DREAMS von Engelskrieger (Willkommen in meinem Kopf) ================================================================================ Kapitel 3: Wächter des Waldes (geträumt am 24.09.2016) ------------------------------------------------------ Ein junger Mann lebt mit seiner kleinen Familie in einem zwielichtigen Wald. Er besitzt eine selbstgebaute Holzhütte mit kleinem Obergeschoss unter roten Dachziegeln, eine kleine Scheune und einen überdachten Brunnen. Vor seinem Haus hat er Hochbeete angelegt und wenn die Sonne warm am sattblauen Himmel scheint, trocknet die Wäsche an einer langen Leine im sanften Wind. Auch hat er einen Nachbarn, der am Waldesrand wohnt und den er gelegentlich trifft, wenn Feuerholz, Pilze, Beeren, Nüsse und wilde Möhren und Erdbeeren gesammelt werden. Der Wald, in dem er lebt, ist der größte und dichteste im ganzen Land. Ein sicherer Ort für alle Tiere und Menschen, die ihn respektieren. Jeder, der ihm und denen, die ihn als ihr Zuhause bezeichnen, Schaden zufügen will, wird keinen Erfolg haben: Dieser Wald besitzt Wächter. Für jedes seiner Gebiete einen. Es gibt klare Grenzen, die jedoch nur die Tiere kennen. In diesem Gebiet wacht ein sehr großer und schon leicht in die Jahre gekommener Eber. Da sich der junge Mann durch seine Güte, Hilfsbereitschaft, Mut und Respekt vor allem Lebenden, ob Mensch, Tier oder nur Pflanze, als würdig erwiesen hat, gab ihm der Wald den Status und die Gaben eines Wächters. Sein Schutzgebiet umfasst den Bereich seiner Hütte bis zum nächstliegenden Waldesrand und verbindet sich mit dem des Ebers. Dieser ist bis heute damit mehr als unzufrieden von nicht mehr als einem Menschen als neuer Wächter seines Gebietes abgelöst zu werden. Doch der Wald entschied sich für einen Menschen als seinen Nachfolger, denn nur ein Mensch weiß gegen andere Menschen vorzugehen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Dennoch versucht der Eber jede Woche die kleine Familie aus seinem Reich zu vertreiben. Dafür fordert er stets den jungen Mann heraus und verfällt dabei in seine Eber-typische Rage, mit der er auf jeden weiteren Menschen sofort blind losstürmen würde, doch von der Frau und den Kinder lässt er stets schnell ab ohne jemanden zu verletzen. Selbst das Haus oder die weiteren Bauten auf dem kleinen Grundstück, welches der Mann sein Eigen nennt, greift er nicht an - zumindest nicht gewollt, sofern er seine Anstürme rechtzeitig abbremsen kann. Auch heute, an einem fast wolkenlosen Tag, an dem die Sonne warm scheint, während eine frühlingsfrische Brise die Tannen zum singen bringt, stellt er sich ihm, in all seiner Größe, entgegen. Der Wald gab ihm zusätzliche Ausdauer und die Fähigkeit so groß wie eine kleine Hütte zu werden, bei dessen Anblick jeder wütende Bär sofort den Rückzug antreten würde. Der junge Wächter kann sich gegen den Eber nicht wehren. Doch auch ihm gab der Wald zwei Fähigkeiten und eine davon seltsam noch dazu: Zum einen die Gabe nun mit den Tieren zu sprechen - etwas, was er nun dringend braucht, wenn sie ihren Wächter um Hilfe ersuchen, auch, wenn dies bisher nie oder nur ungewollt passiert ist. Immerhin steht nicht nur der Eber einem Mensch als Wächter misstrauisch entgegen und er selbst ist sich der neuen Aufgabe selber noch nicht sicher. Seine andere Fähigkeit ist die Gabe zu Fliegen - oder besser gesagt zu Schweben. So kann er aus dem Stand mühelos 5 Meter hoch springen, um dann kurz in der Luft stehen zu bleiben und dann langsam, wie eine Feder, zu Boden zu gleiten. Bei starken Brisen fliegt er sogar wie ein Blatt im Wind herum und kann sich von diesem durch die Gegend tragen. Fortgerissen werden kann er jedoch nicht. Sein Wille allein bestimmt, ob er leicht oder schwer ist, so kann er das Sinken beschleunigen, um schnell wieder sicheren Stand unter den Füßen zu haben. Schwerer als sich selbst, kann er sich