheint nicht nachtragend zu sein, sondern möchte helfen. Er fragt sie, ob der Raum geschlossen sein muss. Sie verneint, überrascht von der Möglichkeit seines Vorschlages. Mit gezogenem Zepter erklärt er ihr, dass er Macht über die Erde und das Gestein hat und konzentriert sich dann mit geschlossenen Augen auf die Wände, die nun einer Höhle gleichen. Der Raum wandert in die Eingangshalle des Schlosses, in der überall unterschiedliche Möbelstücke und Betten stehen. Die Familie verlässt den Raum, der nun die Form einer Röhre hat und beginnt nun glücklich im Schloss zu leben. Der Prinz öffnet die Augen, senkt die Arme und schaut zufrieden zur Prinzessin, die neben ihm steht und ihn anlächelt. Sie befinden sich noch immer auf dem Gras, auf das sie sich zuvor hingelegt hatte. Auch die Bauernfamilie ist noch hier, sie schenken ihnen jedoch gerade keine Aufmerksamkeit, da es regnet. Der Wasserstand ist wieder normal, die Erde feucht und das Gras saftig. Die Ernte ist gerettet, die Tiere müssen nicht mehr hungern und können wieder zu Kräften kommen, um gesund zu werden. Sie weiß nun, was zu tun ist, um das Land zu retten und auch, dass sie dabei nicht allein steht. Der Prinz schiebt sein Zepter wieder zurück in seinen Gürtel, hebt dann schmunzelnd eine Braue und fragt sie, warum sie vorhin einfach weggegangen ist. Daraufhin schmunzelt sie nur zurück und verschränkt beide Arme. "Ich folge keinem weißen Kaninchen in seinen Bau. Selbst, wenn es braun ist." Kapitel 8: Die Schwester (geträumt am 13.04.2018) ------------------------------------------------- Eine kleine Gruppe von Leuten, angeführt von einer jungen Frau in einem langen, schwarzen Kleid, marschiert zu Fuß durch die Prärie. Trockenes Gras, roter Sand, rote Felsen im Hintergrund und vereinzelte, blattlose Bäume. Die Sonne neigt sich den Bergen am Horizont entgegen. Sie erreichen eine romanreife Wild-West-Geisterstadt. Der jüngste der Männer, mit denen die Frau reist, läuft als Scout voraus. Seine Intuition führt ihn direkt zu einer großen Scheune, deren Doppeltür er sofort öffnet. Als die Gruppe zu ihm aufgeholt hat, richten sich ihre Blicke sofort ins Innere. Er stellt sich neben die Frau, ebenfalls hineinschauend. "Das sind alle." Drinnen stehen dutzende Indianer, Männer wie Frauen jeglicher Altersgruppe, die starren Blickes zum offenen Tor gewandt stehen. Sie sagen nichts und bewegen sich nicht, blinzeln nicht einmal. Wenn sie nicht atmen würden, könnte man sie für menschenechte Wachspuppen halten. Doch ihre Augen sind weit aufgerissen, weiß und pupillen- wie auch irislos. Nur in der Mitte steht ein Mann mit Augen wie zwei schwarze Löcher. "Dieser." Ein Wort von ihr hat gereicht, dass alle sofort hinter sie treten. Dann hebt sie beide Arme, die Hände auf den Mann gerichtet, fixiert mit ihren Augen die schwarzen ihres Gegenübers und fängt an in einer fremdartigen Sprache kompliziert klingende Texte zu rezitieren. Ihre Konzentration ist hoch und niemand wagt es auch nur ein Wort zu sagen oder sich unnötig zu bewegen. Für einen Moment halten alle die Luft an. Doch die junge Frau bemerkt eine Bewegung in ihrem Augenwinkel und sieht dann ein kleines, weißes, dunkelblondes Mädchen in einem luftigen, weißen Sommerkleid. Es tretet aus der Dunkelheit des Scheunentores hervor, geht auf die Indianer zu und verschwindet hinter dem Schwarzäugigen. Ein böses Omen, da dieses Kind nicht da sein dürfte und demnach nicht existieren kann. Seine dennoch existierende Anwesenheit sagt der Frau, dass der eigentliche Drahtzieher, der den Schwarzäugigen kontrolliert, der wiederum alle anderen kontrolliert, sich in der Nähe befindet und versucht ihre Konzentration zu stören und den Exorzismus zu verhindern. Tatsächlich ist ihm das auch fast gelungen. Die junge Frau schafft es gerade noch so die Wirkung aufrecht zu erhalten, indem sie mit eigener Lebensenergie zahlt. Ihre Wahrnehmung wird dadurch sofort schwammig und sie muss sich noch mehr auf ihre Worte konzentrieren, doch kann sie den Spruch erfolgreich aufsagen. Die Verbindung zu seinem 'Meister' ist getrennt, nun ist er nicht mehr als eine willenlose Marionette, die den anderen keine Befehle erteilen kann. Doch gebannt ist die Gefahr noch längst nicht. Jetzt gilt es noch seine Verbindung zu den anderen zu lösen, ehe sich ein freier Wille in der momentan leeren Hülle manifestiert und er, als sein eigener Meister, die Stadtbewohner auf sie hetzt. Während ihre Begleiter ihn für den weiteren Exorzismus in einen speziellen Käfig sperren, bricht die junge Frau, zu ihrer aller Überraschung, leicht entkräftet zusammen. Je stärker der Meister, desto stärker muss der Spruch sein. Lebensenergie wird nur im äußersten Notfall eingesetzt, um einen Spruch aufrecht zu erhalten. Je stärker der Spruch ist, desto mehr Energie wird benötigt und sie haben es hier mit einem starken Meister zu tun. Die junge Frau befürchtet, dass die Informationen, die ihnen gegeben wurden, nicht mehr aktuell sind und die Menschen in dieser Stadt längst nicht mehr die einzigen sind, die er unter seine Kontrolle gebracht hat. Ein Schemen tretet auf sie zu und beugt sich über sie. Während ihre Augen langsam wieder klarer sehen, erkennt sie einen ihrer Begleiter, ein junger Mann mit Cowboyhut. "Schwester?" Er sieht besorgt aus und hilft ihr wieder auf die Beine zu kommen. Sie lächelt nur schwach und lässt den Blick über die Ferne schweifen. Es wird noch einiges an Arbeit auf sie zukommen. Kapitel 9: Der Handyman (geträumt am 15.04.2018) ------------------------------------------------ Ein Mann, Mitte 30, dunkles, kurzes Haar, 3-Tage-Bart, in einem leger getragenen, dunklen Anzug. Er sitzt auf einem Stuhl im Privatbereich des Clubs, wo sich die Jungs und Mädels für die Gäste oder ihre Auftritte fertig machen. Er ist ein Freund des Clubbesitzers und bei allen Mitarbeitern beliebt und bekannt - den Gerüchten zufolge vor allem ein ganz bestimmter Teil von ihm. Während einige halb geschminkt oder gar nur halb gekleidet durch den Raum laufen, panisch nach verlegten Dingen suchen oder nur herum albern, drückt er eine weitere Zigarette aus und schaut auf die Uhr. Sein Kontakt verspätet sich. Keine Seltenheit, aber auch keine Annehmlichkeit. So entscheidet er sich auf die Toilette zu gehen. Kaum sitzt er jedoch drauf, stürmen drei Männer, einer bulliger als der andere, hinein. Der breiteste von ihnen ist auch der wütendste und hämmert gegen die Tür. Er will wissen, ob die Gerüchte wahr sind. Der Dunkelhaarige will keinen unnötigen Ärger und so bleibt ihm nichts anderes übrig als die Beine breit zu machen. Fast schon enttäuscht ziehen die drei menschlichen Schränke ab, jedoch nicht ohne eine kleine Warnung zu hinterlassen, sodass er dann endlich für sich allein auf dem Klo sitzen und diesem Geschäft nachgehen darf. Sollen die Gerüchte doch über ihn sagen, was sie wollen. Er weiß, dass es nur scherzhaftes Gerede von den Jungs und Mädels ist, besonders, wenn sich einige über ihre eigenen Partner aufregen und dann Sätze fallen lassen, wie schön es wäre, wenn sie nur ein wenig wie er wären, einzig um diese etwas eifersüchtig zu machen. Er hat hier noch niemanden auch nur angefasst und wird es auch nie. Ihn führt nur das Geschäft hierher oder lockere Entspannung unter Freunden nach der Arbeit. Seufzend wäscht er sich die Hände und sein Blick fällt wieder auf seine Armbanduhr. Es ist nach Mitternacht. "Ah." Am liebsten wäre er jetzt zuhause oder würde seine Zeit anderswo mit angenehmeren Dingen gestalten, als hier zu sein. Doch ihm bleibt keine Wahl. Erneut seufzend zieht er sich wieder seine schwarzen, fingerlosen Lederhandschuhe an, die die auffälligen Tattoos auf seinen Händen bedecken: jeweils