Howl von Saibankan ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Da war irgendein Schatten im Garten!“ Maylene behauptete das so laut, dass man es wahrscheinlich bis London hören könnte. Zugleich endete sie wieder einmal in Sebastians Armen, weil sie mal wieder gestolpert war. Sie war noch immer der Meinung, dass es einfach ihre extreme Weitsichtigkeit war. Während sie noch versuchte, die Röte aus ihrem Gesicht zu vertreiben, hatte Sebastian sie schon wieder aufgerichtet und putze sich mit einem leicht genervten Gesichtsausdruck seinen Frack. „Jeder Gegenstand wirft Schatten in der Sonne. Ich verstehe ja, dass wir hier in England selten die Sonne sehen, aber das sollte dir bekannt sein.“ „Das hab ich nicht gemeint! Es war ein großer Schatten, der sich ganz von allein bewegt hat! Und er hat ausgeschaut wie ein riesiger Wolf!“ „Na gut. Ich werde es mir ansehen.“ Sebastian war sehr skeptisch ob er wirklich einen Schatten im Garten finden würde, aber ihm war auch klar, dass Maylene keine Ruhe geben würde, wenn er ihr keine Entwarnung geben kann. Der Garten war still. Weit und breit keine Geräusche. Vielleicht war an Maylenes Geschichte doch etwas dran. Immerhin sollte es um diese Zeit von Vögeln und anderen Tieren wimmeln. Stattdessen schien der gesamte Garten verlassen. Sebastian bereitete sich auf eine Attacke vor. „Lange nicht gesehen- Hey!“ Die anfänglich recht freundliche Stimme wurde etwas aggressive als sich ein silbernes Tafelmesser neben ihre in den Baum grub. „Was machen Sie denn hier? Ich hätte jemanden Ihres Standes nicht außerhalb der Hölle erwartet.“ Dieser Kommentar brachte den ‚Schatten‘ hervor und die Dame mit langen dunkelroten Haaren näherte sich dem Dämon langsam. „Naja, die Sache ist die… Ich wurde gefeuert.“ Sebastian starrte sie für einen Moment an. „Gefeuert? Ich wusste nicht, dass so etwas möglich ist. Ihr Höllenwölfe werdet doch auf das Bewachen der Tore trainiert.“ „Es interessierte mich einfach nicht genug. Immerhin hab ich dich vorbei gelassen.“ „Wofür ich Ihnen zu Dank verpflichtet bin. Ich muss ja zugeben, dass mein aktueller Status nicht zu verachten ist.“ „Als Butler?“ „Als ein Teufel von einem Butler.“ „Wie oft hast du denn diesen Spruch schon abgelassen?“ „Ich tendiere dazu ihn hin und wieder zu verwenden.“ Die rothaarige Dame griff eine Strähne und warf sie über die Schulter, eindeutig amüsiert. „Wie auch immer. Da du der einzige Dämon bist, den ich kenne, frage ich dich hiermit ob du mir Asyl geben kannst. Ich will nicht von den Bürokraten erwischt werden.“ „Also, wenn die Bürokraten der Hölle hinter Ihnen her sind, dann haben Sie allerdings mehr getan, als nur Dämonen entwischen zu lassen.“ „Muss ich hier alles aufzählen?“ „Ich soll Ihnen helfen, oder? Dann sollten Sie aber auf alles aufzählen, was passierte.“ Einen Moment lang war alles still. Schon wieder. Die Dame spielte mit ihrer Strähne, zögerlich etwas zu sagen. „Okay. Es könnte eventuell sein, dass ich eine infernale Herrscherinsignie gestohlen habe.“ „Wie bitte?“ Obwohl Sebastian äußerlich keine Miene verzog konnte die Dame erkennen, dass er steif war und nicht gerade glücklich über diese Information. „Mir war langweilig! Du kannst dir nicht vorstellen wie langweilig und eintönig es ist die Tore zu bewachen! Es ist der schlimmste Job, den du dir vorstellen kannst.