Zum Inhalt der Seite

Der letzte Krieg

1. Auf einer Reise
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

28. Zwischen dir und ihm

Keuchend rieb sich Yin-Yu den Hals, immer noch auf Xiang starrend, der zwischen dem ganzen zerbrochenen Porzellan lag. Aber seine vor Wut überströmenden Augen waren nicht auf sie fixiert. Noch immer zitternd wagte sie sich zu bewegen und sich auf die andere Seite zu rollen. Die Frau erstarrte. Ihre Sinne waren so gelähmt, dass sie Xiangs Fluchen nicht einmal mehr wahrnahm.

„Wie kannst du es wagen?! Wie hast du überlebt?“ Der blaue Pfau sprang auf, aber ein warnender Wink des sich erhebenden Flügels des weißen Pfaus ließ ihn vor Überraschung innehalten. Der Eindringling zeigte keine Angst. Kein Nachgeben. Die rot-schwarzen Augen schenkten ihm nicht einmal Beachtung. Nur ihr. Für einen Bruchteil einer Sekunde. Doch es genügte, um die Zeit anzuhalten. Nichts in der Welt schien mehr zu existieren.

Sie hielten den Augenkontakt. Nur weil er den Eindruck erweckte, dass er es ihr so befahl. Sie gehorchte. Aber ohne zu wissen wie sie reagieren sollte. Erleichtert? Erschrocken? Oder ihn zu fragen, ob sie tot wäre? Sie besaß keine Kraft ihren Schnabel zu bewegen. Jede Gefühlsregung, jeder Gedanke, war vermischt in einem leeren Chaos.

In der nächsten Sekunde wollte sie zu ihm rennen, aber zugleich wollte sie weglaufen. Ihr Köper begann zu zittern. Ihr Geist verloren in einem inneren Konflikt.

Schließlich gab sie nach und sank zu Boden. Bange wartend auf ein Urteil von ihm. Der Lord erkannte ihren Gesichtsausdruck und verengte die Augen.

„Bist du taub?!“, brüllte Xiang.

Jetzt wanderten Shens Augen zu ihm.

„Lass sie in Ruhe“, befahl der weiße Lord im kalten Tonfall.

Der andere Pfau schnappte empört nach Luft. Doch Shen schenkte ihm keine große Aufmerksamkeit und schaute wieder auf sie. Die Frau lag immer noch unterwürfig ein paar Meter von ihm entfernt.

„Komm her.“

Die Pfauenhenne zog den Kopf ein, während der Lord zu ihr sprach. Was hatte sie zu erwarten?

Doch Shen ließ sich nicht beirren. „Komm.”

Sie hatte Angst. Die Frage war nur vor wem am meisten? Vor ihm oder vor ihm?

„Du bleibst!“, kommandierte sie Xiangs Stimme.

Ihre Augen blieben auf dem weißen Pfau gerichtet. Er, der sie vor vielen Jahren geliebt hatte, hinter ihr derjenige, der ihr Leben zur Hölle gemacht hatte.

„Yin-Yu.“ Die Worte des Lords elektrisieren sie wie ein Blitz. Seine Stimme war ernst, aber nicht mehr bedrohlich wie gestern. Sie wagte einen tiefen Blick in seine Augen. Seine Iris zeigte einen Hauch von etwas Vertrautem. Ein Schimmer wie der in ihrer Nacht.

„Ein Schritt!“, drohte Xiang. „Nur einen Schritt, und ich bringe dich um!“

Sie erstarrte.

Doch Shen behielt die Ruhe. „Nein, das wird er nicht tun.“

Xiang schnappte erneut nach Luft. Mittlerweile hatte der weiße Pfau den Flügel gehoben und bewegte eine Fingerfeder in ihre Richtung, immer noch sie beobachtend und seinen Rivalen sehr genau im Auge behaltend wie ein Falke.

„Komm her zu mir.“

Zu Xiangs Wut stand sie langsam und sehr vorsichtig auf. Als sie fast schon auf ihren Beinen stand, griff der blaue Pfau nach einem Messer, das er auf dem Tisch fand und warf es auf sie. Die scharfe Waffe hätte vielleicht ihre Kehle durchtrennt, wenn nicht ein anderes Geschoss das Messer aus der Flugbahn geworfen und es gegen die Wand geschleudert hätte. Das weiße Federmesser steckte daneben.

Ungläubig starrte Xiang darauf. Doch dann wanderten seine Augen wieder auf den weißen Eindringling. Der weiße Lord hielt seine Augen auf ihn gerichtet, doch zur gleichen Zeit beobachtete er wie Yin-Yu an ihm mit schnellen Schritten vorbeiging. Ihre Augen trafen sich für eine Millisekunde, aber Shen wollte keine Zeit verlieren und schob sie sanft hinter sich um die Ecke in den Korridor.