ein unterschiedliches Symbol auf seinen Fingerspitzen, einige auf den Fingern bis zum Handrücken, und je ein unterschiedlicher, magischer Zirkel aus Kreisen, Linien und mehr Symbolen auf den Handinnenflächen. In einem dunklen Raum, ohne sichtbaren Eingang, Boden, Wände, Decke oder Fenster, ohne Einrichtung oder gar Lichtquellen, sitzen, wie auf Luft, über dreißig Personen dicht beieinander im Kreis. Es sind ausschließlich dunkelhaarige Männer und Jungen. Die ältesten sind ähnlich gekleidet, hauptsächlich in dunklen Anzügen. Die jüngeren tragen etwas farbenfrohere Kleidung in unterschiedlichen Stilen. Doch je jünger sie werden, desto verschwommener wirken ihre Körper und stellen nicht mehr als einen geisterhaften Schemen dar. Sie unterhalten sich untereinander oder alle gemeinsam über den Mann, während ein neuer Dunkelhaarige im Raum erscheint und sich zum letzten setzt. Sofort richten alle ihre Aufmerksamkeit auf ihn und der jüngste im dunklen Anzug fragt, ob alles so klappen wird, wie gedacht. Ihre Meinungen sind sehr gespalten und alt wie jung sprechen mit Hoffnung oder Zweifel. Doch der Neue sitzt gerade und zuversichtlich. Nickend besänftigt er alle mit ruhiger Stimme. Der Dunkelhaarige verlässt den Club durch den Mitarbeitereingang. In der rechten Hand hält er einen großen, schwarzen Kunststoffumschlag. Kurz fröstelnd durchfährt ihn ein Schauer und sein Atem kondensiert in der frischen Morgenluft. Am Horizont wird der Himmel bereits heller. Unter einer Straßenlaterne öffnet er den Umschlag und zieht behutsam den Inhalt daraus hervor, bis er erkennt, worum es sich dabei handelt: ein riesiges, getrocknetes Ohr. Es sieht aus wie ein Schweineohr, ist jedoch gute 20-30cm groß, aus dunkler, fast schwarzer Haut mit kräftigen Borsten daran. Er atmet erleichtert auf und schiebt das Ohr in den Umschlag zurück, den er sich anschließend unter den Arm klemmt. Zielstrebig marschiert er daraufhin die Straße hinab, Richtung Stadtzentrum und bis zu einer kleinen Parkanlage mit Baumallee, an dessen Rand, so wie heute, ein Wochenmarkt aufgebaut ist. Dort fixiert er sofort einen der ersten Stände, hinter denen ein alter, knochiger Mann seine Waren anbietet. In brüchigem Italienisch fragt er ihn nach dem Ohr, von wem und woher man so etwas finden könnte. Der Mann verweist ihn auf den Hafen in der Nähe, also bedankt er sich bei ihm und macht sich sofort dahin auf, die Allee entlang bis er an ihrem Ende an einer roten Ampel stehen bleiben muss. Wartend, beobachtet er wie auf der anderen Seite ein Strandball in einem Baum landet. Eine Frau auf Stelzen im dazu gehörenden Kostüm versucht ihn wieder herunter zu holen, schafft es aber nicht. Sie gehört zu den Akrobaten des Zirkus, der hinter ihr in rot-gelb gestreiften Zelten aufgebaut ist. Da die Straße unbefahren ist, kann der Dunkelhaarige ihre Aufmerksamkeit gewinnen und deutet ihr an ihr den Ball holen zu können. Die Ampel wird grün und während er die Straße überquert, haben es andere Zirkusleute bereits selbst geschafft. Die kostümierte Stelzenläuferin lächelt ihm dennoch dankbar für das Angebot zu, ehe sie sich wieder zu ihnen gesellt, worauf er seinen Weg die Straße links am Zirkus entlang fortsetzt. Der Abend bricht an, als er endlich am Hafen ankommt, dessen Lagerhäuser mit einem hohen Zaun umschlossen sind. Der Dunkelhaarige öffnet das Tor jedoch mühelos und tritt ein, bemerkt jedoch sofort Knochen unter seinen Füßen und Bewegungen im Halbschatten. Rote Hunde, mehr Knochen mit Haut überzogen, und mit struppigen Haarbüscheln als Fell, bewachen diesen Ort. Höllenhunde. Er schaut ihnen nicht in die Augen und bewegt sich so ruhig wie möglich, während die Knochen unter seinen Schuhen knacken an denen er vorbei zu treten versucht. Davon angelockt, kommt einer der Hunde auf ihn zu und streift dabei sein linkes Bein. Das Tor muss sich hinter ihm nicht richtig geschlossen haben, da er seinen Weg hindurch nach draußen findet. Panisch greift der Dunkelhaarige den knochigen Schwanz und zieht ihn daran zurück während seine Augen auf den Spitzen seiner kahlen Ohren fixiert sind. Mit der anderen Hand ertastet er den Griff und schließt das Tor, dieses Mal endgültig. Würde auch nur einer von ihnen nach draußen gelangen, würde er ungehalten jeden anfallen und zerfleischen, der sich ihm gegenüber falsch verhält. Als wäre nichts gewesen, macht der Höllenhund wieder kehrt, streift dabei sein Bein erneut und drückt dabei sogar seinen Kopf dagegen. Also tätschelt der Mann die ledrige Haut und führt ihn, ohne auch nur in die Nähe ihrer Augen zu blicken, wieder zu den anderen auf den Hof zurück. Das Haus, was dort steht, kann er sich jedoch nicht so leicht nähern wie allem bisher. Es wird von einem "richtigen" Hund bewacht, groß und schwarz, der bei Fremden sofort Alarm schlägt. Also klettert er rechts neben sich auf eine Mauer und balanciert auf ihr entlang, bis er weiter auf das nächste, größere Mauerstück klettern kann. Das Haus neben ihm ist weiß und hell erleuchtet. Hinter dem Gebäudeflügel vor ihm prangt eine riesige Steinfratze. Die Mauer, auf der er sitzt, stellt sich in Wirklichkeit als eine Art Ramme heraus, mit der das Gebäude... verschoben werden soll. Ein Wächter bemerkt ihn plötzlich, richtet den Schein seiner Taschenlampe auf ihn und rät ihm schnell herunter zu kommen. Nicht, weil er unbefugt das Gelände betreten hat und auf einer Mauer hockt. Nein, das Schieben fängt bald an. Also klettert der Dunkelhaarige zu ihm herunter, gesellt sich sogar zu dem Mann. Er erzählt diesem von seinem Freund, der die ganze Aktion beaufsichtigt und sogar der Entdecker des Gebäudes und somit des Materials ist, aus dem des besteht. Sie bewundern es für einen Moment: Es zählt als Stein, ist aber weich wie eine harte Matratze wenn man Druck darauf ausübt. Wenn man jedoch mit der Hand darüber fährt, fühlt es sich wie kalter, glatter Marmor an. Wann und von wem es erbaut wurde, und wie das Gebäude mit diesem Material überhaupt entstehen konnte, ist allen ein Rätsel, und noch mehr wie es einfach "entdeckt" werden konnte, so als wäre es von heute auf morgen einfach erschienen, dabei wirkt es eher so, als hätte es hier schon immer gestanden. Der Dunkelhaarige schlendert die Rampe entlang, über die man überhaupt das Gebäude betreten kann, dessen Eingang sich ohne jegliche Treppe kurioser Weise erst im 1. Stock befindet. Der Wächter steht unten, der Schein seiner Taschenlampe verfolgt ihn, und rät ihm nun das Gelände zu verlassen, da aus Sicherheitsgründen niemand in der Nähe sein soll, sobald es losgeht. Der Mann jedoch wendet sich von ihm ab und sprintet auf den Eingang los. Panisch rennt ihm der Wächter sofort hinterher. Mit einer langen, hellen Nadel, wie aus einem Knochen gefertigt, rennt er an der Gebäudewand entlang und sticht mit dieser so weit wie nur möglich in den Stein. Dabei erklärt er dem anderen, der kaum mithalten kann, in aller Ruhe, dass nur etwas Spitzes von bestimmter Größe, Länge und Material diesem Stein Schaden zufügen kann. Während er sprintet, sticht und erzählt, und der Wächter ihm schnaufend immer näher kommt, bricht - oder besser gesagt sackt - das Gebäude langsam hinter ihnen in sich zusammen. Wie eine Hüpfburg, der man die Luft nimmt. Die beiden Männer, befinden sich nun auf dem Dach, welches gefährlich schnell unter ihren Füßen in sich zusammenfällt. Sie suchen Halt, doch alles unter ihren Fingern wird weich und formlos. Innerhalb von Momenten werden sie von der übrig bleibenden Hülle des einstigen Gebäudes begraben. Der Dunkelhaarige öffnet die Augen. Er kann nicht sagen wie viel Zeit vergangen ist. Etwas blendet ihn, vielleicht die aufgegangene Sonne, aber es könnte auch nur eine Laterne