Der letzte Krieg von BuchTraumFaenger (1. Auf einer Reise) ================================================================================ Kapitel 13: 13. Hinter der Fassade der Verhüllung ------------------------------------------------- „Ich bin so aufgeregt!“, murmelte Po immer und immer wieder, als er in eines der Fässer stieg. Es war fast Nachmittag, als Hangfan wie versprochen mit einem Karren in das Dorf kam. Doch es brauchte mehr als Überredenskunst, um Shen davon zu überzeugen in das primitive Transportmittel zu steigen. Besonders nachdem Hangfan seine Tarnmethode nochmal erläutert hatte, die darin bestand über der versteckten Person im Fass eine Holzplatte zu befestigen, sodass noch mehrere Zentimeter Freiraum unter dem Deckelrand frei war, der anschließend mit Material aufgefüllt wurde. Wenn die Wachen der Burg dann den Inhalt kontrollieren, würden sie die blinden Passagiere niemals entdecken. Xia beobachtete sie aus einiger Entfernung. Alle hielten es für das Beste, dass sie im Dorf blieb. Es wäre zu gefährlich. Dasselbe galt auch für die Wahrsagerin und versprach ein Auge auf sie und ihren Bruder zu haben. „In Ordnung“, gab Shen schließlich nach und setzte einen Fuß in die Tonne. Po, der schon vollständig seinen Platz eingenommen hatte, versuchte erst gar nicht dabei in seine Richtung zu schauen. Doch bevor Hangfan die Fässer schließen konnte, wünschte Xia ihnen noch alles Gute. „Viel Glück, Drachenkrieger!“ „Oh, danke. Und nur keine Sorge. Wir werden deine Mutter schon zurückbringen, gesund und munter.“ Xia zwang sich zu einem Lächeln. „Wache über sie, bitte.” Sie warf dabei einen besorgen Blick auf Shen. Po salutierte. „Kein Problem. Alles ist unter meiner Kontrolle.“ „Aber hüte dich vor Xiang.“ „Och, ich hab es schon mit vielen schlimmen Typen zu tun gehabt. Wir werden schon mit ihm klarkommen.“ Xia schüttelte langsam den Kopf. „Du kennst ihn nicht. Ich hab sogar den Eindruck, dass der Angriff der Hunnen irgendeinen Sinn hatte.“ Po hielt inne. „Ein Angriff und eine Verschleppung einen Sinn? Was sollten sie denn für einen Sinn haben?“ „Es ist nur so ein Gefühl.“ „Aha.“ „Wir müssen los“, drängte Hangfan. Po zog den Kopf ein und das Schaf legte die Holzplatte über ihn. Anschließend drückte er sie gut fest, sodass zwischen Po und der Deckelöffnung ein leerer Freiraum übrig blieb, den Hangfan mit Fisch auffüllte. Po rümpfte die Nase. „Davon war aber nicht die Rede. Na gut. Ein stinkendes Versteck ist immer noch der beste Schutz, um sich vor den Augen des Feindes zu verbergen.“ Po rieb sich die Handflächen aneinander. Es war kalt, aber er war froh über sein dichtes Fell. Von Zeit zu Zeit warf er einen Blick durch ein Guckloch im Fass, sodass er beobachten konnte, was da draußen vor sich ging. Der Karren fuhr durch Hügel und Schnee bis sich der verschneite Wald mehr und mehr lichtete und durch kahle Felsen und höhere Hügel abgelöst wurde. Po wusste nicht wie lange, aber irgendwann klopfte Hangfan gegen die Fässer. „Seid vorsichtig. Wir kommen jetzt an den ersten Kontroll-Punkt der Hunnen an der Grenze zwischen China und ihrem Land.“ „Ich bin bereit für alles und jeden“, murmelte Po zurück. Shen gab dazu keinen Kommentar, was den anderen nur recht sein konnte. „Still wie der Wind”, dachte Po und bedeckte seinen Mund mit den Tatzen, nur um ganz sicher zu gehen. Es dauerte nicht länger als fünf Minuten und der Wagen hielt an. Tiefe Stimmen trafen auf die Ohren des Händlers als auch auf die der blinden Passagiere. Die Hunnen-Wachen hörten sich nicht gerade freundlich an. Und des dauerte nicht lange und sie umstellten den Wagen, begleitet von Hangfan, der sie über den Inhalt der Waren informierte. Po beobachtete alles durch das Loch im Fass und erhaschte einen flüchtigen Blick von zwei großen Ochsen. Der Panda hörte wie eine Box nach der anderen geöffnet wurde. Sein Herz setzte einen kurzen Moment aus, als der Deckel von seinem Fass drankam. Kurz darauf wurde es wieder geschlossen, nachdem der Wächter nur den Fisch oberhalb zu Gesicht bekommen hatte, der auf dem hölzernen Versteck ruhte. Po atmete einen Hauch der Erleichterung aus, wäre aber auch nicht verärgert über einen Kampf gewesen. Doch vielleicht war es das Beste für alle keinen Aufstand zu machen. Der Karren fuhr weiter. Po jubelte. Der erste Schritt war getan. Nach einer Weile vernahmen sie wieder Hangfans leise Stimme. „Die Burg ist nicht mehr weit“, sagte er. „Wir sind fast da. Wir müssen nur noch an den Wächtern am Tor vorbei.“ „Nett“, murmelte Po. „Der Hunnenkönig kann einen kleinen Ausflug vom Hunnenland nach China machen, um billiger einkaufen zu können. Wie praktisch.“ Pos Bemühungen einen Blick auf die Burg der Hunnen erhaschen zu können blieben erfolglos. Das kleine Loch im Fass war zu klein, um sich einen Überblick zu verschaffen. So blieb ihm keine andere Wahl als zu warten bis der Karren die Wachen erreicht hatte, die vor dem Tor der Burg patrouillierten. Es war ein Glück für beide, dass den Wachen der Händler bekannt war und sie sich nicht die Mühe machten nochmal die Waren zu kontrollierten. Das Tor öffnete sich und der Wagen fuhr durch den großen Eingang. Die Schatten von steinernen Wänden verschluckten sie. „Wow, Gänsehaut”, dachte Po und fuhr weiter mit seiner Observation fort. Sie passierten dunkle Steinwände, die sie durch schmale Gassen führten. Vielleicht war es mehr eine Hintertür durch die sie gerade gefahren waren, denn die Straßen waren viel zu schmal für eine Armee. Der Wagen fuhr noch eine Weile bis er anhielt. „Okay, die Luft ist rein“, sagte Hangfan. Kurz darauf hörte Po, wie der obere Teil des Fasses angehoben und die Platte entfernt wurde. Vorsicht lugte der Panda über den Rand und schaute sich um. Sie standen in einem sehr kleinen Hof in der Nähe eines kleinen Hauses, vielleicht für die Vorräte. Seine Augen wanderten höher und erblickte hohe Mauern rundherum mit Türmen und mehr emporragend gewaltige Wänden. „Wir befinden uns in der Mitte der Burg“, erklärte Hangfan, nachdem er auch dem Lord aus seinem Versteck herausgeholfen hatte. Der Pfau rieb sich über die Federn und strich sich die Robe glatt. Dann legte er die Flügel zusammen und hob stolz den Kopf. Po sprang vom Wagen runter und suchte wachsam die Umgebung ab. „Und was machen wir als nächstes?“ „Von hier aus kannst du durch einen Untergrundpfad gehen“, erklärte der Händler. „Nicht viele kennen ihn. Noch nicht einmal König Wang selber. Es ist ein sehr kompliziertes Tunnelsystem.“ Po rieb sich den Kopf. „Und wie sollen wir dann den Weg finden?“ Ein leises Zirpen ließ ihn aufhorchen. „Was…?“ Irgendetwas sprang auf seinen Kopf. Es war eine Zikade. „Sei gegrüßt schwarz-weißer Felsen“, sagte das braune Insekt. „Äh, hallo, mein Name ist Po.“ Hangfan schwenkte mit dem Huf. „Das ist Tu.“ „Tu?“ Die Zikade zirpte laut. „Tu, ja, das ist mein Name.“ Po kicherte. „Na gut, Tu.“ Forschend stierte Tu in das rechte Auge des Pandas. „Hast du etwa ein Problem damit?“ „Äh, nein, ich hab dabei nur an Tutu gedacht.“ Das Insekt zog ihm am Augenlid. „Pass auf was du sagst, Schwabbel! Oder ich lasse dich im Labyrinth vergammeln.“ Zum ersten Mal seit langem huschte ein Lächeln über Shens Gesicht. „Sie müssen sein Benehmen verzeihen“, sagte er. „Er hat schlechte Manieren.“ Die Zikade schaute auf und beäugte den weißen Pfau. Dann sprang er auf dessen Schnabel und betrachtete ihn genauer. „Mm, nach deinem Aussehen zu urteilen, könnte ich mir vorstellen, weshalb du hier bist. Ich hab schon vorhin einer von deiner Spezies gesehen, aber er hatte bei weitem noch schlechtere Manieren als das Fettchen hier.“ Po rieb sich über seinen Bauch. „Hey, das ist nur zu viel Fell.“ „Einer von meiner Spezies, sagst du?“, fragte Shen, der eine gewissen Ahnung hatte, wen das Insekt meinte. „In der Tat, allerdings“, fuhr Tu fort. „Wangs neuer Gefängnisinsasse ist ein richtiger kleiner Tyrann.“ Hangfan kam näher. „Redest du da von Xiang?