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Der letzte Krieg

1. Auf einer Reise
von

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17. Der Plan hat sich geändert

„Wie kannst du es wagen mir im Weg zu stehen?!“

So eine rüpelhafte Frage hatte Po von diesem Vogel jetzt nicht erwartet, aber er brauchte nicht lange um zu erahnen, dass es sich bei diesem frechen Kerl um Xiang handeln musste.

Sein Gefieder war hell- und dunkelblau, besonders sein Kopf und seine Flügel waren dunkler als der Rest seines Körpers, und seine langen Schwanzfedern waren mit dunkelblauen Pfauenaugen bestückt. Alles in allem keine schlechte Kombination. Inklusive seiner Robe, die aus dunkelblau-geld-grün gemusterter Seide bestand. Vielleicht ein bisschen zu farbig, aber er schien das zu mögen. Nur seine Sprache war alles andere als blumig.

„Ich hab dich was gefragt!“, schrie Xiang. „Geh mir aus dem Weg!“

Po schaffte es im letzten Moment einem weiteren Schlag auszuweichen.

„Hey!“, schimpfte der Panda. „Sonst geht‘s dir gut, oder?“

„Xiang?“

Die Stimme seiner „Tochter“ ließ den blauen Pfau für einen kurzen Moment verstummen und starrte nur auf seine Frau und Xia. Po hoffte, dass ihn das etwas friedlich stimmen würde, aber Xiang wurde dadurch nur noch ungehaltener.

„Was in aller Welt hab ihr hier zu suchen?! Das war nicht eingeplant!“

Xia, die ihre Mutter immer noch in den Flügeln hielt, verengte verärgert die Augen.

„Kümmert es dich denn gar nicht, was wir durchgemacht haben? Mutter geht es sehr schlecht.“

„Wie so oft.“ Der Pfau war mehr als desinteressiert. „Und wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht in der Gegenwart anderer zu mir sprechen darfst?!“

Xia presse ihre Schnabellippen aufeinander und strich ihrer Mutter über den Kopf, den sie noch mehr eingezogen hatte, als sie die Stimme ihres Ehemannes hörte.

„Schäbige Närrin“, murmelte er. „Du ruinierst noch alles!“

Endlich wanderten Xiangs Augen zu Shen, der mit verschränkten Flügeln dastand. Sein Gesicht war auf die gleiche Art und Weise verärgert. Für einen kurzen Moment wusste der andere Pfau nichts zu sagen. Aber nur für drei Sekunden.

„Wer ist das?!“

Jetzt hob Shen den Flügel, doch er ging nicht auf die Frage ein. Stattdessen konterte er barsch mit einer Gegenfrage.

„Und du bist ihr – Ehemann?“

„Kind, beantworte du mir meine Frage!“

Diese Worte waren jetzt an Xia gerichtet. Die junge Pfauenhenne sah von einem zum anderen. Kümmerte es Shen denn gar nicht was Xiang gerade dachte? Sie verspürte immer noch die Wut im Bauch wegen ihrem biologischen Vater, aber mit dieser Wahrheit würde sie das Leben ihrer Mutter nur gefährden.

„Kümmert es dich gar nicht was mit Sheng passiert ist?“, fragte sie vorsichtig, ziemlich sicher, dass Xiang auf sie nur noch wütender werden würde.

„Dummes Ding!“, schimpfte Xiang. „Wie konnte ich nur sowas wie dich aufziehen?“

„Aber es geht ihm sehr schlecht!“

„Schlecht?“ Nach so langem hob ihre Mutter jetzt doch den Kopf und starrte ihre Tochter mit weiten Augen an. „Wie schlimm?“

„Nein, nicht die Art von schlimm was du denkst… nein, Mutter.“

Sie fühlte wie ihre Mutter ihren Druck auf ihren Flügeln verstärkte.

„Denk nicht darüber nach“, flehte Xia.