sein. Er liegt auf dem Rücken, neben ihm kniet jemand und schaut ihn mit besorgter und fast ängstlicher Miene an. Er erkennt seinen Freund in ihm, von dem er dem Wächter erzählt hatte. Er hilft ihm sich aufzusetzen und stellt dabei nur eine einzige Frage: "Wieso?" Entkräftet schaut der Dunkelhaarige zu ihm. "Die Kerzen." murmelt er und räuspert sich kurz, um seine Stimme wieder zu erlangen. "Kerzen? Meinst du die grünen im Gebäude? Die, die ewig brannten und nicht gelöscht oder entfernt werden konnten?" fragt sein Freund und er nickt, seine Augen wandern dabei zu Bauarbeitern, Helfern und Polizisten, die sich nun überall tummeln. "Sie waren instabil. Das Gebäude zu bewegen hätte eine Reaktion beim Gemisch, mit denen sie brannten, ausgelöst. Es wäre alles hochgegangen. Nicht nur das Gebäude. Die verdammte, halbe Stadt." Er nickt zu dem in sich zusammen gefallenen Gebäude. "Das war das einzige, was die Flammen endgültig ersticken konnte." Sein Freund verfolgt seinen Blick und schaut ihn dann sprachlos an, bis sein Blick ihm verrät, dass er zu verstehen beginnt. "Warum hast du das nicht gleich gesagt?" fragt er ihn, dennoch sichtbar dankbar für die ungeahnte Rettung. Doch der Dunkelhaarige schüttelt nur langsam den Kopf, während er langsam den Kopf senkt und dann überrascht und erleichtert auffällig laut aufatmet. Die Symbole auf seinen Fingern sind verschwunden. Rasch streift er sich die fingerlosen Lederhandschuhe ab, mit denen er stets die fragwürdig auffälligen Bannkreise auf den Handinnenflächen verborgen hält. "Sieh' nur..." murmelt er und seine Mundwinkel zucken hoch zu einem Lächeln, als er von seinen leeren Händen in das Gesicht seines Freundes hochschaut, der ihn ebenfalls erleichtert anstrahlt. Seine Aufgabe ist erfüllt. Die Schuld beglichen. Endlich ist er frei. Kapitel 10: Neue, alte Welt - Alte, neue Welt (geträumt am 17.04.2018) ---------------------------------------------------------------------- Drei Geschwister, ein Mädchen von 18 Jahren, ein weiteres von 16 Jahren und ein Junge von 10 Jahren, leben elternlos in ihrem großen Haus in der Stadt. Nur Wohlhabende leben in diesem Viertel. Es fahren keine Autos, es fliegen keine Flugzeuge oder Helikopter. Es gibt keine Vögel und auch sonst sind keine Tiere zu sehen oder zu hören. Auch befindet sich niemand draußen oder ist anderweitig die Straße hinab zu sehen. Es herrscht fast absolute Stille. Allein der Junge ist im Vorgarten und jagt Geister, die er sich zum Zeitvertreib selber ausdenkt, sowie die 16-jährige Nachbarstochter, die er mit seinen Spielen ärgert bis sie zu seinem Missfallen schnell in ihr Haus verschwindet. Es ist taghell, doch der Himmel ist grau. Er ist immer grau. Ein heftiger Wind zieht auf. Ein Sturm. Der Junge hört die Älteste seiner Schwestern nach ihm rufen ins Haus zu kommen und ignoriert sie, bis sie die Arme um ihn schlingt, damit er nicht davon läuft. Sie müssen reingehen, sagt sie ihm und ihr Blick gleitet nach rechts, an dessen Horizont sich sechs Tornados unter der dichten Wolkendecke in der Luft tanzen und versuchen Fuß zu fassen. Stürme dieser Art sind nichts Besonderes mehr. Fahrzeuge und andere leichte Konstrukte gibt es aus gutem Grund nicht mehr, da sie eine zu große Gefahr für die Umgebung darstellen, wenn sie fortgerissen und durch die Luft gewirbelt werden würden, nur um irgendwo gnadenlos zu Boden zu fallen. Häuser sind nur noch maximal einstöckig (ihre Etagen gehen nun eher in die Tiefe, als in die Höhe), ihre Dächer sind flach ohne Schindeln, ihre Fassaden sind schmucklos, ohne Balkonen, Terrassen oder großen Fensterwänden. Wohlhabende besitzen als einzige Häuser mit Erdgeschoss, die nur ihnen gehören oder wenigstens die Erdgeschosswohnung der Tiefenhäuser. So oder so gehört ihnen auch stets ein eigener Bunker unterhalb der Erde, dessen Tiefe, Größe oder Einrichtung nach den Bedürfnissen der Besitzer ausgestattet ist. Aus Sicherheitsgründen muss der Bunker muss nicht zwingend unter dem Erdgeschoss liegen, welches schließlich reiner Luxus ist und stets Gefahr läuft den nächsten Sturm nicht zu überleben und am Ende noch den Eingang zum Bunker zu verschütten. Somit ist es keine Räumlichkeit, in der sich der Alltag der Familie abspielt. Eher eine Art Ferienhaus neben dem eigentlichen Zuhause. Zu solch einem Bunker gehen die drei Geschwister nun. Die Älteste zieht einen schweren Schlüsselbund hervor. Ein Luke öffnet sich neben dem versteckten Schlüsselloch im Boden, und eine Fahrstuhl-artige Plattform fährt hoch. Sie hat Aussparungen in die man tritt, um mit den Fersen kleine Druckschalter zu betätigen, die einen nach oben oder nach unten fahren lässt. Allerdings gibt es nur einen einzigen Fahrstuhl für je eine Person. Die zweite Schwester fährt zuerst hinunter, dann der Jüngste, damit sie unten darauf achten kann, dass er keine Dummheiten macht, schließlich die Älteste, die verantwortungsvoll darauf achtet, dass der Schlüsselbund zuvor nicht vergessen oder das Schlüsselloch wieder ausreichend abgedeckt und verborgen wird. Zu ihrer Überraschung wird sie noch während der Fahrt nach unten von einer unbekannten Person empfangen, die sich plötzlich mit ihr in dem engen Raum befindet. Ein Mann, jung und alt zugleich, ohne Haare und mit bernsteinfarbener Haut, unter der es von Innen heraus warm glimmend zu leuchten scheint. Er trägt einen hautengen Raumanzug, schwarz mit ebenfalls bernsteinfarbenen Linien verziert. Doch nicht nur er ist fremd. Auch der Bunker sieht plötzlich ganz anders aus: dunkel, mit wenigen warmen Lichtern. Fast wie der Mann selbst. Sie spürt, dass das nicht mehr ihr Bunker ist. Der Mann, der bis auf seinen Kopf und seine Haut menschlich aussieht, führt sie durch einige Gänge. Über sich, durch die teils transparente Decke, sieht sie ihre Schwester, die auch einem Mann wie ihm folgt. Oder ihrem? Unter sich, durch den teils transparenten Boden, sieht sie ihren Bruder, der ebenfalls einem Mann folgt. Oder dem gleichen Mann. Am Ende des Ganges stehen sie vor einem Büro. In diesem sitzt ein, bis auf seine Augen vollständig menschlich aussehender Mann in einem Anzug hinter einem Schreibtisch. Zu beiden Seiten neben ihm stehen zwei weitere Männer, die genauso aussehen wie der, dem sie gefolgt ist. Er ist der einzige, der nicht ihr Gesicht hat, hat aber ebenfalls keine Haare. Ohne etwas zu sagen, lenkt seine Hand ihren Blick auf eine Toilette, die links an der Wand montiert ist. Darin schwimmt ein einziges, hineingeworfenes Blatt Toilettenpapier. Mit einer weiteren Handgeste fordert er sie, wortlos aber lächelnd, auf die Spülung zu betätigen. Unsicher drückt sie den Knopf. Wie erwartet spült es und noch während sie dabei zusieht, wie die kleine Flut das Blatt hinfort spült, baut sich um sie herum, wie aus unsichtbaren Bauklötzen, ein Kasten auf und schließt sie ein wie in einem gläsernen Fahrstuhl. Sie weiß nicht, wie sie auf 'Fahrstuhl' kommt, aber es ist, woran sie sofort denken muss. Ihre Augen richten sich auf den Mann hinter dem Schreibtisch. "Wohin fährt der?" fragt sie und bekommt fast zu ihrer Überraschung eine Antwort: "Oh, der fährt nicht." "Aber er transportiert?" Ein lächelndes, langsames Nicken. "Wie ein Teleporter? Auch durch die Zeit?" Ein lächelndes, langsames Kopfschütteln und ein kaum wahrnehmbares "Nein.", dann verschwimmt alles um den Kasten herum und sie sieht Sterne und Planeten an sich vorbeiziehen. Lichtjahre werden in Sekunden zurückgelegt. Der Kasten stoppt in einem ihr unbekannten Sonnensystem. Die mehrfarbigen Planeten, große Gasriesen wie Jupiter, manche mit Ringen, manche ohne, liegen ungewohnt dicht beieinander. Einer der Himmelskörper hat sogar die Form eines Stiefels. Dann verschwimmt