Voller Verachtung starrten sich die zwei Männer gegenseitig an.

Xiang verengte die Augen nur noch mehr. „Wer bist du?“

„Ist das so wichtig für dich?“, fragte Shen zurück und hielt ihm zwei Speere vor. „Kämpf gegen mich.“

Mit diesen Worten legte er einen davon auf den Boden ab und schob es ihm vor die Füße. Xiang hob es auf. Der Kampf war eröffnet.

Zuerst blieb alles still. Dann nahm ein jeder langsam seine Position ein. Plötzlich rannten sie aufeinander los. Ihre Speere schlugen jedes Mal aufeinander. Yin-Yu spähte um die Ecke und beobachte sie mit Angst und Bangen.
 

„YEAH!“, triumphierte Po und schlug den nächsten Angreifer k.o.. Auch Sheng leistete ganze Arbeit. Inklusive König Wang, der im Kampf keine Probleme hatte gegen seine Leute anzutreten. Mittlerweile hatte Xia sich eine Vase geschnappt und schlug sie dem nächsten Soldaten auf den Kopf.

Po klatsche in die Tatzen. „Ja, das ist es, genauso wie ich es dir gezeigt habe. Mehr Schwung und Ausweichen nicht vergessen.“
 

Die zwei Pfaue kämpfen immer noch im Zimmer und warfen alles um, was ihnen im Weg stand. Niemand dachte daran aufzugeben. Ihre Kräfte waren beinahe gleich, dennoch hegte Xiang für ein paar Augenblicke Zweifel an seinem Sieg. Natürlich hätte Shen auch seine Messer einsetzen können, aber er wollte einen fairen Kampf. Zumindest solange es ihm möglich war.

In diesem Moment hob Xiang einen kleinen Tisch und hielt ihn sich über den Kopf. „Gestalten wir es doch etwas aufregender an der frischen Luft.“

Damit warf er den Tisch gegen das Fenster.
 

„Ich denke, die haben genug“, keuchte Po und beobachtete wie der Rest der Soldaten davoneilte, während die andere Hälfte noch am Boden lag.

König Wang rieb sich die Fäuste. „Und wo ist dieser Kampfvogel hin?“

Po winkte mit der Tatze. „Och, so wie ich ihn kenne, bin ich mir sicher, dass er gerade irgendwo wieder in einen Kampf verwickelt ist.“

Plötzlich war draußen ein lautes Krachen zu hören. Schnell rannten sie ans nächste Fenster und sahen wie ein Tisch durch eines der Fenster geflogen war und die Burgwand herunterfiel. Kurz darauf sprangen zwei Pfaue aufs Dach.

Po formte eine “aha” Geste. „Was habe ich gesagt?“
 

Mit Angst erfüllt beobachtete Yin-Yu wie die Pfaue draußen über die Dächer rannten. Xiang sprang voraus, Shen ihm nach. Die Pfauenhenne konnte es nicht mehr länger ertragen. Sie drehte sich um und rannte durch den Korridor.

„Hey!“, rief ihr eine andere Stimme zu.

Sie hielt an, als Po und die anderen vor ihr standen. Der Panda mit offenen Armen. „Ich sehe dir geht es gut!“

„Mutter!“

Die Überraschung wuchs, als ihre Tochter auf sie zu gerannt kam.

„Xia?“

Sie konnte nicht glauben, wer neben ihr stand.

„Sheng!“

Voller Erleichterung legte sie die Flügel um ihren Sohn. Po war kurz davor bei diesem Anblick in Tränen der Rührung auszubrechen, als sich die Familie um den Hals fiel.

Mehr als 20 Sekunden vergingen, bis sie ihre Umarmungen lockerten.

„Aber wie ist das möglich?“, fragte Yin-Yu immer noch ihren Sohn das Gesicht mit ihren Flügeln haltend.

„Ich weiß alles, Mutter“, erklärte Sheng und drückte ihre Flügel runter. „Aber wo ist Vater?“

„Was… Vater?“ Die Pfauenmutter war immer noch völlig durch den Wind. Welchen Vater meinte er jetzt?

„Leute!“, mischte sich Po ein. „Wir sollten ihnen folgen.“

„Sieht so aus, als würden sie runter zum Paradeplatz gehen“, meinte Wang, der immer noch die beiden draußen kämpfenden Pfaue beobachtete.