Yin-Yu seufzte weinerlich. „Ich weiß gar nicht mehr, was ich noch denken soll!“

Po war den Tränen nahe. Die Frau war völlig fix und fertig. Da fragte man sich nur, was als nächstes kommen würde.

Xiang schenkte ihr keine weitere Beachtung und machte einen Schritt nach vorne.

„Beantworte meine Frage. Wer bist du?“

„Äh…!“ Po tauchte neben Shen auf und legte seinen Arm auf die Schulter des Lords. „W-wir… wir sind das Kung-Fu-Rettungskomitee.“ Er warf Shen einen hilfesuchenden Blick zu. „Sind wir doch, oder?“

Der nächste Tritt von Shens Fuß traf den Panda direkt im Gesicht.

„Autsch! Ich hab‘s geahnt.“

Mit schmerzerfülltem Gesicht rieb der Panda sich die Nase.

„Wenn du wissen willst, wer ich bin“, begann der Lord, sein Gesicht gefüllt mit Schadenfreude und Boshaftigkeit. „Dann würde ich an deiner Stelle mal lieber deine nette Frau fragen.“

Xiangs Haltung versteifte sich kurz.

„Mm. Ihr kennt euch?“

Pos Augen weiteten sich mehr als gewöhnlich.

Xia drückte ihre Mutter enger an sich.

Nein, das kannst du ihr nicht antun!

Doch das kalte Lächeln auf Shens Gesicht sendete Wellen des Horrors über sie. Und er hatte vor es zu tun.

„In der Tat, wir…“

„Was mein Kollege Ihnen eigentlich genau damit sagen möchte“, unterbrach Po schnell. „Ist, dass wir sehr erfreut sind Sie zu treffen, heute zum ersten Mal, um Ihnen zu Ihrer Rettung zu verhelfen von diesem…“

„Geh von mir runter!”, schrie Shen in an und stieß ihn von sich. „Nein, sie und ich, wir… mpff!“

Po hielt ihm den Schnabel zu und versuchte den zappelnden Pfau wegzuziehen. Der Panda kicherte nervös. „Oh, und wir werden Sie so schnell wie möglich von hier wegbringen, um… Autsch!“

Po war gezwungen den Pfau loszulassen, nachdem dieser ihm mit seinen scharfen Krallen in den Bauch gezwickt hatte. Shen machte einen großen Sprung, um den Griffen des Pandas komplett auszuweichen.

„Nein, deine Frau ist ein…!“

Seine Stimme erstarb. Für eine Sekunde wurden Yin-Yus Augen weit vor Entsetzen, als der weiße Körper des Lords zu Boden fiel. Po war außerstande sich zu rühren und starrte auf den Pfau und dann auf seine Faust, die den Vogel auf dem Kopf getroffen hatte. Schließlich überkam ihn eine tiefe Reue.

„Es tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid“, murmelte Po immer und immer wieder.

Der Drachenkrieger konnte nicht glauben, was er gerade getan hatte. Seit seinem Friedensangebot im Dorf, hätte er nie gedacht, dass er sowas tun müsste. Doch er hatte es getan.

Noch immer ungläubig starrte er auf den bewusstlosen Pfau, der jetzt auf dem Boden lag. Und bevor jemand oder er noch etwas sagen konnten, wurden laute Stimmen und schwere Fußschritte hörbar und hallten durch die versteckten Korridore.

Po spitzte die Ohren. „Was ist das?“

In diesem Moment sprang Tu auf seinen Kopf.

„Das ist die Armee! Aber das ist unmöglich. Wie konnten sie nur von diesem versteckten Ort wissen?“

Die harten, schweren, stampfenden Schritte wurden lauter und füllten die Luft wie von hundert Leuten. Als Po dachte, sie würden jeden Moment um die Ecke kommen, spannte er seine Muskeln an. Doch mit einem Mal erstarb der Klang der Schritte.

Po schaute überrascht auf. „Huch, was ist passiert?“

Doch dann realisierte er Xias ängstlichen Gesichtsausdruck. Po schluckte. Er fühlte, dass jemand hinter ihm stand. Langsam drehte er sich um und musste in dunkle, grüne Augen schauen.