alles wieder und der Glaskasten öffnet sich in einem runden Raum. Alles glänzt wie aus schwarzem Marmor. Versteckte Lampen spenden warmes, bernsteinfarbenes Licht. Sie wird erneut erwartet. Ebenfalls ein Mann im Anzug, vermutlich in seinen frühen 20ern und mit dunklem, kurzen Haar. Er wirkt noch menschlicher als die anderen, nur die Augen zeigen noch immer, dass etwas anders an ihm ist. Lächelnd begrüßt er sie und führt sie aus dem Raum, als wäre dies und die Leitung des Haushaltspersonals seine Aufgabe. Vor ihr liegen schmuckvolle Gänge, wie aus einem Herrenhaus oder sogar Schloss. An jeder Doppeltür, die sie passieren, steht jemand um diese für sie zu öffnen falls gewünscht. Er führt sie an der Küche vorbei wo eifrig gekocht wird. Sogar ihre Geschwister sind dort, wobei der Junge . Er erzählt er ihr, dass alle, die hier arbeiten, speziell für sie gelernt haben ihre Sprache zu sprechen, sich menschlich zu verhalten und wie irdische Lebensmittel verwendet werden. Dann führt er sie aus dem Anwesen heraus und in den Garten, der sich als Dschungel entpuppt, voll von Wolkenkratzer großen Bäumen, natürlichen Flüssen und wilden Tieren. Sie klettern gemeinsam rauf auf ein großes Baumhaus, das hoch in den Baumkronen hängt und sanft im Wind wiegt, oder lassen sich von der sanften Strömung des seichten Flusses wie auf einer Wasserrutsche tragen bis die Krokodile kommen. Fast beiläufig erwähnt er dabei, wie interessant es ist, dass Wasser nass macht. Schnell flüchten sie zurück in ein anderes Baumhaus, wo die Älteste den für den Garten zuständigen Mann kennen lernt. Er sieht genauso aus wie der andere, doch schätzt sie diesen hier auf Anfang 30, wobei sein Hut, seine Kleidung und Ausrüstung an eine ihr bekannte Filmfigur erinnern. Er ist für die allgemeine Sicherheit hier zuständig, sowie für die Pflege der Pflanzen und Tiere. Sie bleiben jedoch nicht lange, sondern kehren zu zweit wieder ins Anwesen zurück. Von eine der Terrassen schaut sie hinaus in die Ferne und blickt auf ein Meer, welches sich bis zum Horizont hin erstreckt. Segelschiffe aller Art, sogar große wie Galeonen, treiben auf dem ruhigen Wasser. Fast schon überrascht schaut sie in den Himmel, wo sich blass die Gasriesen abzeichnen. Sie hatte fast vergessen, dass sie nicht mehr auf der Erde ist. Plötzlich beginnt das Meer sanfte Wellen zu schlagen. Ein riesiger Elefant, von dem nur der Kopf mit den großen Ohren bis zu seinen Augen sowie sein langer Rüssel zu sehen sind, den er zum Atmen über die Wasseroberfläche hält, schwimmt gemächlich an ihnen vorbei. Sofort steht die Terrasse knöcheltief unter Wasser, da alle Türen des Anwesens bei Flut und sonstigem Hochstand automatisch verriegelt werden, können sie diese nicht verlassen. Der junge Mann wirkt fast schon besorgt darüber, doch das Mädchen lacht nur. Das Wasser ist nicht kalt, außerdem zieht sich das meiste durch den Wellengang schnell wieder ins Meer zurück. Sie lehnt sich über das Geländer und schaut auf ihn, während er es ihr gleichtut. Er erklärt ihr, dass sie die Herren dieses Anwesens sind. Ihr Lächeln verblasst leicht. "Nein, wir sind nur die Hauptattraktion." sagt sie, wissend, dass alle anderen, die hier arbeiten, nun auch nur noch Gefangene in einem Paradies sind. Schlimmer noch, sie mussten ihr wahres Ich aufgeben, um für sie, die eigentlichen Außerirdischen hier, wie Menschen auszusehen, nur um ihnen das Gefühl der Vertrautheit und eines Zuhauses zu geben. Sie fragt sich, wer der eigentliche Verantwortliche für all das hier ist und wozu das alles, während ihr Blick wieder auf die Gasriesen am Horizont fällt. Kapitel 11: Dungeon der Angst (geträumt am 23.09.2018) ------------------------------------------------------ Eine Gruppe aus Helden bereitet sich zum Wettstreit gegen andere Gruppen auf eine besondere Herausforderung vor: ein schwieriger Dungeon, den nur die Besten bezwingen können. Sie sind zu fünft, zwei Frauen und drei Männer, darunter ein stolzer Krieger, ein Schurke, der zu oft mit zu vielen Leuten gleichzeitig flirtet, als oftmals gut für ihn ist, und eine magisch begabte Elfe. Der Krieger würde am liebsten gleich hinein stürmen, ohne jegliche Vorkehrungen oder einen Plan auszuarbeiten. Ein freundlicher Muskelprotz, der jeden Tag eine neue Herausforderung sucht, wenn er nicht gerade anderen in Not zur Hilfe eilt. Der Schurke dagegen ist deutlich bedachter, wenn er nicht von denen abgelenkt wird, die in sein Interessen-Spektrum fallen. Seine Priorität ist nicht der Dungeon selbst, denn der Sieg darüber bringt keine Schätze, dafür aber viel Ruhm und Ansehen für die Gruppe, was wiederum zu mehr Aufträgen und voraussichtlich mehr Schätzen führt. Dennoch überlässt er das Planen für ihre Vorgehensweise darin lieber den anderen. Ihm liegen spontane Ideen und Improvisation mehr, wenn auch eher zum eigenen Vorteil als dem der Gruppe, zum Leid der anderen. Die Elfe ist die bedachteste von allen. Sie hat sich vorher über den Dungeon informiert - zumindest so gut es ging. Schließlich ist dies hier ein Wettstreit, somit wird jede kleinste Information über das, was sie erwarten wird oder gar hilfreiche Routen hindurch mit Gold oder größeren Gefallen aufgewogen. So erzählt sie den anderen was sie in Erfahrung gebracht hat, die umschmeichelnden Worte des Schurken dabei ignorierend, und bereitet anschließend einige Zauber vor, die ihrer Meinung nach von Nutzen sein könnten. Schließlich versammeln sich alle teilnehmenden Gruppen vor dem Dungeon. Er wird als Spukhaus, aber auch Labyrinth bezeichnet. Die meisten Informationen beschreiben das Innere so unterschiedlich, dass man meinen könnte es wäre von verschiedenen die Rede gewesen. Doch dies hat die Elfe nur zu dem Entschluss kommen lassen, dass es sich um einen magischen Dungeon handeln muss, in dem normale Karten und die persönlichen Eindrücke anderer Gruppen ihnen selbst nicht viel nützen werden. Als würde er sich der jeweils eintretenden Gruppe anpassen. Kein Wunder also, dass dieser hier als besonders schwierig gilt und nur eine Handvoll Helden von sich behaupten können ihn wirklich erfolgreich gemeistert zu haben. Von Außen wirkt er sehr unscheinbar, zugleich aber auch sehr auffällig: eine alte Tür in einer glatten Felswand, die aussieht, als wäre sie dort schon immer gewesen. Er wurde erst vor kurzem entdeckt, erlangte jedoch schnell viel Aufmerksamkeit. Nun tummeln sich Scharen von Heldengruppen aus noch so weit entfernten Ländern hier, um ihr Glück darin zu versuchen. Lange warten müssen sie dafür auch nicht. Da der Dungeon magisch ist, ist die Chance drinnen auf eine andere Gruppe zu stoßen, sehr gering. Die Regeln sind auch recht einfach: Wenn man der Meinung ist sich drinnen gegenseitig helfen zu müssen, falls man sich doch mal begegnen sollte, dann ist das völlig legitim, muss aber beim Verlassen des Dungeons erwähnt werden, um bewerten zu können, wer am erfolgreichsten war. Verlassen tut man den Dungeon nur über zwei Wege: Einmal bereits nach kurzer Zeit durch dieselbe Tür, durch die man hinein gekommen ist, was gleichzeitig auch das Scheitern der jeweiligen Person bedeutet, da sie dem Dungeon nicht gewachsen war und dieser sie somit "auf seinen Wunsch abgestoßen" hat. Der andere Weg ist der an einem völlig anderen Ort wieder herauszukommen. Wann spielt hierbei keine Rolle. Es kann bereits nach einigen Stunden, aber auch erst nach einem oder mehreren Tagen oder sogar Wochen bedeuten. Wer es in dem Zeitraum aus dem Dungeon geschafft hat gilt als Gewinner. Für manche zukünftige Auftraggeber zählen die Helden, die schneller waren als fähiger, während andere die, die ihrer Meinung nach länger darin ausgehalten haben, mehr Stärke bewiesen