The Diary of Mrs Moriarty von Miceyla ================================================================================ Kapitel 11: Schauernachtgeflüster --------------------------------- Wenn das Gute zum Bösen wird und die im Herzen manifestierte Rache umherirrt, können die Kontrahenten sich nicht länger tarnen und das Schauernachtgeflüster wird sie warnen… Ein kräftiger Wind ließ kleine Wellen über die Wasseroberfläche gleiten, welche durch die Strahlen der Spätnachmittagssonne zum glitzern gebracht wurden. Miceyla stand an der Relling eines Bootes und summte motiviert und gut gelaunt vor sich hin. „Wir sind fast da, dort drüben legen wir an. Den Rest gehen wir zu Fuß“, meinte Moran, der sich neben sie gesellte und mit dem Finger auf ihren provisorischen Anlegeplatz in Richmond zeigte. „Wie schön es hier ist! Wer hätte gedacht, dass in der Nähe von London, eine solch naturbelassene Landschaft existiert“, sprach sie begeistert und genoss die herrliche Aussicht, die sich vor ihren Augen erbot. „Meine Güte. Man meint, du wärst das erste Mal außerhalb der Stadt. Um Richmond zu besichtigen haben wir keine Zeit. Das hier wird kein Ausflug. Hast du an alles gedacht? Meinen Revolver haste. Auch Handschuhe und eine Uhr?“, fragte er überprüfend und konnte ihr gleichmütiges Verhalten, so kurz vor ihrer Mission nur schwer nachvollziehen. „Ja, trage alles bei mir. Schau mal, diese Taschenuhr hat mir Albert noch geschenkt. Ist das Blumenmuster auf der Außenseite nicht hübsch?“, freudig zeigte Miceyla ihm ihre neue Uhr, die Albert ihr an dem Abend, wo er sie nach Hause brachte, geschenkt hatte. „War klar, dass dir so ein Schnickschnack gefällt. Aber sag mal, woher kommt deine Entspanntheit und dieses Leuchten der Vorfreude in deinen Augen? Du weißt doch was wir vorhaben. Ich könnte es verstehen, wenn du nervös und niedergeschlagen wärst. Wie an dem Tag wo…“ Moran verstummte, da er keine alten Wunden aufreißen wollte. „Damals wo ihr mich der Bewährungsprobe unterzogen habt, hatte ich höllische Angst. Panik und Verzweiflung ergriffen von mir Besitz, weil ich auf mich allein gestellt war. Doch jetzt bin ich nicht mehr allein. Ich habe Verbündete an meiner Seite, denen ich vertrauen kann. Mir ist sehr wohl bewusst, welche Gefahren vor uns liegen. Nur nahm ich mir fest vor, meine sorgenden Grübeleien etwas abzulegen und mutig vorauszublicken. Ich will anderen beweisen, dass es sich lohnt stark zu bleiben, was auch immer geschehen mag und das man zusammen unglaubliche Dinge erreichen kann. Ich glaube unsere gesamte Reise in Richtung Ziel, ist die eigentlich Probe für einen jeden von uns. Dies gilt auch für William…“, sprach sie verträumt und betrachtete dabei die glimmernde Flussoberfläche. „Hm… Deine vernünftige Einstellung gefällt mir. Es schadet nicht, dass Positive aus der ganzen Sache herauszufiltern. Ich kenne etliche Prediger, die den lieben langen Tag davon schwafeln, dass sie vorhaben sich und ihr Umfeld zu ändern. Nichts als leere Worte. Keiner von ihnen wird jemals im Leben etwas erreichen. Du handelst genau wie William und ihr seht dem Übel direkt ins Gesicht. Manche Menschen sind einfach dazu bestimmt sich zu treffen, huh…“, sagte er lächelnd und stützte sich mit den Armen, auf der Reling des kleinen Schiffes ab. Miceyla war froh, gemeinsam mit Moran den Auftrag auszuführen. Zwar war er von rauer Natur und nahm kein Blatt vor den Mund, jedoch war er kein bösartiger Mensch. Sie würde gut mit ihm zurechtkommen. Gemeinsam stapften sie an Land und der Bootsfahrer verabschiedete sich winkend. „Wir machen einen kleinen Umweg und warten, bis der größte Ansturm an Gästen eingetroffen ist. Dann fangen wir ganz gemütlich damit an, den Orden zu suchen“, beschloss Moran entspannt und zündete sich eine Zigarette an. Wie er trug auch Miceyla einen schwarzen Umhang über der Kleidung. Er gefiel ihr ganz und gar nicht. William meinte, dass sie sich für das nächste Mal einen eigenen aussuchen durfte. Aber er sollte ja schließlich einfach nur seinen Zweck erfüllen, daher nörgelte sie nicht weiter darüber. „Aha, da bleibt uns ja doch noch etwas Zeit, um die Landschaft auszukundschaften. Zum Glück ist es bis heute trocken geblieben. Du Moran, was ist eigentlich dein Soldatenrang, wenn ich fragen darf?“, erkundigte sie sich neugierig und lauschte dem besänftigenden Vogelgezwitscher. „Oberst. Aber vergiss nicht, dass ich meinen Dienst beim Militär quittiert habe. Oder besser gesagt… Ach, nicht so wichtig“, antwortete er und blickte für einen Moment gedankenversunken geradeaus. `Morans eigene Geschichte aus der Vergangenheit, muss ihn zu William geführt haben…`, dachte Miceyla, doch sie wollte nicht unhöflich sein und hakte nicht weiter nach. „Ui, dann stehst du sogar über Albert!“, sprach sie bewundernd. „Wer weiß, wie lange das noch so sein wird…“, sagte er daraufhin mit einem zaghaften Grinsen. Soweit das Auge reichte, sah man verwilderte Wiesen, Waldstücke, die unterschiedlichsten Sträucher, moosbedeckte Felsen und die parallel dazu verlaufende, ruhige Themse. Die Sonne näherte sich langsam dem Horizont und färbte den Himmel und das Wasser in ein leuchtendes Rosarot. Man konnte die unberührte Natur beinahe in der reinen Luft schmecken. Das hohe Gras bog sich unter dem beständigen Wind. Ein paar Wolken warfen hin und wieder einen Schatten auf das Terrain. In der Ferne entdeckte Miceyla eine friedlich grasende Rotwildherde und sah eine längliche Turmspitze emporragen. Dabei musste es sich wohl um Lord Barton Wakefields Schloss handeln. „Keine lärmenden Menschen, kein unerträglicher Gestank. Die angenehm kühle Brise belebt dein betrübtes Gemüt. Was für ein wundervolles Gefühl es doch wäre, hier auf einem Pferd über die Weiden zu galoppieren. Nichts hält dich auf, du lauschst der behaglichen Melodie der Natur und reitest geschwind dem Sonnenuntergang entgegen. Du lässt deine Sorgen hinter dir und keine Verpflichtungen warten auf dich. Wohin dein Weg dich führt, bestimmst nur du allein. Das nenne ich, die wahre Freiheit…“, sprach sie verträumt, durch die Inspiration ihrer Umgebung. Plötzlich verspürte sie das einsame Gefühl der Sehnsucht im Herzen. `Eine Freiheit zusammen mit William… Ein Traum, der niemals richtig in Erfüllung gehen wird. Nur eine flüchtige Illusion, die wieder entschwindet. Ich werde es wohl nie erleben können…`, dachte sie verbittert und versuchte die traurigen Gedanken abzuschütteln. Sie machte sich darauf gefasst, dass Moran sich über ihre Fantasien lustig machen würde. Doch zu ihrer großen Überraschung, fand sie bei ihm einen beinahe melancholischen Blick vor. „Ich verstehe was du meinst. Frei durchs Land streifen, sein eigenes Elend hinter sich lassen und voller Tatendrang auf einen neuen Morgen warten. Freiheit ist ein sehr zerbrechlicher Begriff. Mit dem Klassensystem und den ganzen Vorschriften, schränken die Menschen gegenseitig ihre Freiheit stark ein und zerstören sie fast vollends. Jeder Mensch sollte selbst darüber bestimmen dürfen, wie er sein Leben gestalten möchte. Das wolltest du doch damit ausdrücken, habe ich recht? Na komm kleiner Wildfang, wir wollen mal weiter. Und hüpf nicht so lebhaft in der Gegend herum. Sonst wirst du noch von einem Jäger erschossen, weil er dich für ein Reh gehalten hat“, sprach er zur Aufheiterung und gab ihr einen leichten Klaps auf die Schulter. „Auf geht’s, Eliot! Die Operation Mondscheindämmerung kann beginnen!“ „Hey! Wenn wir unter uns sind, brauchst du mich nicht so zu nennen!“ Zwei Diener öffneten eine breite Tür und William betrat gemeinsam mit Louis den großen Festsaal in Lord Bartons Schloss. Die hohe Decke zierte ein eindrucksvolles Gemälde. Die Tische und Stühle waren akkurat für die eintreffenden Gäste aufgestellt. „Ah, wen haben wir denn da! Die Lordschaften Moriarty! Willkommen. Bitte bring den Gentleman einen kleinen Aperitif“, befahl Barton einem Butler, der sofort los eilte und mit zwei halbvollen Gläsern auf einem Tablet wiederkam. „Danke für Ihre Einladung, Lord Barton Wakefield“, begrüßte Louis ihn formell und zeigte ein neutrales Lächeln. „Ja, vielen Dank… Diese Weinsorte haben Sie aber nicht bei sich hier in Richmond vorrätig. Sie haben den Wein extra für den heutigen Anlass, aus Frankreich einliefern lassen, liege ich mit dieser Annahme richtig?