„Hi, bist du hier die Putzfrau?“ Er tippte die Finger nervös aneinander.

Der Ochse, der vor ihm stand, schnaubte. „Wer bist du?“

Der Panda rieb wie wild die Handflächen aneinander. „Äh, ist das jetzt hier Standartfrage?“

Er zuckte zusammen, als mehr Schritte näherkamen.

„Hi, Leute.“

Aber Pos scheue Begrüßung wurde schlicht von den anderen Ochsen um sie herum ignoriert. Schritt für Schritt engen sie den Kreis um sie mehr und mehr ein.

Plötzlich preschte der grünäugige Ochse vor und packte Xiang am Nacken. Dann presste er ihn gegen die nächste Steinwand und stierte ihm in die Augen.

„Wag es ja nicht sowas wieder mit mir zu machen! Verstanden?!“

In diesem Moment zog etwas an Pos Ohr. „Autsch, was soll das werden?“

Doch die kleine Zikade erklärte nichts und deutete nach rechts.

„Auf drei.“

Po verstand nicht. „Äh, was?“

„Renn einfach gegen die Wand, verstanden?“

„I-ich soll was machen?“

In Pos Kopf wirbelte alles durcheinander. Seine Augen klebten auf dem Ochsen und Xiang, der immer noch an der Wand stand. Plötzlich durchzuckte es den Panda. Der Ochse hatte aufgehört ihn anzuschreien. Stattdessen wechselten sie zischende, leise Worte miteinander.

„Jetzt!“

Po hatte gar nichts von Tus Countdown mitbekommen. Aber er tat was die Stimme ihm befahl. Ohne nachzudenken rannte er vor.

„Aber da ist doch eine Wand…“

„Ram es!“

Pos Füße fühlten sich an wie Pudding. Er verlor jegliches Gefühl im Körper. In Erwartung von Schmerzen rannte er auf die Wand zu, ohne anzuhalten. Doch dann, als er dachte, er würde jeden Moment Kopfschmerzen bekommen, gab die Wand nach und mit einem starken Schwung fiel Po nach vorne und landete mit einem Klatscher auf dem Boden. Kurz darauf ertönte hinter ihm lautes Gepolter. Die bewegliche Wand schloss sich und all die anderen Geräusche verstummten. Noch immer wie gelähmt setzte er sich auf und schaute sich um. Um ihn herum herrschte pure Dunkelheit. Nur ein sehr, sehr schwaches Dämmerlicht schien durch einen anderen felsigen Korridor.

„Wa-was war das?“

In diesem Moment tauchte Tu auf seiner Nase auf.

„Nur eine Vorsichtsmaßnahme von den Erbauern dieser Geheimgänge. Nur für den Fall, falls es doch von Feinden entdeckt wird.“

„Sehr clever“, murmelte Po und erhob sich. „Aber was ist, wenn die anderen die Wand auch aufbekommen?“

„Keine Sorge. Sie ist jetzt blockiert. Die kannst du nur auf dieser Seite wieder öffnen.“

„Auch eine Vorsichtsmaßnahme?“

„Bingo.“

Po folgte dem dämmrigen Licht mit seinen Augen.

„Wohin führt dieser Weg?“

„Zum Fluss.“

„Fluss?“

„Allerdings. Unter der Burg fließt ein Fluss. Seine Quelle entspringt aus dem Untergrund und verlässt ihn in einen Wasserfall.“

„Und du denkst, dass wir die Burg auf diesem Weg verlassen können?“

Die Zikade schüttelte den Kopf.

„Keine Chance. Nicht zu dieser Zeit des Jahres. Das Wasser ist eiskalt wie nichts und die Klippen zu beiden Seiten verlaufen eine ganze Strecke steil nach oben. Du wirst keine Chance haben es zu verlassen.“

„Und jetzt?“

„In dem dunklen Teil ist ein zweiter Weg, der zu einem schmalen kleineren Weg aufwärtsführt. Doch dafür musst du den Bauch einziehen.“

„Ha, ha, sehr witzig“, sagte Po sarkastisch.