haben. Für die Elfe und ihre Begleiter zählt natürlich nur der letzte Weg aus dem Dungeon heraus. Wie und wann ist ihnen egal, da sie ihn eh nur gemeinsam betreten aber nicht zusammen verlassen werden. Der erste Raum wirkt für die Heldengruppe wie eine spärlich beleuchtete, quadratische Eingangshalle, dessen Größe und Deckenhöhe eher klein und niedrig gehalten ist, fast wie in einer Gruft. An der linken der vier Wände befindet sich eine Tür, an der rechten stehen zwei Säulen die ein Portal umrahmen. Sie entscheiden sich für die Tür, im Glauben, dass das Portal sie bereits für den zweiten Raum voneinander trennen wird, und sie dies so lange wie möglich vermeiden sollten. Kaum im Gang dahinter, werden sie jedoch auch schon von einem wilden Geist angegriffen; ein Krieger. Die Elfe ruft ihren Gefährten sofort zu, dass physische Gegenangriffe keine Auswirkungen auf ihn haben werden, und konzentriert sich schnell auf einen geeigneten Zauber, während der Krieger ihrer Gruppe für Ablenkung sorgt indem er trotzdem wild mit seinen Waffen um sich und durch den Geist hindurch schlägt. Zum Glück bemerkt ein anderer, dass sich ein zweiter Kriegergeist durch das Portal von hinten nähert, so entscheidet sie sich den ersten mit ihrer Magie kurzzeitig auf ihre Seite zu ziehen, damit Geist gegen Geist kämpfen kann. Doch immer mehr spawnen aus dem Portal, so bleibt ihnen, vor allem in diesem kleinen Raum, keine andere Wahl als durch die Tür zu flüchten. Zu ihrem Glück ist der Raum dahinter so etwas wie ein Schutzraum, der mit einer weiteren Tür hinter sich verschlossen werden kann, und die Geister im Gang dahinter aufhält. Gegnertypen jeglicher Art können diese Räume nicht betreten. Zum Leidwesen des Kriegers, den es in den Fingern juckt gegen vernünftige Monster zu kämpfen, während er sich gleichzeitig darüber beschwert, dass alle Räume so flach und winzig sind, sodass er sich kaum bewegen kann. Doch genau wegen solcher Erkenntnisse wie dieser beschließen sie sich vor dem Betreten des neuen Raumes zu beraten. Die Elfe schlägt sogar vor etwas Austesten zu möchten und betritt daraufhin allein den Kampfraum. Kaum schließen ihre Mitstreiter hinter ihr die Tür, verformt sich der Raum schlagartig. Alles wirkt nun deutlich größer und offener, fast als hätte gäbe es keine Decke und Wände, und in der Mitte formt sich ein Gebilde wie ein großes Bett, unter dem sie sich auch sofort versteckt bevor die alten oder neuen Monster spawnen. Zu ihrer schlimmsten Erwartung jedoch ändert es sich noch weiter, bis die Beleuchtung der Fackeln nun fahlem Mondlicht weicht, und die Wände selbst wie schattenhafte Umrisse eines tiefen Waldes gleichen. Eine große, gebückt gehende Gestalt tritt aus diesen Schatten hervor. Seine Krallen schaben bei jedem Schritt über den Steinboden, begleitet vom Geräusch aufmerksamen Schnüffelns. Schnell flüchtet die Elfe in den Schutzraum zurück, und schließt die Tür gerade noch rechtzeitig hinter sich als ein unzufriedenes Knurren hinter dem Holz ertönt. Ihr Puls rast und ihre Hände sind eiskalt. Kein klarer Gedanke mag sich in ihrem Kopf formen. Allein hätte sie gegen diesen Gegner keine Chance gehabt, dessen ist sie sich bewusst. Der nächste aus ihrer Gruppe versucht nun sein Glück: der Wald und die Vollmondnacht weichen einer heimeligen Backstube. Selbst die Luft riecht nach Zucker und Honig. An einem übergroßen Ofen steht eine alte, knorrige Hexe, die darin fünf Backbleche voll Kekse gleichzeitig backt. Wenn sie neue Teighäufchen einschiebt, werden sie auf den Blechen durchsichtig. Wenn sie die fertig ausgebackenen Kekse herausholt, sind diese sichtbar und die Bleche werden dafür immer durchscheinender, bis sie gänzlich verschwinden. So geht das die ganze Zeit, wie ein unaufhörlicher Kreislauf und unter dem ständigen Gekicher der Alten, die die fertigen Backwaren großzügig zum Verkosten anbieten, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist neues Mehl aus etwas zu mahlen, das verdächtig nach Knochen aussieht. Schnell flüchtet der junge Held zurück zu den anderen, natürlich ohne auch nur einen Keks angerührt zu haben. Jeder einzelne Bissen hätte süchtiger und süchtiger nach ihnen gemacht, bis man nicht mehr aufhören kann sie essen oder überhaupt den Dungeon verlassen zu wollen. Kapitel 12: Miki (geträumt am 01.10.2018) ----------------------------------------- Eine Europäerin und ein Japaner kommen aus einer Bar. Sie verabschieden sich von ihren Kollegen, d.h. sie tut es, denn er ist schon recht angetrunken, sodass sie ihm bereits unter die Arme greifen muss, um voran zu kommen. Er wirkt aufgelöst und depressiv. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen und ausnüchtern lenkt sie ihn in ein Izakaya in dem sie wohl bereits öfters war da sie vom Koch und dem ein oder anderen Stammkunden sofort begrüßt wird. Sie setzen sich an die Bar und man erfährt, dass er gerade Probleme mit seiner Freundin hat. Ständige Streitereien über Nichtigkeiten und Missverstände führen dazu, dass sie im Glauben ist er würde sie mit einer anderen betrügen. Dabei spielte er sogar mit dem Gedanken um ihre Hand anzuhalten, womit er sich nun nicht mehr sicher ist. Die Europäerin tröstet ihn und bestellt ihm eine Portion "Sober-Soba - soba to sober up". Ein Wortspiel, das wohl von ihr stammt und zuerst scherzhaft als Insider und dann vollständig vom Master ins Menü aufgenommen wurde. Tatsächlich scheint ihrem Kollegen das gute Essen und die ruhige, familiäre Atmosphäre zu helfen, dennoch bringt sie ihn sicherheitshalber in ihre Wohnung um die Nacht auf ihrem Sofa zu verbringen. Zu müde um dagegen zu argumentieren willigt er ein - nicht nur, weil sie näher als seine liegt, sondern der letzte Zug eh bereits verpasst wurde und kein Geld für eine teure Taxifahrt über ist. Dennoch haben beide ein schlechtes Gefühl darüber, mit der Vermutung, dass seine Freundin es eh nicht glauben wird selbst wenn er ihr textet bei einem männlichen Kollegen zu übernachten. Sie rät ihm die Nacht nur in seinen Shorts zu verbringen um den Anzug nicht zu verknittern, gibt ihm eine unbenutzte Zahnbürste, die sie im Badezimmerschrank hat, und wünscht ihm eine Gute Nacht. Doch nur wenige Stunden Schlaf später wird sie von einem Geräusch geweckt. Fast hätte sie sich schlaftrunken einfach wieder im Bett umgedreht, springt dann aber doch schnell auf, eilt ins Wohnzimmer und schaltet das Licht an: Ihr Kollege sitzt unbeholfen auf dem Fußboden und blinzelt sie, geblendet vom Licht, irritiert an. Seufzend hilft sie ihm auf die Beine und ins Bad, reibt ihm sogar den Rücken während er sich in die Toilette übergibt und kehrt selber erst ins Bett zurück, nachdem er sicher und warm unter Decken auf dem Sofa eingepackt liegt. Am Morgen wird sie vor ihm wach, schleicht an ihm vorbei um zu duschen, und bereitet gerade ein leichtes Frühstück für sie beide vor, als er wach wird. Sie essen gemeinsam und er erzählt ihr dabei wie unendlich dankbar er darüber ist sie nicht nur als Kollegin sondern auch als gute Freundin zu haben. Sie hat auf jeden Fall etwas gut bei ihm, meint er. Dann macht er sich auf dem Weg nach Hause. Sie verabschieden sich im Treppenhaus und sie schaut ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen ist. Ihre Nachbarin ist gerade auch unterwegs, also grüßen sie sich, ehe beide in die jeweils eigene Wohnung verschwinden. Mit der Abschiedsszene hat sie sicherlich wieder genug Gesprächsstoff für die häusliche Gerüchteküche der tratschenden Nachbarinnen. Aber sie vertraut darin, dass sie sie gut genug kennen sollte um nichts "allzu Heißes" an Neuigkeiten bei den anderen im Wohnkomplex zu verbreiten. An einem anderen Tag sitzt der Kollege wieder auf ihrem Sofa, doch