“, schloss William nach einem kleinen Schluck aus seinem Weinglas. „Aller Achtung, das haben Sie sehr scharfsinnig erkannt. Wo sind der Graf und Ihre Verlobte? Sind die beiden nicht zu meiner Feier mit Ihnen angereist?“, erkundigte Barton sich, der einen prüfenden Blick auf seine bereits anwesenden Gäste warf. „Meine Verlobte Miceyla, hat aus eigenem Interesse, meinem Bruder Albert ihre Hilfe bei einem umfangreichen Projekt angeboten, welches heute einige Zeit in Anspruch genommen hat. Mir ist es wichtig, dass sie als meine zukünftige Frau, auch die Arbeit meines Bruders und mir kennenlernt. Aber sie wird trotzdem noch später, mit einem unserer Bediensteten nachkommen. Albert trifft derweil alle Vorbereitungen, mit dem Generalleutnant an Deck des Schiffes. Es muss doch schließlich alles perfekt für Ihre Ordensverleihung sein…“, sprach William höflich und verbarg dabei seine Abneigung ihm gegenüber, hinter einer vornehmen Fassade. „Ach, ist ja entzückend. Eine wahrhaft vorbildliche junge Lady, haben Sie da als Ihre Verlobte auserkoren. Sie stammt doch sicher aus gutem Hause. Nur will ich schwer hoffen, dass Ihre zukünftige Frau, Sie nicht irgendwann langweilen wird. Meine Wenigkeit legt sich ja nur ungern auf eine Dame fest. Und als Mathematiker müssen Sie es ganz schön schwer haben, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Ich meine, schauen Sie sich mal um. Der Erfolg und Stellenwert in der Gesellschaft eines Mannes ist es, worauf die Frauen heutzutage ein Auge werfen. Passen Sie auf, sonst steigt die Differenz zwischen Ihnen und Ihrer Herzdame bald ins Unermessliche, ha, ha!... Und noch etwas. Ihr werter Bruder Albert wird sich hoffentlich nicht zu sehr in den Vordergrund drängen. Schließlich ist heute `meine` Ordensverleihung! So meine Herren, die anderen Gäste erwarten mich. Ihnen noch einen schönen Aufenthalt“, sprach Barton beharrlich und jeder konnte seinen Worten entnehmen, wie selbstverliebt er war. `Wie gerne würde ich dir schon jetzt, dein kleines dreckiges Herz entreißen. Ein widerwärtiger Abschaum wie du gehört in die Hölle. Du verdienst keinen Platz auf dieser Welt. Die Wahrheit ungerechter Taten kommt immer ans Licht und Erkenntnis wird den Menschen die Augen öffnen. Und ganz plötzlich wächst das Verständnis füreinander…` dachte William und hatte dabei seinen Hass Barton gegenüber perfekt unter Kontrolle. „Das Schiff ist ein wahres Schmuckstück! Barton wird in der Dunkelheit nicht mal für einen Augenblick daran zweifeln, dass es sich um das richtige Schiff handelt. Auch die Beleuchtung wird nichts daran ändern. Die Passagiere wissen nichts und bleiben vorerst auf der Südseite. Danke nochmal für Ihre Unterstützung. Barton hätte seine neue Position sonst zukünftig schamlos ausgenutzt. Nicht auszudenken, was alles passieren würde…“, sprach ein Mann in Militäruniform freundlich, der zusammen mit Albert an Bord eines Schiffes spazierte, welches Richmond ansteuerte. „Nichts zu danken. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass ich einem guten Kameraden wie Ihnen aushelfe. Das Militär dient schließlich dem Schutz der Bevölkerung. Und wenn jemand wie Barton seine Privilegien nach Lust und Laune ausnutzt, stürzt irgendwann das gesamte System zusammen und die Bürger vertrauen uns nicht mehr, was zu Randalen führt. Und ich danke ebenfalls, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ich weiß Sie sind ein vielbeschäftigter Mann, Generalleutnant Edward Royston“, meinte Albert mit einer freundschaftlichen Güte. „Es ist meistens nicht einfach, alle Aufgaben unter einem Hut zu bekommen. Wie gerne würde ich Ihnen heute Nacht den Orden überreichen, ha, ha. Ich versuche stets meine Frau nicht so viel allein zu lassen, was mir kaum gelingt. Glücklicherweise ist sie sehr verständnisvoll. Wenn Sie später einmal auch Frau und Kinder daheim haben, werden Sie feststellen, wie man sich zwischen seiner Familienverantwortung und der Arbeitspflicht hin und hergerissen fühlt“, sagte Edward wie ein fürsorglicher Vater, der seinem Sohn von den schweren Herausforderungen des Lebens erzählte. `Die nächsten Generationen werden ein besseres Leben mit ihren Familien führen. Mit facettenreicheren Voraussetzungen und Chancen. Was bedeutet schon das eigene Glück, wenn man viele andere glücklich machen kann. Nie fiel es mir schwerer, auf etwas zu verzichten… Es ist unausweichlich und dennoch schmerzt es… Meine eigenen Träume, werden wohl zusammen mit mir ihren Untergang finden`, dachte Albert mit verborgener Traurigkeit und lächelte ihn nur schweigend an. „Wah!“ Um ein Haar wäre Miceyla beim Abhang, auf der rechten Außenseite von Bartons Schloss abgerutscht und in den Graben hinabgestürzt. „Ha! Schau her, so wird das gemacht!“ Ohne das seine Arme zum Einsatz kamen, schlitterte Moran den steilen Hang hinab und befand sich binnen weniger Sekunden, breit grinsend unterhalb. `Na großartig! Man muss wirklich für alles passend vorbereitet sein. Die nächsten Male trage ich auch Hosen!` Sie hielt ihr Kleid etwas nach oben und sprang von einer festen Trittstelle zur nächsten. Unten hielt er Miceyla am Arm fest und bremste sie somit ab, damit sie nicht der Länge nach hinfiel. „Super, bis hierhin hätten wir es schon einmal heil geschafft. Ich glaube da vorne ist der Eingang zum Keller, von dem William sprach“, sagte Moran zufrieden und zückte einen seiner Revolver, während er dicht an der Schlossaußenwand entlanglief. „Die Kellertür ist gut versteckt, sie verschmilzt beinahe mit der Außenmauer“, meinte sie beim betrachten der Tür und warf einen Blick hinauf. Das Schloss musste von Generation zu Generation vererbt und instandgehalten worden sein. Vor ihrem geistigen Auge, hatte sie Williams Skizzierungen von dem Innenbereich. Sie hoffte, dass sie diese auch anwenden konnte. Ganz langsam öffnete Moran die schwere, knarzende Tür. „Klasse, es ist offen und Fred ist nirgendwo zu sehen. Ein gutes Zeichen, die Luft scheint rein zu sein. Den Weg kennst du, welchen wir zuerst nehmen. Du gehst voraus und ich bleibe dicht hinter dir. Laufe zügig, aber mach keinen Lärm“, wies er sie leise an und lugte ins Innere. „I-ich soll vorausgehen?!“ Etwas furchtsam zögerte Miceyla. `Es macht schon Sinn. Moran will mir den Rücken freihalten und hat dabei gleichzeitig alles vor uns im Blick. Er trägt die meiste Verantwortung von uns beiden. Ich sollte mich schämen, dass ich nun doch wieder zurückschrecke…`, dachte sie etwas frustriert. „Na los, Miceyla! Gib dir einen Ruck! Du brauchst ab jetzt ein wenig mehr Professionalität. Wir üben hier nicht. Denke immer an deinen Liebsten William, für ihn tust du dies hauptsächlich“, sprach er diskret mit ernster Miene, doch wollte er ihr damit nur Mut machen. Er gab ihr einen leichten Schubs gegen den Rücken, um sie von ihrer Furcht zu befreien. Miceyla nickte entschlossen, holte mit einer ruhigen Hand ihre eigene Pistole hervor und betrat mit einem hellwachen Blick den Keller. Es wurde beinahe stockduster, als Moran hinter ihr die Tür schloss, welche mit einem leisen Klacken ins Schloss fiel. Rasch hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt und sie bahnte sich einen Weg zwischen etlichen Weinfässern. „Nette Weinstube!“, kam es flüsternd von einem sorglosen Moran. „Für Begeisterung ist jetzt nicht der richtige Moment… Hier geht es hinauf und dort hinten…“, stellte sie leise fest und blickte in einen finsteren Gang hinein. „Dort wartet im Verborgenen, unsere nette kleine Bande auf uns, denen wir nachher einen Besuch abstatten, der ihr letzter sein wird. Was glaubst du, warum sich William wohl die Mühe mit Inspector Lestrade macht?“, sagte Moran vorausschauend, er schien sich fast schon auf den Überfall zu freuen. „Damit Bartons Bluttaten und sein teuflisches Wesen nicht vertuscht werden. Und damit das Ganze der Öffentlichkeit demonstriert wird.“ „Genau. Hopp und jetzt Abmarsch!