“ „Genau das war sein Name“, bestätigte Tu. „Schrecklicher Kerl. Im Gegensatz zu seiner Frau. Die ist wie ein verschlossenes Buch. Sie sagt nie ein Wort, aber sie ist keine dumme Person.“ „Wie geht es ihnen denn?“, fragte Po, immer noch Xias Worte im Hinterkopf. „Es geht ihnen soweit gut. Ich habe ihren Mann bereits im Kerker gesehen.“ „Und was ist mit seiner Frau?“, frage Po. „Ist sie auch im Gefängnis?“ Tu schüttelte seine Antennen. „Nein. Wang hat ihr mehr Freiheit erlaubt, allerdings unter Aufsicht. Sie hat ein eigenes Zimmer bekommen. Ich habe den Eindruck, Wang hat vor mit ihr einen Deal auszuhandeln.“ „Einen Deal?“, fragte Po, und wunderte sich, dass Shen sich nicht dazu äußerte. Tu nickte. „Das ist das, worüber er mit ihr diesen Abend sprechen will. Wenn wir uns beeilen, kriegen wir die Unterhaltung noch mit.“ „Diesen Abend?“ Po sprang umher. „Na dann los!“ „Nicht so schnell, Dickerchen“, sagte Tu und sprang auf den Boden. „Vergiss nicht, ohne meine Hilfe seid ihr in den hohlen Mauern verloren. Folgt mir einfach.“ Damit sprang das Insekt in großen Sprüngen von dannen. Po wollte hinterherrennen, doch er zögerte. „Was ist mit dir?“, fragte er Hangfan. Doch das Schaf schüttelte den Kopf. „Ich muss den Wagen abladen. Geht ruhig.“ „Roger!“ Damit verschwand Po um die Ecke. Shen folgte ihnen mit schnellen Schritten. Trotz seiner langen Feder verursachte er keinen einzigen Laut. Zu dritt schlichen sie im Schatten der Mauern entlang bis Tu vor einer Wand anhielt. Er tippte auf einen Wandstein und ein kleiner Teil der Wand öffnete sich. Po und Shen fragten nicht weiter nach, als Tu in der dunklen Wandhöhle verschwand. Zusammen betraten sie einen dunklen Korridor, der von einigen Fackeln beleuchtet war. „Folgt mir“, sagte Tu und sprang vor. Der versteckte Gang führte sie durch schmale Korridore und Treppen, bis sie die Spitze eines turmartigen Gebäudes erreicht hatten. Von hier aus hatten sie die Möglichkeit einen Blick durch sehr schmale schlitzförmige Fenster nach draußen zu werfen. „Wundert euch nicht“, sagte die Zikade. „Die versteckten Wege wurden hinter einer zweiten Wand des Gebäudes gebaut. Aber man kann sie von außen nicht sehen.“ „Ist ja wie ein Spionageort”, sagte Po und spähte durch die steinigen Ritzen. Erst jetzt sah er, wie groß die Burg wirklich war. Denn es war mehr als nur eine Burg mit einem Turm in der Mitte und einer Mauer drum herum. Hinter der Hauptmauer stand das Hauptgebäude, umgeben von mehreren flachen Steinhäusern und einem großen Platz, der wohl als Sammelplatz für die Hunnenarmee diente. Auf den Spitzen der Mauern konnte Po Ochsen erspähen, die sehr muskulös und bewaffnet waren und aussahen aus als könnten sie locker durch eine dicke Mauer rennen. Pos Blick begutachtete den Himmel. Es war beinahe Abend. Plötzlich ertönte ein leiser chinesischer Gongschlag durch die Luft. „War das Signal für Abendessen?“, fragte der Panda. „Mein Magen knurrt schon.“ Shen seufzte. „Das ist das typische Signal dafür, dass der König jemanden erwartet.“ „Wir sind fast da“, sagte Tu. „Hier haben wir einen besseren Blick.“ Die Zikade machte ein paar Sprünge um eine Ecke und berührte eine Steinplatte an der Decke. Diese öffnete sich und sie standen auf einer schmalen kleinen Rille am Rande eines Daches von dem man gut runterblicken, aber von oben diesen versteckten Pfad niemals sehen könnte. Mit eingezogenen Köpfen krabbelten sie auf dem verborgenen Sims entlang und spähten über den Dachrand. Von hier aus hatten sie einen guten Überblick über einen großen Platz, der direkt vor dem Hauptgebäude lag. Im nächsten Moment trugen zwei Ochsen eine mit Vorhängen bedachte Sänfte nahe an den Eingang heran. Sie stellten sie ab und ein Wächter vor dem Haus ging darauf zu. Einer der Träger zog den Vorhang beiseite und eine dunkle Figur stieg aus. Die Figur war viel kleiner als sie. Po hielt den Atem an. Es war eine Pfauenhenne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)