dieses Mal nüchtern. Sie kommen direkt von der Arbeit, deswegen trägt er erneut Anzug. Er hat darum gebeten sich in Ruhe die Sorgen von der Seele reden zu können, und um anschließend mit ihr zu besprechen, was er ihr im Gegenzug dafür Gutes tun könnte. Sie hat eingewilligt, will aber eigentlich nichts, da es für sie als Freundin nur selbstverständlich ist für ihn da zu sein. Doch sie kennt ihn und seine Kultur gut genug um zu wissen, dass sie um einen Gefallen von ihm nicht herum kommen wird. Noch bevor sie zu einer Einigung darüber kommen können, klingelt es plötzlich an ihrer Tür. Zu ihrer Verwunderung ist es eine Frau, die sie nicht kennt, zu seiner Überraschung stellt es sich als seine Freundin heraus. Durch ihre Arbeitskollegen hat sie ihre Adresse herausgefunden und steht nun aufgebracht in ihrem Wohnzimmer, ihre Vermutungen bestätigt sehend, dass er tatsächlich eine andere Frau sehen würde, anstatt nach der Arbeit direkt nach Hause zu kommen. Sie schreit beide an, gestikuliert wild mit den Händen und ist drauf und dann ihnen Ohrfeigen zu verpassen. Mit wachsender Panik versucht er ruhig zu bleiben und sie zu beruhigen - oder wenigstens selber mal zu Wort zu kommen, doch ohne Erfolg. Unter Tränen verkündet sie dann das Aus zwischen ihnen beiden, wirbelt herum und stößt dabei mit ihrer Handtasche eine Vase von einem Sideboard. Das helle Klirren sorgt für eine kurze Stille, die er so mühsam gesucht hat, wird jedoch schnell von neuem Schluchzen unterbrochen. Dieses Mal von seiner Kollegin. Sie kniet vor den Scherben der zerbrochenen Glasvase und sagt ihrem Kollegen unter Tränen, dass diese Michiko gehörte - und er versteht sofort: Michiko war ihre Freundin gewesen, feste Freundin. Sie wurde aber hauptsächlich Miki genannt, angelehnt an Mickey Maus wegen ihrer Liebe zu Allem, was mit Disney zu tun hat. Sie beide waren auch gemeinsam so oft im Tokyo Disney Resort, wie es ihr Erspartes zugelassen hat. Miki war auch die eigentliche Besitzerin dieser Wohnung, welche sie mit dem Einverständnis ihrer Eltern übernehmen durfte, nachdem sie vor fast einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben kam. Sie mochte die Vase nicht, da sie unförmig war und unregelmäßig dicke Wände mit eingefassten Luftblasen hatte. Doch da es Mikis erste selbst geblasene war, hatte sie für die Europäerin einen hohen persönlichen Wert, besonders nach ihrem Tod. Der Kollege erläutert seiner Freundin das Wichtigste über Michiko und sie erschrickt, als sie versteht: Er hatte ihr vor einer gefühlten Ewigkeit schon von einer neuen Kollegin auf der Arbeit erzählt, die offen zu ihrer Sexualität steht und später sogar stolz verkündete in einer festen Beziehung zu sein. Sie erinnert sich sogar daran, dass er diese Kollegin, eine gute Freundin von ihm, zu einer Beerdigung begleitet hat. Zu wissen, dass sie diese Freundin ist, und dass sie mit all ihren Anschuldigungen falsch gelegen hat, beschämt sie sehr. All die Wut von zuvor ist ebenfalls verschwunden. Beide helfen ihr die Scherben aufzusammeln, bis ein kleines Kästchen bemerkt wird, das in der Vase versteckt war, deren dicker Boden den Aufprall überlebt hat. Die Europäerin wusste nichts davon und erkennt es auch nicht wieder. Beim Öffnen stockt allen der Atem und das Kästchen fällt zu Boden, als sie sich beide Hände vors Gesicht schlägt. Es befinden sich zwei Ringe darin. Unter neuen Tränen und Schluchzen gelingt es der Europäerin Mikis Mutter am Telefon zu erreichen und zu überzeugen schnell zu ihr zu kommen. Ihre jüngere Schwester Hiyori ist auch bei ihr. Beim Anblick der Ringe bekommt sie ebenfalls Tränen in den Augen, da sie sie erkennt. Sie hatte ihre Schwester damals begleitet, um sie auszusuchen, die Ringe aber nach ihrem Tod vergessen. Sie hatte angenommen, dass Miki sie noch nicht hatte, da sie damals gezögert hatte sie sofort zu kaufen oder doch lieber ein anderes Paar zu nehmen. Da fallen ihr plötzlich die Flugtickets wieder ein, die Miki an ihrem Todestag dabei hatte und die der Grund gewesen waren, warum ihre große Schwester überhaupt mit dem Auto unterwegs gewesen war. Ihr Überraschungsplan war es nämlich gewesen mit ihrer festen Freundin nach Amerika zu fliegen und in Florida eine Disney's Fairy Tale Hochzeit zu halten, egal was der Rest der Familie dazu sagen würde. Denn ihr Vater und Bruder hatten leider erst nach ihrem Tod akzeptiert, dass die Älteste im Haus sich nicht für Männer interessierte. Das zu hören lässt die Europäerin und nun auch Michikos Mutter in neue Tränen ausbrechen, denen die Tickets nach Florida bisher ein Rätsel gewesen waren, obwohl sie sich schon denken konnten, dass es um das dortige Disney World gehen musste. Da wird ihr nun auch klar, warum Miki sie damals angerufen hatte damit sie noch nicht mit dem geplanten Frühjahrsputz anfangen und stattdessen auf sie warten sollte, da sie eine Überraschung für sie hätte. Kapitel 13: Engel (geträumt am 15.10.2018) ------------------------------------------ Während eines starken Meteorstroms fielen größtenteils unbemerkt weit über 200 Lichter vom Himmel; eines für jeden Staat und von Menschen unbewohnte Länder. Sie nahmen die Form der ersten Lebensform an, die sie sahen oder die ihnen begegnete, und wanderten anschließend durch das Land. Je nach angenommenen Erscheinungsbild lernten sie auf der Erde zu leben: als Tier unter Tieren oder unter Menschen, und als Mensch ausschließlich unter anderen Menschen. Allerdings brauchten sie keine Nahrung zu sich zu nehmen und nur selten Schlaf, und diesen auch nur für wenige Stunden. Dadurch waren die in Menschengestalt, besonders in bevölkerungsarmen Gegenden, wo jeder jeden kennt, am meisten gefordert weitestgehend unentdeckt zu bleiben. Ihr anfangs mangelndes Wissen über die Sprache, allgemeines menschliches Verhalten, irdische Errungenschaften und die Technologie der Menschen, stellte weitere Schwierigkeiten für sie da. Gerade bei Missverständnissen, die ungewollt zur Aufmerksamkeit aller oder gar dem Verärgern von Menschen führten, schlimmstenfalls bis hin zu dessen Eskalation. Denn da sie nur ihr Äußeres angepasst haben, jedoch weiterhin aus einer wie Licht erscheinenden Materie bestehen, können sie nicht ersticken, ertrinken, erstochen, erschlagen, erschossen, zerquetscht oder gar zerteilt werden. Zumindest sterben sie dadurch nicht. Einzig Feuer, Explosionen und andere Angriffe aus konzentrierter Energie, wie Strom, sind das einzige, das ihnen schaden kann, aber auch alles, was Licht verlangsamt oder gar absorbiert. Mit der Zeit können es nach und nach immer mehr nicht mehr vermeiden, dass Menschen auf sie aufmerksam werden und die "Seltsamen" nicht mehr als ihresgleichen betrachten können. Sei es ein unvermeidbar tödlicher Unfall, der ohne einen Kratzer überlebt wurde; oder weil etwas unvermeidbar Tödliches ohne einen Kratzer verhindert wurde. Von den meisten gab es zunächst keine Berichte, nur Gerüchte, später jedoch einzelne Artikel und sogar Schlagzeilen. Zunächst reagierten die öffentliche Sicherheit, die Presse, Religionen und natürlich Verschwörungstheoretiker auf sie. Freude, Misstrauen, Angst und sogar Gewalt traten daraus hervor. Und je mehr über sie ans Licht kam, desto mehr rückten sie schließlich auch in den Fokus der anderen Leute. Am Anfang gab es erst nur Berichte über Doppelgänger, bis sie sich schließlich nicht einmal mehr gegenseitig vertrauten. Völlig Unbetroffene, Menschen, denen es schon immer schwer fiel unter ihresgleichen zu sein, wurden öffentlich ausgegrenzt, verbal oder sogar physisch attackiert, von der Polizei und Regierung festgenommen, oder gar in geheime Einrichtungen fortgebracht. Natürlich gab es auch solche, die den wahren