“, scheuchte er sie weiter. Ihr lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, als sie an die baldige Konfrontation mit Bartons Kumpanen dachte. `Eins nach dem anderen. Erst mal suchen wir den Orden…` Miceyla schlich unbemerkt mit Moran dicht auf den Fersen, vom Erdgeschoss ein Stockwerk höher und bog wie vereinbart in den zweiten Flur ein. „Raum Nummer fünfzehn… Das müsste hier sein“, vermutete sie vor besagtem Zimmer. „Dann geh bitte rein und suche die Medaille. Hier, nimm mein Feuerzeug, falls du Licht brauchst. Die Sonne wird gleich vollends untergegangen sein.“ Prüfend öffnete Moran die Tür und positionierte sich im Schutz der Dunkelheit am Eingang. „Magst du nicht lieber danach suchen? Du bist vom Fach und weißt bestimmt wie sie aussieht…“, schlug sie verunsichert vor. „Gerne, wenn du dafür meinen Job erledigen willst. Was bedeutet, falls hier eine Person aufkreuzt, ob unschuldig oder nicht und uns sieht, darfst du sie abknallen“, sprach er nüchtern. Sie schluckte erschrocken und lief sogleich hinein. „Ich beeile mich beim suchen…“ Der Raum war riesig und wie unschwer zu erkennen war, schien dies hier Bartons Ankleidezimmer, mit seinem am häufigsten verwendeten Hab und Gut zu sein. `Wo soll ich bloß mit der Suche anfangen? Muss es denn unbedingt dieser Orden sein, kann es nicht auch irgendein anderer Gegenstand sein?`, dachte sie frustriert, dennoch versuchte sie konzentriert und unbeirrt zu bleiben. „Pssst, Miceyla!“ Plötzlich vernahm sie eine Bewegung unmittelbar vor ihr. „Fred! Ein Glück das du da bist!“ „Es ist ein wenig blöd… Ich habe gesehen, wie Barton seine ganzen Militärbroschen, in einem Tresor dort an der Wand, hinter dem Bild verstaute. Ich kann dir leider nicht weiter behilflich sein, ich muss direkt zu meinem nächsten Posten. `Du schaffst das, ich glaube an dich`, dies soll ich dir von William sagen. Wir sehen uns dann, wenn ihr euch umzieht“, sagte Fred mit einer ruhigen Stimme, sprang aus einem offenen Fenster und war auf und davon. `Na wunderbar… Was solls, irgendwie werde ich schon…nein, ich `muss` es schaffen!` Miceyla kippte das Bild nach vorne und fand den besagten Tresor, mit einem hervorstehenden Drehknopf darauf, den sie drehen konnte, um eine siebenstellige Zahlenkombination einzugeben. `Ein ganzes Leben würde nicht ausreichen, um die richtigen Zahlen herauszufinden… Verdammt!` Im Stillen fluchend, drehte sie wie wild an dem Rad herum. „Trödel nicht so rum, mach hinne!“, drängte Moran leise, der weiterhin regungslos mit seiner Waffe den Eingang bewachte. Ihr stockte der Atem, als sie Schritte auf dem Flur hörte, die stetig näherkamen. `Nein, bitte nicht! Moran wird die Person erschießen, sollte sie diesen Raum betreten und uns entdecken… Weil ich hier so lange brauche, muss am Ende noch jemand unschuldiges wegen mir sterben… Was soll ich nur tun?...` „Hach… Bartons Geschwafel zieht sich ins Unermessliche. Ich gehe mir mal kurz die Beine vertreten. Bin gleich wieder da, Bruder“, sprach Louis gelangweilt und tauschte einen flüchtigen Blick mit Willam aus, der sofort verstand, weswegen er den Saal verlassen wollte. „Natürlich, ich warte hier auf dich“, meinte dieser lächelnd. Louis schlug den Weg zum ersten Stockwerk ein und untersuchte dabei kritisch seine Umgebung. `Wollen wir doch mal schauen, ob alles bei den beiden glatt verläuft… Nanu, hat sich da etwa einer der Gäste nach oben verirrt?`, dachte Louis als er oberhalb ankam und einen Mann leise mit sich selber reden hörte. „Oho, welch seltene Farbpracht… Ah! Guten Abend mein Herr, ich habe Sie gar nicht kommen sehen! Jetzt haben Sie mich doch tatsächlich erwischt. Eigentlich sollte ich mich wie alle anderen, unten auf der Feier befinden. Jedoch wollte ich meinen kurzweiligen Aufenthalt nutzen, um mir Lord Wakefields eigene Kunstgalerie anzusehen. Sie müssen wissen, ich interessiere mich sehr für Malerei und Kunsthandwerk. Sehen Sie sich nur dieses Porträt an! Ein unübertreffbar exzellentes Meisterwerk!“, sprach ein Mann mittleren Alters mit leuchtenden Augen. „Da stimme ich Ihnen zu, ein überaus geschmackvolles Gemälde“, erwiderte Louis, der so tat als würde er das Interesse des Mannes teilen. In unmittelbarer Entfernung, in Bartons Zimmer, lauschte Miceyla dem Mann ohne einen Mucks von sich zu geben und befürchtete das Schlimmste, als sie eine weitere Person reden hörte. Aber sobald sie die Stimme erkannte, fiel ihr vor Erleichterung ein Stein vom Herzen. `Louis?! Was macht er hier oben? Wieso ist er nicht bei William?`, fragte sie sich verwundert in Gedanken. „Dürfte ich Sie um einen Gefallen bitten und mich eventuell kurz begleiten? Ich hörte gerne Ihre Interpretation zu einem bestimmten Gemälde, in dem Empfangsbereich vor dem Festsaal“, bat Louis den fremden Mann freundlich. „Mit dem größten Vergnügen! Lassen Sie uns hinunter gehen. Ich wette Sie meinen das Bild von König Artus. Das ist wirklich ein Hingucker! Wissen Sie, ich muss Ihnen etwas erzählen, neulich war ich in Paris unterwegs, da…“ Miceylas Anspannung löste sich langsam, als die Stimmen sich immer weiter entfernten. `Puh… Louis ist tatsächlich hier raufgekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Mit aller Wahrscheinlichkeit, hat er damit gerade das Leben des Mannes gerettet… Ich gebe es ja nur ungern zu, doch bin ich Louis unsagbar dankbar. Na großartig, jetzt stehe ich auch noch in seiner Schuld…`, dachte sie, aber ihr Problem mit dem Tresorschloss, war damit immer noch nicht gelöst. „Lass mich dir einen Tipp geben in der bitteren Not. Wäre doch schrecklich, wenn wir alle plötzlich sehen rot. In dieser schauerlichen Schmierenkomödie um Leben und Tod. Neun, sieben, acht, eins, fünf, null, zwei. Dies ist das Datum rückwärts, an dem Barton zum Brigadegeneral ernannt wurde…“, flüsterte dicht hinter ihr eine fremde Männerstimme. `Huch…?!` Miceyla bekam unvorbereitet eine Gänsehaut, da niemand zuvor außer Fred im Raum gewesen sein konnte und Moran bewachte den Eingang. `Aber vielleicht hat William extra jemand vorbeigeschickt, um mir den Tresorschlosscode mitzuteilen und jene Person gehört zum Plan`, überlegte sie und drehte dankbar an dem Rad. „Dankeschön. Ich hätte es sonst nie geschafft dieses Ding zu öffnen.“ „Gern geschehen. Mögest du nicht in den Flammen der Verdammnis verbrennen…“, hauchte die geheimnisvolle Stimme daraufhin. Miceyla drehte sich ruckartig um und schwenkte das leuchtende Feuerzeug hin und her. Sie versuchte die mysteriöse Person ausfindig zu machen, doch niemand war zu sehen und das Fenster hatte sie, als Fred hinaus war, wieder geschlossen… `Unheimlich…` Mit zitternden Händen nahm sie den besagten rotgoldenen Militärorden aus dem Tresor, welcher auf einem Dutzend Bargeld lag und verschloss alles wieder sorgfältig. Rasch eilte sie zu dem ungeduldig wartenden Moran zurück. „Na endlich! In zehn Minuten ist eure Übergabe, jetzt dürfen wir keine weitere Zeit mehr verschwenden. Japp, du hast dir die richtige Brosche geangelt“, sagte er sichtlich froh darüber, mit einem prüfenden Blick auf das glänzende Objekt in ihrer Hand und verließ gemeinsam mit ihr den Raum. „Den Tresor hättest auch du nicht einfach mal eben so knacken können, ohne dabei gleich das ganze Zimmer in die Luft zu jagen. Doch das Schicksal meinte es gut mit mir und sandte mir einen Gehilfen, der mir die passende Zahlenkombination verriet. Sag mal, hast du zufällig hier irgendjemand rauslaufen sehen?“, fragte Miceyla neugierig und gleichzeitig auch etwas furchtsam. „Ja, dich“, antwortete Moran knapp und grinste sie mit einem Augenzwinkern an. „Witzbold!“, rief sie nur lachend, dabei tat sie so als wäre sie eingeschnappt und verschränkte die Arme ineinander. „Könnte ja sein, dass dir ein Geist erschienen ist. In dieser ollen Hütte, haben es sich bestimmt so einige Geister gemütlich gemacht und treiben hier ihr Unwesen. Die Biester warten nur darauf, um einen kleinen Hasenfuß wie dich zu ärgern“, neckte er sie scherzhaft. „Ha, ha. Na immerhin schien der Geist auf unserer Seite zu sein und hat mir geholfen.