„Na schön“, sagte Po. „Aber selbst wenn wir sie dort abfangen, was wenn mehr Soldaten auf uns treffen?“

Wang machte sich daran den Korridor runterzugehen. „Ich werde mich zur Soldaten-Kaserne begeben. Dort ist ein alter Freund von mir. Ich kann ihm jeder Zeit vertrauen. Nur wenn ich Glück habe.“

„Oh, okay“, sagte Po. „Viel Glück.“

„In der Zwischenzeit sollten wir sie an einen sicheren Ort bringen.“ König Wang deutete auf Yin-Yu und ihre Kinder, aber die Pfauenhenne schüttelte den Kopf.

„Nein, ich muss ihn sehen! Bringt meine Kinder von hier weg.“

„Nein, Mutter!“, riefen Xia und Sheng gleichzeitig. „Es geht uns auch was an.“

„Okay“, sagte Po schnell. „Wir gehen alle zu ihm.“
 

Ein kalter Wind blies über die Dächer. Aber die zwei Pfaue schenkten dem keine Beachtung. Xiang wich immer den Schlägen von Shens Speer aus und sprang auf das Dach einer Turmspitze.

„Wie kommst du nur dazu, dich in meine privaten Angelegenheiten einzumischen?“

Shen schnaubte verächtlich. „Warum kümmert dich das? Sie hat doch eh keine Bedeutung für dich.“

Der blaue Pfau kicherte spöttisch. „Aber du kümmerst dich um sie, oder etwa nicht?“

Er schlug seine Klauen fest auf dem kleinen Turmdach und schaute mit tiefster Verachtung auf den weißen Pfau herab. „Was erhoffst du dir dadurch?“ Ein hässliches Lächeln umspielte seine Schnabelwinkel. „Lass mich doch den Triumph meines gewonnen Sieges auskosten und verschwinde.“

Shens Gesicht verdüsterte sich. „Nachdem du mich umlegen lassen wolltest?“

Xiang zuckte die Achseln. „Ich muss zugeben, vielleicht war es ein bisschen hart, aber komm schon, du musst das verstehen. Niemand hat das Recht mein Leben zu kontrollieren.“ Er grinste. „Oder ihr Leben? Sag mir, was bedeutet dieses Flittchen für dich?“

Shen verengte seine Augen auf eine gefährliche Art und Weise und sprang ihn an. Aber Xiang hatte diese Reaktion erwartet und kletterte die Wand runter. Kaum hatten seine Füße festen Steinboden berührt, drehte er sich erneut zu seinem Gegner um. Noch immer mit einem hämischen Grinsen.

„Oder ist sie etwa deine Hure? Es würde mich jedenfalls nicht überraschen.“

Der blaue Pfau sprang zur Seite, als Shen ihn mit seiner Waffe zu Boden schmettern wollte.

So schnell Xiang nur konnte sprintete er davon bis er einen freien weiten Platz erreichte. Doch er kam nicht weit.

In der nächsten Sekunde spürte er einen brutalen Zug an seinen langen Schwanzfedern. Er wurde weggeschleudert und flog ein paar Meter weiter weg. Doch noch bevor er sich mit seinem Speer verteidigen konnte, wurde er von einem Hieb niedergeschlagen. Der nächste harte Kick traf ihn in die Brust und er lag am Boden. Über seiner Kehle das scharfe Ende eines Speers.

Xiang keuchte erschöpft. Doch dann lächelte er düster. „Du bist ein guter Kämpfer.“

Shen knurrte vor Ärger und schob die Spitze weiter vor, dass es fast die Haut seines Rivalen berührte.

„Nimm das zurück!“, fauchte der Lord.

Trotz seiner gefährlichen Lage hob Xiang überrascht die Augenbrauen. „Was denn?“

„Du weißt ganz genau was ich meine! Entweder du nimmst das zurück oder es wird dein letzter Atemzug sein!“

Plötzlich begann Xiang heiser zu lachen. „Ach, du liebe Güte. Hattest du wirklich gedacht, ich wäre ein Idiot? Ich halte mir immer einen Joker in meinen Kämpfen parat.“

Ein lauter Schnapper seiner Fingerfedern und sie waren im nu von Soldaten umzingelt.

Mittlerweile hatten sich auch Po und die anderen am Rande des Platzes eingefunden. Yin-Yu hielt sich schockiert die Flügel über den Schnabel, während Po sich suchend umsah. Es waren zu viele von ihnen. Shen hatte gegen die keine Chance.

„Hey, das ist unfair!“, rief der Panda erbost.

Xiang kicherte und schaute auf seinen Peiniger. „Du oder ich. Entscheide dich.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück