Der letzte Krieg von BuchTraumFaenger (1. Auf einer Reise) ================================================================================ Kapitel 25: 25. Small Talk und Stille ------------------------------------- „Hier ist es!“ „Wo?“ Suchend sah Po sich um, doch alles was er erspähen konnte war nur Schnee und nochmals Schnee. Aber Tu, der immer noch auf seinem Kopf saß, deutete nach vorne. „Hier. Irgendwo.“ „Ich sehe nur Schnee.“ Die Zikade sprang runter und landete auf einem Stein. „Der Tunnel wurde schon seit vielen Jahren nicht mehr benutzt. Er ist mit Schnee bedeckt. Wir müssen ihn suchen.“ „Suchen?“ Po ließ die Schultern hängen. Sie standen mitten in einer steinigen Gegend, aber ohne einen Eingang vom Tunnel. Schließlich seufzte er laut. „Na schön… in diesem Fall…“ Er kam nicht mehr dazu seinen Satz zu beenden, denn im nächsten Moment rauschte Sheng an ihm vorbei und wühlte im nächsten Schneehaufen. „Worauf wartest du noch?“, drängte ihn der junge Pfau. „Ist ja schon gut, ist ja schon gut.“ Sogleicht machte sich Po am nächsten Schneehügel zu schaffen. Im Gegensatz zu Shen, der sie beobachtete und seinen Blick über die Gegend wandern ließ. „Hey!“, rief Po ihm zu. „Es wäre wirklich sehr nett, wenn du uns bei der Suche behilflich sein könntest.“ Doch Shen behielt seine Ruhe und ging einen verschneiten Hang entlang. Mit langsamen Schritten ging er durch den knietiefen Schnee und inspizierte die Landschaft genau. Schließlich hielt er an und beäugte den Boden. „Ich glaub, ich hab ihn gefunden“, murmelte Po unter einem großen Schneeberg, aber in der nächsten Sekunde musste er sich korrigieren. „Äh, doch nicht, nur ein Mauseloch.“ Sheng erhob sich und wischte sich über die schneebedeckte Robe. Seine skeptischsten Augen blieben über dem weißen Pfau in seinem rot-weißen Mantel hängen. Der Jüngere schnaubte und ging auf ihn zu. „Ist Mutter dir denn völlig egal?!“ Seine Stimme klang verärgert, doch der Lord bewegte keinen Gesichtsmuskel und strich mit seinen Fingerfederspitzen über eine dünne Schneewand. Plötzlich sprang er hoch und peitschte mit schneidenden Bewegungen seiner Flügel und Füße darüber. Die Schneewand bekam Risse, brach ein und gab den Weg zu einem hinter Steinen versteckten kleinen Spalt in den Felsen frei. Kurz darauf legte der weiße Pfau die Flügel wieder zusammen und stand da ruhig und still. Po, der immer noch Schnee auf seinen Kopf hatte, rannte zu ihnen rüber und schaute sich das an. „Wow, bis du bei den Pfadfindern gewesen?“ „Lebenserfahrung“, antwortete der Pfau kurz und knapp. Bewundernd hob der Panda den Daumen. „Respekt.“ Erst jetzt realisierte er die angespannte Atmosphäre zwischen den beiden Pfauen und versuchte die Lage etwas zu entspannen. „Gut, gut, gut, gut… na gut, wo geht's lang…? Hier lang…“ Er deutete nach vorne in die dunkle, schmale Felsspalte. „An den Wänden hängt eine alte Laterne, soviel ich weiß“, fügte Tu hinzu. Mit Mühe zwängte sich der Panda durch den Eingang, wo ihn kalte nasse Felswände begrüßten. „Oh, meine Güte, hier wären mal ein paar Renovierungsarbeiten nötig.“ Er fand die Laterne und Tu zündete sie an. „Na schön“, rief Po und spähte nach draußen. „Wir können los.“ Er schwieg, als er Shen und Sheng immer noch vor der Höhle stehen sah und sich mit Blicken durchbohrten. Schüchtern hob Po die Tatze. „Äh, vielleicht solltet ihr mal eine Auszeit nehmen.“ Plötzlich wandte Sheng sich nach links und schlüpfte in die Höhle. Po ließ ihn vorbei und schaute dann zu Shen. „Äh, kommst du…?“ „Geh vor“, sagte Shen ruhig, aber mit einer verärgerten Stimme. „Okay.“ Damit zog sich Po in den Tunnel zurück. Kurz danach hob er die Laterne hoch und Sheng ging ihm voraus. Po seufzte und folgte ihm. Er hörte wie Shen ebenfalls eintrat und hinter ihm her ging. Tu nahm wieder seinen Platz auf Pos Kopf ein und zusammen folgten sie den Tunnel. Die ganze Zeit über sprach niemand ein Wort. Nur ihre Schritte hallten an den kalten, dunklen Tunnelwänden. Po konnte die Stille nicht mehr länger ertragen. „Hey, wie wäre es mit einem kleinen Spiel? Ich sehe was das du nicht siehst, und das ist…. grün.“ Niemand sagte etwas, bis Tu sich meldete. „Er.“ Er deutete auf Sheng. „Ich bin mehr blaugrün“, erwiderte Sheng etwas gereizt. „Okay“, entschuldigte sich Po. „Und weiß“, fügte er hinzu, aber sehr leise, doch Sheng hatte das gehört. Der Pfau hielt an und wandte sich um. Ein gefährliches Funkeln lag in seinen silber-blaugrünen Augen. Po schluckte, doch dann bemerkte Sheng den Blick seines Vaters und wandte sich wieder ab. Po versuchte es mit einem Lachen. „Nun, in diesem Fall spielen wir…“ Seine Augen trafen auf Shens und er unterbrach seinen Vorschlag. „… wir sollten still sein, nicht wahr?