“ Zusammen liefen sie wieder den Flur hinunter. „Hier trennen wir uns erst einmal. Du kennst euren Treffpunkt und wo du mich anschließend findest. Bis gleich“, sagte Moran gelassen, während sie das Ende der Treppe erreichten. Miceyla nickte und beide liefen in entgegengesetzte Richtungen. Schnell warf sie noch mal einen Blick auf ihre Taschenuhr. `In zwei Minuten ist achtzehn Uhr zehn…` Für einen kurzen Augenblick auf sich alleingestellt, lief sie in einen der verstecktesten Winkel des Schlosses, welcher nicht beleuchtet war. Sie verließ sich lediglich auf ihren Instinkt und tappte mit rasendem Herzen durch die Dunkelheit. Vor sich hörte sie auf einmal leise Schritte auf sich zukommen. `Bitte lass es William sein…`, betete sie inständig. Ihr stockte der Atem, als plötzlich jemand ihre linke Hand berührte, in welcher sie den Orden festhielt. Langsam öffnete sie die Hand und warme, zärtliche Finger, nahmen ihr Bartons Medaille ab. „Gut gemacht. Nun ist es bis zu unserem Ziel nicht mehr weit. Ihr schafft das dort unten problemlos, dessen bin ich mir ganz sicher. Wir sehen uns nachher, meine geliebte Winterrose“, hauchte William so dicht neben ihrem Ohr, dass sie nicht mehr wusste, ob er nun ihre Anspannung beschwichtigen oder vollends ihren Verstand rauben wollte. Sogleich kehrte er wieder in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Völlig geräuschlos, still und flüchtig wie ein dunkler Schatten. Während Miceyla noch mit Herz und Gedanken bei ihrem Liebsten blieb, eilte sie zügig, dennoch wachsam, zu der Kellertreppe wo Moran bereits auf sie wartete. Dieser hatte ein sonderbares Funkeln in den Augen. „Dann kommen wir mal zu unserem eigentlichen Hauptakt und besetzen die Söldnerbasis. Mich juckt es schon lange in den Fingern, endlich wieder so richtig auf den Putz hauen zu können!“, verkündete er aufgeregt wie ein wildes Tier, dass aus seinem Käfig befreit worden war. Im Festsaal war das Bankett in vollem Gange, die Gäste tranken und speisten nach Herzenslust. Barton bemerkte, wie ein Mann in auffälliger Militäruniform den Saal verließ. Mit stutziger Miene folgte er ihm hinaus. Er verfolgte ihn solange, bis die rätselhafte Person am Ende eines langen Ganges, weit entfernt von den feiernden Gästen, zum Stehen kam. Langsam drehte der Mann sich zu dem Schlossherrn um. „Wollen Sie mich veralbern?! Woher haben Sie diesen Militärorden? Los, antworten Sie mir!“, zischte Barton wütend und musterte den Mann eindringlich. „Mein alter Freund! Erkennst du mich denn nicht mehr? Ich bin es, Major Harry Morison. Noch immer spüre ich, wie deine kalte Klinge sich tief in mein Fleisch bohrt. Was wird der Generalleutnant wohl dazu sagen, wenn ich plötzlich wieder vor ihm auftauche?...“, sprach der Mann seelenruhig und wirkte dabei erschreckend authentisch. „Das ist der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe! Von dir lasse ich mich ganz bestimmt nicht zum Narren halten! Es ist dein eigenes Verschulden, wenn du mir unbedingt in die Quere kommen willst… Solch einem törichten Deppen wie dir, bin ich noch nie begegnet. Sage lebe wohl, zu deiner grenzenlosen Dummheit… Du Schwindler bist längst tot!“, blaffte Barton und der pure Argwohn nahm von ihm Besitz. Zornig griff er unter sein Jackett und holte ein scharfes Messer hervor, mit dem er unnachgiebig, auf den gelassenen Mann in Soldatenuniform zustürzte… „Hoffen wir mal, dass sich die Kerle alle brav in einem Raum rumlümmeln und wirklich bloß schlichte, ehemalige Soldaten mit niederem Rang sind. Dann lege ich jeden einzelnen der Meute nacheinander um, noch ehe sie überhaupt reagieren können“, murmelte Moran, der dazu bereit war, sich allem und jedem entgegenzustellen. Nun übernahm er die Führung und Miceyla bildete hinter ihm das Schlusslicht. Wie zwei kaum sichtbare Banditen, schlichen sie durch das labyrinthartige Kellergewölbe. Man konnte nur schwer glauben, dass sich dort gerade irgendwo Menschen versteckt halten sollten. Moran blieb abrupt stehen und zwang sie dazu ebenfalls Halt zu machen. Allen Anschein nach, war er gegen etwas auf dem Boden gestoßen und nun leuchtete er mit seinem Feuerzeug hinab. Hastig hielt sie sich eine Hand vor den Mund, um nicht vor Schreck loszuschreien. `Eine Leiche?!` Direkt vor ihnen lag der leblose Leichnam eines Mannes. „I-ist das…?“, stotterte sie leise. „Ja… Das ist einer von Bartons Handlangern gewesen. Er muss kurz nachdem wir in das Schloss eingedrungen waren, ermordet worden sein. Das wirft jetzt eine Menge Fragen auf…“, brummte Moran und runzelte dabei argwöhnisch die Stirn. „Allerdings, dass ist höchst rätselhaft… Die Männer sind wohl kaum so frivol und bringen sich gegenseitig um. Und wieso ist dieser Mann hier alleine herumgelaufen? Wollte er einfach nur patrouillieren? Hätte Fred nicht einen weiteren Eindringling bemerken müssen? Oder handelt es sich dabei um einen der Gäste?... Da fällt mir ein… Dieses `Gespenst` von eben, könnte es etwas damit zu tun haben?“, grübelte Miceyla und erschauderte. Das alles nahm ein immer komplizierteres und gruseligeres Ausmaß. „Möglich wär‘s… Da will uns wohl jemand an der Nase herumführen. Dies wird William ganz und gar nicht gefallen. Es darf nicht zu auffälligen Abweichungen bei seinen Plänen kommen. Aber wir haben im Moment nichts davon, hier an Ort und Stelle wilde Theorien aufzustellen. Wir machen weiter wie gehabt und schaffen nachher die Leiche zu den anderen. Und alle müssen mit der gleichen Waffe niedergestreckt worden sein. Lestrade darf keinen falschen Verdacht schöpfen. So ein Mist aber auch!“, schimpfte Moran, versuchte jedoch weiterhin ruhig zu bleiben und ließ sich nicht von dieser kleinen Stolperfalle, bei seinem weiteren Vorgehen behindern. Miceyla betrachtete den Leichnam etwas genauer und konnte auf einmal Dinge erkennen, die für sie bis vor kurzem aufgrund ihrer Furcht, nicht sichtbar gewesen waren. „Ein langer spitzer Stab, hat sich durch seinen Hals gebohrt… Um genauer zu sein ein Rapier. Die mysteriöse Person hat diesem Mann zuerst mit seiner langen Waffe, eine deftige Stichwunde in den linken Oberschenkel verpasst. Daraufhin ist er vor Schmerz auf die Knie gestürzt. Doch auch er hielt eine Waffe in seiner rechten Hand. Deshalb wurde ihm ein weiterer Hieb in den Arm versetzt, woraufhin er die Waffe fallenließ. Der Mann hielt seine linke Hand auf die pochende Wunde am Bein gedrückt und packte sich mit jener blutverschmierten Hand, auf seine bebende Brust. Daher stammen die Blutflecken auf der Kleidung. Er muss seinen Gegner in Grund und Boden beschimpft haben. Und innerhalb kürzester Zeit, hat unsere geheimnisvolle Person dem Mann den Gnadenstoß gegeben und seinen Degen in dessen Hals gebohrt, noch ehe dessen Verbündete Wind davon bekamen, was hier vor sich ging…“, analysierte sie detailgetreu, wie der Mord abgelaufen sein musste und vergaß dabei fast ihren Zeitdruck und die eigene Aufregung. Sie konnte sich das alles so bildgetreu vorstellen, als wäre sie dabei gewesen. Etwas verlegen blickte Miceyla zu dem schweigenden Moran. Sein Gesichtsausdruck war voller Erstaunen, aber gleichzeitig verbarg sich auch etwas Ehrfurcht dahinter. „Woher willst du das alles wissen?“ „D-das war eine reine Vermutung… Doch wenn man genau hinsieht und die ganzen unscheinbaren Details zu einem Sinnbild zusammenfügt, erschließt sich alles einem von ganz allein“, erklärte Miceyla, allerdings wusste sie selbst nicht wirklich genau, wie sie ihm am besten verständlich machen sollte, woher ihre Annahmen stammten. `Holla die Waldfee… Langsam leuchtet mir ein, warum William Miceyla zu uns geholt hat. Sie ist alles andere, als das gewöhnliche Mädchen von nebenan. Wenn sie sich mit Sherlock zusammentun würde, wäre das dadurch entstehende Resultat, für uns ziemlich beängstigend. Ich gebe zu, dass ich diese Tatsache nicht bestreiten kann`…, dachte Moran und konnte dennoch nicht anders, als nach dieser neugewonnenen Erkenntnis, vergnügt vor sich hin zu grinsen, während seine dunklen Augen auf ihr ruhten. „Los komm, diese heimtückische List von unserem kleinen Spitzbuben, hat uns genug Zeit gekostet. Jetzt müssen wir einen Zahn zulegen.