jedoch nicht machen. Der Eber wartet bis Frau und Kinder im Haus verschwunden sind, dann stampft er mit dem Vorderbein auf, dass der Boden vibriert - das Zeichen für den Mann sich bereit zu machen. Er sieht die dunklen Augen des älteren Wächters näher kommen und springt. Der Wind gleitet über den Widerrist des Angreifers und trägt den jungen Mann mit sich. Dieser dreht sich in der Luft herum und sieht, wie der Eber gerade zum Stehen kommt und den massigen Kopf in seine Richtung wendet. Kaum haben ihn seine Augen erspäht, prescht er wieder los. Jedes Mal, wenn er glaubt an den anderen heranzukommen, richtet sich der Eber auf die Hinterbeine auf, doch der junge Wächter schwebt einfach an den riesigen Hauern vorbei, von der gleichen Luft fortgetragen, die der andere mit seinem gewaltigen Körper vor sich her schiebt. Die wilde Verfolgungsjagd dauert etwas mehr als eine halbe Stunde, dann schrumpft der Eber auf seine normale, doch immer noch stattliche Größe zurück. Aus der Puste und wieder bei Sinnen kehrt er in die Tiefen des Waldes zurück, um dort für den restlichen Tag in Ruhe sein Gebiet abzulaufen. Er ist sehr pflichtbewusst, mit einem guten Herzen unter dem rauen Fell und kümmert sich sofort um alle, die ihn für Rat und Hilfe aufsuchen. Auch dem Mann gegenüber ist er nie unhöflich und tief in seinem Inneren respektiert er ihn sogar. Immerhin gebührt nicht jedem die Ehre vom Wald als Wächter ernannt zu werden und schon gar nicht einem Menschen - bis jetzt. Aber er merkt, dass er langsam rüstig wird und der Wald Recht darin getan hat einen neuen Nachfolger zu ernennen. In seinen jungen Jahren hätte er einen Menschen nie akzeptiert, genauso wenig seine eigenen Kinder. Sie sind es auch, die ihm jeden Tag auf den Ohren liegen, wie Stolz sie auf ihn sind und was sie alles tun würden, um die Menschenfamilie zu vertreiben und welche Fähigkeiten sie sich wünschen, wenn der Wald einen von ihnen als Wächter ernennen wird. Wird, nicht würde, denn in ihren Köpfen scheint die Tatsache, dass der eigene Vater ein Wächter ist, die Hauptvoraussetzungen dafür zu sein, dass ihnen die gleiche Ehre ereilen wird. Diese Gedanken sind es auch, die den alten Eber dazu treiben sein Gebiet vor dem jungen Mann zu "verteidigen". So versprach er ihnen sich selbst darum zu kümmern und hält sie dadurch davon ab etwas zu tun, was er sich für sein restliches Leben nicht verzeihen könnte. Diese Maßnahme stimmt ihn innerlich mehr als traurig und es beschämt ihn, denn gerade diese eigennützige Einstellung seiner Kinder sorgt dafür, dass sie nie zu einem Wächter erwählt werden, die schließlich alles und jeden vor das eigenen Wohl stellen müssen. Der junge Mann ist ihm durch dessen Tugenden bereits mehr ans Herz gewachsen, als er zeigt und wenn es mal dazu kommen sollte, würde er sein Leben für ihn in Gefahr bringen und ihn wie einen Sohn beschützen - selbst, wenn er davon selber noch nichts ahnt. Auch der menschliche Wächter ist nach der kleinen Konfrontation zu seiner Familie zurückgekehrt. Dank eines einst geretteten Buchfinks, der ihn seitdem als einziger besucht, Unterhaltungen beginnt und ihn in das Leben der anderen Waldbewohner einbindet, weiß er von dem inneren Konflikt des Ebers, da er mit diesem - und vor allem mit dessen Frau - ebenfalls freundlich schwatzt. Deswegen nimmt er die Angriffe zwar ernst, aber ihm nie übel. Im Gegenteil, er respektiert ihn, mehr noch als er es jeden anderen Menschen bisher getan hat - abgesehen von seiner lieben Frau natürlich. Er ist sich sogar sicher, dass sie mehr als gute Freunde werden könnten und sicher auch werden, wenn er nur geduldig bleibt, bis der andere seinen Stolz ablegen kann. Doch bis dahin gibt es weitaus Wichtigeres zu tun und größere Sorgen zu bekämpfen, als kleine, Respekt zollende Schein-Rivalitäten.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)