“ „Und deswegen haben Sie sich entschlossen eine Herrscherinsignie zu stehlen?“ „Naja, wenn sie einen nicht kündigen lassen, muss man halt dafür sorgen, dass sie einen feuern.“ Sebastian konnte nur den Kopf schütteln. „Wieso sollte ich Ihnen helfen, wenn Sie sich selber in Schwierigkeiten gebracht haben.“ „Weil du mir etwas schuldest! Ich hab dich immerhin durchgelassen, als du zu deinem jungen Herrn wolltest. Ich werde nicht lange bleiben. I brauche einfach nur einen Start, weil ich noch nie hier oben war.“ Ihr war klar, dass der Dämon nicht begeistert war. Sie konnte es verstehen. Immerhin war es eine unnötige Gefahr. Sollten die Bürokraten der Hölle wirklich hinter ihr her sein, dann müssten sie mit einem Angriff rechnen. Allerdings vermuten sie auch nicht, dass sie hier ist, da war sie sich sicher. Die wussten ja nicht, dass sie ihn kannte. „Ich muss den jungen Herrn um Erlaubnis bitten. Sollte er es erlauben, dann gewähre ich Ihnen Schutz für einige Zeit. Sollte er es ablehnen müssen Sie allerdings gehen.“ „Deal.“ Sebastian führte die Dame hinein in die Villa, wo Maylene wartete. In dem Moment, in dem sie die beiden sah verdunkelte sich ihre Miene. Sie kam den beiden entgegen. „Wer ist das?“ „Ah, ich bin Sebastians Cousine. Ich würde ihn gerne unterstützen.“ Maylene war so eindeutig eifersüchtig. Konflikte brauchte die Höllenwolf Dame definitiv nicht. Deswegen war es einfacher, wenn sie als eine Verwandte galt. Sebastian war wieder nicht sehr erfreut, aber er sah auch, dass es die bessere Option war. Ciel Phantomhive saß in seinem Studienzimmer als Sebastian anklopfte. „Ich sagte doch ich will nicht gestört werden!“ „Junger Herr, ich komme mit einer Bitte zu Euch.“ Es war ein kurzer Seufzer durch die Tür zu hören. „Von mir aus. Komm herein.“ Sebastian öffnete die Tür und trat mit der rothaarigen Dame ein. „Und wer soll das sein?“ „Sie ist ein Höllenwolf. Sie sind Wächter der Tore zur Hölle. Wegen… unglücklichen Umständen… musste sie aus der Hölle flüchten. Sie bittet um eine Unterkunft hier für eine kurze Zeit.“ „Kann sie sich nützlich machen?“ „Sie hat keine Erfahrung, aber von meiner persönlichen Erfahrung ist sie sehr intelligent und fähig.“ „Und was verheimlichst du?“ Sebastian schaute zurück auf die rothaarige Dame und dann wieder zu seinem jungen Herrn. „Ihr wird anscheinend leicht langweilig.“ „Entschuldigung? Ich habe es in dem stinklangweiligsten Job der 3 Reiche für mehrere Jahrhunderte ausgehalten!“ „Benehmen Sie sich!“ Obwohl Sebastian offensichtlich kurz davor war sie hinauszuwerfen, schien Ciel selber eher amüsiert zu sein. „Und warum hilfst du ihr?“ „Ich begleiche hiermit eine alte Schuld.“ „Interessant. Und was ist ihr Name?“ „Ich habe keinen. Für Höllenwölfe sind Namen uninteressant. Also kannst du mich gerne nennen, wie du willst.“ „Dann nenne ich dich Cecilia.“ „Der gefällt mir!“ Cecilia wandte sich Sebastian zu und salutierte spielerisch. „Dann weise mich ein, Butler.“ Das typische Zucken von Sebastians Augenbraue brachte ein verschmitztes Lächeln auf die Lippen des jungen Phantomhive. Er würde Cecilia beobachten, vor allem weil sie Sebastian zu nerven wusste. „Du hast sie gehört, Sebastian. Zeig ihr alles.