“ Der lange unterirdische Gang neigte sich dem Ende zu und sie gelangten an eine Tür, die einen Spalt weit offenstand. Schwaches Kerzenlicht schien hindurch und munteres Geplauder war zu hören. Moran lugte einsatzbereit hinein. Auch Miceyla wollte die Lage dort drinnen abschätzen, dazu hockte sie sich unbemerkt auf den Boden und sah ebenfalls durch den Spalt. „Tatsächlich, zwölf Männer wie William es vermutet hatte“, flüsterte Moran und hielt seinen Revolver festumklammert, bereit einen zweiten zu zücken, falls es die Situation von ihm verlangte. „Ja, minus den Mann, über den wir gerade eben gestolpert sind…“, fügte sie kaum hörbar hinzu. „Schau dir nur ihren monströsen Unterschlupf an, die reinste Waffenkammer! Ich habe so etwas in der Richtung ja schon geahnt, jedoch wird das ganze Unterfangen weitaus kniffliger, als anfänglich angenommen. Wir sind mit schallgedämpften Pistolen ausgestattet. Doch es braucht nur einer von denen so ein Sturmgewehr einzusetzen und die da oben denken, hier unten würde ein Krieg ausbrechen. Da nützt auch die dicke Innenfassade der Burg nichts mehr. Die Kerle sehen mir nicht wie simple Amateure aus, das sind ehemalige, kampferprobte Soldaten. William wusste das doch, also warum hat er uns dann in diese fahrlässige Situation gebracht?! Das ist wieder mal typisch. Was für ein Scheibenkleister! Alles wäre viel einfacher, wenn du auch schießen würdest…“, beschwerte sich Moran verdrießlich. Miceyla hörte ihm nur mit einem Ohr zu, denn sie überdachte ihre Möglichkeiten. Alle Männer saßen beisammen an einem großen Tisch. Da erhoben sich plötzlich zwei von ihnen und öffneten eine Tür, die sich auf der rechten Seite des Raumes befand. „Ach du liebe Zeit! Wo wollen die Kerle hin?! Und sag mir nicht, es gibt einen zweiten Kellerausgang… Davon hat niemand etwas gesagt!“, platzte es aus Moran und er wurde beinahe zu laut. „Wir müssen die Männer schnellstmöglich zurücklocken. Jetzt heißt es improvisieren! Kümmere du dich zuerst um die fünf Männer auf der linken Seite. Ich werde die anderen in der Zwischenzeit für dich ablenken“, sprach Miceyla ruhig und glaubte dabei fest daran, dass die Situation nicht außer Kontrolle geraten würde. „Ha, ha! Nach und nach fange ich an dich besser zu verstehen. Na dann wollen wir mal, ich verlasse mich auf dich. Bereit?“, sagte er grinsend. „Auf dich verlasse ich mich ebenfalls. Bereit!“, erwiderte sie entschlossen und hielt ihre entsicherte Pistole dabei fest in der Hand. „Los!“, riefen beide gleichzeitig und Moran trat mit einem kräftigen Tritt die Tür auf. Völlig perplex sahen die verbliebenen neun Männer auf die zwei Eindringlinge. Moran nutzte den kurzen Schockmoment und in Windeseile hatte er vier von ihnen erschossen. Doch die restlichen Männer hatten sich rasch gefangen und wichen seinen Schüssen gekonnt aus. Der erste von ihnen hatte eine Pistole parat und zielte damit auf Moran. Miceyla schoss mit nur einem Schuss, die Waffe aus der Hand des Mannes. `Getroffen!`, dachte die triumphierend. Moran erschoss diesen überrumpelten Mann ebenfalls, welcher leblos zu Boden sank. Während sich ein besonders stämmiger aus der Gruppe auf Moran stürzte und ihn mit seiner Körperkraft zu überwältigen versuchte, war sie nun das Ziel der drei restlichen Männer. Zwei mit Messern bewaffnet und einer mit einem Gewehr. Die Kerle mit den Messern preschten auf sie zu und Miceyla sprang schnell den Tisch hinauf und auf der gegenüberliegenden Seite wieder hinunter. Fluchend rannten die Kerle um den Tisch herum. Sie schoss auf eines der am Boden stehenden Weinfässer und die im Innern befindliche Flüssigkeit, ergoss sich über den Boden. Die Männer schafften es nicht mehr rechtzeitig, in ihrem rasenden Tempo anzuhalten und rutschten unbeholfen aus und landeten unsanft auf ihren Hintern. Mittlerweile hatte Moran seinen eigenen Gegner, mit einigen bearbeitenden Faustschlägen und Tritten ausgeschaltet und schoss sofort auf die zwei gestürzten Männer, bevor diese sich wieder aufrappeln konnten. „Miceyla! Vorsicht!“, schrie Moran panisch. Nach seiner lautstarken Warnung, wirbelte sie ruckartig herum und sah wie ihr einzig noch lebender Widersacher im Raum, sein Gewehr anlegte und damit geradewegs auf sie zielte. In allerletzter Sekunde schaffte sie es sich zu ducken und konnte seinem Schuss ausweichen. Die Kugel streifte ihren Umhang, doch sie selbst wurde glücklicherweise nicht getroffen. Moran schoss nun mit zwei Revolvern gleichzeitig auf den Scharfschützen. Beide schafften es immer wieder ihren Schüssen auszuweichen und lieferten sich einen unerbittlichen Schusswechsel. Das ging solange gut, bis Moran seine Munition ausging und er gezwungen war, diese zu wechseln. Der Mann mit dem Gewehr grinste höhnisch und glaubte, der Sieg sei ihm sicher. Doch Miceyla war schließlich auch noch da, was er im Eifer des Gefechts komplett ausgeblendet hatte. Und längst wusste sie, wie sie ihren Kameraden unterstützen konnte. Sie schnappte sich einen großen Säbel, welcher an der Wand zur Zierde hang und rammte das Schwert mit der stumpfen Fläche kraftvoll in die Seite des Mannes, woraufhin dieser verärgert umhertaumelte. Anschließend holte sie weit aus und trennte mit ihrer scharfen Waffe, den kompletten Vorderschaft seines Gewehres ab. Völlig überrumpelt, klappte dem Mann einfach nur sprachlos die Kinnlade herunter. Inzwischen hatte Moran seine Revolver nachgeladen und beförderte den Söldner mit einem gezielten Kopfschuss ins Jenseits. Da platzten die zwei übriggebliebenen Männer wieder in den Raum, welche sehr wahrscheinlich aufgrund der Gewehrschüsse, zurückgetrieben worden waren. Die Kerle machten große Augen, als sie den blutigen Schauplatz vorfanden. Moran betätigte zum letzten Mal den Abzug und nun war jeder einzelne von Bartons Untergebenen ausgeschaltet worden. „Wir…wir haben es geschafft!“, jubelte Miceyla erleichtert. Moran stürmte auf sie zu und tätschelte ihr freudestrahlend den Kopf. „Ha, ha! Du hast eine vortreffliche Glanzleistung hingelegt! So viel kreatives Engagement, habe ich gar nicht von dir erwartet. Und zielen kannst du auch noch! Das verschlägt mir glatt die Sprache!“, lobte er sie lebhaft. Etwas schüchtern sah sie glücklich über ihren Erfolg zu ihm auf. Sie war ja wirklich nicht gerade klein, doch wenn sie so dicht bei Moran stand, kam es ihr so vor, als würde sie neben einem Riesen stehen. „Deine Showeinlage war aber auch allererste Sahne“, meinte sie lächelnd und knuffte ihn freundschaftlich in den Arm. „Sehr schön, wir liegen gut in der Zeit. Ich schaffe noch eben schnell die Leiche aus dem Gang hierher, dann gehen wir uns oben fein machen. Ach und das zerstückelte Gewehr sollten wir besser auch entsorgen. Ist eventuell etwas auffällig, he, he. Gut das die Schießerei doch nicht so laut gewesen ist, wie ich erst dachte“, ging er entspannt den weiteren Ablauf durch, während Miceyla den Säbel zurückbrachte. „Ich muss zugeben, dass ich unsere Schusswaffen erstaunlich gut finde“, gestand sie und blickte auf ihren Revolver. „Nicht wahr! Freut mich, wenn dies sogar dir auffällt. Ich werde dich demnächst mal mit dem Waffenentwickler bekanntmachen, der sie für uns herstellt.