“ Shen wies dieselbe eisige Atmosphäre auf wie sein Sohn und Po entschied sich zu warten bis sich die Wogen etwas wieder geglättet hatten. Po bemerkte, dass er etwas hinter Sheng zurücklag und wollte dem Jüngeren nachlaufen. Er rannte nach vorne, stolperte dabei jedoch über einen kleinen Stein und fiel gegen den jungen Pfau. „Hey!“, rief Sheng erbost. „Oh, tut mir leid, Shen… äh, Sheng… äh… wir brauchen dringend mal einen anderen Namen für dich.“ „Was ist mit meinen Namen?“, fragte Sheng genervt. „Nichts“, beeilte sich Po zu sagen. „Nichts, du hast einen schönen Namen. Ich dachte nur an etwas Besonderes, um eine Verwechslung vorzubeugen. Ich meine… Wie wäre es mit Sheng… Shen Junior… Nö… nein… ShenJo… SJ. Ich nenne dich SJ.“ „SJ?“ „Warum nicht? Das ist kurz und kling cool. Gib mir Fünf.“ Sheng kam sich richtig veralbert vor und verengte beleidigt die Augen. Po zwang sich zu einem Lächeln. „Du bist wirklich wie dein Vater.“ Überrascht hob Sheng die Augenbrauen. „Wie denn das?“ Po wedelte mit den Tatzen. „Ach, egal. Ist es noch weit?“ Diese Frage galt Tu, der mit seinen Antennen vibrierte. „Ganz und gar nicht. Nicht mehr lange und wir werden das Ende erreicht haben.“ Po seufzte erleichtert. „Ich hoffe, es geht den anderen gut.“ Eine ganze Strecke weiter entfernt standen viele Ochsen-Soldaten auf dem Sammelplatz der Burg und schauten zu einem Balkon hoch, wo Guo stand und eine Rede hielt. „Unglücklicherweise ist unser König Wang erkrankt. Er hat mich gebeten solange die Leitung zu übernehmen.“ Es folgte eine kleine Information über die aktuelle Situation und dass alles weiterhin so laufen würde wie bisher. Danach verließen die Soldaten den Platz und Guo zog sich in die Burg zurück, wo ihn bereits eine Figur erwartete, die sich die ganze Zeit in einer dunklen Ecke verborgen gehalten hatte. „Nette Ansprache, Guo“, meinte Xiang sarkastisch. „Warum verkündest du nicht gleich eine Gehaltserhöhung, wenn du schon mal dabei bist?“ „Hey, das sind immer noch meine Leute, okay?“, knurrte Guo ärgerlich. Der farbige Pfau zuckte die Achseln. „Na dann. In diesem Fall kannst du ja noch etwas Zeit mit ihnen verbringen.“ Damit wandte er sich ab. „Und was ist mit dir?“ „Ich hab noch eine Unterhaltung vor - mit meiner… Frau.“ „Ich glaube, wir sind da.“ Po hielt die Lampe höher, aber alles was er erkennen konnte waren nur mehrere Sackgassen. „Das ist ja alles schön und gut, aber wo ist der Ausgang, oder der Eingang, oder beides?“ Tu sprang von ihm runter und hüpfte von einer Sackgasse in die nächste. „Jede Zelle hat seinen eigenen Ausgang. Wir müssen uns nur für einen von ihnen entscheiden.“ „Sehr hilfreich“, murmelte Po und schwang die Laterne in sämtliche Richtungen. „Okay. Also ich würde sagen wir neeeeeehmeeeen…. Diese hier.“ „Warum gerade diese?“, fragte Sheng misstrauisch. „Kung-Fu-Lebenserfahrung“, antwortete Po und spazierte nach links. „Nicht wahr?“ Po sah zurück auf Shen. Doch der weiße Lord sagte nichts. Po zuckte die Achseln und stellte die Laterne auf einer kleinen Stufe ab. „Na gut“, murmelte er, hob die Tatzen und berührte die über ihren Köpfen liegende Steinplatte. „Das muss die Tür sein.“ Er drückte. Aber sie bewegte sich nicht von der Stelle. „Scheint eingerostet zu sein.“ Der Panda drückte weiter und nochmal, bis… „Ha! Ich hab’s geschafft!“ Staub rieselte auf ihn herab. Mit letzter Kraft drückte er die Steinplatte beiseite und der Weg war frei. Vorsichtig tastete er den Boden rund um das Loch ab. „Ich kann es riechen“, flüsterte Po. „Der Geruch der Kriminalität.“ Niemand seiner Begleiter äußerste einen Kommentar zu seiner Erkenntnis und der Panda wagte einen Blick über den Rand. In der Gefängniszelle war es dunkel. Und kalt. So kalt wie ein Gefängnis nur sein kann, dachte Po und spannte die Augenlider an. „Na schön. Ich check mal die Umgebung.“ Mit diesen Worten zog er sich rauf und landete auf den Steinboden. Zuerst blieb er so auf seinem Bauch liegen, dann kroch er vorwärts, immer Ausschau haltend nach einem verdächtigen Geräusch oder Person. „Der Drachenkrieger setzt seine Tatzen auf das Gebiet des Feindes“, murmelte er leise zu sich selbst. „Die Luft scheint rein zu sein. Nichts entgeht meiner Aufmerksamkeit…. AHHH!“ Eine fremde Hand hatte sich auf seine Schulter gelegt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)