Er war kurz davor den entsprechenden Weg einzuschlagen, als neue Schritte von weitem hörbar wurden.

„Komm schneller“, rief eine tiefe Stimme. „Wir haben schon genug Zeit verschwendet.“

„Wer ist das?“, fragte sich Po.

„Es kommt vom Fluss“, meinte Tu. „Aus diesem Korridor. Du kannst ihn erreichen indem du dem alten Weg folgst. Aber der Eingang von diesem Korridor ist hoch und versteckt in der Nähe des Flusses.“

„Alles klar.“

„Hey, wo gehst du hin?“, fragte Tu überrascht, als Po dem Weg zum Fluss folgte.

„Das muss ich mir ansehen.“

„Nein, warte, warte, warte…“

Doch der Panda hörte ihm gar nicht zu und spazierte runter den Weg bis er zu einem Loch in einer Felswand gelangte, von wo aus er einen Überblick über eine große höhlenartige Halle hatte. Das Loch lag in einem Winkel der hohen Wand, wo ihn niemand sehen konnte. Unterhalb erkannte er einen großen Fluss, welcher mit schäumendem Wasser in einem tiefen Flussbett floss.

Plötzlich tauchten zwei große Figuren auf und gingen näher an die steilen Felswände des Flusses heran. Jetzt erkannte er einen großen Ochsen und einen weiteren. Pos Augen weiteren sich, als er darunter eine andere Figur entdeckte, die der zweite Ochse in den Hufen mit sich trug.

„Warum müssen wir ihn hierherbringen? Sollten wir ihn nicht König Wang übergeben?“, fragte der zweite Ochse und warf den weißen Pfau auf den Boden. Shen stöhnte schwach. Er war immer noch nicht zu sich gekommen.

„Weil der Plan sich geändert hat“, knurrte der grünäugige Ochse und schmiss ein paar Seile neben dem Pfau. „Wir müssen auf weitere Anweisungen abwarten. Er wird uns dann das Signal geben.“

„Doch warum müssen wir ihn hierherbringen?“, wiederholte der zweite Ochse seine Frage.

Der erste größere Ochse schnaubte ungeduldig. „Er braucht ihn nicht für seinen Plan. Jetzt tu es einfach. Aber fessel ihn feste.“

Der zweite Ochse schnaubte und startete mit seiner Fesselarbeit. Zuerst band er die Flügel des Lords auf den Rücken zusammen, dann band er ein zweites Seil um den Körper und die Füße.

„Beeil dich!“, drängte der erste Ochse. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“

„Ja, ja“, grunzte der Soldat und zog die Seile beinahe brutal zusammen.

Dieser schmerzhafte Vorgang ließ Shen die Augen öffnen. Er war immer noch etwas benommen.

„Was…?“

Shen wusste nicht was passiert war, aber seine aktuelle Lage war nicht sehr komfortable für ihn. Er versuchte sich zu bewegen, aber er schaffte es nicht mal einen Zentimeter sich zu rühren. Allmählich bekam er wieder einen klaren Kopf.

„Hey, lasst mich frei!“

„Halt die Klappe!“, knurrte der erste Ochse ihn an.

„Was hat das zu bedeuten?! Ihr hab kein Recht…“

Der zweite Ochse presste seinen Huf auf seinen Schnabel. Dann packte er ihn brutal am Hals und hob ihn hoch. Der weiße Vogel wehrte sich wie verrückt gegen diese ungehobelte Behandlung.

„Soll ich ihn noch knebeln?“, fragte der zweite Ochse, der große Mühe hatte den Pfau zu bändigen.

„Wozu das?“ Der grünäugige Ochse zuckte die Achseln und grinste. „Hier hört ihn eh keiner. Nebenbei können wir doch nicht riskieren, dass er verdurstet. Wir sind doch keine Untiere, oder?“

Shen atmete heftig. Sein Kopf tat ihm immer noch weh und konnte nicht verstehen wie er hierhergekommen war.