Fremden halfen. Solche, denen selbst von ihnen geholfen wurde. Oder die, die ihre wahre, friedliche Natur erkannt haben. Oder auch im Namen ihrer Religion. Oder nur solche, die sich eine Art Belohnung am Ende davon versprechen. Den wenigsten der Fremden ist es dabei sogar gelungen das Vertrauen der Oberhäupter ihres Staates zu gewinnen, um gemeinsam zum Wohle dessen zusammen zu arbeiten. Zumindest solange, bis neue Konflikte auch dieses Vertrauen zerstörten, vor allem wenn es darum ging als nahezu unzerstörbare Geheimwaffe im Krieg gegen ein anderes Land zu helfen. Ein Land, das unter dem Schutz eines Ihresgleichen stand, den sie nie angreifen würden und somit auch nicht andere Länder, deren Bewohner oder gar Tiere. Das war nicht Zweck ihres Daseins, und so wurden einige trotz ehemaligem Vertrauen plötzlich als Staatsfeind und unkontrollierbare Gefahr angesehen und entweder weggesperrt - was sie nicht lange aufhielt - und gejagt. Von Seiten der Menschen dagegen ist es nur eine Handvoll gelungen trotz allem, was über die "Seltsamen" berichtet wurde, wahres Vertrauen und sogar Freundschaft aufrecht zu erhalten, bis sie schließlich von deren Herkunft und dem eigentlichen Grund ihres Daseins auf der Erde erfahren durften: Eine andere, außerirdische Lebensform reist durch das All, auf der Suche nach Nahrung. Die Erde liegt auf ihrer Route, so wie es auch der Planet war, von dem die Lichtgestalten kommen. Aufgrund ihrer passiven Natur haben sie die Gefahr jedoch zu spät erkannt. Sie hatten den Angreifer zwar unter großen Verlusten letztlich vertreiben können, doch unter zu großen, denn trotz allem bietet ihr halb zerstörter Planet nun kaum noch Ressourcen für sie selbst und ihre Art befindet sich nun am Rande der eigenen Extinktion. Während die meisten blieben, um das aufzubauen, was von ihrer Heimat noch übrig war, beschlossen die stärksten unter ihnen selbst durch die Weiten der Universen zu reisen um andere bewohnte Planeten lange vor der Ankunft der alles verschlingenden Lebensform zu warnen. Eine Reise welche ihnen als Lichtwesen ein Leichtes war. Die Erde gehört zu den letzten Planeten auf ihrer Reise, ehe sie die eigene Rückkehr nach Hause antreten. Technologisch noch nicht weit genug entwickelt um den ersten bewohnten Planeten und dessen Bevölkerung kennen zu lernen, konnten sie sich den Erdlingen nicht wie bisher vorstellen und von der drohenden Gefahr berichten. Sie entschieden sich deswegen heimlich und vorsichtig die Erde zu betreten, um die am meisten fortgeschrittene Lebensform darauf, den Menschen, zunächst zu beobachten und zu studieren, ehe sie sich an geeignete Vertreter wenden würden, um ihre schreckliche Warnung zu verkünden - zusammen mit dem Angebot sie beim Kampf zu unterstützen, selbst wenn das Risiko bestehen sollte dabei für diese Fremden zu fallen und die eigene Heimat und Familie nie wieder sehen zu können. Eines der Lichtwesen wählte die Gestalt eines Teenagers, nur wenige Jahre vor der Volljährigkeit, der vor seinen Augen starb. Er geriet in einen Autounfall, da einige andere Fahrer wegen des Meteorstroms und eines kleine Funkens davon, der in der Nähe der Autobahn herunter kam, unaufmerksam fuhren. Sich schuldig fühlend an der Massenkarambolage, versuchte es noch in seiner wahren Form den Jungen zu retten und nahm dabei seine menschliche Gestalt an. Da jedoch Feuer ausgebrochen war, welches ihm ebenfalls schadete, hielt er am Ende nur dessen Rucksack in den Händen, während der bewusstlose Junge vor seinen Augen verbrannte. Ihm blieb nur noch anderen zu helfen. Nach der Ankunft der Krankenwagen wurde er mit anderen Unfallopfern ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht. Der Kommunikation mit Menschen noch unfähig, was im Krankenhaus als Schock durch den Unfall aufgefasst wurde, konnte man wenigstens "seine Identität" anhand der Papiere aus dem Rucksack feststellen. Die Eltern des Jungen wurden über seinen Verbleib informiert, und da er keine Verletzungen davon getragen hatte, durfte er sofort mit ihnen nach Hause gehen. Die Leiche ihres wahren Sohnes wurde zwar geborgen, konnte aber wegen des Feuers nicht identifiziert werden. Da ihn niemand für vermisst meldete, wurde er ohne bekannte Identität vergraben. So lebte er bei diesen beiden Menschen, zunächst unwissend welche Verbindung sie zueinander haben, lernte schließlich auch dies, ihren Alltag und ihr Zuhause, und mit der Zeit auch, wer "er" war. Auch Schule und Schulfreunde mussten neu kennen gelernt werden. Während Sport, Mathe und Naturwissenschaften keine Probleme darstellten, waren jegliches Wissen von Sprache, Geschichte und Religion auf die eines 1.-Klässlers zurückgefallen. Die Verhaltensveränderungen und fremde Persönlichkeit, die er dabei auch zeigte, oder allein die Tatsache nichts essen zu müssen, erschwerten ungeahnt vor allem den Eltern das Leben. Ärzte wurden aus ihm nicht schlau, da sich der Junge bei bestimmten Großgeräten vehement weigerte untersucht zu werden, da diese seinem wahren Selbst schaden würden. Es blieb nur die psychische Untersuchung, die dabei blieb, dass ihn der Unfall traumatisiert hat und nur Geduld und viel Liebe nötig wären. So blieb den Eltern nichts weiter übrig, als sich ihrem "neuen" Sohn anzupassen. Besonders die Mutter bemühte sich ihn "zurück zu bekommen", war aber auch die erste, die darüber frustriert war, wenn es nicht so lief, wie erhofft. Der Junge blieb ihr ein Fremder. Am Ende hielt sie es nicht mehr aus und verließ beide. Der Vater litt sehr darunter, gab aber nie auf und fand die Lösung darin wieder ein einigermaßen normales Leben zu führen, indem er ihn einfach so, wie er nun war, akzeptierte. In der Schule war es genauso: bis auf zwei gingen einige seiner alten Freunde, während er neue hinzu gewann. Er lernte ein Mensch zu sein, sogar der Junge, ein Sohn, zu sein. Dennoch blieb es nicht aus, dass er tat, wofür er hierher gekommen war: Menschen zu helfen. Dafür verfolgte er jegliche Informationen zu Katastrophen, um anschließend in seiner Lichtgestalt in Sekundenschnelle von Stadt zu Stadt zu reisen. Seine Hilfe blieb nicht lange unbemerkt und besonders Fotos von ihm, die ihn zu Zeiten und an Orten zeigen, während er doch eigentlich zuhause oder in der Schule sein sollte, heizten die Gerüchteküche über ihn oder einen möglichen Doppelgänger in der Schule ein. Da er aber auch in der eigenen Stadt immer dort gesehen worden sein soll, wo etwas passiert ist, wurde neben der im Vorgarten auflauernden Presse auch die Polizei aufmerksam - nicht zuletzt um herauszufinden, welche Verbindung zwischen ihm und den Geschehnissen besteht. Darunter befand sich ein junger Ermittler, der seit dem Meteorstrom und der Massenkarambolage Informationen und Verbindungen zu allem sammelt, was so Seltsames seitdem geschehen ist. Vor allem in Verbindung mit Menschen und sogar Tieren, die weltweit Unglaubliches geleistet haben sollen. Solchen, die stets unverletzt aus heiklen Situationen hervorgingen, oder an zwei Orten gleichzeitig zu sein schienen. Oder aber, der persönliche Favorit der Verschwörungstheoretiker, alles über diese mysteriösen Phänomene und Formen aus Licht, die gelegentlich auftauchen und spurlos wieder verschwinden sollen. Er hatte diesen Lichterscheinungen natürlich keine Aufmerksamkeit geschenkt, erinnerte sich aber an Augenzeugen, die erstmals ein solches Licht an einem der Autos während der Massenkarambolage gesehen haben sollen, bis es spurlos verschwand. Viele sprachen von einem Engel, der herunterkam um den Jungen zu retten, der wie durch ein Wunder unverletzt geblieben war. Und die Meldungen über weitere "Engel-Sichtungen" in Verbindung mit "Wundern" häuften sich weltweit. So suchte