“ Als erstes wurde Cecilia dem restlichen Team vorgestellt. Maylene war nun wesentlich freundlicher, da Cecilia nun als Sebastians Cousine vorgestellt wurde. Finnian und Bardroy waren begeistert von dem neuen Teammitglied und Tanaka war höflich wie immer. Cecilia fühlte sich von Beginn an wohl. Obwohl viele Aufträge mondän waren konnte Cecilia ihnen viel abgewinnen. Für sie war es neu und interessant, auch wenn ihr am Anfang viele Fehler passierten. Sebastian war regelmäßig genervt, denn Cecilia tendierte dazu, dass sie in mitten eines Auftrages andere Ideen hatte und etwas anderes tat. „Was haben Sie eigentlich mit der Herrscherinsignie gemacht?“ „Oh, ich hab sie noch. Schaut sehr interessant aus. Ich verstehe nur nicht was ihr Dämonen s daran findet.“ „Um ehrlich zu sein war mir die Bedeutung der Herrscherinsignien nie klar. Es sind ausschließlich die Bürokraten, sie ihnen diese immense Bedeutung geben.“ Cecilia nickte leicht. Sie würde die Herrscherinsignie natürlich weiter behalten. Auch wenn sie sie selbst nur aus Langeweile gestohlen hatte war es doch ein interessantes Souvenir. Und vor Bürokraten hatte sie sowieso keinen Respekt. Diese ganze Gequatsche über Regeln, Gesetze und Statuten war einfach nur einschläfernd. Sie fand auch heraus, dass der Earl von Phantomhive als ‚Spürhund‘ der Queen galt. Es regte ihre Neugierde und sie begann Sebastian mehr Fragen über seinen Herrn zu stellen. Wie arbeitet er? Welche Aufträge bekommt er? Cecilia ging Sebastian ziemlich damit auf die Nerven, sehr zur Schadenfreude seines jungen Herrn. „Warum siehst du eigentlich nicht wie ein Wolf aus?“ „Aus demselben Grund wegen dem Sebastian nicht wie ein Dämon aussieht, Ciel. Wir laufen alle nicht in unserer wahren Form herum. Würde auch etwas sehr viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.“ Sebastian rügte sie zum gefühlt hundertsten Mal, dass sie gefälligst höflicher dem jungen Herrn gegenüber sein soll. Sie hatte vorher nicht auf ihn gehört und sie ignorierte ihn auch jetzt. „Höflichkeit ist so nutzlos. Ich beleidige ihn ja nicht nur weil ich keine Lust habe irgendwelche Anreden zu lernen.“ „Bitte geben Sie sich etwas Mühe wenn Lady Midford heute den jungen Herrn besucht.“ „Wer?“ „Meine Verlobte.“ „Verloben sich alle Menschen so jung?“ „Nein, nur diejenigen von adeligem Stande. Der junge Herr hat eine familiäre Pflicht zu erfüllen.“ „Klingt langweilig.“ „Mannieren!“ Es war bereits vier Uhr nachmittags als Elizabeth Midford mit einer Kutsche ankam. Sie war dieses Mal ohne ihre Eltern unterwegs. „Ciel! Ciel, wo bist du?“ „Ich komme ja schon.“ Als Ciel und Sebastian sich zu Elizabeth begaben war auch Cecilia nicht weit. Sie wollte die junge Dame sehen. „Oh, wer bist du denn?“ Sebastian sah Cecilia sofort und wollte sie schon wegschicken, aber Cecilia war viel zu interessiert um Sebastians Gesten wahrzunehmen. „Guten Tag! Ich bin Cecilia, Sebastians Cousine. Und du musst Elizabeth sein.“ „Es heißt Lady Midford!“ „Sebastian! Das stimmt ja nicht! Cecilia, es freut mich dich kennen zu lernen. Nenn mich einfach Lizzy.“ „Nett dich kennen zu lernen, Lizzy.“ Sebastian war drauf und dran Cecilia mit Nachdruck aus dem Raum zu bringen, aber Elizabeth strahlte vor Freude. „Du hast mich wirklich Lizzy genannt! Ich mag dich!