„Komm schon, mach es kurz.“

Damit schwenkte der Ochse seinen Huf. Der Soldat trat näher ans wütende Flussbett heran, wo die Fluten des Wassers tobten. Mit weit aufgerissenen Augen starrte der Lord auf das eisig, wilde Wasser. Trotz seiner Fesseln um ihn wandte er sich wie ein Wahnsinniger. Aber der Ochse zeigte kein Erbarmen und warf ihn durch die Luft. Shen fühlte wie die Schwerkraft ihn nach unten zog. Er durchbrach die Wasseroberfläche und verschwand.

Po, der immer noch im Versteck verharrte, hatte alles ungläubig mitangesehen. Die zwei Ochsen kümmerten sich nicht weiter um das Schicksal des Lords und verließen den Ort. Kaum waren sie aus dem Blickfeld des Pandas verschwunden, sprang dieser auf und schlitterte die Felswand runter.

„Hey, was machst du da?“, rief Tu ihm nach.

Aber der Panda ignorierte Tus Worte und hielt direkt neben dem Flussbett an.

„Tu mir den Gefallen und behalte die anderen im Auge, okay?“

Die Zikade verstand nicht, was er damit sagen wollte. „Sicher, aber was ist mit…“

Er hatte keine Gelegenheit mehr den Satz zu beenden. Im nächsten Moment nahm Po Anlauf und sprang ins Wasser. Das kalte Wasser schnitt sich in sein Fell wie eisige Messer. Zuerst hatte er Mühe den Kopf über Wasser zu halten. Die Strömung riss ihn mit und plötzlich fiel er in einen leeren Raum.

Das musste der Wasserfall sein.

Wenigstens war er nicht hoch. Wie auf Eiszapfen landete der Panda mit einem Klatscher im nächsten Wasserpool und wurde erneut fortgerissen. Pos Lunge schmerzte. Er musste regelrecht gegen die Wasserkraft ankämpfen. Wenigstens konnte er seinen Kopf oben halten und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Aber um ihn herum war nur weißes Wasser und nochmal Wasser.

Wie sollte er ihn hier finden?

Plötzlich hielt er inne. Die reißenden starken Fluten hatten den weißen Pfau gegen einen Felsen gedrückt und hielten ihn dort fest. Po machte ein paar kräftige rudernden Bewegungen und mit einem Griff, fühlte er Federn unter seinen Fingern. Er klammerte seine kalten Finger um den Vogel und fixierte sich selber an den Felsen. Po schauderte unter seinem Fell, aber es hielt ihm warm genug, um es für eine Weile auszuhalten. Aber für Shen… Er fühlte wie der Vogel im kalten Flusswasser fror.

„Shen! Bleib wach! Du darfst nicht einschlafen! Bleib wach.“

Shen blinzelte.

„D-du wagtest… du hast…“

Der Pfau bibberte vor Kälte.

„Was hab ich gemacht?“, erkundigte sich Po.

„Du hast mich bedroht. Jetzt kannst du es ja zu Ende bringen.“

„Shen! Ich dachte, wir hätten darüber gesprochen. Ich hab dich nicht bedroht. Es war nur ein Notfall.“

Doch der Pfau schien ihn nicht mehr zu hören. Stattdessen murmelte er Worte mit halbgeöffneten Augen.

„Es… es schneit.“

Der Panda sah auf. In der Tat tanzten Schneeflocken über ihren Köpfen.

„Äh, ja, ja, es schneit.“

Der Lord schloss die Augen. Ein schwaches Lächeln umspielte seinen Schnabel.

„W-welch I-Ironie. Ich werde sterben – im Schnee - wie ich einst tötete dein D-Dorf.“ Seine Stimme zitterte. „D-das schließt d-den Kreis.“

Po beobachte den weißen Lord nachdenklich. Halluzinierte er gerade?

„Mm, Shen?“

Doch die Schnabellippen des Pfaus zitterten nur, genauso wie der Rest seines Körpers.