“ Miceyla ließ ihren Blick über die leblosen Männer schweifen, welche überall verteilt im Raum lagen und plötzlich wurde ihr ein wenig schwer ums Herz. `Diese Männer mussten doch auch bestimmt eine Familie gehabt haben… Menschen die ihnen etwas bedeuten…`, dachte sie betrübt und faltete mit geschlossenen Augen die Hände ineinander. „Was tust du da? Diese Kerle haben unzählige Menschen kaltblütig ermordet. Die gehörten zu der Art von Kriminellen, welche nicht einmal davor zurückschrecken, einem unschuldigen Kind das Leben zu rauben. Bete nicht für diese Widerlinge, sie verdienen dein Gebet nicht“, meinte Moran mit einem verächtlichen Blick auf die toten Söldner. Miceyla verzog angeekelt das Gesicht, als sie zu ihren Füßen hinabsah. „Igitt! Ich stehe hier die ganze Zeit schon in Blut! Na toll, jetzt muss ich wohl ohne Schuhe hochlaufen. Was solls… Wir ziehen uns jetzt ja sowieso um“, sprach sie und seufzte leise. „Ha, ha! Na los Miss Etepetete, wir haben noch etwas zu erledigen. Und wie es aussieht, geht es hinter dieser Tür gar nicht aus dem Keller raus. Dort befindet sich bloß eine Vorratskammer. Die Kerle hätten also ohnehin nicht entkommen können, Glück gehabt“, sagte er daraufhin lachend. Nachdem die beiden alles für Williams und Lestrades inszenierte Ermittlung vorbereitet hatten, liefen sie den Gang zurück, der sie wieder in den Weinkeller führte. „Warte mal kurz Moran… Dort drüben wurde etwas mit weißer Kreide an die Wand geschrieben… `Wenn das Gute zum Bösen wird und die im Herzen manifestierte Rache umherirrt, können die Kontrahenten sich nicht länger tarnen und das Schauernachtgeflüster wird sie warnen`… Langsam bekomme ich Angst…“, las sie mit einem mulmigen Gefühl die auffälligen Zeilen vor und bekam schlotternde Knie. „Sagte ich vorhin noch etwas von einem Gespenst… Nein, hierbei handelt es sich um den Teufel in Person… Wir müssen das wegwischen. Das wird für William zu einem ernstzunehmenden Thema werden. Bin mal gespannt, was er dagegen unternimmt“, sprach er verärgert, ließ dich jedoch nicht von diesem Streich verunsichern. `Ja… Diese ganzen mysteriösen Vorkommnisse, kann man mittlerweile nicht mehr auf die leichte Schulter nehmen…` Endlich kamen sie dazu den Keller zu verlassen und betraten den Raum, den sie zur Umkleide nutzen sollten. Einige Kerzen beleuchteten den Raum und Fred empfing die zwei mit einem ausgeglichenen Lächeln. „Euren bedachtsamen Gesichtern nach zu urteilen, kann ich davon ausgehen, dass die Eliminierung reibungslos vonstattenging. Da bin ich aber erleichtert. Ich habe mir ein wenig Sorgen um dich gemacht, Miceyla. Moran übertreibt es des Öfteren. Dort liegt eure neue Kleidung. Die Waffen könnt ihr mir schon mal geben“, teilte Fred den beiden Ankömmlingen ruhig mit und nahm ihre Revolver entgegen. „Naja, bis auf unseren nervigen Störenfried…“ meinte Moran beifällig während er sich auszog. „Als nervig würde ich diese Person nicht bezeichnen. Schließlich hätte ich ohne sie niemals den Tresor öffnen können“, warf Miceyla rasch ein. „Ja, mir ist nicht entgangen, dass hier jemand herumschlich, der uns regelrecht ausspioniert hat. Leider bekam ich keine Gelegenheit, um der Sache auf die Schliche zu kommen. William wird später entscheiden, ob wir dies als Gefahr einstufen müssen“, sagte Fred und schien selbst ein wenig beunruhigt darüber, dass er im Augenblick nichts dagegen unternehmen konnte. Auf einmal musste sie leise kichern und befreite sich von ihrem Umhang. „Was ist so komisch?“, fragte Moran mit einem flüchtigen Seitenblick auf sie. „Es ist nur… Wir rennen in Bartons Schloss herum und nutzen seine Räumlichkeiten, als wären wir hier zu Hause. Und er hat von all dem nicht die leiseste Ahnung… Oh! Was für ein schönes Kleid! Dies ist das schönste Rosègold, welches ich jemals gesehen habe! Und an den Schleifen hängen glänzende Perlen! Himmlisch! Wo ihr diese außergewöhnliche Kleidung nur immer herhabt, ha, ha“, sprach sie verblümt wie ein kleines Mädchen, als sie ihr Kleid für die Feier in Händen hielt und bemerkte, wie Moran sie desinteressiert ansah, während er sich in seinen Anzug zwängte. „U-umdrehen! Man schaut nicht dabei zu, wenn eine Lady sich umzieht!“, befahl Miceyla und weigerte sich, ihre Kleidung vor seinen Augen abzulegen. „Herrgott nochmal! Ich schau ja schon weg! Aber beeil dich wenigstens!“, nörgelte Moran leicht genervt und wandte ihr den Rücken zu. `Auweia… Gar nicht so leicht, dieses Kleid zuzubinden…`, dachte sie und versuchte irgendwie vor einem Spiegel, hinten die Schleife festzubinden. „Ich helfe dir“, sagte Fred zuvorkommend und schnürte ihr das Kleid zu. „Hey! Fred ist ja wohl ein Mann ebenso wie ich! Und er muss nicht wegsehen?!“, beschwerte Moran sich, der nun seine fertige Abendgarderobe anhatte. „Bei Fred ist das etwas ganz anderes. Er hat keine versauten Gedanken so wie du“, neckte sie ihn belustigt. „Was soll das denn bitteschön heißen?“, entgegnete Moran und verdrehte dabei die Augen. „Ach komm, mir kannst du nichts vormachen“, sagte sie lachend. Beide waren nun von Kopf bis Fuß ausgehfertig angekleidet und niemand würde erraten können, dass sie vor kurzem noch ein Blutbad angerichtet hatten. „Oho! Guten Abend, adretter Sir Eliot! Wo haben Sie denn nur den Raufbolden Moran gelassen?“, sprach Miceyla amüsiert, bei seiner ungewohnt vornehmen Erscheinung. „Oh Mann… Lässt du wieder die Komikerin raushängen? Dein eigenwilliger Sarkasmus, erinnert mich an jemanden… Das macht mich noch ganz bekloppt“, murmelte Moran seufzend und blickte abwesend zu Boden. Fred gab ihm eine neue Pistole und Miceyla ein Messer, welches sie sich unter ihr Kleid ans Bein schnürte. „Gleich trifft noch ein Gästepaar ein, dem könnt ihr euch im Eingangsbereich anschließen. Bis nachher. Mitternacht rückt immer näher…“ Mit diesen Worten nahm Fred ihre Kleidung, pustete die Kerzen aus und sprang abermals aus dem Fenster. `Der arme Junge, hat ganz schön was zu tun an diesem Abend…`, dachte sie mitleidig und sah wie der Vollmond hinter einer Wolke hervorkam und sein helles Licht in den Raum schien. „Auf geht’s! Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich für einen Kohldampf habe!“, sprach Moran vergnüglich. „Ja! Und endlich findet unser anstrengendes Versteckspiel sein Ende!“, sagte sie zustimmend und war sichtlich froh darüber, nicht noch einmal den düsteren Keller betreten zu müssen. Gemeinsam durften sie nun nach langem Warten den Festsaal betreten. Und bevor Moran über das Essen herfiel, gab er William auf seine Weise zu verstehen, dass unten alles nach Plan verlaufen war. Die Details musste er sich für nachher aufsparen, wenn keine anderen Leute in der Nähe waren. Miceyla gesellte sich lächelnd zu den beiden Brüdern. „Du siehst mal wieder umwerfend aus, mein Liebling. Es freut mich, dass ihr es noch rechtzeitig hergeschafft habt“, sprach William so vornehm wie eh und je. Eine gewisse Zweideutigkeit lag in seinen letzten Worten. `Liebling… So nennt er mich das erste Mal… Es fühlt sich ein wenig seltsam an und dennoch macht es mich glücklich.` „Natürlich, ich wollte zügig anreisen. Schließlich mag ich doch nicht, die wichtige Zeremonie gleich auf dem Schiff verpassen“, meinte sie mit gespielter Vorfreude und warf einen Blick auf Barton, der zu ihr mit einem lüsternen Augenzwinkern hinübersah. Sofort brach sie angewidert den Blickkontakt ab. Einige der Gäste kamen zu William und Miceyla, um ihnen zu ihrer Verlobung zu gratulieren. Es überraschte sie immer wieder, wie rasch sich doch Neuigkeiten, in den höheren Kreisen herumsprachen. Von Tag zu Tag wurde sie mehr und mehr in die Welt der Adeligen, mit ihren sowohl glanzvollen, als auch finsteren Facetten integriert. Tief im Herzen würde sie aber stets eine freie und unabhängige Seele bleiben, dies war der Schwur ihr selbst gegenüber. Die Liebe hatte sie in jene fremdartige Welt geführt. Und wenn sie es schaffte, all die glücksseligen Gefühle in William zu wecken, welche sie selbst verspürte, würde sie bis zum bitteren Ende bei ihm bleiben. „Du solltest dich nun Eliot anschließen und dich ausreichend stärken, ehe wir zum Schiff aufbrechen. Ich entschuldige mich mal kurz…“, sprach William mit einem geheimnisvollen Funkeln in den Augen und wandte sich von Louis und Miceyla ab. Sie nickte und wusste nur zu gut, dass er zur nächsten Etappe seines Plans überging. „Guten Abend, Inspector Lestrade. Sie sehen mir danach aus, als hätten Sie etwas auf dem Herzen. Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?