“ „Lady Midford, falls Ihr daran interessiert seid, könnte Cecilia ja für Euch arbeiten. Sie ist sehr gewandt, aber sie versteht die Manieren der Gesellschaft nicht.“ Ciel konnte das nur mit einem Augenrollen kommentieren. Ja, Cecilia ging Sebastian inzwischen gewaltig auf die Nerven, aber die anderen schienen sie recht gern zu haben. Ciel war es so ziemlich egal. Elizabeth war aufgeregt. „Stimmt das Ciel? Darf Cecilia mit mir kommen?“ „Jaja, ist ja gut.“ „Jaaaa! Sehr gut. Jetzt trinken wir aber zuerst einen Tee. Ich habe frisch gebackene Scones mitgebracht.“ Cecilia interessierte es nicht sonderlich, dass es über sie hinweg entschieden wurde. Lizzy schien ihr ein sehr nettes und freundliches Mädchen. Ciel griff Sebastians Ärmel und zog ihn zur Seite. „Ist es sicher. Wird Cecilia gefährlich für Elizabeth?“ „Nein. Cecilia ist nicht daran interessiert Menschen zu verletzen. Außerdem haben soweit ich weiß Höllenwölfe eine starke Loyalität. Da sie Lady Midford gern zu haben scheint wird sie sie beschützen.“ Der junge Herr schien dadurch beruhigt. Damit war es entschieden, dass Cecilia mit Elizabeth mitging. Sebastiens Nerven wurden geschont und Elizabeth bekam eine Bedienstete, die ihr auch eine Freundin sein würde. Nach Tee und Scones packte Cecilia ‚ihre‘ Sachen. Es waren nicht so ganz ihre und bestanden hauptsächlich aus der Dienstmädchenkleidung und dem was Maylene ihr für den Weg schenkte. Als sie sich von allen verabschiedet hatte, stieg sie mit Elizabeth in die Kutsche. Auf der Fahrt redete sie viel Mit Elizabeth und lernte viel über die Phantomhives und die Midfords und Geschichte. Es war irrsinnig leicht sich bei Elizabeth einzuleben, obwohl sich Elizabeths Eltern darüber beschwerten, dass die Neue Bedienstete nicht sonderlich höflich war. Da ihre Tochter allerdings glücklich war ließen sie es durchgehen. Mit Elizabeth konnte Cecilia einiges mehr über die Menschen lernen und es war ein weiterer Vorteil, dass Elizabeth mindestens genauso neugierig und leicht gelangweilt war. Cecilia war überzeugt, dass sie nie wieder in die Hölle zurückkehren würde. Ein halbes Jahr nachdem sie bei Elizabeth eingezogen war schenkte Cecilia ihr die Herrscherinsignie. Für Elizabeth war es einfach nur ein schöner Stein, aber sie freute sich sehr darüber. Immerhin kam Sebastians Cousine aus einem fernen Land und ein Geschenk aus ihrer Heimat war etwas Besonderes. Cecilia gewhnte sich viel zu sehr an das ruhige und doch aufregende Leben, dass sie zwischendrinnen sogar vergaß, dass es noch gut sein könnte, dass die Bürokraten der Hölle sie einholen. Es dauerte einige Zeit aber eines Tages stand er da. Vor der Tür der Midfords. Der Hüter der Insignien. Gerade wenn sie sich eingelebt hatte. Aber Cecilia würde da nicht einfach hinnehmen. Definitiv nicht. Sie stellte sich vor die Midfords und kreuzte ihre arme vor dem Brustkorb, ihre eisblauen Augen leuchteten in einer stillen Drohung. „Schleich dich zurück in die Hölle.“ „Nicht ohne Sie. Ihre Verbechen rächen sich nun. Für sie und diese Menschen, die sie beherbergen.“ „Solltest du auch nur darüber nachdenken Lizzy und ihrer Familie zu verletzen, dann zerfetze ich dich.“ „Das werden wir sehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)