„Okay,“, murmelte Po. „Nur keine Sorge. Ich halte dich warm.“

Damit rieb er seine Tatze über den Vogelhals und Brustkorb, während er sich mit der anderen am Felsen festhielt. Aber der Panda wusste, dass er das nicht für den Rest seines Lebens so machen könnte. Sie mussten hier irgendwie raus aus diesem kalten Wasser.

Sein Blick wanderte nach oben. Die Flusswände waren sehr steil. Es war unmöglich an ihnen hochzuklettern ohne Kletterhilfe. Besonders nicht mit einer unbeweglichen Person in jemandes Armen. Po schaute geradeaus, aber auch der Rest des Flusses bot dasselbe Bild. Es gab keine Chance die Fluten zu verlassen. Sie könnten höchstens nur flussabwärts schwimmen, in der Hoffnung an einen Ort zu gelangen, wo sie herauskommen könnten. Aber wer wusste, wie lange sie im kalten Wasser überleben könnten.

Traurig und entmutigt strich Po über Shens Kopf. „Shen. Bleib wach, bleib wach.“

Doch der Vogel war viel zu ausgepowert von der frierenden Kälte. Er blinzelte noch einmal kräftig, dann schloss er endgültig die Augen.

„Nein, bleib wach!“

Mit zittrigen Tatzen nahm der Panda ihn näher und versuchte ihn mit seinem Fell warmzuhalten.

„Nein, dass hast du nicht so gemeint. Wir alle hatten heute einen schwarzen Tag… nur einen schwarzen Tag.“

Po zuckte zusammen. Seine Füße waren fast vom Felsen abgerutscht. Mit Mühe zog er sich wieder aus dem Wasser mit ihm hoch und lehnte sich gegen den eisigen Felsen.

Warum, warum…?

Er schloss die Augen. Schneeflocken berührten seine kalte Nase. Er musste an Zuhause denken. Es war immer ein schönes Bild und ein Spaß gewesen im Schnee zu spielen und die Schneeflocken mit der Zunge aufzufangen. Es war so lustig gewesen. So lustig… Die Kälte auf der Nasenspitze wurde stärker und kitzelte. Es kitzelte. Kitzelte?

Er blinzelte.

„Was…?“

Po dachte, die Kälte würde ihm einen Streich spielen. Vorsichtig streckte er die Hand aus.

Nein, das war kein Traum. Es war Realität. Da baumelte wirklich ein Seil über seinem Kopf und das Ende davon hatte seine Nase berührt. Aber wer könnte das sein?

„Ha-hallo?“, stotterte er hoch.

Aber niemand antwortete. Zweifelnd betrachtete Po das rettende Seil. Sollte er danach greifen oder war das Ganze eine Falle? Er schaute auf Shen, der keinen Laut mehr von sich gab. Seine Kraft schwand mit jeder weiteren Minute.

Schließlich seufzte der Panda. Sie hatten wohl keine andere Wahl. Entweder sie erfroren im Wasser oder es passierte was auch immer.

Mit letzter Kraft sprang er hoch und griff das baumelnde Seil. Zuerst band er es um Shens Körper, dann zog er mehrere Male dran und das Seil straffte sich. Jemand zog daran. Po ließ Shen los und beobachtete wie der Vogel empor zum Himmel aufstieg. Der Panda folgte ihn mit den Augen bis er über den Klippenrand des Flusses verschwunden war. Nun musste er abwarten und hoffen.

Eine Weile blieb alles still. War es doch eine Falle gewesen? Pos Herz machte einen großen Freudensprung, als das Seil zurück zu ihm herunterkam. Voller Freude nahm er es und wurde ebenfalls hochgezogen. Was immer er auch zu erwarten hatte auf den oberen Klippen, es war immer noch besser als im kalten Wasser stecken zu bleiben. Zumindest hoffte er das.

Endlich hatte er das Ende erreicht. Er schwang seinen Kopf über den Rand und blickte nach vorne.

„Was…?“



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