“, grüßte er höflich Lestrade, welcher abseits der plaudernden Gäste stand und eine nachdenkliche Miene aufgesetzt hatte. „Oh! Lord William Moriarty, Sie haben mich erkannt! Das wundert mich bei Ihnen eigentlich nicht. Na gut, ich denke, dass ich mich Ihnen anvertrauen kann. Ich erhielt die Tage ein sonderbares Schreiben, es war vielmehr das Testament eines gefallenen Soldaten. Die Einzelheiten behalte ich lieber aus Sicherheitsgründen vorerst für mich. Jedoch… Lord Barton Wakefield wurde öfters darin erwähnt und Namen von Militärangehörigen, die bereits verstorben sind. All jene rätselhaften Morde, konnten nicht mit Beweisen hinterlegt werden, die Hand und Fuß haben. Ich wollte der Sache auf den Grund gehen und kam mit verschleierter Identität hierher“, erzählte Lestrade ernst und beobachtete sein Umfeld dabei aufmerksam. „Das hört sich für mich, nach einer äußerst verdächtigen Geschichte an. Solche abgeschobenen Vergehen, kann ich nicht auf sich beruhen lassen. Es ist die Pflicht eines vorbildlichen Adeligen, seinem Namen keine Schande zu bereiten und seine Vorrechte mit Rücksicht bedachtsam einzusetzen. Ich helfe Ihnen, Inspector. Wieso erkunden wir nicht einmal die verborgenen Kammern, dieser bescheidenen Behausung? Bis zu unserem Aufbruch ist noch reichlich Zeit“, erwiderte William aufrichtig und erreichte ohne Umschweife, dass seine Hilfsbereitschaft bei Lestrade Anklang fand. „Ich danke Ihnen. Wenn ich Sie an meiner Seite habe, kann ich mir sicher sein, dass ich mich nicht auf dem Holzweg befinde.“ Beide verließen daraufhin nach ihrer kurzen Unterhaltung, unauffällig den Saal. „Lassen Sie mich vorausgehen. Ich finde mich in dem Anwesen eines Adeligen am besten zurecht“, sprach William freundlich und schlug sogleich den Weg in Richtung des Kellers ein. „Das ist ein ganz gewöhnlicher Weinkeller… Ob es hier unten etwas Interessantes zu entdecken gibt? Aber ich vertraue Ihrem Scharfsinn einfach mal…“, murmelte Lestrade ein wenig unruhig. Sie durchquerten das ganze Kellergewölbe und kamen jenem Raum immer näher… „Wo kommt plötzlich dieser penetrante Eisengeruch her? Blut…?!“, zischte Lestrade nervös. Langsam stieß William die Tür auf und ließ den schauderhaften Anblick zum Vorschein kommen, der dem eines Schlachtfeldes glich. „Ach du meine Güte! Da dreht sich mir doch glatt der Magen um! So etwas Grausames, habe ich in meinem bisherigen Leben noch nicht gesehen!“, rief William mit perfekt gespielter Bestürztheit. „Großer Gott! Was hat hier denn für ein Gemetzel stattgefunden?! Das hätte ich jetzt wirklich nicht erwartet! Was sind das für Männer gewesen?... Soldaten?“, kam es sogleich geschockt von Lestrade und er lief aufgebracht hinein, um seine Untersuchung zu starten. „Ich nehme an, dass es sich bei den Leichen um namenlose Söldner handelt, die in Bartons Dienst standen. Wenn man bedenkt, dass der Lord das nötige Kleingeld besitzt, um ihre Arbeit zu bezahlen und deren Waffen zu finanzieren, erscheint mir dies recht plausibel“, bekundete William und schloss sich seinen Nachforschungen an. „Ja, das hört sich vernünftig an… Die Männer sind noch nicht lange tot, jemand muss sie während des Banketts ermordet haben… Und was haben wir denn hier?! Eine Militärmedaille… Ist das nicht?“ Lestrade hob den Orden begutachtend auf, ohne zu wissen das William ihn genau dort, wo der Inspector ihn finden würde, platziert hatte. „Wenn ich mich recht entsinne, handelt es sich hierbei um das Erkennungssymbol eines Brigadegenerals. Was könnte es damit wohl auf sich haben? Was meinen Sie, Inspector?“, fragte er ernst mit weiterhin geschauspielertem Verhalten. „Das ist ganz eindeutig Bartons Orden. Meine Vermutung ist, dass es bei den Männern zu Unstimmigkeiten gekommen war und sie sich von ihrem Herrn zu Unrecht behandelt fühlten. Also stahl einer der Männer seinen Orden. Barton hat dies herausgefunden und ihr verachtendes Verhalten, welches Hochverrat gleichkam, schwer bestraft. Kurz gesagt, er hat seine eigenen Untergebenen getötet, damit keiner Verdacht schöpfen und herausfinden könnte… Das er jene Männer vom Militär ermordet hat?! Ich meine, ist es nicht auffällig, in seinem Alter schon einen solch hohen Rang zu besitzen? Ich weiß, dass klingt eventuell etwas weit hergeholt, aber mir fehlen momentan weitere, stichhaltige Beweise. Jedoch war Barton vorhin einige Zeit auf seiner Feier abwesend und alle Männer wurden auf gleiche Weise erschossen…“, stellte Lestrade eine mögliche Theorie auf, schien dennoch noch nicht ganz davon überzeugt zu sein. „Ich finde Ihre Annahme recht überzeugend. Oft sind es die einfachen Deutungen, welche einen auf die richtige Fährte locken. Kommen Sie, Ihre Männer von Scotland Yard, können morgen in aller Ruhe den Tatort aufräumen. Noch würde Barton all diese Unterstellungen leugnen, doch gleich begeben wir uns an Bord des Schiffes, zu seiner Beförderungszeremonie. Lassen Sie uns den weiteren Verlauf dort beobachten“, schlug William vernünftig vor und verließ mit dem zustimmenden Lestrade den Keller… Der prall gefüllte Vollmond erleuchtete Miceyla und den anderen Gästen den Weg, während sie in Begleitung von William, Louis und Moran, das kurze Stück vom Schloss zur Themse lief, wo das große Passagierschiff auf sie wartete. Unter den Leuten herrschte eine ausgelassene Stimmung, auch William neben ihr war guter Dinge. Nur sie selbst verspürte das hartnäckige Gefühl der Nervosität, da sie genau wusste, welches Spektakel alle gleich erwarten sollte… An Deck führte eine gepflegte Dienerschaft, die Gäste mit Barton an deren Spitze, in den geräumig überdachten Innenbereich, der festlich geschmückt war. Hier durften sich alle bis Mitternacht weiterhin vergnügen. Miceyla entdeckte Albert in der andächtigen Halle, der neben einem Mann stand, bei dem es sich um den Generalleutnant Edward Royston handeln musste. Beide trugen ihre ordentliche Militäruniform. Neben ihnen stand ein hoher Podest, auf dem eine glänzende Brosche, eingebettet auf einem samtüberzogenen Kissen lag, welche Barton nachher verliehen werden sollte. Albert lächelte zu ihr, seinen Brüdern und Moran herüber. Das Finale des Tages rückte in greifbare Nähe… Die Atmosphäre an Bord des Schiffes, mit Kurs auf London, war eine ganz besondere in jener geheimnisumwobenen Vollmondnacht. In vielerlei Hinsicht. Und schließlich näherte sich der große Zeiger der Zwölf. „Lord Barton Wakefield, bitte treten Sie vor!“, bat Edward mit betonender Stimme und Barton lief mit stolzgeschwellter Brust, über einen langen Teppich auf seinen Vorgesetzten zu.Dabei warf er einen kurzen, abwertenden Blick auf Albert, der sich etwas im Hintergrund aufhielt. „Sie sind ein Mann von Mut und Stärke. Als Brigadegeneral haben Sie vorbildliche Arbeit geleistet, wie kein Zweiter. Aber, da fällt mir auf… Wo ist denn Ihr Orden abgeblieben?“, begann Edward mit einem fragwürdigen Blick, in Richtung des leeren Platzes auf Bartons Uniform. „Ach, den habe ich wohl versehentlich verlegt. Findet sich schon wieder…“, kam daraufhin seine beiläufige Ausrede. „Nun gut… Wir wollen mal nicht so kleinlich sein. Mit dieser Stunde, beginnt für Sie ein neuer Lebensabschnitt bei Ihrem Militärdienst. Bereits in Ihrem jungen Alter, können Sie mehr Auszeichnungen vorweisen, als Ihre gleichaltrigen Soldatenkollegen“, setzte Edward seine Rede fort. Miceyla hielt den Atem an, als plötzlich sieben Männer in Militäruniform, aus der Gästemenge hervortraten und mit bitterernsten Gesichtern geradeausblickten. Instinktiv klammerte sie sich vorsichtig an Williams Arm und beobachtete angespannt das Schauspiel. „Mörder! Du hast mich meiner Zukunft beraubt!“ „Feigling! An deinen hohen Rang, bist du bloß durch schmutzige Taten gekommen!“ „Betrüger! Die Soldaten von ganz England, hast du dir zum Feind gemacht!“ „Egoist! In deinen Augen, hältst du dich für das Zentrum der Welt!“ Warfen die Männer der Reihe nach, Barton wilde Anschuldigungen an den Kopf. Ein bestürztes Raunen ging durch die Menschenansammlung. Mit schockierter Miene, wandte Barton sich den Soldatenschauspielern zu. „Lord Wakefield! Gibt es da eventuell etwas, dass Sie uns verschweigen?“, fragte Edward misstrauisch. „Lassen Sie sich nicht von deren unsinnigen Geschwafel blenden! Das sind alles nur Hochstapler und nichts weiter! Die machen sich doch nur, über die richtigen verstorbenen Männer lustig! Genau!“, schrie Barton hektisch zu seiner Verteidigung und Schweißperlen auf seiner Stirn verrieten seine Nervosität. „Das Spiel ist aus, Barton! Jeder hat deine dreckigen Lügen bereits durchschaut! Stelle dich deinem Schicksal, wenn du noch einen Funken Ehre besitzt!“, sprach einer der gespielten Soldaten. Die Gäste wurden immer skeptischer. „Es reicht! Ihr seid hier die wahren Übeltäter! Hinfort mit euch!