der Ermittler den besagten Jungen auf, der angeblich Kontakt mit einem dieser "Engel" gehabt haben soll, um alles aus seiner Sicht zu erfahren, sowie ihn über diesen ominösen Doppelgänger auszufragen. Natürlich erfuhr er zunächst nichts, nur, dass der Junge vom Unfall traumatisiert und wie "ausgewechselt" war, dass selbst seine eigene Mutter ihn nicht wiederzuerkennen vermochte. Er übergab dem Vater seine Nummer, falls diesem etwas Ungewöhnliches auffallen sollte, behielt den Jungen aber weiterhin heimlich im Auge. Zumindest dachte er das, da dieser ihn ebenfalls im Auge behielt. Doch es blieb nicht aus, dass er seine Identität nicht vor allen aufrecht erhalten konnte. Einer seiner engsten Freunde war der erste, der zumindest herausfand, dass der Junge besondere Kräfte hatte und diese ausschließlich zum Wohl der anderen einsetzte. Er half ihm mit Alibis aus, bis auch der hartnäckige, junge Ermittler dahinter kam. Anfangs noch misstrauisch, erkannte auch er bald seine guten Absichten und half ihm dann auch sogar den Augen des Staates selbst zu entgehen. Eine Aufgabe, die mit der Zeit immer schwieriger wurde bis gänzlich unmöglich, und letztlich sogar endlich unnötig, als die Zeit gekommen war sich öffentlich der Menschheit zu präsentieren. Die Fähigkeiten der Lichtgestalten waren immer am auffälligsten und oft schwer zu erklären, dass keiner Übernatürliches dahinter vermutet: Zum einen reisen sie stets mit Lichtgeschwindigkeit, doch das geht nur in ihrer wahren Form und das Wechseln zwischen dieser und ihrer irdischen Tarnung dauert dabei immer einen Moment. Genug Zeit für andere ungewollt Zeuge dessen zu werden. Sie bestehen aus Licht-ähnlicher Materie und Licht ist Energie. Daher können sie Licht und Energie bündeln, umwandeln und je nach Zweck anwenden. Egal ob als Laser, Maser oder Blendwaffe. Sie können dies auch getarnt tun, allerdings fällt es ihnen dabei schwer ihre Tarnung aufrecht zu erhalten, je länger und intensiver sie ihre Fähigkeiten einsetzen müssen. Ihre Bezeichnung als Engel verdanken sie auch der Tatsache, dass sich ihre Tarnung zuerst am Rücken auflöst, wodurch ihre wahre Form in flügelähnlichen Lichtstrahlen aus ihrer irdischen Form herausbricht. Schnell wurden enttarnte Lichtgestalten von allen Arten Menschen heimgesucht. Man sah entweder Freund oder Feind in ihnen, oder sie wurden als Engel verehrt, oder als Retter der Menschen zu Idolen gemacht. Einige bekamen Jobangebote, die sie natürlich abwiesen, sofern es nicht jemand schaffte sie davon zu überzeugen, dass es "zum Wohle der Menschen" war. Drei von ihnen stimmten zu und sahen etwas Vorteilhaftes darin. So wurde einer Model, eine wurde Schauspielerin und der dritte stieg mit der Band, in der er spielen gelernt hatte, die Charts hinauf. Aber es entstanden auch Dramen, gerade bei den drei populärsten, als die Menschen vor ihnen standen deren Form sie bei ihrer Ankunft angenommen hatten. Sie fühlten sich ihrer Identität oder sogar dieses möglichen Lebens im Rampenlicht beraubt und verlangten Entschädigung. Sie erhielten sie, egal in welcher Form, doch da ihnen Unglück zu bringen wider ihrer Natur und ihrer Absicht war, beschlossen die drei Engel sofort ihre Form zu ändern bis keine Verwechslungsgefahr mehr bestand. Die Medien schöpften daraus neue Schlagzeilen, sowie die Mode- und Musikbranchen neue Wege und Sichtweisen sich ebenfalls neu zu erfinden. Auch ihre Fans blieben ihnen weiterhin treu, einzig ihre irdischen Ex-Doppelgänger ließ dies verbittert zurück. Für andere Menschen waren diese Doppelgänger wie der Zwilling, den sie sich schon immer gewünscht hatten. Oder eine bessere Version von ihnen, die sie inspirierte ihr Leben zu verändern um ebenfalls mehr Gutes zu tun. Andere sahen in ihnen wiederauferstandene geliebte Menschen, deren Original in der Zwischenzeit verstorben war, was jedoch viele letztlich nicht verkraften konnten, wissend, dass sie nur ihr Aussehen teilten. Es war das größte Entsetzen der Engel von denen zu erfahren, die es so negativ auffassten, dass sie sogar depressiv oder aggressiv wurden, bis einige Suizid begingen, dem Drogenkonsum verfielen, kriminell wurden oder solch schwerwiegende Nervenzusammenbrüche hatten, das sie klinisch eingewiesen werden mussten. Miteinander kommunizierend beschlossen daher alle Engel, bis auf wenige Ausnahmen, ihr Äußeres zu verändern, um niemanden mehr deswegen unglücklich zu machen. Auch der Junge behielt sein Aussehen, obwohl der Vater zu der Zeit bereits von seiner wahren Identität wusste. "Seinen" Sohn zu verlieren, hätte der Mann nicht verkraftet. Am Tag als die "Parasiten" das Sonnensystem der Menschen erreichten, musste schließlich jeder der Lichtgestalten seine wahre Identität preisgeben, auch die wenigen, die sie bisher als einzige erfolgreich geheim halten konnten. Sie erhoben sich hoch in den Himmel und erklärten mit verstärkten Stimmen in der Sprache ihres Landes der gesamten Welt was auf die Erde zukam, dass ihnen das Gleiche widerfahren ist, und dass sie gekommen waren um zu helfen. Natürlich akzeptierten dies nicht alle, beschuldigten sie sogar mit diesem unbekannten Feind unter einer Decke zu stecken, nachdem diese sogenannten "Engel" bereits heimlich ihre Erde "infiltriert" hatten. Wieder einmal erkannten die Lichtgestalten das komplizierte Wesen des Menschen und dessen ständiges Misstrauen als Teil ihres Überlebensinstinkts. Nur wenige Staaten hatten sie davon überzeugen können sich gegen den wahren außerirdischen Feind zu rüsten. Andere rüsteten sich von alleine auch ohne ihre Hilfe haben zu wollen. Einige griffen sie sogar bei Sichtkontakt an, doch die Lichtgestalten blieben ihrem auserwählten Staat weiterhin als Beschützer treu, wissend, dass diese es ohne sie nicht überleben würden. Die erschreckende Gefahr, die von der Lebensform ausging, wurde schnell deutlich, als diese sich schließlich wie eine gewaltige, dunkle Wolke über die zu ihr gekehrten Seite der Erde ausbreitete und sich dann durch die Atmosphäre auf sie stürzte wie ein ausgehungertes Tier. Die Engel bewegten sich sofort in Lichtgeschwindigkeit durch die parasitäre Masse, aber natürlich war es ihnen unmöglich alle zu retten. Viele Kämpfe endeten noch ehe sie begannen, da sich die Lebensform durch jegliche biologische Materie fressen konnte - Menschen und Tiere dabei vorzugsweise zuerst. Weltweise Massenpanik entstand, da viele sich geweigert hatten Schutz an Orten aufzusuchen, durch die sich die Lebensform nicht fressen kann, sodass überall Unfälle, Explosionen und Brände entstanden, die den Engeln den Kampf noch mehr erschwerten. Irgendwann war es dann endlich vorbei. Der Parasit war wieder nicht besiegt, nur erneut vertrieben worden, aber dieses Mal noch schwächer als zuvor. Mit viel Glück wird er vollständig ausgehungert sein noch ehe er den nächsten bewohnten Planeten erreichen wird. Der Großteil der Menschheit und irdischen Tierwelt hatte überlebt und sah nun einem neuen Zeitalter entgegen. Die Engel versammelten sich um die Heimreise anzutreten. Von den über 200 Lichtgestalten waren 60 im Kampf gefallen, darunter das Model, während andere, wie der Bassist, verletzt waren und erst einmal genesen mussten, um ihnen dann folgen zu können. Doch nicht alle beschlossen überhaupt in ihre Heimat zurückzukehren. Eine Handvoll Engel beschloss zu bleiben, da sie in der Erde ihre neue Heimat wie auch Familie, Freunde und sogar Liebe gefunden hatten. Darunter der Bassist, die Schauspielerin und der Junge, der mit Hilfe des jungen Ermittlers das Grab seines "irdischen Originals" ausfindig machte, um ihn, zusammen mit "seinem" Vater, vernünftig zu verabschieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)