“, kam es von einem bestialisch dreinblickenden Barton, der unter seine Uniform griff und eine Pistole zückte. Entsetzte Schreckensschreie ertönten, als er kurzerhand einen der Soldaten mitten ins Herz schoss. Die restlichen sechs Männer machten kehrt und flohen aus der Halle. Barton stürmte sofort wutentbrannt hinterher. Miceyla folgte ihm zusammen mit ihren Kameraden im Eiltempo. Die Soldaten führten seinen Verfolger in Richtung des Hecks. „Wer hat das Schiff angehalten? Weshalb setzen wir die Fahrt nicht fort?“, rief Barton auf dem Weg zornig. Ein weiterer Schuss ertönte, der einen der Männer traf. Und wieder folgten angsterfüllte Schreie, welche dieses Mal allerdings nicht von den Gästen stammten… „W-woher kommen plötzlich all diese Leute her? Was macht das gemeine Volk an Bord meines Schiffes?!“, stammelte Barton verdutzt, dem allmählich die Orientierungslosigkeit heimsuchte. In seiner Verzweiflung wollte er einen weiteren, vermeidlichen Militärangehörigen erschießen. Doch ehe er abdrücken konnte, traf ihn selbst von hinten ein lauter Schuss. Wie versteinert ließ Barton seine Waffe aus der Hand fallen. Nach und nach wurde ihm schwarz vor Augen und schließlich sackte er schlaff zu Boden. Dickflüssiges Blut sammelte sich langsam um seinen leblosen Körper. `Inspector Lestrade hat ihn erschossen…!`, dachte Miceyla wie gebannt, die alles aus nächster Nähe miterlebt hatte. „Schachmatt, Barton Wakefield“, sprach William neben ihr feierlich und grinste zufrieden. Das Funkeln in seinen Augen, hatte etwas verborgen Kaltblütiges an sich, dass sie leicht erschaudern ließ. Doch nun konnte sie wieder erleichtert aufatmen. Mittenacht war vorüber und der Spuk hatte endlich sein Ende gefunden. Jetzt wo um sie herum ein panischer Aufruhr herrschte, war die richtige Gelegenheit, um ihre ungeduldige Neugierde zu stillen. „Will, übrigens… Danke das du jemanden vorbeigeschickt hast, um mir die Zahlenkombination für den Tresor mitzuteilen“, bedankte sie sich überprüfend, ob dies nun stimmte oder nicht. „Aber ich habe doch gar keinen zu dir geschickt“, verneinte William und blickte sie verwundert an. `Also tatsächlich…`, dachte Miceyla und fragte sich nun, ob der `Geist` gerade auch an Bord des Schiffes herumspukte. „William, kann ich kurz unter vier Augen mit dir sprechen?“, wandte Moran sich an ihn, ungerührt über den ganzen Trubel der ihn umgab. Die beiden entfernten sich etwas und suchten nach einem ungestörten Ort zum Reden. „Ah, Louis, bei dir muss ich mich natürlich ebenfalls bedanken… Ohne dich hätte das alles ein böses Ende nehmen können. Du weißt schon, wovon ich spreche…“, nutzte sie den Augenblick, in dem sie alleine waren, um ihn dafür zu danken, dass er den Mann im Schloss gerettet hatte. „Wofür dankst du mir? Glaubst du tatsächlich, ich hätte dies für dich oder diesen Mann getan? Ich wollte einzig und allein dafür sorgen, dass es zu keinem peinlichen Ärgernis bei dem Plan meines Bruders kommt. Solange du dich wie eine stümperhafte Dilettantin verhältst, muss ja einer ein Auge auf deine Arbeitsweisen haben“, sagte Louis nur schroff und entfernte sich daraufhin von ihr. Nach seinen kaltherzigen Worten, bereute sie es sofort ihm ehrlich gedankt zu haben. `Autsch… Obacht, werter Louis. Wer Wind säht, wird Sturm ernten…`, dachte Miceyla ein wenig beschämend. „Der `Maulwurf` ist wieder aufgetaucht…“, verriet Moran mit leiser Stimme. „Tss… Ich wusste es! Die ganze Zeit über, hatte ich dieses, sich einschleichende Gefühl im Unterbewusstsein. Aber soll mir nur recht sein. Das er sogar hier in Richmond aufgetaucht ist, verrät etwas Ausschlaggebendes über seine Person… Danke Moran, für deinen heutigen Aufwand. Erzähle mir die Einzelheiten später im Anwesen“, sprach William und hatte seine Augen erzürnt zusammengekniffen, jedoch entspannte er sich rasch wieder. „Oh und mal so am Rande… Deine Verlobte ist im Schlosskeller, ein ganz schön heißer Feger gewesen! Hätte nicht gedacht, dass die Kleine so viel auf dem Kasten hat. Meine Sorgen waren völlig unberechtigt. Sie gefällt mir!“, meinte Moran und grinste breit. Allerdings hätte er am liebsten seine Worte wieder zurückgenommen, als er Williams teuflischen Blick sah und geriet ins Schwitzen. „Wie darf ich das bitte verstehen: `Sie gefällt mir`?“, fragte dieser mit einem aufgesetzten Lächeln. „Ähm… Ha, ha!... Nun ja, als Kameradin selbstverständlich! Was auch sonst. Ich glaube nicht, dass ich ihr Typ bin…“, entgegnete Moran hastig, um sich nicht in einem falschen Licht dastehen zu lassen. „Gut. Das will ich schwer hoffen. Solltest du auch nur im entferntesten Sinne vorhaben, Miceyla anzurühren, hagelt es eine deftige Gehaltskürzung. Haben wir uns verstanden? Dann darfst du jetzt unseren Sieg feiern gehen“, verabschiedete William sich und lächelte weiterhin selbstsicher. „Ja… Das ist mehr als deutlich gewesen… Zum Fürchten dieser Mann…“, murmelte Moran, streckte sich aber kurz darauf ausgelassen und lachte nur lauthals los. Miceyla wollte Abstand vom Ort des größten Tumults gewinnen und irrte alleine an Bord des Schiffes umher. Mittlerweile wurde die Fahrt fortgesetzt. Da Barton nun nicht mehr unter den Lebenden weilte, bestand auch nicht länger die Gefahr, dass er an Land entkommen könnte. Da packte sie plötzlich jemand an der Hand. „Will, ich habe bereits nach dir gesucht…“ „Folge mir…“, flüsterte William und legte verschwiegen den Zeigefinger auf seine Lippen. Liebes Tagebuch, 12.3.1880 es kommt mir so vor, als hätte ich mehrere Tage in Richmond verbracht. Schrecklich viel ist passiert. Und ich bin der festen Überzeugung, dass ich die ganzen Ereignisse, welche sich dort zugetragen haben, niemals mehr vergessen werde. Unser Auftrag war aufregend und gefährlich zugleich. Aber mit Moran an meiner Seite fühlte ich mich sicher und hatte fast schon ein wenig Spaß. Ich denke wir beide werden gute Freunde. Nur, wie lange gehen unsere ganzen zukünftigen Einsätze gut, ohne das ich einen Menschen umbringen muss? Ich mag mir darüber noch keine Gedanken machen. Doch ich drücke mich eher vor dieser Realität… Am meisten beschäftigt mich immer noch die rätselhafte Person, die wir in Bartons Schloss nicht zu Gesicht bekommen haben… Die Art wie der Mann gesprochen hatte, erinnert mich komischerweise an etwas. Jedoch komme ich einfach nicht darauf. Ahhh! Das macht mich ganz wahnsinnig! Das liegt bestimm daran, dass ich momentan genug andere Dinge im Kopf habe. Wenn ich endlich mal wieder Ruhe finde, werde ich noch mal tiefgehender darüber nachdenken. Die letzte Nacht, hat mich im wahrsten Sinne des Wortes um den Verstand gebracht… Oh! Ich muss auch noch davon berichten, wie Louis auf das Resultat reagierte, als er mich wie angekündigt, heute Nachmittag über seine mir mitgegebenen Lektüren ausfragte. Das hole ich noch nach, he, he… Morgen bringe ich Sherlock sein Buch zurück. Heute war ich dazu zu erschöpft. Er hätte mich ansonsten hartnäckig, wegen meiner auffällig körperlichen Verfassung ausgefragt… Dies wäre mir dann doch etwas zu anstrengend geworden, ha, ha. Mein Herz schlägt wie verrückt, wenn ich an Williams und meine baldige Hochzeit denke… Meine jüngsten Erlebnisse waren ein kleiner Vorgeschmack davon, was für ein Leben mich in Zukunft erwarten wird… Schauernachtgeflüster Mein ungreifbarer Stern, du schimmerst hellkalt, sei wachsam, der schützende Schein flieht schon sehr bald. Das Schlagen eines Herzens vernehme ich in heikler Dunkelheit, der Wind weht kühl, Angst und Schrecken macht sich breit. Gedanken die zittern, mit verfolgender Gefahr im Rücken, Erfolg kennt nur eine Chance und die muss glücken. Ein Körper bewegt sich unbeirrt in Richtung Schicksal, die Seele erstickt dabei, wird blass und kahl. Vernichtet eure Rivalen, löscht sie aus, sät die Samen für euren Untergang, das wird nun daraus. Vor mir sehe ich eine Silhouette, ist es ein tapferer Soldat? Der wahre Retter, mit seiner heldenhaften Tat? Leise höre ich die Zweifel flüstern in mir, die Vernunft liefert sich einen Kampf mit der Gier. Meine Ängste schmelzen in deiner goldenen Glut, in deinen Armen weiß ich, alles wird wieder gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)